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Below is the raw OCR of Das Minnelied des Deutschen-land und Stadtvolkes edited by Friedrich S. Krauss in 1929.  If you wish to verify the text, please download the PDF of the scanned pages.

i
Zahl
Nur für Freuade der Urtricbfocschung bestimmt, die
sich schriftlich verpflichten, das Werk keinem geistig
minderwertigen Menschen vortuseigen.
Im Auftrage
und unter dem Schutt südslavischer Volksgerichte,
die sich aus freien Stücken der grausam verfolgten
Urtriebforschnng annehmen.
Alle Rechte vorbehalten

BEIWERKE ZUM STUDIUM
DER
ANTHROPOPHYTEIA
unter redaktioneller Mitwirkung und Mitarbeiterschaft
von
Prof. Dr. Frans Boas an der Columbia-Universität in New-York, U. S. A.,
Dr. Georg Busch an in Stettin, Prof. Dr. Raffaele Cor so in Neapel»
Prof. Dr. Sigmund Freud an der Universität in Wien, Ferdinand
Freiherrn von Reitienstein in Dresden, Prof. Dr. Karl von den
Steinen ia Berlin, Gerald Camden Wheeler in London und anderen
Urtriebforschern, gegründet im Verein mit Prof. Dr. Hermann Obst in
Leipzig und Prof. Dr. Giuseppe Pitrfc in Palermo
herausgegeben von
Dr. Friedrich S. Krauss
in Wien, VII/2, Neustiftgasse 12
IX. Band
Das Minnelied des deutschen Land- und Stadtvolkes
Abhandlungen und Sammlungen herausgegeben von
Dr. Friedrich S. Krauss
Bezugpreis für jeden Band 40 Mark

DAS MINNELIED
DES DEUTSCHEN LAND- UND
STADTVOLKES
Abhandlungen und Sammlungen
von
Alfred Webinger, W. Aldheiden, F. J. W. M, in Bonn
Otto Stfiekrath, Friedrich Erich Schnabel, Paul
Malier, Edgar Spinkler, Josef Hoschek, S. Schrenck,
Karl Schwalbach, Heschel Bernstein, Hans Frei-
mark, A. B. in Berlin, P. M. in Gießen, J. H. und
Friedrich S. Krauss
Herausgegeben von
Dr. Friedrich S. Krauss
in Wien, VII/2, Neustiftgasse Nr. 12
Ethnologischer Verlag Dr. Friedrich S. Krauss
Leipzig 1929

INHALT:
Seite
1. Ein Geleitwort aar Einführung. Von Friedricn S. Krauss ...                ..... . 7
& Dentteke Bauernliebe. Beitrage rar Erforschung 4er Miaue int Leben und Licde, vonfiglich
der obei-österreichischen und steirischen Bauernschaft. Von Dr. Alfred Webingcr . Mit
276 Volksweisen........................ Ff====P .......35
3.  Das Frankfurter Gassenlied, Reime, Lieder und Redensarten ans Kindermund in Frank*
fürt a. M. — Gesanunelt von W. Alderbeiden. Mit 27 Volksweisen . . . .........231
4.  Studenten*Schnickschnacklieder. Herausgegeben von Dr. Philemen........... 260
5.  Aus Bonner Studentenkreisen. Mitteilungen von F. J. W. M. ...... ........268
6.  Leberreime aus alter und neuer Zeit. Von Otto Stückratb............. 269
7.  Minnelieder aus Westfalen. Mitgeteilt von Erich Schnabel..............276
8.  Minnelieder kurlandischer Städter. Mitgeteilt von Edgar Spinkler..........279
9.  Das Minnelied lustiger StSdter. Die Wirtin an der Lahn. Einführung von Krause, Erbe-
bungen von Edgar Spinkler, Dr. Josef Hoschek, Dr. Philemon, F. J. W. M., Dr. S. Sekrenek,
Karl Schwalbach und Heschel Bernstein................•......295
10.  Klapphorn-Verse. Mitteilungen von Krauss, Edgar Spinkler, P. M., j. H., Dr. Sekrenek
und Hans Freimark..................................311
11.  Schüttelreime. Mitteilungen von Krauss und Dr. Schrenck...............312
12.  Minnelieder deutscher Seefahrer. Einleitung von Krause, Mitteilungen von Dr. Paul
Müller und Direktor Dr. W................................314

EIN GELEITWORT ZUR EINFÜHRUNG.
Südslavische Rcigenlieder, nämlich Min-
nclieder, fing ich bereits als fünfzehnjähri-
ger Knabe aufzuzeichnen an. Auf meinen
Reisen zur Erkundung der Volksüberliefe-
rungen unterliefi ich es auch nicht, bei
jeder Gelegenheit meine Sammlung zu er-
gänzen. Während des Wellkrieges war ich
Direktor und Professor an der Kriegsinva-
lidenschule des k. u. k. Kriegsspitals in
Wien, XIX., Grinzing, besuchte noch ne-
benbei weitere 60 Spitäler in Wien und um
Wien herum und nahm von meinen süd-
slavischen Schülern und Schützlingen unter
anderer Folklore auch Minnelieder auf. Zu-
dem flössen mir Niederschriften von Freun-
den und Freundinnen aus dem Süden auch
noch zu, so daß ich gehäuft viertausend
derartiger Liedchen fröhlicher Geschlechts-
lust zusammenbekam.
Mit dem bloßen Abdruck der slavischcn
Zeilen und den Verdeutschungen dazu und
auch mit philologischen Erläuterungen
wäre da noch nicht viel getan. Der Grund-,
stock dieser Lieder weist auf oine uralte,
man dürfte ruhig sagen, urzeitliche Ueber-
licferung hin, denn nichts ist den Menschen
bedeutsamer, als ihre Geschlechtslust und
was daran hängt. Gäbe ich die Vorlagen
einfach heraus, so erschienen die Südsla-
ven in einer eigentümlichen Beleuchtung,
zumal den mit dem Volkstum selbst des
eigenen Volkes wenig vertrauten Städtern,
die so gut wie ausschließlich den Leserkreis
meiner Anthropophyteia bilden. Um mir
darüber einige Klarheit zu verschaffen, was
von meiner südslavischen Liedersammlung
als echt slavisch und was als allgemein
menschlich aufzufassen sei, beschloß ich,
ähnliche Sammlungen in aller Welt, in
erster Reihe aber bei den sprachverwandten
Nachbarvölkern anzuregen. Auf solche
Weise gewann ich bisher polnische, weiß-
russische, noch ungedruckts und auch vor-
liegende deutsche 8ammlung. Eine von
Borde besorgte spanisch-südamerikani-
sche gab ich als den VIII. Band der Bei-
werke heraus.
Damit ist vorläufig viel für die ge-
schlechtswissenschaftlichen und kulturge-
schichtlichen Untersuchungen gewonnen.
Damit bangt zugleich die Frage nach der
Entstehungsursache solcher Lieder eng zu-
sammen. Es sind vorwiegend Tanzlieder.
Diese Erkenntnis führte mich dazu, ein-
gehend über den Ursprung des Tanzes, des
Gesanges und der Musik nachzuforschen.
So brachte ich den Stoff zu drei Bänden
auf, welche die richtige Einleitung zu die-
ser und den weiteren Minneliedersammlun-
gen der Völker sein werden. Um aber die
Einführung richtig zu bewerten, müssen
vor allem die Lieder gedruckt erscheinen,
weit es nicht möglich ist, die erforderlichen
Belegstücke in den Einführungsbänden un-
terzubringen, die genau genommen vom
südslavischen Volkstum ausgehen, zu dem
die hier dargebotene deutsche Sammlung
Entsprechungen beisteuert. Wieviel die
Nschbarvölker im Wechselverkehr einander
entlehnt, wie sie einander beeinflußt haben,
das zu ermitteln, wird späterhin eine Auf-
gabe vieler Volksforscher sein, wenn sie
einen Ueberblick über das Vorhandene ge-
winnen.
Was mich seit Jahrsehnten bestimmte,
mein Augenmerk beharrlich den nichts we-
niger als salon- und schönliteraturfähigen,
höchst selten witzigen oder geistreichen
oder klugen südslavischen Aeigcnliedchen
zuzuwenden, war meine zusehends wach-
7

sende Erkenntnis, daß man aus der Ergrün-
dimg dieser Ueberlicferung einen der lehr-
reichstem Abschnitte der Geschichte mensch-
licher Gesittung und Geistgestaltung er-
schließen kann. Die Aeußerungen der Min-
nelust erscheinen tatsächlich als beredtere
Zeugnisse der Vergangenheit als die Werk-
zeuge und Geräte, nach denen die Urge-
schichtsforscher (Prähistoriker) ihre zeit-
lich beschränkteren Urzeitbilder entwerfen,
denn die Fundstücke sind im Grunde ge-
nommen nur zu vielen willkürlichen Deu-
tungen ausgesetzt. Noch bedenklicher wirkt
auf mich die auf Worten nach sprachver-
gleichendem Verfahren aufgebaute Ur-
sprungsgeschichte einzelner Völkergruppen
ein, selbst wenn man noch so klar die
Wortwurzeln bloßlegt. Die Lautgesetze sind
nichts weniger als unabänderliche Naturge-
setze; vielmehr bloß Regelmäßigkeiten, die
Störungen unterworfen sind. Von Sprachen
mit ausgedehnter Verbreitung wissen wir
so ziemlich sicher, daß sie selbst in ihrer
ältesten beglaubigten Gestalt fremde Be-
standteile in sich aufgenommen haben, de-
ren ursprüngliche Zugehörigkeit in un-
durchdringliches Dunkel gehüllt ist. Spra-
chen nützen sich ab und sterben aus, dage-
gen wohnt den mit der Geschlechtiich-
keit unzertrennlich verbundenen Sitten und
Bräuchen ein schier unverwüstliches Be-
harrungsvermögen inne. Weil aber den süd-
slavischen Ueberlieferungen dieser Art eine
solche Ursprünglichkeit eigen ist, wie man
ihr zumindest meines Wissens sonst bei
keinem anderen Volke in Europa begegnet,
kommt ihnen eine ausnehmend hohe Be-
deutung für die Erforschung des mensch-
lichen Trieblebens zu. Die Erörterung, war-
um und wieso unser deutsches Minnelied
weitaus weniger nach dieser Richtung hin
ergiebig ist, bahnen die Beiträge meiner
Mitarbeiter an dem vorliegenden Bande an,
indem sie zu ihr die Unterlage schaffen.
Unsere Forschungen stoßen auf einen er-
bitterten Widerstand, nicht etwa bei den
Völkern, sondern nur bei einem Kreis von
Leuten, die sich zu Erziehern und zu Rich-
tern der Völker auf werf en, wozu sie gar
nicht berechtigt sind, während wir Folklo-
risten als Aufzeichner und Erklärer ledig-
lich unsere wissenschaftlich uns auferlegte ,
Pflicht erfüllen, ohne irgendwie mit dem .
Inhalt der Folklore etwas gemeinsam zu
haben. Wegen unserer Ehrlichkeit und Ge-
wissenhaftigkeit erwerben wir uns in der
ganzen Welt bei verständigen, votlsinnigen
Menschen Dank.
Einer der bedeutendsten Sprachen- und
Sittenforscher, der das Wort Völkerpsy-
chologie geprägt hat, H. Steinthal, be-
merkt in seiner Abhandlung über Mythos,
Sage, Märchen, Legende, Erzählung, Fabel
(Ztschr. f. Völkerpsycliologie 1887, XVII,
iaa): „Die Volkspoesie mag auch in ihrer
besseren und besten Zeit gelegentlich' und ver-
einzelt derb sein, unzart, das Gemeine nicht
scheuend, und dann auch im Ausdruck
nicht fein, aber allemal ist sie ehrlich und
auch sittlich; nimmt sie aus anderen Krei-
sen etwas auf, so muß es ihr passen."
Entscheidender ist für uns. was F. G o 1 d-
stein anläßlich seiner Besprechung von
W u n d t s Völkerpsychologie nachdrücklich
hervorhebt, denn wir Folkloristen wollen
keine Völkersittenrichter sein, sondern
schlichte Forscher. Goldstein sagt rich-
tig: „Die Völkerkunde muß sich überhaupt
daran gewöhnen, alle Erscheinungen im
staatlichen Leben von den niederen In-
stinkten der Menschen herzuleiten, denn
sie regieren die Welt Nur dann wird sie
ihr erhabenes Ziel, die Befreiung der Wis-
senschaft von spießbürgerlicher Sentimen-
talität erreichen." (Globus 1909, XCVI,
80.)
Wir Volksforscher erkennen als Samm-
ler der Folklore das Schlagwort, „niedere
Instinkte" nicht an und haben nicht die
Aufgabe, die Wissenschaft von irgendeinem
Ballast zu befreien, sondern einfach, die
Wahrheit zu ermitteln. Eine Triebbetäti-
gung, der wir unser Leben verdanken, er-
scheint uns als die heiligste Handlung un-
serer Eltern, deren wir in Ehrfurcht und
Dankbarkeit liebevoll gedenken müssen.
8

Weil die Minne die höchste Lustbefriedi-
gung gewährt, darum ist aller gesunden
Menschen Hauptaugenmerk auf sie ge-
kehrt und sie beschäftigen sich bei jeder
Gelegenheit mit ihr, nicht zuletzt in fröh-
licher Laune. Daran zu mäkeln, ist zumin-
dest eine Ungehörigkeit, das Natürliche aber
zum Verbrechen zu stempeln, gewiß ein
Verbrechen.
Rudolf K r a s 8 n i g g erzählt von der gu-
ten Stimmung der österreichischen Soldaten
am vorletzten* Tag des großen Schlußma-
növers bei Stellen: „Sie waren die aller-
fidelsten der Fidelen, sie sangen ungeheuer
muntere Soldatenlieder, deren Text selbst
die abgefeimtesten realistischen Dramen-
dichter hätte zum Erröten bringen können.' 4
(Hauptmann Fingal, Humoresken aus dem
MUitärlcben, Wien und Leipzig, 190/i, 71.)
Das waren keinerlei neue Erfindungen und
Erdichtungen, sondern Texte, die zum ei-
sernen Bestand der Kasernen gehören und
eben deswegen als Folklore aufzufassen
una zu erklären sind. Das vom Erröten ist
eine Dummheit. Man errötet über die Sol-
datenlieder ebensowenig in den Soldaten-
kreisen als unter den fideieu Studenten und
Künstlern über die Gstanzcln von der Wir-
tin an der Lahn, sondern freut sich des Le-
bens und seiner Mannheil. Man übersehe
nicht, daß die Soldaten keine wirkliche,
vom Volke abgesonderte Kaste für sich bil-
den, sondern allen Schichten des Volkes
entstammen. Sie bringen lediglich in den
Kriegerberuf die vorher ihnen vertrauten
und lieben Erinnerungen mit und tauschen
sie untereinander aus. Auf diese Weise brei-
tet sich vornehmlich das Minnelied über
das ganze Volksgebiet aus, nicht nur in der
Muttersprache, sondern auch in Uebcr-
setzungen in andere Sprachen des Staats-
bezirkes.
Ich sage gut deutsch Minnelieder statt
erotischer Lieder, nicht so sehr aus Abnei-
gung gegen das in unserer Schriftsprache
eingebürgerte Fremdwort als darum, weil
die auf den § i84 St.-G.-B. eingeschwore-
nen Vorkämpfer des Eunuchentums mit
Eros, Erotik und erotisch den Inbegriff
äußerster sittlicher Verkommenheit ver-
knüpfen. Diese Art Erscheinungen liegt ei-
gentlich abseits der Folklore, die wir pfle-
gen. Ich muß auch das Wort Liebe vermei-
den, das erst seit drei Jahrhunderten in
Umlauf kam, sich auf ein gesteigertes Ge-
fühlsleben bezieht und einen verschwom-
menen Inhalt gewonnen hat. Man spricht
von einer Liebe zu Gott, zur Kunst, zur
Wissenschaft, zur freien Natur und hegt
Vorliebe für alles Mögliche. Ich kann
in diesem Sinne das Wort Liebe zur Be-
zeichnung unserer Volksliedersammlungen
nicht gut verwenden.
Die „Welt am Morgen" (Wien, 7. Sept.
1927) teilt mit: „Ein russischer Gelehrter
namens Zalkind unternimmt einen Feld-
zug gegen die Liebe. Er erklärt, sie sei
nichts weiter als ,ein giftiger Auswuchs des
Kapitalismus 1 . In der Natur komme etwas
derartiges überhaupt nicht vor; dort gebe
es nur Fortpflanzungsfähigkeit, die bei
Tieren und Gewächsen nur einen begrenzten
Abschnitt ihres Lebens einnehmen. Die ka-
pitalistische Ideologie der sogenannten Lie-
be habe aber wie ein verderblicher Pilz das
Denken und Handeln der Menschen über-
zogen und müsse zusammen mit dem Ka-
pitalismus selbst ausgerottet werden.
Dem Russen entging wohl die oft gut
beglaubigte Erfahrung, daß mitunter llosse,
Affen, Hunde und Katzen ihrem verstor-
benen Herrn aus Liebe oder treuer Anhäng-
lichkeit im Tode nachfolgen. Um mit ihm
und dem Kapitalismus über die Liebe zu
rechten, die mit dem Kapitalismus rein
nichts zu tun hat, fehlt es mir an Lust und
Zeit.
Ich greife zu dem gegen Ende des 18.
Jahrhunderts von einigen Sprachreinigern
aus dem halbverschollenen mittelalterli-
chen Sprachschatz hergeholten Wort Minne
zurück, das, genau betrachtet, mit der be-
seligenden Liebe wenig zu schaffen hat.
Minne bedeutet liebevolles Gedächtnis, ist
verwandt mit meinen und mahnen
(gedenken machen). Es steht im Ablaut-
9

Verhältnis zum Hauptwort Man n und dem
Fürwort m a n. Das Beiwort in innig-
lich gebrauchen schon Vosz, Moser
u. a.; min nidich, mhd., zur Minne ge-
hörig, lieblich, schön, zierlich, auf lieb-
liche Weise, dasselbe, was mhd. minne-
lich, liebreich. Singt unser Dichter von
der Minne Lust und Leid, so meint er ei-
gentlich die Freude und den Jammer, die
den Menschen aus den Unterleibsvergnü-
gungen erwachsen, so daß man der Ent-
lastung pflegen muß, selbst wenn dabei
blutwenig von Verliebtheit zu verspüren ist.
Von solchen Zuständen handelt die über-
wiegende Mehrheit der in diesem Buche
mitgeteilten ländlichen und städtischen
Ueberlicferungen, die man darum als wahre
Minnelieder bezeichnen muß. Es sind
durchwegs Aeußerungen fröhlicher Daseins-
lust, des Frohsinns und meist feuchtfröh-
licher Stimmung ohne Arg und Falsch. Mit-
telbar beleuchten sie des Volkes Wissen
von der Geschlechtlichkeit und belehren
uns deutlicher über die Auffassung der
breiten Volksmenge vom Geschlechtsver-
kehr in Sitte, Brauch, Glauben und Ge-
wohnheit, als es Geistliche, Staatsanwälte,
Polizisten, Bonnen und Aestheten in ihren
Reden und Schriften zu tun vermögen,
denn diese Herren und Frauen geben doch
nur ihre eigenen Wünsche und ungeklärten
vorgefaßten Meinungen als eine Richt-
schnur für das Volk aus. Sie kennen es
gewöhnlich sehr oberflächlich oder gar
nicht.
Bei allen von südslavischen und ebenso
von deutschen Bauernfrauen veranstalteten
Festen bildet den Hauptstoff ihrer Unter-
haltung die Minnelust oder das Unlerleibs-
vergnügen. Man tut das in anderen Kreisen
verächtlich mit Weiber tratsch und Weiber-
klatsch ab. Diese Schmähworte besagen
aber doch gar nichts Bestimmtes. Für die
Frau im europäischen Völkerkreise ist und
bleibt das Wohlbefinden ihrer Geschlechts-
teile das allerwichtigste in der Welt. Bei
den Waparenegern in Ostafrika ist dies
noch durchsichtiger, weil sie von keinerlei
heuchlerischer Schamhaftigkeit angekrän-
kelt sind. Die geschlechtliche volle Auf-
klärung hebt für die Mädchen in deren
7.—9. Jahre bei eigenen Frauenfesten statt.
Man spricht davon nicht zu den sittenstren-
gen Missionären aus Furcht vor Zurecht-
weisung und Spott. „Bei unseren Christen-
frauen", so erzahlt Ernst Kotz, „ist diese
Furcht nicht mehr vorhanden, und so brau-
chen sie keine Rücksichten zu nehmen. Sie
erzählen auch alles bis ins Kleinste, wie
is auf diesen Festen zugeht." Diese Be-
schreibungen bieten aber eine solche Fülle
von Stoff dar, enthalten eine derartige
Menge von schwer zu beschreibenden und
auch höchst anstößigen Dingen, daß ich
es mir versagen muß, hier darauf einzu-
gehen und mich daher nur auf die äußeren
Umstände beschränken werde. Auch die
vielen Lieder, die da gesungen werden,
bieten, abgesehen von ihrem fast durchwegs
erotischen Inhalt, wegen ihrer poetischen
und altertümlichen Sprache der Ueber-
setzung die größten Schwierigkeiten dar.
Die Leute selbst verstehen den Sinn der
Lieder zum Teil nicht mehr!"
Die südslavischen Bauernfrauen verstehen
den Sinn ihrer Schnadahüpfel ebenso gut,
wie die deutschen Landmädchen, nur uns
städtisch geschulten Sammlern und Erklä-
rern fällt es mitunter nicht leicht, ihn zu
erkennen, weil uns unsere sogenannte hö-
here Bildung vorn Volke und seiner Spra-
che trennt. Wir sind es gewohnt, unsere
Umwelt sozusagen mit Joel Bitschofs Brill
auf der Nos zu betrachten, durch die wir
Zerrbilder der Natur zu erschauen pfle-
gen. Unsere Brillen verdunkelt man mit
einer die Klarheit trübenden Moral, deren
Haupt Verfechter unser Mißtrauen erwecken.
Die Mehrzahl der beruflichen Puppen-
jungen trieft von lauter sittlicher Ent-
rüstung. Nur darum bedrohen sie die Un-
glücklichen, die sich, ihrem Triebe ge-
horchend, irgendwie mit ihnen einlassen,
mit Erpressungen. Zieht sie ein Bedrängter
vors Gericht, so stellen sie sich gewöhnlich
als unschuldige Opfer der bösen Verfüh-
10

rungskünste des Anklägers hin. Lustknaben
bemächtigten sich bei den Slovenen, Chro-
woten und Serben in deren Zeitungen des
Fachs der Bücherbesprechungen. Wer sich
von ihnen nicht irgendwie loskauft, den
verreißen und verlästern sie im Stile auf-
geregstester patriotischnationalkonfessioncl-
ler Sittlichkeit. Solche Ausfälle erwecken
Brechreiz. Vermutlich münzte unser mit
Unrecht halbvergessene Dichter Rudolf
Alexander Schröder in seinem „Ely-
sium" (Leipzig o. J., S. 27) auf derartige
deutsche Rezensenten den Vierzeiler:
Aus Kot ist oben jeder Mund,
Und war er noch so rein;
Und gegen dieses Landes Grund
Ist Wasser hart wie Stein.
Im gegenwärtigen Hungarien rüsten die
Machthaber unverdrossen zu einem Kriege
gegen das entwaffnete, verkleinerte Oester-
reich, um ihm das Burgenland zu entreißen
und gegen den jungen SHS-Staat, um ihn
ganz zu zertrümmern. Um nun die Auf-
merksamkeit der Welt von diesem Treiben
abzulenken, verfielen sie nach reichsdeut-
schem Vorbild auf die Wahrung der öf-
fentlichen, wie männiglich bekannt, seit
jeher dortzulande in allen Hotelen und Bor-
dellen gepflegten Schalkhaftigkeit. Der
Wiener Satiriker P a n h o 1 z e r weiht die-
ser „ungarischen Sittlichkeit" der Erwa-
chenden — so nennen sich die Mörderban-
den — im Wiener ,Abend 4 vom 12. März
1927 das Sprüchlein:
Die Schinder und Henker erhitzen
Sich über den Sittenverfall! —
Die ekligsten Vetteln besitzen
Gewöhnlich die dickste „Moral".
Im Gesichtskreise des Weltmannes beur-
teilt Georg Hirth beinahe so wie ein
Folklorist den Wert und Nutzen der eroti-
schen Schnurre. Er wußte freilich noch
nicht, daß diese Art von Erzählungen das
Um und Auf der ärmeren Volksschichten
bei uns und immer der kulturarmen Völker
in aller Welt sind und es auch waren. Un-
sere adelige — gottlob so gut wie abgetane
— höfische und die nun halbproletarisierte
bürgerliche Gesellschaft stand mit ihrer
Erotik niemals außerhalb des oder über
dem Volke, im Gegenteil, im regsten Aus-
tausch derbsinnlicher Schnurren oder Zo-
ten. Hirth sagt: „Frivolität und Zy-
nismus in den Angelegenheiten der Liebe
sind unter gesunden, sinnlichen Männern
nicht nur in Frankreich, sondern auch in
deutschen Landen so sehr an der Tages-
ordnung, daß man in jeder Minnergesell-
schaft ihrer gewärtig sein muß. Noch nie
hat der erotische Witz so ungeniert
Orgien gefeiert, wie jetzt. Aber ich glaube
die Beobachtung gemacht zu haben, daß
die Geschlechtskrankheiten dabei nur noch
eine bescheidene Rolle spielen — eine Folge
der Aufklärung und der zunehmenden Hu-
manität. Die Erkenntnis ihrer schrecklichen
Gefahren läßt nur noch Raum für die
grimmigste Satire, nicht mehr für den be-
häbigen Humor. Um so lustiger geht es
über Hahnreitum und Ehebruch, Nuditä-
tenschnüffelei und Sittiichkeitsheuchelei,
Impotenz und Perversität her. Daß man
heute eher als sonst auch im Kreise be-
freundeter Frauen einen erotischen Scherz
wagen darf, halte ich für einen großen
Fortschritt. Das stimmt ganz zu der be-
rechtigten Forderung, daß die Frau quoad
geschlechtlicher Aufklärung kein prüdes
Gänschen bleiben darf, wenn sie den überall
lauernden Gefahren der gebundenen wie der
freien Liebe gewachsen sein soll. Unter
sinnlichen Eheleuten, mit und ohne kirch-
lichem Segen, waren Frivolität und Zynis-
mus zu allen Zeiten die Voraussetzung
wirklicher Intimität und der beste Schutz
gegen erotische Eheirrungen.'* 1 )
Hirth gebraucht die zwei Worte „freie
Liebe" im Sinne von Hurerei durch Reich-
tum. Durch Geld und Gut entstandenes Wohl-
leben und gedankenarmer Müßiggang, aber
auch durch große wirtschaftliche Not her-
vorgerufene Kleinmütigkeit fördern das
1 ) Wege zur Heimat, München 1909,
S. 6i4f.
11

Lotlorleben, keineswegs jedoch das Minne-
lied und dergleichen Ueberlieferungcn.
Die minnefrcudigcn Sprüche, Lieder,
Rätsel, Schnurren entsprechen einem leib-
lichen oder lebenerhaltenden Bedürfnisse
des Menschen, indem sie sozusagen wie
ein Ventil erleichternd wirken, allzumal
durch die Auslösung eines zwerchfeller-
schütternden Lachens. Der lockere Witz
deckt mit einem plötzlichen Schlage die
Heuchelei und Verlogenheit, die Schwäche
und die Hinterhältigkeit der Menschen in
ihrem Geschlechtsleben auf und befreit den
Lacher zum mindesten für Augenblicke von
dem auf ihm lastenden Druck. Er klärt
seinen Verstand auf und bildet seinen Geist
oft besser, weil anschaulicher als religiöse
oder gesetzliche Gebote und Verbote. Der
Witz vermag im weitesten Sbne des Wortes
entweder das Leben bedrohende oder es
mindestens störende Angriffe von Umgebun-
gen oder Ursachen zu beseitigen oder doch
unwirksam zu machen. Die Anthropophy-
teia sind demnach als vielseitigste
Sammlung der heitersten Aus-
brüche der in der Sprache zum
Ausdruck gelangenden Erotik in
vorzüglichstem Maße geeignet,
die Sittlichkeit und Schamhaftigkeit, mit-
telbar das Wohlbefinden und die Gesund-
heit der sich mit dem Studium dieser
meiner Werke Befassenden zu fördern.
Wer das Gegenteil davon ausstreut, macht
sich der Verleumdung und der Ehrab-
schneidung schuldig. Wer sich von der
Richtigkeit dieser Einwände überzeugen
will, lese in Freuds gedankenreichein
Werk vom Witz nach.
Die Sittenrichter, die uns Volkssitteucr-
forscher mit unnachsichtlicher Grausam-
keit als die Sitten verderber anklagen und
ständig mit härtesten, entehrenden Strafen
bedrohen, müßten sich eigentlich auf alle
die Völker wutschnaubend werfen, welche
den „unzüchtigen" Sitten in Wort und Tat
ergeben sind. Leider unterlassen sie es, weil
es einigermaßen lebensgefährlich sein dürf-
te. Ich mache sie aber zum Ersatz auf den
Missionär Ernst Kotz aufmerksam, an
dem sie ihr Mütchen kühlen können, weil er
sich nicht scheut, die fürchterliche Unzüch-
tigkeit der Waparencger gegen die uns von
den Wahrern unserer uns vom § i84 St.-G.-
B. aufgezwungenen Sittlichkeit auszuspie-
len. Er bemerkt nämlich in seinem Buche:
Im Banne der Furcht (Hamburg .1922,
S. 90):
„Natürlich fehlt es bei einer solchen
Hochzeit nicht an vielen anzüglichen Ge-
sängen, die nach unserer Anschauung die
Grenzen des Schicklichen weit überschrei-
ten, aber es ist größtenteils die Unbefan-
genheit der Naturkinder gegen solche Din-
gt;, die darin zum Ausdruck gelangt. Das
Natürliche ist ihnen eben natürlich, eine
Auffassung, der wir auch in der Bibel oft
begegnen. Sie sind sogenannte „Wilde", die
Europas übertünchte Höflichkeit nicht ken-
nen, und die, um mit einem englischen
Ausdruck zu reden, a spade a spade nen-
nen. Damit will ich nicht etwa alle diese
Dinge entschuldigen oder als harmlos hin-
stellen. Nur weil wir so 1 e i c h t zur Ueber-
hebung neigen, ist es angebracht, immer
wieder zu betonen, daß wir „Zivilisierte 4 *
auch in diesem Stück nicht das geringste
Recht haben, uns irgendwie besser und
sittlicher zu dünken als jene Neger. Im
Gegenteil hätte mancher europäische Vater,
der seine Tochter „verkauft" hat, allen
Grund, vor unserem Paremann zu erröten.
Denn wie oft kommt es auf unseren ge-
räuschvollen Hochzeiten mit ihren „vielen
anzüglichen" Gesängen, die nach unserer
Auffassung die Grenzen des Schicklichen
weit überschreiten", vor, daß der Hausvater
aus gläubigem Herzen ein Gebet für
das fernere Wohlergehen seiner Tochter
spricht?"
Der Negervater spricht eben eines, und
zwar ein sehr erhebendes Gebet. All diese
Einwendungen fruchten nichts, solange als
sich Ankläger und Richter mit ihren Hel-
fern berufen fühlen, als sittliche Wächter
das Volk zur dümmsten Heuchelei und
Verlogenheit in seinen Reden zu erziehen.
12

Sie vergällen und verbil lern ihm seine Freu-
de am Leben und Lieben, sie verelenden
es damit auch geistig.
Die amtsmißbräuchliche gerichtliche und
polizeiliche Anwendung des Zauberpara-
graphen i84 St.-G.-B. hat bereite viele
arge Verheerungen und eine xunehmendc
Unsicherheit unter Schriftstellern und
Buchverlegern erzeugt. Es ist ein Glaubens-
satz der neuen Religion der Anbeter dieses
§ i84 St-G.-B. et bestände «n ent-
setzlicher Wortzauber, der tut den auf die
Minnelust hinweisenden Worten unserer
Muttersprache und vollends den Schilde-
rungen und Bildern ausströme, welche ir-
gendwie den Geschlechtsverkehr behandeln.
In ihrer Angst und Verzweiflung wandten
sich so manche um Aufklärung und Beleh-
rung an mich, um von eiuem Kenner des
Stoffgebietes zu erfahren, woran sie sich
zu halten haben. Um dem ferneren zeitrau-
benden Briefschreiben zu entgehen, will
ich jedem Befrager einen klaren Bescheid
zu geben versuchen, indem ich meine ei-
genen Einsichten in den Zusammenhang
der Urtrieberscheinungen und die anderer,
nicht minder als ich vorurteilsloser Be-
obachter und selbständiger Denker hier
mitteile.
Im Jahre 1921 erschien in Berlin unter
dem Namen „Eros-Reigen" eine „freie
Monatsschrift für orotischo Kunst und Se-
xualwissenschaft". Es war ihr nur eine
kurze Daseinsdauer beschieden, nicht etwa,
weil sie keine Leser gehabt hatte, sondern
weil sich der Sittenstaatsanwalt und das
Unzuchtsgericht, wohl um ihre Daseins-
notwendigkeit zu erweisen, bemüßigt fühl-
ten das Blatt zu unterdrücken und den
Herausgeber auf sechs Monate hinter
schwedische Gardinen zu setzen. Auch er
bat mich um ein Gutachten. Er veröffent-
lichte es unter der Ueberschrift: „Die
geistige Seuche in Deutschland' 4
in Heft 5—6 vom 1. Juni 1920. Ich muß
es hier wiederholen:
„Die Voraussetzungen des § i84 St.-G.-
B. sind durchaus falsch, widersprechen
der wissenschaftlichen Erfahrung und zie-
hen ihre Kraft und Starke lediglich aus der
Frechheit und schurkischen Gewissenlosig-
keit der Ankläger und der auf Unbildung
und geistigen Rücksttndigkeit beruhenden
Unwissenheit und Räubgfcr oder Verurtei-
lungswut der Richter. In Deutschland ist
eine geistige, volkverheerende Sittlichkeits-
seuche ausgebrochen, welche an Gemein-
gefährlichkeit und Niederträchtigkeit nur
mit dem gerichtlichen Aberglauben wettei-
fert, den man im Kulturwahn befangen
für abgetan glaubte. Noch immer ersetzt
den Beweis ein wissentlich vor Gericht ab-
gelegter Meineid und eine bewußt falsche
Aussage unter dem Schlagwort verletzter
öffentlicher Schamhaftigkeit wird als will-
kommene Zeugenaussage von Staatswegen
mit Geld und Anstellungen im Staatsdienst
entlohnt.
Der § i84 St.-G.-B. behauptet nichts
anderes, als daß man mit „obszönen" Bil-
dern, Reden und Druckschriften die Sinn-
lichkeit erregen oder erwecken oder Un-
zucht verbreiten könne. Naturwissenschaft-
lich behauptet er eine Wunderhandlung,
daß man nämlich auf solche Weise beim
Manne Samenfäden und beim Weibe Keim-
zellen erzeugen und selbige zwei Lebe-
wesen — das sind sie ja doch — wie auf Be-
fehl in Laufschritt versetzen kann, damit
sie sich stürmisch vereinigen; ohne jede
Rücksicht darauf, ob sie dazu vorher den
Segen des Priesters oder die standesamtliche
Bewilligung eingeholt haben. Das ist ein
haarsträubender Stuß, den sich das deut-
sche Volk von seinen erbärmlichsten Be-
drängern geduldig einreden läßt, statt mit
Knütteln dreinzuschlagen. Abseits von un-
serer gesellschaftlich-rechtlichen Betrach-
tung ist hier beweiskräftig die in einem
anderen Zusammenhang stehende Bemer-
kung der zwei berühmten Physiologen
Müller und Dahl:
,Alle Stimmungen und damit auch die
Geschlechtslust sind ein Produkt von Asso-
ziationen. Unerläßlich notwendig zur Aus-
lösung der Geschlcclitslust ist es aber, daß

13

dun Zentralnervensystem unter dem Einfluß
der inneren Sekretion der Geschlechtsdrüse
steht. Erst unter der Einwirkung dieser
inneren Sekrete ist das Großhirn imstande,
auf Grund von Assoziationen mit einer ge-
schlechtslustigen Stimmung zu reagieren.'

Auf Grundlage seiner überaus reichen
Erfahrungen spricht sich ähnlich in seiner
Sexualpathologie (Bonn 1920, III. T.,
S. 174) Dr. Magnus Hirschfeld, der
Begründer des Berliner Institutes für Se-
xualforschung so aus:
,An die sexuelle Tricblosigkeit
schließt sich die sexuelle Lustlosig-
k e i t, die mangelhafte G eschlechtsemp-
findung des Mannes und des Weibes an.
Das Lustgefühl sehen wir als einen narko-
tischen Zustand an, hervorgerufen durch
chemische Ueberflutung und Durchträn-
kung der Gehirnzellen vergleichbar der
Wirkung von außen in das Blut geleiteter
Rauschmittel/
,Hal Solche llauschmittel sind ja
eben die von uns beschlagnahmten Obszö-
nitäten I* brüllen, gröhlen, johlen, krei-
schen und schreien Heintzmann, Kie-
sel, Lilia und deren Rotte zu jedem
Meineid stets bereiter Schandbuben. Man
braucht sich dadurch ja nur nicht ein-
schüchtern zu lassen. Daß die Hexen und
Zauberer Himmel und Erde zum Verderben
des Menschengeschlechtes beherrschten, das
beschworen unzählige Zeugen und zum
Beweis sind die Angeklagten immer aus-
geraubt, meistens auch gefoltert worden.
Ali dies ohne jegliche Schwierigkeit; denn
sobald sich die Hand der Sbirren oder
Büttel oder Schergen der heiligsten Her-
mandad auf die Verdächtigen legte, ent-
schwand alle Zaubermacht und die Aerm-
sten waren unrettbar für die irdische Glück-
seligkeit verloren. Dasselbe Schauspiel wie-
derholt sich gegenwärtig in Deutschland.
Die obszönsten Kunstwerke und Bücher
verlieren auf der Stelle alle ihre Gefähr-
lichkeit, verwandeln sich sogar in eine gut
und leicht absetzbare Handelsware, sobald
sie Heintzmann, Kiesel, Lilia und
deren Rottschaften in die Klauen geraten.
Deutschland stirbt dahin unter dem Flu-
che der geistigen Pest, die ich Lilias-
m u s benenne, denn der mit Ckas des kgl.
preußischen Justizministers vom a8. De-
zember 1911 zum Großinquisitor einge-
setzte kgl. Landgerichtsdirektor Lilia ist
ein Irrsinniger. Benähme er sich wie ein
Tobsüchtiger mit schauerlichem Gorilla-
gebrüll so wie als Vorsitzender der 12.
Strafkammer des kgl. Landgerichtes I in
Berlin-Moabit, Turmstraße 89, in meiner
Gegenwart, etwa in einem Gasthaut, die
Kellner und Giste vergriffen aich an ihm
und schmissen ihn auf die Strafte hinaus.
Betrüge er sich aber auf offener Straße
so, da fielen die Leute über ihn her, fes-
selten ihn und lieferton ihn an ein Irren-
haus ab.
li e i n t z in a n n i a s m u 8 und Kiese-
I i a 8 m u s nenne ich dagegen die bewußte
Sucht, friedfertige, harmlose, mitunter sehr
verdienstvolle Menschen au verdichtigen,
Urnen Ehre und Seele abzuschneiden und
sie zu verelenden, um auf deren Kosten
das Beutemuseum in der Turmstraße 89
auszugestalten.
Dieser Gesellschaft war lange genug nicht
beizukommen, weil sie jeder öffentlichen
Gerichtsverhandlung scheu und ängstlich
auswich, doch alsbald dürften ihre Tage
gezählt sein. Weil diese Angelegenheit in
Behandlung der obersten Rechtsinstanz des
Freistaates ist, will ich darüber weiter hier
nicht reden. Ich frage aber, wie lange wol-
len sich deutsche Künstler und Schrift-
steller vom erstbesten kriminellen Sitten-
polizeischnapphahn wie friedlos gemachte
Menschen mißhandeln lassen? I Richter,
welche da auf leere Meinungen, Behaup-
tungen, Glaubensansichten und ähnliche
Schmonzes hin Strafurteile fällen und auf
sonstige Beweise zur Erbringung einer
Schuld des Angeklagten verzichten, sind
als Verbrecher zu belangen und zu bestra-
fen. Man versuche es mal mit Entschieden-
heit, solchen Schädlingen der Rechtspflege
14

entgegenzutreten, gebotenen Falles sich
durch Selbsthilfe wirklich schuldig zu ma-
chen, und der Liliasmus, Heintz-
manniasmus und Kieseliasmus
werden als Krankheitserscheinungen einer
bösen Niedergangszeit nur noch den Psy-
chiater zu Untersuchungen reizen.
Das habe ich Ihnen auf Ihre Einladung
hin, mich zu äußern, als Urtriebforschcr
kurz zu sagen.
Wien, VII/2, Neustiftgasse ia, am 18.
Mai 1991.
Prof. Dr. Friedrich S. Krauss."
Das am 26. November 1936 von der
Zentrumpartei der reichsdeutschen Natio-
nalversammlung eingeführte Gesetz des
verschärften § i84St.-G.-B. stellt eine Er-
neuerung der Inquisitionsgerichtsbarkeit
dar. Es ist eine Bürgerkrieganzettelung von
entsetzlicher Tragweite. Dagegen erhoben
noch vor der Beschlußfassung die besten
Köpfe Deutschlands Einspruch. Unter an-
deren auch der vielgelesene und hochge-
schätzte Romandichter Heinrich Mann,
der sich im Berliner Tagblatt vom 20. Juli
1926 mit triftigen Gründen „Gegen Zen-
sur, für Sittlichkeit" aussprach. Weil sein
Aufsatz mit dem Vermerk „Nachdruck
verboten" versehen ist, darf ich ihn hier
nicht wiederholen. Er nennt den Gesetzent-
wurf einen „viel roheren und frecheren An-
griff auf das Geistesleben*' als es die Lex
Heinze gewesen. „Eine geheime Feme soll
jedei Buch, ohne Kontrolle, ohne Wider-
spruch aus der Oeffentlichkeit verschwin-
den lassen dürfen." Mann deckt die of-
fenen Schwächen der Volksvergewaltiger
einleuchtend auf. Seine Mahnung blieb
leider Gottes wirkungslos, denn gegen die
Anbeter des 18/1. Paragraphen kämpfen
selbst Götter vergebens an. Nur zur Ehrung
des weitausblickenden Denkers will ich die
Schlußworte seines Aufsatzes hier an-
führen:
„Uebrigens aber ist Entsittlichung einer
ganzen Jugend noch nie durch Lesen be-
wirkt worden, sondern immer geradenwegs
durch das Leben. Ein verantwortungs-
loses älteres Geschlecht hat die Kinder hin*
eingestellt in ein Leben, das verroht und
verdummt ist durch Krieg und Nachkrieg,
durch Inflation, die tückische Enteignung
der Schwächeren allein, durch Not, Ent-
lassungen, den über harteil, viel zu frühen
Kampf um das Dasein. Solche Zeiten ge-
bären naiv und ohne daß Bücher noch nötig
wären, Anschauungen und eine Gctsteshal-
tung, worin vielfach die Achtung vor
Menschlichem nicht mehr vorkommt Sitt-
lichkeit ist Achtung vor Menschlichem,
nichts anderes. Zuerst das Leben im Sinne
der Menschlichkeit regeln, der Jugend die
Sicherheit geben, daß es mehr alt nur
eine Arena für die bösesten Tiere ist. Dies
würde unter anderem zur Folge haben, daß
bessere Bücher gelesen werden, statt der
schlechten.
Welcher Abgrund von Unwissenheit und
Heuchelei gibt vor, durch Wegnahme von
Büchern ein junges Geschlecht heilen zu
können, dem doch die Lebenslust selbst
tagtäglich vergiftet wird! Gerade durch
Einrichtungen, wie Zensurbehörden es sind,
wird ihm die Lebenslust noch mehr ver-
giftet. Uebergriffe der Gewalt, Mißachtung
des Geistigen, die Anmaßung befangener
Durchschnittsgestalten, den Menschen bis
in seine Gedanken hinein zu verfolgen —
eine schlechte, entsittlichte Jugend entsteht
in Wahrheit erst durch alle diese unge-
heure Frechheit vor dem Recht des Men-
schen.
Die beabsichtigte Einführung einer ab-
solutistischen Buchzensur ist in Deutsch-
land, dessen staatlichen Stellen es an heim-
lichem Faszismus nicht fehlt, der erste
sranz offene, ganz unverhohlene Vorstoß
des Faszismus. Faszismus ist Frechheit vor
dem Recht des Menschen.
Man hüte sich doch! In Zensurbehörden
werden herrschende Interessen vertreten
sein. Herrschende Interessen wollen nicht,
daß gegen sie gehandelt werde. Sie werden
daher verhindern, daß gegen sie geschrie-
ben wird. Das ist einfach und klar. Ebenso
15

einfach und War ist aber, daß in diesem
äußersten Fall, bei Gewaltherrschaft gei-
stig Unbefugter über das gesamte geistige
Leben eine Scheidung der Geister eintreten
muß. Die Intellektuellen sind seit der In-
flation verarmt, vielfach sind sie durch
wirtschaftlichen 2wang auch geistig behin-
dert: ein Gesetzentwurf wie dieser hätte
sonst nie gewagt werden können. Trotz
allem wäre das Aeußerste, das jetzt droht,
für sehr viele die Erleuchtung. Plötzlich
würden sie dann doch erkennen, wohin es
gekommen ist.
Fest steht, daß die Wirkung auf alle,
die von geistiger Freiheit noch wissen, weit,
sehr weit gehen würde. Bei dem Kampf
gegen ein Gesetz bliebe sie nicht stehen.
Eine Art staatlichen Lebens, die Gedanken
und Wort offenbar nicht achtet, nicht
schützt, sie sogar Feinden ausliefert, kommt
in den Verdacht, als fürchte sie selbst das
Wort und den Gedanken. Das aber hat Fol-
gen. Das hat immer Folgen."
Eine Folge ist die vor zwei Jahren in Ber-
lin-Neukölln (Land) gegründete und von
dem viel gefeierten Romancier Dr. Alfred
Döblin und dem vortrefflichen Redak-
teur Franz de Paula-Rost geleitete
,»AktioiV8gemein8chaft für geistige Frei-
heit". Sie gibt zweimal monatlich ein Nach-
richtenblatt über alle behördlichen An-
schläge gegen die Freiheit heraus. In ihrem
Verlag erschien auch die 89 Seiten Groß-
oktav starke Flugschrift:
Aus dem Lande der Wickelkin-
der, ein mit Zutaten von Prof. Fried-
rich S. Kraus8-Wien, Dr. Anatole
Normande-Paris, Chesterton u. a.,
sowie Beispielen erschröcklichen
Schmutzes und Schundes, Zuta-
ten und Abbildungen, köstlich illustirtes
Gericht, im Auftrage der Aktionsge-
meinschaft für geistige Frei-
heit, aufgetischt von Franz de Paula-
Rost.
Auf S. 7—2 4 steht meine Abhandlung
„Wider den Zauberglauben der deutschen
Justiz-Zensur Wahnsinn" zu lesen.
Hier ergänze ich bloß meine Ausführungen,
die jeder kennen sollte, der den Umfang
des Elends erfassen will, in welches deut-
sche Dichter, Denker, Künstler und alle
hineingestoßen werden, die von ehrlicher
geistiger Arbeit irgendeinen Vorteil haben.
Die geistige Sittlichkeitsseuche greift auch
nach Deutachösterreich über. Seltsamer-
weise gab eich zu ihrer Anwältin eine
Frau, die christlichsoziale Nationalrätin
Bertha Pichl her, deren verworrenes Ge-
plauder im Nationalrat dartut, wes Geistes
Kind sie sei. Es ist, als ob sie jenen Recht
geben wollte, die den Spruch verteidigen:
mulier taceat in Ecclesia oder jenen, die
vom physiologischen Schwachsinn der Frau
daherreden, als ob die Minner nicht noch
schwachsinniger wlren, die sich in Kriege
hineinhetzen lassen, morden, plündern und
brandstiften, damit die Herrschaft der vor-
sichtigeren Hinterländler nicht ins Wanken
gerate. Jedenfalls schont die Frau Pichl
der gegenwärtigen Regierungs-Majuridtdd"
sicher zu sein. Diesmal gilt es, die Seelen
zu „sanieren".
Die Leiter der Wiener Wochenschrift
„Der Morgen" ersuchten die berühmte Er-
zählerin Frau Karin Michaelis um Aeu-
ßerung ihrer Ansicht zu dem Fall, zumal
auch ihre Bücher ob ihres „unzüchtigen"
Inhaltes keine Gnade und keine Milde vor
dem Keuschheitsstuhle der Frau Pichl
finden dürften. Ich darf wohl die Meinung
der klugen Weltkennerin, der Frau Mi-
chaelis, aus der Verschollenheit des
Wochenblattes in mein voraussichtlich lange
lebendes Buch einreihen, weil sie ihr zur
Ehre gereicht. Sie sagte so unter der Ueber-
schrift: „Her mit dem Schundgesetz!"
aus:
„Ja, ich habe gehört: es soll so etwas
wie ein Schmutz- und Schundge-
setz gemacht werden; das heißt natürlich
ein Anti-Schmutz- und -Schundgesetz. Also
ich finde das ganz ausgezeichnet. Denn
natürlich gibt es ja sehr viel Schmutz und
Schund, und natürlich muß man die Ju-
gend davor bewahren und auch die Erwach-
16

seilen, glaube ich, unbedingt. Und ich freue
mich auf dieses Schmutz- und Schund-
gesetz, ja wirklich, ich bin sogar sehr neu-
gierig darauf. Denn warten Sic nur, die
Herren Gesetzgeber werden schon bald mer-
ken, daß das gar nicht so einfach ist, den
Schmutz zu finden. Wissen Sie vielleicht
genau, was Schund ist, oder glauben Sie,
daß ich es weiß? Das heißt, natürlich weiß
ich ganz genau, wenn etwas Schund ist.
Aber von vornherein kann doch kein
Mensch sagen, was es für eindeutige An-
zeichen für Schmutz und Schund gibt.
Am Ende ist doch fast der ganze »Faust 1
anstößig und wieviel Dinge kommen nicht
in der Bibel vor» die ein unbefangener Ge-
setzgeber» wenn er nichts von der Bibel
wüßte, sofort und unbedenklich in Grund
und Boden verdammen würde. Und doch ist
dio Bibel ein heiliges Buch geworden und
der ,Faust' auch so eine Art Bibel.
Aber ich bin vielleicht nicht ganz der
rechte Zensor für diese Art Literatur. Für
mich gibt es nämlich so gut wie überhaupt
keinen Schmutz, der mich berührte. Das
kommt sicher daher, daß ich schon als
vierjähriges Kind zu lesen begann und ein-
fach alles las, was mir in die Hand* kam,
angefangen von den Märchen aus "Tausend
und eine Nacht, die zuoberst in meines
Vaters Bücherschrank standen. Natürlich
habe ich das meiste nicht verstanden, aber
dabei habe ich mich daran gewöhnt, über
alles hinwegzulesen, um zu dem zu kom-
men, was mich an der Geschichte fesseln
konnte.
Ich will mich also nicht gegen ein
Schmutz- und Schundgesetz sträuben. Ganz
im Gegenteil. Nur glaube ich, es wird
schwer sein, so was wirksam zu machen.
Denn was müßte da nicht alles verboten
werden. .Vor allem einmal sämt-
liche Geschichtsbücher mit all
den blutrünstigen Kriegen, In-
quisitionen und königlichen Ge-
liebten.
Selbstverständlich dürfte es keine Polizei-
berichte mehr geben und keine Gerichts-
saalkorrespondenzen; gar nicht zu reden
von illustrierten Blättern und Modejourna-
len. Fort damit und vor allem fort mit
unserem ganzen höchst unmoralischen Le-
ben, das ja voll ist von Schmutz und
Schund.
Ich glaube, daß dieses Leben viel re-
formbedürftiger ist, als sämtliche Bücher
und Plakate in Ocsterreich."
Auch andere Blätter freisinniger oder so-
zialdemokratischer Richtung brachten und
bringen fortwährend Kundgebungen, die
sich den zwei angeführten würdig anreihen.
Vorläufig ist's nur ein Federnkrieg, an dem
ich mich notgedrungen auch beteiligen
muß, weil ich nicht die Yolksüberliefe-
rungen und deren Erforschung ausrotten
lassen will.
Es handelt sich der besagten Frau P i c h l
und ihren Drahtziehern eigentlich nur um
eine nach reichscleutschem Vorbild verbö-
serte Fassung des bereits vorhandenen und
so häufig mit traurigem Ergebnis ange-
wandten österreichischen Gesetzes zur Un-
terbindung der Gedankenfreiheit und Un-
schädlichmachung mißliebiger Künstler und
Schriftsteller, Richter werden zu Verbre-
chern, wenn sie unschädliche Menschen
und deren Werke auf den bloßen Verdacht
hin, es könnte einmal durch sie eine un-
sittliche Handlung angeregt werden, zu Ver-
brechern und zum Verbrechen stempeln.
Diese Paragraphen müssen aus den Gesetz-
büchern in Deutschland und bei uns ausge-
tilgt werden. Kürzlich sprachen einige Wie-
ner Schriftsteller bei unserem Bundeskanz-
ler vor und flehten ihn förmlich an, er
möge doch Müderungen eintreten lassen.
Das erinnert mich an die Jahrzehnte hin-
durch geführten Streitigkeiten, wie oft der
Schulmeister seine Schüler abwatschen, wie
oft er einem die Ohrwaschel in die Länge
ziehen und wie viele Rutenstreiche er einem
ihm ausgelieferten Jungen verabreichen
dürfe. Endlich siegte die Einsicht zumin-
dest in Wien ob, der Lehrer habe zu lehren,
nicht jedoch die Kinder zu mißhandeln und
zu entehren. So ähnlich will ich es durch-
t Krauts: IX. Beiwerk z. Sind. d. Anthropophyteilt
17

setzen, daß die Schund- und Schmutzpara-
graphen überhaupt gänzlich aus der Hechts-
pflege beseitigt werden sollen. Gesetze dür-
fen nicht weiter bestehen, die den Staats-
anwalt, die Richter und die Polizei zu
ilenkerdienstleistungen herabwürdigen.
Einige kleinmütige und verzagte Leute
raten mir, mich ruhig zu verhallen und
den unabwendbaren Dingen ihren freien
Lauf zu lassen. Es sei doch nicht meine
Aufgabe, für die undankbare Menge der
Schriftsteller, Künstler und Buchverleger
die Kastanien aus dem Feuer zu holen.
Ueberdies sei ich doch zu schwach, um ir-
gendeinen Erfolg gegen die unerschütterli-
che, mit allen Machtmitteln des Staates
ausgerüstete Gewalt der erbarmungslos vor-
gehenden Ueboltätcr irgend etwas auszu-
richten. Den Angstmeiern erwidere ich mit
Manu, Brahmans Schüler: „Sowie der ge-
ringste Krieger eines Heeres durch einen
brennenden Pfeil die stärkste feindliche
Festung zerstören kann, so kann der
schwächste Mensch, macht er sich zum
Verteidiger der Wahrheit, die stärksten
Wälle des Afterglaubens niederwerfen.'*
Meine Feder ist gar nicht eine der
schwächsten, denn die Federn der führen-
den Geister unseres Volkes und auch die
des Auslandes helfen ihr. Das bezeugen mir
zahlreiche Zuschriften und im Anschluß
daran Aufsähe in Zeitschriften. Mein
Zorn ist des deutschen Volkes
Zorn. Wir lassen uns nicht entrechten und
verknechten. Ich selber, den das Liliain-
(juisitionslribunal als den obersten Zauberer
aller Zeiten gerichtlich entehrt und ausge-
raubt hat, habe nichts mehr zu verlieren,
doch die Angreifer alles. Sechs südslavi-
sche Volksgerichte eröffneten mir durch
ihre Sendboten, sie haben beschlossen, ge-
gen mich und meine Anlhropophyteia los-
gehende Ankläger, Richter und deren Büt-
tel als Völkcrfriedenstörer aus dem Weg
zu räumen und die Gerichts- und Polizei-
häuser des betreffenden Ortes in die Luft
zu sprengen. Ich verwerfe ein solches
schreckliche Vorgehen, bei dem meist Un-
schuldige für den Irrsinn einiger weniger
Schuldigen zugrund zu gehen pflegen, auf
das entschiedenste. Um mich strafrechtlich
zu schützen, setzte ich bereits dreimal die
Spitzen der reichsdeutschen Republik von
dem Beschluß in Kenntnis. Nur um mich
mit den Volksrichtern nicht zu verfeinden,
befolge ich ihre Weisung, jedem meiner
neuen Rücher den Vermerk voraussuschik-
ken: Erschien im Auftrag und unter dem
Schutz südslavischer Volksgerichte. Es ist
freilich selbstverständlich, daß ich den
Herrschaften meine Bücher weder vor noch
nach dem Drucke zur Genehmigung vorlege
und ich mich gegen den Auftrag auflehnen
würde. Den Schutz kann ich aber nicht
abwehren. Ich habe um ihn nicht ange-
sucht.
Der § i84 St.-G.-H. mit seiner unter
dem Minister Külz am 26. November
1937 verschärften Fassung ist ein Gesetz,
durch das die il\2. Bestimmung der re-
publikanischen Reichaverfassung, darnach
Kunst, Wissenschaft und Lehre fm.aind
und überhaupt alle Gesetze, die Recht und
Gerechtigkeit im Staate schützen tollen,
aufgehoben werden. Der Deutsche ist nun
der Willkür der Anbeter dieses Paragra-
phen auf Gnade und Ungnade aberantwor-
tet. Staatsanwälte, Polixeischurken und ge-
wissenlose Richter mißbrauchen schänd-
lichst ihre Amtsgewalt zur Verübung ge-
meinster Verbrechen, gegen ihnen miß-
liebige Staatsbürger und Ausländer und un-
tergraben den Staat und das gesellschaft-
liche Leben. Meine Schrift: „Wider die Un-
zuchtsschnüffler der deutschen Justiz. Ein
Harörufen durch die deutsch«! Lande/'
(Basel 1928, Carl Beb er, Dornacher-
straße i83) erhebt zwölf Anklagen wider
den 1. Staatsanwalt Kuhhorst in Stutt-
gart, seinen Nachplapperer, den 1. Staats-
anwalt Schwarz und die drei Richter
Schreck, Grfittner und Moser in
Budolstadt in Türingen, weil sie sich auf
eine höchst strafbare Weise gegen das
deutsche Volk, den Staat und im Sonder-
18

falle gegen zwei Familien vergangen ha-
ben, um sie zu vernichten.
Die von den fünf Rottgesellen erhobenen
Anschuldigungen sind eitel Lug und Trug,
den sie unter Berufung auf den § i84
St.-G.-B. kühnlich gewagt haben. Es ist
eine alte Wahrheit: Wer da lügt, steckt
in einem Sumpfe, in den er um so tiefer
versinkt, je mehr er sich daraus herausar-
beiten möchte. Auch ist's richtig, daß die
mit einem fibelduftenden Atem Behafteten
ihn anderen Menschen nicht genug oft und
genug stark ins Gesicht blasen können,
denn sie möchten alles verslinken und ver-
unreinigen. Solche, von dunklen Begierden
nach Macht besessene Gestalten sind sitt-
lich angefault, sind untüchtig und un-
züchtig, niemals jedoch die Natur und auch
nicht das Schrifttum. Es ist betrübend,
daß die Rechtsbrecher immer auch unter
strohköpf igen Gelehrten Helfer finden,
Leute, die sehr wenig verstehen und kön-
nen und um etwas zu gelten, mit Äußer-
ster Frechheit als gerichtliche Sachverstän-
dige unter bewußten Meineiden gegen die
angeblichen Ketzer aussagen.
Mein Harörufen wiederholten während
der Wahlen in die Nationalversammlung
Hunderte andere an hunderten Orten. Hun-
derte Zeitungen besprachen eingehend mei-
ne Schrift. Die nationaldeutsche Partei er-
litt eine schreckliche Niederlage. Die Stütze
ihrer Sittlichkeit, der Minister Külz,
mußte weichen. Am 3i. Mai 1928 hob das
Gericht die Beschlagnahme der zwei Werke
Hodanns auf und stellte ohne Verhand-
lung das Strafverfahren ein. Die zwei
Staatsanwälte und die ihnen gefügigen
drei Richter gerieten in Strafuntersuchung.
Das Gespenst der öffentlichen Sittlich-
keit und Schamhaftigkeit macht selbst na-
turwissenschaftlich gebildete Menschen zu-
weilen erbeben. Es ergreift sie plötzlich ein
heilloser Schreck und sie fangen wie Miss
Gundry zu kaudern an. Eines solchen Falles
gedenkt der Altmeister der Urtriebsfor-
schung Prof. Ferd. Karsch-Haack in
seiner vielseitig belehrenden, wissenschaft-
lich sehr wertvollen Schrift: „Erotische
Großstadtbilder als Kulturphänomene, Ber-
lin 1936, 1. Heft, S. 34). Ueber den Pro-
zeß des Grafen Gajus von Malzahn
im Jahre i849*5o, der wegen gleichge-
schlechtlicher Veranlagung angeklagt war,
hatte der damalige Gerichtsarzt Ludwig
Caap er, einer unwissenschaftlichen An-
schauung huldigend, berichtet und sich so
geäußert: „Der heilige Zweck der Wissen-
schaft würde es rechtfertigen, wenn ich
Selbaterfahrenes auch hier näher schilderte;
aber Ober den heiligen Zweck der Wissen-
schaft steht der heiligere der Sittlichkeit,
der ein weiteres Eingehen in diese Dinge
verbietet. 4 '
Zu diesem Stuß bemerkt sachgemäß
Prof. Karsch-Haack an angemerkter
Stelle: „Eine geteilte Wissenschaft ist je-
doch keine Wissenschaft mehr, sondern
eine volle und ganze Unwahrhaftigkeit, die
für Idioten, für Gauner und für unreife
Kinder manchmal angebracht sein mag, je-
denfalls niemals ein Recht hat, sich als
Wissenschaft aufzuspielen, denn sie ist nur
Wissenschaft mit einem Heiligenschein."
— Ich lasse den Heiligenschein dabei aus
und nenne den Irrwitz der Befangenen ein-
fach Bolteasmus, wenn er sich als eine
höhere Einsicht ausgibt und Liliasmus,
wenn er amtsmißbräuchlich die Forschung
zu unterbinden versucht.
Vollkommen in Uebereinstimmung mit
Freud und dessen Jüngern, doch unab-
hängig von ihnen, erfaßt Dr. Herbert M ü 1-
ler-Guttenbrunn in seiner Zweiwo-
chenschrift „Das Nebelhorn" vom i5f.
April 1928 in seinem Leitaufsatz von der
„Lieberschätzung des Koitus" Wesen und
Bedeutung der Beischlafverrichtung. Ich
führe daraus hier bloß die Schlußbemer-
kungen an, die ihrer klaren und verständi-
gen Fassung wegen auch meinen Lesern in
der weiten Welt den Sachverhalt nüchtern
aufzeigen: „Der Koitus ohne Willen zum
Kind ist eine körperliche Verrichtung, wie
das Essen, Trinken und Atmen, eine Rei-
zung der Nerven, wie das Betrachten eines
«♦
19

Hildes und das Anhören eines Liedes. Er
spornt den Mann vielleicht zu Taten an, er
heill das Weib vielleicht von Hysterie und
Blutarmut, aber er hat mit dem Himmel
so wenig zu tun wie mit der Hölle, er
macht den Menschen weder gut noch
schlecht. Nicht er drückt dem Menschen,
sondern der Mensch drückt ih m den Stem-
pel auf. Nicht die Sexualität macht den
Menschen zum Verbrecher, sondern der ver-
brecherische Mensch macht aus der Se-
xualität ein Verbrechen. Nicht die gewalt-
same Unterdrückung des sexuellen Lebens
führt zu einem reineren und höheren Le-
hen, sondern ein höheres Leben führt von
selbst zu einer geringeren Schätzung des
Unterleibes. Der Zwang und die staatliche
und kirchliche Reglementierung, die heute
noch allenthalben auf dem Gebiete des
Sexuellen als Aliheilmittel propagiert wer-
den, sie allein haben zur Verbindung der
Gewalt mit dem Koitus geführt; sie allein
haben es verschuldet, daß der Koitus heute
mit Selbstverständlichkeit für ein Mittel
gilt, sich selbst Befriedigung zu verschaf-
fen, aber daß es als tinkeusch gilt, auch nur
davon zu reden, daß er eigentlich auch ein
Mittel sei, den anderen zu befriedigen; daß
er nicht nur Mittel sei, körperliches Glück
zu erlangen, sondern auch ein Mittel, kör-
perliches Glück zu spenden. Daß er durch
diese Berührung mit einer geistigen Sphäre
erst zu dem wird, womit er sonst nicht das
Geringste zu tun hat, nämlich zur Liebe.
Daß ihm erst dann, wenn zwei liebende
Seelen in dem großen Augenblicke des
Sinkens alles Trennenden zwischen ihnen
unaussprechlich klar empfinden, daß es
nur eine Weltseele gibt, deren Teile sie
sind, daß ihm erst dann, wenn sich in die-
sen Seelen der Wunsch regt, auch körper-
lich eins zu werden, aus zwei Körpern
einen — das Kind — erstehen zu lassen,
daß ihm erst dann jene heilige Bedeutung
zukomme, die ihm die, die nichts von ihm
verstehen, alle Tage beilegen möchten."
Dr. Müller war vormals ein österrei-
chischer Richter. So spricht er seine he-
obachtungen und Erfahrungen aus.
„ . . . Da sind zum Beispiel manche
Richter, die bei Verhandlungen stets von
neuem erfahren müssen, daß es unter dem
Volke bei Nacht und Nebel noch immer so
etwas wie einen Geschlechtsverkehr gibt,
die sittlich erbittert den Geschlechtsakt
ihren unterbewußten Widerwillen gegen
den Geschlechtsakt entgelten lassen und
Aktphotographien verfolgen, weil durch
sie das Amtsgeheimnis verraten werden
könnte. Sie behaupten zwar, sie täten es
deshalb, weil durch solche Unsittlichkeiten
die Jugend gefährdet werde, eine alte Aus-
rede, die wir noch aus der griechischen
Geschichte kennen. Aber ich glaube nicht.
Denn ich habe noch nie gehört, daß einer
an sexueller Hemmungslosigkeit zugrunde
gegangen ist, weil ihn die Natur selbst
hemmt, wenn er es zu weit treiben will,
dagegen habe ich schon oft beobachtet,
daß einer an der sittlichen Hemmungslosig-
keit, mit der die Gerichte verurteilen, ge-
storben ist. Und ich sehe alle Völker, um
die sich kein Hirte schert, von Kraft
strotzen, während mir die abendländischen
nur noch in bezug auf das Maul körperlich
leistungsfähig zu sein scheinen. Und war-
um verbietet denn die Justiz nicht das
Ausstellen von Weinflaschen in den Schau-
fenstern und die Aktbilder von schäumen-
den Bierkrügeln auf den Wirtshausschil-
dern, da es doch viel zweifelloser fest-
steht, daß der Rausch, den diese erzeugen,
viel mehr Opfer auf dem Gewissen hat?!
Ja. aber die Krankheiten I zetern sie und
vergessen dabei, daß sie Jus und nicht Me-
dizin studiert haben und daß es eine ganze
Menge ansteckenderer und gefährlicherer
Krankheiten gibt, die sie aber nicht so
sehr beachten, weil sie Begleiterscheinungen
des gottgewollten Schuftens für andere
und nicht des Gott'mißfälligen Vergnügens
in eigener Regie sind und weil sie für die
Gutgenährten weniger in Betracht kommen,
deren staatliche Ordnung zu schützen ihre
Aufgabe ist. Alkoholische Betäubung macht
20

unzurechnungsfähig, also unschuldig, se-
xuelle Betätigung zwischen Erwachsenen
macht diese jedes Verbrechens verdächtig
und macht sie zu Verbrechern, wenn nicht
alles nach der Norm des bürgerlichen Ehe-
gesetzes abgelaufen ist. Die Sittlichkeit
muß gehoben werden, die Ethik ist ihnen
Powidl, denn sie ist ch dasselbe. Sie be-
kämpfen die Geschlechtskrankheiten nicht
dadurch, daß sie den Alkohol verbieten, der
ihr eigentlicher Verbreiter ist, nicht da-
durch, daß sie sich bemühen, soviel ethi-
sches Verantwortungsgefühl in den Men-
sch«! su erwecken, daß sie die bewußte
Ansteckung eines anderen mit einer Ge-
schlechtskrankheit nicht mehr als Gspaß
betrachten — wie könnten sie von solchen
unsittlichen Dingen reden 1 — nein, sie
konfiszieren Bücher und Bildin und möch-
ten am liebsten die Sexualorgane allesamt
konfiszieren und sie nur unter strengster
Aufsicht der Behörde zur Erzeugung von
Steuerzahlern von Fall zu Fall zur Be-
nützung frageben. Und wenn sie schon
nicht die sexuelle Ansteckung verhindern
können, so können sie durch ihr Sittlich-
keitsgeblödel wenigstens verhindern, daß
die Angesteckten zum Arzt gehen und da-
durch dessen Schamgefühl gröblich ver-
letzen und wenn ein paar Unverschämte
es dennoch wagen sollten, so haben sie,
wie ich erst. neulich gelesen habe, schon
wieder einen Gesetzentwurf parat, der da
besagt:
Der Entwurf legt nämlich fest, die Aerzte
seien verpflichtet, den Sanitätsbehörden so-
fort mitzuteilen, was sie von dem ge-
schlechtskrankcn Patienten erfahren ....
Die Aerzte werden bei Uebertretung dieser
Bestimmungen mit Geldstrafen bis zu
600 S bestraft.
„ . . . Die Kirche weist Zugeständnisse
einer laxen irdischen Moral weit von sich
und hat wesentlich himmlische Gründe für
ihre Propagierung des kurzen Verstandes an
Stelle der kurzen Röcke. Wohl verschließt
auch sie ihr Ohr nicht ganz praktischen
Erwägungen und bekämpft die Damenmode
auch deshalb, weil sie von Jahr zu Jahr
mehr den Nachwuchs an jungen Klerikern
dezimiert und sie verhindert eine vernünf-
tige Gesetzgebung deshalb, weil sonst das
Zölibat jeden Beiz und jede Werbekraft
verlöre, aber im Grunde sucht sie doch
ihren Gläubigen die Erde in eine Art Fege-
feuer zu verwandeln, damit sie dann nach
dem Tode die Freuden des Himmels desto
intensiver empfinden können. Die christli-
che Sittlichkeit ist und bleibt ein gefährli-
ches Monstrum, das sich von Selbstmörder-
blut nährt und seinen Durst mit den Tränen
derer stillt, die „gefallen" sind, weil sie
gefallen haben. Sie erklärt das körperlich
Natürliche, aber nur sofern, als es sich in
gewissen Regionen des Leibes abspielt, für
eine Schweinerei, die geistige Schweinerei
aber, die an ihm Anstoß nimmt, für ge-
festigte sittliche Grundsätze. Sie teilt den
Körper in zwei Teile. Nördlich des Nabels
ist er ein Ebenbild Gottes, südlich des
Nabels eine Erfindung des Teufels-----Die
einzige Antwort auf die Zumutungen jener
Sittlichkeit, die L a o - T s e bereits vor 2 5oo
Jahren durchschaut hat, gab er, als er
schrieb:
„Mangelt die Gerechtigkeit, ist die Sitt-
lichkeit das Höchste. Doch Sittlichkeit ist
Schein, ist Trugbild der Liebe und des
Verfalles Beginn."
Diese Sittlichkeit ist die Urgroßmutter
alier Halbheit, denn sie halbiert den Men-
schen und halbiert die Welt.
„ . . . Gott, wie verworfen!", das Le-
ben zu bejahen und für heilig zu erklären,
für die Mutter Ehre zu verlangen, die
Tätigkeit aber, die ihr diese Ehre erwarb,
zu verabscheuen und von der Jugend zu
fordern, daß sie von dem rede, was sie
nicht interessiert, über das, was sie inter-
essiert, aber schweige. Solche Weisheiten
erwecken in einem die Suggestion, daß
man die Borniertheit bei ihrem Kristalli-
sationsprozeß knistern höre" (Auszug aus
Dr. Herbert Müller-Guttenbrunns
Aufsatz: „Südlich des Nabels", im Nebel-
horn, Graz vom i5. April 1927).
21

Die Ankläger und Richter behaupten steif
und fest, sie müßten die Jugend vor un-
seren Sammelwerken schützen, als ob wir
unsere Schriften für die Jugend heraus-
gäben und sich die Jugend die Zuckerln
vom Munde absparte, nur um sich mög-
lichst früh das süße Gift unserer Bü-
cher einzuverleiben. So ein Fall ist mir
noch nie vorgekommen, auch den uns ver-
folgenden verlogenen, verleumderischen
Staatsanwälten nie. In der Kinderstube lehrt
man die Kleinen, es schicke sich nicht, sich
zu entblößen und man ermahnt sie, in
Gesellschaft Erwachsener von leiblicher
Notdurft nicht zu reden. Unsere Bedränger
verwechseln Schicklichkeit mit Sittlichkeit
und verwehren daraufhin erwachsenen Leu-
ten die Betrachtung des nackten Leibes und
die Erforschung des menschlichen Urtrie-
bes als eine Unsittlichkeit und staatsgefähr-
liche Schamlosigkeit. So gebärden sie sich
als richterliche Kinder Wärterinnen und Sit-
tenrichter nicht nur unseres deutschen Vol-
kes, sondern der Völker aller Zeilen und
Landgebiete.
Sie treten mit erheucheltem Ernst ge-
gen jede vernünftige wahrheitsgemäße Be-
lehrung der Kinder weit auf und fordern,
man solle die Kleinen mit dummem Ge-
plausch abfertigen. Gescheite Kinder kann
man aber nicht auf die Dauer foppen. So
wenig wie das slavische, romanische, ma-
gyarische und asiatische Kind kennt un-
ser Landvolkkind das Büchermärchen vom
kinderbringenden Storch. Die Kinder er-
fahren auch bei uns von ihren Eltern und
von anderen Leuten ihrer Umgebung, der
Vater habe sie mit der Mutter geschlecht-
lich verkehrend in die Welt gesetzt, d. h.
die Mutter habe sie geboren. Das Volks-
lied, zumal der Vierzeiler, den man in
voller Oeffentlichkcit singt, klärt sie voll-
ends über alle Zeugungsvorgänge auf. Das
Wissen davon verknüpft sie aufs innigste
mit den Eltern, schafft Dankbarkeit und
Liebe, festigt die Bande mit den Ge-
schwistern und den Verwandten beider El-
tern. Es erhöht ihr Lebensglück und stärkt
ihren Lebensmut. Wer sie um diesen Ge-
winn an Einsicht bringen will, erweist sich
als ihr Feind. Darum muß man alle und
jede Bemühung der unter dem Schlagwort
der Bekämpfung des Schundes und Schmut-
zes auftretenden Gegner unserer Volksfor-
schung als verwerflich und gemeinschäd-
lich abweisen.
Der sehr kundige Missionär Ernst Kots
bemerkt in seinem stofflich an trefflichen
Beobachtungen reichen Buche: „Im Banne
der Furcht; Sitten und Gebräuche der Wa-
pare in Ostafrika" (Hamburg 19:12, S. ao)
mit Hinblick auf die geschlechtliche Auf-
klärung der Negerkinder: „Glücklicherweise
hat man auch in christlichen Kreisen den
— zudem völlig unbiblischen — Stand-
punkt überwunden, demzufolge die Ju-
gend in allen sexuellen Fragen möglichst
unwissend gehalten werden solle. Unsere
Neger haben diese ungesunde Ansicht nie
gehabt. Ihre Kinder erhalten die sexuelle
Aufklärung früh, zum nicht geringen Teil
an den Fruchtbarkeitsfesten. Mit 5—6 Jah-
ren sind wohl die meisten von ihnen mit
den Vorgängen bekannt. Sie würden mit
vollem Recht sehr erstaunt sein, wenn wir
ihnen die Märchen erzählen wollten, mit
denen man uns in der Jugend aus Gründen
der Moral das Werden des Menschen zu
erklären suchte."
Unsere auf das Schund- und Schmutzge-
setz sich berufenden Staatsanwälte, Rich-
ter und Sittlichkeitswachtmeister halten un-
sere deutschen Kinder offenbar für geistig
minderwertiger als die Negerkinder. Ihre
Meinung ist aber um so törichter, als sie
auch erwachsene Menschen von jeder ein-
schlägigen Aufklärung zu bewahren trach-
ten und sogar uns Volksforschcr, die rein
sachlich die Tatbestände des Volkstums er-
mitteln, mit grimmigster Wut als Sitten-
verderber verfolgen und uns die Erfor-
schung der durch die Ueberlieferung ver-
bürgten sprachlichen und bildlichen Aeuße-
rungen des menschlichen Geschlechtstriebes
verbieten. Naturforschern, die in Wort und
Bild das Geschlechtsleben anderer Lebewe-
22

sea besprechen und darstellen, legen sie
keinerlei Hindernis in den Weg, trotzdem
man sie ebensogut oder schlecht wie uns
Pornographen schelten darf. Die anderen
Wesen vermögen ihre Gefühle nicht wie
der Mensch in einer uns verständlichen
Sprache mitzuteilen. Gerade darum sind je-
doch unsere Folkloresammlungen für die
Wissenschaft von einer entscheidend grö-
ßeren Wichtigkeit.
Das völlig Sinnwidrige, Verkehrte und
Zwecklose der Verfolgung der Folklorestu-
dien wegen ihrer Unzüchtigkeit erkannte
vorzüglich Dr. Herbert Müller-Gut-
tenbrunn, der, wie erwähnt, vormals
selber österreichischer Richter war, Gesetz
und Recht wenn irgendeiner genau kennt
und einen durchdringenden Blick für die
Tatsächlichkeiten des Lebens besitzt. In sei-
ner Zweiwochenschrift „Das Nebelhorn"
vom i. Mai 1928, Nr. 33, beleuchtet er
die Schädlichkeit des uns nach reichsdeut-
schcm Vorbilde zugedachten Schund- und
Schmutzgesetzes. Er bemerkt unter ande-
rem:
„Wir hatten auf unser Verlangen im
Sommer 1919 — zu einer Zeit, als in
Wien Hungersnot herrschte — durch die
Aktion ,Wiener Kinder aufs Land 1 ein elf-
jähriges Mäderl zum Auffüttern erhalten.
Als dieses schwächliche Kind, das körper-
lich unter-, aber geistlich überernährt aus
einem Kloster zu uns gekommen war, von
meiner Frau zum erstenmal in die Bade-
wanne gesteckt werden sollte, weigerte es
sich, das Hemd beim Baden auszuziehen,
da dies im Kloster streng verboten gewe-
sen sei. Es könnte einen mit dem projek-
tierten Gesetz versöhnen, wenn auch der
Schmutz und Schund einer solchen klöster-
lichen Verordnung Aussicht hatte, von ihm
verfolgt zu werden. Aber daran denkt in
Klösterreich kein ahnungsloses Gemüt, das
die Unsittlichkeit für eine Erfindung und
Forderung des Sozialismus hält. Im Gegen-
teil: Dieses Hemd ist geradezu ein Symbol
für das Gesetz, mit dem man uns be-
glücken will. Hemd wie Gesetz haben die
Aufgabe, den Schmutz den Blicken zu ent-
ziehen, weil seine Entfernung mit Mani-
pulationen verbunden wäre, die — seien sie
nun körperlicher, seien sie sozialer Na-
tur — dem Schwachsinn bedenklich und re-
volutionär erscheinen. Hemd wie Gesetz
werden in ihrer Anwendung von Leuten
kontrolliert, die durch Verordnungen und
Gesetze Seife ersparen wollen und schein-
bar einfach zu blöd sind, um zu begreifen,
daß die literarische Manifestation des
Schmutzes, falls man von einer solchen
auf sexuellem Gebiet überhaupt reden kann,
nicht die Ursache, sondern die Folge des
Daseins im Dreck ist, das die meisten
Menschen heute zu leben gezwungen sind.
Begriffen sie das, so fiele ihre ganze gott-
gewollte Ordnung über den Haufen, zu
deren Auf rech tcrhaltung sie der Polizei be-
dürfen."
Außerdem bedürfen sie von Fall zu Fall
auch eigener, bemeineideter Schmutz- und
Schundsachversländiger, um ihre verleum-
derischen und ehrabschneiderischen An-
klagen und Bluturteile jeweilig zu decken.
Das gleiche taten auch ihre Vorgänger und
Vorbilder, die Hexenrichter, die gegen He-
xen und Ketzer Gutachten bei „Fakul-
täten" einholten. Das war damals ebenso
wie gegenwärtig nur eine Augenauswische-
rei zur Verblödung des in Schreck und
Angst versetzten Volkes. Auch noch eine
wunderbare, geheimnisvolle Kraft wohnt
den Schmutz- und Schundrichtern gleich
ihren Vorfahren inne, daß ihnen die be-
schlagnahmten, angeblich äußerst gefähr-
lichen Bücher, Bilder usw. nicht im ge-
ringsten schaden können, so wenig als in
früheren Zeiten den Inquisitionslern die
Zaubersalben und Zaubergeräte der Hexen
und Ketzer wehe taten. Ganz im Gegenteil,
man bereicherte sich mit dem Gut der Ent-
ehrten, Gequälten oder in den Tod Gejag-
ten. Die Schmach der gegenwärtigen Un-
zuchtsrichtcr ist aber um so furchtbarer,
wenn sie es sich herausnehmen, die Wis-
senschaft der Folklore zu verdammen,
denn damit verdammen sie unbedingt die
23

Völker, deren Volkstum in den gewissen-
haft aufgezeichneten Ueberlieferungen fest-
gehalten und erforscht wird. Sie brechen
den Stab selbst über das eigene Volk, von
dem sie sich erhalten lassen und entsittli-
chen es. Das ist das ruchloseste Verbre-
chen, dessen Folgen unabsehbar sind.
Das Erzählen, Singen, Anhören, Lesen
oder Aufzeichnen das Geschlechtsleben be-
handelnder Ueberlieferungen ist ganz und
gar für die Volkssittlichkeit ungefährlich,
zumindest ebenso harmlos wie die Betrach-
tung unbekleideter schöner Menschenleiber.
Der nackte Leib erregt freilich alle Sinne,
doch das ist ein auszeichnender Vorzug
von einer den Menschen veredelnden Kraft
und Stärke. Durchdrungen von dieser Ein-
sicht bildeten vorurteilslose Männer und
Frauen die Liga für freie Lebensgeslaltung
in Wien, die zur Förderung ihrer Ziele
auch eine Monatsschrift: „Oesterreichi-
sche Freikörper-Kultur" (Hrsgb. Alexander
Szanto, Wien, XV., Alliogasse \it\, Verlag
Rudolf Cemy) 1 ) verbreitet. Im Märzhefte
1928 steht unter anderem die allseitig be-
achtenswerte Auseinandersetzung zu lesen:
„Gemeinsames Nacktleben ist eine nicht
mehr 111 bestreitende sittliche Forderung.
Niemals führt gemeinsames
Nacktlebcn in unserem Sinne
zur Unsittlichkeit; es reinigt im Ge-
genteil Fantasie und Willensleben von lü-
sterner Neugier und schmutziger Begierde.
Es führt die Sinnlichkeit auf das gesunde
Maß zurück. Es zerstört heuchlerisches
Wesen und falsche Prüderie, es verfeinert
und reinigt dagegen das natürliche Scham-
gefühl. Daß dieses zerstört werde, ist eine
durchaus haltlose Behauptung. Gemeinsa-
mes Nachtleben erleichtert ferner innere
und äußere Selbstzucht in hohem Maße.
Es lehrt verkappte Scheinmoral erkennen
l) Erscheint jetzt unter dem Titel: Prole-
tarische Freikörperkultur unter Leitung Dr.
Rudolf Pikhards. Die Zeitschrift bringt
lehrreiche Aufsätze über den Kampf der Kir
che und der Behörden gegen den modernen
Körpersport. Unterhaltlich ist die ständige
Abteilung: Wie sie die Sittlichkeit retten!
und von echter Moral scheiden. Es lehrt
alle schalen, nur auf den Sinnenkitzel be-
rechneten Genüsse und Vergnügen der heu-
tigen Geselligkeit als minderwertig erken-
nen und gering achten. Es erzieht zur Be-
obachtung und Erkenntnis leiblicher Män-
gel und somit zu einer selbstverständlichen
und verständigen Pflege des gesamten Or-
ganismus. Es erweckt Ehrfurcht vor dor
Heiligkeit und Schönheit des gesunden
Körpers; es fördert das Verständnis für
das Tragen zweckmäßiger, einfacher und
schöner Kleidung. Es erzieht nicht zuletzt
zu Echtheit, Geradheit, Wohlanständig-
keit, Herzenshöflichkeit, Ritterlichkeit und
treuem, zuverlässigem, moralischem Ge-
meinschaftsleben. Endlich fördert es die
geschlechtliche Zuchtwahl, da es verhin-
dert, daß kerngesunde Menschen sich mit
maskierten und herausstaffierten Ruinen
paaren und minderwertigen Nachwuchs er-
zeugen."
Das ist eigentlich eine Binsenwahrheit,
die im Gesichtskreise der Völkerforschung
allseitig bestätigt wird. Das Betrübende aber
ist, daß man sie für deutsches Volksgebiet
erst entdecken und verteidigen muß. Ich
selber steuerte daraufhin für diese Zeit-
schrift einen längeren Aufsatz über süd-
slavischo Volksspiele bei, die man dort
— in dem bei uns geächteten Zustand der
Schamlosigkeit oder Nacktheit — seit jeher
nach hellenischen Vorbildern pflegt.
In Wahrheit ist selbst im Herrsch- und
Machtgebiete L i 1 i a s, Heintzmanns
und Kiesels, Boltes, Kümmels und
Roethes das geistig gesunde Volk von
gleicher Lebensfreudigkeit wie das unsere
in Wien. Die „Wiener Stimmen", ein kle-
rikal christlichsoziales sittenwächterliches,
inzwischen eingegangenes Abendblatt, brach-
te am 9. Oktober 1926 nachfolgende, alle
frumbeai Gegrüßaistas Kerzelweiber er-
schütternde Nachricht aus dem nördlichen
Sündenpfuhl Berlin:
„Zentralafrilca bei Berlin. Ueber das Trei-
ben marxistischer NacktlÄufer
bei Berlin berichtet die „Tägl. Rundschau":
24

,\or kurzem, am Sonntag, hatten im Osten
Berlins die Ausflügler ein Schauspiel: Am
Ufer des herrlichen Krossinsees hatten sich
So bis 100 junge Leute beiderlei Ge-
schlechts niedergelassen. Wer an ihren
Windjacken und dunklen Hemden noch
nicht wußte, mit wem er es iu tun hatte,
dem verrieten es drei hoch im Winde flat-
ternde rote ruchfetzen. Mitten durch das
rote Lagerleben führt der einzige Uferweg.
Wer aber beschreibt mein Erstaunen, als
ich mich auf meiner Wanderung plötzlich
etwa einem Dutzend »völlig nackter junger
Männer und etwa einem halben Dutzond
splitternackter Mädchen im Alter von 16-18
Jahren gegenübersehe, die sich ohne Scheu
zwischen den Spaziergängern bewegen. Eine
kleine Gruppe, darunter einige Mädchen,
spielt in völliger Nacktheit Kreisball. War
der Ball einmal unter die Zivilisten ge-
raten, so wurde er mit staunenswerter Un-
geniertheit eben wieder zurückgeholt. Man
fragt sich, welches Bedürfnis vorliegen
kann, Ende September nackt herumzulau-
fen. Entweder handelt es sich um eine neue
freche Herausforderung des anständigen
Bürgertums oder das Ganze bezweckt nur
ein« geschlechtliche Aufreizung unter dein
Deckmantel irgendeines modernen Schlag-
wortes. Wahrscheinlich ist beides der Fall.
Dieser Unfug vom Sonntag in aller Oef-
fentlichkeit ist eine Beleidigung aller an-
ständigen Menschen und erfordert scharfe
Abwehrmaßnahmen. Soweit ich feststellen
konnte, waren Publikum und die Anwohner
einig in heller Entrüstung über diese
Schamlosigkeit. Jeder hatte wohl das Be-
dürfnis, von dieser Horde, deren Treiben
andieGebr&uchederNegcr stam-
me in Zentralafrika erinnert, weit
abzurücken.'"
Die Nackttänze und Nacktspiele haben,
wie die Anbeter des § 184 St.-G.-B . augen-
vordrehend beteuern, den ungünstigsten
Einfluß* auf die Kinder, indem sie deren
ahnungsloses, unverdorbenes Gemüt mit
Unzüchtigkeiten erfüllen und sie frühzeitig
zur freien Liebe verleiten. Dabei geht die
Keuschheit der heranwachsenden Jugend,
der Hoffnung und des Stolzes der Nation,
in die Brüche.
Die damit gemeinte freie, d. h. schran-
kenlos geübte Liebe oder auf unablässige
Beschäftigung des * Unterleibs abzielende
Neigung gehört auf das Schuldblatt schwer
belasteter Neurotiker. Im Buche des Gesell-
schaftslebens ist sie nicht auffindbar, denn
sie ist mit dem Bestand der Familie wel-
cher Art immer — es gibt ihrer so man-
cherlei Arten — als vater- oder mutter-
rechtliche Einrichtung nirgendwo in der
Welt je nachweisbar. Wüstlinge, die da-
gegen freveln, bleiben nicht ungeahndet.
Dafür habe ich eine große Menge neuer
Belege zur Ergänzung der Forschungen
Albert Herrn. Posts beisammen. Einen
greiie ich heraus, um die angebliche „freie
Liebe" zu beleuchten.
Die Vaasu, ein Zweig der Wapare in Ost-
afrika, ,,machen den Kindern den ge-
schlechtlichen Verkehr, man kann ruhig
sagen, zur Pflicht", so sagt ihr Kenner
Ernst Kotz, doch wird eine schwanger ge-
wordene „Jungfrau" von den Eltern aus-
gestoßen, nicht etwa aus moralischen Be-
denken, sondern aus Furcht, die „Ahnen-
geister würden sie bei Nichtbefolgung der
althergebrachten Sitte umbringen".
Zu den Alltäglichkeiten gehört jedoch die
Ausstoßung nicht, weil der Verführer das
Mädchen ehelichen oder schrecklich hohe
Strafen erleiden muß. Die Verhältnisse bei
den Wapare sind ihrem Grundzuge nach
nicht wesentlich anders geartet als beim
südslavischen und unserem deutschen
Bauernvolke in den Alpenländern, wo die
Burschen zum Fensterin und auf Probe-
nächte zu gehen pflegen.
Bei uns in Oesterreich, zumal im heiligen
Lande Tirol, in Oberösterreich und beson-
ders in Wien und Linz bekämpfen mit
leidenschaftlicher Wut die obersten geist-
lichen Würdenträger, die in den Wiener Po-
lizeidienst eingestellten, aus niederösterrei-
chischen Bauerndörfern herbeigeholten
„Wachschutzbeamten" und so manche
25

Richter die nach ihrem Geschmack zu
dürftig bekleideten Staatsbürger und dazu
auch noch Bilder nackter Menschen, haupt-
sächlich solche, welche unverhüllt das Be-
hagen miteinander sich paarender (i estalten
darstellen. Darüber packt besagte Sitten-
und Zuchtwächter grausiges Entsetzen, das
sie nur durch furchtbare Bestrafung der
Uebeltäter und die Vernichtung der Bilder
beheben können, sonst ginge die Mensch-
heit im Sündenpfuhl schandbar unter. Den
Irrsinn unserer geistlichen und weltlichen
Obertanen — das Wort rührt von Karl
Kraus her —, der sich gegen uns Unter-
tanen heillos austobt, bespricht eingehend
Dr. Herbert Müller-Guttenbrunn in
seinem „Nebelhorn" v. i5. April 1927 in
seinem Aufsatz: „Südlich des Nabels".
Seine Betrachtungen der über unser Volk
hereinbrechenden geistigen Verseuchung
und Verelendung müssen jeden noch eini-
germaßen vollsinnigen Menschen zur Ab-
wehr ermuntern und sollten darum als Son-
dierabdruck in jedermanns Haus vorzufin-
den sein. Ich führe daraus hier nur einige
Stellen an, die jeder Volksforscher ohne
weiteres mit unterschreiben wird:
„Wer an nackten Kindern Anstoß nimmt,
an den nackten Lügen der Kirche nicht,
sondern sie noch verbreitet, wer die Waf-
fen des Soldaten weiht, dabei aber streng
darauf schaut, daß sich seine Beinkleider
vorne in Ordnung befinden, wer es als den
Lauf der Welt betrachtet, daß einer den
anderen ausbeutet und betrügt, es aber als
ein Verbrechen hinstellen möchte, daß die
Menschen einander nach ihrem Gusto lie-
ben, gehört so sicher in eine geistige Kor-
rektionsanstalt, wie der, der das nicht tut,
in eine geistliche kommt. Und all diese
Kämpfe gegen das Hosentragen der Tou-
ristinnen, gegen die Unsittlichkeit der mo-
dernen Tänze, gegen die weiblichen Rollen
in Theaterstücken und ähnliche Verfüh-
rungskünste des Teufels sind nur dazu da,
die Menschheit, die geistig beinahe schon
impotent ist, auch noch körperlich impo-
tent zu machen. Aber ein furchtbares Di-
lemma lähmt noch immer den richtigen
Kampfeifer für dieses Hochziel: man weiß
nicht, wie man nach seiner Erreichung
den Fortbestand der in einander bekämpfen-
de Völker abgeteilten Ebenbilder Gottes ge-
währleisten soll, wenn man sich auch schon
in Kinodramen mit dem Problem des künst-
lichen, also des auf absolut sittlichem Wege
zustande gekommenen Menschen beschäf-
tigt.'
Reden wir klar, volkstümlich deutsch, so
müssen wir feststellen, daß unsere Anthro
pophyteiasammlungen und Untersuchun-
gen nicht gegen die öffentliche Schamhaf-
tigkeit, sondern nur gegen die öffentliche
Ehrvergessenheit, nicht gegen die allge-
meine Sittlichkeit, sondern gegen die all-
gemeine Verlogenheit freveln, nicht etwa
gegen die Ehrvergessenheit, Niederträchtig-
keit und Verlogenheit des Volkes, sondern
gegen die einer Rotte von Bösewichtern, die
sich zu Anwälten des von seinem eigenen
Volkstum durchaus nicht bedrohten Vol-
kes aufdrängen. Wenn das, was wir brin-
gen, nicht waschechte Volkssitte ist und
darum sittlich genannt werden muß, so
sind es der Liliasmus, Kieseliasmus, Roe-
theasmus, Boltheasmus, Kümmeliasmus und
Dielsiasmus am allerwenigsten. Im Gegen-
satz zu unserer von schwulstigen, gedanken-
losen Wendungen übersättigten Sprache
mancher Schöngeister und Wissenschaftler
wirkt die reine, gegenständliche, treffsi-
chere Ausdrucksweise unserer Volksüber-
lieferungen wie eine Seelenlabung herzer-
quickend. Nur ein Volksfeind mag sie dar-
um schmähen und herabwürdigen.
Mich wundert nur eines. Dank den leidi-
gen, gegen mich der Anthropophyteia hal-
ber zu Leipzig, Berlin und Altenburg ge-
führten Gerichtsverhandlungen lernte ich
bei den Land- und Amtgerichten und beim
Reichgerichte 26 grundgescheite, beson-
nene und kluge Richter näher ken-
nen, die meiner Hochachtung immer sicher
sind. Wie kommt es aber nun, daß sich so-
wohl diese und noch Tausende andere Rich-
ter auf einmal vor den Aussprüchen des
26

blitzdummen Kleeblattes Heintzmann,
Kiesel und Lilia urteillos zu beugen
und in endlose, zwecklose, langweilige und
für den Staat und das Volk äußerst ver-
derbliche Prozeßführungen hinciuhetzcn
lassen?! Warum folgen blindlings fast
sämtliche Zoll-, Finanz-, Post- und Po-
lizeibeamlen nur den Weisungen besagten
Kleeblattes?! Soll das heißen: Drei Narren
machen alle Welt zu Narren? 1 Warum gel-
ten Lilias Bluturteile alles, die vernünf-
tiger Richter ran gar nichts? 1
Der Berliner sittenrichterliche Wahnwitz,
Liliasmus, Heintzmanniasmus, Kieselias-
mus, Roetheasmus, Bolteasmus usw. zube-
nannt, ist, in seiner Nacktheit betrachtet,
eine nicht bloß jedem bürgerlichen und
staatlichen Rechte widersprechende, son-
dern auch eine — da es sich in den meisten
Fällen um Ausländer handelt — im völker-
rechtlichen Sinne vollkommen verbreche-
rische geistige Verseuchung, die den Be-
griff von Eigentum, Recht, Ehre und Sitt-
lichkeit, der sich im Laufe der Jahrtau-
sende entwickelt hat, umstürzt und unter-
gräbt. Dieser LUiasmus mit seinen Ab- und
Nebenabarten und seinem Drang zu Raub
und Plünderung, zur Entehrung und Ver-
fechtung der Frauen und der Liebe sitzt
auf dem Richterstuhle Deutschlands und
brandmarkt das deutsche Volk zum Aus-
wurf unter den Völkern. Der Liliasmus
zwingt die deutschen Polizisten, Post- und
Bahnbeamten zur Mitwirkung bei gemeinen
Verbrechen, entsittlicht sie und ruft eine
Unzahl von Prozessen hervor, verwickelt
jede deutsche Regierung in Wiedervergel-
tungsunternehmungen der Nachbarstaaten
und erzeugt die schädlichsten Folgen für
den Weiterbestand des Deutschen Reiches.
Der Liliasmus als Freibeutertum ist keine
auf Berlin und Preußen sich beschränkende
Erscheinung, er findet wie so manche frü-
here, dem Norden Deutschlands entsprun-
gene geistige Verseuchung im übrigen
Deutschland bereitwillige Nacheiferer. Am
Liliasmus geht die deutsche Frau, am
Roetheasmus und Bolteasmus die deutsche
Wissenschaft zugrunde. Deutschland ist der
Liliarchie grauenvoll anheimgefallen. Soll
denn aus Deutschland ein Liliasien wer-
den?!
Seit dem Monat September 1920 zählte
zu den besten Kassastücken der Neuen Wie-
ner Bühne auch Dietsenschmidts:
„Die kleine Sklavin." Der Dichter erdichtet
darin gar nichts, sondern gibt bloß mit
aller die Nerven angreifenden ehrlichen
Wahrhaftigkeit eben Ausschnitt aus der
biederen liliastischen kerndeutschen Alltäg-
lichkeit. Eine Kupplerin schwätzt armen
Bürgersleuten ihr vierzehnjähriges hübsches
Mädchen ab und verkauft es weiter in ein
Bordell. Auf der Bühne erscheint der
kaufkräftige Herr und verführt oder schän-
det vor den Augen der Zuschauer die kleine
beschwipste Ware, die uns nicht einmal
den Aufschrei bei der Sprengung ihres
Jungfernhäutchens erspart. Bei der ersten
Aufführung brach ein Teil des Publikums
in einen Aufruhr gegen die Kupplerin aus,
worauf Dir. Geyer vor die Rampe trat
und erklärte, der Dichter wolle mit der
Vorführung solcher Auftritte sittlich läu-
ternd auf die Zuhörer einwirken. Und man
beruhigte sich dabei.
Dieses Stück führte man schon vorher zu
ungezählten Malen auf reichsdeutschen Büh-
nen auf. Ei, warum schritten die zwei
Staatsanwälte Heintzmann und Kie-
sei nicht ein? Warum ließ Lilia sein
Gorillagebrüll zum Schutze der Hurenmüt-
ter und der Bordelle nicht erschallen? Mei-
ne Enthüllungen des Unheils, das alle deut-
schen Frauen schändet, verdienen denselben
Schutz aller ehrlichen und rechtschaffenen
Männer und Weiber wie Die 11 t'zen-
ge h m i d t s herzbrechendes Schauspiel.
Wer uns anfeindet, ist ein Freund der
schlimmsten Ausbeuter des Frauenleibs, ist
ein Feind der Gesellschaft und muß als
ein Verbrecher bestraft werden.
Ja, aber die Schweinerei und Unzucht
liegt in den deutschen schändlichen, die
öffentliche Schamhaftigkeit verletzenden
Worten und Wendungen. Das verstehen nur
27

wir, nicht unsere Slaalsfcinde, sonst hät-
ten sie uns schon ihre Meinung derb gesagt.
Haben sie es sich noch immer nicht ge-
melkt, was uns und ihnen vor den Gerichts-
schranken als feierlich betueineideter Zeu-
ge und Sachverständige Bolte eröffnet
hat, daß man wissenschaftlich pc-
nis, vulva und koitiercn zu sprechen
und zu schreiben hat? Solang als es ihnen
beliebt, im Schmutz der deutschen, zum
wissenschaftlichen Gebrauch ungeeigneten
Sprache zu waten, müssen sie stets darauf
gefaßt sein, daß man sie als einen Jugcnd-
und Tugendverderber um Hab und Gut be-
raube und sie entehre!
Das ist wirklich eine Afterwissenschaft
oder Boltcastik, die ihre Berechtigung
und ihren Halt im penis und der vulva ver-
birgt. Dem kleinen Lateinschüler ver-
deutscht der Schulmeister den Sinn dieser
Worte, ohne ihn damit zu verunzüchtigen,
wie aber sage 1 c h ihn meinen Lesern oder
Zuhörern in den Wehrmachtkasernen und
in Arbeitervereimen Männern und Frauen, die
niemals unter der Fuchtel eines Lateinein-
drillers geächzt haben und doch von mir
etwas Näheres über den Geschlechtstrieb
. erfahren wollen? Muß unser deutsches, ge-
meinverständliches Wort wegen seiner
strafbaren Unzüchtigkeit durchaus unaus-
gesprochen bleiben, so muß ich, um
mich verständlich zu machen, mehrere
männliche und weibliche Zuhörer zu mei-
nem Vortragstisch laden und ihnen jeweilig
nach den Geschlechtsteilen greifen. Das
wäre dann sittlich und verschämt!
Josef Christian Freiherr von Zedlitz,
der in der ersten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts ein bedeutender Staatsmann, je-
denfalls ein kluger Mann und echter deut-
scher Dichter war und als Dichter noch
weiter lebt, hatte sich vermutlich in höfi-
schen Kreisen, in denen man die Wort-
keuschheit um so genauer pflegte, je mehr
man sich verdeckt der Unkcuschheit hingab,
auch zu verteidigen, weil er kerndeutsche
Worte gebrauchte. Dies bestimmte ihn
wohl, seinem wunderlieblichen „Waldfräu-
lein" (1859) folgende Mahnung „An die
Leserinnen!" vorauszuschicken, die wir
Volksforscher oder, wie man uns schilt,
wir Pornographen auch an deren Enkelin-
nen und Enkel richten dürfen:
Wer horchen will der Mär, die ich erzähle,
Und will mir folgen in des Waldes Mitte,
Entschlage sich, ich bitte,
Dem Weltton, den Ihr fälschlich nennt den
feinen,
Sich überlassend dem Gefühl, dem reinen;
Nicht Sittlichkeit ist jede ekle Sitte.
Wenn Ihr den Bock den „Gatten" nennt
der „Ziege",
Glaubt wohl manch Einer hier, und dort
manch Eine,
Daß er kein Bock mehr scheine,
Ein Junker sei und artiger Geselle;
Denn nur nach Auszen habt Ihr Masz und
Elle
Und nennt das Trübe rein und trüb das
Reine.
Was feilscht Ihr nach dem Schein? Das
Wesen richtet I
Was auszusprechen in der Väter Zeiten
Nicht edle Dichter scheuten.
Was Elternmütter angehört mit Züchten,
Davor braucht Eure Unschuld nicht zu
flüchten;
Wagt Tugend, Anstand höher auszudeuten!
Das trifft auf die Sprache unseres deut-
schen Volksliedes zu. Will man sie ausmer-
zen, so bleibt nichts übrig, ab das Volk,
das sie ererbt hat und sie spricht, auszu-
rotten.
Der § i84 St.-G.-B. wird zum mächtig-
sten Fetisch des deutschen Volkes erhoben.
Er verleiht dem Staatsanwälte und selbst
dem schäbigsten Sbirren der Hermandad
ein Sittlichkeitsbewußtsein, das vernichten-
der wirkt als Radiumausstrahlungen. Es
hat die Monarchien übertaucht und es be-
herrscht mit unerschütterlicher Dummheit
und Bildungsfeindlichkeit auch noch die
Republiken, aus deren Gesetze sich die Ver-
folger der Literatur, der Wissenschaft und
Kunst gar nichts machen. In allem und
28

jedem wittein sie Schund, Schmutz, Un-
zucht und Vergehen gegen das von ihnen
beschützte- Schreckgespenst, genannt die
öffentliche Schalkhaftigkeit, so heißt ihre
Götzin, der sie die ganze Welt unterjochen
wollen.
Bei alledem dämmerte in ihren Hohl-
schädeln doch die Erkenntnis auf, es sei
eine Verneinung allen Rechtes, nimmt es
sich der Richter heraus, nur auf sein ei-
genes Gefühl oder Zeugnis hin eine Klage
zu begründen und ein Verdammungsurteil
zu fällen. Wo kein nachweisbar
Geschädigter vorhanden ist,
dortgibtesauch keinen Schaden
und keine strafbare Handlung.
In gleicher Lage befanden sich auch die
Ketzer- und Hexenrichtcr, die vorsichtshal-
ber jeweilig Wohlmeinungen der ihnen
meist willfährigen „Fakultäten' 4 einholten,
um, durch sie gedeckt, Juden, Frauen und
Kinder dem Scheiterhaufen zu übergeben.
Desselben Kniffes bedienen sich gegenwär-
tig deutsche Staatsanwälte und Richter, die
eigens vom Staate eingesetzten Prüfstellen
für Schund- und Schmutzliteratur, die dar-
über zu entscheiden haben, ob ein Druck-
werk der Vernichtung anheimzufallen ha-
be und der Verfasser zur Strafe auch noch
verurteilt werden soll. Es ist unendlich zu
beklagen, daß sich deutsche Gelehrte und
Schriftsteller zu einem derartigen Handlan-
gerdienst mißbrauchen lassen. Dazu fällt
mir eine bitterböse Bemerkung des Wiener
Satirikers Karl Kraus (Die letzten Tage
der Menschheit, Wien 1932, S. 43g) ein:
„Die deutsche Wissenschaft ist eine Pro-
stituierte, ihre Männer sind ihre Zuhälter."
Aber nein: die Wissenschaft läßt sich nicht
prostituieren, selbst wenn sich noch so viele,
die von ihr leben, soweit vergessen, ihre
Zeit und Arbeit zu vergeuden, um tücki-
schen Angreifern Vorschub zu leisten.
In Berlin - Neukölln entstand, wie ich
bereits zuvor erwähnte, zur Abwehr eine
„Aktionsgemeinschaft zur Wahrung der
Freiheit in Kunst und Schrifttum", die ihre
Mitglieder mit einem besonderen „Korre-
spondenz-Nachrichtenblatt" von den Tätig-
keiten der Richter und Prüfungsstellen
verständigt Ich empfinde diese Sammlung
von Urkunden des Verfalles unserer geisti-
gen Kultur überaus schmerzlich. Weh uns,
daß wir deutsche Schriftsteller sind!
Eines übersehen unsere gerichtlichen
Volksfeinde absichtlich: Wäre die Ge-
schlechtlichkeit unseres Volkes, dem doch
auch Schriftsteller und Künstler beizuzäh-
len sind, irgendwie auffällig abscheulich,
unsittlich, ekelerregend und gemeingefähr-
lich, so hätten es die gegen die Deutschen
Kriegführenden während des Weltkrieges
zu unser aller Herabwürdigung ausgenützt.
Wegen unserer unzüchtigen Sprache und
unseres Schrifttums schmähten sie uns, so-
viel ich weiß, niemals und deswegen hätten
sie uns niemals auszurotten unternommen.
Ks blieb Staatsanwälten vom Schlag der
mehrfach genannten und ihren richterlichen
Spießgesellen vorbehalten, uns Deutsche als
ein Unzuchtsvolk zu brandmarken, zu ver-
donnern und zu verdummen. Müssen wir
eine solche Erniedrigung erdulden?
Alle Anstandsiegeln und fast immer die
„moralischen" erwachsen bei den Indern,
wie dies J oh. Jak. M e y e r in seinem
Werk „Ueber das Wesen der altindischen
Rechtsschriften" (Leipzig 1927) klar nach-
weist, aus einer Zauberwurzel. Wenn ich
nicht irre, bin ich der erste, der als folklori-
scher Urtriebforscher darauf kam, daß die
Anbeter des die öffentliche Schamhaftigkeit
und Sittlichkeit beschützenden § i84 St.-
(l.-B. bloß fanatische Verfechter des ur-
ältesten Glaubens an die Macht des Wort-
und Bildzaubers sind. Die gleiche Einsicht
gewann Meyer aus der nüchternen Be-
trachtung der ältesten Dharmawerke. Weil
die Angelegenheit von ausschlaggebender
Wichtigkeit bei der Beurteilung des schänd-
lichen Sittlichkeitsrummels ist, der unsere
Wissenschaft und Kunst im deutschen
Sprachgebiet zu vernichten im Begriff ist,
muß ich einige Angaben Meyers hier
wiederholen. Die Bclegstellennachweise mag
man in seinem Buche (S. 8 ff.) im Be-
29

darfsfalle nachlesen. Hier genügt ein Aus-
zug.
„Nicht Anstand oder Verehrung, die man
einem g u r u (Meister der ä c ä r a, Lehrer)
oder einem Gotte schuldig ist, hält von der
genannten (schamlosen) 1 landhing ab, we-
nigstens nicht ursprünglich, sondern die
Angst vor magischer Schädigung durch die-
se Machtvollen. Beim Weibe vollends mahn-
te zunächst nicht etwa Schamhaftigkeit zur
Abwehr, sondern einfach die magische Ge-
fahr ; bekanntlich ist das Weib ein wahrer
Sammelspeicher tückischer Zauberkraft,
dies vor allem zu bestimmten Zeiten, wie
Menstruation und Wochenbett und wenn es
nackt ist. Denn die völlige Nacktheit oder
auch die Entblößung sonst verhülter Kör-
perteile wirkt zauberisch, geisterbezwingend
bei wer weiß wie vielen Völkern. Die bei
ihrem Werke nackte Hexe ist den Indern
so geläufig wie uns, was schon die Erzäh-
lung vom altindischen Fridolin zeigt. Daher
darf der snätaka oder brahmanische
Haushaltführer, wie er sein soll, kein nack-
tes Weib anschauen, weder das eigene noch
ein fremdes. Daher schreibt auch Apastam-
ba I, ii, 32: „In der Nacht schmücke er
sich immer für seine Gattin." Welche Zart-
heit! Ja, aber nur scheinbar. In Wirklich-
keit redet hier bloß die Angst um das eigene
Selbst. Man denke, welche Menge Zauber-
stoff sich hier anhäuft; die Nacht ist voll
zauberischer Schrecken, das Weib an sich
voll heilloser Magie. Er mag zuviel von
ihrer Nacktheit sehen und, o weh, die Be-
gattung ist von Geistertücken umlauert!
Schmuck aber, vor allem Gold, doch auch
anderes Metall, Blumen und Kränze und
dergleichen mehr wirken apotropäisch, ban-
nen die magische Gefahr ....
„In Indien wird allzu heftiger Regen auf-
zuhören gemacht. Ebenfalls gut indisch ist,
wie sich das nicht anders denken läßt, daß
das Weib, nackt oder bekleidet, auch das
Pflanzenleben fördert. Im Weibe faßt sich
ja alle Geschlechtlichkeit und Fruchtbarkeit
zusammen, und der an sie geknüpfte Ge-
schlechtsakt, sowie alles, was mit diesem zu
tun hat, wirkt an sehr vielen, wohl schier
allen Orten der Erde günstig ein auf die
llervorbringungskraft der Natur. Kein
Wunder, daß es gefährlich ist, die Frau in
der Begattung anzuschauen. Natürlich setzt
wegen dieses Rapports mit der Geister- und
Zauberwelt, den die Nacktheit herstellt, die-
se andererseits den Menschen wieder magi-
schen Gefahren aus. Darum darf er weder
nackt schlafen, noch nackt baden, noch
nackt essen; denn in Nacht, Wasser und
Speise selber schon wohnt böser Zauber.
Hiezu kommt natürlich auch die zauberge-
fährliche Unreinheit besonderer Teile des
Leibes. Die Oeffnungen am Körper nicht
ohne Not zu berühren, bildet einen Teil des
ä c ä r ä . . . . Unterhalb des Leibes darf
man bei religiösen Riten den Leib nicht
berühren; denn von da ab ist er ja unrein,
finstern Mächten eigen. Die gnostische Sek-
te der Severianer lehrte, die obere Hälfte
des Menschen gehöre dem guten Urgotte,
die untere, vom Nabel abwärts dem bösen.
Wolf gang Schultz, Dokumente der
Gnosis, Jena 1910, S. XL VI. Diese Anschau-
ung hat die ganze Christenheit durchsetzt
und besonders vom Weibe heißt es darum
in Shakespeares König Lear:
But to the girdle do the gods inherit,
Beneath is all the fiends (Akt IV, Sz.
VI, I. 129t)
So soll denn der arische oder doch der
brahmanische Hausherr nicht einen Augen-
blick (m u h ü v t a) nackt, bleiben.
Ebensowenig, wie das Verbot, ein nacktes
Weib anzusehen oder sich beim Wasser-
lassen gegen ein Weib zu kehren, der
Schamhaftigkeit, Keuschheit oder Anstands-
empfindung entspringt, haben andere, ähn-
liche Regeln einen solchen Grund."
Sind sie nicht mit Dummheit, Bosheit
und Gedankenfaulheit geschlagen, so wer-
den nach Meyers Anführungen die
Schnapphähne der Sittlichkeit erkennen,
daß sie im blöden Zauberglauben wie in
einem Sumpfe herumwaten, wenn sie die
Sammlung und Erforschung der Volküber-
30

lieferungen von der Minne Lust und Leid
der Unzüchtigkeit und Schamlosigkeit hal-
l>er ächten und sich der Verfolgung der
Forscher, als oh es Schwerverbrecher wä-
rein, befleißen.
Untersuchungsrichter und Polizeileu le
verkehren beruflich ständig mit Verbre-
chern aller Art, Straf rieh ter desgleichen.
Zeitungen berichten darüber Tag für Tag,
oft sehr ausführlich. Die hochweise unga-
rische Regierung verbot im Mai des Jahres
1928 allen Zeitungen unter Androhung
großer Strafen von den überhandnehmen-
den, durch die wirtschaftliche Not hervor-
gerufenen Selbstmorden zu berichten, weil
sie von der TJeberzeugung durchdrungen ist,
Not und Selbstmorde werden aufhören,
sobald von solchen Sachlichen die Öffent-
lichkeit nichts mehr erfährt. Das ist ein
herrliches Auskunftsmittel. Es wird sich
darum empfehlen, alle Gerichte und Po-
lizeieinrichtungen, die ohnehin sehr viel
kosten, abzuschaffen, damit endlich auch
die Verbrecher ihre Tätigkeit einstellen, wie
ja bekanntlich die Völker, zumal unser
deutsches, die Unzüchtigkeit und Scham-
losigkeit des Beischlafes verabschiedet ha-
ben, seitdem man angefangen hat, gericht-
lich die Ur triebforsch er als Sittenverderlx*r
zu ächten und deren Werke zu beschlag-
nahmen. Folgerichtig müssen demselben Ge-
schick noch sämtliche medizinischen Wer-
ke, Kliniken und Spitäler verfallen, weil
nur durch sie Krankheiten verursacht und
überhaupt die Kindergemüter mit Angst
und Schreck erfüllt werden, Den ganzen
Krempel, den man Forschung, Wissen-
schaft und Kunst heißt, soll und muß man
mit Stumpf und Stiel ausrotten, denn Adam
und Eva haben im Paradiese auch davon
nichts gewußt. Nur mit dem § i8/| St.-
G.-B. läßt sich der glückselige Zustand der
Mrnienschheit wieder herstellen.
Das Merkwürdigste der deutschen Justiz-
pflege besteht darin, daß Bücher, Schrift-
steller und Künstler schlechter daran sind
als Schwerverbrecher. Wird einer wegen
Notzucht, Einbruchs, GeldfäLchung, Dieb-
stahls, Raubes, Mordes oder sonst eines be
gangenen Verbrechens angeklagt, dann frei-
gesprochen oder verurteilt, so ist damit die
Sache für ihn abgetan. Nicht jedoch beim
Schriftsteller und Künstler. Selbst sieben
landgerichllichc und zwei reichsgerichtliche
Freigaben eines Buches halten einen zehnten
Staatsanwalt nicht vor der Erhebung einer
neuen Anklage ab und das üble Spiel wird
so lang betrieben, bis der Ankläger eine
Verurteilung des Buches, des Verfassers,
Verlegers und Druckers erreicht. Auf den
bloßen Verdacht hin, ein Werk sei ge-
eignet, das öffentliche Schamgefühl zu
verletzen und die Jugend zu verderben, also
auf eine nichtige Vermutung hin, erfolgt
eine Strafe, die den von ihr Heimgesuchten
den Lebensfaden abschneidet. Das, was ich
hier angebe, erlebte ich selber auf Betreiben
ihr Staatsanwälte Hein t z m a n n und
Kiesel in Berlin durch den ihnen will-
fährigen Landgerichtdirektor L i 1 i a und
die Richter Kühne und Orlowski
wegen der Anthropophyteia, ich, der
Ausländer in Wien, der ihrer Gerichts-
barkeit ebensowenig untersteht als die
mit mir zugleich wegen ihres Volks-
tums verurteilten Völker der Erde. Ich
war zeitlebens ein ruhiger Forscher, ein
bürgerlich ehrsamer Familienvater und ha-
be niemals auch nur eine Zeile Pornogra-
phie geschrieben. Trotzdem machten mich
Lilia und Genossen für die menschlichen
Liebestriebäußerungen verantwortlich, nen-
nen mich in zwei Urteilen den Erfinder
des Beischlafs, Erdichter sämtlicher Völker-
überlieferungen aller Zeiten, Zeichner aller
Bilder von Liebesszenen und heißen mich
zum Ueberfluß einen: „eitlen, faulen
Juden, anscheinend Christus
ähnlich!" Kann man sich eine schänd-
lichere Gottlästerung denken als diese
Gleichstellung eines Pornographen mit der
erhabensten Gestalt des Christenglaubens?
Soweit echte Forscher von dieser Unge-
heuerlichkeit Kunde erhielten, traten sie für
die Anthropophyteia ein und gegen den ber-
linischen richterlichen Wahnwitz auf. An
31

und für sich zerfällt die Anklage in Nichts,
erfährt man, daß es derselbe Tugendbold
Staatsanwalt II c i n t z m a n n mir naheleg-
te, ihn zum Mitleilhaber meines Ethnolo-
gischen Verlages zu machen, wofür er von
der Anklage zurücktreten werde. Ich erhob
wider ihn die Klage wegen Erpressung, er
aber erklärte, er habe nur aus Wohl-
wollen für mich den Antrag ge-
stellt, denn das sei sein gutes Hecht. Und
der kgl. preußische Justizminister stimmte
dem zul
Ganz anderer Ansicht als die reichsdeut-
schen staatsanwaltlichen, richterlichen und
sittenpolizeilichen Anbeter des deutschen
Volksausrottungs-§ i84 St.-G.-B. und als
deren abscheuliche Meineide gerichtlich ab-
legende Aftcrgelehrten und Polizeischurken
ist Dr. Gaetano A ma 1 f i( gestorben am
21. März 1928 zu Neapel). Dieser gelehrte
Forscher war schon vermöge seiner beruf-
lichen Stellung als Generalprokurator des
Reichgerichtes Italiens in Neapel befugt, ein
Urteil abzugeben, das unserer Beachtung
wert ist. Wie anders spricht er sich aus als
der Oberstaatsanwalt des reichsdeuIschen
Reichgerichtes, der da samt den Reichge-
richtsrichtern die Ueberprüf ung meines Ein-
spruchs gegen die Blulurteile des Heintz-
mann-Kiesel-Lilia-Tribunals mit der Be-
merkung ablehnte, das Urteil weise keinen
Form-(Schönheits-)Fehler auf und überdies
hätten ja die Richter Sachverständige ein-
vernommen! Amalf i äußerte sich in der
Monatsschrift der Internationalen Akademie
der Wissenschaften und Künste vom Okto-
ber 1924 anläßlich der Besprechung eines
großen Werkes des estländischen For-
schers Walter Anderson zum Schluß
auch über meine Tätigkeit mit ausdrück-
lichem Hinweis auf die in Liliasien oder
Deutschland geächteten Anthropophyteia
und mahnt daraufhin zum Umdenken
und zum Umlernen. Was ich lehre, ist
eine Selbstverständlichkeit, an der selbst in
den dem unheimlichen Wahnglauben frö-
nenden Gerichtstädten des liliastisch ver-
finsterten Deutschlands, in Berlin, Halle
a. S., Königsberg, Bonn a. Rh. und Leipzig
noch kein Naturforscher Anstoß nahm, daß
nämlich das menschliche Geschöpf wie je-
des andere lebende Wesen zu betrachten
und zu erforschen sei. Eine Folkloristik,
Ethnologie und Anthropologie, in- der die
Anthropophy teiaun tersuchungen verfemt
sind, ist keine Wissenschaft, sondern eine
Liliastik, Roetheastik, Bolleastik, Dielsiastik,
Kümmeliastik, Heintzmanniastik, Kieselia-
stik, Witkofskiastik, von der ich nur reden
muß, weil sich deren Wortführer scham-
los vordrängen, um mich und die For-
schung niederzuschlagen. Die Anhänger der
Liliastik fußen auf ihren falschen Eiden
und ihrer Mehrheit, also auf dem Aberglau-
ben, den wir als Erbsünde der Urzeit mit-
schleppen müssen und auf der angeborenen
und behördlich geschützton und großgezo-
genen Denkunfähigkeit der Mehrzahl unse-
rer Zeitgenossen. In der Naturwissenschaft
gilt aber der Eid als Beweismittel nicht
mehr als ein Hundefurz. Die nach fremdem
(jut und Blut gierigen Anbeter und Tra-
banten der Segnungen des deutschen Volks-
ausrotlimgs-§ i84 St.-G.-B. pflegen unter
wilden Sittlichkeitsausbrüchen oder auch
unter scheinheiliger Augen Verdrehung eine
an hochtönenden Worten und Wendungen
überquellende Sprache, aber
Du suchst vergeblich ihres Wort-
schwalls Sinn.
Ist denn in Wahrheit irgend welcher
drin?
Mit Leuten mich herumstreiten, von denen
ich nie etwas haben wollte und die mir nie-
mals auch nur das allergeringste zum Aus-
bau meiner Untersuchungen beizutragen
vermochten, hat keinen Zweck. Ich muß
mich darauf beschränken, sie gleichwie
recht ungerufene Einbrecher und Wege-
lagerer abzuwehren. Sie drängen sich zwi-
schen meine Leser und mich gewalttätig ein
und werfen sich zu Beschützern und zu
Rettern ihrer eigenen Verkommenheit und
Verworfenheit auf, nicht jedoch der Oef-
fentlichkeit, die ihrem Geschrei zufolge
32

von mir aufs ärgste bedroht sei. Außerhalb
des gerichtlichen Meineidbereiches Liliasiens
glaubt an die Schauermär von meiner Ge-
meingefährlichkeit sonst niemand in
Deutschland und auch nicht im Auslande.
Das beweist z. B. auch der Aufsatz Dr.
Amalf is, von dem ich die Schlußworte
hier für meine Leser wiederholen will:*)
Di quel dotto Krauss, chi ha nel
figliuolo Dr. William un degno continuatore,
e tanto dritto alla riconoscema di ogni studi-
oso per la sua collana di monografie, e massi-
me per la sua rivista, intitolata grecamente
Anthropophyteia, magno archivio di
~~" folklore (come giä il Holland ed il
Gaidoz con la loro Kryptadia) e pel suo
recente importantissimo volume D i e A n in u t
des Frauenleibes etc. 1923 di cui e
uscita anche la seconda parte: Streifzüge
im Reiche der Frauenschön heit
19a 4. Opera gigantesca e degna della migli-
ore fortuna.
Forse, oggigiorno, si prctende di allargar
troppo i confini di qucsta disciplina; ma non
puö negarsi che essa rapprcsenti un impor-
tanto capitolo dcllo scihilo urnano e della
moderna cultura, recando anche un valido
jsussidio agli storici della Letteratura, massime
ne' primordi, giovando a spiegare lorigine
dell'epopea, delle novelle, della metrica, della
Urica stessa i simili. Chi e digiuno di qiicsti
studi non se ne puö formare un concetto
adeguato e completo. Cosi la conoscenza de'
dialetti, una volta a torto spregiati, giova a
meglio approfondire la propria lingua, la
quäle, in fondo, e (come il toscano) un dia-
lctto, che ha avuto la sua prei'erenza e pre-
valcnza sugli altri: il solito diritto della forza!
Cosi si evita quella lingua accademica, for-
rnata di frasi fatte et agghindate, priva di
Spontaneität sveltezza e di ogni evoluzione
storica, delizia di certi prcsuntuosi ignoran-
telli! Ma i teinpi sono mutati, e bisogna rifar
da capo la nostra educazione spirituale e cul-
turale: Quod est in votisl
Die Beantwortung vieler wichtiger kultur-
und literargeschichtlicher Fragen ist un-
streitig lehrreich, ich jedoch lege bei der
*) L'ltalia d'oggi, Rassegna politica-lette-
raria-economica-sociale. Organo dell'Accademia
Internazionale di Lettere e Scicnze di Napoli.
Direttore: Prof. Dott. P i e tr o Amoroso,
President© generale deirAccademia Intern, di
Lett. e Scienze di Napoli, 192/*, p. 22/1.
Veröffentlichung meiner und meiner Mit-
arbeiter Sammlungen den Hauptnachdruck
auf das rifar da capo la nostra educazione
spirituale e culturale. Darum stehen bei
mir im Vordergrunde der Betrachtung die
rechtlichen, wirtschaftlichen und religiösen
Zustände, unter welchen sich die Gesell-
schaft bildet, entwickelt und behauptet.
Meine Forschungsweise heißt ein geschicht-
liches Wissen willkommen, stellt es sich
gerade in Sonderfällen ein, doch das
Schwergewicht beruht darauf, daß im Ein-
zelnen Scharfsinn notwendig ist, um die
seelischen Beweggründe der Entstehung
einer Tatsache des Volktums ausfindig zu
machen.
Das, was ich in den Jahrbüchern, Bei-
werken und Quellenschriften der Anthro-
pophyteia lehre, wird in nicht allzu ferner
Zeit zu den Binsenwahrheiten gehören. A u-
gust Forel, mein älterer Fachgenosse,
laßt unsere Absichten und Vorgangsweise
in seinem jüngsten, sehr empfehlenswerten
Buche: „Der Weg zur Kultur" (Wien
1925, S. t\2) kurz und klar in die Worte
zusammen: „Man muß, ohne Schiffbruch
zu leiden, die Klippen der traurigen und
schmutzigen Wirklichkeit des menschlichen
Elends! passieren, wenn man die Kraft er-
werben will, mit einem scharfen Besen ohne
Hast den Augiasstall der Heuchelei, des ego-
istischen Ereidenkertums, der Dummheit,
der vorurteilvollen Unwissenheit und des
Aberglaubens unserer Zeit auszumisten.
Kurz gesagt, man muß den Schmutz sehen,
sonst kann man ihn nicht beseitigen. Dann
aber wird man dank einer genauen Kennt-
nis des Stalles, das heißt der Menschen,
dank auch einer fertigen Handhabung des
Besens einen festen und ungetrübten Opti-
mismus erwerben, welcher weder fürchtet
noch Gefahr läuft, eine Enttäuschung zu
erleben; denn er schmeichelt sich mit kei-
nen Illusionen mehr. Nur so und nicht an-
ders ist eine kräftige soziale Tätigkeit mög-
lich, die die relativ guten und schönen Sei-
ten der menschlichen Natur aul Kosten der
schlechten fördert und vermehrt."
.h Krams: IX. Beiwerk z. Stud. d. AnthropopbyteU
33

Der zuvor genannte» in der wissenschaft-
lichen Welt hochgeschätzte, weil hochver-
diente Erforscher des menschlichen Trieb-
lebens, Prot. Ferdinand Karsch-Haack
nennt mich den „Vater und die Mutter der
(Jrtriebforsohung". Ich nehme diese ehren-
de Bezeichnung nur in dem Sinne auf, ab
ich diejenigen, die meine Erhebungen mit
Fleiß und Bedacht verarbeiten, sozusagen
als meine Kinder oder Jünger zu betrachten
habe, weil sie vorerst durch meine Schrif-
ten aut den Weg naturwissenschaftlicher
Beobachtung der Erscheinungen der Ge-
schlechtiichkeit gelangen. Sie so zu bevor-
munden, daß man ihnen die Möglichkeit
des Studiums raubt, ist eine Vergewalti-
gung. Eine Beschlagnahme meiner Bücher
und deren Vernichtung ist aber auch schon
darum ein vandalisches Vorgehen, weil we-
der dadurch der. Volksmund zum Verstum-
men gezwungen wird, noch die gesammel-
ten Volksüberlieferungen spurlos ver-
schwinden. Ich kann sie ja gebotenen Falles
in der Sicherheit eines den Anbetern des
§ i84 St-G.-B. unzugänglichen, noch
nicht verseuchten slavisohen Landes er-
scheinen und von dort aus auch deutschen
Gelehrten zugehen lassen. Soviel ist gewiß,
daß die folklorische Urtriebsforschung von
keinem noch so rasenden Staatsanwalt um-
zubringen ist, doch dürfte der Verfolger
an den Folgen seines Treibens jählings un-
tergehen. Im selben Augenblick, wann er
den Befehl zur Beschlagnahme eines mei-
ner Bücher erteilt, hat er sich, seine An-
gehörigen und auch jene, die seinen Auf-
trag ausführen, friedlos erklärt Platice
krvl = Er wird Blutgeld bezahlen I so
lautet der Beschluß der erwähnten sechs
südslavischen Volksgerichte.
Wien, Vll/a, JNeustiftgasse 12,
am 20. Oktober 1928.
Prof. Dr. Friedrich S. Krauss.
34

DEUTSCHE BAUERNLIEBE.
Beiträge zur Erforschung der Minne im Leben und Liede, vorzüglich der ober-
österreichischen und steirischen Bauernschaft. Von Dr. Alfred Webinger
Mit 174 Volksweisen.
EINLEITUNG.
Schon vor zehn Jahren hatte ich eine
Sammlung erotischer Vierzeiler zur Ver-
öffentlichung bereit; aus verschiedenen
Gründen aber konnte sie nicht erscheinen. 1 )
In der Zwischenzeit hat sich nun diese
Sammlung beträchtlich erweitert, den
Apparat vermochte ich zu vervollständigen,
so daß nun das Ganze einen gewissen Selb-
ständigkeitswert erlangt hat.
in aller Kürze will ich einiges zur Wür-
digung de» erotischen Schnaderhüpfels vor-
ausschicken. 3 )
Aus dem geringen Umfang des Vier-
zeiler» etwa auf seinen Wert zu schließen,
wäre von vornherein verfehlt. Denn gerade
im Vierzeilerliedchen lebt sich der bäuer-
liche Sing- und Schöpf erdrang am frische-
*) Siehe Anthropophyteia 10, 297, An-
merkung 2.
2 ) Das Schnaderhüpfel im allgemeinen ist
schon eingehend und wiederholt gewürdigt,
weshalb ich hier nur auf einige wenige Cha-
rakteristiken verweise: Dunger, Dialekt und
Volkslied des Vogtlandes S. i3—15; Gras-
berger,
Naturgeschichte des Schnaderhüpfels;
Nauffcn, Das deutsche Volkslied in Oestcrr.-
Ungarn, Ztschr. d. V. f. V. l u uff; Sa/irJ.,
Das deutsche Volkslied 3 (Samnilg. Göschen)
Band a, S. 34 ff; Werte, AI in rausch S. A79;
Rotter 9 Der Sclmaderhüpfidrhythmus; Meyer
G., Essays und Studien, 1. Bd.; Schell, Das
Volkslied S. 82 f; Strack; Hessische Vier-
zeiler, Hess. Blatt, f. Volksk. 1, 3o ff.
(Die genaueren Angaben siehe Literatur-
register 1)
sten aus; das Schnaderhüpfel entsteht in
viel höherem Maße als Lieder anderer Art
immer noch täglich neu inmitten der
Bauernschaft. Jeder Sammler kennt Männer,
vorzugsweise ledige, die im Kreise ihrer
Zeche oder Bude als Sangmeister gelten und
schier unerschöpflich sind im Wiedergeben
landläufiger Vierzeiler, aber ebenso uner-
schöpflich im Schaffen neuer. 3 ) Jedes
Dorfereignisi regt sie an, ganze Reihen
„aktueller" Vierzeiler in bewunderungswür-
diger llaschhcit zur Melodie zu ersinnen;
die Umgebung ist stets gespannt auf die
wieder in Aussicht stehenden „frischen 4 '
GstanzL                                                    j ;
Der Vierzeiler wird von einer dem bäuer-
lichen Ohre überaus geläufigen Melodie ge-
tragen, die immer wieder — weil fest im
musikalischen Gedächtnis verankert — zu
neuer Textschöpfung anregt. Bei jedem
Tanze: daheim beim Erntefest wie an
Winterabenden, im Wirtshaus, bei Hoch-
zeils- oder Kirchtagsfeierlichkeiten; beim
Sommer-Abendspaziergang und sogar bei
der alle Kräfte beanspruchenden Erntearbeit
aul dem sonndurchglühten Felde: überall
klingt der Vierzeiler durch. Vierzeiler singt
der fünfjährige Bub ebenso gut oder
3 ) Ich besitze aus meiner oberösterreichi-
schen Heimat Hunderte von Vierzeilern, die
von dortigen bäuerlichen Verfassern stammen,
lieber solche Stegreifschnaderhüpfcldichter vgl.
auch Jungbauer S. i3of.
35

schlecht wie das 13 jährige Kucharl (=Kü-
chenmagd) oder der „silberne" Hochzeiter
mit meinen 5o Jahren auf dem Buckel.
Freud und Leid, Schimpt und Spott, Scherz
und derbe Ausgelassenheit, alles legt der
Bauer hinein, alles liest er heraus — aus
dem unscheinbaren Liedchen, das in seiner
knappen Kürze von vier (oder, da die iwei
Eingangszeilen vielfach nur formelhafte Be-
deutung haben, von zwei) Zeilen nicht selten
zum bäuerlichen Epigramm wird. Mit gu-
tem Hechte kann man das Schnadahüpfel
das bäuerliche Lied
*a<* egox~v nennen.
Wenn nun der Vierzeiler derart mit dem
J&uerlfchen Leben verwachsen ist, dann
kann man ihn gerechter Weise denn doch
unmöglich ins Aussugsstubchen stecken, 4 )
schon gar nicht den erotischen, da dieser
Ja nur eine Teilerscheinung der bestehenden
Tatsache ist, daß das Liebesleben im Mittel-
punkte des Lebensinteresses bäuerlicher
ftatur
steht, wie ich noch zeigen werde. 5 )
Wie reich sich das Schnaderhüpfei für
volkskundliche Sachkenntnis auswerten
läßt, lehrt jede bessere Sammlung bei ru-
higer Beobachtung, wird aber auch diese
*) Manche Sammler „ignorieren" ihn!
So erklärt Schlossar (Einleitung zu seinen
Volksliedern aus der Steiermark S. X), Schna-
derhüpfei habe er nicht aufgenommen, da
sie „der eigentlichen (sie!) Volkspoesie doch
nur zum Teil beizuzählen sind". (Was na-
türlich ebenso für alle anderen Gattungen
der Volksdichtung Geltung haben müßte.)
Dabei unterläuft aber Schlossar die fatale
Tatsache, daß er Lieder bringt, deren
„Strophen" eben leider nichts anderes als
Schnaderhüpfei sind, die z. T. auch vereinzelt
umlaufen! So verweise ich nur auf folgende
Nummern: ii£, 119, 122, i33, i43, i45,
1~7, 157, i64, 182, 192, 196, 3/Jo. Wie viel
verständnisvoller aber urteilt Sahr, Das deut-
sche Volkslied, 1, S. 82 f, der, nachdem er
das Schnaderhüpfei die „noch heute leben-
digste von allen Formen der Volksdichtung"
genannt hat, sagt: „ . . . es ist eben für die-
jenigen deutschen Stämme, die es haben, der
natürliche Ausdruck ihrer Denk- und Fühl-
art";
und 2, S. 34 es „das frischeste,
übermütigste und beliebteste Erzeugnis des
heutigen Volksgesanges" nennt.
5 ) Abhandlung IL
Sammlung immer wieder erweisen können.
Und der erotische Vierzeiler muß der
ganzen Sachlage nach sogar als in höher
rem Grade charakteristisch und wertvoll
für die Volkskunde bezeichnet werden.
Daß man das erotische Schnaderhüpfei
bisher noch viel zu wenig gewürdigt und
ausgewertet) hat, ist wieder nur eine Folge
davon, daß die Bedeutung des erotischen,
volk&mlßigen Liedes überhaupt noch nicht
allgemein erkannt wurde. 6 ) Bedenken wir
aber, daß viel von dem veröffentlichten
Material an erotischen Liedern nicht in
der Bauernschaft aufgenommen wurde,
sondern vielmehr aus städtischen oder städ-
tisch stark beeinflußten Schichten kommt,
so ergibt sich, daß das bauerlich erotische
Lied bisher am stiefmütterlichsten bedacht

ist.                                                                            •»■!!.
Jedem Sammler von Volksliedern ist na-
türlich das erotische Lied, jedem Schna-
derhüpfelsammler das erotische Schnader-
hüpfei auf Schritt und Tritt begegnet. So
finden sich denn auch in zahlreichen Volks-
liedersammlungen versprengte Erotica und
in den meisten besseren Vierzeilersamm-
lungen zahlreiche erotische Stücke, so bei
Dunger, Meier, Birlinger, Köhler, Werlc,
Süß, Pogatschnigg-Herrmann, Hörmann,
Mautner und vielen anderen. 7 )
Die Herausgeber berühren auch meist
im Rahmen der Einleitung ihre Stellung
zum erotischen Liede. Und alle Kenner des
bäuerlichen Schnaderhüpfei~ stellen das
6 )   Die Zahl der Veröffentlichungen eroti-
scher Volkslieder ist im Verhältnis zur Rolle
der Erotik im Volksleben beschämend klein;
um so größer das Verdienst jener, die bereits
beitrugen zur Erkenntnis dieses Zweiges; sie
scheinen mit verschwindenden Ausnahmen alle
in der beigegebenen Literaturliste auf.
7 )   Birlinger, Aus Sjchwaben II, 877, ver-
öffentlicht sogar einen Abtrittvers, desglei-
chen auch Kaindl, Ztschr. d. V. f. V. 7, ifa ff
mitten unter Kinderreimen, wie sich über-
haupt im Kinderlied und Kinderreim vielEro-
ti&h-Skatologisches findet, vgl. Ztschr. f. ö.
V. 2, 97 ff, die Nummern: 71; 89; 90; g5;
102; io4; 107; 118; Anthropophyteia 3,
3 i8—343; dazu ebenda 10, 3oo (Anmerkung).
36

stark hervortretende erotische Moment fest.
So Meyer, ELssays und Studien i, S. 351;
Hörmann, Schnaderhüpfel S. XV; Pommer,
Flugschriften XII, S. 441, der im allge-
meinen als Hauptthema des älplerischen
Volksliedes die sinnliche Liebe nennt; Kohl,
Die Volksliederbewegung in Deutschöster-
reich, S. 55 (Mädchen singen die verfäng-
lichsten Lieder, ohne daß das Gefühl der
Unschicklichkeit wach würde); Queri, Bau-
ernerotik S. 2 3, stellt fest, daß die Mehr-
zahl der Schnaderhüpfel, v die das eigent-
liche Volkslied der Altbayern bedeuten",
stark erotisch sind und ausgesprochene
Derbheiten bringen; er fordert mit Fug und
Recht, daß das Schnaderhüpfel nicht puri-
fiziert veröffentlicht werde, da es so nur
ein grundfalsches Bild in den dem Le-
ben fernstehenden Theoretikern erzeuge
(S. Vllf). — Wenn E. H. Meyer, Volks-
kunde S. 317, meint, Schnaderhüpfel seien
„oft derb und zotig", so beweist er damit,
daß er eben unter dem Einfluß solch puri-
fizierter Ausgaben stellt, denn richtig
müßte es heißen: meist derb und oft zotig.
Audi Halberstadt, Eine originelle Bauern-
welt S. 3o, spricht von der Derbheit des
bäuerlichen Liedes überhaupt, schiebt sie
aber überflüssiger Weise dem Alkohol in
die Schuhe!
Trotz dieser allenthalben zu findenden
Charakteristiken trifft man in der zünftigen
Geschichte des Volksliedes dennoch immer
wieder eine entstellende Zeichnung. So wid-
met Weddingen, Geschichte des deutschen
Volksliedes 2 , (1895), S. 171 —189, dem
erotischen Volksliede eine ausführliche
Würdigung, meint aber damit einfach das
Liebeslied überhaupt; am eigentlich ero-
tischen Liede geht er achtlos vorüber; denn
was er in der Schlußanmerkung S. 247 f.
von den Gassenhauern sagt, gilt ja nur für
die der Stadt entsprossenen Couplets. Diese
seine grasse Unkenntnis aut dem Gebiete
deö erotischen Liedes macht auch eine Be-
merkung (S. 174 Anm.) möglich, wo er
meint, in Deutschland sei Thema des Volks-
liedes „die gefühlvolle, ernste, ausschließ-
liche und unzerstörbare Liebe, die für die
wichtigste Angelegenheit des Lebens gilt 4 '.
Eine Behauptung, die der Richtigkeit eben-
so fernsteht wie die andere (S. 174):
„Neckereien, Hinhalten und Auf liehen, bos-
hafte Treueproben! alle diese Eigenschaften,
durch welche das framösische und italie-
nische Liebeslied sich ausseichnen, sind dem
deutschen Volksliede unbekannt*' Wenn
Weddigen schon die zahlreichen erotischen
Volkslieder, wie sie sich in Alleren Samm-
lungen finden, entgangen sein sollten, so
hätte ihn das Schnaderhüpfel, das er
S. 214 f. kurz, aber nicht gut umreißt und
zu dem er auch Sammlungen und Studien
anführt, eines anderen belehren können;
denn zur Volksdichtung rechnet er es ja
selbst.*)
Dem erotischen Liede wird unter den
neueren Darstellern der Volksdichtung,
Schell, Das Volkslied, (Handbücher zur
Voileskunde [1908]) S. 170—-174 in wohl-
tuender Form gerecht; er anerkennt voll die
Bedeutung der eigentlichen Erotik im
Volksliede
und bricht damit hoff entlich für
immer dieser Erkenntnis Bahn.
Manche Herausgeber nun allerdings er-
klären von vornherein, das erotische Lied
aus ihrer Sammlung ausgeschlossen zu
haben;
einzelne meinen damit die Zote, so
Erk-Böhme 3, S. 53, zu Nr. n3; (denn
Erotisches im allgemeinen bringt diese
Sammlung; z. B. unter Nr. i64o); anderes
bleibt unverstanden, so Bd. 2, S. 712,
Nr. 930 (siehe S. 46 f.; 49 f).
Eine Musterreihe solch unverstandener
8 ) Daß sich übrigens Weddigen durchaus
nicht sicher fühlt, sehe ich daraus, daß er
unter „Tanz- und Heigenlied" (S. 2o5) Tanz-
retme anführt, die eben nur Schnaderhüpfel
sind. —- Auch moderne Forscher, wie VV.
Uhl, stehen trotz theoretischer Erörterungen
über das Schnaderhüpfel dennoch der Sache
sehr fremd gegenüber, sonst könnte erGund-
lachs Sammlung nicht anerkennen und (Seite
365) nicht anmerken, daß die Stücke bei
Pogatschnigg-Herrmann (Salonausgabe, Graz
188/4, S. 219, unter „Brenteln") „an die
Schnaderhüpfel erinnern". Es sind eben lauter
Schnaderhüpfel!

37

Krotica aber stellt wohl die Sammlung
Gundlachs dar, der in der Einleitung zu
»einen iooo Schnaderhüpfeln (S. 19) aus-
drücklich bemerkt, alles Zweideutige und
Schlüpfrige ausgeschieden zu haben;
in
Wirklichkeit aber finden wir eine Reihe
teilweise eminent erotischer Stro-
phen,
so sei nur verwiesen auf die Num-
mern: 71 (1); iöaf.; 161 (!!); a5i (1);
2 56 (!); 3i 7 (!!); 3ao; 358 (!); 52Öf.;
532; 539 (1); 54a (I) usw.
Ich habe (Anthropoph. 10, 3o6 f.) bereits
auf zwei äußerst grasse Fälle solchen Miß-
verstehens hingewiesen (John Meier, Gras-
berger), meine Anmerkungen zu den Texten
sowie Abhandlung I werden noch andere
ähnliche Fehlgriffe aufdecken.
Es ergibt sich also, daß die Kenntnis
des erotischen Volksliedes zur sachlichen
Gesamtwürdigung des Volksliedes ebenso
nötig ist, wie zum Verständnis einzelner
seiner Züge; ganz besonders wird das Stu-
dium de» erotischen Bildes förderlich sein.
Da erinnert man sich gerne der klugen An-
erkennung, die Vhl (Winiliod S. 2i8f)
dem Studium des erotischen Liedes zollt,
das er ja auoh selbst für weitreichende
Ausblicke zu verwerten versteht. 10 )
Unter den Schnaderhüpfeln mit eroti-
schem! Hintergrunde gibt es natürlich un-
°) Gundlachs elende Sammlung, die in den
von ihm selbst stammenden Vierzeilern am
besten beweist, daß ihm das Wesen des Schna-
derhüpfels mit sieben Siegeln verschlossen
ist, wird von Queri, Bauerneroiik, S. 3s ff,
gründlich und ehrlich abgeführt als ein arm-
seliges Machwerk.
10 ) Ich kann nicht umhin, hier Uhls Worte
(S. 383) anzuführen, mit denen er die Be-
strebungen wissenschaftlicher Arbeit auf dem
Gebiete der Anthropophytcia, insbesondere
aber auch des erotischen Volksliedes als ernster
Forscher würdigt: „Den Forscher kann es
äußerst peinlich berühren, wenn er frivole
Witze über diese angeblich „unanständigen"
Lieder vernehmen muß . . . Der Forscher
fühlt sich eben noch als Priester und als Tein-
pelhüter, als Besitzer von Heiligtümern, die er
sorgfältig zu hüten hat. Indessen muß die
Wissenschaft notwendig Allgemeingut sein,
wenn sie auch von Toren mißbraucht wird."
zahlige Abstufungen von der derbsten Zote
bis zum nur andeutenden, fast zarten Bilde.
Unter den Zoten weisen nicht wenige durch
bestimmte Kennzeichen auf städtischen,
mindestens nicht bäuerlichen Ursprung
hin. 11 ) Der bauerliche erotische Vierzeiler
wirkt nun, soweit er nicht ausgesprochene
Zote ist, niemals so abstoßend oder wider-
lich wie viele der erotischen Lieder aus
städtischem] Kulturkreise, weil er in seiner
kräftigen Kürze doch nur die Motive so-
zusagen hinwirft, ohne sie auszuführen und
sich lüstern zu gebärden, üer Bauernsänger
unterscheidet übrigens selbst ganz deulich
die Zote vom allgemein erotischen Vier-
zeiler; die erstgenannte Gruppe nennt man
im oberösterreichischen innviertel „schwei-
ncrische" oder „ganz schweinerische**
Gsatzl, im steirischen Lnnstale ,,liacht-
grabö" (lichtgraue). — Beide Gattungen
werden von Burschen und Mädchen auch
gemeinsam gesungen, aber gar nie konnte
ich bei den unzähligen Gelegenheiten be-
merken, daß man die Erotik daran nicht als
selbstverständlich hingenommen hätte.
Die vorliegende Sammlung erotischer und
skatologischer Vierzeiler bringt in erster
Linie Stücke aus Oberösterreich, Steiermark
und Tirol, in geringerer Anzahl auch aus
Salzburg, Kärnten und Südböhmen. Ich
ging natürlich nicht von vornherein auf
eine Sammlung solcher Sächelchen aus,
sondern sie flössen mir bei meiner volks-
kundiiehen Sammeltätigkeit mit anderen
Vierzeilern, Liedern und Stoffen wie von
selbst zu.
u ) Unter den Stücken meiner Sammlung
kommen folgende Nummern hiefür in Be-
tracht: 61; 80; 84 (kein eigentlicher Vier-
zeiler); 108; 11/»; 119 (kein eigentl. Yierz.);
i3 7 ; itii (?); i44 (?); i5o (?); i5i; 161;
167; 167a; 168 (?); 178; 175; 195,- 2i4;
aa3; 22/i; 225; 237; 227a; 23of (?); 2/17;
25o; 25oa; 25ob; 25i; 254; 264; 264 a;
205 f; 2 7 3 : 291; 3o8 (?); 3i5 (?); 4i3 (?);
422 (?); 4a3; 6 7 5; 688; 707 (?); 718; 728,
733; 739 f; 7/11; 752—756; 756a; 796;
798 f; 8i3; 835 (?); 869; 899; 913—9i5;
9 r i7 f; 102/1-1026; io33—io35; io44;
1087.
.HR

Di$ Sammlung, die mit weit über iooo
Schnaderhüpfein, von dienen rund die Hälfte
ohne Belege aus der mir zugänglichen Lite-
ratur erscheint, die derzeit größte auf die-
sem Gebiete ist, teilte ich nach Sachgruppen
in folgender Weise ein:
I.  Die Geschlechter in ihren Gegensätzen
und Aufgaben (allgemein).
II.  Der Leib außer Funktion. A. Im all-
gemeinen (charakteristische Merkmale,
Fehler). B. Im besonderen: i. Brust 2.
Weibliches Glied (Entstehung, Lage und
Aussehen, besondere Erscheinungen und
Wünsche, Schimpf und Spott). 3. Männ-
liches Glied (besondere Art der Erwerbung,
Lage, Größe, Mängel, Verlust, Fehlen). 4*
Hoden, Glied und Hoden, männliches und
weibliches Glied zusammen, Hoden und
weibliches Glied. 5. Hintern und After
(Äußere Erscheinung, als Angriffs- und
Unisiisobjekt, zu Schimpf und Spott). 6.
Unredlichkeit und Krankheit.
III.  Der Leib in seinen Funktionen: 1.
Harnen (allgemein, beim Weib, beim Mann
und bei beiden. 2. Flatus und cacare. 3. Das
Monatliche. 4« Der Geschlechtsakt im gan-
sen: A) Voraussetzungen: a) Keifen des
Entschlusses, b) Der Verkehr als Bedürf-
nis' bei Weib und Mann, c) Einladung -
Verheißung — Aufforderung, d) Leicht-
sinn, e) Liebe um Lohn, Eifersucht, f)
Vorspiel. B) Der Akt selbst: a) Im allge-
meinen, b) Unter besonderen Begleiterschei-
nungen, Bedingungen und Wünschen, c)
Zeugung, Schwangerschaft, Verhütung der
Empfängnis, d) Störungen des Verkehres.
(Unvermögen aus irgend einem Grunde,
Mißgeschick, Launen oder Zurückhaltung
eines Teiles, andere Hindernisse.)
IV.   Unnatürhchkeiten.
Ich bin mir vollständig klar darüber, daß
die von mir versuchte Einteilung keineswegs
einwandfrei ist; es ist eben vollständig un-
möglich, die Vierzeiler streng einander aus-
schließend abzugrenzen. 12 ) Es handelte sich
l2 ) Das trifft ja auch für das Volkslied
überhaupt zu — vgl. Erk-Böhme, Lieder-
hort S. VI —; die alphabetische Anordnung,
mir lediglich darum, jedes Schnaderhüpfel
nach jenem Schlagwort einzustellen, auf
das es dem bäuerlichen Sänger vor allem
anzukommen schien, was bei einiger Kennt-
nis/ des bäuerlichen Tanz- und Spottliedes
immerhin anzugeben ist Daß man dabei
trotzdem; noch auf nicht geringe Schwie-
rigkeiten stößt, ist leicht einzusehen, weil
wiederholt Anspielung und Gegenhieb, Heiz
und Gegenreizung, Frage und Antwort nach
auseinanderliegenden Richtungen weisen. So
mußte ich z. B. unter die Funktionen, als
deren hauptsächlichste beim erotischen
Vierzeiler der Beischlaf in Betracht kommt,
auch alles, was mit ihm enger zusammen-
hängt (Schwangerschaft, Verhütung u. dgl.),
einreihen.
Dennoch scheint mir diese Einteilung
trotz ihrer Mängel nötig und förderlich,
weil nur so in das umfangreiche Material
einige Uebersicht zu bringen war und nur
so jene, die sich dieser Liedchen zur wei-
teren Ergründung bäuerlichen, eroti-
schen Sanges und Lebens bedienen müssen,
leichter die gewünschten Stoffkreise finden.
Schließlich war es mir auch wichtig, mit
einer derartigen Anlage gleichzeitig ein ab-
gerundeteres Bild bäuerlicher Erotik
er-
stehen zu lassen; ein Ziel, das mich auch
veranlaßte, ab und zu einen Vierzeiler ein-
zufügen, der sogar unverfänglich erschei-
nen mag. Vielfach konnle ich mir auch auf
Grund der zusammenfassenden Über-
schriften nähere Erklärungen einzelner
Symbole an Ort und Stelle ersparen.
Als die Durchnumerierung fertiggestellt
war und alle Verweise daraufhin einge-
richtet waren, bekam ich noch eine größere
Anzahl von Vierzeilern, durch die ich mir
die Rechnung nicht mehr stören lassen
wollte, weshalb ich sie als Nachtrag gab
mit Andeutung der Stelle, an die sie im
Zusammenhang! zu setzen sind.
Jedem Vierzeiler ist der Fundort (oft
wie sie Blümml, Ausseer Schnaderhüpfel, an-
wendet, zerreißt die Zusammenhänge natur-
gemäß noch viel mehr; ebenso die nach Reim-
bindungen oder Bildern.
39

sind es auch mehrere) beigesetzt; ein Ver-
zeichnis aller Fundorte, nach Ländern ge-
ordnet, steht am Schlüsse. Die Liedchen
selbst brachte ich teils bei Tanz und Un-
terhaltung! zu Papier, teiJa stellten sie mir
Sammler zur Verfügung oder Kundige san-
gen sie mir zur Aufschreibung vor. 13 ) Eine
große Anzahl entnahm ich einer Hand-
schrift des steiermärkischen Landesarchi-
ves in Graz, (Schubfach für Musikalien,
12 a). Diese Handschrift 14 ) nennt sich:
„Sammlung verschiedener mehrstrophiger
ISIational-Lieder nach dem Wunsche Sr.
k. k. Hoheit dem Erzherzog Johann ehr-
furchtsvoll zusammengetragen vom Gabriel
Platzl,
Gehilfslehrer an der Schule zu
Söchau." Im Anhang dazu stehen 733 Vier-
zeiler, die numeriert sind. Die handschrift-
liche Nummer setze ich bei diesen Vier-
zeilern in eckiger Klammer unter den Text
(natürlich ohne Ortsangabe; die Hand-
schrift gibt wohl nur den Aufenthaltsort
des Sammlers an). Mehr als die Hälfte
dieser Vierzeiler sind erotisch. Aufgesam-
melt wurden sie um 1820. — Aus drei an-
deren Handschriften desselben Archives,
nämlich Handschrift Mr. 660, 871 und
1110, entnahm ich nur einige. (Siehe Ver-
zeichnis der Fundorte.) Der Schulgehilfe
aus der Söchau gibt auch gewissenhaft
l3 ) Für die Ueberlassung von Vierzeilern
aus ihren eigenen Sammlungen bin ich zu
Dank verpflichtet: H. Theodor Berc/er, Schul-
leiter und Landtagsabgeordnetem in Kimpling
(Ob.-Oe.); H. Prof. Dr. J. Bischof (Graz);
H. Reg.-Rat Dr. Ludwig v. Hörmann *j- in
Innsbruck; IL Kustos Friedr. Kohl in Wien,
der mir bereitwilligst die ihm von lleg.-llat
Hörmann überlassene Sammlung zur Verfü-
gung stellte; IL Dr. Wüh. Kriechbaum in
Wels; IL Bürgt rschuldir. Wüh. Mayer in
Gmunden (Ob.-Oe.); IL Dir. Karl Reiterer
und dessen Tochter Fr. Ferlinz-Reiterer (Graz) ;
dem verstorbenen Tierarzt Josef Deutl (Linz).
Ferner danke ich all jenen vielen, die mir
aus ihrem reichen Gedächtnisschatze vorsan-
gen oder vorsagten, so u. a. IL Oberlehrer
Hans Rachbauer (Hohenzell, Ob.-Oe.); IL
Friedr. Waß (Taiskirchen).
1*) Zu dieser Handschrift vgl. Bein, Das
deutsche Volkslied, 12, 17 f.
zu den Texten die Weisen, die ich im An-
hang bringe. Ein M mit der entsprechenden
Zahl beim Vierzeiler verweist auf die lau-
tende Nummer der dazugehörigen Weise
im Anhang, wo wiederum jede Weis« zu
den ihr zukommenden Texten durch die
Angabe der Vierzeiler-Nummer zurück-
führt. Zu den anderen Vierzeilern 'jedoch
bringe ich die Weisen nicht bei — von
einer schematischen und einer Dreizeiler-
weise abgesehen — obschon ich sie mit
den Texten zusammen aufgeschrieben habe.
Da ich aber eine Ausgabe nicht erotischer
Vierzeiler
plane, so möchte ich die von mir
dingfest gemachten Melodien, die ja zwi-
schen erotischen und nicht erotischen
Texten keinen Unterschied machen, lieber
dort geben, da sie für die Gesamtheit so
leichter zuganglich sein werden als in einer
Ausgabe erotischer Texte, die bekanntlich,
dank der Rückständigkeit einzelner Biblio-
theken, meist schwer erreichbar sind. In
dieser geplanten Sammlung werde ich auch
bei den Weisen die nötigen Beziehungen zu
den hier gebotenen Texten einfügen.
Zur Wiedergabe der Mundart sei be-
merkt :
Die Vierzeiler der Archivhandschriften
gab ich in der vorgefundenen Schreibung
genauestens wieder; nur offenbare \cr~
ßchreibuiigen behob ich. Der Schulgehilfe
Gabriel Platzl trügt sehr viel dazu bei, daß
die von ihm aufgezeichneten Liedchen oft-
mals gekünstelt und wie unter städtischem
Einfluß stehend erscheinen, weil er die
Mundart nicht selten in neuhochdeutscher
Umschreibung zu geben versucht; so schreibt
er schrif tdeutsche Endungen, die die Mund-
art nicht kennt, setzt einen für an oder oan
u. ä. — Diesen Umstand muß man im Auge
behalten, damit man in der Beurteilung der
Söchauer Vierzeiler nicht fehlgeht. — Die
anderen Texte versuchte ich mit einfachen
Mitteln halbwegs lautgerecht wiederzuge-
ben, ohne an eine streng phonetische Dar-
stellung auch nur zu denken; denn meine
Arbeit will sich vorzüglich in die Dienste
rein sachlicher Auswertung des Materials
40

stellen, dem Sprachforscher vermag sie aber
auch so noch Dienste zu leisten. Im allge-
meinen hielt ich mich an folgende Leitsätze:
Der Apostroph wird vermieden; ein
eingeklammerter Buchstabe bezeichnet
einen in der Mundart unterdrückten Laut
des Schriftdeutschen. — oa steht für
schriftdeutsches ei, ai (Meister, Rain) oder
für a vor r (gar = goa(r). — Bei sehr
häufig vorkommenden Wörtern ersparte
ich mir die verdeutlichenden Beigaben;
es sind hauptsächlich folgende: a = auch;
ein; eine; in; er (dies oft auch = ea); Bua
= Bube; da = dir; der (dies oft = dea);
di = dich; dia = dir; Dian, Diandl =
Dirn, Dirndl; han (a mit übergeschr. o,
nasaliert) = habe; i fc= ich; is •■= ist; ma,
rnia
= mir; mi ~ mich; no, nu = jnoch;
51* = sich. —
Schriftdeutsches chs, ks = x (Ox, übar-
ex); das wie w gesprochene b zwischen
Vokalen erscheint als b (dr/iba[rj); ebenso
Album aus Oesterreich ob der Enns. Linz
i843. (=Album.)
Alpen-Lieder, Tiroler. Sammlung der be-
liebtesten und schönsten National-Ge-
sänge, Jodler und Schnaderhüpfln.
Linz o. J. [1880J (==Alpenlieder.)
*) Die außerordentlichen Verhältnisse der
gegenwärtigen Zeitläufte sind schuld daran,
daß ich einige einschlägige Sammelwerke trotz
aller Bemühungen nicht erreichen konnte. —
Das eine oder andere Schriftwerk ist im Texte
angeführt. Der Verweis auf eine Belegstelle
bedeutet natürlich nicht immer absolute
Gleichheit der angezogenen Stelle.
gab ich das häufig wie d gesprochene t
als t, da es wie das b nicht einmal in der-
selben Gegend immer gleich gesprochen
erscheint (man hört eben liaba(r) und tuat
neben liawa(r) und duad).
Bei Angabe der Lesarten bedeutet ~z. B.
67 a eine Abweichung iu 67; 67a* eine
solche zu 67 a; 67 b eine iweite Lesung)
zu 67, die mit 67 a sonst keine Gemein-
Schaft hat.
Gehören zwei oder mehrere Vierzeiler
inhaltlich zu einem Ganzen zusammen, 00
zeigen das* die vorausgehenden zusammen-
fassenden Mummern an, z. B. 237 238.
Die sehr umfangreichen Register sollen
die Benützung des Materiales erleichtern;
während Register I die Vierzeiler/imdorte
angibt, verzeichnen die anderen II—IX Be-
zeichnungen für Körperteile, Körperfunk-
tionen und Beziehungen darauf, sowie an-
dere Sachgruppen, soweit sie in den Vier-
zeilertcxten erwähnt werden.
Andrian, Ferd. v., Die Altaussecr. Ein Bei-
trag zur Volkskunde des Salzkammer-
gutes. Wien i()o5.
Arnim, L. A. v. und Clemens Brentano. Des
Knaben Wunderhorn. lleclam-Ausgabe.
(==Wunderhorn.)
Bein, Leop., Beiträge z. Kenntnis d. ober-
steirischen Haus- u. Ackergerätes und
z. steirischen Wortschatz. xWitteilg. d.
Anthropolog. Gesellsch. i. Wien XL1V,
3. F., XIV. Bd. 1914. (=Bein.)
Literatur*)
Aigremont, Volkserotik und Pflanzenwelt.          Altrichter, A., Schnaderhüpfel aus der Ig-
2. Auflage, 2 Bände. Berlin 1910. (=Ai-             lauer Sprachinsel. Ztschr. f. ö. Volks-
gremont.)                                                              künde 19, 245 ff. (=Ztschr. f. ö. V.
19 ■ •)
41

Bergmann, Das Bildliche und Figürliche in
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Die Phantasie der Erotik ist unerschöpf-
lich, der Bildreichtum ungeheuer. Das zei-
gen für unsere Sammlung am besten die
Register der Bezeichnungen für den Ge-
schlechtsakt und die Geschlechtsteile. Wäh-
rend die derbe Zote sich nicht scheut, die
Dinge und Vorgänge mit den gewöhnlichen,
durchaus nicht mehr symbolisch wirksamen
Namen zu nennen, erfreut sich, die größere
Anzahl erotischer Liedchen eines Lieber-
flusses für Fernerstehende oft sehr schwer
zu -erfassender Bilder, die meist aus der All-
tagswelt des Bauern genommen sind. Ich
versuche nun im folgenden einige Sach-
gruppen von diesem Gesichtspunkte aus zu
i>ehandeln, ohne auch nur für die vorlie-
gende
Sammlung erschöpfen zu wollen,
ziehe aber, soweit ich es für nötig finde,
das «rotische Lied überhaupt heran.
Es ist schon mehrfach betont worden,
daß erotische Lieder wiederholt von ihren
Sammlern und Herausgebern nicht ver-
standen oder nicht als solche erkannt
wurden. Da» ist nicht zu verwundern, wenn
die Betreffenden auf dem Gebiete des ero-
tischen Bildes fremd waren.
Ich möchte an dieser Stelle aber auch
auf einen Vierzeiler verweisen, dem von
Haus aus jede erotische Anspielung ferne-
fVeigert, Jos., Das Dorf entlang. Ein Buch
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liegt; er steht bei Pogatschnigg-Herrmann
i, Nr. nof:i)
1 woas nit, soll i aufi, soll i abi,
SojU.i jba der Mittn gehn,
Die Diendlan seint oben, seint drunten,
Seint 6a da Mittn sehen.
Es handelt sich hier nur um die Mädchen
in verschiedenen Höhenlagen eines Gebirgs-
geländes; doch ist es völlig klar, daß der
Schlußteil, besonders die vierte Zeile, be-
reits erotisch aufgefaßt werden kann; wir
haben hier eine Uebergangsmöglichkeit vom
unerotischen zum erotischen Schnaderhüp-
fel vor uns. Oder unsere Nr. 107: Da ist
die vierte Zeile so geschaffen, daß der
Schweif nach Belieben dem Hund oder dem
Bauern zugesprochen werden kann. Die
vielverbreiteten Vierzeiler vom Haselnuß-
kern (Nr. 112; 113) gehören ebenfalls
hieher. Der Uebergang (n3, 3. 4) ist,
wenn man das Wesen des erotischen Vier-
zeilers berücksichtigt, ganz bezeichnend:
Vom Burschen zu seinem Glied. Einen ähn-
lichen Uebergang haben wir auch in Nr. 554
vor uns: Das Türl schmieren bedeutet na-
türlich vorerst einmal eine reine Vorsichts-
i) Ebenso Neckheim Nr. 309, 1; Rosegger-
Heuberger Nr. i4.
Abhandlung 1.
Das erotische Bild im Vierzeiler.
46

maßregel gegenüber den „Merkern", den
bösen Zungen, Eltern und Hausgenossen;
dann aber ist es auch Symbol für Vorbe-
reitungen zum Geschlechtsakt; und wenn
wir dazu Nr. 555 und 555 a halten, ver-
stehen wir sofort die Doppelsinnigkeit die-
ses Vierzeilers, den ein Fernstehender nur
unverfänglich auffaßt. — Der erotische
Vierzeiler liebt natürlich überhaupt das Ver-
steckenspielen. Er verschweigt z. B. den be-
zeichnenden Ausdruck (Nr. 535 u. o.), er
wird zur Vexierstrophe (i35; i38; 6o4
u. o.) oder zum Rätsel (n; 47; 49 u. ö.).
Doch ich will auf das Bild im engeren
Sinne eingehen. Wenden wir uns vor allem
der Alltagswelt des Bauern zu, so beob-
achten wir, daß das erotische Liedchen
allüberall Gelegenheit nimmt, sich Sym-
bole für geschlechtliche Vorgänge oder Ge-
schlechtsmerkmale zu holen. Es ist auch
klar, daß das Nächstliegende im Vorder-
grunde steht, da eben nur aligemein Be-
kanntes auch auf allgemeines Verständnis
hoffen darf. (Vgl. UM, Winiliod i43, über
die Uebertragung des obszönen Symboles
von der jeweiligen Erwerbsbeschäftigung
auf die Liebesbetätigung bei gemeinsamer
Feldarbeit.) Arbeitsbewegung, Arbeitsge-
räusch und Arbeitsgeräte
steilen in der
Hauptsache die Mittel bei.
Da muß in erster Linie auf den Allge-
meinbegriff Zeug verwiesen werden, der ja
von altersher mit Geschlechtsglied und Ge-
schlechtsakt zusammenhängt; beim Zeug
sein
(278), ein auch in der Alltagssprache
recht üblicher Ausdruck für „zum Beischlaf
bereit, gewappnet sein", Brunz-zeug (816),
Arbeitszeug (358), vgl. noch 359; 983.
Ein« Arbeit, die im Bereiche der Milch-
wirtschaft liegt, ist die Erzeugung von But-
ter;
es gilt Butterrühren (701) schlechtweg
für beischlafen. Die weibliche Scham er-
scheint als [Butter-] Rührkübel (303 u.
363a), zusammenhängend damit, aber über-
flüssig verdeutlicht auch als Fotzkübel
(364); so geht denn das Bild auch über in
Kübel schlankweg (Bitiinger S. 12 3, 3i8)-
wir haben dann den Hohlraum überhaupt vor
uns. Beim Bild vom Butterbereiten haben
wir natürlich nicht an die neueren Formen
zu denken, an den Kübel, in dem durch
Kurbeldrehung Schaufeln in Bewegung
gesetzt werden, sondern an die alte Arbeits*
Vorrichtung:
in einem Fäßchen oder Kübel,
dessen Oberboden in der Mitte ein Loch
aufweist, fährt ein Stößel aus und ein;
dazu treten die Begleiterscheinungen, das
Schäumen und Spritzen, was denn auch
vom Vierzeiler in zotenhafter Deutlichkeit
herangezogen wird (808). Wenn die Ge-
schlechtswerkzeuge dann einfach Butterzeug
heißen (455), so liegt eben nur folge-
richtige Auswertung des Bildes vor; völlig
landläufig ist auph sonst der prägnante
Ausdruck „buda(r)n" (= buttern, Butter
rühren; vgl. das Register III, 5 unter
buttern).
Vielfach und ausgiebig steuert die Feld-
und Wiescnarbeil
zur erotischen Symbolik
bei. Das Mädchen erscheint oft selbst als
Wiese, auf der der Bub hütet (Dunger
2 53), als Besitzerin einer Wiese, auf die
der Bub (sein Vieh) hintreibt (Dunger
875) oder als Inhaberin eines Wieseris, 2 )
auf dem ein Brunnen (Quelle) liegt, den
der Mäher finden muß (Dunger 280); dazu
erscheint wiederholt Mooswuchs um den
Quell oder „Brunnen" herum (unsere
Sammlung Nr. 57; 616; 617). Wir haben
es hier — durchsichtig genug — mit Bil-
dern für Schamhaar und Urinale des Wei-
bes zu tun. Es heißt auch kurz „Wasser-
wieserl"
(i5) oder allgeiaein gewendet
„nasses Fleckerl* (5i).
So erklären sich einzelne, meist völlig
mißverstandene Wendungen von selbst: Das
Mädchen hat ein großes Gut und einen
Teich (John E., S. 213, Nr. 20), einen
Feich*) (unsere Nr. 616; io36) oder
2 )   Wiese, Wieserl siehe noch: Queri, Ero-
tik, S. 46 (1); 48 (3); Quellen und For-
schungen,
7, S. 42, Nr. 2 5; 46, 53; Zischr. f.
ö. V.
21—22, S. 161, Nr. 34; Meier, S. 47,
Nr. 258.
3 )  So wird weiterhin das „Fischen im Wei-
hetiein"
zum erotischen Sinnbild, wobei die
Angelrute (vgl. Rute, Gerte) für das mann-
47

Wiese, Feld, Säge, Mühle usw. (Queri, Ero-
tik, S. 70).
Ist nun die Wiese als erotisches Symbol
festgestellt, so ergibt sich von hier aus so-
fort eine Reihe anderer. „Das Mähen der
Wiese" ist das zunächst liegende; es bedeu-
tet den Beischlaf (Deutsche Heimat 6, 34,
b, 10; Meier 18, 88); deutlicher ausge-
führt und zu einem Liedmotiv verwendet in
einem Grasliedlein des 16. Jahrhunderts
(Ztsohr. d. V. f. V. 26, 211*). Zum Mähen
verwendet man die Sense, die denn auch
wirklich für das männliche Glied eintritt
(Süß 208; 974)» während sie in unserer
Sammlung allerdings als weibliches er-
scheint (744). — Einen Schritt weiter in
dieser Bilderreihe geht: Heu einbringen
(mit oder ohne „in der Nacht") (597;
098), wie überhaupt die Heuarbeit 5 ) gerne
scheinbar ganz unverfänglich neben dem
erotischen Motiv auftaucht. — Die Sense
wird geschärft, mit dem Hammer gedengelt
(getangelt);» dabei wird sie auf ein Eisen-
prisma gelegt und mit dem Dengelhammer
bearbeitet; dieses {Dengeln ist ein überaus
beliebter Ausdruck für das Ausüben des Ge-
schlechtsverkehres 6 ) (vgl. Register III, 5);
audh einfach ,,Sense richten* (744); Vor-
sicht ist bei dieser Arbeit am Platze, damit
keine Scharte-entsteht (820); hier schwebt
liehe Glied eintreten kann (Stammbuchblatt
des 17. Jahrhunderts bei Fuchs, Renaissance,
Erg.-Bd. S. 275; Erot. Volksl. S. 19, Nr. 4);
aber auch „Fischen unter der Hüll" wird deut-
lich (Kryptadia 4» 92, 59). In diesen Vorstel-
lungskreis fallen dann auch viele landläufige
Bilder: soachen, bacherin, spritzen, tröpfeln
(siehe Register III, 4). Das etwas umständliche
Bild von der (zusammengefallenen) Brücke
(io3o) wird so verständlich als der Verbin-
dungsweg in wasserreicher Gegend.
4)   Da muß es selbstverständlich statt des
unsinnigen „gewisser" heißen: gewässert („ein
. . . wislein . . . zwischen zwei bergen, ge-
wässert allzuwoV).

5 )  Vgl. das Heulied, das schon bei Nicolai,
S. 108 ff, und seither in vielen Sammlungen
anzutreffen ist.
6 )   Gibt es doch ganze (erotische) Dengel-
lieder.
die vagina selbst als Sense vor Augen (siehe
oben); doch ist gewiß auch die regel-
mäßige, rhythmische Hammerbewegung
mit ihrer Schallbegleitung mit in Betracht
zu, ziehen.
Die Sense wird aber auch mit dem Wetz*
stein
geschärft, sobald sie während der
Mäharbeit selbst etwas „Schneid" verloren
hat; desgleichen wetzt man auch gerne
nach dem Dengeln. Mähen und wetzen fin-
den sich parallel manchmal nebeneinander
(Rotter A 3i); oft tritt einfach wetzen für
beischlafen ein (er that so balt drey wezen,
drei wezen in einer stunde, Zachr. d. V. f.
V. 26, an, Grasliedlein Strophe 3); ent-
weder legen wir wieder die Sense als weib-
liches Glied zugrunde oder aber wir gehen
von dem raschen „hin und her Fahren" an
und für sich aus, womit wir eine Verbin-
dung zu „ficken" bekommen, einem der
häufigsten Ausdrücke für beischlafen. In
folgerichtiger Anschauung tritt, entspre-
chend dem Dengelstiel, Dengelzeug (= Den-
gelhammer; 1001; 743), der Wetzstein
für männliches Glied ein (3o6) 7 ). Aber
noch eine andere mit dem Wetzstein un-
trennbar verbundene Vorstellung zieht das
erotische Volkslied in den Bereich seiner
Symbolik: Den Kumpf, in dem der Wetz-
stein steckt, wenn er nicht verwendet wird.
Dieser Kumpf wird aus einem Rinderhorn
hergestellt, das, an seiner Anwuchsstelle ab-
gjeschnitten, mit der Spitze nach abwärts
an einem Leibriemen getragen wird; man
hat etwas Wasser drinnen, damit der Wetz-
stein feucht bleibt. Ein Vierzeiler (Volks-
mund 3, 2 36) weiß zu melden, daß dem
Buben der Wetzstein in den Kumpf fiel
und er nun für das Herausziehen 5o fl.
zahlen muß.
Aus dem Bildkreise von dengeln und
wetzen heraus begreift man klar die ero-
tische Bedeutung der Wendung ,,a Schneid
haben"
(312 u. o.).
Von der Wiese zum Acker ist ein kleiner
7 ) So kommt auch „Wetzsteinbrechen" zu
seiner besonderen Bedeutung (s. Lexer, Wör-
terbuch, Sp. 68).
48

Schritt; beide Begriffe finden wir vereint
in den Eingangszeilen zu einem Erotikon
(Dunger ~99); ackern erscheint für bei-
schlafen (Anthropoph. 3, 200, Nr. 280;
6, 398, Nr. 2, 3); im Bilde bleibt der
Ausdruck Pflug = männliches Glied (i3a),
Ochsenpaar, das ihn zieht = Hoden (i32) 8 );
der Grindl (= Pf lugmeaser) geht zu tief
(Anthropoph. 3, 200, 280). Wie das Be-
fahren der Wiese zum Bild für den Bei-
schlaf werden kann (Erk-Böhme 2, 100, 5,
b; c), so wird es auch das Befahren des
Ackers
(vgl. Höfler 3i) wie das Bebauen
(845; Queri, Erotik 64). — Allerdings
finden wir auch fahren überhaupt mit die-
ser Bedeutung (3n; 749; 1076); beson-
ders „hineinfahren" (846 b) und „hinein-
fahren mit dem Radibock" (622), oder
aber es wird Radibock und Schubkarren
einzeln oder gepaart verwendet (6; 622;
626; 627); selbst das Schlittenfahren
(843), für das gewiß das Moment des
„Rutschens" ausschlaggebend ist, wie das
Fahren im Schiffe (7:». 1) umschreiben den
Akt und der Holzknecht im Vierzeiler er-
scheint vor dem Fenster des Dirndls mit
einem Hammerschlitil (95g), d. h. einein
Hammer, der Schlitten fährt oder wie ein
Schlitten fährt.
So muß sich schließlich überhaupt der
Fuhrmann (888), Führer (749) und Fiaker
(311) in erotischen Zusammenhang hinein-
bequemen.
Nehmen wir nochmals die Wiese zum
Ausgangspunkt. Wiesen sind nicht selten
eingezäunt, insbesondere in Umgebung von
Weideland oder wenn sie selbst Weideland
sind. „Das Wieslein aufreißen' (/in;
412) [und wieder zuzäunen] hat dieselbe
Bedeutung wie die Wiese befahren, beidft
Vorgänge sind gewalltätige Eingriffe; Im-
mer
ist jedoch der Garten, der Würz (= Ge-
müse) garten eingezäunt.
So verstehen wir
nun auch ohne Schwierigkeit das mißdeu-
tete Lied bei Uhland 1, S. 78, Nr. 5i und
8 ) Zu: Pflug, pflügen, Ackerfurche als
erotische Symbole auch bei anderen Völkern;
Ygl. Aigremont 1, S. 12 f.
die verschiedentlichen Anmerkungen 3,
S. 293 mit dem Verweis auf Nithart (MS
III, 267b, 3f); kurz: den wohlverzäunien
Wurzelgarten;
deutlicher wird dieses Zaun-
zfiunen bei Forster S. 196, Nr. 17, wo eine
Zeitbestimmung dazu tritt: „Ich zeunet mir
nechten einen zäun, darumb bat mich mein
gespil, wol umb ein kleines wurtzgertelein,
darin sind freuden vil.. ," 9 ) In diesen Zu-
sammenhang hineingestellt (—ich will nun
gleich den ganzen Vorstellungskreis durch-
gehen —) löst sich das Rätsel vom Rosen-
garten
im Vierzeiler und in vielen Volks-
liedern wiederum von selbst (vgl. meine
Ausführungen dazu, Anthropoph. 10,
3o6f).i°) Wenn es bei Uhland a. a. 0.
heißt: „Ich will euch stecken zwei blume-
lein, die sollen muscat und naglein tragen",
so mag wohl auch hiezu unsere Symbolreihe
einigen Aufschluß geben. Der Nagelstock
(Nelkenstock) ist ja eine der beliebtesten
Zierblumen des bäuerlichen Hausgartesns,
wird aber auch im Geschirr gezogen; im
erotischen Liede setzt ihn der Gärtner in
das Geschirr des Mädchens (Schidrowitz
S. 99 f); und im Vierzeiler verlangt das
Mädchen einen Nagelstock, der auf zwei
Füßen steht und mit zu Bette geht (317);
hier tut allerdings auch die Vorstellung vom
Nagel (= männliches Glied) mit. Beim
Pflanzensetzen, besonders beim Bäumchen-
und Sträuchersetzen muß erst Erdreich aus-
gehoben, eine Grube, ein Grübchen gegra-
9 )  Vgl. „einem über den Zaun steigen" =
ihn ehelich betrügen (Ochsenfurtergau), Zeit-
schrift f. d. M. i3, io5.
10)    Reuschel, Volksk. Streif züge, S. 189 t
bemerkt zur sinnbildl. Bedeutung der Rose
und des Rosengartens im Volkslied — unter
Hinweis auf die betreffenden Studien Uhlands
und Ilildehrands — ganz richtig, daß das ge-
schlechtliche Moment in diesen Bildern sehr
stark hervortritt; allerdings meint er, „we-
nigstens in neuerer Zeit". Natürlich sind bei.
Uhland 3, 292, die Erörterungen über den
Rosengarten entsprechend zu berichtigen. Be-
sonders deutlich liegt die Sache im Rosen-
gartenlied bei Nicolai, S. 69 ff (im Rosengar-
ten der Jungfrau steht ein rotes Röselein und
ist ein „kuler Brunnen").
Kransf :IX. Beiwerks. Stud. d. Anthropophyteia
49

ben werden. So wird denn auch graben für
coire (Süß 86), Grube (Süß 99), Lehm-
grube
(ögG) 11 ) für vagina, Graben für
Schamfurche (73) verwendet; dergleichen
erscheint der Maulwurf (Scher), der un-
term Bett herauf gräbt, im erotischen Hilde
(802). In diesem Zusammenhange darf
all jener Pflanzen 12 ) nicht verge&sen wer-
den, die zur Bezeichnung der (weiblichen
Scham oder Schamgegend aufscheinen, so
Petersilie (54), Schnittlauchstock (54), Blu-
men (655), die der Mann entweder aus-
graben oder pflücken muß; da stellt sich
dann auch! der Sinn des„Blumenzertretens",
des „Rosen-" oder „Blumenbrechens" so-
fort klar; andrerseits erscheint das männ-
liche Glied als Limonibaum (436), Pome-
ranzenstock (435).
Die Drescharbeit, die ein ausgesprochen
rhythmisches Gepräge an sich trägt (vgl
Senaendengeln und Sensen wetzen), verlangt
die Verwendting eines Dreschflegels, Dri-
scheis, d. h. einer Stielstange mit einem
kurzen» beweglichen Endstück; dieser Dri-
schel
wird zum Bilde für das männliche
Glied (Erot Volksl. S. 43 ff, Drescherlied,
Str. 5; S. 46 ff, Nr. 6); daher muß dre-
schen = beischlafen sein, was Andrian
S. i63 auch belegt. (Vgl. Register II, 4.)
Das Bläuen des Flachses, das eine der
Dreschbewegung verwandte Rhythmik er-
zeugt, wird mit dem Ausdrucke ~possn"
(= schlagen) für coire gebraucht (Erk-
Böhme 2, S. 712, Nr. 930, Str. 5), wenn
die Fräulein aus Sachsen als Besitzerinnen
großer Scheunen gerühmt werden, in denen
man „Flachs poßt"; wer aber das tun
mÜÄSe, brauche einen allzeit dreschenden,
großen „Flegel" (= Dreschflegel). 13 )
u ) Allerdings auch für After (i4).
12 )   Im allgemeinen ist Aigremont heran-
zuziehen.
1 3 )  Dieses Lied bedarf einer längeren Be-
merkung. Es handelt sich um die Mädchen
künde eines Fahrenden. Die Mädchen einiger
Länder und Provinzen werden mit besonderen
Eigenschaften vorgeführt. Wer den Schwäbin-
nen z. B. den „Flachs schwingen" (== sie
beschlafen) will, darf nicht „geringe" sein.
Der Flachs wird gesponnen. Das schnur-
rende Spinnrad mit dem Haar (= Flachs*)
tragenden Hocken und der gleichmäßigen
Auf- und Abbewegung de» Tritthebel» ist
eine Quelle beliebter erotischer Wendungen:
,,Das Radle" will dem Mädchen „ni gien";
„Dos keimmt a Knavle ungebate, onn thut
ihr ouff dos lladle träte, Dos Radle thut
achu gien" (Meiner!, S. i, Nr. a); vgl.
das Spinnrad für weibliches Glied in meiner
Sammlung, 555 a; 719. — So ist auch
Dungers Nr. 353 zu verstehen, wo das Mäd-
chen dem Burschen den Rocken heraus-
langen soll, da er spinnen helfen wolle; so
Die bayrischen Mädchen haben „schöne Pfan-
nen, weiter dann die Wannen, heißer denn ein
Kohl". Die Anmerkung dazu beweist, daß
die Herausgeber das Lied gröblichst mißver-
standen; es heißt nämlich: „Dieses Bänkel-
sänger] ied laßt uns erfahren, daß sich vor 4oo
Jahren die Mädchen auszeichneten in Fran-
ken durch hübsche Gestalt, in Schwaben durch
spinnen [siel], ... in Bayern durch Koch-
kunst [siel], in Sachsen durch volle Scheuern
und Flachsbau/ Das Lied ist aber selbstver-
ständlich ein nicht einmal zartes Erotikon,
denn nicht nur das Flachsschwingen, sondern
auch „die großen Pfannen" sind nur ge-
schlechtlich zu fassen. Die Pfanne bedeutet
das weibliche Geschlechtsylied;
ich verweise
hier auf das oberösterrcichische Bauernworl
von Pfanne und Stiel (Seite 67), das
besagen will: der Mann spürt die Liebesbrunst
stärker, weil der Stiel (das männliche Glied,
vgl. Hammerstiel, llackenstiel, Löffelstiel
usw.) in Mitleidenschaft gezogen erscheint;
während eine glühende Pfanne immerhin noch
am nichtglühenden Stiele gefaßt werden kann.
Ungetaufte Knaben nennt man in Hinblick
auf das abstehende Glied Pfannenstielchen
(vgl. Wuttke S 364; Höfler, 686 f; Andree,
Ethnographische Parallelen, S. 16g); dazu
„Die Pfanne flicken 4 ' (,di pan blage') von
einem Burschen, der ein Mädchen heiratet,
das schon mehrere Liebhaber hatte (Ztschr.
£. d. M. 9, S. 265, Nr. 1; aus d. Hunsruck);
verwandt ist doch auch das Bild vom Hafen
(= vulva), Hafen zerbrechen = entjungfern
(vgl. Grimm, Wrtb. IV, 2, 122); dazu das
Sprichwort bei Hörmanii (Sprichwort S. »jö):
„Jedes llafele findt sei Deckele." Vgl. Kessel
(kitten), Werle 35o (5). Zur Flachsarbeit vgl
Simrock Nr. 265 (Flachslied) und Bücher
S. 79.
50

auch das Treiben des Haspels, den das
Mädchen hat (Greinz-Kapferer, Sehn. II,
34, i). -
Das äußere Bild des Bauernhauses stellt
den Ausdruck „Holz bei der Wand" 1 *) für
schönbrüstig, hochbrüstig bei; an der Süd-
wand der Bauernhäuser finden wir allent-
halben das Brennholz auf geschlichtet; es
entspricht also als Hintergrund das Haus
oder die Hauswand; dazu stimmt die bäuer-
liche Redewendung „vorn wiar a Brett —
hinten wir a Ladn", womit ein mageres
Weib karikiert wird; solch eines ist also so-
zusagen ohne den aus der (Bretter) Wand
hervortretenden Holzstoß. — Im Bauern-
hause spielt der Herd in mehrfacher Hin-
sicht eine Rolle; er ist das Zentrum der ge-
schichtlichen Entwicklung des Hauses und
hat in Brauch und Glauben große Bedeu-
tung. Der Herd, unter den der Gockel
-(= Hahn) hingehört, erscheint als weib-
liches Glied (6i5); tatsächlich kann man
noch oft in Bauernhäusern hierzulande un-
ter dem Küchenherd die Hühner unterge-
bracht sehen. Hieher gehört auch der
Ziegelofen (i5) als Gebärmutter, wie ja
der Ofen immer wieder in erotischen
Spruchäußerungen hervortritt: Das Zusam-
menfallen des Ofens ist das Symbol für
statthabende Entbindung (Oststeierm.). 15 )
Eine große Anzahl erotischer Symbole
findet sich aus dem Gebiete der verschie-
denen Gewerbe, die ja vor alters wenigstens
für den Bauern nicht die Bedeutung von
heute hatten, da jede Wirtschaft sich einen
Großteil gewerblicher Arbeit selbst besorgte
(Tischler-, Zimmermann»-, Bäcker-, Mül-
ler-, Maurerarbeit); alte Bauerngutsinven-
tare weisen daher auch viele Geräte spezi-
1*) Unsere Sammlung 276 und im Vier-
zeiler überhaupt sehr häufig; Verweise schenke
ich mir, es .sind deren zu viele; vgl. allgemein
Höfler 2/40.
) Vgl- entsprechende Wendungen bei:
Reiterer, Altsteirisches, S. 30; Andrian, S. 109;
Queri, Kraftbayrisches, S. 65; John, Sitte u.
Brauch, S. 102; John, Oberlohma, S. 178,
Nr. 90; Höfler unter Ofen, Hafen, Haus; Hör-
mann, Sprichwort, S. 109.
fischer Gewerbe auf; übrigens steht heute
noch der Bauer mit dem Gewerbe und
dessen Arbeitsbrauch und Arbeitsgerät in
engerem Zusammenhange als der Städter,
da auf der Bäuerei die meisten Handwerkei
in« Haus („in die Stör") kommen und so
den Bestellern reichlich Gelegenheit gewäh-
ren, genauen Einblick in die Sache zu
nehmen. So finden wir es dann begreifli-
cher, wenn das bäuerliche erotische Lied,
der Vierzeiler, so häufig sich besonderer
Termini dieser Gebiete bedient.
Es erscheint z. B. die „Mühle" als weib-
liches Glied (73), (65o Sehn. 72, 18;
Rotter A. 17) oder Mühle und Säge (Pog.-
Herrmann 1, 1760; Hörmann 26, 70);
mahlen entsprechend als beischlafen (541),
aber auch aufschütten (= Getreide für den
Mahlvorgang bereitstellen) (Dunger i38;
i3(j). Der Beutelkasten des Mühlapparates
gilt als Hodensack (778), gelegentlich auch
kurz der „Beutel", den das Dirndl in der
Mühle schlenkern sieht (ia3). Der Müller
tritt oft im erotischen Liede sinnbildlich
auf (541); vgl. dazu Uhl, Winiliod S. 175
und das in vielen Sammlungen auftau-
chende Habersacklied. 1 *) Mit dem Manien
hängt innig das Backen zusammen; wird
doch auch der Entwicklungsprozeß des
menschlichen Fötus mit dem Backen zu-
sammengehalten. 17 ) Bei der Brotbereitung
ist das „Anrühren des Dampf U" t das den
Teig zum „Gehen" bringt, von grofier Be-
deutung; dieser Vorgang versinnbildlicht
die Schwängerung (902; 9o3), die doch
auch einen „geschwollenen" Bauch (869)
zur Folge hat, wie das Dampfl den Teig
zum Anschwellen bringt; in diese Reihe
gehört auch die Wendung (der Markgräfin)
„ein wunderschönes Brot backen" (Dit-
furth, 2, S. i4> Nr. 156). Auch die ver-
schiedenen Gebäcksformen, die ja häufig
an und für sich auf erotischer Grundlage
beruhen, symbolisieren: Das Wcckenzipfl
vertritt das männliche Glied (307); der
Bäcker kommt zum Mädchen mit dem Salz-
16)   Dazu Hofier (unter Mühle), S. 4»3.
17)   Vgl. Höfler, S. 45i f; Fossel, S. .84.
51

stangel und geht mit dem Kipfel von ihm
(Kryptadia 4, 84, i8); recht deutlich wird
der Vierzeiler, wenn er dem Koch die Nudel
im Loche der Köchin backen läßt (7/41)
oder, indem wir zum Kochen übergehen,
wenn der Bub seinen Speck im Kraut des
Dirndels siedet (Werk 336, 1).
Sehr beliebt sind Bilder aus dem Brunn-
gräberhandwerk
(129; 729). Wir fanden
ja den Brunnen, der z. B. auch für hervor-
quellenden liaiii eintritt (Höfler 78), be-
reits in Vertretung für weiblichen Harn-
apparat und Scham überhaupt; dazu ist
wohl einer der beliebtesten Ausdrücke» für
harnen, nfimiich brunzen (siehe Register
III, 4) iu stellen; desgleichen das Brandt
(385). So wiederum wird der (bei Meier,
9, 38, verwendete) Ausdruck wasserpum-
pen
== coire leicht verständlich. — Der
Brunngrftber gräbi (vgl. oben: graben) den
Brunnenschacht, er muß einen v Fluß
finden",
wie der Fachausdruck heißt, der
denn (729) auch im Vierzeiler vorkommt.
Er bohrt aber auch die Rohre und diese
Tätigkeit wird zur Umschreibung des Bei-
schlafes (73o) angezogen, wie denn auch
sinngemäß Bohrerl (73o), Nager (219)
oder ,Windling [= Bohrer] (i3o; 36o)
verwendet werden. Der so entstandene Hohl-
raum, das Läckerl oder Loch (siehe Re-
gister II, 6), steht für weibliches Glied.
Ein anderer Handwerker, der auch „Hohl-
räume" herstellt, ist der Binder ™) dessen
Hammerschlag auch eine rhythmische
Reihe gibt; sein Hammer heißt Schlägel
und dieser Ausdruck versinnbildlicht das
männliche Glied auch in der bäuerlichen
Rede (vgl. 927; Queri, Erotik S. 182). —
Das Faß, des Faßte erscheint ab weibliches
18 ) Auf die beliebten Binderlieder, die in
ihrer Anlage dem ebenfalls stark erotischen
Rauchfangkehrer- (Nicolai, S. 107 ff, Erot.
Volksl., S. 56) und Uhrmacherlied sehr nahe
verwandt sind, muß ich hier in aller Kürze
verweisen; vgl. Schade, Handwerkslieder,
S. 191 f; 192 ff; 194 ff; mit Literatur, S.
196 ff; Ztschr. d. V. /. V. i5, 172 f mit Li-
teratur; dazu Schidrowitz, S. 98; Queri, Ero-
tik, S. 18.
Glied (Meier 4i» 227; Werle 94, 1; Süß
32 5), aber auch die zum Faß gehörige
Pipe (362), in welchem Falle etwa der
Bauch als Faß vorschwebt. Das „Binden"
(== Faßabbinden) wird so wieder zum Bilde
für den Geschlechtsakt, ebenso das „Roaferl
antreiben",
d. h. das Nachtreiben der Faß-
reifen; 19 ) mit dem Binderhandwerk in Zu-
sammenhang steht schließlich auch das auf
die Madchen gemünzte Bild, sie hätten im
Geschlechtagenuß „keinen Boden'* (3o4),
so daß ihn ihnen der Binder erst machen
muß; da ist nun auch wieder auf den Kübel
als Symbol su verweisen (siehe oben!).
Der Schmied, der schon durch seine
kraftvolle Gestalt im Volksglauben eine be-
sondere Rolle spielt, muß auch im eroti-
schen Liede immer wieder Sinnbilder lie-
fern. Sein Hammer tritt wiederholt als
männliches Glied auf (974)» wobei eigent-
lich der Stiel das Wesentliche ist 20 ) (ebda;
Dunger Nr. n 55) vgl. den Hammer als
Opfer in bayr. Wallfahrtskirchen bei Bitte
um Kindersegen (Ostbayr. Grenzmarken
1925, S. 147); sein Hammern versinn-
bildlicht den Beischlaf (274; 745; 828;
834; 9 r ?4); als ganz besonders beliebt er-
scheint der Nagelschmied (Werle 114, 3;
Queri, Kraft. 12 4), erzeugt er doch die
Nägeli, die er (des Nachts) dann einschlägt
(747); er muß auch den „Nagel" eines an-
deren spitzen (Dunger 1156); auch ver-*
nageln
finden wir in diesem Zusammen-
hange (Meier Nr. 270), wie auch das Be-
schlagen
des Mädchens durch den Huf-
schmied (Ditfurth 2, S. 2 5, Nr. 28) und
damit gleichbedeutend das Hineinschlagen
der Hufnägel
(332); vgl. überhaupt
Schmied im Register V. 21 )
1 9 )   Der Volksglaube meint (Birlinger, Aus
Schwaben I, 4*5), wenn im Weingarten ein
hölzerner Reif an einem Geschirre springt,
so gibt es bald eine Braut im Hause; ein sehr
beachtenswerter Zug!
20 )    Vgl. „jeds Hackle findt sein Stiel 4
(Hörmann, Sprichwort, S. 75).
2i ) Auch der ebenfalls viel mit Nägeln um-
gehende Schieferdecker wird erotisch ausge-
nutzt (Dunger Nr. 167).


Der Schlosser hingegen, der ja auch
Hammerarbeit verrichtet, wird mit seinem
Hammer kaum erwähnt, doch wird dafür
das von ihm verfertigte Schloß gerne ge-
nannt, wenn auch nicht so stark erotisch
betont (vgl. das uralte Motiv von Schloß
und Schlüsselt).**)
Vom Tischler, der sowohl mit dem
Hammer wie auch mit den Nägeln allreit zu
tun hat, liest sich das erotische Schnader-
hüpfel vorzüglich nur das Hobeln heraus,
das als rhythmische Betätigung allerdings
im Vordergrunde steht; es tritt ein für
beischlafen (Werle 99, 3); diese Bedeu-
tung liegt zugrunde, wenn Yon ,,Hobeln
(vgl „Schieben"), daß die Scharten (vgl.
„Haare"!) fliegen' 4 gesprochen wird. Die
behaarte Schamgegend des Weibes erscheint
wohl auch als „Laden, der nicht gehobelt
wurde 4 * (n) und der „Brettlihobler" als
Schatz findet sich ebenfalls (Tobler S, 33,
Nr. 3o). Die Drechselbank oder Drehbank,
die nicht nur der Drechsler (47), sondern
oft auch der Tischler haben mag, wird im
erotischen Vierzeiler für vagina gebraucht
(Süß 728; Deutsche Heimat 6, 24, 269),
öfter noch die „Hoanzclbank" ,3i4; 356;
544; 545), wobei der Vergleich am sinnen-
fälligsten wirkt, da sie doch eine Ein-
kiemmvorrichtung 23 ) vorstellt (vgl. Anmer-
kung zu 3i4); ein weiteres Fenster stem-
men
für beschlafen ist ebenfalls der Tisch-
lerarbeit entnommen (356; Werle 189, 1;
Seidl 44. 95; Anthropoph. 3, 196, 186).
Für viele andere gewerbliche Berufe muß
im allgemeinen auf das Register V ver-
22 ) Dagegen die große Bedeutung dus
Schlosses im Volksglauben; beim Nestelknüp-
fcn ist das Schloß unmittelbarer Vertreter der
Gebärmutter (Ztschr. d. V. f. V. 1/4, 119); zu
Schloß vgl. noch Aigremont 2, 63 f.
wiesen werden (so Schneider, Schuster u.
v. a.). Ich möchte nur kurz den Fleischer
erwähnen, dessen Streicher die praktische,
also auch symbolische Bedeutung des Wetz-
steines hat (Volksmund 3, 278); er bringt
als Schatz dem Mädchen die Leberwurst
(Meier, S. 48, Nr. 267); Wurst gilt auch
im Volksmund gleich minnlichem Glied.
Das Kälberstechen wird zum Bild für den
Beischlaf (588) und so kann das Mädchen
sogar — oder sein Glied — zum stechbaren
Stück Vieh werden, so zum Lamperl (Süß
m), wie der Metzger überhaupt für ge-
sdüechtsgenußlüstern gilt (Queri, Erotik
S. 5of [Lied]; Ditfurth, 2, S. 607,
Nr. 69). — Das Stechen wird in verschie-
denen Formen zum Bild für coire (774;
mit dem Messer: 852; Pflanzenstedieo,
Werle 68, 5. 6; das Stechen des Schneiders
899; das Pelzstcchen, Queri, Erotik S. 125
[Pelz—behaarte Scham der reifen Jung-
frau]).                                                     , ,
Damit will ich diese Zusammenstellung
schließen; wollte ich sie erschöpfen, so
müßte ich vor allem noch das reiche Ge-
biet: Jäger und Soldat samt dem Schießen
auf verschiedenartigstes Wild und allerlei
mit diesen Berufen Zusammenhängendes
erörtern. Dazu käme noch das ganze Tier-
und Pflanzenreich mit den zahllosen eroti-
schen Symbolen, das Gebiet der Kleidung~
das religiöse Gebiet und das der Musik.
Aber das wird einmal Aufgabe einer eige-
nen, tiefer gehenden Arbeit sein müssen;
mir genügt es hier, auf die große Bedeu-
tung des erotischen Bildes einmal ausführ-
licher hingewiesen zu haben.
23 ) Von derselben Vorstellung geht auch
das Bild: Zwieschleife (Doppelschleife beim
Wagenrad) aus (973).
53

Abhandlung IL
Zur Erotik des oberösterreichischen und steirischen
Bauern der Gegenwart.
In der folgenden Darstellung will ich den
schon im 10. Bande der Anthropophyteia
(S. 297—307) gemachten Versuch, einen
knappen Umriß des erotischen Lebens der
bäuerlichen Bevölkerung Oberösterreichs
und Steiermark» zu geben, ergänzen und ver-
tiefen. Die seither verstrichenen Jahre lie-
ferten mir viel neuen Stoff, der eine nicht
unwesentliche Bereicherung bedeutet; ganz
besonders ist aber zu berücksichtigen, daß
auch die gegenwärtigen Zeitläufte mit ihrer
so ganz unerhörten Art selbst dem ländli-
chen Liebes- und Eheleben bezeichnende
Züge aufgezwungen haben.
Nicht selten berichtigt daher diese meine
neue Darstellung jene ältere. Es werden also
erst beide Berichte zusammengehalten etwa
einen charakteristischen Durchschnitt er-
geben.
Die Erotik des bäuerlichen Lebens — im
besonderen der Alpenländer - ist ein Ka-
pitel, das uns die sonst so rege Volkskunde
noch immer schuldig ist. Denn was auf
diesem Gebiete die in ihrer Art vorzügli-
chen Landes- und Gauvolkskunden bieten,
geht doch nicht über ein oberflächliches
Berühren des Liebeslebens der Jugend in
überlieferten Wendungen hinaus, wobei
eben — aus immerhin leicht begreiflichen
Gründen — der Kern der Sache abseits
liegen bleibt.
Ueberaus bezeichnend scheint mir, was
ein Blick in Weigerts umfangreiches Buch
„Das Dorf entlang" und in VHouets Werk
„Zur Psychologie des Bauerntums" lehrt.
Der erstere steht auf streng katholischem
Standpunkte, der letztere ist evangelischer
Pfarrer. Keiner wagt es, das Problem mutig
anzugehen, obschon es doch unbedingt zum
Thema gehörte. Der Mutigere ist immerhin
noch Weigert, der die Gleichgültigkeit ge-
genüber der Keuschbewahrung des Leibes
vor der Ehe und den allzu freien Ge-
schlechtsverkehr der Brautleute feststellt
(S. 86), der anerkennt, daß ein Haupt-
thema des älplerischcn Volksgesanges die
sinnliche Liebe ist (S. 86). Aber daneben
stehen überaus zahlreiche, völlig schiefe Be-
urteilungen der tatsächlichen Erscheinun-
gen. l'IIouet hingegen gerät überhaupt völ-
lig aus dem Geleise, wenn er schon das eine
oder andercmal fester zugreifen will, was
am besten jene Stelle zeigt, wo er behaup-
tet: „Daß ein Mann zwei bis drei ziemlich
ernste Verhältnisse gehabt hat, ehe sich das
richtige fand; .... derartiges Liebesleben
gibt es im Bauerntum nicht!" ('S. ia4). —
Und gleich anschließend daran: „kein stiller
Geliebter, von dem niemand was weiß,...
erwartet sie (die Bauerntochter) abends zum
mehr oder weniger skrupellosen Stelldich-
ein". Und er will den Glauben erregen, als
täte ein Bauernmädchen überhaupt nichts
dazu, einen Mann zu bekommen; es warte
vielmehr resigniert beim Spinnrad jenes
Freiers, den das Schicksal bringe, im übri-
gen sei die natürliche Geschlechtsregung
soviel wie nicht da (S. is/i).
Wenn von solchen Grundlagen aus „Psy-
chologien" des Bauerntums geschrieben
werden, dann mag freilich was Schönes
herauskommen. Da kann doch nicht mehr
von ernst zu nehmender Volkskunde ge-
sprochen werden!
Für diese Darsteller sind neuere Er-
scheinungen gar nicht vorhanden, wie etwa
die zwei wertvollen Werke 1 ) Queris, der
endlich ernst und unerbittlich zugegriffen
!) Queri Georg: „Bauernerotik und Bauern-
fehme in Oberbayern",
Piper, München, 1911,
und „Kraftbayrisch. Ein Wörterbuch der ero-
tischen und skatologischen Redensarten der
Altbayern." Piper, München, 1912. Insbeson-
dere ist das erstgenannte mit meiner Darstel-
lung überhaupt laufend zu vergleichen, wes-
halb ich es auch nur bei besonderen Anlässen
zitiere.
54

und wohl den Grund zu einer .großzügigen,
ungeschminkten Darstellung bäuerlichen
Liebeslebcns gelegt hat. Wer an die Ab-
fassung einer Gesamtdarstellung schreiten
will, wird dazu ja auch in älteren Werken
wertvolle Einzelzüge finden — ich nenne
nur Ijeobrechting, Aus dem Lechrain, und
Birlinger* Aus Schwaben. Halten wir dann
noch einzelne Darstellungen in den Jahr-
gängen der Anthropophyteia dazu, so haben
wir bereits einiges Material vor uns, auf
dem sich weiter bauen läßt; 2 ) nur muß
noch eindringende Sonderforschung von
Gau zu Gau vorgenommen werden, bis wir
zu einem vorläufig abschließenden Bilde
gelangen.
Und wie notwendig brauchte doch die
ernst gemeinte, wissenschaftliche Volks-
kunde einen gewissenhaft und sorgfältig
gelegten Grundriß der Erotik der unteren
Schichten!
Denn daß die Volkskunde, so-
lange sie dem Mittelpunkte jedes organi-
schen Lebens nicht an den Leib rückt, ihn
nicht mit ruhigem Blicke ins Auge faßt und
mit der Sonde angeht, doch z. T. im Dun-
keln tappt, muß jedem klar sein. Eine
transzendentale Volkskunde gibt es nicht.
Wir haben, wenn wir das Volksleben wirk-
lich nach allen Seiten hin aufhellen und
es dabei zu ehrlicher Erkenntnis bringen
wollen, eben nicht nur die Volkssitte, son-
dern auch die „Volksunsitte 4 ' — wie ich
es nennen möchte — aufzuzeigen; es ist
demnach nicht nur Sittliches, sondern auch
„Unsittliches** mitzuteilen. Denn das Volks-
leben ist kein Tugendspiegel und vorhan-
dene Erscheinungen totschweigen, heißt
noch lange nicht, sie tilgen. Hätte man sich
in den Kreisen der zünftigen Volkskundler
dies schon früher zum Grundsatze gemacht,
so wäre viel gerettet worden, was unwieder-
bringlich' verloren ist, vor allem aber hatte
niemals die völlig unzulängliche Ansicht
auftauchen können, als ob der Bauer ein
veilchenblaues, von einer Aethergjloriole um-
2 ) Hofiert deutsches Krankheitsnamenbuch,
ein unschätzbares Werk, muß natürlich jeder-
zeit herangezogen werden.
schwebte« Schemen sei. Die Volkskunde
muß sich hier auf den Boden «teilen, auf
dem zu stehen dem Mediziner kein Ver-
nünftiger einen Vorwurf machen wird:
Strenge Sachlichkeit auch in jenen Berei-
chen, die eben nicht für die Kinderotube
sind.
Wie unendlich eng und untrennbar
Volkskunde mit Erotik zusammenhingt,
brauche ich wissenschaftlich arbeitenden
Fachgenossen nicht auseinandersetzen; ich
Will auch nur der Vollständigkeit halber
kurz die wichtigsten Faden aufzeigen. Die
uns alltäglich begegnenden Gebäcksformen
verweisen doch so vielfach ins erotische Ge-
biet, worauf uns Höfler in zahlreichen Ab-
handlungen grundlegender Bedeutung im-
mer wieder aufmerksam machte. — Unter
den unzähligen volkstümlichen Pflanzen-
namen
ruht eine große Menge auf eroti-
schem Untergrund, teils kultisch, teils me-
dizinisch gebunden, was im Zusammenhang
vorläufig einmal Aigremont (Volkserotik
und Pflanzenwelt) gezeigt hat. — Das
ganze, große Gebiet der Volksmedizin steht
von Haus aus naturgemäß in engster Füh-
lung mit dem Liebesleben, der Zeugung
und der Geburt; 3 ) damit geht Hand in
Hand volksmäßiger Liebeszauber und Fe-
tischismus*)         
Das Kapitel bäuerlicher
Rechtspflege
kann ohne eingehende Kennt-
nis bäuerlicher Erotik überhaupt nicht ge-
schrieben werden, was Queri (a. a. 0.)
schlagend bewiesen hat; so wird, wenn wir
noch die kriminelle Fruchtabtreibung (vgl.
Dr. E. List, D. Kr. Fr.) dazuhalten, leicht
ersichtlich, wie wichtig auch z. B. für den
praktischen Juristen das Kapitel Bauern-
erotik sein muß. Das geschlechtliche Mo-
ment im volksmäßigen und bäuerlichen
Tanze
Lst nicht weniger harmlos als das im
3 ) Vgl. Fossel t Volksmedizin usw.; Höfler,
Deutsches Krankheilsnamenbuch; Höfler,
Volksmcdizinischo Botanik; Höflcr, Wald- u.
Baumkult.
*) Vgl. Pachinger, Ucber phallische Amu-
lette ausOberösterr. (Ant'»ropoph. 3, 4" ff);
K. Amrain, Gefängnispsychosen (Anthropoph.
io, i3ff).
55

städtischen. 5 ) Wie tief in scheinbar un-
verfängliche Bräuche
reinste Erotik hinein-
spielt, zeigt so manche bald verstandene,
bald unverstandene Erwähnung oder Schil-
derung überlieferten Brauchtums; 6 ) hieher
Ist ja doch auch der ganze Ostereikult zu
stellen! — Rätsel und Sprichwort des
Bauern strotzen von Erotik wie die bäuer-
liche Alltagssprache stark von erotischen
Ausdrücken durchsetzt ist. Vom Volkslied,
insbesondere vom Vierzeiler und seinen ero-
tischen Grundlagen hörten wir ja reichlich
genug an anderer Stelle.
Diese wenigen Andeutungen, die sich
nach Belieben vervielfachen lassen, erwei-
sen zur Genüge die geradezu grundlegende
Bedeutung,
die das Geschlechtliche für die
Volkskunde
hat. 7 )
Vorausschicken muß ich, um der Beur-
teilung des Dargebotenen von Anfang einen
Maßstab zu bieten: Die Beiträge zu diesem
Kapitel scheiden sich von selbst in zwei
Gruppen:
Die einen sind gegenständliche
Beobachtungen,
die anderen tragen anek-
dotenhaften Charakter
an sich, spielen aber
in der Zeichnung bäuerlicher Erotik trotz-
dem keine untergeordnete Holle. 8 )
5 )  Vgl. dazu Weijeli Der Tanz als Faktor in
der Anthropophvteia (Anthropophvteia 10,
:*o3); Stoll a. a. 0. 601 ff; 7 33.
6 )   Ich verweise nur auf den Schlag mit der
Lebensrute
(„Fudeln"), der allgemein verbrei-
tet ist, auch noch in der Stadt geübt wird, so
in Graz am Tage der unschuldigen Kinder
[28. Dezember]; vgl. dazu u. a. Aigremonl
I,    11; 1, 19—2/1; Wuttke S 83; Zs. f. d.
Mundarten
5, n3ff. Für das Gebiet von
Aussee z. B. nach Andrian: Das Schoppen
(S. 68); Das Widderbeimtreiben (S. 7/i); Das
Anbauen
(S. 76). — Vgl. Das Rumpelbrot i.
Voigtlande; Die Rumpelsuppe nach Schindler
II,   100; (Rumpel == coitus; Geburtsarbeit;
Höfler 53a).
7 ) Ich erachte diese Feststellung für not-
wendig, da trotz alledem viele Vertreter der
Volkskunde das Gebiet der Erotik ignorieren
zu müssen meinen. Zu welch wahnwitzigen
Ergebnissen diese Anschauung führen kann,
beweisen leider die vielberühmten Anthropo-
phyteia-Prozesse (vgl. Krauß Fr., Erotische
Zauberwahnprozesse zu Berlin im J. iqi3).
Lenken wir vorerst unseren Blick auf die
Körperpflege. Der Körper steht doch ab
das Gegenständliche im erotischen Leben
auch im Vordergrunde. — Der Bauer kennt
heute den Begriff des Bades eigentlich nur
so vom Hörensagen. Die allenthalben — be-
sonders in Oberösterreich — noch vorhan-
denen „Badstuben" weisen keinesfalls mehr
auf das Reinigungsbad für den Körper hin,
sondern dienen lediglich nur zum Haar-
(=Flachs)bad. Das Neugeborene wird
allerdings „gebadelt"; Jungen bis gegen 20
Jahre baden wohl zur Sommerszeit in offe-
nen Gewässern, aber nie, um sich einer Rei-
nigung zu unterziehen, sondern um sich zu
vergnügen; äußerst selten aber bereits Mäd-
chen; Erwachsene so gut wie gar nicht.
Sogar die Ganzwaschung des Körpers ist
eine selten vorgenommene Reinigung, die
im besten Falle zu heiligen Zeiten geübt
wird; so ist es im obersteirischen Enns-
tale und abseits davon (Donnersbachwald)
üblich, daß vor den hohen Festtagen
(Weihnachten, Ostern, Pfingsten) die Dirn
(Magd) den Knechten der Reihe nach den
„Buckl" (Rücken) abwaschen muß. Die
Reinigung der Füße hingegen pflegt man
im Sommer, wenn man barfuß geht, oder
nach der Stallarbeit, allabendlich regel-
recht vorzunehmen. — Eine obersteirische
Bäuerin ließ dem Lehrer, der ihrem Buben
8 ) Ich habe für meine Darstellung, die ich
von vornherein als einen Versuch bezeichnen
muß, vor allem aus meiner persönlichen
Kenntnis
bäuerlichen Lebens geschöpft; viel
wertvolle Aufschlüsse gaben mir Landärzte
aus ihren reichen und naturgemäß ganz anders
gegründeten Erfahrungen (in erster Linie
für Oberösterreich und Mittelsteiermark); viel
verdanke ich Volkskundlern, die mit der
Bauernwelt auf vertrautestem Fuße stehen:
unter diesen muß ich Herrn Dir. Karl Hei-
terer
(Graz) besonders danken, da er mir aus
seinem reichen Sammelschatz wertvollste Bei-
träge (vor allem aus Obersteier und der West-
steiermark) überließ; Frau Ferlinz-Reitercr
steuerte für das Ennstal bei. — Bedeutsame
Aufschlüsse verdanke ich endlich auch Herrn
Kollegen Dr. Konrad Knicly, dessen Beitrag
„Erotik im Bauernbriefc" ich unverändert
zum Abdruck bringe.
5fr

nahegelegt hatte, sich täglich schön zu
waschen, sagen: ,,Dös muaß a schöne
Drecksau sein, dea(r) si(ch) alle Tag
wascht!" Uebrigens heißt es unter den stei-
rischen Bauern: „Allevvei(l) schön [sc. ge-
waschen] is nia schön'*, und allgemein:
, v \ußn hui — hinan pfuil" Landarzte kön-
nen immer wieder feststellen, daß die
Bauernweiber auf reine Unterwäsche recht
wenig, halten und z. B. das gleiche Hemd
sogar von einer Menstruation bis zur an-
dern tragen 1 Vielfach wird beim „Hcmd-
wechseln" das neue über das alte ange-
zogen, das alte also weiter getragen. (Steier-
mark). — Der Unterhosen bedient sich
die weibliche Bevölkerung erst in neuerer
Zeit regelmäßiger; wohl nicht bei der Feld-
und Erntearbeit, auch nicht aus Angst vor
zufälliger Entblößung — sonst müßte man
sie in erster Linie eben bei der Arbeit haben
— sondern vorzüglich, um einer Erkältung
vorzubeugen. Dienstmädchen, aus bäuer-
lichen Verhältnissen stammend, tragen,
selbst wenn sie in der Stadt dienen, bis tief
in den rauhen Herbst hinein meist keine
Unterhosen, ohne irgendwie zu bedenken,
daß sie etwa vom Wirtschaftsbalkon eines
3. Stockes den tiefer Wohnenden bei
Wasch-und Reibarbeit einen seltsamen An-
blick gewähren müssen. Davon also, daß
die weibliche Unterhose auf dem Lande,
insbesondere in der Bäuerei, bereits end-
gillig durchgedrungen sei, kann derzeit
noch nicht die Rede sein. Mit dieser Tat-
sache
hängen ja auch mehrere in den Vier-
zeilern vorkommende Sachlagen zusammen.
Ueber Bau und Funktion der Ge-
schlechtsorgane
ist die Bauernwelt im
großen und ganzen völlig im Unklaren;
das gilt im besonderen auch vom Befruch-
tungsvorgang;
so glaubt man — namentlich
in der Mittelsteiermark — wenn Befruch-
tung, eintreten soll, sei es unbedingt nötig,
daß sich bei beiden Teilen der Moment der
höchsten Lust gleichzeitig einstellen müsse,
da nämlich auch das Weib mit einem Er-
guß („s kumpt", „d Natur kumpt") zur
Befruchtung beitrage. Von einer Nach- und
Neubildung des männlichen Samens weiß
man meist nichts; das zeigt u. a. dieAeuße-
rung der alten R.-Bäuerin in Weißenbach
(Obersteier): „Na, was mein Altar(=Mann)
füar an Haufn in eahm (=sich) hat, ös
is nit zon sagn, so an Haufn (nämlich
Sperma!)" — Die Geschlechtsteile über-
haupt pflegt man kurzweg als „Gmacht"
oder „Gscham" zu bezeichnen; den männ-
lichen auch gelegentlich als „das männ-
liche Geschlecht"; solche, die beim Militär
gedient haben, benützen besonders dem Arzt
gegenüber auch den Ausdruck „s Glied".
Freilich hat der Bauer noch eine Unmasse
von Bezeichnungen für das Glied beider
Geschlechter; darüber geben die Vierzeiler,
insbesondere die betreffenden Register, er-
schöpfende Auskunft; es ist ja übrigens
scharf zu sondern, was der Bauer ver-
wendet, wenn er ernst spricht, und was er
gebraucht, wenn er witzelt!
Wie stark im Bauernvolke das erotische
Moment in den Ernst des Lebens liinein-
spielt, zeigt eine Beobachtung, die bei der
Briefzensur in Graz während des Weit-
krieges gemacht wurde. In den Briefen
von Landmädchen und Frauen derselben
Schichte fanden sich wiederholt krause
Haare unverkennbarer Herkunft. Zur Er-
klärung fügten die Schreiberinnen bei, ihre
Liebhaber oder Männer sollten diese Scham-
haare als Zauber tragen; dadurch würden
sie im Felde vor Unglück gesichert. Hier
zeigt sich noch die uralte Meinung, daß die
Haare der Zeugungsstelle, des Lebens-
quelles, auch das Leben des gefährdeten
Menschen bewahren und eine ähnliche Wir-
kung ausüben wie die Lebensrute. In dieser
Vorstellung regt sich gewiß noch ein ge-
sunder, geschlechtlicher Naturtrieb. (Mit-
teilung des H. Dr. Kniely.) — Jedenfalls
spielen hier auch Reste eines Liebeszau&ers
mit, der ja auch sonst im steirischen Bau-
ernvolke noch lebt, so im ,,Häferlrühren"
der Ausseer Mädchen. 9 )
9 ) Vgl. Andrian, S. 74; Anthropoph. 10,
S. 16 (Schamhaare im Leibgürtel); im allge-
57

Di« monatlichen Blutungen heißen im
allgemeinen „s Monatliche", „d Regln 1 ', „d
Gschicht", „d Sadhan", „da Schuasta(r)'*i<>).
man sagt auch „s hat s Monat sein Lauf"
(oberes Murtal) und nennt sie „Tschuri-
muri"ii) (um Leibnitz), den „rotn König"
und „dö Taut'* (die beiden letzteren städti-
schen Einflusses). Das erste Auftreten der
Hegeln pflegt keine besonderen gesundheit-
lichen Maßnahmen auszulösen. Schonung
zur Zeit der Menses kennt weder Mädchen
noch Weib; Binden trägt man durchschnitt-
lich keine, eher wird das Hemd durchge-
zogen und vorne angenadelt. Die einzige,
allerdings negative Maßregel besteht darin,
daß sich das Weib zu dieser Zeit pein-
lichst vor dem Wäschewechseln und gar
vor dem Waschen des Schamteiles hütet;
natürlich erreicht auf diese Weise die Un-
reinlichkeit zu solchen Zeiten ihr Höchst-
ausmaß. —~ Im allgemeinen glaubt man
(Steiermark, Oberösterreich), daß mit dem
Monatsblut schlechte Säfte, Krankheits-
keime und innere Unreinheit abgehen. So
versteht sich vielleicht die Anschauung,
menstruierende Weiber brächten bei ge-
wissen Arbeiten nur Schaden (Wuttke
§§ 557, f)()8; Kassel S. \9,l\) und die aus
dem Schwarzwald berichtete Sitte (Ale-
mannia i885, S. 266), die solchen Krauen
meinen über Liebeszauber: Wuttke $ 548
bis 566; Stoll, S. 234 f.
1°) Zu Schuster vgl. Höfler, Krankheits-
namen, S. 606.
**) So auch bei Unger-Khull, S. 179; bei
Wolf, Slowenisch-deutsches Wörterbuch (Lai-
bach, 1894) findet sich: „curi muri, pridi
ven!",
ein Spruch, mit dem Kinder die Grille
aus dem Loch herauslocken. Steirische Kinder-
reime beim Grillen- und Schncckenbannan
lauten: „Grill, Grill, komm heraus, Vater
und Mutter is nit zu Haus!"; „Sehneck,
Schneck, kumm iieraus, zeig mir deine Hirn
[= Fühler] herausl" u. ä. Ztschr. d. V. f. V.
5, a85£. — Es handelt sich also allem An-
scheine nach um eine Art Gleichstellung der
monatlichen Blutung mit der Grille (vgl.
Grillenhäusl = vagina) und ich glaube, es
steckt in diesem slowenischen Ausdruck des
Steirischen ein wertvoller Rest einer alten
Zauberlockformel für unterbliebene menses!

den Zutritt in die Kirche verbietet, — Stark
verbreitet ist in Steiermark der Glaube, daß
während der Menses gezeugte Kinder rote
Haare bekommen.
Nicht selten hält man (Steiermark) die
Scham während der Menses für begehrens-
werter, weil sie ,,hitziger" sei, woher auch
die häufige Unsitte abzuleiten sein 'wird,
daß von Burschen und Männern der Ge-
schlechtsverkehr zu dieser Zeit besonders
gerne ausgeübt wird. 12 ) — Größere Be-
deutung mißt man dem Aufhören der Blu-
tungen
in den Wechseljahren („s Geblüet
.steht ein") bei. Nachher auftretende Krank-
heiten schiebt man immer auf diese Er-
scheinung, da nunmehr die Krankheits-
stoffe keinen Weg aus dem Körper mehr
hätten („s Geblüet is iahr z fruah ein-
gstandn").
Meine Behauptung (Anthropoph. X,
299), der Geschlechtsverkehr setqp unter
der bäuerlichen Jugend sehr früh ein,
ist
durch meine seither vorgenommenen Erhe-
bungen durchaus bestätigt worden, ja sogar
in dem Maße, daß ich auf Grund insbeson-
dere von Berichten aus dem Kreise der
Landärzte feststellen kann: Der Verkehr
setzt
(von Ausnahmen abgesehen) durch-
wegs,
bei Burschen und Mädchen, mit rund
l f i Jahren ein.* 3 )
Im oberösterreichischen
Krems tale sagt man in natürlicher Erfas-
sung des Triebes bei der heranreifenden
Jugend: „Ums Rauhwerdn und ums Grau-
werdn is s zum schlechtem", womit man
meint: Wenn der Mensch geschlechtsreif
zu werden beginnt (rauh werden, vom
Schamhaarwuchs gemeint)           allerdings
auch, wenn er ins gefährliche höhere Alter
tritt — ist der Geschlechtstrieb am stärk-
sten. In meiner Heimat kenne ich einen
Bauernknecht, der schon, als er noch in die
„Sonntagsschule" ging (i3. und i4- Le-
bensjahr), wiederholt beteuerte: „Wann i
12)   Vgl. dagegen Stoll, S. 838 ff.
1 3 )   Vgl. Queri, Kraftbayrisch, S. 29; ähn-
lich („schon Früh" . . . „zuweilen schon im
letzten Schuljahr")' E. IL Meyer, Volkskunde,
S. i54.
58

aus dar Schul kimm (mit dem Ende des
i4. Jahres), muaß i glei(ch) a broats
(=schwaiigeres) Mensch ha(b)m". In
Landschulen kommt es vereinzelt immer
wieder vor, daß Bauernmädchen aus der
Schule austreten müssen, weil sie schon
vor dein vollendeten i4. Lebensjahre
schwanger sind. (Bericht aus der Wcst-
steiermark.) In den steirischen Landschulen
ist auch den Buben vielfach das Tragen des
bei den Bauern üblichen blauen „Füa(r)-
ta(r)ls" (Vortuch) verboten, damit sie nicht
unter dem Schutze dieses „Vorhanges 44
allerlei Unfug mit dem Gliede, allenfalls
Selbstbefriedigung treiben können. Beson-
ders strenge wird darauf in sogenannten
gemischten Volksschulen gesehen, wo Buben
und Mädchen zusammen in derselben Klasse
sitzen. — Vor etwa i5 Jahren brach an
vielen Orten der Mittelsteiermark geradezu
epidemisch das „Doktorspiel" aus, ein Spiel,
bei dem die Kinder verschiedenen Alters
ganz regelrecht den Koitus zu vollziehen
suchten und zwar allerorts ohne Scheu, be-
sonders mittags, wo die Bauernkinder nicht
nach Hause gehen, sondern im Schulhause
den Nachmittagsunterricht erwarten. Jeden-
falls hatten unvorsichtige Eltern ein Bei-
spiel gegeben. —
Daneben einige Belege aus der Zeitung:
Ein 32 Jahre alter Mann steht vor Gericht,
da er sich an einem 13 jährigen Land-
mädchen aus Obersteier vergangen hat. Die
Verhandlung bringt ans Licht, daß das
Mädchen schon seit dem n. Lebensjahn»
Geschlechtsverkehr mit verschiedenen Bur-
schen trieb. (Grazer Tagblatt 11) 13,
Nr. 317.)          Eine Tagiöhnerstochter in
einem oberöslerreichischen Bauerndorf, i3
Jahre alt, stellt nachgewiesener Maßen mit
verheirateten Männern und mehreren
Knechten, aber auch mit dem eigenen Vater
und dem leiblichen Bruder in Geschlechts-
verkehr. (Linzer Tagespost v. 22. 6. 1912.)
— Fünf junge Bauernsöhne und Knechte
aus einem salzburgischen Bauerndorf „be-
reiteten sich nach Feierabend in der Ge-
sindestube schamlose Amüsements, wie sie
die raffiniertesten Lebemänner in einem
großstädtischen Nachtlokal nicht zu insze-
nieren wagen. Die Objekte waren Dienst-
mägde, von denen zwei kaum die Schutz-
grenze überschritten hatten". (Linier Tages-
post v. 3. 9. igi3.)
Diese drei Proben aus verschiedenen
Kronländern, genommen aus dem Zeitraum
eines Jahres vor dem Krieg, sprechen deut-
lich genug. Daß es seither nicht besser ge-
worden ist, weiß jeder, auch wenn er länd-
liches Sittenleben nicht genauer kennt.
Bezeichnend erscheinen mir in diesem
Zusammenhange Wendungen, mit denen
Mädchen auf Neckereien, sie seien nicht
mehr jungfräulich u. ä., zu erwidern pfle-
gen: „Müaßt mi(ch) wohl schämen, wann
i s bis hiatzt no(ch) nia anbracht hättl"
oder „ . . . wann i s bis hiatzt umsunst
hätt umtragn meassn!" (i s~ich sie, näm-
lich das weibliche Glied.) (Steirisches Enns-
tal und ähnlich in Oberösterreidi.) —
Gerade aus solchen, mit großer Selbst-
verständlichkeit gebrachten Aeußerungen
ersieht man, daß das Bauernvolk in dieser
Frage auf einem vollständig naturalisti-
schen Standpunkt steht und ihm der Gegen-
satz der Geschlechter in frühester Jugend
klar zum Bewußtsein kommt. Ich muß hier
auf das im 10. Bande der Anthropophy-
teia Dargelegte verweisen und brauche da-
zu nur einiges Ergänzende zu bringen.
Wenn wir auch in unserem Gebiete keine
Kunkclstube kennen (vgl. Birlinger, Aus
Schwaben 2, 356 ff), so vertreten sie hier
der Heimgarten und die verschiedenen
Arten gemeinsamer Arlyeit (Woazschälen
[=KukuruzschälcnJ in Steiermark, ein-
zelne Stufen der Flachsbearbeitung allent-
halben u. a.), wobei sich Burschen und
Mädchen, oft des ganzen Dorfes, einfinden
und Gelegenheit genug ist zu recht zwei-
deutigen Unterhaltungen und eindeutigen
Handlungen, an denen die Jüngsten als
stille Zuschauer, die anderen mittätig teil-
nehmen; vielfach dehnen sich diese Ar-
beiten in die Nacht hinein aus und so tun
sie dieselbe Wirkung wie der Kirchtags-
59

und Hochzeitstanz, die eine Fülle erotischer
Anregungen bieten.
Viel Anreiz zu erotischen Aeußerungen
und geschlechtlichen Regungen gibt natur-
gemäß der ganze Zeugungs- und Werdevov-
gany im Rahmen der bäuerlichen Vieh-
zucht,
worauf u. a. ja schon Stoll hinweist
und wofür ich (Anthropoph. 10, 299)
Belege bereite erbrachte; es sei noch auf das
sogenannte ~Zutreiben" hingewiesen; die
stierende Kuh und die barige Sau treibt
man unter (größtem Interesse des Dorf-
volkes zur Belegung nach jenem Hofe, in
dem ein Zuchtstier oder ein Zuchteber
steht; das ist ein „Fest" für jung und alt;
alle« sieht bei dem Akte zu und bespricht
angelegentlich die einzelnen Entwicklungs-
stufen des Ereignisses. Daß dabei immer
wieder vergleichsweise in greifbarsten Aus-
drücken auf die menschliche Paarung hin-
übergeepielt wird, ist mehr als verständlich,
zumal eben auch die Kuh- und Saudirn
oft genug mit eigener Hand bei dem Bele-
frungsvorgange nachhelfen muß. — Das
ist nur eines der vielen Beispiele, die zeigen
können, wie der Bauer schon von Jugend
auf der Zeugung und allem, was mit ihr
zusammenhängt, so ganz anders gegenüber-
tritt als der Städter, der sich ihm in der
Regel vorerst einmal verstohlen nähert.
Wir dürfen uns daher nicht selbst tau-
schen: Der Bauernmensch kennt durch-
schnittlich keine Empfindelei, kein
Schmachten nach dem ersehnten Gegen-
stand — schon gar nicht im Punkte der
Erotik. Was da an derartigen, insbesondere
„dichterischen" Erzeugnissen umgeht, trägt
alles die Blässe der Schreibstube an sich.
Unsinnliche Schwärmerei ist der bäuer-
lichen Natur einfach fremd; keiner verzehrt
sich in Liebesglut um eines Mädchens
willen; entweder hat er es ganz oder gar
nicht „Wegna Rosenkranzbetn kemman
nia zwoa zsamm" heißt es und dazu auch:
„Wo d Liab anfangt, geht s Hosentürl
auf". 14 ) Da» sagt wohl deutlich, daß es
14) Vgl; Reiterer, Altsteirisches, S. A4.
im Durchschnitt eine Problematik der Liebe
hier nicht gibt.
An die Jungfräulichkeit will man nie so
recht glauben; den Zweifel daran drückte
man so aus: „Bist a(uch)r a Jungfrau —
seit n letztnmal." (Steiermark.) — Eine
andere Form, den Zweifel auszudrücken,
zeigt ein Vierzeiler aus Mettmach (in Ober-
österreich), der ein aus 33 Vierzeilern be-
stehendes (Schnadcrhüpfel-) Lied be-
schließt:
und hiatzt hea(r)n ma gehn a(u)f,
Dö was Jungfrauan sand,
Dö solln pfugatzn (---lachen) dra(u)f.
Es handelt sich hier um eine vollständig
abgeschwächte Art „Jungfernprobe". —
Man geht so weit, daß man z. B. leicht-
sinnige Mädchen durchaus nicht an den
Pranger stellt, sondern sich mit ihrer Exi-
stenz wie mit einer gegebenen Selbstver-
ständlichkeit abfindet. „Hat halt a leichts
Hearz!", entschuldigt man sie. Oder man
sagt scherzend zu einer, die es mit mehr
Männern hält: „Du bist dö sä(lbe) Wor
(Ware), vo(n) dea(r) dö Elln zwoa Kreu-
zar kost (et)." Tragisch nimmt man dies
kaum einmal; nur selten hört man eine
Aeußerung wie jene, die eine Bäuerin in St.
Martin a. d. Salza (Steiermark) über ihre
leichtsinnige Dirn tat: ,,ls schan recht,
oan Liahaba(r) ha(b)m, aba(r) grad an
iadn an Acht ge(b)m, dea(r) kimmt, dös
iis z vü(l)P Im allgemeinen tut man solche
Erscheinungen mit einem Witzwort ab. Ent-
weder führt man sie auf die Begehrlich-
keit des Weibes überhaupt zurück, wie ein
Bauer in Wettmanstätten (Weststeiermark),
der meinte: „Ja dö Weiba(r)! A (=in)
dar oan Hand ha(b)m s in Rosnkranz,
mit dar anda(r)n glangan s Jim an (=den)
Schwanz!" Oder man spricht wie im Neid:
„Oes Ra(b)mviecha(r) habts leicht dudln,
s Lo(ch) kann nit umfallnl" (Ennstal);
oder man erklärt sichs individuell, wie ein
Mädchen zu so viel Burschen Beziehungen
haben kann: „Dö muaß a vardammt un-
60

guate ha(b)ml" (Ennstal), weil sie schein«
bar immer wechselt. Umgekehrt, reißen
sich die Dirndln auffällig um einen Bur-
schen, der sich durch besondere Körper-
kraft, durch besondere Erfolge als Käufer
oder auch als prächtiger Tänzer und Sänger
hervortut, so heißt es: „Dea(r) muaß an
Löw(e)n Hoamtreibar, an oa(r)ntlichen
Adamssteckn (= Glied) ha(b)m!" (Enns-
tal). — lieber seine Magd, der die Wahl
eine» Befriedigen ihrer Leidenschaft nie
Qual machte, äußerte sich ein oberstei-
rischer Bauer: „Unsa(r) Miatxl is wia(r)
a Kea(r)schba(u)m, an iada(r), dea(r)
vo(r)beigeht, steigt a(u)ffi'\ In solch einem
Ausspruch liegt doch eine unendliche Güte
des Verxeihens und Verstehensl Spott hin-
gegen ist's wieder, wenn man (in Ober-
steier) von einer, die viele Liebhaber hat,
sagt: „Nau, mit dö Schwanz, dö drinn
ghabt hat, kinnt ma(n)r a(uch) Brunn-
reah(r)n lögnl" oder — roher — wenn
in Donnersbachwald der Jäger L., den bei
dem Begräbnis eines vielbegehrten Mäd-
chens ein Fremder fragte, wen man be-
grabe, antwortete: „Ah, an altö Schwanz-
truchan". Es wäre ganz verfehlt zu glauben,
daß es nicht auch in der bäuerlichen Welt
Mädchen gebe, die jedem beliebigen Bur-
schen zu Diensten stehen; genug gibt's,
die in dieser Sache überhaupt keine Beden-
ken kennen. Nur ein grasses Beispiel: In
einem meinem Heimatorte nahe gelegenen
Kirchdorf saßen im dortigen Gasthause
an einem Sommerabend des Jahres 19 j .
drei junge Männer in den ersten Zwanziger-
jahren in lustiger Kunde; sie stammten aus
diesem Dorfe, ihr Beruf hatte sie aber in
die Stadt gebannt. Einer davon, der die
beiden Wirtsmägde kannte (sie waren Töch-
ter von Kleinhäuslern), schlug vor, der
Kammer, in der die beiden schliefen, einen
Besuch abzustatten. Die drei begaben sich
nun zusammen wirklich hinauf und ohne
daß irgendwie eines der Mädchen sich da-
gegen sträubte, nahmen sie nacheinander
an beiden den Geschlechtsakt vor. — Dieser
Tataachenbericht, so unglaublich er auch
erscheinen mag und so sehr man ihn un-
willkürlich von sich weisen möchte, zeigt
uns aber schlagend — von weniger auf-
fälligen will ich gar nicht mehr sprechen
— wie überaus gering die sittliche Wider-
standsfähigkeit in diesen Kreisen sein kann,
wenn man nicht besser sagen muß, wie
wenig manchmal Mädchen aus diesen Krei-
sen die Preisgabe des Körpers zu bewerten
wissen.
Dazu noch zwei Bilder aus der Zeitung:
7 Bauernburschen lassen sich vor dem
Kammerfenster einer Näherin in einem
oberösterreichischen Dorfe schwere Aus-
schreitungen und tätliche Bedrohungen zu
schulden kommen. Die Ursache ist, daß das
Mädchen keinen der 7 erhört hat, da es
bereits mit l\ (vier) anderen im Verhält-
nis stand. (Rieder Sonntagsblatt v. 12.
Dez. fgi3.)         Ein oberösterreichischer
Bauer wird von seiner bei ihm bediensteten
Nichte als Vater ihres Kindes namhaft ge-
macht mit der Beschuldigung, er habe sie
verführt. Vor Gericht stellt sich heraus,
daß das Mädchen den (verheirateten)
Bauern (ihren Onkel) sozusagen verführ!
hat, aber auch mit 17 (siebzehn) Männern
(Knechten und anderen) während einer kur-
zen Spanne Zeit Verkehr pflog! Diesem
Mädchen hatten Pfarramt und Gemeinde-
vorstehung das ~sittliche Wohlverhalten*
(amtlich) bestätigt.
(Linzer Tagespost v.
15. Juli 1914» Welser Gerichtssaalbericht.)
Der Verkehr zwischen Ledigen ist für
den Bauern nun eben einmal eine Selbst-
verständlichkeit. Recht bezeichnend scheint
mir dafür ein kleines Erlebnis. Ich saß
mit meinen Eitern und meiner Braut in
einem „Gäuwirt&haus" meiner Heimat. Iän
bekannter Bauer setzte sich zu uns. Nach
einiger Zeit stellte er fest, daß er ja „dö
oan" (meine Braut) gar nicht kenne; auf
die Erklärung hin, es sei meine Verlobte,
meinte er: „Halt a(uch)r a Kniaschwester".
Mit Knieschwester 15 ) bezeichnet man bei
uns die Geliebte, mit der man verkehrt,
15 ) Ueber Knieschwester vgl. Queri, Kraft-
bayrisch, S. 4o.
61

ohne an eine Heirat denken zu müssen. Map
sieht also ganz deutlich, daß im bäuerlichen
Gedankenkreis auf jeden Fall das rein Ero-
tische im Vordergrunde steht. Ist es doch
auch eine allgemein bekannte Tatsache, daß
in einer Wirtschaft, wo nicht weibliche
und männliche Dienstboten gleichzeitig ge-
halten werden, sehr schwer für längere Zeit
Gesinde zu bekommen ist. 16 ) Dabei ist
aber nicht gesagt, daß zwischen den anders-
geschlechtigen Ehehalten desselben Hofes
auch immer ein geschlechtliches Verhält-
nis statthaben muß — so oft es natürlich
auch vorkommt —, aber die Arbeit geht
flinker von der Hand, wenn der Ge-
schlechtsgegensatz seine Anreize verursacht.
Einen jungen Menseben, der dem Ge-
schlechtstriebe nicht nachgeht, schätzt man
durchaus nicht höher, man nimmt ihn viel
eher als Sonderling und nennt ihn höch-
stens „an haiigen Josef \ Für einen üur-
schen, der seinen Schatz unter den Mädchen
des Hauses hat, kennt man in Obersteier
den Ausdruck „Strumpf söcklschleicher" , da
solch ein Liebhaber sich in den Strümpfen
zur Mägdekammer begibt, natürlich so oft
ab möglich, während ein anderer, nicht so
Glücklicher, meist nur am Samstagabend
zur Geliebten gehen kann (Anthrop. 10,
S. 3oa darüber mehr); in diesem Zu-
sammenhange erklärt sich der köstliche
kärntnerische Ausdruck „Zsammsteig-
SamUay"
von selbst. In der Mittelsteier-
mark hingegen — ebenso auch um Aussäe
(vgl. Andrian S. io3) -- pflegt man sich
nicht in der Samstagnacht zum Liebesge-
nusse zu treffen, sondern man sucht in
der Regel auf dem gemeinsamen Heimweg
vom sonntäglichen Vormittagsgottesdienste
eine günstige Gelegenheit zu völliger Hin-
gabe. —
Der Bursche pflegt nun, wenn er vor
dem Fenster jenes Mädchens steht, das er
zu gewinnen trachtet oder schon zur Ge-
liebten hat, meist einen sogenannten Fen-
1$) Vgl. auch Queri, Kraftbayrisch, S. 147
und S. 5a.
hier- oder Gasseispruch vorzubringen, der
aber nicht gesungen, sondern ,»gesagt*', her-
abgeleiert wird. Diese Sprüche strotzen in
der Regel von kräftigster Erotik und unter-
scheiden sich nicht bloß rhythmisch, son-
dern auch inhaltlich vielfach wesentlich
von den Schnaderhüpfeln, obschon Teile
von Fenstersprüchen auch als Vierzeiler
auftreten (vgl. zu Spruch Nr. 2 u. 3: Vier-
zeiler Nr. 56 a; zu Spruch Nr. 4> Vierzeiler
Nr. io4o). Um diese eigentümliche,
schwüle, erotische Stimmung, die in sol-
chen Fällen die Annäherung einleitet und
die geeignete Grundlage zum Liebesver-
kehre schaffen soll, zu charakterisieren,
will ich einige Proben oberösterreichischer
Fenstersprüche (aus der Umgebung von
Kimpling) bringen.
Fcnstersprüche: 1 ?) (Die Erklärungen zum
Text auch unter Anmerkung 17.)
17 ) Blümml gibt Anthropophytcia 3, 4i
die Literatur zum Fensterspruch; dazu ist noch
zu vergleichen: Fromann 4, 374 (mit Pro-
ben); Wunderhorn, S. 329 (Babeli sieht den
Wald vor lauter Bäumen nicht); Pog.-Herrm.
1, n65; Oe.-u. M., Tirol-Vorarlberg, S. 259;
Hörmann, Tir. Volksleben, S. 338 ff; Deut-
sche Heimat
2, 128 ff (aus d. Böhmerwald);
4, 7O (Böhmerwald); D. d. Volkslied i3,62 f;
84 f; 100 f (aus Ob.-Oest.); 19, 123; Werte
335 ff; Mautner, Basplwerk 353 ff; Mautner,
Lieder u. Weisen, S. 2o5; Schell, Das Volks-
lied (Handbücher z. Volkskunde 3), S. 172.
Jungbauer, Quellen u. Forsch, z. deutschen
Volkskunde 6, 17; Futilitates 1, S. 169.
1, 1 drah di = drehe dich; 1, 3 Wand =s
Wand; 2, 1 Hoheredt = Ortsname; 2, 2
Ghirntan = Hörnern; 3, 1 Penesedt = Orts-
name; 3, 4 Fäa(r)ta = Fürluch, Schürze;
3, 5 bau enk = bei euch; 3, 7 Rau(ch) =
Rauhe; 4, 1 Ascha(ch)winkl = Ortsname; 4,2
Drischlschwingl = der kurze Teil des Drischls,
Dreschflegel; 4, 3 Sai(ch)pfann = Pfanne,
zum Seihen, Pfanne mit Sidbboden; 5, 2 hand
= sind; 5, 3 bsunna(n) = besonnen; 6, 1
Grcd = erhöhter Gang vor dein Hause; 7, 2
zubi, dauni = hinzu, weg; 7, 3 Schübin =
Scharen; Zeiln = Reihen; 7, 4 zubikräu(l)n
= hinzugreifen; 7, 5 dahuit = daheim; 7, 6
zwen = zwei; 7, 6 Fensta(r)kreuz = kreuz-
förmiges Femtergittcr; 7, 10 gegnt = be-
gegnet; 7, 12 Leitn = Abhang; 7, 16 man
= mein.
62

reiten". — In einer Gaststube eines abseits
vom steirischen Ennstale gelegenen Dorfes
" sprach man über die Schuld, die ein Bauer
einer Witwe noch zu zahlen habe; da
meinte einer der Anwesenden: „Nau, dea(r)
wia(r)ds halt mitn langnGuldn (—männ-
liches Glied) zahln". — Eine eigenartige
Ausdrucksweise hatte eine weststeirische
Bäuerin, die zu ihrem etwas begehrlichen
Manne sagte: „Moanst du, i bin a Soach
höfn (~Nachtgeschirr), daß daliiwcil einö
soachn mechst?" — Einen zudringlichen
Buben weist ein Mädchen etwa mit der
Wendung ab: „Geh, du Sauniggl, mit dein
Soachzeugl" Oder: „Ah was, allweil tean
(=tun) d Bettlleut! Laß mi gehn heuntl"
Oder: „Is a(r) schan wieda(r) da mit san
stoanhia(r)chten Tuifl!" Ein abgewiesener
Bursche sagt: „Wia(r)st schan a(r) amal
mi mögn; da(r) Hunga(r) treibt Spöck-
knödl a(uch) abi!" (Alle vier Wendungen
aus Steiermark.) --
In ländlichen Kreisen spricht man über
Geschlechtlichkeit unverhohlen; „wennman
vom lassen und Trinken redet, warum soll
man nicht auch von der Kost (= Ge-
schlechtlichem) was sagen?" heißt es. Das
nimmt jeder wahr, der in bäuerlichen Krei-
sen befreundet verkehrt; der Bauer nimmt
sich aber auch kein Blatt vor den Mund,
wenn er, unter gut Bekannten sitzend, auch
Fremde, selbst wenn sie Stadtdamen sind,
nebenan weiß, weil ihm eben die Sache na-
türlich erscheint. Ich will zu diesem Kapitel
nur einige frisch beobachtete Züge ergän-
zen: Es war im Sommer 1922, in einem
oberösterreichischen Dorf wirtshause; um
den einen Tisch saßen Bauern und Hand-
werker; um den anderen Sommerfrischler
(= Herren und Damen aus Intelligenz-
kreisen). Die Wirtin, eine dralle, frische
Bauerntochter, mit dem Wirte, einem alko-
holfreundlichen, etwas schwächlichen
Manne am ersten Tisch. — Einer der Gäste
hatte eine große „Radiwurzn" (Rettig) 19 )
mitgebracht, dL er ,,auf radelte", einsalzte
* 9 ) Ueber den Rettig als Symbol des männ-
lichen Gliedes vgl. Aigremont 1, i43.
und dann — wie man sagt — „weinen"
(=Wasser ziehen) ließ. Da meinte ein
Bauer, als das Wasser langsam zwischen
den Blättern hervorkam: „S kimmt eahm
schan!' 4 (d. h. sonst:Der Samenerguß geht
vor sich). — Stürmisches Gelächter. —
„Na ja", sagte ein anderer, ,4s halt a
rassa(r)!" (= scharfer; in diesem Zusam-
menhang etwa: ein hitziger, leidenschaft-
licher). Da faßt ein dritter die Rettigwurzel
und sagt zur Wirtin: „Han, Wia(r)tin, is
deant (doch) in Wia(r)t da(r) sein (=scin
Glied) a so teu(r)?" (= teuer; hier: so
groß). Die Wirtin stimmt in das sich er-
hebende allgemeine Gelächter ein und gibt
drauf: „Frag not so dumm! Hat di a
neamd um dein Wua(r)chzn gfragt!" —
„A gelt", fährt einer dazwischen, „a weng
dicka(r) wa(r) (=wäre) da schan lia-
ba(r)!" — „Dös glaub i'*, gibt der erste
dazu, ,,dö iahrö is ja a mögade (=eine
mögende, d. h. begehrliche), da wia(r)d
not vü(l) fei(l)n (= fehlen) a(u)f dös
Glasl!" (er meinte, die Scheidenöffnung
der Wirtin sei nicht viel kleiner als die
Ocffnung des vor ihm stehenden Bier-
glases). — „Da gla(u)b i s", sagt wieder
ein anderer, ,,daß dö zwoa nix zsamm-
bringan (kein Kind erzeugen können; das
Paar ist kinderlos!), wanns koan Zsamm-
glänga(n) (—Zusammenreichen) ha(b)ml"
— Und so ging es fort, Schlag auf Schlag,
eine volle halbe Stunde. Die Leute lachten,
daß ihnen die Tränen kamen, und doch
hatte ich nicht den Eindruck, daß sie etwa
zur Befriedigung geiler Begierde so spra-
chen. Jeder Anlaß, auch ein scheinbar dem
erotischen Gebiete völlig abliegender, kann
zum Ausgangspunkt dieser Art Gespräch
werden. Da ist der Bauer wie der Dörfler
einfach unerschöpflich und man wundert
sich, mag man sich dazu stellen wie immer,
darüber, wie rasch der Mann aus der un-
gebildeten Schichte ins erotische Bild
hineinkommt und wie lebhaft seine Phan-
tasie hier zu arbeiten vermag; und ist dieses
Thema einmal angeschlagen — sein Lieb-
lingsthema neben Viehhandel uad Ernte-
64

aussieht — so ist schier kein Ende zu sehen.
Oder: Wie viel Gesprächsstoff gibt es am
Wirlhaustischc, wenn einer die Neben-
sitzenden ersuchen muß, ihn hinauszu-
lassen, da er „Wasserabschlagen" (~pis-
sen) müsse. „Hast a(r) a kloane Blada(r)n"
(Blase), ruft ihm einer aus der Gesellschaft
zu. Und wie er zurückkommt, neckt ihn ein
anderer: „Na, hast dein Trümma(r)l Haut
deant dawischn kinna(n)? Wia(r)st lang
gsuacht ha(b)m da(r)na(ch)l" — Der also
„Aufgezogene" bleibt natürlich auch keine
Antwort schuldig und da man nun eben
einmal bei diesem Stoffe ist, erzählt einer
von einem seiner Bauernkollegen, der in der
zwei Wegstunden entfernten Bezirksstadt
einmal am hellichten Tage mitten auf dem
Wochenmarktplatze pißte. Ein Wachmann
stellte ihn und" verdonnerte ihn zu einer
Strafe von 5o Kreuzern. Der Bauer sucht
in seiner Geldbörse herum, langt nach
einem Silbergulden und händigt ihn dem
Manne des Gesetzes mit folgender Bemer-
kung ein: „Brauchst ina not außa gebn, um
dö anda(r)n 5o Kreuzer soach (= pissoi)
i(ch) nu amall 1 ' 20 )
Und noch ein Beispiel: Ich stehe mit
dem Schlosser meines Heimatsdorfes unter
der Türe seiner Werkstätte, die an der
Dorf Straße liegt; er hat mein Gewehr
es ist ein hammerloses und ihm neu — in
der Hand und sieht es sich an. Da geht die
ledige Tochter einer Häuslcrin vorüber;
das Mädchen soll, wie man zu vvisstefri
glaubt, schwanger sein (eine Vermutung,
die sich übrigens später bestätigte); da
ruft ihr der Schlosser zu: „Nanni, da
schau hea(r)!" Sic bleibt stehen und er
fährt fort: „Du, magst not Büxn (Büchse
= vulva) tauschn? Dö wa(r) (=wäre)
bössa(r) wia dö deinö!" — Einige derbe
Schimpfworte aus dem Munde des Mäd-
chens — und die Szene hat ein Ende.
Immer wieder dieselbe Beobachtung: Das
Erotische steht sozusagen im Mittelpunkte
-°) Eine ähnliche Spitze findet sich übri-
gens auch in einer Münchner Anekdote hei
Qurri, Kraft bayrisch, S. 76.
des Interessenheises der ländlichen Bevöl-
kerung
und auf diesem Gebiete braucht sie
wahrlich keine Anleihe nehmen Yon irgend-
woher. Freilich macht auch den Bauern
der Verkehr mit der Stadt mit einer neuen
Seite erotischer Phantasiebetätigung be-
kannt; besonders die Soldaten schleppten
diese Dinge heim, aus Kaserne und Bor-
dell; es ist eine ganz andere Art des Witz-
spieles und der Auffassung; es fehlt das —
ich möchte sagen — natürlich Unbefan-
gene, das Gesunde. Schon die Tatsache,
daß diese Phantasiespiele in der Regel
schriftlich festgehalten werden, unterschei-
det sie von den landständigen Liedchen,
Witzen, Rätseln und Anekdoten erotischer
Natur. Diese Sammelhefte kennt ja jeder
Volkskundler. Zur Charakteristik führe ich
ein besonders umfangreiches Sammelheft
an, das sich ein Bauernknecht aus Weißen-
bach bei Liezen (Steiermark) während
seiner Dienstzeit beim Militär angelegt hat.
- Es enthält eine große Menge erotischer
Rätsel städtischen Ursprungs; eine Nonnen-
beichte; eine Beschwerde eines Nonnen-
klosters über das Benehmen der Soldaten
im angrenzenden Kasernenhof; das Erleb-
nis einer Nonne mit einem hübschen Jun-
gen; eine Kapuzinerbeichte; eine erotische
Predigt; die Beichte einer Jungfrau; die
Unterweisung eines Mädchens durch ihre in
eroticis sehr erfahrene Mutter; ein eroti-
sches Evangelium; mehrere erotisch und
skatologisch zu deutende Rechnungen; ver-
schiedene Schilderungen des Beischlafes;
„Die 12 Schwestern", die sich gegenseitig
in der Zeichnung ihrer Reize überbieten;
Jungfrau Edcllrut (Gedicht); der Soldat
als Uhrmacher; Jungfrauenstich auf der
Alm. —
Wie man leicht ersieht, hat man es hier
bereits mit reinster Pornographie zu tun,
deren unzählige Erzeugnisse ja von Winkel-
agenten in Büchlein und Heften verbreitet
werden; vielfach völlig witzlos, wie aus
bäuerlicher Phantasie selten ein Produkt zu
entspringen pflegt. Diese Art erotischer
Literatur vermag sich aber nicht so richtig
5
65

im Bauern\o\k einzuwurzeln — und das
zeugt von Selbständigkeil i . einem gewissen
Grade — viel eher liebäugeln mit solchen
Sächelchen die bürgerliehe Welt in Dorf
und Markt wie der städtische Stammtisch
und die besseren Kreise der Großstadt. -
In eigenartigem Gegensatz zu der großen
Bedeutung, die die Geschlechtssphäre für
die Welt des Bauern hat, steht die Er-
scheinung, daß sich die endgültige Wahl
eines Weibes durchaus nicht nach dessen
Schönheit richtet
Nicht daß der Bauer
kein Schönheitsideal der weiblichen Gestalt
kennte; durchschnittlich bedeuten für ihn
eine starke Brust* 1 ) und ein kräftig ent-
wickelter Gesäßteil 22 )
jene Reize, die ihn
am meisten locken. Er gießt eine volle
Schale seines nicht zahmen Spottes aus
über dürftige Frauengestalten (,,a Heu-
geign" nennt er eine Große, Magere; ist's
ein Mädchen, so auch „a Schmalgoaß";
im allgemeinen: „Vorn wie ein Brett,
hinten wie ein Laden'); er kennt wohl den
Satz, daß die kleinen hitziger seien, kann
aber in seiner Vorliebe für das Robuste
im Weibe doch nicht davon abkommen,
daß aus einer kräftigen Frauengeslalt auch
kräftige Sinnlichkeit sprechen müsse (ist
das Dirndl größer und stärker als der Bub,
so sagt der steirische Waldbauer übrigens,
es stehe das Fleisch über den Hafen
hinaus). —
Troti alldem aber entscheidet bei dem
Entschluß zur ehelichen Verbindung durch-
wegs fast nur die Vernunft, die das Wohl
des Anwesens, seine Hebung, Bereicherung
und Förderung im Auge hat. Völlig roh
denkt der angehende Jungbauer: „Ha(b)m
tuat an iadö oane"; den Geschlechtsverkehr
als solchen kann er mit jeder vornehmen;
und noch ein anderes Trostwort hat der
(obersteirische) Bauer: „Wegn den
fl ) Vgl. Stoll, S. 56g f, und die Vierzeiler;
zu den im Register II 1 vorkommenden Aus-
drücken für Brust seien noch genannt: Ku-
gerl, Apferl, Puffer (Steiermark).
22 ) Vgl. Anthropoph. 9, 209 ff; Queri, Ero-
tik, S. 4i (a), und die Vierzeiler.
schiachn Gfrieß (häßliches Gesicht) müasan
oft dö böstn Weiba(r) va(r)dea(r)bn'\ wo-
bei er nicht selten für Weib: „Fut" ein-
setzt. Dazu stimmt ein anderes Wahrwort,
das auch der oberösterreichische Bauer
liebt: „Bei der Nacht sind alle Kühe
schwarz". 23 ) Auch der E.-Bauer in Wett-
mannstätten (Weststeiermark) drückte sich
ähnlich aus, als man ihn damit neckte, daß
nunmehr — während des Krieges — alle
Weiber „geschnitten 11 würden: „Macht
nix", meinte er, „s Lo(ch) bleibt eahn
no(ch)!" — Von dieser Beurteilungsgrund-
lage aus wird es einem verständlicher, wie-
so man gerade unter der Bauernschaft gar
so häufig völlig ungleiche Ehepaare sieht.
Aehnlich liegt es auch mit der sachlichen
Begründung einer scheinbaren Herzensroh-
heit, mit der sich Bauer oder Bäuerin über
den Verlust der Gegenseite hinwegsetzt.
Die Wirtschaft verlangt eben gebieterisch
nach einem männlichen und weiblichen
Oberhaupt, so daß der verwitwete Teil sich
meist rasch nach einer neuen Verbindung
umsehen muß. —
Natürlich setzt auch der Bauer seinen
Hauptstolz in die männliche Kraft. Einen
nicht zeugungsfähigen Mann nennt man im
steirischen Laßnitztale einen „Wasser-
hahn", 24 ) das Gegenteil ist ein „Leonhardi-
hahn". — Als ein Ennstaler Dirndl eines
unfähigen Burschen wegen geneckt wurde,
meinte es entrüstet: „Na, den mecht i nit,
dea(r) hat zun Tratzn a zweng!" (d. h. der
kann mich nicht einmal reizen!). — So
2 3) Wie alt und allgemein diese auf das Ge-
schlechtliche bezogene Anschauung ist, zeigt
auch eine Stelle in Witlenweilers Ring (19 c,
16 ff): in der Nacht sieht der Mann das Un-
schöne am Weibe nicht, „wan an dem griff
sind allen weib / Des einen leders", wie die
gerupften Hühner alle „ein Fleisch" zeigen.
2 *) Wasser hat in diesem Worte dieselbe
Bedeutung wie in Wasserschlag, Wasserstreich,
d. h. Blitz, der nicht zündet (Unger-Khull
(toi). Uebrigens glaubt man heute noch in der
Weststeiermark und um Arnfels herum, daß
Hexen die Mannskraft benehmen können; den
Vorgang nennt man „entmicheln" (michel
= kräftig, stark).
66

werden auch kinderlose Ehepaare immer
zum Zielpunkt des Spottes genommen; und
obschon, wie wir gleich sehen werden, die
Sehnsucht nach dem Kinde gegenwärtig
gewiß nicht mehr groß ist, benützt man
die Tatsache, daß eine Ehe aufgehört hat,
fruchtbar zu sein, dennoch mit großer Vor-
liebe zu Hänseleien. Da verteidigt sich dann
der Mann, indem er sagt: „I han ön
Dreschflegl schan a(u)fghängf (also das
„Dreschen" beendet); vom Weibe aber
spottet man: „Ba deara(r) hängt si nix
meahr an, is da Fux mit da Troacht
(= Nachgeburt) davan!" (Ennstal.) —
Um nun nach Wunsch recht leistungs-
fähig zu sein, benützt der Bursche wie der
Verheiratete bei Gelegenheit Reizmittel (Sti-
mulantien). Im steirischen Ennstale steht
der Topfen im Vordergrunde; er heißt
auch „Buamahafa(r) ' (Bubenhafer) 25 ), weil
er den Mann ähnlich feurig machen soll
wie der Hafer das Pferd. Aehnliche Bedeu-
tung mißt man dem „Oar-in-Schmalz"
(Eier im Schmalz) zu, der auch im bäuri-
schen Liede in dieser Rolle erwähnt wird
(„sie schlagt eahm söx Oar in a Schmalz,
daß a föst wia(r)d zon Falz" {= Ge-
schlechtsakt]). — Ein u. a. im oberöster-
reichischen Innviertel bekanntes Reizmittel
sind Stierhoden [Stia(r)hä(d)n"] (vgl. auch
Stoll S. 914), die übrigens auch von Grei-
sen gerne gegessen werden ohne Rücksicht
auf Geschlechtliches; auch Sellerie benützt
man in Oberösterreich und Steiermark zu
demselben Zweck (vgl. Stoll S. 925); man-
che Männer schreiben auch dem Genuß
eines „Bratls" (Bratfleisch) überhaupt
oder Lungenbratens im besonderen entspre-
chende Bedeutung zu (Obersteiermark;
Weststeiermark).
Im allgemeinen wird der Geschlechtsver-
kehr zwischen den Eheleuten keinesfalls
zurückhaltend ausgeübt; vielfach stellt der
Mann übertriebene Anforderungen an das
Weib, so daß gar nicht selten Bäuerinnen
beim Arzte über die Zudringlichkeit des
Mannes Klage führen. In Oberösterreich
■25) Vgl. auch Ungrr-Khull, S. 123.
sagt in diesem Zusammenhange der Mann
zum Weibe: „Oes habts es freili(ch) leich-
ta(r), ba (~= bei) enk glüaht netta (=nur)
d Pfann, aba(r) ba(n) uns glüaht da(r)
Stä(l)r —
Die Rücksichtslosigkeit man-
cher bäuerlichen Ehegatten geht so weit,
daß sie bis unmittelbar zum Einsetzen der
Geburtswehen ihr Weib geschlechtlich ge-
brauchen; solche Bäuerinnen pflegen dann
die Wehmutter länger als nötig in ihrer
nächsten Nähe zu behalten, um vor der Be-
gehrlichkeit des Mannes wenigstens gleich
nach der Entbindung geschützt zu sein.
(Aerztliche Darstellung.) Dazu stimmt es,
wenn ein Bauer aus St. Martin a. d. Sulm
sagte: „Acht Tag nachrt Auslaa(r)n
(= Entbindung) is s schan wieda(r) zun
Maßlögn", d. h. ist schon wieder ein „Ver-
such" zu machen, zu „messen". Anspie-
lungen auf Rücksichtslosigkeit dieser Art
bringt der Volksmund oft; so geht in
Donnersbachwald das geflügelte Wort: „He
damit!" (=her mit der Scham), sagt dar
Angerer. „Da hast s", sagt sie und halt
eahm a füa(r)". — Meint der Mann» das
Weib sei schon nach dem Beischlaf begie-
rig, so sagt er etwa: „Gelt, es tuat da schan
not?" (Donnersbachwald.) Gewiß aber gab
es vor nicht allzu langer Zeit noch Bauern,
die die sogenannten Tobiasnächte einhielten,
wie der vulgo Beinstode in Donnersbach-
wald, der die ersten drti Nichte nach der
Verheiratung sich des Beischlaf es enthielt,
um dem Teufel kein« Macht einzuräu-
men. 26 ) Auch in der Fastenzeit schaltete
man früher in Steiermark den Geschlechts-
verkehr aus (Burschen wie Männer).
Wenn wir von Anfang an scharf von
einander scheiden das Streben, sich zeu-
gungsfähig zu zeigen und zu erhalten, von
den Bemühungen, trotzdem nicht einen un-
bequem fallenden Kindersegen herauf zu
beschwören, also Mann sein und Vater wer-
den
trennen, dann werden wir in den fol-
genden Ausführungen keinen Widerspruch
zu den früheren finden.
26 ) Uebcr die Tobiasnächle vgl. E. H.
Meyer, Volkskunde (1898), S. 183 f.
6*
61

Es hat sich gerade im letzten Jahrzehnt
die Anschauung über den Kindersegen auch
in der Bauernvvelt auffallend stark nach
der schlechteren Seite hin verschoben. Im
großen und ganzen versucht das bäuerliche
Ehepaar
heute bereits, den Kindersegen
äußerst stark einzudämmen.
Diese Tatsache
ist mir von allen Seiten durch gründliche
Kenner der Verhältnisse (Aerzte, Lehrer,
Volkskundler) wie auch durch meine eigene
Anschauung unumstößlich erhärtet worden.
Sie hängt zum gewiß geringeren Teile mit
Bequemlichkeit zusammen; vor allem
scheint ausschlaggebend ein wirtschaftliches
Moment:
Die Frage, wie die nicht zur
llebernuhme der Wirtschaft in Betracht
kommenden Kinder von dem übernehmen-
den Teile bei den voraussichtlich noch
lange dauernden trostlosen und unsicheren
Verhältnissen „hinausgezahll" werden sol-
len. Das ist ein Punkt, an dein jene, die
eine Gesundung der wirtschaftlichen Lage
herbeiführen wollen, mit ihren Studien ein-
setzen müßten, wenn ihnen am Aufschwung
unseres Volkes gelegen ist. — Dazu be-
merke ich noch: lieber diese Erscheinung
kann unmöglich die Zahl der im pfarrämt-
lichen Taufbuch aufscheinenden Geburten
Auskunft geben, auch wenn sie kurze Zeit
ansteigende Richtung zeigt, hier kann nur
die Zahl jener keimenden Leben entschei-
den, denen vorzeitig die Weiterentwicklung
genommen wurde
und die eben normaler
Weise die Höhe der natürlichen Geburten
beträchtlich gesteigert hätten. — „Sie
wü(ll) die Buhn (= Bauch) nit voll
ha(b)m", heißt es in der Weststeiermark
von einem Weib, das von Kindern nicht
viel wissen will; in derselben Gegend
äußerte sich ein Bauer über sein Weib und
andere folgendermaßen: „Den ganin Tag
haltn 8 d Schinkn vonananda(r), aba(r)
Kind mechtn s koans kriagn!" — Eine
Bäuerin im steirischen Oberlande sagte,
als sie in der Hoffnung war, ganz offen:
„Am liabstii mecht i den Bankert, wann
ear a(u)f d Welt kimmt, mit n Schädl um
an Ba(u)m schlagn!" Ein geradezu entsetz-
liches Bekenntnis, das mit all dem andern
zusammen deutlich beweist, wie auch hier
bereits das Kind als Last empfunden wird!
Nicht selten weist eine Bäuerin ihren Mann
von sich nur aus Angst vor einem Kinde!
Um eine Befruchtung zu verhüten, ver-
sucht man die verschiedensten Mittel. 27 )
In einzelnen Strichen Steiermarks kauen
Mädchen und Weiber zu diesem Zwecke
stark Tabak; ebenso soll reichlicher Genuß
von Schnaps, wie auch von Essig, Salz und
Safran wirken; eine Bäuerin aus Donners-
bachwald aber mußte allerdings feststellen:
„Was i Safran gfressn han und hat no(ch)
nix gnutztl" - Uebrigens glaubt man
vielfach, daß ein Weib, das sich sehr häu-
fig dem Gcschlechtsgenuß hingibt, nicht
so leicht empfange. 28 ) Der steirische Bauer
sagt in diesem Zusammenhang: „A(u)f an
Wog, wo häufü(g) gfah(r)n und ganga(n)
wia(r)d, waxt koan Gras. 4 ' — Einen selt-
samen Versuch, die Befruchtung zu verhin-
dern, konnte vor nicht langer Zeit ein
mittelsteirischer Arzt beobachten. Eine
Bäuerin kam wiederholt zu ihm, die Umge-
bung ihres Schamteiles zeigte aufgeriebene,
wunde Stellen; vorerst vermochte er die
Ursache davon aus ihr nicht herauszu-
bringen; erst später schmolz das Eis und das
Weib brachte in die Sprechstunde eine
kleine Vorrichtung, bestehend aus zwei pa-
rallelen, dünnen Holzleisten (a, a), die
durch Querleisten (b, b) mit Hilfe metalle-
ner Flögelschrauben (c, c) einander ge-
1 1 %
|b           |b
jk           m a
nähert werden konnten (siehe Skizze). —
Es ergab sich nun, daß der Mann vor
jedem Beischlaf das Skrotum durch dieses
27)   Vgl dazu Fossel S. 4 7 ff.
2 8)   Dazu stimmt die Maßregel, von der
Fossel a. a. 0. berichtet, daß sich ein Weib,
das nicht empfangen kann, zwei Monate des
Verkehres enthalten müsse, um dann Mutter
werden zu können.
68

Gestänge gesteckt und den Hals des Skro-
tums festgeschnürt halte, offenbar, um den
Erguß zu verhindern; dabei halle er sein
Weib mit den Schrauben immer aufs neue
wund gerieben.
Das gewöhnlichste Mittel ist natürlich
allenthalben immer der c. inlerruptus. In-
teressant ist, daß auch der Vierzeiler der
Mittel, die Empfängnis zu verhindern, im
allgemeinen und im besonderen Erwähnung
tut. —
Ist aber unwillkommene Schwängerung
eingetreten, so versucht man, sie zu behe-
ben; dazu dienen vor allem, verschiedene
.»Hausmittel"; neben den im Band X der
Anthropoph. erwähnten Verfahren ist ein
in Oberösterreich und Steiermark beliebtes
Mittel, Wasser, in dem Eier gekocht wur-
den,
zu trinken; „das Ei ist Geburl und
macht Geburt" (also auch Früh- und Fehl-
geburt) sagt man sich; ebenso trinkt man
„Ro&enbuschbalsam" und ißt man Jlüll-
rach"
(Arsenik) oder nimmt heiße Bäder,
die Frucht abzutreiben; in Miltclsteiennark
setzt sich die Schwangere auch auf die
heißo Herdplatte — so heiß sie es über-
haupt zu ertragen vermag — wohl um die
Menstruation wieder zu erzwingen. Denn
im allgemeinen glaubt das Weib auf dem
Lande, um die Schwangerschaft zu behe-
ben, müsse man blutlreibende Mittel ein-
nehmen; denn wenn das Blut wieder
komme (also die Menses), dann sei auch
die Frucht abgetötet (vgl. die Anmer-
kung iil).*»)
In der letzten Zeil aber griffen die Ver-
suche, durch mechanische Eingriffe die
Frucht abzutreiben,
auch unter der bäuer-
lichen Bevölkerung überraschend und be-
trübend stark um sich.
Mädchen leisten sich
gegenseitig Hilfe, indem sie sich bemühen,
mit Stricknadeln die Frucht anzustechen;
2!) ) Vgl. zum Thema überhaupt auch Hof-
ier,
ZUchr. d. V. f. V. i, 298; derselbe,
Volksmedizin. Botanik, S. 831"; Leoprechting.
Lechrain, S. 97; Anthropophytcia 7, 269; 9,
343 ff; Fossel, S. /,8; Abtreibemittel aus
der Pflanzenwelt, zusammengestellt bei Aigre-
mont
2, 92 ff.
Winkclhebummcn sind allenthalben eifrig
am Werke; sie sind auch oft im Besitze
von Kathetern, mit denen sie eine Frühge-
burt einzuleiten versuchen. Ledige Bauern-
löchter und Mägde verstehen es übrigens
nicht selten, ihre Schwangerschaft bis zur
Kntbindung ganz trefflich zu verbergen
(vgl. Anlhropophyteia X, 3o3); zur lllu-
strierung sei nur ein besonderer Fall ge-
schildert, der sich in meiner oberöster-
reichischen Heimat im Jahre 1919 ereig-
nete. Eine Bäuerin, die wiederholt zu
meiner Mutter auf Besuch kam, erzählte ihr
eines Tages unter Tränen, ihr Mensch
(Tochter) sei sehr krank, es habe die
Bauchwassersucht; der Unterleib schwüle
geradezu an. Zu einem Arzte wolle das
dumme Dirndl nicht gehen, weil es sich
schäme; freilich, helfen könnte er ja auch
nicht, da selbst alle Hausmittel versagt
hätten. Und oft noch weinte die Bäuerin
meiner Mutter bitterlich vor — war es doch
die einzige Tochter, die sie hatte! Schließ-
lich — schenkte das Mädchen einem fri-
schen Jungen das Leben und die „Wasser-
suchr war geheilt. Die Mutter des Mäd-
chens spielte aber nicht etwa Komödie,
sondern sie glaubte baumfest an die vorge-
spiegelte Krankheit. Dabei schwebt mir
immer der Vierzeiler vor Augen, den Werle
(S. 38, 3) bringt:
Bin krank worn, hobn mar eingöbn
Fürs hitzigi Fiaba,
Bin gsiind worn, han a Kind kriagt,
Is ma dena viel liaba.
Hier scheint wieder einmal ein Vier-
zeiler Wirklichkeitswert zu besitzen, denn
solche Fälle, wenn auch weniger graß als
der erwähnte, kommen oft vor. - —
Die besten Kenner des Bauern volkes
stellen nachdrücklich fest, daß man aus
jenen Schichten, die noch vor wenigen
Jahrzehnten an eine künstliche Unterbre-
chung der Schwangerschaft selten gedacht
haben, heule an Aerzle und Hebammen
immer wieder mit dein Ansinnen herantritt,
die Frucht abzutreiben; in Steiermark so
69

gut wie in Oberösterreich; manch ein
Landarzt könnte Reichtümer besitzen, wenn
er darauf einginge; wiederholt fand ich ge-
rade in Oberösterreich, daß Bauernmädchen
sogar bis nach Wien fahren, um an sicli
eine „Operation* 4 vornehmen zu lassen. Wie
Zeitungsmeldungen immer wieder zeigen,
erfreuen sich gewisse Kurpfuscherinnen in
Wels und Linz auch vieler bäuerlicher
Kundschaften; wie wenig aber gelangt da-
von eben über den Gerichtssaal in die Zei-
tung, wie viel kommt überhaupt über zwei
bis drei Mitwisser nicht hinaus! In diesem
Punkte scheint der in den Städten geradezu
Mode gewordenen Unfug auch schon bereits
die Landbevölkerung ergriffen zu haben.
Zur Bekräftigung nur einige Belege: In
der kleinen, i5oo Einwohner zählenden
Gemeinde Weng bei Altheim (Oberöster-
reich) erlag am 9. XII. 1913 innerhalb
des Zeitraumes von knapp zwei Jahren das
dritte Bauernmädchen dem Versuche, sich
die Leibesfrucht mit Phosphor abzutreiben.
(Linzer Tagespost v. 12. Dez. 1913.) -
Die folgerichtige Weiterführung mißlun-
gener Abtreibversuche ist dann der Kinds-
mord,
der gerade in tien letzten Jahren sehr
stark um sich gegriffen hat. Ein Beispiel:
Im Oktober 1922 hatten sich vor dem
Schwurgerichte Ried i. I. (Oberösterreich)
zwei Bauernmägde wegen Kindsmord zu
verantworten; die eine wurde allerdings
freigesprochen, wogegen der Staatsanwalt
die Nichtigkeitsbeschwerde einbrachte; die
andere, die bereits mit einer Mischung von
heißem Wein und Paprika eine Abtreibung
herbeizuführen versucht hatte, hatte bis zur
Entbindung, die im Kuhstall erfolgte, ge-
arbeitet und dann das Kind im Misthaufen
vergraben. (Rieder Sonntagsblatt vom
11. November 1922, Gerichtssaal.) —
Zur genauen Zeichnung der Verhältnisse
gehört nun allerdings auch die Feststellung,
daß es natürlich Leute gibt, die nicht so
denken, denen der Sinn immerhin noch un-
verdorben genug geblieben ist, daß sie auch
allen Sorgen zum Trotz an die Aufzudit
von Kindern bewußt herantreten; wieder
andere, die der Sache den Lauf lassen, ohne
nach dieser oder jener Seite hin einzu-
greifen. Aber diese Erscheinungen ver-
mögen leider die oben angeführte, bereits
stark eingewurzelte traurige Tatsache, we-
nigstens für den Augenblick, nicht mehr*
zu ändern.
Sieht man eine schwangeren Zustandes,
so sagt man im isteirischen Ennstal: „Deara
ha(b)m s wieda(r) amal s Spü(l)leuttischl
umgrennt". 30 ) Ist es eine Ledige, so heißt
es: „Dö is a voa(r)n Zsammläutn in d
Kir(ch)a ganga(n)!"* 1 ) — Man neckt wohl
auch einen, dessen Weib oder Schatz guter
Hoffnung ist r mit den Worten: „Naun,
gehst net hoam ins Weisllosii?" 82 )
Ein schwangeres Weib soll nicht fluchen,
soll sich nicht ärgern, soll nur „was
Schönes" anschauen. Im Jahre 1887 hat
in Arnfels (Wesljsteiermark) eine böse
Bäuerin, die während ihrer eigenen
Schwangerschaft ihrer verhaßten, ebenfalls
schwangeren Schwägerin stets an Stelle
eines Kindes einen „Kalbskopf" gewünscht
hatte, wie zur Strafe dafür eine Mißgeburt
mit einem Kalbskopf geboren; das Wesen
mußte sofort nach der Geburt getötet wer-
den. Die Erinnerung an dieses Ereignis ist
in jener Gegend noch heute überall leben-
dig und führt zu manchen abergläubischen
Schwangerschaftsgebräuchen. —
Der ledige Vater eines zu erwartenden
Kindes leugnet sich vielfach von der Ver-
antwortung weg, was ihm natürlich leichter
gelingt, wenn sich mehrere mit dem Mäd-
chen zu schaffen machten. Es muß der Ge-
rechtigkeit wegen aber auch ein gewiß sel-
tener Fall verzeichnet werden, der sich —
30 )  Spielleuttischl, auch Musikantentischl =»
Gebärmutter. Diese Ausdrücke finden sich in
der angegebenen Bedeutung wiederholt. Viel-
leicht hat der Melksluhl in Vierzeiler 866 eine
ähnliche Nebenbedeutung? Gewiß dürfte die
Gestalt der Gebärmutter maßgebend sein.
31 )   Vgl.: Vor dem Evangelium zum Opfer
gehen, Hörmann, Sprichwort, S. 86.
32)    Weisel = Bienenkönigin; also losen
(= horchen), ob der junge Bienenschwarm
schon bald abgeht.
70

allerdings schon linde der 80 er Jahre
des vorigen Jahrhunderts im obersteirischen
Waldlande zutrug: Ein Bub, genannt
Mesner Ferdl, wußte sich Vater; da aber
das Mädchen dem größeren Geldsacke
nachging, gab es den zweiten Liebhaber
als Vater an; da trat der Ferdl dagegen
auf: „Na' na' mi muaßt als Vada(r)n an-
gö(b)m, i wea(r)d do(ch) nit mein eign
Fleisch und Bluat va(r)Iaugnenr ~ Die
Vaterschaf tsklagen der ledigen Bauern-
dirnen bilden für sich ein Kapitel und neh-
men einen großen Platz ein im ländlichen
Anekdotenschatz. So wird von «einer Bauern-
magd in Irdning (Ennstal) erzählt, sie;
hätte, als der geklagte Bursche hartnäckig
die Vaterschaft bestritt, zum Richter ge-
sagt: „Guat! Wanns da Michl nit geltn
laßt, aft sag i halt allö an!" (nämlich
alle, denen sie sich zugänglich gezeigt
hatte!). — Ist dies eine immerhin mög-
liche Geschichte, so ist folgendes dafür
ein verbürgtes Sittenbild aus dem Dorfe W.
in Obersti.e :;ark: Die M . . . bauern Lisi
bekam ein Kind; drei hatten mit ihr Um-
gang gepflogen, ein Krämer, ein Bäcker
und ein Sagschneider (Säger). Im Dorfe
entstand aus diesem Anlaß die Spottrede:
„Dö hats schön, oana(r) kann ön Kindl s
Gwand beistelln, dar an(d)a(r) s Zuzlbrot
und da dritt dö Wiagn!" In diesem Fall
war 168 für die ledige Mutter allerdings
schwer, sich zu entscheiden! — Der Ober-
steifer um Hartberg hat das Sprichwort:
„Wannst wü(ll)st Kögl wötzn, muaßt a
zubisötzn!" Es ist vom Kegelspiel abge-
nommen: Wer bei der Partie mittun will,
muß natürlich vor Beginn des Spieles sei-
nen Einsatz leisten; hier aber ist es über-
tragen auf die Gefahr, die ein Bursche auf
sich nimmt, wenn er sich mit einem Mäd-
chen einläßt: Er wird auch herhalten
müssen beim Zahlen der Ziehgelder. Ein
Lichtstrahl in diesem dunklen Kapitel ist
es, daß sich der „ledigen Kinder" auf dem
Lande meist entweder die Eltern des Mäd-
chens oder die des Burschen annehmen, von
dem Grundsatze ausgehend, daß es auf
eines mehr oder weniger im Hause nicht
ankomme.
Was die Geburtsarbeit selbst anbetrifft,
so kennt die bäuerliche Geburtshilfe nur
die eine überragende Vorstellung: Ein Hin-
dernis kann nur an der Darchtrillssteile
auftreten. Um' diesem zu begegnen, schmiert
die ländliche Geburtshelferin älteren Schla-
ges wie auch die Winkelhebamme der
festgewurzelten Anschauung gemäß den
äußeren Geburtsweg und den Bauch der
Kreißenden kräftig mit Butter, Bind- oder
Schweinefett ein, um nach ihrer Meinung
den Vorgang zu erleichtern. 33 ) (Steier-
mark). Es herrscht wohl auch die Sitte, die
Gebärende über dünstenden Kamillenabsud
zu setzen; eine Nachhilfe anderer Art oder
einen Dammschutz kennt man nicht, man
läßt die Frucht glatt herausrutschen. So
kommen die unzähligen Dammrisse zu-
stande und in ihrem Gefolge das bei bäuer-
lichen Müttern so häufige Auftreten des
„Vüa(r)falls" (prolapsus). —
Durchschnittlich gebären ja die Bauern-
weiber nicht schwer, was vielleicht mit der
anhaltenden körperlichen Bewegung zusam-
menhängen mag, denn ein Schonen im Zu-
stande der Schwangerschaft kennt man da
wenig. Der obersteirische Bauer umschreibt
die Geburtsarbeit mit den Worten: „Sie
muaß oans (=ein Kind) he(r)bringa(n) M .
Eine Dirn, die stolz war auf die beschwerde-
losen Geburten, die sie ledigerweise hinter
sich gebracht hatte, meinte: „Um a schwa(r)z
Stückl Brot wüll i oans he(r)bringa(n),
so leicht kimmts mi an!" — In Mittel-
steiermark ist es heute noch unumgängliche
bäuerliche Sitte, die Nachgebart unter
einem grünen Baume zu vergraben.~)
In
der Wochenstube verhängt man die Spiegel
(Mittelsteiermark). 35 ) Hat das Kind ein
33)   VgTFosse! a. a. 0., S. 53.
34)  Vgl. dazu Fossel a. a. 0., S. 56; Wuttke
S 57/1; zum Kapitel Geburl insbes. A. M. Pa-
chinger
(Die Geburt in Glauben und Brauch
der Deutschen in Oberöslerrcich, Salzburg
und den Grenzgebieten), Anthropoph. 3, 34
bis 4o.
™) Vgl. Wutlke S 5 7 6.
71

Feuer mal t so hat das die Muller verursacht,
wenn sie erschreckt wurde und dabei ihren
Körper mit der Hand berührte (Steiermark,
Oberösterreich).          Das Süllen besorgen
die bäuerlichen ]\<ülter vielfach schon nur
mehr kurze Zeit; bei Mägden, die* viel
außer Haus zu tun haben, immerhin noch
verständlicher als bei Bäuerinnen, bei
denen es meist auf eine gewisse Bequem-
lichkeit zurückzuführen ist.
Eine eigentliche Schonung kennt auch die
Wöchnerin nicht; Ledige entbinden ja oft,
besonders wenn sie einen Kindsmord pla-
nen, im Heu oder in ihrer Kammer und er-
scheinen unmittelbar darauf wieder bei
ihrer Arbeit; doch auch die Verheiratete
steht meist am zweiten oder dritten Tage
schon wieder auf und geht der Arbeit nach.
Dies ist wohl auch mit daran schuld, daß
die Bäuerinnen in der Regel so rasch ver-
blühen; freilich kommt noch dazu, daß sie
sich schon im Kindesalter recht häufig
schwer abrackern und auf die Pflege kör-
perlicher Schönheit wenig achten können;
eine Feststellung, die übrigens auch Leo-
prechting (S. a36) machen konnte. So
lange sich die Wöchnerin nicht „vorsegnen"
ließ, gilt sie als unrein (Steiermark); vorher
darf sie aber auch nicht über die Dach-
traufe hinausgehn 36 ) (Weststeiermark). Das
Weißbrot der Wöchnerinnen nennt man in
St. Martin a. d. Salza (Steiermark) „s
Hurenbach t" (H.-gebäck), in Donners-
bachwald „s Zappelbrot". —
Ueber die eheliche Treue und ihre Wah-
rung berichtete ich schon im 10. Bande der
Anthr.; hier sei nur auf entsprechende
Züge auch im Vierzeiler verwiesen und
auf die Tatsache, daß man auch unter der
Bauernschaft dem Manne einen Seiten-
sprung viel weniger übel auslegt als dem
Weibe. Ein Fall aus der Mittelsleiermark
sei noch erwähnt: Ein verheirateter Bauer
hat (jüngste Zeit) mit der Tochter des
Nachbars ein Kind gezeugt; sein eigenes
36) Siehe auch Fossel, S. 58; WwMfc«! $576;
IHrlinger, Aus Schwaben 1, S. 3qi.
Weib weiß es und sieht ruhig zu, wie er
die Ziehgelder zahlt. — Für solch ein mit
einer Außerehelichen gezeugtes Kind hat
man in der Weststeiermark den Ausdruck
„Fensterstöckl". -- Der Bauer begründet
die Notwendigkeit auch des außerehelichen
Verkehres gelegentlich so: „Worum denn
allweil an oan Boanl (Knochen) fiesln
(nagen)? Wea(r) wia(r)d allweil Rind-
fleisch essn? Jungschweinas is a(uch) oft
guat!" —
Ehescheidungen kommen allerdings un-
ter der bäuerlichen und Landbevölkerung
überhaupt viel seltener vor als in der Stadt;
eine Feststellung, die z. B. Weigert (S. 85)
statistisch für Deutschland belegt; der
Schluß aber, den derselbe Verfasser zieht,
daß die Sittlichkeit auf dem Lande also
größer sein muß, ist in diesem Zusammen-
hange wenigstens ganz unangebracht. Mir
scheint die Sache vielmehr so zu liegen:
Der Städter gibt ein eheliches Verhältnis,
das innerlich unsittlich ist, auch nach
außen hin weniger ängstlich auf, während
der Landmensch, mehr eingestellt auf Be-
harrung und Wahrung des Uebcrkomme-
nen, auch eine völlig zerrüttete Ehe äußer-
lich aufrecht erhält, wenn schon längst
keine innere sittliche Bindung mehr vor-
liegt. Trotzdem kenne ich gar manchen
Fall, der allerdings nicht in einer gericht-
lichen Scheidung gipfelte, sondern darin,
daß der eine Teil dem anderen einfach da-
vonging unter Zurücklassung selbst der
Kinder. Zahlreich aber sind sogar unter der
Bauernschaft Ehen, in denen es, wie man
sagt, „nicht mehr geht". Es ist also in
dieser Sache nicht die „Scheidung* maß-
gebend, sondern natürlich nur die Art des
Zusammenlebens.
Zum Kapitel Geschlechtskrankheiten ist
leider eine erschütternde Ergänzung, besser
Berichtigung zu geben, die mit den Zeitver-
hältnissen zusammenhängt. Die während
des Krieges in Oesterreich für die Zeit der
Abrüstung vorgesehene Maßregel, alle ge~
schlechtskranken Heimkehrer unter Ueber-
72

wachung zu stellen, ist natürlich an der un-
erwarteten Form der Abrüstung gescheitert.
Die Folge davon ist, daß die Landärzte bis
hinein in die entlegensten Täler und Ein-
schichten einen erbitterten, zum Teile aus-
sichtslosen Kampf gegen Tripper und Sy-
philis zu führen haben. („Dö schiach
Als Zensor der Territorialzensur Graz
habe ich durch ein ganzes Jahr (1915/16)
viele Tausende von Briefen und Karten aus
allen Schichten der Bevölkerung lesen
müssen. Dabei* konnte ich praktische Volks-
kunde treiben und tief in die vom Kriegs-
weh durchbeble Menschenseele schauen. Bei
dieser Zwangslektüre fiel mir gleich von
Anfang an folgendes auf: Trotz allen
großen, weltgeschichtlichen Geschehnissen
nimmt im brieflichen Verkehre die Erotik
im weitesten Sinne einen unerwartet breiten
Raum ein. Zudem haben sich gewiß viele
nur deshalb gescheut, über erotische Dinge
xu sprechen, da sie wußten, ihre Briefe
gingen durch die Zonsurl Doch was vorlag,
genügt reichlich zu der Erkenntnis, daß
das Geschlechtliche auch in der Zeit des
alles aufwühlenden Krieges der Menschen
Tun und Denken viel mehr in Anspruch
nahm, als ein Fernstehender glauben mag.
Am stärksten sind daran die beiden gesell-
schaftlichen Gegenpole beteiligt: Der GcM-
und Geburtsadel einerseits, die niedrigen
Arbeiter- und Bauernkreise andrerseits.
Erotische Briefe stammen hauptsächlich
aus weiblicher Feder; dabei sind Frauen
und Mädchen ungefähr gleichmäßig be-
teiligt. Auf etwa zehn „weibliche 4 ' Briefe
kommt ein „männlicher" erotischen In-
haltes. Aber wenn einmal ein Mann dieses
Thema anschlägt, dann wird er fast immer
deutlich und saftig. Das Weib hingegen
legt sich beim brieflichen Verkehr in der
Wortwahl mehr Zurückhaltung auf und
begnügt sich meist mit Andeutungen und
Umschreibungen, die manchmal — selbst in
Krankat", „d Franzosn"). ~- Auch dies
wieder ein düsteres Bild. —
Wenn ich jetzt IL Dr. Kniely zu Worte
kommen lasse, so wird sich aus seiner
höchst verbürgten Darstellung eine Art
knapper, zusammenfassender Bestätigung
meiner längoren Ausführungen ergeben. -••
Briefen aus bäuerlichen Kreisen - von ero-
tischer Lektüre beeinflußt xu sein scheinen.
„Gemeine" Ausdrücke finden sich in der
weiblichen Privatkorrespondenz selten. Aber
während sich der Mann in Briefen gele-
gentlich mit einem „Brocken" begnügt und
sofort wieder auf andere Gebiete übergeht,
trennt sich das Weib, das einmal auf das
Erotische verfallen ist, nicht mehr so leicht
davon.
Das ist der allgemeine Eindruck, der sich
mir bei meiner Zensurtätigkeit eingeprägt
hat. Das Material für diese Beurteilung um-
faßt Privatbriefe jeder Art und aller
Schichten; vereinzelte Ausnahmen von den
oben gegebenen Grundzügen kommen bei
der Masse der Belege nicht in Betracht.
All das Gesagte gilt im Wesen auch für
die Briefe aus bäuerlichen Kreisen, Zu-
weilen gewinnt man bei der Lektüre von
Briefen aus dieser Schichte den Eindruck,
daß der weitaus größte Teil der arbeits-
freien Zeit bei unserer Bauernwelt von der
Beschäftigung mit erotischen Dingen aus-
gefüllt ist. In und außer der Ehe ist der
allgewaltige Eros unentwegt tätig, in
Worten und Werken. Der Dämon Alkohol,
dem unsere Bauernwelt ziemlich stark erge-
ben ist, bringt immer neuen Anreiz. Das
verspüren wir in den Bauernbriefen, in de-
nen mit fühlbarer Liebe vom „Tupfen", 37 )
„Puten",'* 7 ) „Schustern" 37 ) und „Jung-
frauenaufstechen" 37 ) die Bede ist. Hieher
gehören auch verblaßte, mildernde Aus-
drücke, wie: können, lassen, machen, ar-
beiten, leisten, stoßen, drucken, schnalzen.
37 ) Ausdrücke für „heschlafcn".
Erotik im Bauernbrief.
73

Manchmal werden für die Geschlechtsteile
auch derb volkstümliche Bezeichnungen
verwendet: Schwanz, Schweif, Knittel,
Nudel; Beutel; Fut, Loch, Büchse, Spritze,
Furche, Grube. Aber viel häufiger lesen wir
dafür unverfänglich scheinende Taufnamen,
oft mit der Beifügung „klein" oder in der
Koseform: Der kleine Fritzl, Hansl, der
Sepperl; die klein j Annerl, Miatlzerl u. ä. —
In den meisten Fällen sind dies die wirkli-
chen Vornamen der betreffenden Personen.
Zuweilen dienen demselben Zwecke verein-
barte Zeichen, Anfangsbuchstaben und die
Fürwörter „er" und „sie" oder ~seiner" und
„ihre", wozu sich das passende Hauptwort
ja von selbst einstellt. Auch „dort", „vorn"
und „unten" bezeichnen die betreffende
Stelle. Meines Krachtens entspringt diese
Art bäuerlicher Ausdrucksweise nicht der
von Ideologen hochgepriesenen Scheu, son-
dern lediglich dem augenblicklichen Mangel
an passenden Bezeichnungen. Macht man
doch dieselben Erfahrungen auch bei
zwanglosem persönlichen Verkehr mit die-
sen Leuten.
In vielen Briefen tauschen Bauernmld-
chen oder auch Ehefrauen sexuelle Kennt-
nisse aus; es preist 1 wohl auch die eine oder
andere den Umfang und die Wirkung ihres
„Liebsten" (d. h. Gliedes ihres Liebhabers
oder Mannes), wobei es an urwüchsigen
Vergleichen aus dem bäuerlichen Leben
nicht fehlt. Der eine hat „einen", so groß
wie ein „Zapfen" (= abgeraspelter Kuku-
ruszapfen), der andere gar wie ein „Nudel-
walker". Da soll wohl die Freundin aus
Neid und Neugierde platzen! Beliebt ist
auch in den Briefen die Vorstellung, daß
durch den regelmäßigen Geschlechtsverkehr
die Wimmerl vergehen. Wiederholt ver-
sichern Briefschreiberinnen, sie wüßten
ganz genau, wie „der seine" ausgesehen
habe, als sie den Schatz weggeschickt
hätten; so müsse er auch wieder kommen.
Zur Osterzeit strotzen die Briefe von An-
deutungen über „rote Hier", die die Da-
heimgebliebenen Frauen und Mädchen
schmerzlich vermissen. — Bauernburschen
prahlen mit ihrer geschlechtlichen Lei-
stungsfähigkeit und verraten mitunter auch
Bau und Aussehen der Reize dieser oder
jener ländlichen Schönen. Selbst Erfahrun-
gen, die bei den städtischen Dirnen ge-
holt wurden, spielen mit herein. Ein düste-
res Kapitel für sich sind die Mitteilungen
über die Geschlechtskrankheiten, die ge-
rade durch den Krieg auch auf dem Lande
eine unheimliche Verbreitung gewonnen
haben. In diesem Zusammenhang heißt es
nur, man sei „unten verwundet"; ist aber
eine schwanger, dann ist sie „hops" oder
„dick". -
Die außerordentlichen Lebensverhältnisse
während des langen Krieges haben das Ge-
schlechtsleben stark beeinflußt und den
Ehebruch auch in Bauernkreisen sehr ge-
fördert. Der für das weibliche Geschlecht
so schmerzlich fühlbare Männermangel
wird oft durch Gefangene wettgemacht
Die „Russenliebe" wird besonders auf dem
Lande epidemisch. So heißt es in einem
Bauernbriefe aus der Weststeiermark: „Bei
uns is traurig. Die Weiber sind schlecht
und schandlos, das ein das Herz brechen
mecht. Fest mit Russen verkehren. Eins
ums andre wird dick. . . . Ein Fall ist bei
uns vorkommen, die sind nicht mehr aus-
einanderkommen. Nun ist die Schwein doch
gestorben. Aber Gott wird sie noch strafen
und alle sollen sie hinwern dabei! ..."
Aehnliche Briefe kommen aus der sonst
so frommen Oststeiermark, wo sich die ge-
fangenen Russen besonders stark in die
weibliche Bevölkerung „einmannten". We-
der die sittlichen Vorstellungen der Kirche
noch die willkürlichen Bestrafungen der
weltlichen Behörden haben diesen Ge-
schlechtsverkehr der Frauen und Mädchen
mit den gefangenen Russen, die monatelang
auf dem Lande arbeiteten, unterbinden kön-
nen. Hier hat der Naturtrieb gesiegt; der
Bauer nennt ihn „Verlangen" oder „Gusta"
(gusto). — Naiv klingt noch das Urlaubs-
gesuch einer jungen Frau, die „um ihren
Mann" bittet — weil sie es nicht mehr
länger aushält — „damit der Kaiser wieder
74

Nachwuchs bekommt". Deutlicher droht
schon eine andere: „Sollte mein Mann
keinen Urlaub bekommen, so bin ich ge-
zwungen, in Ehebruch zu treten, da ich
mich nicht länger beherrschen kann/ 4
Ein guter Freund berichtet einem Ehe-
mann, der im Felde steht, vom Treiben
seines Weibes: „Das ist keine Frau, sondern
eine verdammte Hur. Schwanger ging sie
auf einmal, aber das hat das Luder wegge-
trieben; jetzt solls wieder so fein. . . ." —
Immer wieder liest man von den Frauen
der Eingerückten als von „schlechten
Huren". Wir erleben erschütternde Fami-
lientragödien. Ein abschreckendes B«ld ab-
gestumpften sittlichen Empfindens offen-
bart der Brief einer Bäuerin aus Ober-
steier an ihren Mann, der verwundet im
Spitale liegt:
„Lieber Monn!
Befur ich waita schreib Grüß i Diech
Und Du glaubst gornich wicr erstaunt hob
an großen Schreck kriegt wir i glesen ho,
das Du noh lebst und dos geld wos du mir
gschickt host ist mir krot recht kuma wenn
Du noch mer host schick mas nur. Lieber
Mon jezt musi i Dir wos sogn weil ich
schon für [=vier] Monate glaubt ho Du
bist Tod na wie Du wuost [= weißtJ ist
der Schmid Hons mol fcu mir kuma und do
hob i a schwoche Stund kobt [= gehabt]
hob i mir übereden losen und ist bei mir
schlofa [= geschlafen] und hot mir wos
gmocht [=etwas gemacht, hat mich ge-
schwängert] jest hob i an dicken bauch
Oba Du brauchst kuanc Angst zu hoben i
hob schon gebetet das der Krieg so lang
dauert bis es auf die Weld komt dan gets
gwies tod ab und don [=dann] bis wieder
zufrieden mit mir und leben wieder glück-
lich. . . ."
Gerade im Bauern verschieben sich oft
die sittlichen Begriffe, wenn er einer
außergewöhnlichen Entwicklung im Ge-
schlechtsleben gegenübersteht. So schreibt
ein einfacher Mann seiner Schwester unter
Tränen, wie furchtbar ihn sein Weib be-
trogen habe. Aber nicht das erschüttert
ihn so sehr, daß idie Treulose mit einem an-
deren fünf Tage in einem Gasthause der
Stadt geschlafen habe, als vielmehr die
Schamlosigkeit, daß sie sich dabei einen
falschen Namen beigelegt habe und sich
nachher „sogar* in schriftlichen Verkehr
mit diesem Menschen gesetzt hat. — Be-
zeichnender Weise werden gerade in den
untersten Kreisen oft „innere Liebe" und
„geschlechtlicher Verkehr 4 ' geschieden. Die-
se Trennung der Begriffe „Seele" und
„Körper" g«ht dabei ao weit, daß einmal
ein Kleinbauer, Vater mehrerer Kinder,
vom Felde aus schriftlich sein Weib zum
Ehebruch mit seinem Freunde daheim
überredet. Dabei gibt er für den Akt alle
erdenklichen Vorschriften in hygienischer
Beziehung; aber derselbe Mann erlaubt bei
diesem Ehebruch nur den körperlichen Ge-
nuß; die „Liebe" dürfe das Weib seinem
Freunde dabei nicht geben; in Gedanken
müsse sie auch beim „Tupfen" stets bei
ihrem Manne weilen. Aber das ist bestimmt,
wie sich aus dem ganzen Briefwechsel er-
gibt, bereits eine krankhafte Verzerrung
des Liebesbegriffes, zugleich ein abstoßen-
des Sittenbild aus der Kriegszeit!
Soweit die Darstellungen Dr. Knielys. —
Ich fasse kurz zusammen, ohne zu ver-
urteilen, wie ich auch nicht anklagte: Der
Bauer ist auch Mensch aus Fleisch und
Blut; sein Triebleben ist stark betont, aber
verhältnismäßig weniger stark verkleidet;
sein Verhältnis zum Geschlechtlichen ist
noch zum Teil unmittelbarer als das des
Städters. Aber die Unsittlichkeit in der
Stadt erscheint nicht im selben Verhältnis
größer, wie es die relative Dichte der
Massensiedlung gegenüber der Landsied-
lung erwarten ließe. Die falsche Beurtei-
lung bäuerlicher Ethik, wie sie sich gele-
gentlich in Volkskundlerkreisen findet,
nimmt ihren Ursprung in einem rein ele-
gischen Gefühlsmoment, das scheinbar
durch den Trugschluß gestützt wird, der
die dichte Großstadtsiedlung absolut neben
die geringe Dichte der Bauernsiedlung
75

stellt. Der Bauer erscheint in seiner Art
am erotischen Lebensmittelpunkte im
egoistischesten Sinne interessiert. 38 ) Allem
Anscheine nach ist er nicht danach angetan,
ein Vorbild abzugeben, das der sittlichen
38 ) Der Bauer ist aber auch auf anderen
Gebieten ebenso gut Mensch wie der Stadler,
vom gewöhnlichen Alllagsgeschäft bis zum ge-
riebensten Pferdehandcl und zur kunstgerech-
ten ßesitzschiebung. Es handelt sich allenthal-
ben um die Relativität. — Solbst ein so über-
aus großer Optimist wie Weigert gesteht zu,
I
A Fuchs und a Füchsin
ist a not all» uans;
der Fuchs hat a Schwanzerl,
die Füchsin hat kuans.
[3i 7 ] M ig
i a, Variante:
Da . . . und dö . . .
sand a not recht ....
Molin
Literatur: Anthropoph. 3, 198, a/»8; dieselbe
Anlage mit Wirt und Wirtin, Erol. Volksl.
129, 139; Rasplwerk 88, a, 7.
2
A Fläli und a Laus
is a not ai(ll)s oans,
da Fläh hat a Schnauzba(r)tl
und d Laus hat koans.
J Hersbach
3
I weiß jo a Paarl,
I derf es nicht nenn,
In Stadtgraben a s Hanl
In Obdach die Henn.
Archiv 1110. Nr. 44-
3, f\: Obdach = Ort in Steiermark.
4
Vom Wald bin i außer,
vom Wald bin i her;
Mein Schatz ist a Züchter 1,
und i bin a Bär.
[43o] M 46
Wiedergeburt unseres Volkes vorzuhalten
ist. Bei genauerem Zusehen ergibt sich
wohl oder übel, daß eine sittliche Ncube-
Icbung nur von den Kulturträgern und
ihrer bewußten Sittlichkeit ihren Ausgang
wird nehmen können.

dato von einer größeren sittlichen Widerstands-
fähigkeit
des Bauern nicht gesprochen werden
kann, höchstens von einer günstigeren
Gesamtlage der Verhältnisse, die der Bauer
nicht in der Hand hat. (S. 85 f.)
Literatur: Fulilitat. 1, S. 159, 207.
4, 3: Zächterl = Zuchtschwein, Zuchtsau.
4,   4: Bär = Eber.
5
l> Manna(r) band d Oxn,
d Weiba(r) band d Küa(h),
d Menscha(r) hand d Kei(l)bö(l)n
und d Stia(r)n, dö hand mia(r).
St. Georgen a. F.
5,   1: hand = sind, Manna(r) = Männer.
[>, 3: Kci(l)bö(l)n = Kälber.
5,  4: mia(r) = wir.
6
Zwoa schneeweißö Täuba(r)l,
a Mandl, a Weiba(r)l,
ha(b)m si gea(r)n ghabt milanand(er),
wei(l)s schön Schnaba(r)l zogn ha(b)md.
St. Martin a. d. E.
Literatur: Heiterer, Gsangln, 10, 6.
6,   1: Täuba(r)l = Täubchen.
7
Zwoa schneeweiße Täuba(r)l,
a Mandl, a Weiba(r)l,
müassn gea(r)n anand(er) ha(b)m,
wei(l) s Nö8ta(r)l zsammtragn.
Schmolln
Literatur: Werte 137, 7; Quellen u. Forschung.
7, 38, a5; Hörmann i33, 60; 650 Sehn.
58, 35.
I. Die Geschlechter in ihren Gegensätzen und Aufgaben
(Allgemeines / Nr, 1—10)
76

8
Da Kaisa(r) hat au(ß)agschrie(b)m
ganz kurios,
daß dö ßuam d Reita(r) wa(r)n
und d Menscha(r) d Roß.
Kimpling
Literatur: Volksmund 3, 190; mit Verweis auf
Andrian 180b; dazu noch: EroL Volksl.
io5, 3; [„auft* heißt aber weder dort
noch sonst herauf, sondern stets „hinauf"];
Qucri,
Kraftbayr., 139, 6; Sehidrowitz 81,
7; Rasplwerk io3, b, 1; Deutsche Heimat
5, S. 167, Nr. 106; D. d. Volksl. 12, i2f>.
Zur Sache: Schatz oder Mann als Reiter;
Werle
10/1, 2; Hörmann 5/i, i53; Poy.-
Herrm.
1, 167; Birlinger iaß, 333; Meier
9, 39; 20, 102; 650 Sehn. 3o, 54; Gund-
lach
32o; Dunger Nr. /|Oi; Wolfram Nr.
169, 1; Simroclc, S. 3/ia (/»); Deutsche
Heimat
5, S. 89: l>, S. »3, Nr. .aCi.
11
Untasö, übasö,
hint und voa(r)n schwingt« a so,
ba da Mitt hat 8 an La(d)n,
dea not ghobö(l)t is wa(rd)n.
Taiskirchen
Iiteratur: Rasplwerk 53, a, t\.
ii, 1: u/itasö, ubasö = unten hin, oben hin.
11, 2: Umschreibung für: Becken- u. Brust-
rundung.
11, 3: La(d)n = Laden.
11, f%\ ghohö(l)t = gehobelt.
13
Ganz is s aus, ganz is s aus,
s Diandl foah(r)t bau Rau(ch)fang aus
und da Bua schaut iah(r) zua:
„Gsü(l)chts Fleisch gibts gnua(g)!"
Mattighofen
Literatur: Anthropoph. 2, 81, 72; Ztschr. /.
ö. V. i5, 189, Nr. f>2; vgl. dazu unsere
Nrn. 99; 1/16; 5/47.
9
A viareckats Wiesa(r)l,
a da Mitt an grean Ra(u)m,
zwegn was hätt i denn s IManda(r)l,
wann i nia dazua gang?
Diersbach. Taiskirchen
Literatur: Wagner, S. n5(f\): andere 1. Zeile.
9, 1: vierechat = viereckig.
9, 2: a da(r) = in der; grean = grünen.
9, 3: zwegn was = warum, wozu.
9,  t\\ nia = nie; gang = ginge.
10
Lusti(g) a(u)f, Spü(l)leut,
laßt s d Hea(r)ndl schnatta(r)n,
und a da Muatta(r) iah(r) Hopsassa
ghea(r)t ön Vada(r)n.
St. Georgen a. F. — Taiskirchen
10,  11: Hea(r)ndl = Riasinstrumente (Hör-
ncr); schnalta(r)n = sprechen, schmettern.
10, 3: Hopsassa ~ Gcschleclitsglicd.
10, !\i (fhea(r)l - - gehört.
Heute noch übliches Tanzlied, vgl. Nr. 76/i.
i3
Fn da Deantn entn
l»a(b)ni s schenö Menscha(r),
ha(b)m d Duttln zwoa Pfund
und dar Oa(r)sch an Zentna(r).
Umgebung Salzburg
Literatur: Aefmliehe Gewichtsangaben in ver-
wandter Anlage: Pog.-Herrm. 1, i38;
Qneri, Kraftbayr., 73, f>; Anthropoph. 2,
87, 111; 3, 177, LIX, 6; Krypladia /»,
123, 218; (mit Kropf) Weinhold 18, a, 2.
i3, 1: Deantn = Dienten, Ortschaft im Lande
Salzburg.
Nachtrag io3G.
1/4
l)ro(b)in a(u)fn Taua(r)n
steht a stoanaltö Frau,
hat gläsa(r)nö Tutln
und an tombakna(r)n Bau(ch).
Mölln
IL Der Leib außer Funktion.
(Nr. 11-195)
A. Im Allgemeinen.
Bezeichnende Merkmale und Fehler (Nr. 11—36).
77

i5
S Diandl hat a Wassa(r)wiesa(r)l
mit a via(r)zehn Dezimai(ln)
und an Ziaglofn und a Loahmgrüabl
hat s a nu dabei.
U.-Braunau
i5, i: Wassa(r)wie$a(r)l = Ausmündung der
Harnröhre; die Bezeichnung Wiese für
weibl. Geschlechtsglied allgemein in der
erot. Literatur, siehe Seite 47 ff.
i5, 2: Dezimai(l) = Dezimal, Maß im Wirls-
geschäft.
i5, 3: Ziaglofn = Gebärmutter; Loahmgrüabl
[Lehmgrube] = After.
16
Pitschi, potschi, Mannerle,
mia wogglt schan da Bauch,
dö Duttla(n) fanga(n) 1 waxn an,
du Wüa(r)8che wia(r)d schan rauch.
St. Peter i. Sulmtal
iß, 2: wogglt = wackelt.
16,    l\\ Wüa(r)schc = Bürste, Scliamliaare,
Scham.
iß, 3 u. 4: vgl. dazu Nr. 3q(j und folgende.
l l
Diendl! gehst du über d Gassen
so schluttert dir der Bauch;
die Tutl werdn dir auch wachsen,
dein Pumperl wird dir rauch.
[3 9 4] M 3o
17,  1: == gehst du „gassein", der Liebe nach.
17, a: schluttem = wackeln.
17,  4: Pumperl = Geschlecht sglied.
18
Und 8 Dianal ischt zeiti(g),
dös hun i schon griffn,
do so epps wäah(r)t nit ewi(g)
und boi(l)d is s a(b)gschliffn.
Tirol (H)
18,  1: zeiti(g) = reif; 17, 2: hun = habe.
S Diandl hat weißö Knia,
weißa(r) wia d Kea(r)schba(u)mblüah,
weißa(r) hand s schia(r) —
aba(r) gsehgn han i s nial
Mettmach
Literatur: Aehnlich oder in einzelnen Teilen
verwandt: Pog.-Herrm. 1, 90 u. Var.;
Volksmund 3, Nr. 407; Quellen u. For-
schung.
7, 40, 6ß; Kohl, Tir. Lied, 317, Nr.
2o5 (2); Kryptadia 4, 90, 5o; Anthropoph.
3, aoo, 372; 650 Sehn., S. 3a, Nr. O9;
S. 9, Nr. 58; Werle 80, 2; Gundlach
Nr. 379; 38o; Ztschr. f. 6. V. i5, 129,
Nr. 19, u. S. 187, Nr. 19; Anthropoph. 2,
82, 87; Tirol. Lied, S. 9; Fntilitat. 1, S.
159, 206.
20
Mein Diandl is kloan
wia(r) a Butinbia(rnd)l
ös glangt ma ka(u)m a(u)ffa(r),
a(u)ffs Housntüa(r)l.
Lungau (H)
20, 3: glangt == reicht.
21
S Diandl is kloan,
wia soll i denn toan?
Soll i s dea(r)t schan gea(r)n ha(b)m,
wei(l) s not größar is wa(rd)n?
Taiskirchen. — Landl
Literatur: Junghauer, S. i43 mit Literatur;
dazu: Schärdinger Heimat 1910, S. i33.

Und in Heubo(d)m is a Mensch o(b)m,
wanns aschenö wa(r), war i längst dro(b)m,
daß awü(l)dö is, döswoaß ma(n)rehgwiß,
wei(l) s in Heubo(d)m dro(b)m is.
Landl
Var.: 22a, 3: daß s a schiachö is, is mar
allwei(l) . . .
St. Georgen a. F. — Taiskirchen
Literatur: Schidrowitz 192, 2; Neckheim i4,
1; Werle 217, 7; Queri, Erotik, S. 53 (Pot-
pourri); Ztschr. f. ö. V. 2, i63, 6; Stöckl
Nr. 37; Ostwald II, S. 3i.
22, 1: Heuboden = Raum xur Aufbewahrung
des Heues bei Kleinhäuslern, meist über
dem Stalle.
22, 3: wä(l)dö = häßliche.
23
A Landla(r)mensch lia(b)m
mecht i a nu probia(r)n,
a(u)fn Kropf a(u)ffistehn,
siagt ma(n) d Sunn a(u)ffa(r)gehn.
Taiskirchen
Literatur: Ztschr. f. ö. V. i5, 44 (Innviertel);
Rieder Sonntagsblatt 1913 (i4. XL)

(Innv.); von den Steiermärkerinnen: Pog.~
Herrm.
2, ~09; Art u. Unart 56, f\; Pom-
mcr,
Jodler, 1, i38; von den Pinzgauerin-
nen: Süß 227; von den Mürztalcrinnen:
Werte 2<53, 5; Rasplwerk 91, b, 5.
Dieser Vierzeiler ist ein Spottlied der Inn-
viertler auf die Bewohner des alten Ober-
österreich (= Landl), die „Landler"; vgl.
Webinger, Ztschr. /. 6. V. 16, 98 ff.
" 4
Znaxt bin i s bon a kropfatn
Pinzgarin glögn,
aft hat 8 mar iah(r)n Kropf
zo(r) an Kopfpoi(l)sta(r) gö(b)m.
St Johann i. T. (H)
Variante: 24 a:
Heunt nachtn, da bin is
beir a Steirarin glögn,
da hat s.....                    Tirol (H.)
Literatur: Süß 81; Futilitat. 1, S. i/|i, 119.
2/1, x: Znaxt = gestern; bon a == bei einer.
2/4, 2: Pinzgarin = Pinzgauerin.
25—27
25
Znaxt bin i ganga(n)
drei Viartlstund weit,
band Menschar ankemma(n),
hand goar eahna(r) drei.
26
Dö ea(r)scht is dö gschopfat,
dö zweit is dö kropfat,
dö dritt hat koani Zahnt,
is not wea(r)t, daß ma s nennt
27
Dö ea(r)scht hat mi bissn,
dö zweit hat mi kräu(l)t
und dö dritt hat mi goar
üwa(r)s Bött abikeit                       Altheim
Zur Sache: Ebenfalls 3 unliebenswürdige Men-
scher Süß 652—653; Dunger n5—11G.
26,   1: gschopfat: = mit Schopf haar.
27,  2: kräu(l)t ss gekratzt.
27, l\: abikeit = hinabgeworfen.
28
Unser Dirn mag i not,
hat kuan Fahrumi not;
hat kua Tuttl, hat kuan Bauch,
und s Dingerl ist a not rauch.
[5i 7 ] M 62
Zur Sache: Pog.-Herrm. 2, 3/19, erscheinen
die Klagonfurterinnen ohne Brüste und
Beckenrundung; Hotter A, 27, c, 3, haben
die Krimm!erinnen „koan Faruina" und
„koan slckhein".
28, 2: Fahrumi [ = fahr hinüber] = Becken-
rundung; sonst aber » Busen, vgl. Quellen
n, Forschung, z. deutschen Volkskunde 1,
ffi,
Nr. 29, Strophe 5, und unsere Samm-
lung Nr. /|2—43.
28,  f\: Dingerl = Glied.
Dös Diandl mag i not,
Dös hat koan Uarakö(l) not,
hat koan Oa(r)sch und koan Bau(ch),
dös is a Saul
St Veit i. M.
29,   2: Uarakö(l) = Orakel; hier Glied.
3o
A sö(l)chane Kä(ll)narin
ha(b)m mar a nu nia gha(b)t,
dö koan A(r)sch und koan Bau(ch)
und koan Mil(ch)izeug hat.
Oberösterreich
Literatur: Anthropoph. 2, 83, 96; lla*plwcrlc
20, 3; Liebleitner Nr. 7. Zum Eingang vgl.
unsere Nr. 88.
3i
Die Burgunder Madl
gehn all auf Betrug;
habn ausgschoppti Wadl,
Ka Haar auf der Futt
[679] M 91
3i, 3: ausgschoppti Wadl = ausgestopftp
Waden.
Wadl und Tuttl fehlen auch sonst, siehe Art
und Unart io/j (1).
32
Mein Altö is a Behmin,
sie lobt nach Betrug,
hat ausgstopfte Duttl
und a blöcha(r)ne Fut
Kimpling
Literatur; Queri, Kraftbayr., S. 7»; Anthro-
poph.
2, 7/4, 19; Futilitat. 1, S. 1/17, i.V>.
32, 1: Behmin = Böhmin; «H2, /»: blöcharn
bedeutet wohl Unempfp»dlichkeil heim VVr
kehr; oder Unersättlichkeit?
79

33
D Wia(r)tin z Ampflwang,
dö hat a Warzn a(u)fn Wang,
aba(r) d Kä(ll)narin, dö Sau,
dö hat s a Spann inta(r)n Bau(ch).
Taiskirchen
33, i: Ampflwang = Ort am llausruck, Be-
lirk Ried.
33,  4: Spann = Spanne.
34
Ey du, mein Annamiedl!
i mag di not schiebn;
Hast a Warzen aufn Bauch,
i möcht a uani kriagn.
[695] M 100
3/»: Zur Sache (teilweise f ormähnlich): Kryp-
ladia 4, in, i56; Pog.-Herrm. 1 (1), 117;
1 (1), 967; GreinzKapferer II, 284, 3;
Pog.-Herrm. 1, 1182; Tirol. Alpenl, S.
52* 120 Tirol. Lied. 87, b; 650 Sehn. 79,
27; Queri, Krafthayr., 78, 4; Erk-Röhmc
II, 762, Nr. 999.
34,   2: schiebn = beschlafen.
3/i, 4: uani = eine.
35
Heunt nachtn bin is gangen
zu da Nachha(r)sannl
und an Bauch hat sie ghabt
wia(r) a Tatta(r)mannl.
Tirol (II)
35, 2: Annl = Aennchen.
35, 4: Tatta(r)mannl = Tattermann, Schreck-
dämon, vielleicht seines zottigen Haarwuch-
ses wegen hier angezogen; vgl. Höfler, Na-
menbuch 600 f unter Schratt; als Stroh-
puppe bei der Frühlingsfeier Ztschr. d. V.
f. V.
8, 447; vgl. ZföVlc. 3i, 82 ff.
36
Was is s mit a Altn?
Da Bau(ch) volla(r) Faltn,
da Dudl ganz laa(r)
und s PritscharQl schan gra(u).
St. Martin a. d. Enns
36 a:
Is nix mit dö Altn,
in Gsicht san(d) s voi(ll) Falln,
l>ei dö Duttla . . .
und hei da Putin ganz gra(u)b.
Donnersbachwald
Zur Sache: Falten der Alten beanständet Süß
293.
30, 3: Dudl = Brust.
3f>, l\\ Pritscha(r)l = Glied, hier mit beson-
derem Hinblick auf das Haar; gra(u) =
grau.
B. Im Besonderen.
(Nr. 37-195)
1. Brust (Nr. 37-44).
Wennst a Täubin willst seyn,
schön gschecket mußt seyn;
schön hoch auf der Brust,
kriegt der Tauber a Lust
[4ia] M 118
Literatur: Quellen u. Forschung. 7, 49» »3;
Kryptadia 4, 88, 39; dieselben Schlußzeilen
Volksmund 1, 119, 2; ähnliche Weinhold
19 (1, Var.); gleiche Reimbindung (Brust
= Lust) bei gleicher Vorstellung Werk
446, Nr. 2, Str. 2; ebenso Werte 234, 4.
38
Der Guggu im Wald
ist a schöner Vogl;
und mein Schatzerl hat Tuttl
wie an Ameiskogl.
[168] M 11
Guggu = Kuckuck.
Ameiskogl = Ameishaufe.
32, 1:
32, 4:
39
Ey, mein lieber Toni,
sechs Tuttl, die hon i,
zwey weißi, zwey schwarzi,
zwev weixlbrauni.
[4o8] M 3 7
39, 2—4: Vielleicht auf die Farbenabstufung
von mamma, Hof und Warze angespielt.
ho
Der Lipp und der Lenz
habn an eintuttlts Mensch;
hats kuaner not gvvüßt,
daß s Mensch eintuttlt ist.
[702] M io5
80

4o a:
2: . . . . oanbrustats ....
3: aba(r) da Lipp hats not . . .
/|t . . . . oanbrustat ....
St. Georgen a. F. — St. Veit i. M. — Mölln.
Literatur: einäugig: Süß 346, u. Hörmann
363, 84; einseitig: Birlingcr 87, 137, Erk-
Böhme II, 787, io44, und Grassl, S. 115;
vgl. Rasplwerk 33, b, 3; Lexer, Sp. 80.
4i
Heunt hats a Schneeberl gschniebn,
morgn ist a Reif;
8 Mensch muß kua Tütterl habn,
weil ichs not greif.
[207] M 119
4i, x: gschniebn — geschneit.
Wenn s Diandl i5 Johr alt is,
dea(r)f ma 0 schan lie(b)m,
hats glei(ch) kuan Foahruma,
wea(r)t schan uan kriegn.
Münster i. T. (H)
43
Und s Diandl hat in Foahruma
zweit obm bam Hals,
wenn i iah(r)n weitar aba bracht,
tuan tat i s alls.
Münster i. T. (H)
/»3: Das Dirndl hat also einen Kropf, aber
noch keine Brust.
43, 3: aba = herab.
43, l\: tuan tat = tun täte.
44
Wanns Diendl sauber ist,
muß s der Bua liebn;
wann s glei kua Tutl hat,
wird schon ua kriegn.
[37] M 5
Literatur: Dieselben oder ähnliche Schluß-
lexlen Süß 3o6; Anthnpoph. a, 80, 70;
Qneri, Kraflbayr., 176, 2; Pog.-Herrm. i,
770.
2. Weibliches Glied (Nr. 45-103).
Entstehung, Lage, Aussehen, Nr. 45—63. Besondere Erscheinungen und Wünsche,
Nr. 64-95. Schimpf und Spott, Nr. 96-103.
45
S Diandl is in Holz draußt gsössn,
d Maus hat eahm a Lo(ch) au~gfrössn,
d Maus rennt da van,
e Diandl hat san Lo(ch) schan.
U.-Braunau
Literatur: Queri, Erotik, 42, 4-
46
Du Dienerl, du kluans,
und du kriagst a Mahl uans;
wenn der Baumhackl kimmt
und so hackt er dir uans.
[269] M 120
46a:
1: Diandl, du kloans,
a: kriagst ar amal oans,
4: aftn haut a di gschwind.
Tirol (H.)
Literatur: siehe zu Nr. 841.
46, a: Hier wohl die Geschlechlsöfi'nung ge-
meint (vgl. aber Nr. 841); das Mädchen ist
spröde.
46, 3: Baumhackl = Specht.
47
Der Drachsler hats drachselt,
der Mahler hats gmahln,
der Kürschner hats einbramt,
das Ding hat mir gfalln.
[717] M in
Literatur: Anthropoph. 3, 191 (Tischler statt
Maler); Hörmann 89, i3 (Dirndl statt
Ding).
Zur Sache: Dieser Vierzeiler steht der Rätsel-
form sehr nahe (vgl. auch Nr. 11; 49)»
er spielt an auf Form (1), Farbe (2) und
Behaarung (3) des weibl. Gliedes („Ding").
47,  3: einbramt = eingebrämt.
48
Mein Deanal hat Wadl
und no(ch) was dazua,
wann a dös sechat,
da springat an iada(r) Bua.
Tirol (H)
48,  2: Dieselbe Andeutung Dunger 710 (a).
48, 3: sechat =2 sähe.
6 Krauaai IX. Beiwerk z. Stud. d Anthropophytoi*
81

4 9
Meiu Schatz hat a Ding,
ist not schwär und not gring,
not eng und not weit
und das Ding hat mi gfreul.
[716] M in
Literatur: Dieselben Eingangszeilen mit fol-
gender genauerer Zweckbezeichnung Süß
780; verwandt Erot. VolksL, S. 33, Stro-
phe 9, Zeile 5—8; Gundlach 338 (durch
Veränderung von hat in der 1. Zeile in is
völlig entstellt); zu diesem Stücke gibt es
eine Menge entsprechender, nicht erotischer
Varianten, die verschiedene Täler (der
Alpengegenden) umreißen. Literatur zu
dieser Gruppe Volksmund 3, S. i/|6 zu
Nr. ia4; dazu noch folgende Belege: Pog.-
Herrm.
1, 891, 396, 4oi, 96; Fuchs-Kies-
linger
10 (Judenburger Gläut); Reiterer,
AlUtoirisch, S. 54, b, 4; den., Waldbau er n-
blut, S. n5; Deutsche Heimat 5, S. i34,
Nr. 92; Vogl 72, 78; Liebleitner Nr. 10;
Futilitat. 1, S. i42, 128 (andere Schluß-
zeile).
5o
Mein Deanal, wanns tanzt,
siacht mar iahr üba(r) d Knia,
do(ch) a(u)ffs Bäuchl, da da(r)schaut
ma(n)s
halt do(ch) völligs nia.
Tirol (II)
5i
Mein Deanal hat a Flöcka(r)l,
dös zoagt sie nia hear,
und dös Flöcka(r)l ban Deanal
is naß und nit spea(r).
Tirol (H)
Si, 4: spea(r) = trocken.
5a
S Diandl hat a Warzn am Bauch
und an schwoa(r)zn Flock,
sie hat dö ganze Nacht grie(b)m
und bringt n nit wöck.
Tirol (H)
Zur Sache: Verwandt in der Vorstellung
Rasplwerk 97, 7; unsere Nr. 619.
Literatur: Dieselbe 1. Zeile Poy.-Herrm. 1,
129.
53
s Mensch hat an weißen Bauch,
und an braun Fleck;
an solchen Fleck kriegt ma
aufn Tandlmarkt not.
[339] M 121
Literatur: Verwandt Quellen u. Forschung, 7,
4i, i5.
53,  4: Tandlmarkt = Trödelmarkt.
54
S Diandl hat a Goi(l)dhau(b)m a(u)f
und a weiß Kload
und 5s waxt iah(r) da Schnidla(r)stock
schau unta(r) da Pfoad.
St Martin a. d. E.
Literatur: Erot. Volksl. 120, 87; Kryptadia
4, 93, 65; Anthropoph. 3, 191, 147; Raspl-
werk
97, 5; ähnlich EroL VolksL 126,
120; ähnliche 2. u. 4. Zeile Kryptadia 4,
93, 65 (Beimbindung!).
54,   1: Goi(l)dhau(b)m: = Goldhaube, alte,
hesond. feierlich wirkende Kopfbedeckung
der Bauernweiber.
54, 3: Schnidla(r)stock = Schnittlauchstock,
hier Schamhaar.
54,   4: Pfoad = Hemd.
55
Und da Wia(rt)in a dar Au
waxt a Hoar a(u)fn Bau(ch),
da Wia(r)t hat s not kennt,
hat s an Peda(r)sü(l) gnennt.
U.-Braunau
Literatur: Anthropoph. 3, S. 194, Nr. 191.
55 a: Schnittla(r) für Hoar.
Taiskirchen
55,  1: Au = Ortschaft.
55, 4: Peda(r)m(l) = Petersilie.
55 a:
1: D Wia(r)tin a dar Au,
2: der waxt a Mias a(u)fn ....
Mölln
56
Diendl, magst Kerschen?
die Kerschen seyn süß!
s Mensch kriegt an Baumcnbart
zwischen der Fuß.
[347] M iai

Literatur: Anthropoph. 2, 84, ioo; 3, 197;
228: C, 3()8, 4; Kryptadia 4, 99, 98; '1,
107, i36; l\, 123, 219; Erot. Volks!.
106, 7.
Die einleitenden Zeilen auch sonst = An-
thropoph.
5, iöi.
57
S Diandl hat an Brunn,
waxt da Mias um und um,
reißt iah(r) n aus, tuats iah(r) weh,
laßt n stehn, waxn d Fleh.
Donnersbachwald (1890)
Literatur: Kryptadia f\ % 101, 107; Anthro-
poph.
3, 193, 168 (ebenfalls aus Don-
nersbachwald, handschriftlich um i85o).
Nachtrag io36.
58
Mein Deanal geit mea(r) IIaa(r)ln,
a(l)s ob sie si hätt gmaust,
a(u)ffn Kopf send dö nit gwaxn,
dö send mea(r) z vü(l) kraust.
Tirol (H)
58, 1: geil — gibt.
58, 2: gmaust von mausen, Federkleid wech-
seln.
58, t\: kraust = gekräuselt.
Zur Sache vgl. S. 57.
59
Gickate, gackate,
s Mensch hat a nackate;
dös is ja not vvoah(r),
sie is volla(r) Hoa(r)!
U.-Braunau — Kimpling — Obersteier
Literatur: Anthropoph. 2, 75, 35; 0, 398, 1;
Kryptadia 4, 89, 43; dieselben Eingangs-
zeilen Queri, Erotik, S. 55 (Potpourri);
Anthropoph. 3, 191, 1/42; ähnliche Schluß-
teilen Kryptadia 4, 122, 2i5; dieselbe
Schlußzeile Quellen u. Forschung. 7, 4»,
a8; dieselbe 1. Zeile Rasplwerk 23, 10;
vgl. unsere Sammlung Nr. 86, i34 und
Schneller 1, 879.
öga:
3: Lausbua, is goa(r) ....
4: is eh . . . .
Aschach
59 b, 3: Spitzbua, dös is . . .
Mölln
60
A Spann unterm Nabel,
da hört der Bauch auf;
da sitzt a schwarz Katzl
und paßt auf was drauf.
[265] M 120
Literatur: Anthropoph. 3, 176; Kryptadia 4,
in, i55 (Maus statt drauf); ebenso Raspl-
werk
99, 4; Queri, Erotik, 44» 3; vgl.
Kryptadia 4, 123, 221; Dieselbe 1. Zeile
Erot. Volksl. 110, 3o; dieselben Schluß-
zeilen mit Maus: Dünger 1369.
Co: Zum Bilde vgl. Riegler, S. 63 f.
61
Fotz, beiß mi not! Fotz, beiß mi not!
du hast an rauchen Gaul;
du hättst für einen Schuster taugt,
hast Borsten schon im Maul.
[683] M 122
Gi, 1: Fotz = weibl. Glied.
62
Mein Schatz ist in Gratz,
i wir aufi reisen;
an Streif hat sie übern Bauch,
wie a Kohlmeisen.
[i84] M 12
62, 4: Zum Bilde: Kryptadia 4, 102, io4;
Süß 122; siehe folgende Nummer.
63
S Diandl hat a Koih(l)moasi),
dös woaß i gwiß,
und sie gibts ja not hea(r),
wci(l)s iah(r) Lockvogl is.
St. Martin a. d. E.
Literatur: Süß 122; Kryptadia 4, 92, 63;
Licbleilner Nr. 3.
64
Z Efa(r)ding d Menscha(r),
dö hand am Bau(ch) rauh,
so stölln so voa(r) d Haustüar
und kratzn eahn ön Bau(ch).
Aschach
64, 1: Efa(r)ding = Eferding in Ob.-Oe.;
die Eferdinger Menscher auch sonst ge-
nannt Anthropoph. 2, 74, 25; 2, 83, 96.
«*
83

65
Diandl, wannst mi wü(ll)st lia(b)m,
muaßt s Hösa(r)l a(u)ffischia(b)m,
d Hoa(r) möassn gschnccklat s; j in,
sunst ghea(r)st not mein.
Taiskirchen
Literatur: Volksmund 3, 22, mit Literatur,
S. \(\2; dazu noch: Birlincjcr i54, 9/1
(Hemd für Ilöscrl); Anlhropoph. 2, 7/1,
iG; 3, 192, 162 (Kitterl); 3, 196, 327
(Tuttl); Ztschr. f. ö. V. 2, 28, 83 (Hut)
= Ostdeutsche Rundschau 1912, Nr. 80
(auch aus Iglau); Ztschr. /. Ö. V. 6, 198,
57 (sehr entstellt: Stolz für Höserl); die-
selben Eingangszeilen Queri, Erotik, 5(>
(Herz).
65 a, 2: . . . . Kitta(r)l . . . .
Donnersbachwald
65 a a, 4: nacht ghörst mein.
Molin
66
Und s Bäucha(r)l muaß lind sein,
aba(r) drunta(r) sein rauch,
denn 8 Rauchö ghea(r)t druntar
und nit a(u)ffn Bauch.
Tirol (H)
66,   1: lind = weich, glatt.
67
Hun fuchz Gui(l)da(n) Schui(l)dn,
via(r)zg Gui(l)da(n) z Lohn
und a krausbauchats Dianei,
stia(r)n tuats mi schon.
St. Johann i. T. (II)
Literatur: Dieselben Eingangszeilen Erotisch.
Volksl.
i32, i53; Rasplwcrh 85, b, i3.
67,  1: = Habe 5o £1 Schulden; C7, 3: kraus-
bauchat
= mit gekräuseltem Haar auf dem
Bauche; 67, 4'- stia(r)n = stören.
68
Mein Diandl hat an Tadl,
vo(n) den(m) niemd nix woaß,
und a Spann unta(r)n Nabl
hats an Boa(r)t wia(r) a Goas.
Tirol (H)
Literatur: Dieselbe 1. Zeile mit sinngemäßer
2.: Süß 262; Ztschr. d. V. f. V. 4, 198.
68,   1: Tadl = Fehler (Tadel).
69
Mein Diendl hoaßt Everl,
hat a Ding wie a Breverl;
a Schöpferl voran,
wie a Janischcr-Hahn,
[436] M 49
69, 2: Breverl ~ Anhängsel, Amulett.
69, 3: Schöpf erl =-= kleiner Schopf.
69, 4- Janischer = indianischer, also Indian.
70
Mein Liserl hat a Wieserl,
ist a Bründl drinna;
es kanns kuana schoppen,
tut immer rinna.
[437] M 49
Literatur: Dieselben Eingangszeilen: Deut-
sche Heimat
&, S. 29 (1); Dunger Nr. 280.
Zum Bilde; rinnen und stopfen Queri, Erotik,
S. 5i f (Lied); Bründl, wo der Bach her-
ausrinnt, Kryptadia 4* na» 164.
Mi gfreut ja sonst nichts
als mein Schnupftabakbüchs;
mein Schatzerl ihr Wichs
und sonst gfreut mi nichts.
[3n] M 123
71, 2: Wichs = Sache; hier Glied.
72
„Diandl, wo hast es denn,
daß igs not fint?"
„Ja, dalkala(r) Bua,
inta(r) n Füa(r)ta is s hint!"
St. Veit i. M.
Literatur: Dieselben Eingangszeilen Erotisch.
VolksL
126, 121; Kryptadia 4, io3, 118;
4, 96, 80; Queri, Erotik, 36, 4-
73
Du Dienerl! Du Bingerl!
wo hast denn dein Mühl?
dort unten im Grabn,
da gclits ja schön still.
[617] M 124
73: Zum Bilde: Mühle i. Graben Rotter A,
17, und Abhandlung I, S. 5i.
73, 1: Bingerl = Binkerl, kleine Person.
84

7*
Dös krainrischen Lim mein I
Dös steyrischen Narrnl
wo greifts denn dös hinten?
sie hats ja nur vorn.
[48i] M 5 7
7/1, 1, 2, 3: dös = ihr.
7 5
A Maß buachanö Scheita(r)
gibt a damische Hitz,
bon Diandl sein Kidlschlitz
hat a Maus aussa(r)gspitzt.
U.-Braunau
Literatur: Aehnliche Eingangszeilen 600 Sehn.
Nr. 200; 650 Sehn. 58, 35.
75: Zum Bilde: Riegler, S. 03, meint, das
behende Wesen und die kleine rundliche
Gestalt der Maus gebe Anlaß zu dem Ge-
brauche für weibl. Glied. Ich glaube aber,
viel eher ist das dunkle Haar des Scham-
teiles Anlaß dazu. Vgl. „eine rauche, kleine
Meiße", Leipzig, Liedhdschr., S. o3, Str. n.
75, 1: buachanö Scheila(r) = Buchcnscheiler.
75, 2: damisch = gewaltig.
75, 3: Kidlschlitz = Schlitz im Kittel
75, 4: am$a(r)gspitzt ---■ vorsichtig heraus-
geguckt.
76
D Menscha(r), dö Banda,
dö ha(b)m kua(r)ze Gwanda(r),
ba da Mitt ha(b)m s a Schnai(ll)n,
wannst a s brichst, kannst ös zaih(l)n.
Mettmach — Kimpling — Taiskirchen
76 a, 2: .... grasgr carte od. lange ....
ebenda.
Literatur: Dieselbe Eingangszeile Erotisch.
VolksL 106, 10.
77
Dö oan hat a großi,
dö oan hat a kloani
lödea(r)n Taschn
moan i.
Donnersbachwald
Literatur: Volksmund 3, 191; Rasplwerh 86,
5; Futilitat. 1, S. i63, 217.
78
Schaun mi d Leut ai(ll)wei(l)
für a Schmiedtochtar an,
weil i d Huafnagltaschn
voa(r)n abi han.
Taiskirchen
7<S, 3: Huafnagltaschn = Hufnageltasche,
weibl. Glied; vgl. Nagel = männl. Glied,
und unsere Sammlung !\r. 3i3; 332; 7~7
und S. 52.
79
Büberll wennst heirathst:
so heirath nur mi I
i han a Großmächtigi,
Ilöllsakrati.
[ 7 5] M 7
Literatur: Vom Standpunkt des Buben, Z. 3
auf Waden bezogen Birlinger 63, 8; vgl.
Nr. 110 dieser Sammlung.
80
Vo(n) da Kä(ll)narin sein Futlappn
kriagt da Wia(r)t a schenö Pü(l)zkappn,
schreit da Hausknecht: „Juhe!
kriag i a(r) a Schile(t) 1"
Viechtenstein
80 a:
2: .... da Hausknecht a P . . . .
3: und da Wia(r)l sclireit . . .
Mölln
Literatur: Mit anderen Personen Queri, Kraft-
bayr., 7/1, 1; Anlhropoph. 2, 90, 12/1.
80,  1: Futlappn = Schamlippe; so schon im
i/j. Jahrh. (Ilöflcr, Namenbuch, S. 35o).
81 —8a
81
Sitzt an alts Wei(b) ban Zaun,
tuat eahm sean Lo(ch) anschaun,
da (r)weil foah(r)t da Baua(r) füa(r)
mit an Ochsn, mit an Stia(r).
Kimpling
81,  2: eahm = sich; san == sein.
81a:
1: . . . hinta(r)n Zaun,
2: dö wü(ll) all Tag iah(r) . . .
U.-Braunau
82
Da Baua(r) schreit „du" und „zö"!
d Ochsn rennan ein ban Lo(ch),
iatzt woaß a s nimma(r) zkriagn,
dea(r) Baua(r) hat gschria(r)n.
Kimpling
85

H'i, i: du, zo = Zuruf« an Zugtiere.
82, 2: ein = hinein.
82, 3: zkriagn == herauszubekommen.
82 a:
3: du Baua(r), dca woaß's . . .
/»: dea Mann, dea hat . . .
U.-Braunau
83
A frische Maß Bia(r)
macht an Foam, an weißn,
und da Kä(U)narin iah(r) Pu(d)lhau(b)m
is not zon zreißn.
Taiskirchen
Literatur: Dieselben Eingangszeilen oft, so
Hörmann 298, 71.
83 a, 3: ... . iah(r) Hopsassa.
St. Georgen a. F.
83 b:
1: . . . Hal(b) Biar,
2: und an . . .
3: da Wia(r)tin . . .
St. Veit i. M.
83, 2: Foam ■= Feim, Schaum.
83,  3: Pu(d)lhau(b)m = Glied.
84
Unser Diern und enker Diern,
die habn mitnander grissen;
unser Dirn ist stärker gwest,
und hats der enkern zrissen.
[3g8] M 125
Literatur: Birlinger 91, i52 (in Z. 4 für
„s": Hemd); Erotisch. Volksl. 118, 7/1
(Arsch). Zu den Strophen über die Nach-
barsdirnen vgl. Anthropoph. 8, 369 ff, und
unsere Nr. 84; 87; 92; 161; 739.
84,  1: enker = eure.
84,  4: hats = hat sie [dag Glied].
85
Mein Schatz ist an Alti,
hat a Humml in Lo(ch),
hat tausnd schan außigjagt,
Brumsa(r) tuats no(ch).
Patznaun (H)
85: Zum Bild von der brummenden Hummel
Anthropoph. 8, 370.
85,  4: Brumsa(r) = Brummer.
85a
Unsar alte Annamia(r)l
hat a Wöschpn in Lo(ch),
sand a fuchztausnd außögjagt,
drinn summan s no(ch).
Mölln
86
Ilesal hipatil hopatil
s Mensch hat a Nakali;
das woaß der Schittl,
s Mensch hat kuan Kittl.
[5a6]M 65
86, 1: Vgl. zu Nr. 5g.
86,  3: Schittl = Teufel.
Unsa(r) Dia(r)n, d Nachba(r)ndia(r)n,
dö tan da trutzn,
dö oan hat koan Hoa(r) dra(u)f,
dö andrö hat Stutzn.
St. Veit i. M.
Literatur: Jungbauer, S. 169, Strophe 3 (im
Lied, aber auch als Schnaderhüpfl von .1.
gehört); Anthropoph. 3, 198, s/»6; die-
selben Eingangszeilen Anthropoph. 2, 77,
A4; 3, 120, 1.
87,   4: Stutzn = kurze Haare.
88
Koan söttane Kä(Jl)narin
ha(b)rn mar a nu nia gha(b)t,
dö a Spann unta(r)n Nabl
koan Schnua(r)ba(r)tl hat.
Kimpling. Taiskirchen
88,   1: söttane = solche.
Zum Eingang vgl. unsere Nr. 00.
89-90
89
Diendl! wo hast es denn,
daß ichs not find? —
Hast es aufn Buckel hint
oder weit ünt?
[228] M 126
Literatur: Anthropoph. 3, 192, i5o; Kryp-
tadia
4, 96, 80; Seidl 58, 53, 2 (aufs Herz
bezogen); entsprechende Eingangszeilen
Erot. Volksl. 126, i2i; i5i, 238; Anthro-
poph.
2, 76, 39; Kryptadia 4, *o3, 118.
89 a:
3: .... am Bugl dro(b)m.
4: oda(r) z weit hint?
Taiskirchen
Literatur: Quellen «. Forschung, 7, 4a> 26.
89 aa, 3 u. 4«
hast es zweit vua(r)n
oda(r) hast es zweit hint?
Mölln

9 o
I hans not aufn Buckl hint
oder weit ünt:
i hans nur zum Binder tragn,
weils a so rinnt.
[339] M 12Ö
Literatur: Erot. VolkM. i5i, »38; Kryptadia
f\,
108, i/|i (== Zeile 1 11. 2 von unserer
Nr. 56 und 3 u. 4 von Nr. 07); so auch
Anthropoph. 2, 76, /Jo; Rasplwcrh 98,
i4; einzelne Zeilen noch: Kryptadia 4,
96, 80; 4, io3, 119; Qür/i, Kraftbayr. 73,
7 u. 8; 7 3, 3.
91
s Mensch hat ihr Ding verlorn,
ligt auf der Bank;
hiez ists gar schimpli woarn,
das ist a Gstank! —
[3ft6] M iai
Literatur: Erot. Volksl. 128, i3a. Zu Zeile
1 vgl. Kryptadia 4, 109, 149.
91,  3: schimpli — schimmelig; verdorben.
Unsa(r) Dia(r)n, d Nachba(r)ndia(r)n,
hand zwoa rechtö Potzn,
dö oan hat koan Lo(ch) ön Oa(r)sch,
dö andrö koan Fotzn.
St. Veit i. M.
92,   2: Potzn = Patzen.
8 Dia(r)ndl is kloanboani~g),
sie sagt, sie hat koani,
iah(r) waxt koanö a(uch),
wanns wiada(r) wö(ll) wa(r).
St. Veit i. M.
93 a:
3: d Leut moan, ...
3: seids do(ch) not goa(r) 90 dumm,
4: sie hat an em Trumm.
Mölln
Literatur: Dieselben Eingangszeilen Erotisch.
Volksl. i4i, 198; Kryptadia 4, 81, 3.
93,   1: kloanboani(g) — kleinbeinig, zart.
93, 3: waxt = wächst.
93, 4i iviada(r) wÖ(ll) = wie immer.
94
Bin hoch aufi gstiegen,
han sackrisch mi gplagt;
wie i aufi bin köminen,
hats Mensch kuani ghabt.
[49] M 6
Literatur: Dieselben 3 Eingangszeilen mit
nicht erotischer 4.: Greinz-Kapferer, Sehn.
JI, 84, 2; Tirol. Alpenl., S. 53; 120 Tirol.
Lied,
87, b; 600 Sehn. Nr. 3os; 650 Sehn.
79, 26; mit anderem erotischen Schluß
600 Sehn. Nr. 676; vgl. unsere Nr. 18/1,
1. Zeile.
94, 4: kuani = keine (näml. Glied).
95
Mcnsdia(r) han i alle ghabt
bis af oane,                            *
dö hält i a(uch) nu kriagt,
aba(r) ghabt hat s koane.
Taiskirchen
Literatur: Kryptadia 4, 133, Nr. 314.
95 a: Mehreren Burschen in den Mund gelegt.
Kimpling
96
Hat mi mein Löbta(g)
koan Diandl so gfreut
als wia d Zwöschpnfudeva(r)l,
dö Sau, dö kniaweit.
U.-Braunau — Donnersbachwald
Literatur: Erot. Volksl. 11/1, 5o; abgeschwäch-
te Ausdrücke in Z. 3 u. 4: Schönstein 83;
Vogt 79, 3 (abgeschwächt in Zeile 3).
<jüa:
1: Mi hat . . .
2: koan Dia(r)n a so . . .
St. Veit i. M.
96,   3: Zwöschpnf. = Zwetschkenfudeverl;
wohl mit Hinblick auf Gestalt oder Größe
des Gliedes.
97
D Schuastar und d Schneida(r)
sand lauta(r) Goasreita(r),
dö Schlossar und d Schmied
sand lauta(r) Hundsfüd.
Taiskirchen
97,   2: Goasreita(r) = Geißreiter, als Spott.
S Draxla(r) Annamia(r)l mit san Rum-
pö(l)tüa(r)l
hat a seida(r)s Gwandl, kua(r)ze
Füa(r)tabandl,
87

zwögn da Spenaa(r)schliaßn, dö rnuaßt
du schan büaßn,
aba(r) d Hosnschnalln, dö hast ma gstohln.
Kimpling
98,   1: Draxla(r) = Drechsler; Rumpö(l)-
tüa(r)l
= vveibl. Glied.
98, 2: Füa(r)tabandl = Bänder des Fürtuchs
oder der Schürze.
98, 3: Spensa(r)schließn = Schließe, Schnalle
beim Spenser.
99
S Diandl is flc(u)fn Ba(u)m a(u)ffögstiegn,
ifi mi(t)n Kidl hänga(n) blie(b)m,
a Brunza(r)l hat 8 aba gröckt,
da ha(b)m si d Leut gschröckt.
U.-Braunau
99,  3: aba gröckt = herabgereckt, gezeigt.
99: Vgl. zur Vorstellung noch Nr. 12; i46;
54 7 .
100
Unaar altö Harraxdudl
hat koan Stamml Hoar a(u)f da Pudl,
fallt ma 8 Luadar üba(r)n Mistwagn a(b)i —
vea(r)giß mein nicht!
Taiskirchen
100,  1: Dudl = wegwerfender Ausdruck für
Weib.
100, 2: Stamml = Stämmchen; Pndl =
Scltamberg, oft auch Glied.
101-—102
iot
Sitzt an alts Wei(b)
a(u)fn Schüßlkoa(rb) o(b)m
und hiatzt is eahm a Heuschreck
a s Lo(ch) einö gflogn.               Kimpling
Literatur: Gundlach 983; Süß 70; /17S .(var-
wandt); Kryptadia l\, 81, 6. Mit Dirndl
und Hollerstaude: Futilitat. 1, S. i3g, 112
101 a:
2: . . . Weixlbaum . . .
3:.....Mooßschnepf.
[519] M 63
ioi ( 2: Schüßlkoa(rb) = Schüsselgestell an
der Wand der Bauernküche.
102
Ei du» mein liaba(r) Heuschreck du,
was fallt da(r) denn e'n?
Soll denn iatzt nu mein alts Lo(ch),
dein Grü(U)nhäusl sein?          U.-Braunau
102, l\: Grü(ll)nhäu»l = Grillenhäuschen;
zum Bilde vgl. S. 58, Anm. 11.
Literatur: Vgl. Fntilitat. 1, S. i3q, 112 (2).
io3
Sitzt ein alts Weib beym Rad;
spinnt mir an Schusterdraht;
Hupft ihr a Grill ins Loch,
spinnen kanns glei wohl noch.
[24] M 4
io3, 2: Schusterdraht vgl. Nr. 271 dieser
Sammlung.
Nachtrag 1037.
3. Männliches Glied.
Erwerbung, Lage und Größe, Mängel, Verlust, Fehlen, Nr. 104-
i zeig dir mein Herzerl,
wo d Lieb außer rinnt.
io4
In Obersteyer obn,
han i Stiefl angschobn;
bin in Grabn einigrauscht,
han mirs Nudl eintauscht.
[3oä] M ia3
ioi, 2: angschobn == vorgeschuht.
io5—106
io5
Geh her, mein Hebs Schatzerl,
geh her, mein liebs Kindl
121.
[i5 7 ] M 11
Literatur: Verwandt, aber nicht so stark ero-
tisch Werle 211, 1; Pog.-Herrm. i, 33a;
Hörmann 87, 7 (überall „aussabrinnt" in
Zeile 4).
106
Wo d Lieb außer rinnt,
und wo d Sonn eini scheint;
mein Schatz ist mir lieber
wie all meini Freund.
[38] M ia 7
88

Literatur: Werte 71, 5 (Zeile 2—4); zu den
Schlußzeilen vgl. Weinhold 20, b, 6; Süß
596; Schmölzer 12, 1.
107
Drenta(r) da Doana(u)
is a Via(r)tlbaua(r),
hat an gschecka(r)tn Hund,
hat an Schwoaf, an rau(h)a(n).
Dierabach
107, a: Via(r)tlbaua(r) = Bauer etwa mit
einer Viertelhufe.
107, 3, 4'- Die beiden Zeilen lassen es in so
recht für das Schndh. beieichnender Weise
offen, ob der Schweif dem Bauern oder
dem Hund zugesprochen erscheinen soll;
vgl. Abhandlung l, S. /»6.
108
Da Pfarra(r) z Gengen
hat an Schwanz, an langen
und zon Angedenken
laßt ä n abi henken.
Taiskirchen — Si. Georgen a. F.
108 a:                                                                     :,!
1: Da Bock . . .
2: tragt an weißn Füa(r) flock.
Landl
Literatur: Entsprechende Eingangszeilen Pog.-
Herrm. 1, 160.
108 b:
Da Pfoarra(r) z St. Hans
hat an moa(rd)slanga(n) Schwanz,
zum ....
Aschach
Literatur: Verwandte Eingangszeilen Quellen
und Forschung. 7, 4i, 18.
108c:
a: . . . Rock, an sehen, sehen . . .
Tirol (IL)
108 d:
a: . . . Frack, an langen . . .
Taiskirchen
Literatur: Zum Ganzen Volhsmund 3, 198,
mit Verweis auf Pog.-Herrm. 2, 212; dazu
Pog.-Herrm. a, ai3; Anthropoph. 3, 196,
aa5; dieselben Schlußverse: Anthropoph,
a, 76, 38; Queri, Kraftbayr., 78, 3; Rotier
A, 11, v. 1.
109
A *ö(l)chana(r) Bua
is guat einö lassn,
dear a fösts Stangl hat
a da Scheikö(l)taschn.                      Polling
109, 1: einö lassn = hineinlassen in vaginam.
109, 3: Stangl = Glied.
109, f\: Scheikö(l)taschn = Rocktasche.
HO
Diendl, wannst heiratet;
ao heirat nur mi;
kuan bessern kannst kriegen
du Höllsakrati!
[74]'M 7
Literatur: Dunger Nr. 704 (andere 3. Zeile);
vgl. Nr. 79 dieser Sammlung.
in
Mein Schatz is a Mötzgar
in Unta(r)land drunt,
hat an sakrischn Stecka(n)
und an koih(l)schwoa(r)zn Hund.
Diersbach
Literatur: Werle 96, 1; Greinz-Kapferer II,
87, 2; 600 Sehn. Nr. fo; 650 Sehn. 3i,
58; Queri, Kraftbayr., S. 72.
in: Zur Sache: Stecka(n) hier = Glied;
Queri scheint mir als erster an der angef.
Stelle diesen Zusammenhang erkannt zu
haben.
112 — 113
112
Kloan bin i, kloan bleib i,
grüß mag i net wea(rd)n,
an Ruam mua(ß)r i kriagn
wia(r) an Haslnußkea(r)n.
Dierbach. Taiskirchen
Literatur: Teils dem Mädchen wie hier, teils
dem Burschen in den Mund gelegt; vielfach
auch in der 3. Zeile; „sehen runkat, sehen
punkat". — Jungbauer, S. i4*> mit reich-
licher Literatur; Volksmund 3, S. 46,
Nr. 99, mit reichl. Literatur, S. i/»5; dazu
noch: Deutsche Heimat 6, S. 17, Nr. 234;
6, S. 33, a, 7; Ztschr. f. ö. V. 2, S. 99,
Nr. 33; Nr. 36; 4, S. 16 (10); 4, S. 296,
Nr. 2fr, Ztschr. d. V. f. V. 5, S. 281, Nr.
61; 23, S. 174, Nr. 7 (1); Tiroler Alpen-
lieder,
S. 18; 120 Tir. Lied., S. 33; 600
Sehn.
Nr. 61; Nr. 33o; 650 Sehn., S. 67;
Rasplwerk, S. 53 (1); Kommersbuch, S.
436, Nr. 47; Queri, Erotik, S. 54 (Pot-
pourri); D. d. Volkslied 6, S. 98, 7. Die-
selben Eingangszeilen: Süß 4~2; Pog.-
Herrm.
1, 99.
89

n3
lind a Haslnußkea(r)n
in mar a nu zweng vrt(l),
i mccht gea(r)n oan ha(b)m
vvia(r) an Ko(ch)löffi(l)stü(l).
Diersbach — Taiskirchen
Literatur: Jungbauer, S. i4i, mit Literatur;
dazu noch: Ztschr.f. ö. V. 2, S. 99, Nr. 34;
120 Tir. Alpenl., S. 33; 600 Sehn., S. 67
(')......
n3: Die Berechtigung, diesen Vierzeiler als
erotischen aufzufassen, ist klar begründet;
vgl. auch S. 46.
11h
Da Pfoarra(r) vo(n) Grinzing,
dea hat an kloanwinzing,
an kloanwinzing, luagspitztn . . . Huat
und dea sieht eahm guat.
Taiskirchen — Steiermark
Literatur: Kryptadia 4, i3o, 289; Andrian
182, b; Anthropoph. 2, 76, 36; Queri,
Kraftbayr., S. 142; Dünger 12.49; ähnlich:
Jungbauer,
S. 142; Rasplwcrk 33, 5; Teile
daraus, insbesond. Eingangszeilen, Krypta-
dia
4, i3i, 260; Anthropoph. 3, ig5, 2o3;
Erot. Volksl. 129, i4o; Queri, Erotik,
S. 54 (Potpourri); mit anderer Ortsangabe
Anthropoph. 9, 454 (3); ähnliches Vexier-
spiel Anthropoph. 2, 72, 1 u. :>.
11 \ a:
1: .... Grinzingen.
2:.....winzingen.
3: awar an gspitztn.
4: steirischen Huat.                     Pcltau
n5
Du bist a Mislsüchtiga(r),
hast an kloanwinzinga(n)
an Diandl magst not an,
du bist not guat dran.
St. Veit i. M.
115,  3: magst not an = kannst es nicht mei-
stern.
116
Die söchauer Buabma,
dö habn gar an Kurzen,
so glangen not eini
zur Nabelwurzen.
[5oS] M 58
116,  3: glangen = reichen.
117
Mein Schatzerl, Mein Schatzerl
hat Waberl hoaßen;
Sie hat mir mein Zipferl
a Zapferl hoaßen.
[281] M 128
117, 2: Waberl = Barbara.
117 a
I han amal a Diandl ghabt,
dös hat Waba(r)l ghoaßn
und dös hat mein Zumpfa(r)l
a Zaga(r)l ghoaßn.
Mölln
117a, t\\ Zaga(r)l == kleiner Zagel.
118
I bin ja a Jager,
habts mi a no not kennt,
i han mein schwarzes Raunznbartl
beim Schießen verbrennt.
[709] M 108
Literatur: Birlinger in, 2 58; Greinz-Kap-
fercr Sehn. [I, 67, 1; Werte 228, 6;
600 Sehn. Nr. 76; 650 Sehn. 3i, 61.
118: Zur Sache: Das Beißen des Raunzen-
bartes als Zeichen geschl. Begehrens Süß
74o.
ll 9
Unser Mensch dö frißt kua Fleisch;
Was Teufel frißt sie denn?
Sie schneidt den Knecht das Zipfel a,
und bratt ihrs in der Pfann.
[G85] M 94
120
Mein Vada(r) hat a Haus,
hat a hü(l)za(r)ne Went,
hiatzt hat eahms da Goasbock
mi(t)n Stutzn eingrennt.
Literatur: Queri, Kraftbayr., S. 74; dieselben
3 Schlußzeilen: Deutsche Heimat 5, S.
i44 (4).
i:>o, 2: hü(l)za(r)ne Went = hölzerne Wand.
120, 4* Stutzn = Schweif.                    •••«
120 a                                                                   >:
Da Wia(r)t z Wiesnberi(g)
hat a hü(l)zanö Went,                              .i

hat oahm da Goasbock
mi(t)n Stutzn eingrennt.
Taiskirchen
isob:
i: .... t Koba(r)nausn.
a: . . . an oachanö . . .
Altheim
iaob, i: Kobernausen = Ort in Oberösterr.;
vgl. Nr. 160 b.
ia3
S Diandl hat a d Mü(hl) cingschaul,
da Mü(H)na(r) bat gmahln,
da Beutl hat gschlenka(r)t,
dös Ding hat iah(r) gfalln.
U.-Braunau — Linz
Literatur: Erot. Volksl. 116, 66; Futilitat. t,
S. ia3, 26 (anderer Eingang).
123, 3: Beutl = Mahlbeutel; hier Hoden;
gschlenka(r)t == hin und her gependelt.
1*4
An alta(r) Jaga(r) hat an altö Büx
und an altö Büx hat an alts Schloß
und an alts Schloß hat an altn Hahn
und an altn Beutl hat an alta(r) Mann.
Donnersbachwald
Literatur: Erot. Volksl. iai, 97; verwandte
Anlage Erot. Volksl. 121, 96; Queri, Kraft-
bayr., S. 29,
135
Bein(m) Krama(r) wea(rd)n d Hunt
in Hof glei(ch) gschnidn,
oana(r) habt, oana(r) bindt,
oana(r) schneidt n weg hint.
Taiskirchen
125, 1: Kramar = Krämer; Hunt = Hunde.
ia5, 2: gschnidn = entmannt.
ia5, 3: habt = hält.
121
Mein Vata(r), mein Muada(r)
•and kreuibravö Leut,
so flickan mein Kidl
mit Saunudlhiut
St. Martin a. d. E.
ia 1, 4: Saunudlhäut = Häute vom Glied des
Ebers.
"7
Unser Herr Pfarrer
hat d Sauschneider gern,
er laßt n Vicari schneidn
und n Saubärn.
[606] M 129
Literatur: Anlhropoph. 2, 81, 80 (Köchin für
Vicar); Kryptadia f\, i33, 273; verwandt
Süß 8o3 (Nachbar statt Pfarrer, Widder
statt Vicar).
127: Zur Sache: Androhung der Kastration
Kryptadia t\, 92, 60.
128
Und hiatzt schaut mi mein Diandl
fuar an Wü(l)dschützn an,
weil i s Pui(l)va(r)hea(r)ndl und an
Schrotbeutl
zwischn dö Haxn drin han.
U.-Braunau
128: Zum Bilde: Kryptadia /», io5, 128;
unsere Nr. 122.
129
Gibts denn was Schena(r)s
wia d Brunngraberei?
An lang mächtign Naga(r)
und a Hacka(r) dabei!              Taiskirchen
129, 1: Schena(r)s = Schöneres.
129, 3: Naga(r) = Bohrer, männl. Glied.
T29, /j: Hacka(r) = Hacke, hier = Hoden.
4. Hoden, Nr. 122-127. G
last
Mein Schatz is a Jaga(r),
weil a goa(r) so gea(r)n schiaßt,
und ea hat in Schrotbeutl
zwischn dO Füaß.
Kimpling
122: Zum Bilde vgl. unsere Nr. 128 und
Kryptadia 4, io5, 128.
122, 3: in = den.
und Hoden, Nr. 128—133.
126
Wort, i wir dir schon lernen,
Ban Fensterl einsteugen,
Won d Sauschneider kämen,
oft los i die Schneiden.
Archiv 1110, Nr. 3i.
Literatur: Dieselben Schlußzeilen Kryptadia
4, 92, 60.
126, !\: oft = aft, dann.
91

i3o
Und a Hack und a Hua(r)n
und an Windung zun Bua(r)n
und a Hunda(r)l zun Jagn
soll a frischa(r) Bua habn.
i3o, i: Hua(r)n = Haue.
i3o, '21 Windung (mhd. windlinc)
rirol (H)
-- Bohrer.
i3i
Unter mein Hosenknopf
öteht a Kapelln,
da hängt da groß K lachet dran
und a Paar Schelln.
[G 7 3] M i3o
Literatur: Verwandte Anlage: Erot. Volksl.
120, 88.
i3i: Zum Bilde: Turm mit Kapelle = inännl.
Glied u. Hoden Anthropoph. 6, 474 (friaul.
Schnaderhüpf el); aber Mädchen hat eine
Kapelle und wer läuten will, hängt a Schel-
len auf, Anthropoph. 8, 370.
Nachtrag Nr. io38 f.
i3a
1 hau oanö ghabt
in Tau(b)mkobl o(b)m,
hand ma d Oxn auskemma(n)
und da Pfluag eteht nu o(b)m. Taiskirchen
Literatur: Alle geben einen Unfall wieder
(Ilodenverlust): Queri, Kraftbayr., 128,
5; Erot. Volksl. 125, n5; Anthropoph, 3,
195, 210; Rasplwerk 67, b.
i3ü, 2: Taubenkobl = Taubenhaus.
i3u, 3: Oxn = Hoden (als Paar).
i3a, 4: Pf luag = Pflug, hier männl. Glied.
Daß meine Auffassung richtig ist, leigen die
nach Anlage ähnlichen, inhaltlich gleichen
Belege.
i3aa
I han amal gvöglt
in Tau(b)mkobl o(b)m,
da is ma mein Beutl
in Hof abi gflogn.
Molin
i33
Hear i oan singa(n),
dea singt volla(r) Zä(r)n,
hat a ba(u)mwolla(n)s Zipfl
und zwoa rupfanö Hä(d)n.
Kimpling
133, 1: Hear i = höre ich.
133, 2: Zä(r)n = Zorn.
i33, 4: rupfanö = grobleinene; Hä(d)n =
Hoden.
5.
Männliches und wei
i34
Gikate, gakate,
s Mensch hat a nackate,
da Bua hat an rauhn
lan Einötau(ch)n.
i34, 1: Vgl. zu unserer
i34, 4: einötau(ch)n
Obersteier
Nr. 59.
hineintauchen.
i35
Diendll wo hast es denn,
die blauen Strumpf die schön?
Han i di a not gfragt,
wost dein rothn Janger hast.
[39] M 5
Literatur: Dieselbe 1. Zeile mit verwandter
Weiterführung Rasplwerk 98, 12.
Vexierschnaderhüpfel wie Nr. 108.
i35, 4: Janger = Rock.
Mit „e$" meint das Liedchen in beliebter
Unklarheit die vagina; nach der ersten Zeile
bliches Glied, Nr. 131-142.
hat eine Pause einzutreten — überraschend
folgt dann eine andere Weiterführung
durch Zeile a!
i36
Diendll wo hast es denn?
dein rauchi Butterhenn? —
Han i di a not gfragt,
wost dein blaun Janger hast.
[a3o] M i5
Literatur: Kryptadia 4, 89, 47; zum Eingang
vgl. unsere Nr. 454-
i36, 2: Butterhenne = Henne ohne Schweif
(Schneller, B. Wtk 1, 3n).
i3 7
Da Bua geht zon Bachl
und wascht si ön Klachl
und s Diandl geht mit
und wascht so ön Schnitt.           Obersteier
137, 4: Schnitt = Glied.
92

i38
S Diandl hat an Rausch
wia(r) a Haus
und da Bua hat an Spitz,
wia da Stefanstua(r)m is.
Taiskirchen
Literatur: Quellen u, Forschg. 7, 4t, Nr. 6,
Str. 10; Werle 3i, 7; Deutsche Heimat 5,
S. 167, Nr. 118 (Maus u. Riß).
i38, 1: Rausch = weibl. Glied.
i38, 3: Spitz = männl. Glied.
Nachtrag Nr. io4o.
i3g
S Mensch hat an großen,
Heirathskontrak;
der Bua hat an winzigkluan,
zu gspitzten Frack.
[356] M 23
Literatur: Be itzer getauscht: Pog.-Herrm. 1,
1761.
139, 2: Heiratsk. == Glied.
1/10
Unser Diern und enker Knecht,
die heißen allzwey Lutzel,
i44 .
Z Wien in der Leopoldstadt,
wos heißt beim grün Hut:
da ist a schöni Kellnrinn,
die mitn Arsch wackeln tut.
[602] M i3i
i45
A kloans bissl ums Kenna(n)
is mein Diandl schena(r),
sie hat gar a großes Loch,
und er an rechten Stutzl.
[399] M 3i
i4i
Daust a(u)f da Maut
hängt a Schwanz ohnö Haut,
hängt a Fut ohnö Hoa(r),
wünsch a glückligs Neugs-Joah(r).
Aschach
Literatur: Erol. Volksl. i4a, 199.
14 1, 1: daust = draußen.
1 4 1 a :
Z Linz a(u)f da . . .
. . . Fud , . .
und a Beull ohnö ...
Molin
l/l2
Unser Knecht und unser Diern,
seyn a rars Paar Leutl;
sie hat gar a zottets Loch,
und er an rauchen Beutl.
[353] M 23
Literatur: Anthropoph. 3, 197, 2~0.
1/12, 3: zottet = rauh behaart.
i46
S Diandl is a(u)ffi gstiegn,
s Kida(r)l is hänga(n) blie(b)m,
s Oa(r)scha(r)l hat s abagröckt,
hätt mi boi(l)d gschröckt.
Oberes Innviertei
Literatur: Aehnliche Eingangszeilen Zschr.
f. ö. V.
i5, i3o, 5a. — Vgl. unsere Num-
mern 12; 99; 547.
6. Der Hinte
i43
Schüene Spitz an Pfoatn
und an Oa(r)sch, an broatn,
und wenn dar Oa(r)sch nit broat ischt,
•en dö Spitz umensi(n)st.
Tirol (H)
i43: Zur Sache: Dirndl muß vom Fuß auf
schön „gstaudalat" sein, das übrige Elstern-
fleisch ist umsonst, Süß 2 46«
z43, 1: an Pfoaten = an den Hemden.
i43, 4. umen$i(n)st = umsonst.
, Nr. 143~175.
a kloans bissl um s üspüa(r)n
kanns an Oa(r)sch bössa(r) rüah(r)n.
St. Georgen a. F. — Mettmach
Literatur: weniger wortreich Kryptadia 4,
ioi, io5; dieselben Schlußzeilen Raspl-
werk
99, 1; Futilitat. 1, S. i5a, i83.
i/|5a:
1: A bißl . . .
3: und a bißl . . .
Molin
93

i47
Bin hoch a(u)ffigstiegn,
han a(u)ffi gschnagglt,
i han s Deandl a(u)fgvvöckt,
hat mar an Oa(r)sch außa(r)gröckt.
Tirol (H)
1~7: Zur Sache: Dieselbe Gebärde macht
Mätzlein dem Bertschi im Ring des Witten-
weiter
10 a, 29 f, und das Mensch in Kryp-
tadia
/», 99, 97.
i48
Doscht o(b)m a(u)f da Heh
hat & a Sennin va(r)waht,
wias abar woa(rd)n is,
hat s an Oa(r)sch ocha draht.
St. Johann i. T. (H)
Literatur: Süß 161.
1/48, 1: doscht = dort; 2: va(r)waht = ver-
weht mit Schnee; 3: abar = schneefrei;
4: ocha = herab.
Altö Weiba(r), Hobö(l)schoa(r)tn
schwimman üba(r)n See,
und wann s nimma(r) schwimma(n)
kinna(n),
röckan s in Oa(r)sch a(u)f d Heh.
Taiskirchen (als Kinderreim, zur Schna-
derhüpflweise gesungen).
Literatur: Jungbauer 125, Strophe /«; Zschr.
f. ö. V. 2,
99, 43 (Kinderreim aus Tirol).
i5o
Die Alten und die Ottern,
die schwimmen aufn See,
welchi not erschwimmen können,
reckens Loch in d Höh.
[522] M 64
Literatur: Anthropoph. 6, 397, 6 (nicht ero-
tisch, aber verwandt).
i5o: In dieser Form nicht eigentlich bäurisch;
läßt seinen Stadtursprung leicht erkennen I
i5i
Jubel das war mir a Lebn;
hiez will mir der Vater kua Geld mehr
gebn,
und wann mir der Vater kua Geld mehr
geut:
so zwick i hn ins Loch, daß er jammert
und flchreyt
[662] M i32
i5i, l\\ i hn = ich ihn.
i52
Wann ma mein Vada(r)
kuan Heiratsguat geit,
da zwick i n an Oa(r)sch,
daß a Mordio schreit.
St Johann i. T. (H)
if)2 a:
3____in d Wadl
/|. . . . daß ar Elftausend schreit.
St. Martin a. d. E.
Literatur: Greinz-Kapferer, Volksl. II, 67,
3; Birlinger 93, 170; Meier 27, i4i; Deut-
sche Heimat
6, S. 26, Nr. 239 (Peitl für
Arsch).
i53
Han ein alts Weib beim Haus,
heißt Widlwumm;
steck ihr an Besn ins Loch,
jags um und um.
[392] M i33
Literatur: Aehnl. Sehlußzeilen Anthropoph.
2, 79, 62. — Eine Alte verlangt ähnli-
ches, Köhler 3o8, 34.
i54
Da Bua, der tuet eifarn,
dös kennt mar eahm an,
geh, stock eahm an Span ön Oa(r)sch,
und zünt ma n eahm an!
Tirol (H)
i54: Zur Sache: Scheint eine nicht vereinzelte
Vorstellung einer Strafart zu sein, vgl. Bir-
linger,
Schwaben II, 285.
i54, 1: eifarn = eifern.
i55
Hoi(i)zäpfldiandl, Ea(r)d&pflgredl,
nimm s bein(m) Schopf, beitl eahm in
J Schädl,
nagl eahm a Brettl a(u)ffö a(u)fn
Oa(r)sch,
halts oda(r) halts not!
Mettmach
94

i56
Holzäpflnigl, Heuschobljaggl,
laß dar am Oa(r)sch' a Brettl a(u)ffiiiaglii,
bist nit a schena(r) Holzäpflnigl,
Heuschoba (r)jaggl, du?
Tirol (H)
157
Holzhacker Jagl, Baumsteiger Gredl,
wutzl um die Tütl, beitl mitn Schedl,
Thoni, Jagl, Hiesl, Fleischhacker Jagl,
laß aufn Arsch a Brettl aufi nagl.
[44i] M 5i
Literatur: Anthropoph. 3, 199, 369 (auf das
mann). Glied bezogen); Rasplwerk <)(), t>;
Erot, VolksL i53, 2~7 (Zeile 3 = unsere
Z. l\; Z. t\ = Z. f\ von unserer Nr. 89);
i55, 260 (/i. Zeile wie Z. l\ v. Nr. 89)*
i58
In Unta(r)land, in Oba(r)land
dien die Baua(r)n dröschn,
oana(r) hat si s Loch va(r)brennt,
dö anda(r)n dien löschn.
Tirol (H)
Literatur: Dieselbe lleinibiiidung, andere 1.
Zeile, Mädel 11. Loch in der 3., Henker
für dö anda(r)n in der/|.: Wolfram S. 239,
Nr. 268. 3. -■ Simrock S. 3g3, Nr. 2Ö5
(Bettler-Lied), 3. Strophe, 1—4. mit Lite-
ratur.
169
Da bin i amal gfoah(r)n
in an gläsa(r)n Schubka(rr)n,
habts denn dös schan amal gbea(r)t,
han ma d Oa(r)schbacka(n) gfrea(r)l.
Mettmach
Literatur: Anthropoph. 3, 199, 266; Quellen
u. Forschg.
7, 45, /»o; Zschr. f. ö. V. i5,
128, 2 (Heanznland). — Dieselben Ein-
gangszeilen nachgewiesen für Gößl Zschr. f.
ö. V. i5, 186, 2; verwandt d. d. Volkslied
11, 169 (aus d. Innviertel).
160
Der Pfarrer z St. Mörten
hat Spannscheiter klobn:
aft ist n a Schiefer
ins Loch eini gflogn.
[6o4] M i34
Literatur: Erot. VolksL i~o, 191; Kryptadia
!\,
107, 137; Deutsche Heimat 6, 186
(Bauer auf der Leiten in 1., Nase in 4. Z.).
ltio, 1: St. Mörten = St. Martin; 1C0, 2:
Spannscheiter = weiche Holzscheite; klobn
=~= gehackt; 160, 3: Schiefer = Span.
iGoa:
1. Da Pfoarra(r) z ßumhofn
3. und hiatzt hat a eahni a Schiefar
/j. in Oa(r)sch einizogn.
St. Georgen a. V.
160 b:
1. Da Wia(r)t z Kobernausen
(Vgl. Nr. 120 b.)                          Altheim
161
Unser Mensch und s Pfarrer Mensch
gehn mitnand in Tempel;
der Pfarrer leckts allzwey im Arsch,
uns allen zum Exempel.
[693] M i35
162
Unta(r) da Holla(r)stau(d)n
zirpatst a Grü(U),
leck mi das Mensch in Oa(r)sch,
wenn sie nit wü(ll)!
Wcißcnbach b. Liezen (1900)
Literatur: Vogl, 85, 2/1.
162, 2: zirpatst = zirpt.
i63
D Geiß hat zwey Hörnelein,
und a vier Fuß;
Schneider leck d Geis im Arsch,
beim Loch ists süß.
[Ho]
Literatur: Anthropoph. 2, 73, i3 (Wien).
164
Drey Leyrer, drey Geiger,
drey Trommelschlaga;
friß Schuasta! friß Schneidal
leck im Arsch n Weba.
[496] M 58
i64, 1: Leyrer = Spieler.
i65
Du Spreitzbüdhsen Taschen!
Du Bachstelzen Arsch;
Du Hühnerdreck gspreitzter!
Du leck mi im Arsch!
[494] M 58
95

Literatur; EroL VolksL 147, 22a; Anthro-
poph.
3,196, 218; 3,197,231; Dunger 731.
i65, 1: Spreitzbüchse; Vgl. Spritzbüchse, An-
thropoph.
8, S. 11.
i65a
Du Springböscha-Duschn,
du Ba(ch)stä(l)zn-Hoi(l)z,
du zaundüarre Krispn,
du leck mar ön Oa(r)sch!
St. Veit i. M.
166
Du bist ja mein Schatzerl,
i han di fein gern;
so leck mi beim Tag im Arsch,
brauchst kua Latem.
[i56] M 11
Literatur: Birlinger i4i, a5; Schlußzeilen
Köhler 3o5, 28 (2); EroL VolksL 34, XI,
Strophe 8, Zeile 4; d. d. Volkslied n, 89
(Inn viertel).
166 a:
Mein Iferz und dein Her«
habn einander gern;
[680]
167
Und wennst du glaubst,
i treib mit dir Scherz:
zünd beim Arsch a Lampen an,
guck in mein Herz.
r68i] M i36
167a
Gla(u)bat vielleicht, i liab di not,
i treib mit dia(r) bloß Schea(r)z,
i zünd bon Oa(r)sch a Liachta(r)l an
und schau da treu dua(r)chs Hea(r)z.
Afritz
Literatur: Dunger a58 (andere 3. Zeile).
168
Der Teufel ist gstorbn,
und lein Mutter lebt noch;
eie schupft ihn auf d Achsel,
und blast ihm ins Loch.
[326] M i3 7
Nachtrag Nr. io4i.
169
Wann s a so rögna(n) tuat,
k s Grasn a not guat,
da wea(r)nd d Menscha(r) waschlnaß
bis a(u)fn A(r)sch.
Schmolln
Literatur: In der 4. Zeile andere erot. Wen-
dung Köhler 3o8 (36); nicht erotisch:
Dunger Str. 871; Deuhche Heimat 6,
S. 29, b, 9.
170
Da Pfoarra(r) z St. Gund
hat an Knecht, an krumpn,
hat b bau Oa(r)sch ia(u)mt,
hat in Kopf not gfundn.
St Veit i. M.
Literatur: Kryptadia 4, i3i, a64 (Gmunden,
ghalsen, Gesicht
für St. Gund, za(u)mt t
Kopf).
170, 3: za(u)mt = gezäumt, etwa die Ochse»
oder Pferde; könnte aber auch (vgl. fol-
gende) bildlich gemeint sein.
171
Da Wia(r)t z Wiestleck
hat an Sühn, an krumpn,
hat * Mensch bau Oa(r)sch angleckt,
hat koan Gsicht not gfundn.
St. Veit i. M.
Literatur: Mit kleinen Abweichungen Brot.
VolksL
127, 126; 128, i3i; i/i3, ao6.
171a
Da steiri8che Baua(r)
hat an krumpn Sühn,
hat s Mensch bein(m) Oa(r)sch ghalsn,
hat in Kopf nit gfundn.
Kärnten (H)
17a
Den narrischen Buabn
hat die Lieb a so blendt:
hats Mensch beim Arsch ghalsen,
hats Gsicht not mehr kennt.
[108] M 10
Literatur: Anthropoph. 3, 196, aao; Kryp-
tadia
4, i3a, 266; vgl. Literatur tum
vorigen.
172, 2: blendt = geblendet.
96

i 7 3
Der Taundelaun hats Geld verspielt,
der Fahrimars€h hats gwonnen;
der aufn Markt kua Geld not hat,
der darf auf Gratz not kommen.
[660] M i38
Literatur: Nahe verwandt: Erot. Volksl. i5o,
a33; Jungbauer S. i33; Birlinger i43, 35.
(Unsere Zeilen 1, 2 in der Hauptsache
als eigener Vierzeiler.)
174
Bin Igasedt ganga(n),
hau i(ch) Hundslo(ch) eingschaut,
han i(ch) Mia(r)la not gseha(n),
han i(ch) Angnas angschaut.
Taiskirchen. (Spottverse auf einen mit
einem Sprachfehler Behafteten.)
174, 1: Igazedt für Hicketsedt (Ortschaft
bei Taiskirchen).
174, 3: Mia(r)la — Marie.
174, 4: Angnas = Agnes.
175
Da dro(b)m a(u)fn Bea(r)ga(r)l
steht a schneeweißö Kuah,
wann da Wind a weng geht,
reißts iah(r) s Lo(ch) a(u)f und xua. Um
Literatur: Anthropoph. 3, 193, 171; 3, 200,
374.
7. Unreinlichkeit, Krankheit, Nr. 176-195.
176
Menscha, tanzts not so hoch!
fliegt enk der Staub ins Loch!
Laßts n nur aufi fliegn,
wem man schon aber kriegn!
[a3] M 3
Literatur: Erot. Volksl. 5a, XXIV, Strophe
8—10; Anthropoph. 2, 84, 101; 2, io3,
XLI, 2. 3; nicht erotisch: Süß 98 (Kopf
statt Loch).
176, 4: ober = herab.
177
Mein Diandl hoaßt Nandl,
hat schneeweißö Zahndl,
awa(r) grötzige Knia,
sie kann nix dafüa(r). —
Landl
Literatur: In zahlreichen Lesearten verbreitet:
Rasplwerk 69, 2; mit „schneeweiße Knia*,
Volksmund
3, 407 samt Literatur S. 169;
dazu — Eingangszeilen gleich —: Werk
«9, 3; Süß 438; 120 Tir. Lied. S. 9;
650 Sehn. 32, 69; Gundlach 365; Tiroler
Alp. L.
S. 3; Zschr. f. ö. V. 4, 18, 1. Oe.
u. M. Oböst.
S. 181. Deutsche Heimal 6,
S. 20, Nr. 257.
178
Heinerich, Zigeunerich,
wo hast du deine Frau?
Sie wascht si nit, si kämmt si nit,
sie is und bleibt a Sau.
Donnersbachwald
178: Spruch, aber der Vierzeilerweise an-
gepaßt.
*79
Die Sennerin a(u)f dar Alm,
die mä(l)kt ma mein Kuah,
sie is a(u)f und a(u)f dreki(g)
und döcht geah i dazua.
Patznaun (H)
Literatur: Werte 17, 3; l\'2, 2; Süß q5i.
179, 2: mü(l)kl = melkt.
179,   4: döcht = dennoch; geah i dazna =
geh ich zu ihr (Liebesbesuch).
180
A gscheckats Poar Oxn
gehnd bal(d) hü und bal(d) ho,
koan Nachba(r)nmensch mag i not,
stingand ma z gro(b).
Taiskirchen
180,  2: Vgl. unsere Nr. 82.
180,   4« stingand = stinken; gro(b) = arg,
stark.
180 a:
3. koann Nachba(r)nbuam . . .
Taiskirchen
181
Die söchischen Menscher
sie denken, weiß wie;
habn kohlschwarzi Tuttl
und waschnassi Knie,
[465] M 5 7
181,  1: söchischen — die aus dem Orte Söchau.
7 K r a ö 8 s: IX. Beiwerk z. Stud. d. AnthropopbyteU
97

l82
S Diandl mit da rupfa(r)n Pfoad,
dö is volla(r) Fleh,
wann s s Kida(r)l a(u)föhöbt,
hupf an s a(u)f d Heh.
U.-Braunau
Literatur: Süß i64 (andere 3. Zeile); Raspl-
werk
90, b, 2; vgl. Zschr. d. V. /. V. f\ t
198.
182 a:
1: . . . in da . . ♦
2: hat goa(r) yü(1) • . .
Donnersbachwald
i83
Bey der Köchin han i gschlafen
nur an uanzigi Stund,
An Floh han i gf angen
wie a Fleischhacker Hund.
[689] M 97
Literatur: Zschr. f. ö. V. 4, aa 9 11; dieselben
Schlußzeilen Kryptadia 4> 127, 2/»3; Pog.~
llerrm.
1, 356; Dunger Nr. 383.
i83a:
1: Für Köchin: Dia(r)ndl.
U.-Braunau
i83, 2: uanzigi = einzige.
184
Bin hoch aufi gstiegen,
han s Mensch gf ragt ums Liegen;
hat grad außi gredt:
i han Flöh in mein Bett.
[i43] M n
Literatur: Werle 2o3, 7; Art u. Unart 9, 4;
Birlinger i44, 4i; Zschr. f. ö. V. i5, 129,
a6 (Heanzen); Rotter A, a5, 4; andere
Spitze Süß a54; Volksmund 1, 99, n;
Meier 23, 117; zur 1. Zeile vgl. unsere
Nr. 9 4.
i84a:
3.  sie hat frisch außa . . .
4.  sie hätt Laus in iah(r)n Bött.
Donnersbachwald
i85
Zu diar bin i ganga(n)
bei Rögn und Schnee,
xu dia geh i nimma(r),
du hast ma z vü(l) Fleh.
Schmolln
Literatur: Zschr. f. ö. V. i5, i3a, 81; vgl.
ebda. Nr. 82; zum Eingang vgl. unsere
Nr. 881.
186
Dro(b)m a(u)f dar Heh
is a Mensch volla(r) Fleh
und a lausiga(r) Bua
kraxlt a(u)ffö daiua.
Polling
Literatur: Erot. Volksl. iaa, 101.
187
S Dia(r)ndl hat Laus am Bau(ch),
wei(l) 8 a(ll)wei(l) juckt, dö Sau,
juckt a(il)wei(l) a(u)f und o(b()
üba(r)n Popo.
Taiakirchen — St. Veit i. M. — Aschach
- Mölln.
187,  2: weil, hier einen ausgelassenen Satz be-
gründend, etwa: „was daraus zu erschließen
ist . . . (üblicher Gebrauch in volkstüml.
llede). Vgl, Nr. 187 a.
187a
S Dia(r)ndl hat Laus am Bau(ch),
wei(l)s a(ll)wei(l) kratzt, dö Sau,
hin und hea(r), a(u)f und o(b)
üba(r)n Popo.
U.-Braunau
Literatur: Anthropoph. 3, 198, Nr. 245.
188
Du alti Bumpumpel,
du zahnloses Tier,
hast Laus auf der Pumpel,
du kampelst es nie
[45a] M 56
Literatur: Zu den Eingangszeilen vgl. Anthro-
poph.
3, 192, i54; Birlinger, So sprechen
die Schwaben S. 117, Nr. 1102; Anthro-
poph.
3, 195, 211.
188,   1: Rumpumpel: Schimpfwort für altes
Weib; sonst auch Runkunkel (siehe
Nr. 189), so schon bei Abraham a Santa
Clara, Lauberhütt S. 56; Stunkunkel bei
Queri Kraftb. 93, 8.
188, 3: Pumpel = weibl. Glied.
188, 4: kampelst = kämmst.

i8g
Du altö Runkunkö(l),
du zottarats Tia(r),
hast Laus an dein Schögar,
aba(r) kampö(l)n tuast as nia.
U.-Braunau
189,  3; Schögar = Schamgegend, Glied.
190—192
190
Und i hau ma mein Diandl
as Hoi(l)i außö gatimmt,
is a dalkatö gwösn,
ia am Ba(u)m a(u)ffögstiegn.
Wia(r) i außö bin kemma(n),
schau i weit umadum,
da(r)weü schreit dar Äff aba(r):
„Da sitz i hero(b)m!" —
190,   2: gstimmt = bestellt.
190,   3: dalkatö = dumme.
191,   1: außö = hinaus.
192
S Diandl is in Hols draußt gtöasn,
d Laus ha(b)md eahm d Fruahmeß glöen,
d Fleh ha(b)md ministria(r)t,
daß so d Schwans ha(b)md all grfiah(r)t
190—192: U.-Braunau
Literatur: Dieselben 3 Schlußzeilen in einem
Tiroler Kinderreim Zschr. /. ö. V. 2, io3,
Nr. 122
Zur Sache: Dirndl auf dem Baum Oe. u. M.
Oö.-S.) S. 182 (1).
192, 2: Fruahmeß = Frühgottesdienst.
192, 3: min$tria(r)t = ministriert.
192,   4: Schwanz: Mehrzahl.
193
An Heuschneckn han i acka(r)n gsegn
mit a(r) an Pfluag
und a Fü(l)zlaus han i a schan gsegn
mit an grean Huat.
U.-Braunau
193,  1: Heuschnecke = Heuschreck.
D Fü(l)zlaus und d Beutlgschwea(r),
dös kimmt von manteln hea(r),
an Hosnschlits han i mar a nu gsprengt,
kreuisakramentl
Ranshofen
194,   1: Beutlgschwea(r) = Hodengeschwür.
Zum Unterschied zu Röhrlgschwear, Kryp-
tadia
4, S. 83, Nr. i3.
19/1, 2: manteln = mangeln, beschlafen.
Vgl. Mangelholz, Mandelholz der Wäsche-
rinnen und mantula = penis, Höfler 423.
I9 5
Unser Dirn und s Pfarrer Dirn
die brockn mitnanda Rosen;
eini hatn Teuf I in Arsch,
die andri hat d Franzosen.
[692] M 98
Literatur: Verwandt Anlhropoph. 6, 397, 5.
Anlhropoph. 2, S. 120, 5. Futililat. 1,
S. 147, i55.
195,   2: brocken = pflücken.
III. Der Leib in seinen Funktionen.
(Nr. 196-1022.)
1. Harnen. (Allgemeines Nr. 196-205, Weib Nr. 206-219, Mann Nr. 220-521
196
Und z Nachts um a zwey
habn die Katzen ihr Gschrey;
geh, Alti, sthe auf!
gehn ma wischerin oll zwoy.         [62] M 7
Literatur: Dasselbe (mit Hub u. Mensch)
Kryptadia l\, 100, 100; vorwandt Pog.-
Herrtn.
i, i3/ji (ganz allgemein; vgl. fol-
gende Var.); Ähnlicher Eingang Queri,
Kraftb. 127, 3.
196a
Um oans und um zwoa
ha(b)m dö Hahna(r) eahn Gschroa,
sagt da Mann zo san Wei(b):
„Stehn mar n(u)f glei(ch) all zwoa!"
Mettmach
Literatur: Rasplwcrk 86, /j; vom Dirndl:
Futililat 1, S. i35, 88 (1).
Nachtrag io46.
7*
99

i97
I und mein Diandl
ha(b)m a sauba(r)s Sachl,
a zsammgnaglts Bött
und oan Zudischaffl.
Donnersbach wald 1890
197,   4: Zudischaffl = Schaff (Gefäß), in
das man hineinzudlt (pißt).
198
A(u)fs Gaßl bin i ganga(n),
Wögl für Wögl,
an Brandwein hin i kriagt
in an Gsoachattögl.
Hüitau
198,  3: Wögl = Wegbin.
198,4: Gioachattögl = ZudUcbaff 1 (soachenl).
'99
Z Lins drunt bon Zapf5(1)wia(r)t,
dö hfittn a mas bal(d) zoagt,
da ha(b)ms mar ön Iluat eingsoacht,
httt mi(r)n bal(d) zwoagt.
U.-Braunau
Literatur: Queri, Erotik 47, 1.
199 * :
1. Z Pamu . . .
a. . . . mi bal(d) gjoat,
3. . . . hättn • . . . brunzt,          Arnberg
199,  4: zwoagt = „zer-weicht".
aoo—-202
300
Diendl mit der rupfin Pfoad,
hast in mein Tascherl ~gsoacht;
Eyt Eyl was ist denn das?
a Taacherl ist wascherlnaßt
[io4] M 9
Literatur: Kryptadia, 4, 108, Nr. i4a; Erot.
Volksl, n5, Nr. 5 9 .
300 a:
a. hat mar in d Taschn . . .
3.  hopps, Annamia(r)l, was is das,
4.  d Taschn is naß.                         Mölln
301
Büberll was hast hiez gtan?
schau nur mein Tascherl anl
Schau nur, wie du not lachst;
schau, daß d mirs trocken machst.
[xo5] M 9
202
Ey! Ey! Du Hascherl!
i pfeif auf dein Tascherl I
Schau, was hast du mir gtan?
schau nur mein Pfoaderl anl
[106] M 9
303
Da dro(b)mat am Bea(r)g
is guat Leinwat bloacha(n),
kann mar ent und herent
guat abi soacha(n).
Mettmach
ao3, a: Leinwat = Leinwand; bloachan =
bleichen.
ao4
In da Deantn entn
ha(b)ma a Kiar(ch)a a(u)fbaut,
ha(b)m an abrunztn Strohsack
f dar an Heilign angachaut
Salzburg
204, x: entn = drüben.
2o5
D Oacha(r), dö Soacha(r),
dö Nudldrucka(r),
bol(d) andare kemman,
mö&ssn s umirucka(n).
St. Martin a. d. E.
ao5, 1: D Oacha(r) = die Burschen aus Aich
(Ortschaft b. Haus a. d. Enns).
ao5, 3: Nudldrucka(r) = einer, der sein
Glied [Nudl] hineindrückt (vgl. Erot
Volksl.
1/46, 216; Queri, Kraftb. i53, 3).
206
Z Linz a(u)f da Brück
bleibt da Hä(ch)zatswagn stehn,
d Braut, dö steigt au(ß)a,
wei(l )s bacha(r)ln muaß gehn.
Aschach — Mölln
206, 2: Hä(ch)zatswagn = Ilochzeitswagen.
206, 4: bacha(r)ln = pissen.
207
Und Tausendmahl denk i dran,
wie mein Schatz wischerin kann;
geht außi bein Schlitz
und hat doch gar kuan Spitz.
[21] M 3
100

207a:
Tausendmal . . .
. . . brunzn . . .
außö ...
und hat koan Spitz.                 U.-Braunau
Literatur: Rasplwerk 97, 3.
307 b:
3. außar ban Kidlschlitz           »
Donnersbachwald. — St. Veit i. M.
Literatur :• Aehnl. Einganszeilen: Werte 129,
i bußin für wischerin; Birlinger 75, 71;
Meier 39, 214 (tanzen). Futilitat. 1,
S. i34, 82.
ao8
Dö graoß Dian, dös Luada(r),
rnöcht dö kloanö hunzn
und sie wött um an Zwoanzga(r),
sie kann weita(r) brunzn.
U.-Braunau
Literatur: Queri, Erotik S. 56 (im Ganzen
4 Strophen); Pointe dieselbe: Erot. Volksl.
37, XIV, Strophe 2, S. 108, 18.
208, 1: graoß Dian = große (erste) Magd.
208,  2: kloane = kleine (zweite) Magd.
209
Und hiatzt gelin ma(r) halt gehn au(ß)ö
und schaun den (in) Gspoaß zua;
und dö kloan Dian brunzt weita(r)
um a siebmazwanzg Schua(ch).
U.-Braunau
Literatur: Qucri, Erotik S. 56; Erot. Volksl.
S. 38, XIV, Strophe 3.
209,   1: gehn ma(r) gehn: gehn wir nun.
2IO
Geh oacha,
die Menscha thuan soacha,
liegn obn aufn Stallerl,
und traun sich not oacha.
[4i8] M 4a
210,  1, 4: oacha = herab.
an
A Schneeberl hats gschniebn,
a Schneeberl a weiß;
Mein Schotz hängt beim Knie vorn
ab gsteckt voller Eis.
[4*8] M 4C
211,  3: Mein = meinem.
211, 4~ d. h. von gefrorenem Harn.
212
Die söchauer Menscher
habn roti Strumpf an;
sie dürfen* nie waschen,
sie bruntens brav an.
[453] M 56
Literatur: Erot. Volksl. 114, 54; Anlhropoph.
>, 78, 5o; Pog.-Herrm. 2, 4i»; Rasplwerk
173 (überall andere Orlsiugehörigkeit). Die-
selben Eingangszeilen Volksmund 3, 5o;
vgl. folgende.
Zur Sache: Verunreinigung der Strümpfe
cacando Birlinger 99, 197; durch Erbre-
chen: Dunger Nr. 1296.
2i3
D Menschar a da Deantn
ha(b)m vveißö Strumpf an,
so brauchan s not waschn,
so brunzn s eahn s an.                   Salzburg
2i4
Unser Mensch hat Nudeigfressen,
hat sie not zerbissen;
Voran hats ins Hemmet brunzt,
Und hinten drein geschmissen.
[687] M i3g
2l5
Diandl, du, du,
tuast allwei(l) lu-lu,
tuast a s Bött cinözulln,
du Saulcda(r), du!
St. Martin n. d. E.
Literatur: Erot. Volksl. i58, 275; Anthro-
poph. 3, 200, 275.
215, 3: zulln (vgl. Zudlschaffl) = pissen.
2l6
Wenns donnert und blitzt
und s Diendl ins Bett brunzt:
so sagts, sie liätt gschwitzt,
und so sagts sie hütt gschwitzt.
[a55] M 16
Literatur: Vgl. zum folgenden.
217
Obs rögnt oda(r) schneibt,
obs dunna(r)t und blitzt,
wann d Menschar as Bött brunznt,
sngn s, so ha(b)mt gschwitzt.
Taiskirchen
101

Literatur: Kryptadia /», n5, 176; Schidrowitz
200, 1; Mautner 388, 1 (unten); Fulililat.
1, 125, Nr. 35 (andere Eing.-Zeilen). Die-
selben Eingangszeilen: Greinz - Kapferer
Volks!. II, 5, 2; Pog.-Herrm. 1, 38*; t,
1072; 650 Sehn. 100, /|o; SehÖnstnn iof>;
Vogl 53, 2.
218
Das Mensch ist a Luada,
a liederlich* Band;
sie greift auf d Prinzessin,
und brunzt mir in d Hand.
[457] M 56, 168
Literatur: Kryptadia !\, 115, 177 (andere 3.
Zeile); Futilit. 1, S. 121, Nr. 16 (andere
3. Zeile).
218, 3: Prinzessin = weibl. Glied.
219
Dös naxt hau i oanö kraxlt,
a(u)f an Schoba(r) Heu,
brunzt ma s Luada (r) gloi(ch) bau llosn-
tüa(r)l ein
als Narretei.                                (J.-Braunau
2. Flatus u. eacare
222
S Diandl is winzi(g)kloan,
kann im koan Schoaß not toan,
aba(r) an kloann Biß —
wei(l) s so kloan is.
St. Veit i. Mühlviertel
Literatur: Rasplwerk 100, a, 7; Queri, Kraftb.
96, 2; Erot. Volksl. 12/4, 109; Zschr. f. ö.
V. i5, 188, 43 (Gößl).
222, 3: Biß: so überliefert, muß aber wohl
Fist heißen.
223
I will not an Scähuasta,
an Hosenkreista,
sein Zimmer ist voll ja
von lauter Feista.
[53 7 ] M 67
223, 2: Hosenkreista = Hosenkracher.
aa3, /»: Feista = flatus.
224
Unser Alti hat a Kalti,
hat a Reiberl fürs Loch,
219,  1: kraxlt = hoschlafen.
Nachtrag io/|3.
220
IIa! ha! und ha hat
und so reiß mim not al
laß a Trümmerl noch dran,
daß i wischerin kann.
[273] M 17
220,  2: mim = mir ihn (männl. peni»).
220,  3: Trümmerl = Stücklein.
221
Wann d Stoanbö(d)mla(r) tanzn,
da tanzn eahn neun,
da muaß da Böttbrunza(r)
da Tanznwasta(r) sein.
Taiskirchen
221,  1: Stoanbö(d)mla(r) = eine Zeche, Ver-
einigung von Burschen, die aus dem Stein-
boden (Lokalname in der Gemeinde Tais-
kirchen) stammen.
221, 2: eahn = ihrer.
(Nr. 222-269).
hat gestern an Schaß gtan,
man richtn heut noch.
[682] M 92
22/1, 2: Reiberl = drehbares Verschlußstück.
Nachtrag io44
225
Doa(r)t o(b)m a(u)f n Bea(r)ga(r)l,
wo d Sunn außaspitzt,
doa(r)t scheißn drei Baua(r)n,
daß da Dröck davanspritzt.
Donnersbachwald
Literatur: Erot. Volksl. 108, 20; Kryptadia
'1, 11/1, 172; Queri, Kraftb. 93, 2; Anthro-
poph.
5, i5o, 1; als Kinderreim mit „tan-
zen" Zschr. d. V. f. V. 5, 280, 45.
225a
Zwischn dö Bea(r)gn
hats dunna(r)t und blitzt,
ham drei Baua(r)n gschießn,
daß s recht davan spritzt.
M 68                                              Mölln
102

32Ö
Doa(r)t dro(b)m a(u)fn Bea(r)gl,
wo d Fä(l)ba(r)stöck stehnd,
da scheißn drei Weiba(r),
daß da Drök davan rennt.
Linz
226, 2: Fä(l)ba(r)stöck = Weidenstöcke.
227
Hinta(r)n(ni) Bea(r)g Isl
sitzt a Franzos,
ea traut si nit z schießn
und schießt in die Hoe.
Tirol (H)
227 a:
Doa(r)t o(b)m a(u)f dein Bea(r)ga(r)l
steht . . .
Tirol (II)
Literatur: Teile davon in einem Tiroler
Kinderreim Zschr. f. ö. V. 2, 10% 95.
228
Hinta(r) da Holla (r)stau(d)u
sitzt a Krawat,
ea traut si not füara,
weil a d Hosn voi(ll) hat.
Taiskirchen — St Georgen a. F.
Literatur: Anthropoph. 2, 119, 16; 3, 193,
172; Rasplwerk 90; ähnlich Anthropoph.
9, 454, 8; Zschr. d. V. f. V. 7, i44, 52 (Bu-
kowina); dieselben Eingangszeilen Anthro-
poph.
2, 119, 23; Futilitat. 1, S. 126, 4o.
229
Hunda(r)ttausnd Ziaglschindl
und a Patza(r)l Loahm,
da Yada(r) hat a d Hosn gschissn,
ea traut si nimma(r) hoam.
St. Georgen a. F.
Nachtrag io46
23o—23i
23o
Wenns beim Fenster stehn,
so tuns a wenk losen,
und wenns an Kauscher hörn,
so krachens in d Hosen.
[5n] M 5<j
23o, 2: losen = horchen.
2S1
Und bringens den Teuxel
not eilends heraus:
so tragens den Plunder
stattn Bußerl nach Haas.
[5i2] M 59
Nachtrag io46. 1047
232
Sie(b)mazwoonzg, achtazwoanzg,
neunazwanzg, dreißg,
und s Dta(i)ndl mueß Bau (ch) weh ha(b)m,
wei(l)s a so scheißt.                       Asch ach
Literatur: Anthropoph. 3, 195, 198 (andere
3. Zeile).
233
In Nachba(ur)n sau Dia(r)n
frißt allwci(l) grean Bia(r)n
und hiatzt hats dö rät Ruah(r),
mag s koan oanziga(r) Bua.         Diersbach
Literatur: Sehr verwandte 3 Eing.-Zeilen
Quellen u. Forschg. 7, 42, 27.
233, 2: grean = grüne; 233, 3: rät = rote.
234
Zon Zaun zubö gschießn
hat schan öftar oana(r),
abar üba(r)n Zaun umö
sein Löbta(g) koana(r).
St. Veit i. M.
Literatur: Rasplwerk 68, 7.
235
Dro(b)m a(u)f dar Ahn
is guat Föda(r)nschleißn,
drent und herent
kann mar abi schmeißn.
Taufkirchen a. d. Pram
235,   2: Föda(r)nschleißn = Federnzupfen.
a35, 4: schmeißn = alte Bedeutung. (Vgl.
Schmeißfliege und Geschmeiß.)
Vgl. unsere Nr. 2o3
236
D Ka(U)narin ban Oecka(r)bräu(er)
dö steht ban Oeck hinbei,
sie scheißt iahr a(u)f d Hent
und wia(r)ftn a(u)ffö a(u)f d Went.
Taiskirchen
236,  2: Occk = Eck; 236, 4: Went = Wand.
103

a37
Unser Herr Pfarrer
ist a kreuzbraver Mann;
er recktn Arsch beim Fenster aus
und kracht wie a Hahn.
[608] M 78
Literatur: Futüitat. 1, S. 120, Nr. 10 (Pfarrer
v. Penzing).
237, 2: kreuzbrav = Steigerung von brav.
237, 3: recktn = reckt (steckt) den.
238
Gestern hat er kracht
und heut kracht er nimmer;
d Köchin hat ihms Loch zugnaht,
hiez ist r a Kapuziner.
[609] M 79
a38 f 3: zugnaht = zugenäht.
33g
Drentn ön Glöcklbea(r)g
han i oan scheißn ghea(r)t,
dea(r) hat s Lo(ch) abögröckt
bis a(u)f Steyrögg.
St. Veit i. M.
239, 1: Glöcklbea(r)g: Ort in Südbölunen.
239, f\: Steyrögg = Städtchen in Oböst.
2/I0
1 gspürs schon, i greifs schon,
hiez scheiß i ins Bett,
I hon schon an Batzen
auf d Erd abi zett.
[688] M 96
2~0, /»: zett = fallen lassen; (mhd. zetten).
s4i
Zon Mensch bin i ganga(n),
20 da Haklbau(r)n-Ua(r)sch,
hat a s Bött einögschissn
a enzlangö Wua(r)scht.             U.-Braunau
241, a: Va(r)sch = Ursula.
3~1, 3: a s = in das.
a&3
Zon Mensch bin i ganga(n),
zo da Hacklbau(r)ndia(r)n,
hat a s Bött einögschissn,
kann d Füaß nimma(r) rüah(r)u.
U.-Braunau
Literatur: Vgl. zum folgenden.
3/j2a
I geh not mehr aufi
zu s Staudenbaurn Dirn;
ist gsteckt voller Lumpen,
kann d Hachsen kaum rührn.
[490] M i4o
Literatur: Verwandt Süß 419; Pog.-Herrm. 1,
1618; Zschr. /. ö. V. i5, 119, a.
343
Annamia(r)l, du Sau, du Sau,
scheißt dö Sau goar a s Bött,
h&ttst ön Oa(r)sch außögröckt
drent üba(r)s Bött!
U.-Braunau
343, 4: drent = drüben.
344
Didlumdei, scheiß ins Bött,
hast in Oa(r)sch außögröckt,
hast denn koan Moa(r)ch in Hia(r)n,
hättst um a Söchta(r)l gschrianl
St. Martin a. d. E.
s/jfi, 3: Moa(r)ch = Mark.
2/4/,, 4: Söchta(r)l = kleiner Kübel.
245
Juhera sa sa
singt da Boder Vogl,
s Mensch hot ins Bött gschissn,
drum liegt s so rogl.
St. Archiv Hs. 660, Nr. 43.
Literatur: Kryptadia 4» 137, 23g; Brot.
Volksl. i38, 178; vgl. unsere Nr. 292.
3~5, 2: Boder = Bader; Vogl = Name.
2~5, 4: rogl = unruhig.
246
Diandl, scheiß hear af mi
odar i scheiß hin af di,
oans muaß nu dröcki(g) wea(rd)n,
du odar i.
U.-Braunau
247
I und mein altes Aas
Hausen sehr übel;
sie scheißt ins Butterfaß
und i in d Kübel.
[6 9 4] M 99
im

Literatur: Anthropoph. 2, 80, 64; Erot.
VolksL
126, 1~4; Birlingcr i3o, 351;
Kryptadia 4, 122, 212; Zschr. f. ö. V. a,
io4, i32 (Tiroler Kinderreim); verwandt,
nicht skatologisch Hörmann ig3, 29.
a48
Du Dienerl, wart! wart!
und so bleib a wenk stehn,
i scheiß dir ins Zögerl,
kannst glei wieder gehn.
[349] M 16
Literatur: Volksmund 3, 2$$; Rasplwerk 102,
b, 4; nicht skatologisch: Rebiczek, S. 76
(Kindervers).
a48, a: a wenk = ein wenig.
248, 3: Zögerl: kleiner Korb.
a49
Dort obn aufn Bergcrl,
dort singt der Guggu;
scheißt eini ins Körberl,
schreyt aber: papp dul
[28a] M 17
a49» 4: ober = herab.
a5o
S Dia(r)nd) geht abö,
scheißt einö in Ba(ch),
in Bua(b)m, den faßt d Sehnsucht,
schwimmt in Dröck na(ch).
U.-Braunau
aSoa:
s Diandl geht üba(r)n Stög
und scheißt ön Ba(ch)
da Bus, volla(r) Sehnsucht,
Molin
Die beiden Vierzeiler Nr. 2 5o u. a5i sind
obneweiters als nicht dem Landvolk ent-
sprossen su erkennen; abgesehen von der Art
der Skatologie, die nicht bäurisch ist, sind die
Ausdrücke „ergreift" (260 b, 3) und „faßt d
Sehnsucht" (25o, 3) auf städtischem Boden
gewachsen; die 2 "Vierzeiler erinnern vielmehr
an Kasernenskatologie.
aöob
S Diandl hat gschissn,
hat gschissn in Ba(ch),
in Buam ea(r)greift d Sehnsucht,
ea schwimmt in Dröck na(ch).
Knittelfeld
25oc:
3.  . . . packt . . .
4.  schwimmt . . .
Aschach
Literatur: Anthropoph. 2, 91, i34; Qaeri, 9a,
5; Rasplwerk 100, t, 8; Rotter A, 16, 7
(vgl. überh. die dort angeführten „Scheiß-
gsangl", A, 20, 6-—11); Anthropoph. 2,
83, g5; 2, 119, i5; 3, 195, 196; 9, 455, 24.
a5i
S Diandl geht abö\
scheißt einö ön Inn,
da schreit da Dröck au(ß)a:
„Mit mia gehts dahin."
U.-Braunau
261, 1: abö = hinunter.
251,  2: einö = hinein.
a5a
S Diandl hat ön Kidl gschissn
und a d Pfoad a(uch),
hat iah(r) d Muattar a Pritschn gö(b)m,
aft laßt s an Schoaß a(uch).
St. Martin a. d. E.
Literatur: Kryptadia 4. 116, i83; mit
„soachen" Erot. VolksL 121, 95; Queri,
Kraft b. 76, 1.
252,   2: a d --- in die.
25a, 3: Pritschn = Schlag.
a53
D Wia(r)tin in Riad
hat in Kidl gschissn,
hat an Landla(r)bua(b)m gnumma(n),
zon Oa(r)schauswischn.
Taiskirchen
Literatur: Verwandte Pointe: Futilit. 1,
S. 129, 56.
253,    1: Riad = Ortschaft (Breiten-Ried)
bei Taiskirchen.
253, 3: Landla(r)bua(b)m: siehe Nr. 23.
2 W
Alti, wannst gschissen hast,
wisch da s Loch aus
und, wannst kua Papier not hast,
nimm nur glei di Faust.
[675] M 90
Literatur: Als Kinderreim vom „Jäger hin-
term Haus" Zschr. d. V. /. V. 7, i43, »5
(Bukowina); dieselben Eingangszeilen ab
105

Unterlegung zur Zapfenstreichmelodie An-
thropoph.
2, 99, XXXV; über unterlegte
Texte zu militär. Signalen vgl. Zschr. d. V.
/. V. 16, 81 ff (mit Literatur).
254, 2: da s = dir das.
!*55
I) Landla(r), dö Bandla(r)
dö sakrischn Hund,
scheißt an iadar an Ha(u)fn,
wögt an iada(r) neun Pfund.
Taiskirchen
2 55: Spottschnaderhüpfl auf die Landler,
vgl. Nr. a3 u. 253.
a55, 4: wögt = wiegt; an iada(r) = ein jeder.
a56
Dort obn aufn Bergerl
steht a Häusel neu deckt,
da seyn aiebn alti Weiber
beim Scheißen verreckt.
[677] M 91
250, 2: neu deckt = neu eingedeckt.
2Ö7
Hesasa gschissen,
wenns Loch verfroren ist; —
wie wirds denn not stinken,
wenns aufentleint ist?
[343] M 21
Literatur: Anthropoph. 3, 194, Nr. T90.
2i>7, 4: aufentleint. = aufgetaut (nihd. cnt-
linen).
2 58
Du, Diendll vvennst willst?
und so mach nur glei auf;
und eh i lang warten tua:
schmeiß i dir drauf.
[725] M 117
25g
Dö Mö(r)schbacha(r) Knecht
össn roggenes Ko(ch),
drum wea(rd)n s eahn a alli
sehen brockat bein Lo(ch).
Donnersbachwald
Zur Sache: Knollen oder Bollen als Zeichen
der Unreinlichkeit Volksmund 3, 277;
Werte 49, 8; Queri, Kraftb. 90.
259, 1: Mö(r)schbacha(r) = Hausname in
Donnersb.
269, 4: brockat: sie haben Brocken am After-
haar.
Nachtrag ro48.
260
Unsar alts Häuslwei(b)
hat an braun Flock,
sie hat gmoant, is a Safran,
daweil is s a Dröck.
U.-Braunau
Literatur: Dunger 123 (verwandt).
261
Wennst a Kuahdia(r)n wü(ll)st lia(b)m,
muaßl an Kuahdröck einschia(b)m,
daß d a Ausweisung hast,
wenn s di fragn a(u)f da Post.
Tirol (H)
Literatur: Süß A92; Erot. Volksl. 119, 84;
Rasptwerk 5, 7; vom Holzknecht, nicht
skatologisch Werte 59, 8; vom Roßknecht,
nicht skatologisch: Deutsche Heimat 6,
S. 27, Nr. 343.
262
D Sau hat an größn tan,
geh, Lippl, la(u)f davan!
d Lena schaut a nu so gschröckt,
hat si in Saudröck va(r)stöckt.
Taiskirchen
262,    1: an größn = einen großen (seil,
flatus).
263
Entahai(lb) Stög
steht a Hafa(r)l voi(U) Drög,
is a Löffö(l) dabei,
kannst össn da(r)wei(l).
Schmolln
263,   1: Stög: Ortsname.
263, 2: Hafa(r)l = kleiner Häfen.
264
Ein schöna warmer Kühdreck
ist Winter und Sommer gut;
in Winter zu a Schlafhaubn,
im Sommer zu an Hut.
[370] M 27
Literatur: Erot. Volksl. 107, i3; FutilitaL 1,
S. 89, Str. 1.
106

u64a:
a, Dea i$ ja goa(r) so guat,
3. in Winta(r) füar an Brustfleck . . .
Knittelfeld
Literatur: Zschr. /. ö. V. 4, 296, a5 (Mürx-
tal).
a65—266
a65
Heunt auf d Nacht kimmt mein Mann,
i wart ihn schön auf;
Hind und Fuß bind ihn isamm,
d Augn stich i hn aus.
[4i4] M 4i
a65, 3. 4: ihn = ich ihm.
~65, 3: ztamm = lusammen.
266
Sperren in die Hühnersteign,
futtern mit nackter Kleybn,
nackti Kleybn, Hühnerdreck,
gelt Mann, s hat dir gschmeckt?
[4i5] M 4i
Zur Sache: Der Inhalt der Eingangszeilen
auch Quellen u. Forschg. 7, /|5, l\!\.
266, 1: Sperren = sperre ihn,
atiti, 2: futtern ~- iutiore ihn; Kleybn -----
Kleie.
Nachtrag 10/19.
267
Wo seyn die schön Menscha?
beym Schmeißhäuslfensta;
3, Menstruation
270
Dö Kea(r)schn hand zeitö(g),
dö Kea(r)schn hand süaß,
mein Diandl hat nasnblüat t
-------zwischn dö Füaß.
Aufritz
Literatur: Anthropoph. 9, /|5/i, 17; Queri.
Erotik /|0, C; zu den Eingangszeilen vgl.
unsere Nr. 5C.
270, 3: nasnblüat t = aus der Nase geblutet.
du, narrischer Bua,
gehst den Schmeißhäußl zua.
[704] M 106
26S
Uebar und üba(r), übar und üba(r),
gibt ma mein Vada(r) sScheifihftusl üba(r),
Diandl, heiröcht ma xsamm,
ha(b)m an sehen Unta(r)standl
U.-Braunau
»68 a:
1. Uebar und üba(r),
3.  putz i ma s saubar aus, saubar aus
4.  han i ar a sehen» Haus.
St. Martin a. d. E.
Literatur: Queri, Erotik 4i, 5; Rasplwerk 75,
b, 1; Zschr. f. ö. V. i5, i3o, t\g; i5, 189,
268 b:
3. mi(t) n Da(u)m mal i ma s aus,
!\. (wie Nr. 268 a).
U.-Braunau
268 b, 3: f)a(u)m = Daumen.
269
I hear oan singa,
i hea(r) ja oan roi(ll)n,
dea hat ba n Wia(r)t z Wipfing
in Scheißkacha(r) gstoih(l)n.
Polling
2G9, 1: hear =? höre.
269, 2: roi(ll)n = rollen.
2G9, /i: Scheißkacha(r) = Nachttopf.
(Nr. 270-271).
271
Drunta(r) da Weana(r)stadt
sitzt an alts Wei(b) am Rad,
spinnt eahni an Schuasta(r)draht,
wei(l)s koan meah(r) hat.           Diersbach
Literatur: Volksmund 3, i65 (mit anderer
t\. Zeile); daselbst Verweis auf Schachert
78, 1/1; dazu 650 Sehn. 127, 20; Fiaspl-
werk
35, b, (\. Vgl. unsere Nr. io3.
271, 3. l\: Schusterdraht spinnen usw. be-
deutet hier, das Weib hat die Wechsel-
jahre hinter sich.
Nachtrag io5o.

4. Der Geschlechtsakt im weitesten Sinne (272—1032),
A. Voraussetzungen (Nr. 272—577).
a. Reifen des Entschlusses (272—281)
mein Schatz is saugrantö(g),
272
Hin a so, her a so,
doan denn not meahr a so,
soll denn grad i alloan
not a so doan?
Tirol (H)
Literatur: Volksmund 3, 81, mit Literatur
[Anthropoph. 2, 88, 119; Reiterer, Gsangl,
9, 2]; dazu noch: Reiterer, Ennstalerisch,
S. io4; Schidrowitz 197, 5.
272, 1: Andeutung der Bewegung beim Bei-
schlaf.
Nachtrag io5i.
273
Mein Yater und Mutter
die lieben sich recht;
i wirs a so machen
mit unserm Hausknecht.
[176] M 19
Nachtrag 1072.
374
I han amal hamma(r)n gsehgn
a(u)f(r) a Bua(rd) Wit,
wann i wiedar amal hamma(r)n siach,
hammar i mit.                           Taiskirchen
Literatur: Pog.-Herrm. 1, 254; i> "28
(überall pistn für hamma(r)n); Werte
i85, 5; Hörmann 216, 53; Quellen und
Forschung.
7, ~8, i3 (bempcrn); ähn-
lich mit wixn: Ztschr. f. ö. V. 4, 296, 2 3
(Steierm.).
274 a, 1 u. 4: buda(r)n für hamma(r)n.
Taiskirchen
274, 1: hamma(r)n = begatten.
274, 2: Bua(rd) Wit = Bündel gehackten
Attholzes.
274, 3: siach == sehe.
274 b:
1: . . . bstn ghert,
bttn bein Zaun.
und wann i no(ch) amal bstn her,
gehn i glei(ch) schaun.
Mölln
wia wa(r)s, wann i n Haß.
Taiskirchen — St. Georgen a. F.
Var. 275 a:
3: ... wann i s ließ? (der Bursch über-
legt, ob er das grantige Dirndl nicht besser
fahren ließe).
Literatur: Hörmann, S. 299, Nr. 74; Art 11.
Unart, S. 4 (4); Mautner, S. 35o, 7; Süß,
S. 209, Nr. 402; Schidrowitz 199, 3 (über-
all im Sinne der Variante).
275: Zur Sache: 3: = wie wäre es, wenn ich
mich ihm hingäbe?
Dieser Vierzeiler wird stets unerotisch aufge-
faßt (== wenn ich ihn [fahren] ließe).
Anlaß dazu geben wohl auch die nicht
erotischen Lesarten (siehe oben). Der Sinn
ist aber: das Mädchen überlegt sich's, den
Schatz durch Gefügigkeit heiter zu stim-
men.

276
S Diandl hat gsagt,
sie brauchat an Knecht,
sie hat Hoi(l)z ba da Went,
war iah(r) s Aufhockn recht.
St. Johann i. T. (H)
Hoi(l)z ba da Went = hohe Brust.
aufhocken = zum Beischlaf.
t. M.
276
S Biar is gallhanW(g)
und da Brandwein is süaß,
276, 3:
276,  4:
2 77 #
S Dia(r)ndl, das vvissats gea(r)n,
wia da Gspoas geht
und i mach iah(r)s aft vüa(r),
daß sie s vo(r)steht. — St. Veit
277,  2: Gspoas = Spaß.
277, 3: = ich mache ihr es dann vor.
277,   4* vo(r)steht = versteht.
278
S Diandl hat gsagt, hat gsagt:
„Heunt wa(r)s not aus,
heunt wa(r) da Bua ban Zeug
und hatt koan Rausch!" — Taiskirchen
278,  2: = heute wäre der Augenblick günstig,
dem Schatz willfährig zu sein.
278, 3: bau Zeug = fähig zum Geschlechts-
akt.
108

a 79
S Diandl hat ja gsagt,
an Seufzer hat s tan,
aba(r) heunt solls nu gschegn,
wann 8 nu migli(ch) sein kann.
279, t\: migli(ch) == möglich.
Taiskirchen
a8o
S Diandl is jung an Joah(r)n,
is nu not guaglt woa(r)n,
heunt a(u)f d Nacht bü(l)dt s eahma ein,
gnaglt muaß s sein.
Taiskirchen
Literatur: Volksmund 3, 27a (ohne Literatur;
daiu: Rotter A 4, 1; vgl. A 4 v; dieselbe
1. Zeile Mautner 35g y 12.
280 a:
a: is nu nia danglt . . .
4: danglt , . .
Taiskirchen
280, a: gnaglt = genagelt.
280, 3: bü(l)dts eahms ein = bildet sie sich
es ein.
280 aa, 1 u. 4: . . . gvöglt . . .
Mölln
281
Wann i wissat, daß s woah(r) wa(r),
daß d Kä(ll)narin koan Noa(rr) wa(r),
gang i hin a(u)fn Stall
und probierat s amal.
Kimpling
Literatur: Kryptadia 4» 85, 26 (mit anderer
a. Zeile).
281a
Won i wissen tat, dos war wa
Und Dirndl kon Narr war,
Gang i eine in Stall
Und that irs amahl in Stall.
Archiv 1110, Nr. 28
281 a, 1: dos = daß es.
281b
Wann i wissn thät, daßs wahr war,
daß mein Schatz a Narr war;
so ließ i ihn fahren
den narrischen Narren.
[5a5] M i4i
Literatur: Hörmann i53 t 5i (mit anderer
4. Zeile).
b. Der Verkehr ein Bedürfnis (Nr. 282—345).
282
Gabs koan Wia(r)tshaus, koan Bräuhaus,
koan sehen Buam a(u)f da Wölt,
hätt ma(n) gwiß lauta(r) Jungfraun
und in Beudl voi(ll) Gold.
Gurktal (1881)
Literatur: Vom Standpunkt des Buben aus,
im Kerne sehr ähnlich: Süß 479; Werle
5a, 3; Hörmann 281, ig; 600 Sehn. Nr.
3a5j Nr. 470; 650 Sehn., S. 98, Nr. 16;
Deutsche Heimat 6, S. 28, Nr. 354.
283
Dö Katzn in Mea(r)zn
und d Schwoagrin a(u)f dar Alm
ha(b)md alli oan Krangat,
brauchn alli oan Salm.
Weißenbach b. Liezen um 1900
Literatur: Süß Nr. 673 (unwesentlich ver-
schieden); Futilitat. 1, S. i64, 219.
283, 1: Mea(r)zn = März.
a83, 3: Krangat = Krankheit.
283, 4- Salm = Salbe; hier: gegen das Fie-
ber der Begierde die Befriedigung.
284
Mein Hea(r)z is zwieschneidi(g)
als wia(r) a Stilet,
mein Li ab is so groß,
daß da Rauk davangeht.
Mettmach
28/i, 1: zwieschneidi(g) = zweischneidig.
284,  4: Rauk = Rauch.
285
Und so han i not an guten Siechstminöt?
denn du hästn gern und du kriegstn nttt;
denn du wirstn schan a Mahl kriegn,
wenn ma d Kniescheibn werdn schiebn.
[38 7 ] M 142
285,   1: Siechstminöt = „Siehst mich nicht"
(= m&nnl. Glied).
109

2 86
Drenta(r )da Doana(u)
is s ja not so wia da,
da la(u)fn da d Madl
mit da Rahmsuppn na(ch).
Scharding
Literatur: Rieder Sonntagsblatt v. i/|. XI.
1913 (Innviertel), von den Weibern über-
haupt.
286, /»: Rahmsuppn = hier Anspielung auf
die Begehrlichkeit; vgl. unsere Nr. 3ig.
287
Z Salsbua(r)g und z Laufn
gibts Menscha(r) gani Uaufn,
aba(r) not na(ch) da(r) Wahl
wia bei uns 1 Reicha(n)hall.
Taiskirchen
287,   1: Salzburg, Laufen; !\: Reichahall
(= Reichenhall) = Orte (in Salzburg,
Baiern).
Nachtrag io53— io54, io55, io56.
288—389
288
Ei ja, an Menscha(r)stoi(l)z,
den kenn i recht,
just bon Tog, sogg s ös na,
is a jeda(r) z schlecht.
288,  3: na = nein.
289
Boi(l)d dö Nacht unkimmt,
va(r)loßt s da Muat,
a jeds Krippnnnndl
war iah(r) guat.
288—289, St. Johann i. T. (H)
289,  1: boi(l)d = sobald.
289, 3: Krippnmandl = kleine Figur, wie sie
bei der Weihnachtskrippe zu sehen ist;
dann jeder kleine, unscheinbare, schwäch-
liche Kerl.
Literatur: Auf den Buben gemünzt: Futilitat.
i, S. 139, 109 (1 u. 2).
290
S Diandl is winzi(g) kloan,
kann goa(r) so empsi(g) toan,
erapsiga Dreck,
wögn was heiratst denn not.
Diersbach
390: Zur Anlage vgl. unsere Nr. 222.
390, 2: empsi(g) toan = emsig sich umtun:
hier: tan im allgem. erotisch, nicht unmit-
telbar für Liebe genießen.
S Diendl ist winzig kluan,
halsen kanns gleiwohl schuan;
Halsen und Bußlgebn,
das ist ihr Tausendlebn.
[i5a] M i43
291, 2: schuan = schon.
292
Der Guggu im Wald
ist a schöner Yogi;
s Mensch wart aufn Buabn,
und drum schlafts so rogl.
[335] M 20
Literatur: Hörmann 244» 9; Süß 969; Queri,
Erotik, 112, 7; vgl. unsere Nr. 245.
293
S Diandl is jung und kloan,
hockt a(u)f an Denglstoan,
dengln tats a schan gea(r)n,
wenn s nit tat auf mar wea(rd)n. Tirol (H)
Literatur: Jungbauer, S. i4u (andere 4. Z.),
mit Literatur; datu noch: Rasplwcrk 99,
10; Kryptadia 4, 102, n3 (in der 4* Zeile
grobes Mißverständnis: „wenns neamd ihr
tat wehrn"
statt „ . . . inn tat s werdri\
d. h. erfahre; ebenfalls andere 4* Zeile:
Anthropoph. 2, 102, u3; 3, 19/i, 189.
293, 4: auf mar = mhd. üfmaere, kundbar.
~94
Wann s Diandl saubar is
und is no(ch) jung,
dea(r)f da Bua fleißö(g) sein,
sunst kimmt a drum.
Taiskirchen — Kimpling
Literatur: Sehr verbreitet; statt fleißig in Z. 3
auch lustig, pfiffig u. a.; Volksmund 3,
S. i48, zu Nr. 161; ebenda Nr. 349; dazu
Werte, S. 337, 1 (Tanzlied); Volksmund
1, 102, 4; Schönstein Nr. 10; Nr. 88;
650 Sehn. 25, 16; Tir. AlpenL, S. 56; 120
Tir. Lied.,
S. 91, b, 1; Ztschr. d. V. /. V.
7, 210 (Tirol); Ztschr. f. ö. V. 4, i5, 4
(andere 1. Zeile, Iglau); D. d. Volkslied
i5, 11 (Steiermark).
29~ 3: fleißö(g) sein = sich fleißig mit ihr
beschäftigen.
110

ag5
Ist der Bua noch so kluan,
muß er sein Arbeit tuan;
beim Tag muß er Scheiter kliebn
und z Nachts muß er Menscher liebn.
[444] M i44
Literatur: Volksmund 3, 271, mit Literatur,
S. i53; Jungbauer, S. i43, mit Verweis auf
Fromann 5, 510, 7.
ag5, 3: Scheiter kliebn = Höh spalten.
296—297
396
Hat einer a Diendl
und ist a wenk schön;
so muß er die Wochen
dreymal zu ihr gehn.
[53i] M i45
Literatur: John E. t S. 220, Nr. 93, 1—4
(sehr nahe verwandt).
*97
Und geht er not dreymal,
so schauts ihn wax an;
han, Böbell was hast in der
Pfingstog-Nacht gtan?
. [53a] M i45
Literatur: Verwandte Anlage Werle 84, 6;
Queri, Erotik, in, 8.
297, 2: wax = scharf, streng.
297,  3: han = Fragewörtchen.
a 97» 4: Pfingsttag = Donnerstag.
298
Dö Bau(r)n ha(b)md guat hausn,
d Vögl scheißn eahn u(u)fs Da(cli),
d Menscha(r) lassn so mausn
und fragn an Scheißdröck dana(ch).
U.-Braunau
298,   3: mausn = beschlafen.
2 99
Hiatzt han i mein Diandl
an Kidl ea(r)scht ka(u)ft,
wei(l) s mar ai (11)weil in Hemat
füa(r)s Fensta(r) hea(r)la(u)ft.
U.-Braunau
299: Zur Sache: Gelegentlich fordert aller-
dings der Bub, der Schatz möge im Pfoadl
zum Fenster kommen, vgl. Werle 34, 3;
Süß 178, 12; Queri 111, 5; Reiterer, Wald-
bauernblut, S. 79.
299,   3: Hemat = Hemd.
3oo
S Dianl is schwo(r)z und braunÄugalat,
nett wia(r) a Täubin schaug s hea(r);
boi(l)d i ban Fenstar an Schnaggla(r) tua,
wutzlt s an Pfoadei dahea(r).
St. Johann i. T. (H)
Literatur: Hörmann 213, 43 (geringe Abwei-
chungen); Werle 187, 7; Queri, Kraftbayr.,
S. 114, 1; Queri, Erotik, S. 37, 1 (mit an-
derer 4- Zeile); Pog.-Herrm. 1, 182;
Schidrowitz, S. 182, 3. Zum Thema vgl.
noch Werle 191, 7.
300,  2: schaug = schaut.
3oo, 3: Schnagglar = Schnalzer.
3oi
Da Grimma is gspitzat
und intn is a broat
und d Moschtinga(r) Menscha(r)
sand ge(r)n in da Pfoad.
St. Martin a. d. E.
3oi, 1: Grimma = Grimming, Berg im steir.
Ennstal.
3oi, 3: Möschtinga(r) == aus St. Martin.
3o2
A Wassa(r)l wia seicht da(r)wöll,
macht oft an Schwall,
is s Diandl wia keusch da(r)wöll,
wagt sie s amal.
Taisküchen
Literatur: Rasplwerk 98, 1; dieselbe Anlage,
nicht erotisch Süß l\zo.
3o2, 2: Schwall = Schwellung, Wogenschwall.
3o3
S Diandl hat oane,
wo da Wind au(ß)ageht,
sie brauchat halt oan,
den(m) a alleweil steht.
Kimpling
Literatur: Queri, Kraftbayr., S. 7/4 (mit zwei
Strophen); ebenda S. 62; Volksmund 3,
263 (spricht die Eigenschaft dem Buben
bestimmt zu).
3o3 a, 3: . . . halt an Buam.
U.-Braunau

Literatur: Erot. Volksl. 118, 78.
3o3, 2: Vgl.: „Das ist eine, wo der Wind
herausgeht" (= Hexe). Leoprechting,
S. 296.
3o3b:
3: sie hat gea(r)n an Buam,
4: dem ear alleweil — halt
5: in a kreuzsauba(r)s Diandl
6: va(r)liabt ma si bald.              Mölln
3o4
Wann i wiedar a(u)f d Wä(l)t kimm,
wiar(d) i a Bindar a(u)fn Land,
mach dö Diandln an Bo(d)m ein,
wei(l) s sinst goa(r) koan ha(b)md.
St. Georgen a. F.
3o/i, 4« keinen Boden haben = nicht genug
bekommen können; zum Bilde s. S. 52.
3o5
S Diandl is jung
und hat gmoant, i bring s um,
und sie habat ma stad
wann i s glei(ch) umbringa(n) tat.
Kimpling — Mölln
Literatur: Schärdinger Heimat 1910, i33, 7;
Rieder Sonntagsblatt 1913 (i4- XL).
3o5, 3: habat ma stad = hielte sich [mir]
ruhig.
3o5, 4: tot = täte.
Nachtrag 1067, io58.
3o6
Dö Muatta(r) sagt, i sol n wöcktoan,
den Wötzstoan,
und s Diandl sagt, i soll n ghaltn,
den Wötzstoan, den altn.
Tirol (H)
Literatur: Erot. Volksl., S. 60, XXX, Strophe
2; Kryptadia 4, 88, 38; Meier 57, 319;
unser Vierzeiler faßt zusammen, was Queri,
Kraftbayr., S. 71, in 2 Strophen gibt;
Oe.-u. M., Tir., Vor., S. a58, in der 2.
Hälfte ähnliche Strophe, die als Necklied
auf einen säumigen Mäher gesungen wird.
307
S Diandl hat gheirat
an Bäcka(r)lippl,
wögn was s n hat gheirat?
Wögn an Wöcknzipfll                Kimpling
807, 2: . . . . lippl von Philipp, verächtlich.
307, 4: Wöcknzipfl = männl. Glied.
3o8
Daß-d Menscha(r) sauba(r) sand,
dös macht da Glanz,
und daß s dö Buam gca(r)n ha(b)m,
dös macht da Schwanz.
St. Veit i. M.
3og
Diandl, wia wa(r) da denn,
wa(r) da denn guat,
wannst an söll(ch)an Buam hättst,
dea da goa(r) nix tuat?
Kimpling
3o(j: Zum Thema vgl. unsere Nr. 667.
3io
Diandl, wia denkst da denn,
wann mar ausananda(r) gehn?
I denk mar allemal,
heunt is s nu z bal(d). —
Land!
Literatur: Dieselbe Anlage, mit anderer Spitze:
Werle 2o5, 3; ähnlich, nicht erotisch,
Werte 2o5, 2; Volksmund 1, 71, 5; Quel-
len
u. Forschung 36, LI, 7; Gundlach 86;
Pog.-Herrm. 1, 384; />. d. Volksl n,
i83; 18, 49; Vogl 7a, 82.
3ioa:
2: soll mar . . .
4: hiazt ....
St. Georgen a. F.
310, 4: nu = noch.
Nachtrag 1069.
3n
S Diandl hat mi(t)n Foah(r)n a Freud,
foah(r)n tan d Zigeutia(r)leut,
sie soll an Fiaka(r) Ha(b)m,
dea kann s brav füah(r)nl
Taiskirchen
Literatur: Süß aoi, Nr. 3oi (im Wesen
dasselbe).
3n, 4: brav = fleißig.
3i2
S Dia(r)ndl hat gsagt,
a(u)f den Buam gibt s eahm acht,
dea(r) hat ban Tag ar a Schneid
twia ba da(r) Nacht.
Taiskirchen
112

Literatur: Dasselbe sagt der Bub vom Dirndl
bei Süß 190, 174»* Grcinz-Kapferer II,
78 (2); Werte 27/i, 3; Queri, Kraftbayr.,
119, 1.
3i3
Hokoschmid, Hokoschuiid
Kinan gut pschlagen,
Drum will holt a nirtz Dirntl
An Hokaschmid hoben.
Archiv 1110, Nr. 122
3x3, 1: = Hackenschmied.
3i3, 3: a nirtz = ein jedes.
3i4
Da Hoanzlbenk band d Füaß von and (er),
va(r)zwickt möassn s wea(rd)n,
3 Diandl hat koan guatn Zahnd ön Mäu(l),
lautar alt Schea(rb)m.
Taiskirchen
341, 1: Da = der (3. Fall des Femin., Ein-
zahl); Hoanzlbenk = Heinzelbank, eine
Vorrichtung zum Einklemmen von Holz-
stücken, die mit dem Reifmesser bearbeitet
werden; hier: weibl. Glied.
3i4, a: verzwickt = verkeilt.
Die Eingangszeilen drücken die Begehrlich-
keit des Mädchens aus; zu Hoanzlbenk
vgl. in diesem Sinne unsere Nr. 356; 544;
545; zu „Füaß vonand" unsere Nr. 318,3.
3i5
S Mensch von der Stadt Prespurg
geht auf Wien herzua,
sagt: Im Findelhaus, da war» a not aus,
wann ma nur alli Tag
an guten Schuster hat,
der uns nahat mit an dicken Draht.
[710] M 109
3i5, 3: wars = wäre es; aus = schlecht.
3i5 # 6: nahat = nähen würde (nähen =
beschlafen).
3i6
S Diandl is winzi(g) kloan,
sagt, ös kann nit schlafn alloan,
jetzt han i iahr an Brandwein gö(b)m,
aft is s wohl glögn.                    Tirol (H)
Literatur: Im Wesen dieselben Eingangszeilen
Pog.-Herrm. 1, 1267; 1, 1288; Quellen
u. Forschung. 7, 37, LTI, 5 (allerdings an-
dere Situation f. Schluß).
317
Mein liaba(r) Herr und Gott,
schick mar an Nagaistock,
dear a(u)f zwoa Füaßn steht
und mit inia schlafn geht!          Tirol (H)
Literatur: Werte 29, 8; Pog.-Herrm. 1, 9;
Ztschr. f. ö. V. 4, 3i; Erot. Volksl. 116,
65 (ohne Literatur).
317,   2: Nagaistock == Nagl(Nelken)stock.
3i8
Die söchauer Menscha
laßn immer rinnen;
habn d Fuß schön vonanda
und — gschwind ist er drinnen.
[5o 7 ] M 58
Literatur: Aehnliches von den Graierinnen
Anthropoph. 3, 176, LIX, 1.
318,  3: habn = halten.
3i 9
Mein Schatz ist a Kellnerin,
ist immerfort naß,
weils alliweil pritschelt
und watschelt beim Faß.
[598] M 76
319: Zur Sache: Als unrein gilt die Kellnerin
auch bei Werte 55, 6.
319,  2: Als Zeichen der Begehrlichkeit.
320
S Diandl hat a ledaras Lo(ch),
heunt macht s es wiedar a so,
gösta(r)n a(u)f d Nacht
hat s es a(r) a so gmacht.
Arnberg — Kimpling — Taiskirchen
Literatur: Erot. Volksl. 116, 64; i54, 25i;
Rasphuerk 97, 8.
320 a:
1: Annamia(r)l, du ledaras Lo(ch),
2: machst ma s heunt schan wiedar a so,
Diersbach, U.-Braunau
320,  1: ledaras Lo(ch) = ledernes Loch, d. h.
sie ist schwer zu befriedigen; Loch hier
auf keinen Fall After, wie Blümml, Erot.
Volksl., S. 116, meint, sondern Glied.
321
S Diandl is kloan va(r)draht
wia dö ganz Wä(l)t,
da(r) Bua hat san Gsund va(r)tan
und daba s Gä(l)d. Landl — Kimpling
8 K ra n s 1: IX. Beiwerk z. Stud. d. Anthropophyieia

3ai, 3: Gsund — Gesundheit; va(r)lan ■■■=
vergeudet.
3a i, 4- daba = dabei.
Var. 3a i a, 3: . . . . eahm in Gsund . . .
Landl
322—323
322
Und iwey Maße! Haber,
und swey Maßl Wicken;
Gott wird mir ja wieder
a Bubi schicken.
[263] M 120
Literatur: Aehnlich aus dem Munde des Bu-
ben Volksmund i, io5, i.
3s3
Und schickt er mir kuans:
so schau i mir um uans;
nit um gar a großes,
not um gar a kluans.
[264] M 120
324
Dreymahl Kart ichs gwagt,
und droymahl wag ichs in;
i schmeiß auf mein Jungfernschaft!
hin ists a so.
[334] M i46
325
S Diandl hat juche gschrian,
is denn koa Bua zou kriagn,
is denn koa Bua so guat,
dea ma was tuat?                     Taiskirchen
Literatur: Pog.-Herrm. i (i), 6oi; Queri,
Erotik, 44, 4; Anthropoph. a, 77, 4i;
Ztschr. f. 6. V. i5, 139, 3i.
325 a:
4: dea ma s tieunt aba tuat? U.-ßraunau
3 3 5 b:
4: dea ma s heunt tuat?
Tirol (H). Donnersbachwald
326
S Diandl hat juche gschrian,
is denn koan Bua zon kriagn,
is denn koan Bua so guat,
dea ma s heunt aba tuat —
d Zwöschbn von Ba(u)m,
wei(l) s schau lang zeitö(g) san(d).
Taiskirchen — Kimpling -~ Mölln -
St. Martin a. d. E. — Tirol (H)
Literatur: Mautner 379, 1; Kohl, Tir, Lied,
34o, 239; Anthropoph. a, 77, l\i; Raspl-
werk
3i, 3; Ztschr. f. ö. V. i5, 188, 3i
(Gößl).
3a6a: In der U.-Braunau werden von
3a6 die Zeilen 3—6 als selbständiger Vier-
zeiler gesungen. — Mautner 34o, 5, hat zu
3a6, i—a, einen anderen Schluß (Vier-
zeiler).
327
S Diandl hat na süaßn Schlaf
und an schwa~r)n Tra(u)m,
sie tat a(r) an Goaßbock a(u)f,
wann oana(r) kam.                  U.-Braunau
Literatur: Sehr nahe verwandt Kryptadia 4,
121, a 10 (für Schlaf: Loch).
327, 3: tat ar an: = täte auch einem.
3a8
A Silla! a Villa!
a Schreiba im Schloß;
i furcht mi, i furcht nii,
die Büchsen geht los.
[63o] M i47
32 9
Wann d Menschar a(u)f d rU(ch)gat
gehnd,
da ha(b)m sie s ba(n) eahn,
wia da Wia(r)tsseppa(r)l s Bocking
sein Zida(r)n, dö grean.
Taiskirchen
Literatur: Süß 753.
3aga:
1: ... ad Musi(k) gehnd,
Schniolln
339b:
3: Für Bocking auch Baching od. Kopfing.
Kimpling
33o
Unsar alto Mistlatea(r)n
inecht a nu gea(r)n grumpö(l)t wea(rd)n,
du rinnaugats Adlfaß,
dia scheiß i was.                        U.-Braunau
Literatur: Anthropoph. 3, 199, ai5; 3, 199,
357; auf das Dirndl gemünzt: Kryptadia
4, 86, 38; Rasplwerk 67; Queri, Erotik,
4o, 5.
33o, 1: Laterne als Schimpfwort für ein altes
Weib; vgl. auch Volksmund 3, S. 54.
33o, 3: Adlfaß = Jauchenfaß.

331
Ungar alts Häuslwei(b)
macht eahin a Ko(ch)
und bal(d) rinnan eahm d Augn
und bal(d) tröpfö(l)t eahm s Lo(ch).
U.-Braunau
Literatur: Erot. Volksl. 107, 172; dieselben
Eingangszeilen Erot. Volksl. 121, 93.
331! f\\ Als Zeichen der Begehrlichkeit.
33a
Altö Rumpö(l)schumpö(l), alts Fälleisn,
a(u)f da Linza(r)gassn ha(b)rn s di
bschlagn,
fuchzeha Huafnägl ha(b)m 8 dar einö
grennt,
altö Schumpö(l), hAtt di nimma(r) kenn .
U.-Braunau
33a, 2 u. 3: Vgl. Nr. 78.
333
Da(r)wei(l) s Diandl jung is gwö(s)n.
hat s koan Soi(l)datn mögn,
hiatzt is s an alta(r) Schea(rb)m.
hiatzt hat sie s recht gea(r)n.
Kimpling — St. Geoifieji a. F.
333 a:
1: Wia mein Wei(b) jung is . . .
4: hiazt hat sie s scheißgea(r)n.
U.-Braunau
Literatur: Volksmund 3, 16/4, mit Hinweis
auf Andrian 178, b; dazu: Rasplwerk io3,
b, 6.
334
Ueba(r) d Stiagl, üba(r) d Zäun
muaft ma(n) d Buam umikein
und d Menschar a dazua,
sunst göbn s koan Ruah.
Donnersbachwald
Literatur: Volksmund 3, i5o; dazu: liaspl-
werk ii, 7 (Uollentausch).
334, a: umikein = hinüberwerfen.
335
Bins a lustiger Bu,
bins t Kleibenreiber,
krig noch schöne Madl,
not alte Weiba.
Archiv 1110, Nr. 94
Literatur: Dunger Nr. i35.
8*
335,  2: Kleibenreiber = die Kleie stellt den
Abfall beim Mahlen vor; Kleie gilt soviel
wie Abfall.
336
A Diandl in Haus
is not am böstn,
was d in Schuahan da(r)spoa(r)st,
geht in Strumpfsöckln auf.
Taiskirchen
Literatur: Volksmund 1, g'S, 4; Art u. Unart
62, !\\ Hörmann 344, 27; Greinz-Kapfcrer
II, 8, 1; 600 Sehn. 147; Vogl 38, 46.
336,   4: Strumpfsöckln s Socken.
337
fn da Nachbarschaft liabn
is grad derantwögn guat,
daß mar unta(r) da Woch
äfta(r)s zsammkemma(n) tuat.
Tirol (II)
337,   2: derantwögn = deswegen.
338
Boi(ld) i fua(r)t geh, wia(r)ds finsta(r),
boi(ld) i hoam geh, wia(rd)s Tag,
so gehts densäl(b)n Buam,
dear a schöns Diandl hat.
St. Martin a. d. E.
33 9
Bual laß di not schimpfen,
und leid nur kuan Spott,
für den, der gern lieben thut
ist Alk guat auf d Noth.
[724] M 116
34o
Füxpassn tua(r) i not,
das is ma sclüa(r) z kalt,
paß liabar a(u)f(r) a Füxin,
hat a(r) an sehen Balg.
Kimpling — Molin
Literatur: Süß 368; Pog.-IIcrrm. 1, io65;
Fuchs-Kieslinger, S. 96 (verändert, 3.
Zeile im Wesen gleich); Hörmann 2Ö5,
3i; Werk 232, a; Greinz-Kapfcrcr, Volks-
lied., 2, 57 (1); Kohl, Tir. Lied. I, 3i2
(Nr. 200, 2); Pog.-Hcrrm. 1, 855; Deut-
sche Heimal
5, S. 172, Nr. 229; 5, S. 167.
Nr. in (verwandt).

34i
Der Pfarra(r) z Wolfsögg
hat sie(b)m Goaß und sie(b)m Bock,
da greßa(r) vo(n) dö Bock
in da Pfarra(r) z Wolfsögg.
Aschach
Literatur: Volksmund 3, 357 (mit anderem
Ort und anderer Zahl).
341, i: Wolfiögg = Wolfsegg, Ortschaft am
Hausruck in Obi.-Oesterr.
Nachtrag 1060.
3&a
In Pfarra(r) i Gaspoltshofn
hat da Schlag in Beutl troffn;
•chad um den Hea(rr)n,
ea tat nu so gea(r)n,
Aschach
3/|2, i: Gütpoltthofen = Ort in Ob.-Oest.
34a, 4: M — täte.
343
Wann s Wia(r)tshaus a Kir(ch)a wa(r)
und d Kl(U)narin dar Altoa(r),
da mecht i <*. Pfoarra(r) sein
a sie(b)m, a acht Joah(r). —
Taiskirchen
Literatur: Werte 89, 6; Hörmann 218, 17;
Art u. Unart 7, 4; Pog.-Herrm. 1, 231;
Gundlach 372, 939; Zlschr. f. ö. V. 4,
c. Einladung, Verheißung,
340
S Diandl a da Nachbarschaft
schickt mar an Gruaß,
soll a(r) amal umösteign
übar iah(r)n Fuafi.
St Martin a. d. E.
Literatur: Dieselben Eingangszeilen mit we-
niger deutlichem Schluß Werle 36, 3;
Pog.-Herrm, 1, 771 (== Pog.-Herrm. 1,
io43); ähnliche: Anthropoph. 3, 191, i38.
Dasselbe Bild für den Geschlechtsverkehr
Pog.-Herrm. 1, i3o2.
347
Das Mensch, das mag i not,
tuat ma z vü(l) loign,
rödt allwei(l) von Vögln,
i siag nia(r) oan floign.
St. Veit i. M.
3 2, i4; Braunauer Heimatkunde 3, 71, 26;
dieselben Eingangszeilen Hörmann 280,
16.
344
Ziziwischpa(r)!, ziziwaschpa(r)l,
Vada(r), heiratn dad i gea(r)n,
mi beißt mein Zi*iweschpa(r)l,
daß i narrisch kunnt wea(rd)nl
U.-Braunau
Literatur: Anthropoph. 3, 198, 247; Queri,
Erotik, i3o, 2; Rasplwerk 102, a, 3 (über-
all andere Ausdrücke in Z. 1 u. 3); Lieb-
leitner
Nr. 8.
Var. 344 a:
1: Zidiwischpa(r)l, Zidiwoschpa(r)l,
2: Muatta(r) ....
3: . . . . mein Fitiigingga(r)l . . .
St. Martin a. d. E.
344: Zur Sache: Mittel gegen das „Beißat"
Süß 579.
345
Rüah(r) di, Böttstadl,
sagn dö Tiarola(r)madl,
bin a Innvia(r)tla(r) Bua,
a(u)f dö hfitt i Schneid gnua(g).
Taiskirchen
345, 4: Schneid = Mut.
Nachtrag 1061.
Aufforderung (Nr. 346-455).
Var. 347 a:
1: Rödst allwei(l) von Treublei(b)n,
2: rödst allwei(l) von Lia(b)m,
4: und i siach koane fliagn. Mölln
Literatur: Mautner 196, 3; Volksmund 3,
229; Erot. Volksl. 142, 201; Rotter A, i3,
1 u. iv.; Queri, Kraftbayr., 128, x (vor-
züglich in der Schlußhälfte alle gleich).
3~7» 3: Wortspiel: mit vögeln (coire).
347, 2: loign = lügen; 4: floign = Fliegen.
348
Sagst allweil vom Umf alln,
vom Umf alln ins Bett;
bist gwiß einmahl umgfalln,
sonst wüssest es not.
[4i] M 6
Literatur: Pog.-Herrm. x, 1291 (statt Um-
falln: Zamdrahn).
116

349
Daß d denn not komma(n) bist
und hast ma s ghoaßn gwiß?
I hätt da s Tüa(r)l a(u)fgmacht
gösta(r)n a(u)f d Nacht!
Kimpling
Literatur: Verwandt Süß 706; D. d. YolksL C,
S. 97.
349« a: ghoaßn = verheißen.
35o
Zwischn iwoa Bea(r)g und Tal
han i man Fuada(r)stall —
wannst amal füara foah(r)st,
fuada(r)st amal!
Taiskirchen — Diersbach
35oa, 1: . . . Bea(r)g in(m) Tal . . .
Arnberg
35o: Zum Bilde: „fuadan" (= füttern) und
das „Schiabal" dem „Blasl" (Pferdename,
aber auch bildhaft für männl. Glied)
„fürhaben" (== vorhalten) auch bei Werle
u33, 7, erotisch; tum Eingang vgl. Queri,
Kraftbayr., 73, 3; Anthropoph. 9, 454,
18; Unland III, 298!; IV, 255.
35i
Aba(r) wanst amal außa(r) kirnst,
eingsperrta(r) Bua,
da keah(r)st bo mein Schlafstadt
a(r) a weng zual
St Georgen a. F.
351 a:
3: . . . Schlaffensta(r).
4: a wieda(r) zua.
Arnberg
35ib:
3: . . . Schlaffensta(r).
4: ar a mal . . .
Landl
35a
S Dienerl hat gsagt:
i soll kommen, wenns tagt,
und sie gibt mir a Suppen,
wenns abgwaschen hat.
[206] M i3
35 a a:
2: . . . a(u)f d Nacht.
Diersbach. Taiskirchen
Literatur: Pog.-Herrm. 1, i23o.
353
S Diandl hat gsagt, s Diandl hat gsagt,
hiatzt kimint da Früahling,
heunt a(u)f d Nacht, heunt a(u)f d Nacht
dea(r)fst di 10 mia lOgn.
Landl
353 t, 3: Kimm a(u)f d Nacht . . .
Taiskirchen
Literatur: Anthropoph. 9, 45a, 2; Sehidrowitz
178, 4 (beide mit anderer 4* Zeile).
354
S Diandl hat gsagt, s Diandl hat gsagt,
hiatzt kimint da Winta(r),
kimm a(u)f d Nacht, kimm a(u)f d Nacht,
is nix dahinta(r)!
Landl — Taiskirchen
354 a:
3: schmia(r) mi not an, schmia(r) mi
not an,
4: sunst holt die da Schinta(r).
Landl. Taiskirchen
Literatur: Anthropoph. 9, 452, 1 u. 5; Schi-
drowitz 178, 3 u. 7 (andere 4- Zeile).
354, 4: = ist nichts dabei.
354,  3: = !mach mich nicht schwanger.
354 a, 4: Schinta(r) = Schinder, Abdecker.
355
S Diandl hat gsagt, s Diandl hat gsagt,
hiatzt kimmt da Summa(r),
kimm a(u)f d Nacht, kimm a(u)f d Nacht,
is ja glei(ch) uma(r)! —
Landl — Taiskirchen
Literatur: Sehidrowitz 178, 5 (mit städtisch
verderbter 4- Zeile); Anthropoph. 9, 452
(3); vgl. unsere Nr. g53.
355,  4- uma(r) = vorbei.
356
S Diandl hat gsagt,
i soi(ll) öfta(r) kemma(n)
und i soi(ll) eahm sein Hoanzlbenk
sauba(r) z renna(n).
Kimpling
Literatur: Anthropoph. 3, 194, 186 (Lucka
stemma); Werte 189, 8 (weiters Fensta
stema); Seidl 44, 95 (Fenster); verwandt
auch Werle igS, 1.
356,  4: sauba(r) = sauber, völlig.

35 7
Mein Diandl hat gsagt
wühl voi(ll) Vo(r)langa(n),
i soi(ll) amal kemma(n),
iah(r) Büxn spanna(n).
Trieben (Steiermark)
H57, !\: == um ... zu spannen.
357: Zum Bilde: Vgl. „Büchsenspanner":
Spottname für den Liebhaber einer Frau,
Unyer-Khull ia4; Schatz ist ein Büchsen-
spanner, der in der Menscherkammer
schießt, Werte 231, 5; Liebhaber als Jä-
ger hat neben anderen Symbolen auch einen
„Spanner**, Kryptadia 4, io5, 128; vgl.
ebenda 106, iSa.
358
S Deaudl hat gsagt:
„Bua, kimm decht amal zwögn!
Du dea(r)fst ja nit feia(r)n,
wü(ll) dar Oa(r)bat schan gö(b)m."
Tirol (H)
358 a
Und s Deandl hat gsagt:
,,Bua, kimm amal zwögn!
Wögn an Feia~)n is s nix,
i wea(rd) da Oa(r)bat gnua(g) gö(b)m."
Münster i. T. (II)
358, a: decht = doch; zwögn = zu Wege.
358, 3; feia(r)n = feiern.
359
Wannst mar Oa(r)bat wü(ll)st gö(b)m,
nacha muaßt du ma sagn,
was i rnuaß, wann i kimm,
füar an Oa(r)bats«eug tragn.
Tirol (II)
35g a
Und was füar an Oa(r)bat,
das muaßt du ma sagn,
damit daß i woaß,
wöll(ch)an Oa(r)batszeug tragn.
Münster i. T. (II)
5Öo
Und a Hock und a Haun
und an Windung zun ßoah(r)u
und an Schlögl zun Schlagu
muaßt in Wea(r)kieug mittragu.
Tirol (II)
36o, 1: Hock (== Hacke) und Haun (= Haue)
vielleicht für Hoden; 2. 4: Windliny
(== Bohrer) und Schlögl für Glied.
36i
Dilala, Kupfa(r)schmied,
kimm a(u)f d Nacht, hupf a(u)f mt,
du mit dein Hamma(r)stü(l)
tuast ma nit z vü(l)!
D.inner~barhwuld
Literatur: Das Erotische durch andere Lesung
der Eingangszeilen weniger merkbar, Rei-
ferer,
Altsteirisches, S. 90.
36a
Küahtuttntiltn, küahtuttntittn,
s Mensch laßt an Bua(b)m sehen bittn,
wei(l)s allwei(l) rinnt bo da Pippn,
Küahtuttntittndeh--------
U.-Rraunau
3Ö2, 2: an = den.
3Ö2, 3: Pippti =: Pippe; hier weibl. Glied;
vgl. zur Sache unsere Nr. 286; 318; 319:
33j; 363; 36', und S. 5a.
363
S Diandl a dar Almleitnhüttn
laßt in Buam goa(r) sehen bittn,
wann ar amal kam, I\üah(r)kübl kiltn.
wei(l)s allwei(l) spritzt ba da Mittn.
Doimersbachwald (1890)
Literatur: Brot. Volksl. n3, 45; mit Verweis
auf Kryptadia 4. 101, 106 [Kaskübl];
Grcim,
Schlierseerschnadahüpfeln III, 29»
2; dazu: Rasplwerk 2, 6 (im Wesen ver-
wandt, Eingangszeilen!); als Verbindung
zwischen unseren Nrn. 363 und 346 in den
Eingangszeilen: Anfhropoph. 3, 191, i38.
363, 3: Ruah(r)käbl = Kübel z. Butterrüh-
ren, hier = weibl. Glied.
363 a (Dreizeiler)
Diandl, tua den Buam bittn,
ea(r) soll da dös Rüah(r)kübl vo(r)kittn,
vveils a so spritzt bo da Mittn.
Molin
364
S Diandl a(u)f da Goaskoglhütt,
dö hat an Sennabuam bitt,
daß ar iahr an Fotzkübl flickt,
weil ar oi(U)wei rinnt ba da Mitt
St. Johann i. T. (H)

Literatur: Futilitat. i, S. ia3, 28 (andere
Eingangszeilen).
365
S Diandl hat & in Schneida(r) gsogt,
daß ar eahms weita(r) macht,
— sanö blaun Strumpf, dö sehen,
dö weu(r)nd eahm schia(r) z eng.
Taiskirchen
365: Zum Bild: Schneider ab Ehemann kann
dem Weib den Kittl weiter machen, wenn
er su eng wird, Werte 98, 7.
366
S Diandl hat a Bröcka(r)l Wua(r)scht a da
Hent
und a Bißl an Brein
und a so foppt a in Buam umö um d (jred
und an Stall ein.
366, 4: Gred = stufenförmige Erhöhung
längs der Wand des Hauses.
367
DUnei, tua s Tüarei a(u)f,
a Fenata(r)l is 1 khan!
„A ja, mein Bua", hat s gsagt,
„ainha muaßt sehen!"
St Johann i. T. (H)
368
S Diendl hat den Brauch,
wann i kimm, so machte auf;
hat frisch aufti gredt:
Leg di her in mein Bett!
[3i5] M 19
369
a Dia(r)ndl hat gsoat:
„Han an Fläh a da Pfoad";
i sollt einöglanga(n)
soll iah(r)n au(ß)afanga(n).
St. Veit i. M.
Literatur: Futilitat. 1, S. 11 f\, 29; vgl.
Nr. 370.
369, 1: gsoat = gesagt.
369,  3: einöglanga(n) = hineingreifen.
370
S Diandl hat gsoat,
sie hat an Fläh a da Pfoad.
Sie soll einöglanga(n),
soll eahman aussafanga(n)! U.-Braunau
370,  3: Sie sc. selbst.
3 7 ,
Geh einer su mir
lind zieh aus dein naß Hemd;
leg di einer zu mir,
schick die andern zu die Küh.
[563] M 71
371, ü: Vorausgesetzt ist «dso die Anwesenheit
mehrerer vor dem Fenster des Mädchens.
37a
Hübscher buh, feiner,
liegt dich nur einer!
Weit her gehn, lang drauf stehn
derf keiner wegen meiner.
Archiv 1110. Nr. 53.
Literatur: Lexer Sp. 127; Pog.-Herrm. 1,
ia8/l.
3 7 3
Zieh dich nur einer,
Stell die Schuh auf die Bank,
Lieg dir nur einer,
Ist die Zeit not gor langt
Archiv n 10, Nr. 55.
3 7 4
S Diandl in Feda(r)bött
inta(r) da Hü(ll),
sie hat a weng außagschaut,
aba(r) not vü(l).
St. Martin a. d. K.
Literatur: Verwandt Andrian, S. 179.
37/i a (nicht erot):
Hinta(r) da Holla(r)stau(d)n
gvvigatzt a Grü(ll),
hat iaböamal füaragschaut,
awa(r) not vü(l).
Taiskirchen
374 ab, 3: hat a weng . . .
Diersbach
37~ a, 3: iaböamal = manchmal.
3 7 5
S Diandl in Feda(r)bött,
inta(r)n Kotzn,
sie hat a weng aussaerschaut
mit da Fotzn.
St. Martin a. d. K.

Literatur: Dieselbe Anlage, aber Bub ist un-
term Kotzen, Rasplwerk 71, 7.
375 a:
3: da schauts a weng füara.
4: mit seina(r) Fotzn.
U.-Braunau
3 76
„Diandl, \vü(U)st Jungfrau blei(b)ra
oda(r) muaß i a(u)ffösteign?"
„Na, Bua, steig a(u)ffar,
i bin schan Jungfrau lang gnua(g)r
Mettmach
376 a
„Diandl, dea(r)f i a(u)ffisteign
oda(r) wü(ll)st Jungfrau blei(b)m?"
„Steig a(u)ffa, mein Bua,
bin ma Jungfrau gwest gnua(g)."
Tirol (LI)
Literatur: Volksmund 3, ao3 (ohne Litera-
tur); vgl. daiu die Nr. 377.
3 77— 3 79
377
Diendll willst a Jungfrau bleibn?
muß i wieder aber steign?
Büberl, wannst willst, wannst willst?
Büberl, wannst willst!
[187] M i3
Literatur: Pog.-Herrm. 1, i3o3 u. Var. (aucli
den 2. Teil spricht der Bub); 2, 720.
3 7 8
Dienert I steigst du auf int,
oder steig i auf di? —
Eins muß ma aufi steign,
du oder il
[188] M i3
Literatur: Erot. Volksbl. 128, 34; Schidrowitz
200, 4; tur Anlage vgl. unsere Nr. «46.
379
Steig halt nur he
mit dein spannlangen Trumni;
mit dein spannlangen Trumm
bringst mi a noch not um.
[189] M i3
379, 1: he = her.
38o
Aba heunt is da Tag dazua,
daß i dia recht sehen tua,
kiinmt grad a Zeit,
daß s mi not a so gfreut              Arnberg
Literatur: Werte 124, 5; 600 Sehn. Nr. 107;
Pog.-Herrm. 1, 261; Neckheim a5, 3;
Rasplwerk 64, 2; Vogl 76, 9a.
38i
Die Schönheit vors Fenster,
und s Bett vor der Thür;
geh her mein liebs Schätzer),
lieg einer zu mir!
[60] M 7
Literatur: Dunger Nr. 653 (2) [an mehrere
Burschen gerichlet]; vgl. Dunger Nr. 653
(0.
38a
Log di na(r) zuba,
mein liaba(r) Toni,
zwoa schneeweißö Dutta(r)l
und no was hon il
St. Veit i. M.
Literatur: Erot Volksl. i36, 168; Kryptadia
4, 83, 17; zu Zeile 4 vgl. unsere Nr. 48.
383
Und so leg di nur zuher,
das Betterl ist schmal;
so leg dich nur zuher
zu mir heunt a Mahl.
[19] M 2
Literatur: Aehnliche Eingangszeilen Süj8 635;
dieselbe 1. Zeile Saß 147; Werte 188, 8;
384
Hinum! kugl herum!
kugl aufi aufn Bauch;
i muaß dich schon hoaßen,
du traust di not drauf.
[190] M i3
385
Hoch aufi! hoch aufi! —
Bin eh schon hoch drobn! —
Du legst die not zuher:
mit dir ists erlogn.
[65] M 7
120

Literatur: Kryptadia 4, 96, 7/»; im Sinne ähn-
lich Köhler 3s 1, 13g; Dunger 4o3.
386
Zwoa schneeweißö Täuba(r)l,
zwoa finsta(r)blabö,
log di na(r) zuba,
dua d Füaßa(r)l abö!
Diersbach
Literatur: Quellen u. Forschung. 35, L, 3;
zu den Eingangszeilen Ygl. Zusammenstel-
lung bei Meyer, Essays, i, 402 f£; Strack,
S. 37; Marriage, S. 328; Jungbauer, S. 137;
unsere Nrn. 6; 7; t~M; 5io.
38 7
Leg di nur zuher,
die Fuß um den Hak;
und das Füßerl grad abi,
aft kruselt schon Alls.
[a38] M i5
Literatur: Anthropoph. 3, 177, LIX, 7 (Hände
statt Füße); PogAlcrrm. 1(1), 1075;
Hörmann i3o, 53; Gundlach 26G.
387 a:
1: Drah di nua(r) zuba,
a: dö Hand . . .
3: dö Füarßlan glci(ch) obi . . .
Donnersbachwald. Zammclsbrrg (Kämt.)
388
Gieb her dein liebs Handerl,
und legs um an Hals;
heunt, lieber Patritzel I
versprich i dir alls.
[178] M ia
38 9
Geh mein Schatz, pletter mi,
schau, wie schön leg i mit
ist denn kua Bua so gut,
der mi a wenk plettern thuat?
[192] M i3
389, z: pletter mi = beschlnf mich!
389, 3, 4: Vgl. 3 2 6.
390
Nar a(u)ffi, nar a(u)ffi,
wo 8 Fuaßa(r)l dick is,
nar eini, nar eini,
wo s Schwalba(r)lnöst is!
St. Peter a. Wimberg
Literatur: Aehnliche Eingangszeilen (Ortsbe-
stimmung) Anthropoph. 3, 197» 2 36;
Qucri Kraftbayr., i34, 2; Seidl !\i, 83;
Ciundladt 233; verwandt in der Anlage
[jexer, Sp. 262.
390, 1: nar = nur.
3 9 i
Büberl laß wechseln,
aft kriegst a kluas Geld;
und steig aufi aufs Diendl,
aft siehst die neu Welt.
[198] M i3
3 9 i a:
Geh, Bübel ....
steig aufi . . .
[299] M 18.
Literatur: Queri, Erotik, S. 39, 6; zu den
Eingangszeilen Dunger Nr. 802; vgl. un-
sere Nr. 393; FutilitaL 1, S. 127, 45.
392—393
3 9 2
Geh i am Bea(r)g hinaus,
da siag i weit koan Haus,
da ßiag i weit koan Stög,
Straßn und schmalö Wog.
392 a:
Vo(n) da Schmolln üba(r)s Bea(r)ga(r)l
aus,
da siag i halt ....
.... koan Slödn (= Städte). Schmolln
Literatur: 392 a: Deutsche Heimat 5, S. i44*
Nr. 6, Z. i-4; D. d. Volksl. i3, 297.
3 9 3
D Hauptstadt vo(n) Englland,
s Mensch nimmt mi ba da Hand,
zoagt ma Paris,
wo da Hä(r) gstandn is.              Diersbach
Literatur: Deutsche Heimal 5, S. i44, Nr. C,
Z. 5-8.
3g3, 3: Paris = weibl. Glied.
3g3, 4: Hä(r) = Haar, Flachs; hier Schani-
haare.
Zum Bild vgl. unsere Nr. 391.
394
Schwoa(r)za(r) Zigeuna(r),
log di eina(r) zo mia(r)!
I halt da mein schwoa(r)ze
Zigeunarin füa(r).
Kimpling — Donnersbachwald
121

Literatur: Dieselben Eingangszeilen (umge-
stellt) Pog.-Herrm, i, 12 83; Deutsche
Heimat
6, S. 27, Nr. 336; vgl. unsere
Nr. 3 9 6.
3953p8
395
I......
3 da Hearr is mit dia(r)
und du bist volla(r) Gradn,
log di ein« tu inia(r)I St. Georgen a. F.
Literatur: Zeile 2 u. 3 auch bei Gieinz-Kapfe-
rtr
II, 12, 1. — Dasselbe als Vierzeiler
Erot. Volk.4. 13g, 186; und unsere Nr. U2.
395: Zur Sache; Zeile 2 u. 3 aus dem Gebete
„Ave Maria' 4 ; zu dieser Art Spott vgl.
Queri, Kraftbayr., 1781*.
396, 1 fehlt hier, da diese Gruppe aus Drei-
xeilern besteht.
396
I......
2 log di eina zu mia(r)
und i halt da mein schwoa(r)zö
Zigeunarin füa(r)!
St. Georgen a. F.
396: Dasselbe Stück als Vierzeiler vgl. Nr. 3$~.
397
1......
2 a(u)ffö bössa(r)!
Aba(r) daß di not schneidst
an man Taschnmössa(r)!
St. Georgen a. F.
397,  3— !\ sagt der Bub; vgl. unsere Nr. 8/48.
398
1......
a an man 'lWhninössa(r)!
In zwoaravia(r)zg Wocha(n)
wia(r)ds wieda(r) bossa(r)!
St. Georgen a. F.
398,  3—4 sagt das Dirndl, vgl. Nr. 8/49.
399
1......
2 hear a(u)f man Bauch,
manö Duttin hand gwaxn,
und 8 Muscha(r)l is rauch!
U.-Braunau
Literatur: Dieselbe 3. Zeile Kryptadia 4, 122,
2l3.
4oo
Frisch über und über
und aufn Bauch her;
wennst s Lückl not findst,
i strecks Rauchi recht her.
[3o5] M 18
4oi
So leg di nur zuher,
schön glatt aufn Bauch an;
und wenn i dirs schaffe,
so tauchst a wenk an.
[ 7 i5]Miii
Literatur: Erot. VolksL i3g, 182; inhaltlich
gleich Futilitat. t, S. 126, 4a; dieselbe
1. Zeile Süfi 1~7.
4o2
[Büaba(r)l geh xuba(r),
16g di(ch)] afar af mi(ch),
ös is um a Rutscha(r)! 1 toan,
aft geht s schan dahin.
Taiskirchen
/402: Auch als Drcizeiler gesungen, mit Weg-
lassung des Eingeklammerten.
/402 a
A(u)ffar a(u)f mil
und da is nu a Rutsch» (r)l ztoan,
aft gehts schan dahin.               U.-Braunau
/402, 3: Rafscha(v)l = kleiner Rutscher.
/402, 4: aft = dann.
4o3
1......
2 Schublal nur zur, mein Bur,
Wonst a mal gour Schublal host,
Noch gibst an ruh, mei Bur.
Archiv 1110, Nr. 27.
/Jo3: Ein Dreizeiler.
/io3, 2: Schublal = schubladl, d. h. schiebe
das Schubladl nur; hier für beschlafen;
vgl. unsere Nr. 989; zur = zua, zu.
4o3, 3: gour = koan, kein.
4o3, '1: noch = nachher, dann.
4o4
Das Diendl hat gsagt:
I soll krachen lassen,
sie wollt ihr ihr Böttstadl
schon machen lassen.
[3ao] M 20
122

Var. 4o4t, 3:
wann s Böttstadl bricht,
Polling. Kimpling
Literatur: 4o4a: Vogt 87, 34 (Vater statt
Diendl); Süß 398; Pog.-Herrm. i, 1827
(1); Quellen u. Forschung 7, 4i» i4; An-
thropoph. 3, 198, 253; Deutsche Heimat
5, S. i34, Nr. 96; verwandt (Bettstatt
bricht, Schatz als Tischler macht sie wie-
der): Art u, Unart 25, 4; Tobler 35, 64;
Ztschr. /. d. V. 4, 21 (letztes); vgl. ebenda
S. 22; das Krachen der Bettstatt symbo-
lisch: Werte 12$, 8; 650 Sehn., S. 24,
i3; Simrock, S. 287, Nr. 178; unsere
Nr. 427; 671.
4o4ab:
1: Mein Vada(r) . . .
4: ea(r) wia(r)ds . . .
Mölln
4o5
Ey ey mein Mann!
greif mi nur an,
daß i doch sagen kann,
du bist mein Mann.
[446] M 54
Literatur: llörmann 188, i4 (schau statt
greif); Meier 4o, 218 (setz di zu mir statt
greif . . .); dieselben Schlußzeilen John
B..
S. 54, Nr. 59, 1.
4o6
S Diandl hat gsagt:
„Warum kimmst so sÄ(l)tn?
Bual, greif hear a weng,
i mecht schan scliä(l)tn!"
Donnersbachvvald (1890)
Literatur: Schlußzeilen gleich: Erot. Volksl.
117, 71; Anthropoph. 3, 192, 149.
407
Da Ugt der Antoni,
dort ligt die Theres;
biet kg di nur zuher,
und mach kua Getös.
[177] M ia
407: Setzt die Anwesenheit eines zweiten
Paares voraus!
4o8
Sey not so zwider,
leg di schön nieder!
Hast mirs erst gester gthan,
thua mirs heunt wieder.
[191] M i3
409
Holzäpfl Jagl, Ilirschbimkcchl
Grabl not so lang ummer beim Loch;
grabl not so lang ummer beim Loch;
eini kannst so a heunt noch!
[44a] M 5a
/109, 2 u. 3: grabl — grabln, suchend greifen;
ummer = herum.
4io
Drahtö Nudl, Aepfö(l)ko(ch),
fieba(r) not lang um voa(r)n Lo(ch),
a(u)ffi mi(t)n Kidl, ein mit da Nudl,
kriagn ma guatö Apfö(l)rahnistrudl!
U.-Braunau
Literatur: Dieselben Schlußzeileu Erotisch.
Volksl. 117, 72.
/iio, 1: drahtö = gedrehte.
4i 1—-4i»
4n
Du hea(r)zischens Lisa(r)l,
vvea(r) mäht da denn s Wiesa(r)l,
wea(r) zäunt da s denn zua,
wann i s a(u)fre;ßu dua? Taiski rohen
Ali: Sachlich verwandt Meier 18, 87, 88,
mit ähnlichen Eingangszeilen; Dunger
iNr. 543; 65 2 (1).
411  a:
1: . . . . Diandl,
3: . . . . denn ein,
wann i not bin dein?              Landt
412
Reiß s nar a(u)f, reiß s nar a(u)f,
mein liaba(r) Bua,
ös zäunt ma s glei(ch) wiedar
an anda(r)na(r) zua!                  Taiskirchen
Literatur: Vgl. zu Nr. 4n.
4i3
Wenn die Franzosen marschieren,
marschierens sick, sack;
schreyn d Menscher glei nachi:
Möchts nichts mehr trick, track?
[275] M 17
4i3, 4: trick, track = für beschlafen.
123

w*
S üiandl hat sü(I)ba(r) gsagt,
daß s a treus Hea(r)za(r)l hat,
sie hat so nieda(r)gnoagt
und hat ma s zoagt.
Tirol (H)
Literatur: Uotter A, i8, i, mit Literatur;
nämlich Süß 23; Greinz-Kapferer I,
72, 2; Werle 172, 1; dazu noch 650 Sehn.
59, l\i\ Queri, Erotik, 39, 4.
4i5
Und as ham(b)d halt so gsagt,
mein Diandl hat Fleh,
und sie laßt eahm s aussuacha(n),
höbt d Haxn a(u)f d Heh.
Polling
4i6
s Diandl hoaßt Dorothe,
da Btia, dea(r) hoaßt Lippl,
s Mensch höbt ön Kidl a d Heh,
zoagt ön Buam s Krippl.
St. Veit i. M.
41.7
S Diandl hoaßt Dorode
da Bua Andre,
d Dorode duad d Haxn a d Heh:
„Andre, schau he(r)l 44
Taiskirchen
417a
S Diandl hoaßt Eva(r)l,
da Bua dea(r) hoaßt Muck,
s Eva(r)l höbts Kida(r)l a(u)f,
sagt: „Mucki, da guck!"
Mölln
417b
S Diandl hoaßt Agatha
und da Bua Lois,
s Diandl hebt s Kida(r)l a(u)f d Heh,
„Aloi3, da schoißl M
Mölln
4i8
s Mensch, dös hoaßt Sandl,
da Bua hoaßt Thomas,
s Mensch höbt ön Kidl a d Heh,
sagt: „Thomas, da ha(b) mas."
St. Veit i. M.
Literatur: Anthropoph. 2, 7a, 7 (Niederost.);
2, 83, 97 (Kärnten); Licbleilner Nr. 4
(Kärnten).
/|i8, 1: Sandl = Susanne.
4i9
Wenn das Mensch Mitzerl hoaßt
und der Bua Toni:
hebts Mensch das Füßerl auf,
schreyt: Bua! was hon i?
[4o 7 ] M 36
419, 4: hon i = hab ich.
4ao
Zwischen zwey Tannenbaum
schreyt der Guggu;
s Dienerl hebts Kit teil auf;
Bual schrey: Juhul
[35o] M 21
421
D Köchin reißt an Fuaß a d Heh
und d Kü(li)narin d Hax,
kunnt a Glasara(r) drunta(r) stehn
samt seina(r) Krax.                  U.-Braunau
Literatur: Anthropoph. 3, 191, i/|3 (aus Don-
ncrsbachwald, woher ich auch die Variante
der Anthropoph. habe).
422
Aus is da Tanz!
S Diandl nimmt mi bein — Schwana-
wia(r)cht
ha(b)ms a Ka(U)narin,
dö not guat siacht.
Taiskirchen
Literatur: Rasplwerk 99, a, 7 (Anfang macht
„S Liadl is gsunga . . ."); Ztschr. /. ö.
V. i5, 191, 106 (Innviertl); Teile davon
Erot. VolhsL i3o, i46; To6(er, S. i5;
ähnliches Vexierlied Tobler, S. i3f.
/122: Diese Strophe wird heute noch am Fund-
ort gesungen, wenn der Tanz aus ist.
423
Z Wean a da Leopoldstadt
keah(r) i ein ba da blaun Gans,
is a oanzigs Mensch drin
und dö packt mi bau — S-tock,
da bin i glei gstandn
stockstad wia(r) a Bock.
Taiskirchen
124

Literatur: Im Wesen dieselben drei Anfangs-
zeilen Anthropoph. 2, xi8, 7; verwandter
Vierzeiler: Futilitat 1, S. i34, 84.
SDeandlduat enta(r)n Bach Aepfl klau(b)in
und i herenta(r)n Bach Bia(r)n,
hiatzt fangt s Deandl enta(r)n Bach
z bockn an
und i herenta(r)n Bach z stia(r)n.
Tirol (II)
Literatur: Dieselben Eingangszeilen im Wesen:
Kryptadia 4, 124, 222; Quellen u. For-
schung,
7, 4i, 3—5.
424, 1: klau(b)m = auflesen.
4a4i 3: bocken = wie ein Bock sich gebärden.
4a4, 4: stia(r)n = stieren, wie ein Stier sich
zeigen.
4*5
8 Mensch, s Mensch, s Mensch stellt heren-
ters Bach —
und, und, und der Bua drenters Bach;
hätt, hätt, hält a paar Nußn in Sack,
hätt ihrs gern gschenkt bey der Nacht.
[383] M i48
Literatur: AehnKche Situation ohne Anspie-
lung auf Nüsse, Kryptadia 4, 124, Nr. 222.
4a5, 1 u. 2: herenters, drenters = diesseits,
jenseits.
4 a5, 3: Nüsse im Sack oft.
4a6
Diandl, wannst opfa(r)n wü(ll)st
ba da Kapä(ll)n,
schick fein koan an(d)a(r)n Buam,
kemma(n) muaßt s&(lb)m.
Taiskirchen
Literatur: Entspreeh. Eingangszeilen Queri,
Kraftbayr., 128, 7.
437
Wonnst as wü(ll)st ho(b)m,
daß i kem soll a(u)f d Nacht,
so dea(r)fst as na sogn,
i kirn schan, daß s kracht.
Steierm. Archiv Nr. 660, Nr, i£.
437, 4: Siehe zu Nr. 4o4.
4a8
Juheirassassa,
wann du wü(H)st, wüll i a —
und wann du wü(ll)st, so sag ja,
denn dößwögn bin i da.
Liederbuch der Magdal. Parzleithner, Prani.
1881.
Literatur: Volksmund 3, Nr. 282, mit Lite-
ratur, S. i53; dazu: 600 Sehn. Nr. i48;
Volksmund 1, io4, 4; Rasplwerk 67, a,
1; Deutsche Heimat 5, S. 172, Nr. 219;
verwandt: Wagner, S. i3o(3); D.d. Volksl.
6, S. 98, 6 b. — Meist von den Heraus-
gebern als „Heiratsantrag" (t) aufgefaßt;
läßt sich nur als linnenfrifcher Fenster-
spruch rechtfertigen.
42-9431
429
Mein herzenschöns Schatzerll
um was i di bitt:
um a bißcrl an Branntwein,
mich schneids um di Mitt
[i25] M 10
Literatur: Volksmund 1, 76, 1; Hörmann
222, 69; Süß Nr. 16; Deutsche Heimat 5,
S. 169, Nr. i63; Vogl 91, 48 (sehr ähn-
lich).
429 a:
3: um a Tröpfa(r)l ....
4: mia schneids ba da Mitt. Taiskirchen
429, 3: Branntwein wird in der Kegel dem
besuchenden Buben angeboten (rom
Dirndl); so kommt das Bitten um Brannt-
wein einer Bitte um eine Freundlichkeit
überhaupt, dann aber einer Bitte um die
Freundlichkeit, Gewahrung des Liebesge-
nusses, gleich. Vgl. Werle, S. 363, Nr. fti,
und unsere Nr. 53g.
43o
Frisch über und über,
so reib di um d Mitt;
wenns noch not soll helfen,
so hilf i a mit.
[i*6] M 10
431
Darfst not a so bitten;
du darfst es nur sagn:
a bißerl an Branntwein
kannst alliweil habn.
[127] M 10
125

',3ia:
i: Da dea(r)fst not lang . . .
3: . . . . Tröpfa(r)!
/}:... allemal
Taiskirchen
Literatur: Werte 4/17, Lied 3, Str. 3, 5-8.
432
Du Dienerl, du Jungs,
du Lamperl, du frumms,
du Schatzerl, du kloans,
geh, tandi mar oans!
Tirol (H)
Literatur: Dieselben Eingangszeilen Pog.-
Herrm. 1, 1268.
432, 2: Lamperl = Läminclien.
/i3a, 4: tandl mar oans = tändeln wir eines
(sc. ein „Stück").
433
Wenn i weita muß gehn,
ist mir um an Gang load;
und wennst s Kilterl not findet,
so nur her mit der Pfoad.
[an] M i4
Literatur: Werte 34, 3 [eine Antwort darauf:
Werte 191, 7].
434
A(u)f und a(u)f na(ch) tla(r) Traun
rinnt da tiaf See,
Diandi la(ß) di na(r) halsn,
ös tuat da not weht
Taiskirchen
Literatur: 4: Dieselbe Beteuerung Werte 115,
5; Anlhropoph. 2, 119, 18.
434 a, 2: Da liegt da tiaf See.
Taiskirchen
435
Unter mein Hosenknopf
steht a Pomeranzenstock;
welches Diendl ist so keck:
beißt mir n von der Würzen weck?
[i53] M n
Literatur: Verwandt, wenn auch kaum erotisch
Birlinger 66, u4; ähnlich Meier 45, 249;
Futilitat. 2, S. 99 t, Str. 9 u. io. (Aus d.
Crailsbeimitchen Liederhandschi i f t 1747
bis 49.)
436
Unta(r) mein Hosnbram
waxt a Lemanöba(u)m,
s Diandi wa(r) grad so köck
und brockat ma(r)n wöck.
St. Veit i. M.
436, 1: Hosnbram, hier = Hosenlati.
436, 4: brockat = pflückte (conj.).
Nachtrag 1062.
43 7
Hiatzt gehn mar das Bachl,
waschn unsa(r)n Klachl,
Menscha(r), mitgehn müaßts,
waschts enk a dö Fü—aß!
St. Veit i. M.
Literatur: Dieselbe Anlage Queii, Kraftbayr.,
i3i, 2; Brot. Volksl. 113, 47; Anlhropoph.
3, 195, 2o5; vgl. unsere Nr. 187.
437 a
Jatzt gehn i zun Bachl
und wasch ma mein Klachl.
No, Menscha(r), gehts mit
und waschts engare Füdl
Mölln
438
Du sakrisches Madl!
Hast sakrische Wadl,
hast sakrischi Fuß;
wennst mi übersteigu ließ.
[i48] M n
438, 4: ließ soll heißen ließt, ließest.
43 9
Du Dienerl, wie rarl
schau, mein Herzerl ist schwär;
Dienerl! wennst helfen willst,
hilf i dir a.
[2C2] M 16
43cj, 2: $chwar = schwer.
44o
Gib mir a Bußl,
du saggrisches Ding,
i gspir dös in Herzl
und in da Hosn a drin!
Tirol (H)
126

44»
Deanal, gea hear,
loß dar öppas losn,
seit du do bist, do rührt &i s
ba miar in der Hosn.
Tirol. Sammlung Hörmann
44i» i: gea » geh.
44t, a: == laß dir etwas lassen (= antun).
44a
Gegrüaßt seist du, Mariandl,
da Hearr is mit dia(r),
du bist voll Dugadn,
log di eina(r) io mia(r)l            Tirol (H)
Literatur: Vgl. iu Nr. 3g5.
44a, 3: Dugadn =■ Dukaten.
443
Dienert hebs Kitterl auf!
es kimmt ja a Reuter;
ist dir dein Dingerl x engn,
er macht dirs glei weiter.
[4o6] M35
Literatur: Aufforderung, das Kleid aufzuhe-
ben, auch Anthropoph. 5, i5i. — Dasselbe
Bild: weiter machen durch den Schneider,
Anthropoph. a, 91, i3a; vgl. auch unsere
Nr. 365.
444
Du Dienerl, hülis Pumperl zua,
kommen die Reuter;
stupft jeder a weni xua,
wird« a wenk weiter.
[5g5, 308] M 119
Literatur: Verwandte Eingangszeilen Hörmann
ai4, 47 f; vgl. Meier 17, Nr. 85 (drei
Heiter kommen, nicht erotisch).
445
Hiega(r)n Roan, enta(r)n Roan
baut da Baua(r) Rua(b)m,
Moidele, hob s Kidele a(u)f,
da Kaisar() braucht Buain.
Kastellrut (H)
Literatur: Ztschr. d. V. /. V. 4, 199 (Tarren*
bei Imst, Tirol) mit 1. Zeile von 445 a.
445 a:
1: Enta(r)n Ba(ch), drenta(r)n Ba(ch)
waxn d6 Rua(b)m,
Diandl . . .                            Tirol (H.)
446
Zwischn zwo« Tanna(n)ba(u)ni
hängan zwoa Bia(r)n,
Diandl, tua s Kida(r)l a(u)ffi,
laß ma s probia(r)n!
Kimpling
Literatur: Erot. Volksl. 106, 8; Anthropoph,
a, 73, ia.
146 a:
1: Hinta(r) iwoa . . .
3: . . . d FOaß vonand(n).
Mölln
447
Dien dl! Drah den Kittl,
drah den Kittl und n Arsch a
auf dein Kittl sitzt a Yogi,
braucht an Schwaf a.
[4ai] M 43
447a
Drah den Kittl, drah den Kittl
und die Pfoad a;
untern Kittl sitzt a Vogl,
braucht an Schwoaf a.
[877] M 28
448
Es ist noch not achte,
und a noch not neuni,
geh, Diendl, hebs Hemmet auf
und laß mich eiiü.
[701] M io4
449
Dienerl aufi, Diendl aufi
und s Pfoaderl in d Hohn-
es kömmt der Prinz Johann
mit seiner Armee.
[21a] M x4
449* Aehnliche Vorstellung; Dirndl zeigt den
anrückenden Soldaten das Quartier: Kryp-
tadia 4. 10S, i44-
449* 3: Vgl. dazu Prinzessin = weibl. Glied
in Nr. ai8!
45o
Wudl aufi, wudl aufi
wo der Fuß so dick ist,
wudl aufi, wudl aufi,
wo er noch dicker ist
[36i] M a5
127

Literatur: Anthropoph. 3, 197, 2 36 (nahe ver-
wandt); vgl. übrigens Nr. /»38.
45i
Wudl aufi, wudl aufi,
wo der Fuß recht dick ist;
du wirst not mehr zucken,
wenns der rechti Bua ist.
[362] M 25
452
Diendll geh weck,
weis mir dein Schneck,
wo i gleich mein Messer
und Gabel einsteck.
[4aa] M 44
452, 2: Schneck = Scham; iu diesem Bilde
meint Riegler, S. 235, daß die Schleimab-
sonderung der Schnecke diesen übertra-
genen Gebrauch verursacht habe in Ver-
bindung mit der Nebenvorstellung, die aus
der Aehnlichkeit der Scheide mit einem
Schneckenhaus hervorgehe. Wahrschein-
licher kommt mir vor, daß auch hier das
„gschnecklate" Haar der Scham zugrunde
Hegt, vgl. Nr. 65.
453
Aufi mitn Kittl,
auf d Seiten die Haar,
d. Leichtsinn
456
Wanna Bankl a(u)fn Hea(r)d
kunt a boial da(r)zöh(l)n l
nacha(r) wurdst wohl dein Stoi(l)z
nimma(r) gar so hoch stö(ll)n.
Unterinntal (H)
Literatur: Gundlach 600.
456, 2: kunt a boisl = könnte ein bißchen.
456,  3: wurdst = würdest.
45 7
Wen du not so lieb warst,
Was mir viel lieber,
Höet not gor so viel ander
Umaschmiera.
Archiv mo, Nr. 48.
457,  2: was = wäre es.
457, 3: höst = hattest.
457, 4: Vmaschmierer = Herumschmierer.
geh, gehn mir a wenk pudern,
wird glei wieder gar.
[224] M i5
454
Diundl, wo hast es denn,
dein schwoa(r)ze Fudahenn,
i hätt ja a(r) an Hahn,
stoß ma s gschwind zsamml
Taiskirchen
454; 1 u. 2: Vgl. Nr. i36. Fudahenn ent-
spricht wohl der Butterhenne.
455
Diandl, wannst buda(r)n magst,
buda(r)n ma gschwind,
sunst wia(r)d ma s Buda(r)zeug
glei(ch) wieda(r) lindl
Kimpling — Innviertel — Mölln
Literatur: Aehnlich Erot. Volksl. i3q, 181.
455 a:
3: . . . uns da . . .
4: a wieda(r) . . .
U.-Braunau
455b, 4:.....z lind.
Mölln
!r. 456-518).
458-459
458
Da Schü(l)dliahn in Wald
hat an Schwoaf, an krumpn,
imd hiatzt höbt ma mein Diandl an
s Umalumpn.
St. Martin a. d. E.
Literatur: Volksmund 3, t\o t mit Literatur,
S. i4s; dazu noch Quellen und Forschung
7, 46, 57; 600 Sehn. Nr. 57; 650 Sehn.
25, 18; Rasplwerk 85, a, 7; Ztschr. /. ö.
V. i5, 189, 48; 21-22, 162, 43; i5, x3o,
48 (auf einen Tag bezogen); Jungbauer,
S. 137.
45 9
I laß s ja glei(ch) lumpn,
ös is ma nix um,
is a Buiwaschhade(r)n,
schmia(r)t übarall um.
St. Martin a. A E.
128

/|59, 3: Buiwa$cJihada(r)n (vgl. Bowisch f Bor-
wisch], Wisch aus TannonüsLcn zum \us-
kehren des Backofens, Andrian, S. 47)
= leichtfertiges Ding.
459 a
Der Vogl in Wald
hat an Schweif au krumpen,
VVos brauch i ein Bum
zum umalumpen?
Archiv 1110, Nr. 79.
46o
S Diandl is wacka(r),
sie liabt an Fleischhacka(r),
sie bleibt eahm not treu
bei da Fleischhackerei.
Schmolln. 01>ersteier.
461
Jatz soi(ll)t is zwoa Büawei lie(b)m,
an oi(l)ts und a neus,
jatz soi(U)t i zwo Hea(r)schzei ho(b)m,
a falsch und a treus.
St. Johann i. T. (H)
Literatur: Sehr häufig vom Buben geäußert:
Hörmann ig, 110; 120 Tir. Lied. 89, b, 1;
Gundlach htf; 600 Sehn. 336; 650 Sehn.
70, 8; Neckheim Nr. x6, b, 2; Nr. 65;
Queri, Kraftbayr., 116, 1; Spaun 23, 3;
Pog.-Herrm. 1, 607; Oe.-u. Mon., 06.-
Oest. t S. 181; Art und Unart 16, a;Tobier
33» 22; Vogl 29, 10.
46a
Dea mi von Hea(r)zn gfreut,
dea mag mi nit not,
und dea, den i goa(r) nit mag,
liegt in mein B&tt
Gurktal (1881)
Literatur: Dieser Vierzeiler hat einen sehr
nahe verwandten, nicht erotischen, der
überaus stark verbreitet ist, Literatur reich-
lich bei Marriage, S. 3i2 f; dazu noch:
Hörmann 181, 60; Köhler 3oi, i4; Werte
3g, 3; Pog.-Herrm. 1, a43; Ztschr. /. ö.
V. x5, i3i, 60; ai-22, 160, 2/4; Euphorion
9, 39 f; Ztschr. /. d. Phil. 12, 53; John E.,
S. aai, Nr. 10/» (1); Wolfram, S. 200,
Nr. 2i4, a, 6; Vogl i4, 54; Ztschr. d. V.
f. V.
12, S. 5af, Nr. 10 (mit Literatur).
463
Und da Bau(r) schreit da Bäurin,
dö Bäurin schreit „Wos?" —
„Dö Dia(r)n hot zwen Knecht in Bött,
leidist du dos?" —
Tülwich [Ober Pustertal] (H)
Literatur: Deutsche Heimat 5, S. 168, Nr. i32
(mit 1 Knecht).
463: Zur Sache: Zwei Buben im Bett Pog.»
Herrm. 1, I2i5; Süß 188.
464
S Diandle hat gwant ban Bött,
hat gmant, i kemmat not,
kemm bin i freili(ch) »pot,
hat schan an gho(b)t.
Kirnten (H)
Literatur: Pog.-Herrm. 1, 1213 (2); Werte
82, 8.
464,   1: gwant = geweint.
Nachtrag io63.
465
Diandl, du bist ja a Schlampa(r)l,
was hast du denn gösta(r)n tan?
du liegst bei(r) an Buam und kenn t n nit
und hast goa(r) koan Hemadl an!
Tirol (H)
Literatur: Kryptadia 4, 123, 247.
465,   x: Schlampa(r)l « liederliches Wesen.
Nachtrag 1064.
466
A(u)ffi a(u)fs Gamsgebia(r)g,
schiaß ma(r) mein Bock,
liab an an(d)a(r)n sein Diandl,
blei(b)m d Schoa(r)tn ban Stock.
Taiskirchen
Literatur: Süß 278.
466,  4 = die Späne (Scharten) bleiben dort,
wo sie vom Stock gehauen wurden, d. h.
hier: der Bursche riskiert nichts, was er
anstellt, geht auf Rechnung eines anderen;
auch = verheiratetes Weib schwängern,
Queri, Kraftbayr., S. 64.
46 7
Drey Berg und drey Thal
und drey Buabn auf a Mahl;
und Ein lieb i, Ein fopp i;
Ein herath i a Mahl.
[16] M x49
9 Kranit: IX. Beiwerks. Stud. d. Anthropophyteia
129

Literatur: Dem Buben in den Mund gelegt:
Hörmann 4i, n/i; Gundlach 639; Tobler
33, 21; Werte 23, 1; Art u. Unart 12, 2;
yofcn ß., S. 212, Nr. i4, 3; Ztschr. f. ö.
V. t\,
17 (letztes); dem Dirndl in den Mund
gelegt: Vog.-llerrm. 1, 709; verwandt Pog.-
Herrm.
1, 696.
468
Nur aufi, nur aufil
nur rund um und um;
Einer ist % wenig, —
Zwey bringen mi not um.
[4o5] M 34
Literatur: Verwandt Pog.-Herrm. 1, ia/15;
Kryptadia 4, 90, 5a; vgl. Werte am, 2.
46 9
Und auweh 1 mein Bauch!
und drey Fleischhacker drauf;
und a nieder a Stund,
ist mein Bauch wieder gsund.
[678J M i5o
469, 3: a nieder = ein jeder.
470
Kimmst oda nit
und alluan schlaf i nit;
wenn ein Anderner kimmt
und so schlaft er a mit.
[267] M 120
471
S Diandl Ls kloan,
üs schlaft not alloau,
wann i not dabei bin,
hat s an an(d)a(r)n füa(r) mi.
Diersbach
/171: Dirndl mit mehreren Liebhabern auch
sonst sehr oft, z. B. Süß Nr. 807, Nr. 810;
starker Wechsel: Süß Nr. i53; 677; 732;
857; 860; 929.
473
Als Dirndl is jung und klein,
Es kon not schlafen allein,
Es muß sich a Bua zuwiliegen,
Do» sie wird schlafen legen.
Archiv iiiü, Nr. 39.
473
Dienal, du rars,
und wennst Ein Theil not thast;
wenn i not kann kommen,
wennst allein schlafen thaat.
[a56] M 120
Literatur: Im Wesen dasselbe Süß Nr. i53.
/173, 2: thast : = tätest.
474
Drey schneeweißi Täuberl
fliegn über mein Dachl;
wenn sonst kua Bua kimmt,
kimint a Weberklachl.
[6S7] M i5i
Literatur: Pog.-Herrm. 1, 721; in Anlage
und Sinn verwandt Weile 112, f\; Wunder-
hörn
692; Alemannia 11, S. 71; vgl. Nr.
386.
475
Wann da Man so hä(ll) scheint,
scheint ar üba(r)s Bachl,
und wann sunst koan Rua kimmt,
kimint da Nachba(r)nklachl.
Taiskirchen
/i75o:
Und heunt scheint da Mon(d)
so sehen üba(r)s Dachl,
wann . . .
Tirol (11.)
476
Wenns regnet und schneyt
und Schneeflocken thut:
wenn sonst kua Bua kimmt,
ist der Knecht im Haus gut.
[147] M 11
Nachtrag io65.
477
D Wia(r)tin in Holla(r)bea(r)g,
dö soll no(ch) lö(b)m,
dö hat ma(r)s a(u)f dar Ofnbenk
a(uch)r amal gö(b)m.
St. Veit i. M.
477, 3: s = ihre Gunst.
im

478
In Gratz auf der Lend
und dort war a guts Lebn;
dort hat mirs die Kcllnrin
aufn Zinnteller gebn.
[601] M i3i
478, 3, 4: Ausdruck für große Freigebigkeit
eines Weibes; übrigens bat der Oberöster-
reicher eine Wendung; , t Dö bringt rna s
a(u)fn Tälla(r)",
womit dasselbe bezeichnet
werden soll.
479
Drei Schuasta(r), drei Schneida(r),
drei Naglschmiedgsö(ll)n,
iüatit ha(b)m dö neun j\oa(rr)n
zo oan Mensch einö \\ö(ll)n.
St Georgen a. F.
Literatur: Kryptadia l\ s iu>, i54 (derber);
Pog.-Herrm. 2, 3oo; Fuchs-Kieslinger 12 5;
verwandt, nicht erotisch Greim-Kapferer
II, 79, 2; Hruschka-Toischer Nr. 365;
Reiterer, Gsangln, S. 7, 7; Andrian 180, a;
Rasplwerk 101, 7; Deutsche Heimat 5,
S. i44, b, 3; D. d. Volkslied 11, i84; die-
selben Eingangszeilen Süß 326.
48o
S Diandl vo(r)geht
wia da Reif a(u)f da Wies,
ina(n) kennt iah(r)s guat an,
daß 8 a umfoahrats is.
St. Veit i. M.
48o, 4: umfoahrats = ein Flattergeist.
481
S Diana (r)l Habt söx Buam,
i wa(r) da si(b)mt
und sie geit s halt nit na(ch),
bis a Duza(n)t zsam kiinmt.
Tirol (H)
48i, a: wa(r) = wäre; 48i, 3: geit = gibt.
48a
Bal(d) a Kl(ll)narin 8tia(r)bt,
steht da Schwoa(r)i vo(r) da(r) Ttta(r),
„Haat ai(U)\vei(l) fünf, söxö ghabt,
aba(r) heint gehst mit mia(r)l"
St. Georgen a. F.
Literatur: D. d. Volhsl. i3, 9.
482, 2: Schwoa(r)z = Teufel.
9*
483
Und ba da(r) Jaga(r)dian
geht ß halt schon zua,
wann söx und sie(b)m kemman,
hat s a nu not gnua(g).                Kimpling
484
Ban Diandl san Feasta(r)
is s häch nummaria(r)t,
siebzöhahunda(r)t Buam
ha(b)m s schan probia(r)t.          Dienbach
Literatur: Süß Nr. 27a; Pog.-Herrm. t, 729;
Deutsche Heimat 5, S. i3a, Nr. 58.
484 a:
3: a hunda(r)t Buam gwiß
ha(b)ms schan va(r)fftth(r)t.
Kimpling
484 b:
3: z woa tausendfünf hunda(r) t
hat s schan probia(r)t.
Polling
485
D Wellsdorf er Buabma
habn alli uan Sinn,
habn an Tempel aufbaut,
habn a Schindermensch drinn.
[670] M 89
485, 1: Wellsdorf er = viell. von Wollsdorf
i. d. Oslsteiermark (?).
486
S Diandl is a Huar
is an iada(r) sein Bua,
is an iada(r) sein Schatz,
dear a Hosn anhat.                   Taiskirchen
48 7
Und 8 Deanal hat glei(ch)
nö(b)mananda(r) zwoa, drei
und sie kauns fabrizia(r)n
wia dö Stad(t)hua(r) vo(n) Wian.
Tirol (II)
488—490
488
Du Herzensschön-Tausendschalz!
mit dir heißts nixl
Du hast a roths Kitterl an,
du bist a Schix.
[478] M 5 7
131

Literatur: Pog.-Herrm. i, 658 (als ,.Spröde"
aufgefaßt; doch „Schix" ist gewiß im
Sinne von leichtfertigem Mädchen aufzu-
fassen); dieselben Eingangszeilen Kryptadia
4, 90, 53.
48 9
A Schix bin i gwesen,
a Schix bleib i no;
i pfeif auf mein Jungferschaftl
hin ists a so.
[479] M 57
Literatur: EroL Volksl, S. 80, XLII, Strophe
4, und Ostwald 1, 189, findet sich unsere
Zeile 3; als 1. Zeile eines Vierzeilers bei
Jungbauer i5g, 5.
490
I pfeif auf mein Jungfernschaft
und auf mein Lebnl
mein Jungfemschaft kann mir
der Papst not mehr gebn.
[48o] M 5 7
Literatur: Queri, Kraftbayr., 28, 8 (statt
Papst: Bub).
491
Z Sai(l)zbua(r)g is 8 Glocknspü(l),
z Wean da ha(ch) Tua(r)n
und z Linz a(u)fn Schulla(r)bea(r)g
hausn dö Hua(r)n.                   Taiskirchen
Literatur: Erot. Volksl. 122, 102.
492
Z Linz a(u)f da Brück,
da gehnd d Leut füaranand,
hat mi glei(ch) oano gfragt,
ob mi not a weng blangt.         U.-Braunau
Literatur: Mit anderer 1. Zeile (ein Ramm-
spruch) Anthropoph. 3, i85 (vgl. Anthro-
poph. 2,
6); Bursch fragt: D. d. Volksl.
20, 95; Futilitat. 1, S. i3o, 64.
49a, 4: blangt == belangt, gelüstet.
493-494
493
D Kö(ll)narin, dö Matz,
hltt mi(ch) a ai(ll)wei(l) tratzt,
schreit außa(r) bein Fensta(r)l:
„Wannst nar eina(r)gehn tatst 1"
Taiskirchen
493, 2: tratzt = gereizt.
494
Und d Köchin, dö Hua(r),
dö half a nu dazua,
sie schreit außa(r) bein Fensta(r)l,
„Geh nar eina(r), mein Bua(b)I"
Taiskirchen
494, 2: half = hülfe.
4 9 5
Unsa(r) Oanakathl, dös Schinda(r)bratl,
lögt dö Duttlspitzl a(u)f das Fensta(r)-
gatta(r),
kemmant d Buama(r) an, greifn d Duttl
an,
abar i spring davan.
St. Martin a. d. E.
496
Zu dir bin i gangen,
im Wind und in Jauk;
zu dir geh i nimmer,
du sackrischi Zauck.
[78] M 8
Literatur: Zum Eingang vgl. unsere Nr. 881.
496, 2: Jauk = Südwind.
496, 4: Zauck = Metze (Hündin).
497
S Diandl is a Luada(r),
wal s an iadn Buam a(u)fsteht,
sie passat füar a Kreuzsäu(l)n,
wo da Gangsteig füa(r)geht.
Taiskirchen
Literatur: Süß Nr. 732 (etwas milder).
497 a, 3: sie taugat.....
Kimpling. U.-Braunau
498
s Mensch hat an Kidlschlitz,
an großn und an kloan,
da groß ghea(r)t füa(r) d Hea(rr)nlaut,
da kloan füa(r) dö Gmoan.
St. Veit i. M.
Literatur: Anthropoph. 6, 397, 3; Pog.-
Herrm.
1, 726 (Herzlan für Kidlschlitz).
498 a:
3: da kloan ghea(r)t iüa(r) d Noblign,
4: da groaßö füa(r) dö Gmoan.
Afritz
Literatur: Kryptadia 4» 124, 3 24-

499— 5oa
499
Wann da Wind a so geht,
waht s in Staub a(u)f da Gred,
hiatzt mecht i gea(r)n sehgn,
wia dö Gschicht außö geht. Diersbach
499» a: waht s = weht es.
499» 4 = wie die Geschichte ausgeht.
5oo
Dö Gschicht is ausganga(n),
han i lacha(n) möassn,
hat da Bau(r) zwögn da Dia(r)n
zon Hea(rr)n Pfoarra(r) möassn.
Diersbach
5ooa, 1: G6sta(r)n a(u)f d Nacht . . .
U.-Braunau
5oo, 3: zwögn = wegen.
5ox
Wia(r) ar einö is kemma(n),
geht dö Möttn glei(ch) an,
da Baua(r) laungt wia da Teufö(l),
tagt: „I woa(ß) nix da van T
U.-Braunau
5oi, a: Möttn « Mette, Mitternachtsgottes-
dienst am a4. Dezember; der lauten Musik
wegen [auch Pumpermette heißt die Feier]
gerne verwendet für „Gezetter» Lärm".
5oi, 3: laungt = leugnet.
5oa
D Biurin hat finsta(r) gschaut,
da Bau(r), dea hat glacht,
wal a si(ch) schan wieda(r) gfreut
zo da Dia(r)n heunt a(u)f d Nacht.
Diersbach
Literatur: 499—5oa: siehe D.  d. Volksl. 9,
i54f; 11, 10 f; 11, 3i ff   (verschiedene
Belege und Erörterungen zu  diesem Liede,
„Die Radeltruhe" benannt).
5o3
Zwischn Bea(r)g und Tai(l),
zwischn zwoa Wassa(r)fai(U),
zwischn zwoa Diandl drein,
da mecht i sein.             St. Martin a. d. E.
Literatur: Im Wesen dasselbe: Erot. Volksl.
i56, a63 (mit Verweis auf) Anthropoph.
a, 81, 8a; dazu noch: Schidrowitz 201
(6); Futilitat. 1, S. i4a, 123 (mit Literat.).
5o4
Wann i weit foa(r)tgeh,
han i weit hoam,
a da Natta(r)nba(ch) ent
han i a nu a Doan.
Taiskirchen
Literatur: Schärdinger Heimat 1910, i33, a.
5o4a, 3: für ent: drin.
Diersbach
5o4, 3: Nalta(r)nba(ch) = Natternbach, Ort
in Oberösterreich.
5o5
Zwey Berg und zwey Thal,
und zwey Rößerl im Stall;
zwey Diendl im Bett,
Eins schlaf t, und Eins redt
[391] M ia3
Literatur: Mit anderer 4* Zeile: Meier 66,
370; Kryptadia 4, 121, ao6; Deut$che
Heimat
6, S. a8, Nr. 36a; unsere Schluß-
zeilen als Eingangszeilen eines anderen:
Pog.-Herrm. 1, 1398.
5o6
Zwoa Menscha(r) s Linz und z Wean
und z Passa(u) via(r),
wann i Passa(u) va(r)lia(r),
blei(b)m ma(r) dennat au(ch) via(r).
Mettmach
5o6a:
Zwoa Dia(r)ndl ....
z Passa drin via(r),
. . . . dö z Passa(u) va(r)lia(r)
.... allweil nu via(r).
Taiskirchen
507
Uebar oan Stiagl steig i not,
bo oan Diandl bleib i not,
ai(U)weil übar öx, übar öx,
ai(U)wei(l) fünf, söpr..
St. Georgen a. F.
Literatur: Volksmund 3, i5a (LH. S. 147);
dazu noch: Kohl, Tir. Lied., 1, 3ia (199);
Ztschr. /. ö. V. 6, 198, 70; Rasplwerh
11, 6.
507 a:
1: Ueba(r)s Stiagl . . .
3: übaröx, übaröx.
Mettmach. Donnersbachwald
507, 3: übaröx = über das Eck; quer.

5o8
Mein Schatz ist a Maurer,
a Zieglklopfa;
er ist halt a Hundsfutt,
a Menscherfoppa!
[667] M i5a
5o8: Der Beruf des Maurers erotisch ausge-
nützt Dirlinger ia3, 3i8 (Hammer, Kelle,
Kübel).
5oq
A Schneid muß ma habn,
und die Gall muß ma rührn;
af t kann ma die bravesten
Menscher vexieren.
[3a8] M i3 7
5io
Zwey schneeweißi Täuberl
thun Wasser waden;
i kann die schön Menscher
wohl nimmer grathen.
[171] M i43
510, tu graten = entbehren.
5n
Zon Menscha(r)n bin i ganga(n)
dö ganzö Wocha,
dö löstn drei Tag
band ma(r) d Hoi(l)zschuah brocha(n).
St. Georgen a. F.
Literatur: Süß 6/I7; Hörmann 233, io3; in
der Anlage nahe verwandt, aber deutlicher
Erot. Volksl. xi 3, 46.
5u, 3: Uhtn = letzten.
5ia
Daß i koan Mensch not han,
dös is da(r)logn,
sand meah(r) solti Luada(r)n
am Klotz(e)nbea(r)g o(b)m.
Admont (1900)
5i3
Weit von int a(u)ffa,
a lu8tiga(r) Bua,
hat a Tricha(r)l voi(U) Menscha(r),
bringt 8 Lid neama(r) zua.
St Martin a. d. E.
Literatur: Mit anderen Ortsangaben: Süß 677;
Andrian 178; Pommer, Flugschrift, 12,
S. 43; Kobell 96, 55, 2; Art u. Unart i4,
3 (Mißverständnis in Zeile 3 [Krügerl]);
dieselben Schlußzeilen Pog.-Uerrm. 1,
629; D. d. Volksl. 9, 66; 9, 99.
5i3, 1: int = unten.
5i3, 3: Tricha(r)l =■-- kleine Truhe (Trüherl).
5i3, 4: Lid = Deckel (vgl. Augenlid).
5i4
Drentan Ba(ch) is koan Gras,
wal i koans siach,
und herentan Ba(ch) is koan Mensch,
dös i not kriag.                         Taiskirchen
5i5
Ocs is sä(l)tn a Lacka(r)l,
ös rögnt a weng drein,
und ös is sä(l)tn a Diandl,
ös ghea(r)t a weng mein.
Diersbach
5i5, 1: Laclca(r)l = kleine Lache.
Nachtrag 1066.
5i6
Fleischhacker I wo kimmst not?
Du hast ja not weit;
oda hat di das Hergehn
aso not mehr gfreut?
[556] M 69
516, 1: wo = warum (vgl. ahd. wiu).
517
Und daß i not kömma bin,
will i wohl sagn:
I mag ja not alliweil
Ein Straßen fahrn.
[i46]Mn
517a:
3: i wir ja not immer
4: auf einer Strassen fahrn.
[i46]
5i8
I bin a Fleischhacka(r)knecht
und mein Diandl is s not recht,
daß i an iadö Sau
angreif bein Bau(ch).                            Linz
Literatur: Meier 67, 376 (Schatz als Metzger-
knecht greift die Kühe an).
518, 2: mein = meinem.
134

e. Liebe um Lohn (Nr. 519—
519
Diandl, du ToifÖ(l),
zwo tuast denn so woi(hl)flö.
was hast denn davan,
wannst so woi(hl)flö hast tan?
St. Georgen a. F. — Donnersbachwald
(1890)
Literatur: Mautner 35g, i3; Rasplwerk 78,
11; Futililat. 1, S. i&a, 12/i.
5ig, 1: Toifö(l) B Teufel
519, a: woi(hl)flö a wohlfeil.
5ao
Derndl, dein Ding, Ding»
Derndl, dein Ding
bot ma 5 Kreuzer kost,
dein Pfiffa(r)ling.
Archiv Hs. 1110, Nr. 17
5a 1
Um dreizöha Kreuzar a Mensch ka(u)ft,
han 8 hea(r)gö(b)m um neun,
hiatzt büaß i ba den Schindluada(r)
via(r) Kreuzar ein.
Taiskirchen — St. Georgen a. F.
Literatur: Greinz-Kctpfcrer 2, 99, :».
522—5a4
f>2 2
Unta(r)hal(b) Linz
wea(r)nd dö Hüttn a(u)fgschlagn
und da kann raa(r) dö Menscha(r)
na(ch) dö Dutza(n)dweis ha(b)m.
Mettmach
5aaa;
1:____Wean
(\\ ganz duitza(n)dweis ha(b)m.
Dicrsbach
5a3
Und i ka(u)f ma(r) zwö(l)f Dutza(n)d,
treibs a(u)ffa wia d Schaf,
wei(l)s mi a(u)ffar und a(u)ffa
koan Mautgä(l)d kost ha(b)m.
Mettmach
523 a:
1: 1 ka(u)f mar a Duitza(n)d l
4: koan Maul not kost' hat.
Diersbaeh
523, 2: a(u)ffa = herauf.
-540), Eifersucht (541-543).
5*4
Z Linz a(u)f da Bruckn,
da geht da Gspoas an,
da fragt mi da Mautna(r),
ob i Mautzödl han.
Mettmach
5a4, 4: -zödl = -zettel.
5*5
Z Wien in der Leopoldstadt
seyn d Menscher all gemahto,
wer Eini will habn,
der muß davon zahln.
[3o6] M 123
02G
Dös söchauer Menscher!
wo thuts denn dös zahln? —
Umsonst thut kuan einziger
Bua enk den Gfalln!
|5oiJ M 58
526, 1, 2: dös = ihr.
527
Mein Bübl, i sag dirs:
du thäst mir schier gfalln,
wennst du nur a Geld hast,
damitst mi könntst zahln.
[456] M i53
527: Aehnlicher Gednnke, Pog.-tlerrm. 1,
797*
5a8
Und a Iloß um an Thaller,
seyn d Eisen mehr werth;
und a Mensch um an Haller,
han s a no nie ghört.
[ai3] M i54
528, 2: Eisen = Hufeisen.
528, 3: Haller = Heiler (die Pinzgauerinnen
sind um 1 Kreuzer zu haben, Süß 9Ö1).
529
S Diandl roast abö a(u)f Wean,
sie wüll eahm a Gä(l)d va(r)dean,
sie braucht so not plagn,
braucht na s Schüa(r)za(r)l a(u)fha(b)m.
Taiskirchen
135

53o
S Diandl is gfoah(r)n
vo(n) Ofn a(u)f Pest
und sie hat eahm füa(r) d Jungfa(r)n-
schaft
an Zwoanzgar einglest.
Talskirchen
53i
Dienerl hast ghört?
und sechs Pfenning bist werth;
um an Kaisergroschen
hast dich halsen lassen.
[5i4]M6o
Literatur: Werle a54, 6; foppen für halsen:
D. i. Volial
ia, 67 (Innvierlel).
53a
Unter mein Unterrock;
steht a Kapelln;
und wer mir zwey Kreuzer gibt,
laß i rebelln.
[a35] M 126
Literatur: EroU Volksl. 120, 88, mit Verweis
auf Anthropoph. 3, 177, LIX, 9; Queri,
Erotik 128, 7 (opfern bei der Kapelle).
533
Unsar alte Hluslwei(b)
hat a Kapä(U)n,
wann i eahm söx Pfenni(g) gib«
laßt s mi rebä(ll)n.
Kimpling
534
Wenn i das schöni Dienerl war
und du der schöni Bua;
i lieb di wegn der Schönheit not,
du schmierst mir so viel zua.
[36g] M i55
535
Wann dar Oepfö(l)ba(u)m blüaht,
dea blüaht rot am Gipfl
und a Böcka(r)diandl mua(ß) ma(n) —
da kriagt ma(n) Kipfl.
Taiskirchen
536
Annamia(r)l, pfüat di Gott,
Annamia(r)l, pfüat di Gott,
hast mi amal rumpö(l)n lassn
um an Schea(r)z Brot.
U.-Braunau
536: Zur Sache: Die Dirndl sind gefällig für
einen ,,Siema[Sicben-Kreuzor]-Strutin ,, l
Süß 4oi.
53 7
Unser Diern geht zum Tanz,
nimmt den Buabn her beim Schwanz;
geh, mein Bua, tanz mit mir!
Hast a Stück Brot dafür!
[201] M 119
538
Und wannst mir kua Bier not zahlst
und kua Bratl;
laß i di not her
zu mein Liegerstadtl.
[261] M 120
Literatur: Quellen u. Forschung 7, 47, 8.
539
S Diendl ist jung und kluan,
gtraut sich not z liegen alluan;
hat mir an Branntwein gebn,
daß i bey ihr bin glegn.
[28] M 5
Nr. 539: vgl. Nr. 429.
54o
A Packl Tabak
in a sü(l)ba(r)n Pfeifn,
dös gibt ma mein Diandl
füa(r)s Duttlgreifn.
Donnersbachwald (um 1890)
Literatur: Werle 60, 4; Queri, Erotik, 4o, a;
Werle 247, 1 (Mutter und Hühnergreifen);
Volksmund
3, 3i3 (mit nicht erotischer
Schlußzeile); Deutsche Heimat 5, S. 3i,
Nr. 26 (mit anderer Reimbindung); Lieb-
leitner
Nr. 5).
54l
Bringt Einer an Haber,
bringt Einer an Brein,
a jeder will mahlen,
das Mühlerl ghört mein.
[616] M 124
136

54 ii Zum Bild von der Mühle, in der jeder
mahlen kann
(oder will): Pog.-Herrm. i,
727; Greinz-Kapferer, Volksl. II, 60, 1;
Pog.-Herrm. 2, 685; Süß 948; Werle 212,
5; Dunger i4o.
54a
Dö Gamsl am Bea(r)g
springen zsamm in oan Grua(b)m
und a bißl an Futneid
ha(b)m s allwei(l), dö Buam.
Kimpling
Literatur: Für Futneid: Graswoad: Grcinz-
Kapfertr
II, 93, 3; Süß 958; dieselben
f. Vorspiel
544
Wann i a(u)ff mein Diandl denk
und a(u)ff iah(r) Hoanslbenk,
da »acht ima d Flaxn zsamm,
kriag i an Kramm.
Tirol (H)
Literatur: Brot. Volk$L 162, a4o; Rasplwerk
07» «•
544, 4: Knmm = Krampf.
544a
Wen ich auf mein Bflbl denk
und auf sein Nahm,
So lieht mir die Flachsen zam
und krieg in Krom.
Archiv 1110, Nr. 117
545
Wenn i auf mein Schatzerl denk
und auf ihn Hainzelbänk:
gibts mir beim Herz an Stich
und beim Arsch brennte a wenk.
[385] M i56
Literatur: Pog.-Herrm. 1 (1), Nr. 766;
Deutsche Heimat 6, S. 27, Nr. 34a
(Draxelbank für Hainzelbänk, Knie für
Arsch); Rasplwerk 97, 3; Erot. Volksl 128,
i35; zur 1. Zeile vgl. Kryptadia 4* 101,
108; Dunger 4i6 (verwandt).
546
S Diandl mitn gscheckatn Gwand,
steht iah(r) hint und voa(r)n vonand(er),
Eingangszeilen oft, so Süß 233; Werle 27,
6; Pog.-Herrm. 1, 1784.
54a, 3: Futneid: vgl. futneidig Queri, Erotik,
S. 62.
543
A buxba(u)ma(r)s Laubat
und a eibana(r) Stock,
wann d Goas zo(r) an Schneida(r)
schmückt,
eifa(r)t da Bock.
Taiskirchen
543, 1: Laubat = Laub.
543, 2: eibana(r) siui Eibenholz.
r. 544-577).
da Bua, dea hat iahr einö zahnt,
den Kea(r)l hat blangt.
U.-Braunau
546 a: S Diandl hat a gscheckats Gwand.
Kimpling. Molin
546, 3: zahnt = geguckt.
547
Hiatzt is s aus, hiatzt is s aus,
s Mensch is bein(m) Rau(ch)fang aus
und da Bua schaut iah(r) zua,
dea lacht eahms gnua(g).
Mühlviertel — Spitzenberg i. B.
Literatur: Volksmund 3, i38, mit Literatur,
S. 147; dazu noch: Anthropoph. 3, 194,
i84; Rasplwerk 35, a, &; Ztschr. f. ö. V.
21-23, 160, 22; Ztschr. d. V. /. V. 20, 3l3,
Nr. 27, Strophe 3 u. 4 (schlechte Zcilen-
teilung [4-|-3 in 2 Strophen], es ist in
4 Zeilen zu bringen, u. zw. Z. 1 -)- 2 == 1.,
3 + 4 = 2., 5 + 6 = 3., 7 = 4. Zeile;
Schnaderhüpfelweisel); Lexer, Sp. 1; in
diesen Nummern lautet die 1. Zeile meist:
,,s Liadl ist aus, der Tanz ist aus"; so auch
Deutsche Heimat 5, S, i33> Nr. 72; vgl.
unsere Nr. 12; 99; i46.
548
Baua(r), schau außa(r)
wia sehen scheint da(r) Man(d)
mia(r) gehn zo dö Menscha(r),
an Dröck geht s di(ch) an.
Taiskirchen
137

5*9
Dö Brelstoana Mentscha(r)
toand Duttl woschn,
so müas8n s wohl toan,
sist toand dö Buam nix noschn.
St. Arch. Hs. 660, Nr. 26
55o— 551
55o
Wann i wissn tat, daß da Bua kam,
tat i Krapfn bachen,
wann i wissn tat, daß a nit kam,
tat i Nudl machen.                   Sterzing ~H)
Literatur: Rasplwerk i3, 9.
55i
Und wann i wissn tat, daß da Bua kam,
tat i hoach a(u)fbetten,
und wann i wissn tat, daß a nit kam,
tat i nieda(r) treten.
Sterzing (H)
Literatur: Volksmund 3, 294 (1) mit Lite-
ratur, S. i53, (nftmlich): Werle 188, 4;
dazu Neckheim 163, 3; Rasplwerk i3, 1;
Pog.-Herrm. 1, n4o; Deutsche Heimat 6,
S. 27, Nr. 33a.
55a
Wann i wissen thät, daß der~Bua kam,
that i Tüterl waschen,
wann i wissen that, daß er not kam,
that is bleibn lassen.
[388] M i5 7
Literatur: Volksmund 3, 294 (2), mit Lite-
ratur, S. i53; (nämlich) Schacherl (Anton,
Sagen und Volksgstanzcl aus dem Böhmer-
walde, 1901) 69, 5; dazu: Pog.-Herrm. 1,
ii4i; Rasplwerk i3, 2; Neckheim 162,
4 (Wanglan für Tuterl von Pommer ver-
derbt!); Deutsche Heimat 6, S. 27, Nr. 333.
55a a, 4: .... ruassi(g) lassn.
Taiskirchen
553
Bei da Mitt mua(ß) ma(n)s nehma(n)
bei da Mitt hat s mi gfreul,
bei da Mitt han i s gnumma(n),
han s ins Bött einökeit.
Donnersbachwald (um 1890)
Literatur: Dies» Ibe 3. Zeile Süß 197.
554
Mia(r)l, schmia(r) s Tüa(r)l,
schmia(r) s aba(r) fein guat,
wann da Nachba(r)nbua kimmt,
daß s koan Gwigaza(r) tuat.
Diersbach
554: Zum Bild: Hier haben wir es mit einem
auf der Schneide zwischen Gegenständlich-
lichkeit und Bildlichkeit stehenden Vier-
zeiler zu tun; Täa(r) schmia(r)n gehört zu
den Vorsichtsmaßregeln des den Buben er-
wartenden Mädchens; vgl. Werle i84, 7;
Pog.-Herrm. 1, n48; Volksmund 1, 89, 4;
Quellen u. Forschung. «7, 48, 9; dieselbe
Wendung hat aber auch erotischen Sinn!
554,  4: Gwigaza = Knarrer.
555
S Diandl hat au Söxa(r) gstohln,
ka(u)ft st an Rahm,
schmia(r)t iah(r) dö Büxn ein,
daß s liaba(r) gang.
Donnersbachwald { 1890)
Literatur: Anthropoph. 3, 199, a58; Queri,
Kraftbayr., S .73, 5.
555,  1: Söxa(r) = Sechser, altes 10 Kr-Stück.
555a
S Diandl hat an Söxa(r) gstoih(l)n,
sie ka(u)ft eahm an Rahm
und schmia(r)t iah(r) sein Spinnradl ein,
daß s liaba(r) gang.
Taiskirchen
555 a a :
3: . . . . d Latoari ein,
4: .... bössa(r) ...
Taiskirchen
555a, 3: Spinnradl = Glied.
555 aa, 3: Latoari = Glied (von CHtoris?),
vgl. Pfifentori, Erot. Volksl. t S. 61, XXXI,
Str. 1.
556
Dort drunten beim Zaun
geht das Schnudeln brav an;
will viel lieber Schnudeln,
wie so zuhi schaun.
[i65] M 11
556,   2: schnudln = schmieren, abgreifen;
vgl. auch Anthropoph. 7, S. 29.
550, 4' ?uhi = hinzu, hin.

55 7
Zippö(l) not a so, zappö(l) not a so
umar um mein Bött,
du rennst mar an Nachtschea(rb)m um,
siagst es denn not?
U.-Braunau
557 a;
Wigl not a so, wagl not a so,
stehst ba man Bött,
steßt ma man Soachkübl um . . .
Molin.
Literatur: Erot. Volksl. t36, i65 (mit Ver-
weis auf) Anthropoph. 2, 73, 11; daiu
Pog.-Herrm. 1, 1*73.
558
Und a Bussa(r)! mi(t)n Schnua(rr)boa(r)t
is allöwei(l) guat,
weil a Bussa(r)l mi(t)n Schnua(rr)boa(r)t
ön Oa(r)sch jucka(n) tuat.
Kimpling
558: Zur Sache: Küssen „mit Bart" besonders
gepriesen Pog.-Herrm. 1, 65g (2).
Literatur: Verwandt, nicht erotisch: Z). ct.
Volkslied 10, 167.
55 9
Da Michl mit da Sichl,
mit da Kreuza(r)pfeifn
geht tu sein Diandl
ins Duttl greifn.
Oberösterreich. (H)
56o
A(u)ffn Heubo(d)m leit a Mensch o(b)m,
hun i umigriffn, hot s mar umapfiffn,
hun i umitappt, hot s mar umagschopt,
a so an Damisch hot da Teufö ghobt.
St. Johann i. T. (H)
56o, 1: leit = liegt.
560,   4: Damisch « Wildheit, Begierde.
56i
Marie hat si Pfeifen gfunden,
Jury hat sie fiffen;
Marie hat sie großi Tutl,
Jury hat sie griffen.
[447] M 55
561: Spott auf den Italiener.
561,  a: Jury =» Georg.
56a
Bin da Bua vo(n) Hämased,
wo da Bock am Hea(r)na(r)n steht,
wo ma(n) Mössar und Gabö(I) schleift
und in Menscha(r)n unta(r)n Kidl greift.
Gramastetten
56a: Dieser Vierzeiler zeigt den Charakter des
Fensterspruches (siehe S. 62 f.).
Zur Sache: Dirndlgreifen gehört sum richti-
gen Buben, Süß g$ 1.
56a, 1: Hämased = Hellmonsödt, Ortschaft
im Mühlviertel.
563
Die Gans! thuan pfeita,
die Hirschl thuan rehrn;
die Buebma thuan greifa,
die Menscher habms gern.
[277] M 128
Literatur: Anthropoph. 2, io5, XLIII, 2;
3, 191, x44 (vgl. slowenisch. Volksl,, eben-
da 5, 159, i3); SchidrowiU i83, 5; die
Eingangszeilen öfter, so Werle 348, Nr. 82.
Nachtrag 1067.
564
Mein Schatz ist a Kellnrinn,
a liederlichs Band;
i greif ihr aufs Fürtuch,
sie führt mir die Hand.
[599] M 76
564: Abwehr gegen Fürtuchgreifen, Pog.~
Herrm.
1, io5o.
565
0 lieber Herr Pfarrer!
was macht der Kaplan?
er ligt bey der Köchin,
und greifts a wenk an.
[612] M 80
Literatur: Anthropoph. 3, 195, 209.
566
Schwarzi Tinten, laß dich finden,
schöns Büscherl in der Hand;
und die Nani und der Hansel,
sind a Paar liebi Leui
[667] M 87
139

56 7
Einmahl han i pfiffen,
einmahl pfeif i noch;
einmahl hau i griffen,
einmahl greif i noch.
1*5] M 5
667: Aehniiche Anlage Pog.-llervm. r, i'.~o.
568
Hesasa! Hopsasa!
Schiperl beim Loch;
und wenn i halt a kratzen thua:
kitzeln thuts noch.
[2o5] M 119
56 9
I> Menscha(r), dö Bancla,
machand oft langö Zähnd,
solang schmeichö(l)n s oan an,
bis oan d Pfoad dur(ch)öhängl.
Polling
569: Zur Sache: Das Hemd guckt auch in
einem erotischen Lied im Wunderhorn,
S. 837, heraus; vgl. Birlinger 112, a65.
570
S üiandl is a Luadar,
a liadaligs Band,
reißt ma s Hosntüa(r)l aba(r),
han eh schia(r) koan Gwand.
U.-Braunau
570a:
3: Hats Hosntüa(r)l wöggrissen
4: und han so weng Gwand.
St. Veit i. M.
Literatur: Kryptadia 4, io3, n5; vgl. im all-
gem. Anthropoph. 3, 194, i85.
571
Zwiebl und an Krenn,
und er will mir not stehnl
und er wird dir schon stehn,
wenn er eini soll gehn.
35 9 M a4
571, 1: Kren ißt man, um die Zeugungsfähig-
keit su steigern; vgl. auch Kvyptadia 4,
S. i3a, Nr. 270.
5 7 a
Hastn Oehndl not kennt?
ist der Ahndl nachgrennt;
mit der nackten Pistolln,
will er d Ahndl einholln.
[3ia] M ia3
67a, 1: Oehndl = Aehnl, Großvater.
57a, 2: Ahndl = Großmutter.
572, 3: Pistole = männl. Glied.
5 7 3
S Dia(r)ndl spielt d Oachl aus,
Schä(ll)n, dös is Trumpf,
daß da Baua(r) leichta(r) eini kann-------
mi(t)n Holzschua(ch) und Strumpf.
Taiskirchen
573: Zum Bild: Das Bild vom Kartenspiel
(Oachl [== Eichel] is Trumpf) v dann aber
abgelöst von Wetz$tein und Kurnpf, /?a$/>/-
werk 99, 6 (in der Anlage nähe verwandt).
5 7 4
Bald stechn mi die Federn,
bald beißn mi die Flöh;
und bald steht mir mein bayrischer
Säbel in d Höh.
[i54; 307] M 11 u. ia3
Literatur: Kryptadia 4, 106, Nr. i33.
574,  4: Säbel = Glied (vgl. Birlinger, S. ia6,
Nr. 335).
5 7 4a:
1: Bald xupfn mi d Wanin,
3: bald steigt mia(r) mein boarischa(r)
4: Hiail a d Heh.
Donnersbachwald
Nachtrag 1068.
5 7 5
Und ön Diandl iah(r) Mutza(r)l
tuat a(ll)wei(l) maun, maun,
und mein Blaßt spitzt d Eah(r)l seh an,
i dea(r)f eahm not traun.
Linz
575,  1: Mutza(r)l = Kätzchen = Scham.
575, a: Blaßt = Pferd oder Rind mit weißem
Fleck; hier = männl. Glied.

07G
Wann i zo mein Diandl
ins Hoi(l)z außö geh,
da steht ma mein hoanbuchas
Prüga(r)l a d Heh.
Taiskirchen — U.-Braunau
Literatur: Die beiden Eingangszeilen, von Erot.
Volksl. 106, 9, kommen dem Wesen un-
seres Vierzeilers gleich.
ß. Der Akt selbst
a. Im allgemeinen
5 7 8
Geht's nar außö inta(r) d' Bau(r)n,
laßt's in Menscha(r)n koan Fried,
wea(r)ft's ös einö inta(r) d' Stau(d)n,
is's eahn recht oda(r) nit!
Land!.
578 a
Gesn mar außö zo dö . . .
laß mar in . . .
wea(r)f ma(r)s . . .
St. Georgen a. F.
Literatur: Erot Volksl. S. 118, Nr. 76.
578, 1: inta(r) = unter; a: in == den.
579
Einmahl ist keinmahl,
zweymahl beim Kühstall,
dreymahl bey der Tennstallthür,
hiex kamm's mir erst seltsam für.
[219] M i58
Literatur: Dieselbe Verwendung der Zahlen-
reihe Kryptadia 4. S. 93, Nr. 64; Quellen
u. Forschg. 7, S. 4i, Nr. 12.
58o
Das Erstmahl in Roßstall
und's Zweytmahl im Heu;
und's Drittmahl im Kühstall,
im Winkerl hinbey.
[220] M i5
Literatur: Sehr ähnlich: Kryptadia 4, 85,
Nr. 27; verwandt: Greinz-Kapferer* 43,2;
Süß Nr. 160; vgl. die scheinbar harmlose
Erwähnung des Heubodens und des Kuh-
stalles bei Werle 22, 6.
5 77
S Diandl hat an Lumpn
und da Bua hat an Krumpn
und i woaß s seh an, wia s geht,
wann da Krump amal steht.
Donnersbachwald (um 1890)
Literatur: Anthropoph. 3, 191, i48 (aus dem
Steiermark. Landes-Archiv).
(Nr. 578-1032).
(Nr. 578-803)
58i
Die söchischen Menscher
Die seyn in ehVr Acht:
sie habn aus ihm Unterstock
Schnupftücheln gmacht.
[498] M i4o
Literatur: In der Hauptsache dasselbe von
den steirischen Kryptadia 4* 1x7» Nr. 187.
581, 3: Unter stock = der gröbere Unter-
teil des Hemdes. (Vgl. Reiterer, Allsteiri-
sches S. 70); 4: Schnupftüchel = Sack-
tücher; der Geschlechtsakt wird hier mit
dem Schneuzvorgang verglichen.
582
Zum Fruahstuck a Bussa(r)l,
auf Mittag an Fisch,
auf d' Nacht kimmt mein Büaba(r)l,
woaß' i a schan, was's is.          Tirol (H).
Literatur: Verwandt, aber deutlicher: 650
Schnaderhäpfeln S. 44, i3; genau dasselbe
in Handschrift Nr. 871 des Steierm. Lan-
desarchives Blatt 12, Nr. 72; Queri, Bauern-
Erotik, S. 12O, 3; ähnliche Anlage, aber
rein skatologiscli Rotter A 20, 11; vgl. die
Inschrift [„Fisch bey Tag vögl auff die
Nacht"] auf einem Trinkglas im German.
Museum, bei Fuchs, Sittengeschichte, ga-
lante Zeit, Erg. Bd. S. 2o5, Bild 16 t.
583
Dös naxt bin i a amal
zun Menscha(r)n ganga(n),
Da hat si epps zuatragn
a da Menscha(r)kamma(r).
Schmolln.
583, 3: epps = etwas; 4: Menscha(r)-
kamma(r)
= Schlafraum der ledigen Ban-
erntöchter oder Mägde..
Hl

584
Hob a Grübl ausgroben
Und a Bamal eingesezt,
Mein Bürbl verlassen,
Kein Augal ongnötzt.
Archiv mo, Nr. 64.
Literatur: Archiv mo, Nr. 64.
584,   i: Grübl = Grübchen; a: Bamal =
Bäumchen; 3: Bürbl = Büblein; 4: o/»-
gnötzt = naßgemacht.
Zum Bild vgl. S. 5o.
585
Mein Sund han i beicht
ba(r) an schwoa(r)zn Pala(r),
mein Buaß han i bett
ba(r) an Fensta(r)gatta(r).
St. Martin a. d. E.
Literatur: Wagner, S. n3 (a), nur Zeilen-
reihung anders, sonst im Wesen gleich.
585,  a: Pata(r) = Pater.
586
Bin Kia(rch)foah(r)tn ganga(n)
weit a(u)ffö ins Tiroi(l),
bin in koan Kiar(ch)a not kemma(n),
abar in a Menscha(r)bött woih(l)..
St. Martin a. d. E.
Literatur: AnthropophyleiaS, S. 193, Nr. 165;
weniger erotisch betont Werte io5, 8;
Ztsehr. /. ö. V. 4, S. 16 (5) dasselbe Bild;
nicht erotisch (Wirtshaus statt Bett) Bir-
linger
117, 387; dieselben Eingangszeilen
Birlinger 7a, 56; Volksmund 3, aa3, mit
Literatur S. i5i; zum Bilde vgl. Süß 871
und unsere Nr. 587.
586,   1: Kia(rch)foah(r)ten = wallfahren,
vgl. Nr. 58 7 , 3 („Kühfarten").
587
Imeramahl a bisl lustig sei,
Imeramahl a bisl bethen
Imeramahl a bisl Kühfarten gehn,
Bettgwand zam dretten.
Archiv 1110, Nr. ao.
587,  4: = Bettwäsche zusammentreten.
588
A da Fruah um a drei
geht da Mötzgar a's Glu,
obar ban Diandl sein Bött
is koan Kaibö(l)stall not.
U.-Braunau.
58 9
Und da Pfarra(r) z' St. Sixt
hat sein Köchin recht gwixt
und da Hea(rr) Kaplan
hat iahr a nu was tan.
Linz.
Literatur: Anthropoph. 3, 200, Nr. 281; dies.
Schlußzeilen Quellen u. Forschg, S. 4i»
Nr. 18; ähnliche Teilung Volksmund 3,
195; Pog.-Herrm. a, ai4; a, 317; Art und
Unart
44, 8; vgl. im allgem. die Vierzeiler
vom Pfarrer (u. Kaplan) mit verschie-
denen Ortsangaben Kryptadia 4» 139 ff
(Nr. a5i—-373); Pog.-Herrm* a, aia—aao.
590
Da Pfoarra(r) t' St. Veit
hat mi(t)n Diandln a Freud
und was da Pfoarra(r) not kann,
tuat da kloane Kaplan.
Obersteier.
Literatur: Dieselben Schlußzeilen Anthropoph.
3, 196, aa4.
591
Schean is a nit mein Schatz,
aba(r) halt frisch,
sein Schuldigkeit tuat a schon,
wia's da Brau(ch) is.
Tirol (H).
Literatur: Volksmund 3, 3oa; Süß 19H; die-
selbe Umschreibung Saß 99: Meier, 3a, 170.
591, 1: schean = schön.
593
Der Vater und d Mutter,
wie habn sie s denn g macht? —
Die Mutter hat g winselt,
der Vater hat g lacht.
[180] M ia
593
unter der Hüll zittert was;
ist kua Fuchs, ist kua Haas,
unter der Hüll zittert was.
[4n]M3 9
142

Literatur: Im Wesen dasselbo [a: Hinterm
Ufa roschelt was], Laube, S. 74, Nr. 55;
(vgl. Hruschka-Toischer 2879).
5g4
Die Täubin aufn Bodn,
der Tauber drauf obn,
wie hat hiez der Tauber
die Täubin erzogn.
[ftiS] M 4o
5 9 5
Schaute nur den Lünmel an,
wie er schön tanzen kann;
Dalirum 1 Dalarum! es stehtn gut an,
hi, hi, bey der Nacht.
[5i8] M61
5 9 6
Öes wienarischn Menscha(r),
nehmt s enk in acht,
sunst wird a(u)f da Lahmgruebn
an Arbalshaus gm acht!
Patznaun (H)
596, 3: Lahmgruebn = Lehmgrube, hier wohl
weibl. Glied; also Androhung der Entjung-
ferung; oder vielleicht Lahmgruebn =
After, dann Androhung von Schlägen? Vgl.
Loahmgruebl in Nr. i4.
5 97
S Diandl hat s Wiesa(r)l gmaht,
s Kida(r)l hat s a(u)ffidraht,
s Heu hat s einöbracht
sehen ba da Nacht.
Arnberg. Polling. —
Literatur: Werle 246, 3; llörmann a5i, 32
(Z. 1 u. 4 anders); Kohl, Tir. Lied, 276,
Nr. 164. Zum Bild: Gemeinsame Heuarbeit
Pog.-Herrm. 1, 760; :?, 691; Wieserl mä-
hen: Süß
3o; Meier 47, 208.
098
S Diandl hoaßt Lisa(r)l,
sie hat a greans Wiesa(r)l,
h Heu ha(b)m mar einbracht
scheu ba da Nacht.
Donnersbachwald (um 1890)
599—600
599
Wo ist die grün Wiesen?
Wo ist die schöni Waar? —
Wo seyn die schön Menscher
Inder Söchauer-Pfarr?
[i/io; 3a/i] M i5g
600
Was thun sie denn essen? —
sie seyn so schön weiß.
A kühwarmi Milch,
und a seltsami Speis.
[i4i] M i5g
fioo, 4: Dasselbe Bild (Speis) Pog.-Herrm.
I, I23l.
601 602
601
Dort obn auf der Albn, Bua!
Dort ist Dir a Lebn:
Da thuns uan den Wein gar
ins Bett eini gebn.
[6a4] M 160
Oot, 3: uan = einmi.
602
Zu essen gibts allerhand,
was man nur schafft;
die besti Speis kimmt erst
ins Bett auf die Nacht.
[6 2 5] M 160
6o3
A kreuzlustigs Oea(r)schtl
is z Oi(l)m an Summa (r),
a hoi(l)bs Nachtl ban DianI
is go(r) boi(i)d uma.
St. Johann i. T. (Samml. Hörmann)
(>o3, 1: öa(r)schtl = Örtchen, dann aber
auch = Weilchen.
6o3, 3: hoi(l)hs = halbes.
Nachtrag 1070.
6o4
Gfreut mi nichts als mein Mann,
weil er alls so gut kann;
bald sitzt er, bald steht er,
bald lahnt er sich an.
[17] M 2
143

Literatur: Anthrop. 2, 118, Nr. 2; Krypladia
4, i3o, 2Ö5; Ilasplwerk, S. 3G, b, 2; Vollem
mund
3, iq4 (ohne Literatur); (in diesen
Vierzeilern ist Zeile 2 u. 3 fast gleich un-
seren Zeilen 3 u. 4).
6o5
Und d Liab macht a Fiaba(r),
Das han i oft gsi>üa(r)t,
und dö Diandln va(r)stehngans,
wia daß ma s kuaria(r)t.
Tirol (H).
Literatur: Pog.-Herrm. i, 190; Schönslein
i46; Werle i58, 5. — Im allgemeinen vgl.
zu Liebe u. Fieber: Süß
288; Hörmann
i4o, 12; Qaeri, Erotik, 115, 2; Gundlach
5 77 .
605,   3: va(r)stehngans = verstehen es.
606—607
606
Wigl not a so, wagl not a so,
s Häusa(r)l fai(ll)t zsamm,
wigl not a so, wagl not a so,
s Häusa(r)l fai(ll)t zsamm.
Tirol (H)
Literatur: Mautner 363, 4; Rasphverk 5i, 5;
Schidtowitz 196, 1; Andrian 181, b.
606,  1: wigln-wagln = sich hin und her be-
wegen; Andeutung des Geschlechtsaktes, vgl.
Nr. 557 a; 607 a.
607
Sötz mar a Spreizl an,
daß es not zsammfai(U)n kann,
wigl not a so, wagl not a so,
s Häusa(r)l fai(ll)t zsamm!
Tirol (H)
Literatur: Maatner 363, 5; Rasplwerk 5i, 6;
Schidrowitz 196, 2; Andrian 181, b.
607,  1: Spreizl = Stutze.
607 a
Wigl not a so, wagl not a so,
s Häusa(r)l fai(ll)t zsamm!
Sötz mar eahm Spreizn an,
daß s uns not zsammfai(ll)n kann. —
Kimpling
608
1 und mein Schatz
habn den Bettbodn durchtaucht,
aft habn wir vom Buchsbaum
drey Bettbodnladn braucht.
[719] M 112
Literatur: Andere 1. Zeile, nicht erotisch
Seidl 57, /19.
608,  2: durchtaucht = durchgedrückt.
609
S Diandl hat ehm sein Jungf(r)aunschaft
as Füa(r)ta(r)lein gnaht
und da Bua schleicht si zubi,
trennt eahm s außa sehen stad.
Kimpling
609,  2: eingnaht = eingenäht.
610
Dort obn auf der Albn
steht a weißi Feichten;
dort gehn ja die Buabma
zun Menschern beichten.
120 M 10
Literatur~ siehe Volksmund 3, S. i5o, zu
Nr. 206; dazu noch: Pommer Flugschrift
12, S. 42 (nach Weinhold 22, b, C);
Rasphverk, S. 17, 5; ähnl. Eingangszeilen
Werle 7 4, 7.
611
Zwischn zwoa Tanna(n)ba(u)m
waxt a Feichtn,
da gehnd dö sehen Menscha(r)
ba dö Buama beichtn.
Taiskirchen
Literatur: (mit anderer 1. Zeile) Volksmund
3, 206.
612
Habn wir an Unglück ghabt,
kannst mirs not glaubn:
er hat sein Hut verlorn,
und i mein Haubn.
[226] M 126
Literatur: Im Wesen dasselbe (andere 1. Zei-
le). Werle 49, 1; Dünger Nr. i4. Zum
Bilde: Buben samt Haube hat man dein
Dirndl davon Süß, S. 126, Str. 3; „Hut"
hängt dem Buben Süß 347» — Haube =*
vulva, Meier 21, 107.

6i3—6i4
6i3
Hoch aufi bin i gstiegan,
hoch abi bin i igfalln;
han d Hühnersteign brochen,
han s a müssen zahln.
[69] M 161
613, 3: Hühnerzteige brechen = beschlafen.
6i4
War i auffi not gstiegn,
war i aber not gfaUn;
hatt d Hühnersteign not brochen.
hltU not dtrfen laklu.
[70] M 161
6i5
Unsar altö Lena
hat a Stübl voi(ll) Henna(n),
ba da Mitt hat 8 an Hea(r)d,
wo da Gockl ein ghea(r)t.
Arnberg
Literatur: EroL Volktl. 121, 94 (Ort für
Herd); Rasplwerk 97, 6 (Herd umichrie-
ben durch was, vorn für Mitt); Deutsche
Heimat
5, S. i44 (a).
6i5a, 1: S Dirndl hoafit . . . kimpling.
615,  4** ein ghea(r)l = hineingehört.
616
Ich weiß en schön brun,
wachst der Müs umanduni
bei der Mite ein Teicht,
wo der Fuchs eine schleicht.
Archiv 1110, Nr. 8a.
Literatur: Liebleitner Nr. 2.
616,  2: Müs = Mias, Moos. — 616, 3: Teicht
— Teich.
617
Ban Diandl san Brunn
waxt a Mias umadum,
muaß a Voglnöst sein,
schlotft dar Alt aus /Und ein.
Kimpling. — Linz. —
Literatur: Anthropoph. 2, 85, 102; 3, S. 193;
Kryptadia 4, 86, 3o; Pog.-Herrm. i,
Nr. 101; unsere Zeile 4 = Volksmund 3,
Nr. 316, Zeile 2. Vgl. diese Sammlung
Nr. 5 7 .
618
S Diandl hat oanö,
a liabö, a kloanö,
und so oft ma(r) saammkemman,
wia(r)d s gressa(r), moan ö. —
Kimpling
Literatur: Nahe verwandt (Schlagwort aber
„Liebe"): Hörmann 120, 23; Gundlach'tö.
618, 4: moan ö = meine ich.
619
s Diendl hat an weißen Bauch,
drauf an braun Fleck;
der Bua reibt die ganie Nacht
bringt ihn not weck.
[384] M 162
Literatur: Kryptadia 4, 93, 06; Anthrop. 2,
85,   io4 (in Zeile 3 u. 4 erste Person).
Quellen u. Forschung. 7, S. 4i» Nr. 8 (das
Dirndl reibt selbst). Queri, Erotik, S. i3i f;
Rotter A. 20, 1. Teile davon Rasplwerk
86,  7. Liebleitner Nr. 1.
öao
I und mein Schatzerl
thun Zeitvertreibe
thun iwey schwand Fleckl
auf einander reibn.
[676] M i63
I geh nimmar a(u)ffö,
20 da Mötzga(r) Großn,
sie hat nia d Nasn au(ß)agröckt,
i han iah(r)s recht da(r)stoßn.
Polling
621, 2: Großn = „große Dirn" [= Magd].
621,   3, 4* verblümte Wendung für statt-
gehabten Geschlechtsakt.
62a
S Diandl hat oanö,
a kniaweiti Schäß,
da Bua foah(r)t eahm einö
mi(t)n Radibock, daß s «läßt.
Taiskirchen
622,  2: Schäß =-. Scholl
622, 4: »täßt = stößt
10 Kraut st IX. Beiwerki. öiud. d. AnthropophyteU

6a3
S Diandl hat oanö
wia(r) a Woaznkea(r)ndl
Und da Bua foah(r)t eahm einö
mit an Oxnhea(r)ndl.
Kimpling. U.-Braunau
6a3, a: Woaznkea(r)ndl = Weizenkörnlein.
6a4—6~7
6a4
D Sunn is in Abigehn,
macht an sehen Schein,
foah(r)t da Bua mit san Diandl
a da Talleitn ein.
Tuiskirchen. Diersbach
6a4, 4: Talleitn: Lehn == Hang.
6*5
A da Talleitn drin
tuat a Wassa(r)l fliaßn,
tuat da Bua mit san Diandl
dö Zeit va(r)küa(r)zn.
Taiskirchen. Diersbach
6a6
Tuat da Bua mit san Diandl
dö Zeit va(r)küa(r)zn,
tuat in Schubkoa(rr)n und in Radibock
a(u)fananda(r) stüa(r)zn.
Taiskirchen. Diersbach
626,  3:. Erklärung der beiden Ausdrücke im
folgenden Vierzeiler.
Literatur: Schärdinger Heimat 1910, S. i33
(1. I und mein Alti . . ,).
627
Und da Schubkoa(rr)n und du Uadlbock
ig a not ai(U)s oans,
da Schubkoa(rr)n hat zwoa Iladl
und da Radibock oans. —
Taiskirchen. Diersbach
627, 3: Radi = Räder. — 627: Die Vierzeiler
Nr. 624—627 gehören zu einem „Liede"
zusammen und werden mit Wiederholung
von Nr. 426 abgeschlossen.
628
Unga(r)l, wi(d)llwo,
stock s Pröga(r)l in s Lo(ch),
stock s hinum, stock 8 herum,
stock 8 wiedar in s Lo(ch). — Lungitz
O28: Dieser Vierzeiler ist ein Neckvers gegen-
über den ungarischen Heanzn. — 628, 1:
widiiuo, widiwi kommt in Kinderreimcn
der Heanzn vor; siehe Ztschr. f, o. V., Sup-
plem., lieft 1 (zu Jahrg. VI), S. 6, Nr. ',9.
- midiwum u. a. ebenda S. 7, Nr. 80.
639
Lusli ists gwesen,
hats Kellnermensch gsagt;
a Bußl hats n geben.
wies n (Irinnen hat ghabl.
[600J M 77
Literatur: Kryptadia !\ t 88, 4i.
63o
„Holladari" hat s gsagt,
wia s n amal drin hat ghabt,
„holladara —
wann ar allwei(l) drin wa(r)!"
U.-Braunau
630,  2: wia sn = wie sie ihn.
63i
S Diandl hat a Zipfö(l)pritschn
und a drahts Lo(ch)
und da Bua hat an krumpn Schwoaf,
abar einö mua(ß)r a do(ch).
U.-Braunau
631,  1: Pritsche = Glied, vgl. auch Anthro-
pophyt.
8, 11 f. — 031, 2: drahts = ge-
drehtes, verdrehtes. — 631, 3: krumpn =
krummen.
63a
Konstantinopl,
wia groß is da Stoppt,
wia kloan is das Lo(ch),
einö mua(ß)r a do(ch)!
U.-Braunau
Literatur: Dieselbe Anlage, statt Stoppel:
Zumpel: Laube,
S. 70, Nr. 9; als llamm-
liedchen beim Pilotenschlagen Uhl, Wini-
liod, S. 219; über die kräftige Erotik der
Rammlieder ebenda, S. 216 ff.
633
S Diandl hats gfreut,
wia(r) i s nieda(r) hau keit,
wia(r) i s a(u)flassn han,
hat s an Jugaza(r) tan.
St. Georgen a. F. — St. Johann i. T. (H)
146

Literatur: Anthropoph. 3, S. 19a, 161; Werte
195, a; Süß 200, Nr. 289; Pog.-Herrnt. 1,
Nr. io53; Quellen u. Forschung. 7, 45,
4a; Rasplwerk, S. 69, 1; Schidrowilz ao3,
13; Futilitat. 1, S. i63, 318.
633,  a: fcei« = geworfen.
634
Du bist mein Diendl* i bin dein Boa,
mußt not harb seyn, wenn ihn eini thua;
mußt not harb seyn, wenn ihn außa thua,
Du bist mein Diendl,i i dein Bua.
[665] M 86
634,  3: korb =» böse; ihn = ich ihn (nlml.
das Glied in die Scheide).
635
Ba da Giglwitzn, ba da Gaglwitsn,
ba da Wia(r)Hn 1 Fraunstoan,
ba da Ki(U)narin iahra(r) Pfeffa(r)fcüxn
kann mar a Sai(l)s eini toan.
Landl
Literatur: Dieselben Eingangszeilen (Kabn-
stoan) Anthropoph. 3, aoo, Nr. ~76. Zur
1. Zeile: Anthropoph. a, 118, 11.
635 a, 4: w ar a guats Toan, oder für Sai(l)z:
epps (« etwas). Taiskirchen.
635 b, 3: ba da Pfoarra(r)köchin iahra(r)
Pfeffa(r)büxn; 4: mecht i mi an Tod toan.
Ranshofen.
Literatur: Queri, Erotik, 175, 4 (and. Schluß-
seile); Anthropoph. a, 81, 132; Futilitat. 1,
S. 16a, ai5 (Traunstoan; anndere 4- Zeile).
635,   1: Giglwitzn = Scheide; Schmeller 1,
884. — 635 b, 4: möcht ich mir den Tod
antun, eigentl. bis zum Tode tun.
635 c
Ba da Gigaritzu, ba da Gagaritzn,
bein Wirt bein grean Ast,
ha(b)ms a K8(U)narin, hat a Holla (r)büxn,
dö is allweil a wexig naß.
Molhi
636
Bey der Giggeritzl, bey der Gaugeritzl,
bey der Keglstadt seyns glegn,
da han i ihr mein Bonapartl
bey der Hollerbüchsen eini gebn.
[a45] M i64
Literatur: Dieselbe 1. Zeile Queri, Erotik,
175, 4. Zum ganzen: Krypladia 4, 110,
Nr. i53.
636, 3: Bonapartl: vgl. Birnbartl; Kryptadia
4, tio, Nr. i53.
63 7
Hinta(r) mein Stadt,
da gwigatst a Has,
hitt i mein Löbta(g) not gheiracht,
wa(r) ma mein Zipfa(r)l nia naß.
U.-Braunau
Literatur: Aehnliche Eingangsseilen Werte
37, 4; Pog.-Herrm. 1, n 64; Dimger
Nr. 641, S. agg, ia; entsprechende Schluß-
seile Anthropoph. a, 89, iai.
638
Bei insa(r)n Hea(rr)n Pfoarra(r)
geht s kreuzlusti(g) zua,
geht da Ba(u)mann so da Grißn,
zo da Kloan da Bua.
Taiskirchen
638,   1: in$a(r)n = unserem. — 638, 3:
Ba(u)mann = erster Knecht. — 638, 3, 4-'
Gräfin, Kloan = großen, kleinen Magd.
63 9
Du talgata Vata,
du schlägst a Getöß. -
Giengst selber zun Menschern,
wennst d Mutta not hast.
[i4] M i49                            U.-Braunau
Literatur: Vgl. noch Pog.-Herrm, 1, 887;
Werte 214, 5; Volksmund 1, n4 (2);
Fuchs-Kieslinger 99; dem Sinne nach gleich
Andrian 181 a; Futilitat. 1, S. iai, Nr. t4
(mit Literatur).
639,  i: talgata = dummer.
64o
Dos is holt mein Vota
Sein einzige Freud,
das er an Burm hot,
der die Dirntl ansteigt.
Archiv 1110, Nr. i38.
Literatur: Rasplwerk 73, b, 1; nicht erotische
Schlußzeilen Dunger 808.
6/jo, 3: Burm = Buben.
64i
Und wann oana(r) Seppa(r)l hoaßt,
da is s schon gfei(l)t,
weil a goa(r) so gea(r)n a(u)ffisteigt
a(u)f d Weiba(r)leut.
Kimpling
10«
147

Literatur; Volksmund 3, Nr. 183; Anthro-
poph.
3, ig3, Nr. 16/4 (Gu$tl für Sep-
pa(r)l); Rasplwerk 86, 9; Deutsche Heimat
6, S. 37, Nr. 349 (Hand).
64a
Wann anda(r) Leut schlafn
und hand a da Huah,
geh i za mein Diandl
und log mi dazua
Taiskirchen
Literatur in Volksmund 3, S. i4# tu Nr. i5g
(in d. Hauptsache unsere Zeilen ru. 3 =
3 u. 4 der angezogenen Vierzeiler). — Da-
zu dieselben Eingangszeilen Rasplwerk 7,
7; Deutsche Heimat 6, S. a6, Nr. 3i6;
6, S. 39, b, 7.
643
S Diandl hat si hea(r)wea(r)ts glögl
und i dranan
und sie hat mar a Oa(r)bal gschafft
und i han s tan.
Taiskirchen
Literatur: Rasplwerk 78, a, 4; Schidrowilz,
S. 199, 8.
644
S Diandl is liabreich,
aba(r) gä(l)dreich is s not,
und was frag i na(ch)n Gä(i)d,
zon Gft(l)d log i mi not.
Landl. ~~ Taiskirchen
Literatur: Dieser Vierzeiler erscheint verschie-
dentlich variiert, der Sinn bleibt im Kern
derselbe; er ist meist weniger erotisch be-
tont als unsere Lesart; Belege in Volks-
mund
3, S. i54, zu Nr. 309; dazu: Hör-
mann
64, 33; Pog.-Herrm. 1, 110; Art
und Unart
36, 1; Pog.-Herrm. 1, 8« und
Var; 1, 33; Schönstein 68; Tobler f S. 3i,
IV, Nr. 3; Süß 310; 84o; 883; Quellen u.
Forschung.
7, 38, Nr. s4; Werte 69, 3;
Strack. S. 4o; 600 Sehn. Nr. 91; Gund-
lach
546; Tiroler Alp.-Lieder, S. 53; 120
Tir. Lied..
S. 86 b; 650 Sehn., S. 64,
Nr. 87; S. 78, Nr. i5; Zlschr. /. ö. V. 4,
S. 17, Nr. 3; Dunger Nr. 683; Simrock,
S. 34o (5); Vogl 36, 38.
645
Ligt drinnen die Katherl.
Hall d Aeugerl schön zua;
da kimmt ja der Michel
und legt sich dazua.
[64] M 7
646
Hey der Nacht um an eilfi,
da geht der Mond auf;
da legt sich das Bübel
aufs Diendl glei drauf.
[718] M in
647
In Vada(r)n san Haus
und da Muadar iah(r) Bett;
st muaß si zon Mann iögn,
sie wö(ll) oda(r) not.
Landl
647, 11 In = dem; san =* sein. — 647, 3:
zon =» tum.
648
Diandl, was tuat da Bua,
gibt a denn goa(r) koan Ruah,
wann a so einilögt
zu diar as Bött?
Mettmach
649
Mein Schatz ist a Schwagrin,
a blutjungi Hurr;
sie legt sich schön zuher,
i deck sie schön zua.
[621] M 160
Literatur: Letzte Zeile dem Dirndl zugeschrie-
ben; Kryptadia 4t "5, Nr. 180.
649, 3: Hurr = hier nicht im üblen Sinne.
Ö5o
1 und mein Diandl
ha(b)m uns nahat zsammglögt,
daß da Floh ba da Mitt
hat zon jamma(r)n anghöbL
Taiskirchen
Literatur: Pog.-Herrm. 1, 1:197 u. Var. (Diese
Variante aus Friesach kam mir aus Villach
zu); 3, 718; im Munde des Dirndls: Kryp-
ladia
4, io5, is5. Vgl. FulililaU 1, S. i4o.
n5.
650,  3: nahat «= nahe, — 65o, 4: anghöbt
angefangen.
148

65oa
1 han mi zo mein Di an dl
so gleim zubi glögt,
daß d Fleh zwischii uns zwoa
ha(b)m 8 januna(r)n anghöbt.
U.-Braunau
Literatur: Pog.-Herrm. 1, 1397 Var. sä 65o,
3 u. 4 -f- 65oa, 1 u. 2.
65i
Zwea(r)x üba(r)s Bött
hat ü mein Diandal glögt,
hat not gschmutzt, hat not glacht,
wia a hai(l)l geht ba da Nacht.
Landl
Literatur: Birtingcr i5i, 78; Schidrowitz 199,
6 (andere t. Zeile, weil AnscblulSetrophe);
ihnl. Eingangszeilen Kryptadia k, 90, 5o;
dieselben SchluAzeilen Süß 617; Poy.-
Herrm.
1, iSi5; Futiliiat. 1, S. iH*], 34.
65i, i: Zwca(r)x = quer. — 65i, 3:
g$chmntzt == gelächelt. — 65ia: 1: . . .
Bött hin; a: bin i.. •; 3: han gtcbea(r)z)
und han glacht— Polling. Nachtr. 1071.
65a
Menscha(r) hoamweiin,
dös mua(A) man va(r)stehn,
za da rechtn Zeit rastn
und giei wieda(r) gehn.
Taiskirchen
65a, 1: hoamweisn = heimführen. — 652 a,
3: mua(ß) dann und wann rastn und not
allwei(l) gehn. Polling.
653
S Diandl is winzi(g) kloan,
traut «ahm not hoam,
z Wiesing is s blie(b)ni
in an Heustadl drinn.
Tauikirchen a. d. P.
654
Luati(g) mia Hoi(l)zknecht,
tant Ba(u)m umhackn,
heint wa(r)nd uns hoi(l)t d Menscha(r)
guat a(u)ffi z gnockn.
Tirol (H)
654, 4: a(u)ffi gnockn s= sich drauf setzen,
drauflegen.
655
Gfreut mi nix bössar
alz Bleamalbrocka(n),
Menacha(r) hoamweisn
und a(u)ffi gnocka(n).
Mettmach
655 a:
Gibts denn was Schena(r)s
zwia Bleamö(l) brock« (n),
•chenö Diandl . . .
Taiskirchen
655,   2: BkmnS(l) brocken) « Blumen-
pflücken.
656
Zwei kuhlschwarze Rötla
Mit den Auslinder-Gschier,
Won die Samstag Nacht komt,
Lieg ich wieder bei Dir.
Archiv mo, Nr. 33.
656,   1: kuhlschwarze Rösla = kohlschwarze
Rößlein. — 656, 2: = mit ausländischem
(Pferde-)Geschirr.
65 7
A(u)f da(r) Küah(r) Alm hat a ma(r) gfalln,
bei da(r) Sendrin sein Heu
und da Köahbua, dea Spitzbua,
liegt allwei(l) dabei.
Taiskirchen
Literatur: Kryptadia 4, Nr. 200; Futilitat. 1,
S. i5i, 178.
658
Da Pfoarra a(u)f da Kanzl
hat zwoamal va(r)kündt,
bei an sehen Diandl liegn
is sein Löbta(g) koan Sund.
Kärnten (H)
Literatur: Pog.-Herrm. 1, 447 (3 mal); An-
thropoph.
3, 192, 157; Meier u3, 121; we-
niger deutlich: Birlinger 72, 58; Seidl 4o,
78 (liehen für liegen); Tobler, S. 3o, II,
6; Weinhold 19, b, 4.
658 a
Da Pfoarra vo(n) Neukir(ch)a
hat s dreimoi(l) va(r)kündt,
ba an sehen Diandl liegn
is kuan greisl kuan Sund.
St. Johann i. T. (H)

Literatur: Saß i/i3: Krypladia 4> 129, i5i:
Werte 88, 5.
658 a, 4: kuan greisla = kein bißchen.
65 9
Hun oft an Zaun zeint,
hun oft an Steckn gspitzt,
bin oft bo an Buam glögn,
hun koan Tropfn nit gschwitzt.
St. Johann i. T. (H)
Literatur: Verwandt in Anlage und Eingangs-
bild Meier 26, i38 (dem Buben in den
Mund gelegt, was näher liegt, da die Beschäf-
tigung des Zäunens mehr dem Manne als
dem Mädchen zusteht).
Sonst Verbindet sich aber im Vierzeiler
gerne das „Schwitzen" mit dem „Halsen",
vgl. Werte 17, 4; 237, 0; Pog.-Herrm. i,
433; i, i3i4; Hörmann 129, 48; Gund-
lach
569.
669, 2: Steckn gtpitzt = Zaunpfahl gespitzt.
660
S Diandl hat z Wean studia(r)t,
s Büaba(r)l in Linz,
hiatzt liengand s in Bött bonand(er),
haltn Priminz.
Taiskirchen
f>6o a, 2: und da Bua z Linz . . .
Arnberg. — Kimpling. — U. — Braunau.
660, 4: Priminz = Primiz (erster Gottesdienst
des neugeweihten kathol. Priesters).
661
S Dienerl ligt hoch aufn Heu,
und a Husar dabey;
der Pasamteremtete
ligt auf der Höh.
[20] M 3
Literatur: (Die beiden Schlußzeilen auf die
Erektion gewendet) Krypladia 4, 94,
Nr. 70.
662
Gestern ist Sonntag gwesen.
heunt ists acht Tag,
daß i bey mein Diendl glegn
bin, auf an Schab Stroh.
[2a5] M 126
Literatur: Anthropoph. 2, 81, Nr. 79. (Aussee).
663, 4: Schab = Bund.
663—664
663
Woaßt, wia(r) ea prödigt,
da Silbarögga(r) Pata(r)?
Ban Diandle dea(r)fst liegu,
aba(r) wöggedrahta(r)!
Villach
So hat a gsagt,
unsar alta(r) Pata(r) . . .
Körnten (H)
Literatur: Pog.-Herrm. 1, Nr. 446; Neckheim
Nr. 2, 1 (andere 2. Strophe); Anthropoph.
3, S. 192, i56; Fromann 4, S. 5a2 (an-
dere 1. Zeile); Deutsche Heimat 5, S. i3o,
Nr. i4.
663, 2: Silberegg: ~ Ortschalt in Kärnten. —
663, 4: wöggedrahtafr) s= weggedreht, ab-
gewendet.
664
Du bist a Luderle,
Silbarögga(r) Pata(r),
liegst selba(r) ban üiandle,
ab(r) magedrahta(r).
Villach
665
Hiatzt bin i halt gheirat
und bin hiatzt a Wei(b)
und hiatzt is halt da Brau(ch),
daß da Mann ba mia leit.
St. Martin a. d. tenns
Literat: Inhaltl. gleich: Futilitat. 1, S. i53,
187.
666
Mathias, mein Mannt
ka(u)m daß ar a(u)ffisteigt,
höbt a schan an.
M 174                                      Traunviertel
666: Ein Dreizeil er.
667
Was nutzt mir a Gamsgebirg,
wenns mirs verschneit?
Was hilft mir a Diendl,
das nie bey mir leut?
[278] M 128
Literatur: Deutsche Heimal 6, S. 27, Nr. 335;
entsprechend dem Dirndl in den Mund ge-
150

legt: Pog.-Herrm. i, 1237; abgeschwächte
Schlußzeile: Werte 85 (3); Gundlach 38/»
(Schlußzeile entstellt); Birlinger 05, 16;
Simrock, S. 339 (2); John #., S. 218,
Nr. 71; 73; Volksmund i, S. 82 (2); in
der Anlage verwandt, nicht erotisch Dunger
Nr. /«37; vgl. noch ebenda Nr. 478; 481;
dazu Zusammenstellung ähnl. Eingänge
Meyer, Essays, 1, S. 352 f.
667,  3: leut = leit, liegt
668
Der Einsiedler 1 Fronleithen
hats Halsen aufgbracht;
beym Tag geht er betteln
Und Halsen auf d Nacht
[690] M i65
Literatur: Kryptadia 4» ia5, 228 (3: vögeln
statt betteln).
668,  1: Fronleithen »Markt nördl. von Graz.
669
I dank da füa(r) dein Weina(r)l,
i dank da füa(r) dein Bia(r),
i dank da, schwoa(r)za(r) Seppl,
daß d gschlafn hast ba mia(r).
Tirol (H)
670
Bey mein Schats han i gschlafen,
die ganz gschlagni Nacht;
und die Engel habn gsungen,
der Herrgott hat glacht.
[210] M i54
Literatur: Im Wesentlichen dasselbe („Die
Teufel hamp glacht"), Pog.-Herrm. 1,
iSs4.
671
Leg di einer, mein Franzerl!
a weni zu mir;
aft schlaf ma beynanda,
die ganz» liebi Nacht;
Der Guggu hat gschriern
und s Bettstadtl hat kracht.
[708] M 107
671, 4: Vgl. Nr. 4o4 unserer Sammlung! —
671 ist ein um ein halbes Gesät2 verlänger-
ter Vierzeiler.
67a
Mein Vater und Mutter,
mein ganzi Freundschaft,
is mir noch not so lieb
s wenn mein Bua bey mir schlaft.
[8] M 1
Literatur: Pog.-Herrm. 1, 116; John E. t
S. 221, Nr. io3; Mensch für Bub: Deutsche
Heimat
6, S. 24, Nr. 270; nicht erotisch
Volksmund 3, 120, mit Literatur S. i46.
6 7 3
Das Apferl aufn Barn,
und das Semerl in Melh
ist noch not so süß,
wie mein Schotserl im Bett.
[272] M 128
Literatur: Kryptadia 98, 89; Weinhold 20,
b, 3 (Buberl für Schottert).
673, 2: Semerl — kleine Semmel.
6 7 4
I bin a Jungs Bfibel,
woas nix von kua Sund.
i schlaf bey mein Diendl,
daß d Lieb not abkimmt
[333] M i46
6 7 5
Wenns Bübei und s Dienal
in Ein Betterl schlaft:
so hat ja das Lieben
a besseri Kraft.
[175] M 12
676
Dort unten beim Bacheii
rinnts Wasser gar kalt;
zwey blutjungi Leutl
verschlaffen gar bald.
["4]
Literatur: Fromann 4, S. 81 (8); ähnlich:
Süß 384; Hörmann i33, 62; Hörmann,
Volksleben, S. 344; Werte ig5 (8).
677—678
677
Mein Vater hat gsagt:
I soll s Liebn verredn,
er will mir um an Siebner
mehr Wochenlohn gebn.
[9] M r
752

Literatur: Tobler, S. 33, Nr. 34; Weinholt!
20, b, 7 (Buabl statt Licbn), ebenso Werk
a48, Nr. 2 (1); ./o/m /?., S. 216, Nr, 56
(1) mit ergänzender Literatur.
678
1 pfeif aufn Siebner,
i nimm ihn not an;
i schlaf bey mein Diendl
so oft als i kann.
[10J M 1
Literatur; Weinhold 20, b, 8 (entsprechend
wieder Buabl); Werk 248, Nr. 3 (2);
John E. t S. 216, Nr. 56 (a).
679
Diandl, wia is denn dU(r)?
Is denn diar a iwia mia(r)?
I mecht den fanin Tag
schlafn ba dia(r)!
Taiskirchen
Literatur: Hörmann i3a, 57; Pog.-Hcrrm. 1,
8a, Nr. 386 u. Variante; Gundlach 86;
Rasplwerk 5, 1 (teils Tag, teils Nacht,
plaudern oder „allan sein"); Dunger,
Nr. 346.
679 a, 3: Do* gamö Nacht . . .             Landl
679 b:
„Sehens Diandl, i hält die gea(r)n,
wia is denn dia(r)?"
Daranschließend Zeile 3 u. 4 von oben mit
„Nacht".                                Tirol (H)
680
Wenn d Sonn so schön scheint
und scheint über mein ßöll,
muß der Bauernbua fort
und der Berglerbua not.
[80] M 8
Literatur: Thema der 3. Zeile näher ausge-
führt Pog.-Herrm. 1, i365; Ilörmann s3o,
95.
681
Dös is a Luada(r)lö(b)m,
s Gä(I)d hat ma d Muada(r) gö(h)m,
s Mensch han i aä(I)b«(r) ghabl
heunt ba da Nacht.
Taiskirchen
Literatur siehe im Volksmund 3, S. i5i zu
Nr. 244; dazu noch: Ztschr. /• ö. V. 6,
S. 199, Nr. 83; Rasplwerk, S. 43. a, 3;
Deutsche Heimat 6, S. 18, Nr. 239; die-
selben Eingangszeilen Queri, Erotik, S. 137,
a; Hörmann, S. 5, 7; Wagner, S. 112 (4).
68a
S Diandl hat gsündigt,
hat büaßn ineassn,
iah(r) wunda(r)schena(r) Krani
hat aba(r) meassn.                    Taiskirchen
Literatur: Dieselben Schlußzeilen Halber-
Stadt,
S. 52, 4 (Brautlied); D. d. Volks-
lied
11, i83 (Innviertel); verschiedene Bil-
der vom Verlust des Kranzes: Süß 632;
Werk 208, 6; 208, 7.
683
Wann i a Jungfrau wa(r),
kriagatst mi nia,
aft aagat i pfiat di Gott
bis a(u)f dö — Knia.
Weißenbach (um 1900)
684
In Ba(ch)ofn draußn
is alles voi(il) Ruaß,
s Diandl wia(r)d oft recht angstig,
wann s beichln gehn muaß. Diersbach
Literatur: Etot. Vollcsl. 149, 23o, mit Verweis
auf Greim, Schlierseer Schnadahüpfeln, II,
9.5; dazu noch: Werk 88, 2; 600 Sehn.
Nr. 173; 650 Sehn., S. /17, Nr. 7; Queri,
Erotik, S. 117, 2; Schürdinger Heimat
1910, S. i33 (3) aus Kopfing]; Deutsche
Heimat
5, S. i3~. Nr. 57.
685
Ols a so a Buabei
wa(r) ma liabar a Krot,
aft dea(r)fat i «ix beichtn
von söxtn Gebot.
St. Johann i. T. (H)
Literatur: Dieselben Schlußzeilen Süß 861;
als Tatsache Werk 218, 3; Anthropoph. 3,
197, 23o; Bub beichtet nichts davon: Werk
192, 4.
685, a: Krot = Kröte.
()86
Dös naxt han i beicht,
daß i nieda(r)gfalln bin,
hat da Bcichtvada(r) greint,
daß s nöl a(u)fschaunt a(u)f mi.
Taiskirchen. — Tirol (H)
152

687
Sagst allweil von Sund seyn,
von Sund seyn sagn d Leut;
wie soll denn das Sund seyn,
wanns uns aso gfreut?
[3oo] M 133
Literatur: Seidl, S. 55, 58 (a); Gundlach
Nr. 53; etwas veränderte 3. Zeile: Hör-
mann
137, Nr. 43.
688
Mein Schätzer! ist harb auf mi,
weil i bald hergfalln war,
ihr stehn die Thrtntn aufn Bauch,
i han brav glacht dazua.
vergiß mein nicht.
[664] M 166
689
Daß i net gfalln bin,
da dank i, o Gott,
aba(r) gstolpa(r)t schan öftar
Oba(r)a aöxtö Gebot.
Taiskirchen
Literatur: Erot. VoUtsL, S. 137, Nr. 127
(9 Strophen) mit Verweis (S. x35) uui'
Kryptadia 4, 98, Nr. 9a; dazu noch: Hör-
mann,
S. 13, 37 (3 Strophen); Pog.-
Herrm.
1, i388; Art u. Unart 34, 4;
Mautner, S. 337, 9 (3 Strophen); Schidro-
witt
303, 3; Rasplwerk 86, 10; Tirol (II);
fallen und straucheln im selben Sinne
Werk 308, 5.
690—691
690
Lustig ists Bua seyn;
i tausch mit kuan Mann,
wenn mi s Dienerl not gfreut,
sthe i auf, geh davon.
[aa] M 3                                       Arnberg
Literatur: Rasplwerk 73, a, 5; Queri, Kraft-
bayrisch, S. 3o; Werte 19, 5; Pog.-Herrm.
i> 617; 3, i85; Gundlach 916; Hörmann
6, ii; Weinhold 33, a, 3; Zlschr. f. ö. V.
18, S. 9 (unten) [Wechselgebiet]; Süß,
Nr. 3 a 3. — Dieselben Eingangszeilen
Ztschr. d. V. f. V. 30, S. 3og, Nr. 19 (3)
[Tirol]; Reiterer , Gsangl, 4, 1 (aber llol-
lentausch in 1 u. a).
691
I sthe a(u)f und geh hoam
und sag s meina(r) Muada(r),
sitzt da Goasbock a(u)f da (roansüi,
gehst not aba, Luada(r)!
Taiskirchen
691, 3: Goassin = die Geili.
693
Wann i zo man Diandl geh,
Greint mein Muada(r),
is da Ganssar a(u)f da Gansarin,
gehst net aba, Luada(r) 1
U.-Braunau
Literatur: Dieselben Schlußzeilen Erotisdi.
Volksl.
106, 6.
693,  3: Ganssar, Ganssrin = Gänserich, Gans.
G 9 3
Nachtn a(u)f d Nacht
da han i wohl glacht,
da hat da Hahn s Hendl
schie(r) glatzkopfat gmacht.
Unterinntal (H)
Literatur: Mit and. Schlußbild (buglkraxt).
Kohl, Tir. Lied I, S. 344, Nr. a3a, 1.
tfgS: Hahn und Henne häufig als erot. Sinn-
% bild: Erot. Volksl. 1/46, 317; Werte 9a,
4; i55, 1; Pog.-Herrm. 1, 735; Art u. Un-
art 3, 3; Schönstein i64; Volksmund 1,
128, 5; Quellen u. Forschung. 45, Nr. 45 f;
Kryptadia 4, 85, a5; Hörmann 286, 34;
322, 5o; Queri, Erotik, 107, 1; Meier a5,
129; Urquell 4, 93, i3; Birlinger ia3,319.
694
Gö8ta(r)n und znaxt,
Bua, wannst dös amai saxt,
hat in Nachba(r)n sein Henn
in Hahn bugglkraxt.
St. Martin a. d. E.
694,  2: saxt = sähest,
695
Da Hahn tuats da Henn,
an Wei(b) tuats da Mann,
a da Kuah tuats da Stia(r)
und an Menscha(r)n tans mia(r).
Taiskirchen
Literatur: Im Wesen dasselbe Anthropoph. 2.
80, 69; Süß, Nr. 782 (ohne Bezug auf
153

Menschliches); Schidrowitz ;oo, 7; ähn-
liche Paarungen: Uasplwerk 98, 3; Warte
29, l\\ i05, w Birlinger 82, n3; Anthro-
poph,
2, 100, r; Schidrowitz, S. 179, 10.
096
Bin außa(r) von Aussee
und hear üba(r)n Stoan,
wea(r)nd dö Diandln all bucklal
vo(n) lauta(r) gea(r)n toan,
Donnersbach wald
Literatur: Dieselben Eingangszeilen Reiterer,
Gsangln, S. 4, 7; Heilerer, Waldbauernblul,
S. 117. Dieselben Schlußzeilen Qwri,
Kraftbayrisch, S. iuC.
696, 2: Stoan = Gebiet zwischen Grimming
und Kammspitze (Obersleierm.). — Hgö, 3:
bucklat •srr. bucklig.
Ü97698
6 97
Wie laßt di not bitten,
wie laßt di not ehrn!
i woaß es als besser,
du tust es z todt gern.
[727] M 117
698
I woaß es als besser,
i han di probiert;
wie bist mir not feind woarn,
wie i ;mich not grührt?
[728] M 117
Nachtrag 1009.
699
I und mein Mann
ha(b)m gösta(r)n erseht tan,
wann a heunt wieda(r) mecht,
wa(r)s mar a wieda(r) recht.
Donnersbachwald (um 1890)
Nachtrag 1069.
Literatur: Anthropoph. 3, 19a, i53; Schidro-
witz
ao3, 5.
700
D Menscha(r) vo da Enznkir(ch)a(n),
dö mögn koan Lenzn nimrna(r),
weil a not tuat, not tuat,
und wa(r) so guatl
Taiskirchen
700, 1: Enznkir(ch)a(n) = Gemeinde Enzen-
kirchen, Ob.-Oe. — 700, a: Lenzn = Tauf-
name: Lorenz. — 700, 4: wa(r) = wäre.
701
Schön schwarz ist mein Hut
und schön roth ist mein Blut,
a Narr ist der Bua,
ders an Diendl nie thuat.
[380] M 128
701: Beim Dirndl liegen muß ein richtiger
Buh können: Süß 704.
70a
Warum soll denn das Diandal
zu mia(r) koan Freud ha(b)m?
bin lusti(g) und tua gea(r)n
und bin not schwa(r) z tragh.
Taiskirchen
702 a: Wögn was soll . . .          Kimpling.
Literatur: Kryptadia 4, 81, Nr. 5; Po#.-
Herrm. 1, 1093.
703
Um oans geht da Mond auf,
um iwoa kemman d Stea(r)n,
um drei draht si s Deanal um,
stangg(e)ln tats gea(r)n.
Tirol (H)
703,  6: stangeln = coire.
704
Da Baua(r) und d Bäurin,
da Knecht und dö Dia(r)n,
da Stallbua und s Kucha(r)l
mechtn s a schan probia(r)n.
U.-Braunau
Literatur: Aehnliche Anlage mit anderen Per-
sonen: Anthropoph. 3, 19a, i58; Raspl-
werk
36, b, 4.
704, 3: Kacha(r)l, auch Kuchlmensch = jun-
ges Küchenmädchen im Bauernhaus.
705
Zwischn zwoa Tanna(n)bam
h&ngan zwoa Bia(r)n,
höbt s Diandl ön Kidl a d Heb
und laßt n probia(r)n.
Ranshofen
Literatur: Aehnl. Anlage Anthropoph. a, 73,
12.
705,  1 u. 2: Vgl. den Eingang in Nr. 44*>.
154

706
D Kä(ü)narin reißt d Füaß a d Heh,
zoagl in Buam s A-Be-Ce,
sie laßt n einma(r)schia(r)n
und buchstabia(r)n.
U.-ßraimau
Literatur: Futilitat. i, S. ia4. 3o; 85; vgl.
unsere Nr. 4ai, i.
7°7
So a Musi(k) is lusti(g),
hat s Diandl gsagt,
geht* schnall oda(r) langsam,
mia(r) ha(b)m halt an Takt.
Villach
708
Da Bua(b) hat in Fiedlbogn
und s Mensch hat dö Geign
und iatzt hat ar iahr in Fiedlbogn
a d Geign einögschobn.
Kimpling
709— 7 10
7°9
S Diandl vo(n) da Roanamuh(l)
laßt in Buam, wann a wü(ll),
üba(r)steign
übar iah(r) Geign.
Donnersbachwald
Literatur: Mit and. Ortsangabe: Anthrophoph.
2, 7a, 4 (Niederöst.); 2, 7a, i5 (Wien);
Kryptadia 4, 96, 79; Rasplwerk 100, 3;
mit Halst für laßt: Vogl a3, 88.
709 a, 1: . . . vo(n) da Haba(r)müh(l).
Aschach
709 b, 1: . . . vo(n) da Haunoldmühl;
3: a(u) fisteign, obisteign;
4: üba(r) d Baßgeign.
Mölln
710
Aft is a halt umigstign
und is dran hänga(n)blie(b)m v
reißt iah(r) dö Geign vonand(er),
fix, dö hat zand.
Donnersbachwald
Literatur: Mit anderer Schlußteile Anthro-
poph.
a, 73, 4 (a) (Niederöst.); a, 74, i5
(a) (Wien). ■— Verwandt: Rasplwerk 100,
4 (Dirndl steigt über den Soarsteinaspits).
710, 4** tand ts= Gesicht verierrt.
Nachtrag 1073.
711
1 und mei(n) Diandl,
Mia(r) spü(l)n a Quartett,
sie hat dö Trumml
un$ i s Klarinett.
Villach
71a
D Köchin blast Klarinett,
s Kuchlmcnsch singt,
da Pfoarra(r), dea trummlt,
daß da Frack a(u)f d Heh springt.
Taiskirchen
Literatur: Verwandt in der Anlage oder in
einzelnen Bestandteilen: Greinz-Kapferev
II, S. 63 (a); Dunger, Volksl., S. a3;
Köhler, S. 3i8, n5 u. Varianten; Birlin-
S. ia4, 3a4; Erk-Böhme II, 745, Nr. 979a
(0; Nr - 979» b » *; Zlschr - /• *- v - 6 »
S. 199, Nr. 75,* Krypladla 4, i3a, 369; vgl.
Anmerkungen zu unserer Nr. io35 und
Meyer, Essays, 1, S. 354 f (der tantende
Pfarrer, Einsiedler, Pastor usw.).
7i3
Fiedl ba da Zida(r)n,
fiedl ba da Geign,
fiedl ba man Diandl,
wann i a(u)ffi mua(ß) steignl
Taiskirchen
Literatur: Schärdinyer Heimat 1910, S. i3a,
7; Rieder Sonntagsblatt 1913 (i4* XL);
mit „Juhe!" statt „Fiedl"; Anthropoph.
a, 84, 78; Rasplwerk 68, b, 4.
713: Fiedl (= fiedle), wohl mißverstanden
aus fidel, was auch juhe — Lesart bezeugt.
714
I han a schan oft zida(r)ngschlogn
unta(r) da IIü(U)
und dö Zida(r)n bot Soatn ghabt,
i woaß not, wia vü(l).
Donncrsbachwald (um 1890)
714, 3: Soatn (== Saiten), hier für die Scham-
haare.
7l5
Doa(r)t int in Lorenza(r)gro(b)m
tean sie schean Zida(r)nschlogn,
s Diandl höbt s Kida(r)l hoch,
staubt a(u)ffi ban Loch.
Donnersbachwald (um 1890)
155

7 i6
Zida(r)nschiagn, Zida(r)nschlagn
is a schens Gspü(l),
i han schau oft Zidair)iigschlagii
imta(r) da Hü(U).
Taiskirchen
Literatur; Anthropoph. a, 74, 21; Rasplwerk
98, 10; Meier 5a, 387; Deutsche Heimat G,
S. 38, Nr. 361; Vogl g5, 64.
716 a, 1: Zida(r)nschlagn, Harf cnschlagn...
Steierm. Land-Archiv, Hs. 871, Schndh.
Nr. 4o.
716 b, 4: af da Hai Dü(l). Lungau (H)
716 b: Hai Dü(//= hohe Diele, Vorhaus im
1. Stocke des Bauernhauses.
716 c, 5: D Zida(r)n hat Soatn ghabt,
716c, 6: woafi not, wia vü(l).          Molin
717
Der Bua der spielt Karten,
und s Dienert spielt aus;
• Diendl machtn ßuabn lawett;
das ist a Graus.
[298) M ia3
717,  3: lawett = (vom Frz. la bete = Spiel-
einsatz des Verlierenden), lawett oder labet
machen = matt machen (vgl. Grimm,
Wörterb., VI, 8).
718
Unser Knecht und unser Dirn,
die scheibn mitnanda Kögl;
er hat ihr zweit einigschobn,
sie heißtn an groben Fleg).
[43g] M 5o
Literatur: verwandt Anthropoph. 3, aoo, ~79.
718,  2: Kegelschieben als erot. Bild: Art und
Unart
53, 2; Volksmund 3, 261; Meier
i3a, Nr, 5; a33, Nr. 1.
7*9
Auf der Wand ists gut Köglscheibn
bey der Nacht,
Mein Schatz hat dort s Spinnradi
aufgmacht.
[871]
Literatur: Unser Vierzeiler besteht aus Teilen
des Volksmund 3, Nr. a mitgeteilten; Li-
teratur dort, S. i4o; dazu Mautner 364, i3.
71g: Zum Bilde: Erotische Bedeutung von
Rocken herauslangen und spinnen helfen
Köhler
3oi, 16.
720
Vögl Buxba(u)m, vögl Baßgeign,
a da Weana(r)stadt is a Köglschei(b)m J
a da Weana(r)stadt is a stöcka(n) blie(b)m,
a da Weana(r)stadt stockt a drin.
Taiskirchen
Literatur: Sehr verwandt, auch rhythmisch,
Queri, Erotik, 139, 7 (1. Zeile: vögl lang-
sam, —).
7?o, 3: vgl. den Ausdruck „dringhabt" bei
Meier 57, 3i8.
721
S Diandl hat a Schiff!
und i han s lluada(r),
da steign mia boad ein
und fah(r)n a(b) wia s Luada(r).
Tirol (H)
Literatur: Vgl. das weit und breit bekannte
Lied vom Rudern, Erot. Volksl. 64 (mit
Literaturangabe).
721, 3: mia boad = wir beide.
722
Bin s üba(r)n See gfoh(r)n,
hun s Ruada(r)l o(b)daucht,
hun s ßuamalia(b)m glea(r)nt,
htm s koan ~chulleahra braucht.
St. Johann i. T. (H)
Literatur: Weinhold 19, 3; Werte 174» 4;
Andrian 182, a; Süß Nr. 59; Hörmann
n5, 8; Quellen u. Forschung. 7, 45, 3g:
5o, 46; Schmölzer 6, 1; Hörmann 162, 5;
Pog.-Herrm. 1, i548; Vogl 66, 54. In den
nachgewiesenen Vierzeilern wechselt der
Standpunkt, bald kommt die Behauptung
aus dem Munde des Buben, bald aus dem
des Mädchens mit entsprechender Aende-
rung in Zeile 3; mehrfach sind auch nur
die Eingangszeilen gleich oder sehr nahe
verwandt.
723
Dar Adam und d Eva
schwimman üba(r)n See,
da Adam taucht abö
und d Eva a(u)f d Heh.
St. Georgen a. F.
Literatur: Anthropoph. 2, 77, 4a; Rasplwerk
216 (unten); mit vertauschten Rollen
Queri, Erotik, 47, 3.
156

7*4
Mein Schatz is a Schuastar,
a Schuasta(r) muaß s sein,
bald sticht a mi a(u)f
und bald sticht a mi ein.
Gegend um Ueichcnhall (H)
72/»: Solche Eingangszeilen sehr häufig (Be-
zeichnung des Berufes dos Schatzes [oder
Vaters, vgl. unsere Nr. 725; 731—733] in
Zeile 1 und entsprechende Zeile 2); vgl.
Grcinz-Kapferer, Volksl. II, S. 61, 1—4;
Meier 4i, 226—228; 55, 309; Erk-Böhme
II, 792 f, Nr. io55, i~6, mit einiger Lite-
ratur; Süß i85, 3o3—3o4, 339, 46o, 46v,
739, 8o5, 950—953, 956; Werle ri3i, 2
bis 6; Greinz-Kapferer 2, S. 4o, 2 u. 3;
42, 1 u. 2; 60, 1; 64, 3; 73, 1; 87, 3.
726
Mein Vater ist a Schuasta.
a Schuasta bin i,
mein Vater flickt Stiefel,
die Menscher flick i.
[723] M 115
Literatur: Anthropoph. 2, 118, 5; 2, 78, 57;
Queri, Erotik, 129, 4; John E. t S. 223,
Nr. 119; gleiche Anlage mit Bezeichnung
des Beischlafes aus dem Handwerke oder
Beruf Meier 36, 196 (schießen), 197
(reiten), 198 (gerben), 199 (drechseln),
300 (dengeln), 201 (geigen), 202 (feilen);
S. 24, 132 (hüten).
725, 4: flicken = beschlafen; vgl. auch Erot.
Volksl.
S. 80 und unsere Nr. 726.
726
Mein Schatz is a Schuasta,
flickt allawall Schuach,
hiatxt flickt a ma d Muatta(r),
das steht in koan Buach.
Arch. Hs. 660, Nr. 16.
7117
In Moosbaua(r)gra(b)m
wia(r)d nix gra(u)ft, wia(r)d nix gschlagn,
wia(r)d nix gscholtn, wia(r)d nix gfegt,
aba(r) gschuasta(r)t wia(r)d recht.
U.-Braunau
Literatur: 650 Sehn. 99, 25; skatologisch:
Queri, Erotik, 4a, 1; erotisch: Anthropoph.
3, aoi, 284; Kryptadia 4, 129, a5o.
727, 4» gschuastert == Geschlechtsverkehr ge-
pflogen.
7118
Z Sal*bua(r)g am Münigsbea(r)g,
da leidt s an Gspoaß,
da treibt da(r) kloan Schuasta(r)bua(b)
dö Menscha üba(r)n Loast.
Taiskirchen
Literatur: Fut für Mensch in ihnl. Vierzeiler,
Anthropoph. 2, 119, 24; Kryptadia 4, 109,
1/18. Schuster rennt hingegen mit dem Leisl
in das Mensch liinein, Kryptadia 4, 92, 59.
729
Schaun mi(ch) d Leut allwei(l)
l'üar an Brunngrabar an,
weil i halt ba mein l>ia(r)ndl
an Fluß gfundn han.
Taiskirchen
729,  4: Fluß = Quelle, vgl. unsere Nr. 70
(Bründl).
73o
Dillita 1 Dillobu,
und mein Pf eifert ist klobn;
han a Lückerl woll bohrn,
und han s Bohrerl verlorn.
fi55] M 11
730,  2: Pf eifert = weibl. Glied; klobn == ge-
spalten, zersprungen. — 730, 4- Bohrerl =
männl. Glied.
Mein Schatz ist a Schreiber,
a Schreiber muß seyn,
bald schneid er mir d Feder,
bald tunkt er mirs ein.
[63a] M i*7
731: Schreiher als Liebhaber in verschiedenen
Anspielungen (Feder wegnehmen, Belt ist
kein Tintenfaß), Werle 268, 2—4; Schrei-
ber erotisch, aber anders ausgewertet (Seh
-f-Reiber), Anthropoph. 9, 454, n.
73a
Mein Schatz ist a Bader,
a Bader muß sein;
bald laßt er mir Ader,
bald gibt er mir ein.
[636] M i5i
Literatur: Werle g'd, 1; Poy.-Herrm. 1, 166;
Anthropoph. 2, 118, 10; Seidl 133, 6.
Nachtrag 1072.
157

7 33
Mein Vater ist Fleischer,
a Fleischer bin i.
mein Vater sticht Kälber,
die Menscher stich i.
[553] M 69
Literatur: Kryptadia 4, io3, 117; Anlhro-
poph.
2, 73, 9; 2, 77, 45; 9, 454, i4;
Schidrowitz 202, n; Meier 2/1, ia3; John
/"., S. 2 23; Nr. 120.
733: Zum Bilde; Kalbstechen ohne Blutver-
gießen Pog.-Herrm. 2, 287; Werte 9/», 2;
Aufforderung, ins Kalbstechen zu kommen,
Volksmund 3, 67; Rasplwrrk 77.
733, 1: Die Auslassung des Artikels beim Sub-
stantiv. Prädikatsnomen ist der Mundart
fremd; hier wohl auch nicht auf Rechnung
des Schreibers allein zu setzen, der Vier-
zeiler scheint überhaupt städtisch beein-
flußt.
734
Was nutzt mir der ßua im Bett,
wenn er mi not sticht?
I schneid ihm sein Trümmerl weg,
wirf ihms ins Gsicht.
[434] M 47
Literatur: Kryptadia 4, ia4, 223.
735—736
7 35
Wia(r) hat denn das Hinheign
und 8 Hea(r)heign a(u)fbracht,
daß hiatzt d Leut a so hinheign
und hea(r)heign a(u)l d Nacht?
Kimpling
Literatur: Rasplwerk 39, b, 3 (als Tätigkeits-
bezeichnung aber: schübin und häufln).
735: Zum Bild: heign (== Heu mit dem Re-
chen zusammenhäufen u. ä.) erotisch auch
Pog.-Herrm, 1, 683; Hör mann i63, 7;
Lexer Sp. 187.
7 36
S Hinheign und 8 Hea(r)heign
hat oanar a(u)fbracht,
de« öä(l)ba(r) gea(r)n hinheigt
und hea(r)heigt a(u)f d Nacht.
Kimpling
737—738
737
Mein Schatz hat mi greita(r)t
und greita(r)t so ra(r),
i gab grad söx Guldn»
wann es nit a so'wa(r).
Paiznaun (H)
Literatur: Hörmann, Volksleben,. S. 358.
737, 1: greita(r)t = getäuscht (nach handschr.
Anmerkung), durch die Reuter (a» Sieb)
durchfallen lassen; vgl. aber folgende
Nr. 738.
7 38
Mein Schatz hat mi greita(r)t,
dös hob i glei(ch) gmörkt,
itz hob i iahni ö(b)m glei(ch)
das Reita(r)l vo(r)stöckt.
Patznaun (H)
Literatur: Verwandt, aber negativ Hörmann
171, 3a.
738: Auch hier soll greita(r)t dieselbe Be-
deutung haben wie im vorigen (nach An-
merk. •* zu Hörmann 171, 3a); die Ver-
bindung mit „Reiterl verstecken" (Zeile 4)
über macht es zur Gewißheit, daß hier
fieiterl
das weibliche Glied bedeutet, da
sonst jede Spitze und jeder Witz fehlte;
vgl. noch die Aepfelreiter bei Hörmann
44, ia5, wo sie nur für weibl. Glied stehen
kann.
739—740
739
Unser Dira und enker Dirn,
die kann man not erwecken;
kimmt der ßua, und zögerte recht,
und laßt ihn drinnen stecken.
(4oo]Mi68 Liederbuch aus VV eißkirchen
Literatur: Anthropoph. a, lao, 2; andere Ein*
leitung Qucri, Erotik, S. 55; Futilitates 1,
S. 65, Nr. 3.
739»
Unsa(r) Dia(r)n, dö hat an Schlaf,
is kam zon dawöcka(n),
iatzt kimmt da(r) Knecht und buda(r)t s
recht
und laßt sein Stutzn stöcka(n).
Ranshofen
158

74o
Wie die Üirn ist munter worn,
hats glaubt es druckts die Trutt;
Potzhimmcltausendsaperment!
was steckt in meiner Futt?
[4oi]M3a Liederbuch aus WcifSkirchcn
Literatur: Erot. Volksl 100, LV, 2. Strophe
(vierslrophiges Lied); Anthropoph. 3, iso.
Nr. 3 (andere a. Zeile); Kryptadia 116,
181; Queri, Eroük, S. 55; Futilitates 1.
S. 65, Nr. 4.
7/40 a: 1: . . . von Schlaf a(u)fwacht; a: da
gla(u)bts,.....; 3: himmö(l)kreuisakra-
ment.                                     Hanshofen
Nachtrag 107/1.
74i
Es qiua(r)lt dö Köchin,
es sprudlt da Koch
und da Koch bacht dö Nudl
a da Köchin iah(r)n Loch.
Donnersbachwald (um 1890)
7A1: Zum Bilde: Krapfen bäckt der Bub im
Schmalz des Dirndls» das wieder den Speck
im Kraut des Buben siedet, Werte, S. 336,1.
74a
Grad hiei in unsrer Pfarr
ists Tangelu a schon gar;
aber in der Nachbars-Pfarr
ist noch a Paar.
[656] M 169
74a: vgl. die Dangllieder, Anthropoph. 3,174.
743—744
743
Menscher, wenns tangein wöllts,
dflrfts mirs nur sagn;
i will enk n Tanglzeug
ins Bett einitragn.
[65i] M 169
744
s Diendl wird a mitkemm,
wird ihr Sengsi a mit nehm;
geh, mein Bua, rieht mirs not
z weit und not 1 eng.
(65aJ M 169
Literatur: Erot. Volksl., S. t\o f Nr. 3, Lied
XVI (im Kerne verwandt).
7~4» a: Seme, aber sonst meist mannt. Glied,
so Süß ao8.
745
Dös sein da Teufö(l)sleut
bei unsa(r)n Schmied,
hamma(r)ln dö ganzö Nacht,
gö(b)m da koan Fried.
Tirol (II)
Literatur: Aehnlichc* vom Hammerschmied
Werk 97, 2; vom Nagelschmied Queri.
Erotik, ia~i: vom Schmied Werk 97, 5.
746
Ha! lusti ist n Schmieden,
den Schmieden ihr Brauch:
beim Tag aufn Ambos
imd 1 Nachts aufn Bauch.
[566] M 7 a
747
D Schmiedbuam hand Spitzbuam,
dö machans ganz fein,
bein Tag machans Nägl,
ba da(r) Nacht schlagn so s ein.
Kimpling
Literatur: Deutsche Heimat 5, S. i/i4 (1), au?
dem Innviertel.
7/17, 3: Nagl, Nagln ~ penis, coire; vgl. dazu
„Naglschmiedlied", Erot. Volkslied, S. 53;
Meier, S. 69, »70.
748
Kitzls a wenk, halss a wenk,
greifs a wenk an;
wenns dir not still halt:
so nagls nur an.
[730] M n3
Nachtrag 1075.
749
Mein Schatz is a Füahra(r),
a langa(r), a dürra(r),
a bucklata(r) Hund,
aba(r) s Foah(r)n kann a(r) rund.
M nj                                             Gaflenz
Literatur: Werk 9/» [5], für Foah(r)n =
Hahn; dazu Werk, S. utii [8]; m ähnli-
chen 3 Zeilen eine andere Spitze Werk,
S. 370 [3]; Süß, S. ai6 (5).
749. 1: Füahra(r) = Fuhiinah.i. 749, fi:
Foah(r)n = bildlich für coire; rund =
vorzüglich.
Nachtrag 1076.
159

75o
S Bedlmaiindl hat s Bedlweibl buda(r)t,
aft hand s üba(r) d Leidn aba kuglt,
drunt ha(b)m s pangaiiia(r)t, pangania(r)t,
aft band s ma(r)schia(r)t.
U.-Braunau
7Öoa:
i:.....bugll.
a: hand ai(H) zwoa üwa(r) . . .
Kiinpliug
Literatur: Anthropoph. a, 80, 73; Mautner
363, 6; Rasplwerk 10a, a, 6.
7 5i
Zu Lins auf der Au
ligt der Herr auf der Frau;
und der Knecht auf der Dirn,
thuan a wenk Butterrührn.
[3ai] M 128
Literatur: Dieselbe Anlage mit anderer Orb-
angabe Anthropoph. a, S. 16; nur Ein-
gangszeilen gleich Kryptadia /j, 100, 101;
nicht erotisch Süß, Nr. 910; Grein z-Kap-
ferer
94, a; 650 Sehn, ia, 86.
761, 4: Butterrührn = buda(r)n; B. im Zu-
sammenhang mit den Geschlechtern Saß
ai8.
75«
Dreymahl han i exercirt;
lweymahl han i preestntirt;
s Lauffeuer han i a schon gmachl,
bey mein Schats bey der Nacht.
[696] M 7 4
75a, 1: „exeraern" vgl. auch Anthropoph.
3, 197, Nr. a37.
7 53
I han ja oft gschultert,
han oft präsentirt.
beym Schatierl im Bett
han i Feuer exercirt.
[714J M 111
Literatur: Sehr ähnlich Meier 9, 41; Dunger,
Nr. 1908.
754
Bin oft aufn Tans gwesen,
han eackrisch umgrührt,
han oft mit mein Dien dl
a Feur-exercirt.
[427] M 46
754, 4: a = auch.
7 55
Wenn der Schloßberg a Weibsbild war
und i a Fransos;
so ging i aufs Sturmlaufn
wohl noch besser los.
[597]
755: Zum Bilde: Einnahme einer Stadt als
Sinnbild der Entjungferung, s. Iteuschel,
S. 177—181; tum Bild des Kampfes in der
erotischen Literatur siehe Stott, S. 780 f.
766
S gibt ja nix Schena(r)s
wia(r) an junga(n) Soi(l)dat,
steigt a(u)ffö a(u)f d Föstung,
schiaßt einö a d Stad(t).
Taiskirchen
750 a, 3: . . . a(u)ffs Üiandl,
Taiskirchen
Literatur: Schidrowitz 80, 8 (andere 1.Zeile);
Anthropoph. a, ioo, XXXVII» 3 (die
Schlußzeilen der Variante); Futilitat. 1,
S. 16a, ai6 (mit Literatur).
7 56b
I bin halt kuan Unger
i bin kua Krobath;
steig aufi aufs Diendl,
schieß eini in d Stadt.
[53o] M 66
Literatur: Deutsche Heimat 5, S. i3i, Nr. 43
(mit anderem Eingang).
767
I schiaß a(u)f dö Schei(b)m
so übl gwiß not,
aba(r) bössa(r) no(ch) schiaß i
bau Deandl on Bött.
Tirol (H)
758
Wann i schiaß, schiaß i Kidltau(b)m,
das is mein Freud
und vielleicht gib i 8 a nu schan
na(ch) mit da Zeit.
Taiskirchen
160

758: Zum Bilde: Taube mit rotem Gesicht
und schwarzen Augen schießen, Pog.->
Herrm.
i, 229; Gundlach 475; 600Sehn.
3i3: Hörmann 262, 21; Neckheim i56, 1;
weißbauchige Taube schießen. Süß 351:
weißfuaßats Hedal Werte 48, j ; Deutsche
Heimat
6, S. 27, Nr. 338.
758, 3: i gibs na(ch) ~ ich lasse nach.
759
Bey der Nacht um a zwölfi
geh i zu mein Weib;
da ladn i mein Stutzen
und schieß ihr in Leib.
| 71a] M 110
Literatur: Aehni. Lage und gleiches Bild
Qneri, Erotik, 127, 3.
760
An Gambs hau i gschossn.
iatzt schiaß i a Goäs,
i Hab halt a Dianal,
daß s goa(r) koan Mensch woaß.
Tirol .11)
Literatur: Birlinger i'6§, i5; ziemlich ahnlich
Pog.-Herrm. 1, 739; verwand! Andrian
179, b; Seidl m, 10.
761
Und an Schnepfen han i gschossen,
schön still hat er ghabt;
bey der Mitt han i ihn troffen,
kua Flug hat er ghabt.
[»ig]
761, 4: kua Flug = keine b'lügel.
76a
S Diandl is gschossn woa(rd)n
mit an Schuß Schret,
es muaß oana(r) gschossn ha(b)m,
Dea s nit vo(r)steht.
Tirol (H)
Literatur: Anthropoph. 2, 81, 81; 600 Sehn.
360; Pog.-Herrm. 1, i4o4 (2); Gamsl
statt Diandl: Pog.-Herrm. a, Nr. 370;
Deutsche Heimat 5, S. i34, Nr. 96.
7 63
Und wann i mein Vada(r)n
a Kai(l)bl va(r)trink.
so bitt i an Stia(r)n,
daß a(r) d Kuah no amal springt.
U.-Braunau
763, 1: mein = meinem. — 763, 3: an =
den.
764
A sölchana(r) Bua,
dea ban Tanzn not singt,
dea kinimt ma grad füa(r)
wia(r) a Stia(r), dea not springt.
Taiskirchen
Literatur: Erot. Vollcsl. 127, 128; dieselbe
Anlage, aber nicht erotisch (Bäuerin, die
die Nudl nicht schmalzt): Pog,-Herrm. 1,
4a5 (Yar); Lexer, Sp. i32,* Rasplwerk
53, i3; Seidl 29, i5; Gundlach 56, 4;
Hörmann 292, 5i.
764: Dieser Vierzeiler wird an seinem Fund-
ort noch immer beim Tanze gesungen. —
764 a, 2: der nit pfeift und nit singt.
(Jnterinntal (II)
765-768
7 65
Geh(n) i in Wald hinein,
da tuat mi oi(ll)hand gfreu 11,
da siag i Größling stehn
und d Leut sehen poa(r)weis gehn.
765 a, 4: Dö Mada(r)l sehen . . .
766
Alloan triaf i goa(r) neamd an,
dawei(l) kirnt man Diandl an,
springt eina(r) as Hag, —
ghabt han i 8 grad.
765,  a: oi(ll)sand = alles. — 765, 3: Größ-
ling
= junges Nadelholz.
766,  3: Hag = Gebüsch.
767
Aftha(b)mmar uns aweng nieda(r) duckt,
dann san(d) raa(r) goa(r) zsammgruckt,
das Ding hat hübsch lang gwea(r)t,
d Voga(r)l ha(b)m ma(r) singa~n) ghea(r)t
768
D Sunn hat si abi draht,
Bua(b), gehn ma(r) hoam sehen stad,
Bua(b) kirn ananda(r)smai,
aba(r) fein bal(d)!
765—768, Landl
Literatur: 768: Andrian, S. 182, a.
11 K r » xl • •: IX. Beiwerk s. Stad, d. Anthropophyteia
161

769
Da Baua(r) hat d Bfiurin pritscht
grad ba da Stiagn,
„Is schan recht", sagt da Knecht,
„i pritsch dö Dia(r)n". —
St. Veit i. M.
769 a:
2: dräust a(u)f . . .
3: und da Knecht hat gsagt: „recht hast
ghabt",
4: i pritsch do Dia(r)n.
Kimpling
Literatur: Süß 253; Rotier A 11, 1 (für
pritschn; halsen u. mogln); Werle 2Öo,
7; Qucri, Kraftbayr., 10C; Gundlach 532;
Grasherger 60 (2); andere Paarbildung
(Ehebruch) Anthropoph. 2, 107, 7; Dit-
furth 2,
59 t Nr. 68, Str. 6; Ztschr. d.
V. /. V. i5, 270, Str. 4 (aus d. Bukowina).
77° "
Und da Schü(l)dhahn on Wui(l)d
hat 8 Grudin a(u)fbracht,
drum toan halt dö Buama
gea(r)n grudin a(u)f d Nacht.
St. Martin a. d. E.
Literatur: Süß 287 (dem Sinne nach gleich,
in der Form sehr ähnlich).
770,  2: grudin = sonst auch scheuern, putzen,
reinigend stöbern, Unger-Khull 310.
771
Hinta(r)n Tisch in Winkl,
da mudlt mi da Bua,
vo(r)gö(l)t da s Gott in Himml
und mudl na brav zuat          Sterzing (H)
771,  2: mudlt = muglt (Schmeller 1, 1578;
Höfler 4a3); 771, 3: da$ = dir es.
77a
Bald hat er mi kitzelt,
bald hat er mi zwickt,
bald hat er mi gstampert,
der talgati Strick.
[697] M 170
77 3
Unsa(r) Dia(r)n und da(r) Knecht,
dö lasen not gea(r)n na(ch),
ea(r) wötzt allwc(l) a(u)f und o(b)
a(u)f iah(r)n Popo.
Ranshofen
77*
Oachkatzl, steig a(u)fm Ba(u)m a(u)ffö,
hack an Ast awa, daß 8 klingt,
steig a(u)fs Diandl a(u)ffö, stichs in Bauch
«sind,
daß 8 Füa(r)tabandl a(u)fspringtl
U.-Braunau
Literatur: Anthropoph. 3, 199, 264; Teile
davon Pog.-Herrm. 1, i56ö; fast dieselben
2 Eingangszeilen Volksmund 1, 74, 36;
vgl. folgende Nummer.
77/1, 1: Oachkatzl = Eichhörnchen.
77 5
I spring a(u)fn Ast a(u)ffi
hack an Ba(u)m aha mit da Heugabi, daß
8 klingt,
aft spring i a(u)f mein Diandl a(u)ffi,
daß s Ffia(r)schtabandl a(b)springt.
St. Martin a. d. E.
776
Unser Herr Pfarrer
kann Lesen und Schreibn;
Schwänzen noch besser
als Teufelaustreibn.
[607] M 78
776, 3: schwänzen: seltener Ausdruck für
coire, vgl. Kostial, S. a5 (f. Murtal zwi-
schen Graz und Brück); sonst schwänzen =
ärgern.
777
A(u)f dar Alm is guat pumpa(r)n,
da greint mi neamt aus,
da Kuahbua, dea sagt nix,
und sunst is neamt z Haus.
Mettmach
Literatur: Anthropoph. 3, 194, i83; Sö/J3i3;
Art und Unart 48, 4; Hörmann 248, 23.
777 a:
1: . . . is guat buda(r)n,
2: da greint oan . . .
3: .... sagt grad,
4: es is da neamt ...
St. Veit i. M.
777: Zur Sache: Gute Gelegenheit, niemand
dabeim, Werle 193, 5.

77 8
S Diandl hat an Mü(U)na(r)buam
pcmpa(r)ln lasen,
hiatzt 18 ar iah(r) davan
zsamt n Beutlkastn.
Arnberg
778,   4: tsamtn = samt dorn.
779
Mein Schatz ist a Weber,
i tua ihn a liabn;
kaum liegt er daneben:
so will er schon schiebn.
[638] M i5i ~
779,  3u. i: vgl. unsere Nr. 666, 3 u. 4.
780
Das Salzburgerlandl
das ist ja weit drobn,
der Bua hat das Mensch,
aufn Dommkogl gschobn.
[646] M 84
Literatur: Aehnliche Anlage Kryptadia
iao, 202, aber „im TaubnkobF (4* Zeile);
von dieser Lesart ist der Weg nicht weit su
unserer Nr. i3a.
781
Gfreut mi sonst nix
ai(l)s Hoi(l)schuahdraxln,
mein lödiga(r) Stand
und s Menscha(r)kraxln.
Taiskirchen
78a
Dort unten im Grabn,
hat mi kragseit mein Mann;
Vergelte Gott! Vergelte Gottl
wie wohl hate mir gthan.
[396] M ia3
Literatur: Kryptadia 4» "6, Nr. i84; Erot.
Volksl.
182, Nr. i55; Schidrowilz 199, 1.
7 83
Da drent ba da Grem
begögnt mar a Mensch,
dö kennt mas glei(ch) an,
daß i s Kraxln guat kann.
Taiskirchen
784
Dös naxt han i(ch) a Bettlwei(b) praxt
a(u)f an Scha(u)b Stroh,
hat ma(r) tausndmal Geltsgott gsagt
und i bin z Tod froh.
U.-Braunau
7 85
Da drunt af da(r) Brück
liegt a Mensch afn Ruck,
a Kapuzina(r) hats praxt,
müaßt lacha(n), wannst as sagst.
U.-Braunau
785 a:
Da drunt ön dar Au
liegt a Kranzljungfrau,
U.-Braunau
785« 4: tagst = sähest.
786
Da oan mitn Spatznf rack
hat s Deandl eini gnackt,
der oan mitn langen Stock
tuat wia(r) a Bock.
Tirol (II)
787—788
787
Du, Büberl, wirst heimgehn,
wirst heimgchn müssen;
die Sonn scheint schon an,
scheint schon an beim Füssen.
[3i8] M i3 7
788
Die Sonn scheint schon einer,
scheint einer beim Loch;
a kluans wenig trappl i di,
trappl i di noch.
[3i 9 ] M i3 7
Literatur: Im Wesen dasselbe Pog.-Herrm. 1,
i35i; 267 u. 268 bilden eine Einheit.
788, 2: Loch = Fensterloch. — 788, 3:
trappl = beschlafe.
789
[Er:] Amal han i s gmua(r)xt
und amal mua(r)x i s no(ch).
[Sie:] I pfeif a(u)f dein Mua(r)xln,
mia brennt schan mein Lo(ch)l
U.-Braunau
ii*
163

79°
Schnei (d) di nit, schnei(d) di nit,
gschnidn is bal(d),
wea(r) wua(r)d da den Schnitt va(r)hei(l)n
mittn an Wald?
St Martin a. d. R.
Literatur: Süß i55; Anthropoph. 3, 80, 71
(in beiden Schluß nicht als Frage).
790, 3 u. 4: Schnitt mittn an Wald = Ge-
schlechtsöffnung im Haarwald.
79 1
Mein Schatz hat a Vogelnest
und i hans gwüßt;
i bin a wenk aufi gstiegn,
han a wenk gnist.
[i85] M 13
79 3
Baua(r)ntöchta(r),
es vöglt a Häuslmensch
a not schiechta(r)!
M 174                                      Traun viertel
79a: Zur Sache: Der Gegensatz «wischen
Bauerntöchtern und H&uslmenschern, Bür-
gerstöchtern und Bauerntöchtern öfter
(auch nicht erotisch), vgl. Pog.-Herrm. 3,
a36; a, a3o; 3, 333; Hörmann 35o, 45;
Neckheim Nr. 67, 6; Nr. i/|8, 1; die Reim-
bindung tu beachten bei Pog.-Herrm. a,
aaa; a, a3C; a, a3o; Deutsche Heimat 5,
S. 17a, Nr. 317.
Nachtrag 1077.
793
Ba da Wöschbink, ba da Waschbänk,
ba da W*iba(r)planga(n),
da ritit da Hea(rr) Pfoarra(r)
und tuat Vöglfanga(n).
Landl
Literatur: Rasplwerk 36, b, 5; Futilitat. 1,
S. lao, 7; Jungbauer, Bibliogr.» S. 307,
Nr. ao4a (a Vieri.); ähnliche Eingangs-
zeilen Quellen u. Forschung, 7, (9, 17;
Reiterer, Waldbauernblut, S. 116; dieselbe
1. Zeile Pog.-Herrm* 1, 407; Hörmann
lao, ai.
793a, 4: . . . .Zeisln fanga(n).
Tirol (H)
793, 1: Wöschbänk — Waschbänk = Wasch-
bank.
793, a: Planga(n) « Planke, Bretterwand.
794
Gösta(r)n bin i spot ausgangn,
hon gsagt, i geah Vögl fangn,
dös Ding hat mi gfreut,
daß es wisBn dö Leut,
daß i bin zu mein Diandl gangn.
Patznaun (H)
Literatur: Pog.-Herrm. 1, io83 (Teiledaraus).
795
An alts Faß hat an altn Hoaf,
an alta(r) Mann hat an altn Schwoaf,
an alts Wei(b) hat an alte Lo(ch),
awa(r) vögln müaßn s do(ch).
U.-Brannau
Literatur: Entsprechende Schlußzeilen Queri,
Erotik, ia8, 3; zur Anlage des Einganges
vgl. unsere Nr. ia 4.
79«
Da Pfoarra(r) vo(n) Nassau
sagt zon Bischof vo(n) Passau:
„S vögln, Eua(r) Gna(d)n,
duat niamals nia scha(d)n". -
Aschach
Literatur: Anthropoph. 3, ig4, iq3 (andere
4.   Zeile); dieser Vierzeiler erinnert mit
seinen st&dtischen Kennzeichen an die „spa-
nischen Gstanzeln" bei Queri, Erotik, 177.
797
Ban Diandl san Fensta(r)
schloift a Fux aus und ein,
zoieht s uan Haxl na(ch),
wea(r)scht angschossn sein.
St. Johann i. T. (H)
Literatur: Hörmann a36, 111 (Gruaggn für
Haxl); Süß 48; dasselbe Bild Süß,
5.  i64 (Gasseireim).
798-799
798
Dort drobn auf den hohen Berg,
da heißts beim goldnen Schua;
da hat der Pfarrer d Köchin gfuxt,
da komm i grad dazua.
[686]

799
Da gab er ihr a Leberwurst,
da gab er ihr a Münzen;
da steckt er ihr an Schwaif ins Loch.
Aft kunnt sie nimma brunzen.
[686] M g5
Literatur; Kryptadia l\, 109, 1/19 (sehr nahe
stehend, Heimbindung, Endwort in Zeile 1
und Ergebnis in Zeile f\ gleich; 3: Schatz
hat ihr Ding verloren).
799, 1 u. 2: Leberwurst, Blumen = 799,
3: Sehweif.
800
Mein Diandl iah(r) Katza(r)l
tuat Miusa(r)l fanga(n)
und sie mag s halt ga(r) nia
ba dö Schwoafa(r)l glanga(n).
Donnersbachwald (um 1890)
literatur: Ra$plwerk 98, f>.
800: Zum Bilde: Queri, Erotik, S. 7a (Vier-
teiler); Schidrowitz i8of (Katze u. Maus
s= Dirndl u. Bursch).
801
Da Kä(U)narin sein Katia(r;I.
den kennt ma(n) s schan an,
hat koan Schvvoaf und koan Pratzad I.
aba(r) mausn kann s schan.
U.-Braunau
80a
Und i hun da s schan gsagt(n)
und du hast ma s nit glabt,
daß unta(r) dein Böttstattl
da Schear a(u)ffagrabt.
Tirol (H)
80a, 4: Zum Bilde vgl bei Queri, Erotik, i33,
die Vorstellung vom Ausheben der Erde
und Anhang I. J.; Schear = Maulwurf.
8o3
A kloans, a kloans Gspatta(r)l,
a Koih(l)moasn drein,
und mein göstriga(r) Schatz
wia(r)d no(ch) schlapfari(g) »ein.
St. Martin a. d. E.
8o3, 1: Gspatta(r)l = Schächtelchen.
8o3, 3: = das Dirndl, bei dem ich vorige
Nachl war.
b. Unter besonderen Erscheinungen, Bedingungen und Wünschen (Nr. 804-837).
80A
Wann s Diandl ön Schuasta(r) hat,
ia s Buda(r)n not Sund,
wei(l) s Bluat und d Maderi
vo(n) da Fut au(ß)arinnt.
Taiskirchen
Litaratur: Dieselben Schlußzeilen Queri, Ero-
tik, S. 48, 5.
8o4> 3: Maderi = Materie, schleimige Masse.
8o5
Boi(l)d s Dianl spea(r) hca(r)schaut,
kenn i mi glei(ch) aus,
steht raut an Kolen(d)a(r),
Bus, heint wea(r)scht nix draus.
St. Johann i. T. (H)
Literatur: Vgl. unsere Nr, 806 und zu Zeile 3
Anthropoph. 8, 20.
8o5, 1: spea(r) = mager; schlecht aussehend.
8o5, 3: raut = rot.
8o5, &: heint usw. = heute muß ich dirs ver-
sagen.
806
Das Diendl ist sauber,
sie kennt sich gut aus;
steht rot im Kalender. Bnal
Heunt wird nichts draus!
[327] M 20
807
Steig aber, steig aber!
Hast eh schon lang gnist;
hiei ist der rot Fürhang für;
hast es not gwüßt?
[186] M 12
807, 2: g'niit = genistet.
807, 3: Fürhang = Vorhang.
Zum Bild vgl. Kryptadia t\ t 90, Nr. 53;
Erot. VolksL 126, Nr. 117.
808
S Schuasta(r)n und s Buda(r)n.
dös is not alls oans;
bon Schuasta(r)n, da pickt»,
und bon Buda(r)n, da foamts. Ranshofen
165

808, i: Schüchtern und Budarn = doppelsin-
nig aufzufassen als Verrichtung der hand-
werksmäßigen und wirtschaftlichen Arbeit
und erotisch. Schustern = menses haben.
808, 4: foamts = schäumt es.
809
Z Linz und z Mauthausen
und z St. Florian
ists betn Diendln gut liegn,
habn kua Kitteri not an.
[20a] M i3                                Kimpling
Literatur: Erot. Volkslieder i3i, i5i (3 Stro-
phen), mit Hinweis auf Anthropoph. a,
119, 3o (verwandt Kryptadia 4, 8a, 10);
Rasplwerk 71, 1.
809 a:
3: hand d Menscha(r) guat zmausn,
4: Kurzö Kida(r)l ha(b)n » an.
Taiakirchen
810
Bübl! wo schaust denn so traun aus?
ists dir als s wags in der Pfoad?
Ziehn wir uns alli zwey nacket aus,
thuan ma uananda kuan Load.
[445] M 53
810, a: zwag$ = zu rauh; mhd. wahs.
8ll
S Diandl is winzi(g) kloan,
laßt eahm in Stehn nix toan,
abar in Loahn und Liegn
is s eahm oan Ding.
Kimpling. — St Georgen a. F. — Taia-
kirchen. — Mölln
Literatur: Jungbauer, S. i43, mit Verweis auf
Erot. Volksl. i4o, 187; 1/17, 221 (ähnlich),
Werte 206, 1 (ähnl. Anlage); Anthropoph.
3, 198, a55; 3, 199, 270; Ztschr. f. ö. V.
i5, i3o, 43.
811 a, a:
. . . so . . . . not toan
wüll allwei(l) liegn, dö Sau,
wiar a gni Frau.
St. Veit i. M.
Literatur: Queri, Kraftbayr., 127, 6; Erot.
Volkil. ia4, iti; i53, a44; Kryptadia 4,
laa, an.
812
Hinta(r) mein Vada(r)n sein Stadl,
da quigazt und quagazt a Hahn,
bal(d) i mein Annamia(r)l bosl,
loahn i s am Stadltoar an.
U.-Braunau
Literatur: Ziemlich gleiche Eingangsseilen
Pog.-Herrm. 1, u64; Werle 37, 4» Anthro-
poph.
a, 89, iai.
81a, 3: bosl =» beschlafe (nihd bötein ==
stoßen).
812,  4: loahn 1 t = lehne ich sie.
8i3
Zum Herasal zum Hopsasa!
Die Bitirin hat mi ghoasen:
i soll bey ihrer Tochter schlafen
und soll not feindli schoaßen.
[363] M 26
813,   a: ghoasen = geheißen.
8i4
Wann dö Zwöschbn amal zeitö(g) san(d),
schlumpa(r)t da Kea(r)n,
wann dö Fut amal schmiarö(g) is,
rutscht da Schwanz gea(r)n.
Viechtenstein (Ob. Oest) — Taiskirchen
Literatur: Erot. Volksl i3i, 149; i56, 262;
Kryptadia 101, io4; vgl. folgende Num-
mer.
81/4, 1: Zwöschbn == Zwetschken.
814,  2: schlumpa(r)t = vernehmbar hin und
her wackeln.
Var. 8i4a, 3: . . . .rotzi(g) . . .
Molin
8i4b
Wann dö Nuß zeitö(g) sand,
hudlatzt da Kea(r)n,
wann dö Fut amal schlatzi(g) is,
Geht da Schwanz gea(r)n.
Donnersbachwald
Literatur: Zu diesen Eingangszeilen vgl. Pog.-
Herrm. 1,
65o; Hörmann 81, 73; Hör-
mann,
Tir. Volksleben, S. 4".
814 b: Diesen Vierzeiler hörte Dir. K. Reiterer
von einem 12 jährigen Schulbuben, der ihn
den Mitschülern vorsang.
8i4b, 1: Nuß = Nüsse; a: hudlatzt =
schlenkert.
814, 3: schlatzig = schleimig.
166

8i5
Wea(r) recht guat buda(r)n wü(ll),
dea(r) muaß s va(r)stehn f
dö Pritschn muaß fieba(r)n
und da(r) Beutl muaß stehn.
Ranshofen
8i5, 3: Pritschn == Scham (weibl.).
816
Und ban Nieda(r)nagln muaß dar Oa(r)sch
wagln,
muaß das Brunsieug isammstahn,
wann bein(m) Nieda(r)nagln dar Oa(r)sch
not waglt,
bleibt dö gani Maschin stehn.
U.-Braunau
Literatur: Anthropoph. 2, 91, 118; Queri,
Erotik, S. 56; dieselbe Bindung wie in Zeile
1 u. 3 auch bei Queri, Kraflbayr. 129, 8.
816 a, 1 u. 3: Niglnagln für Niada(r)nagln.
Donnersbachwald. — Mölln
817
Wann i mein Diandl halsn tua,
macht sie dö Auga(r)l zua,
sie duad, als wann sie schlafn tat,
und schiabt sehen stad.
Taiskirchen
Literatur: (durchaus mit abgeschwächten Aus-
drücken für „schiabt"): Pog.-Herrm. 1,
375 (Var.); Volksmund 1, 121, 2; Hör-
mann
i3i, 54; Anthropoph. 3, 199, 260;
Gundlach i52. i53; Neckheim Nr. 172, 1;
Nr. 199, 3; Wagner, S. 112 (1); Deutsche
Heimat
6, S. 5i (aus d. Böhmerwald);
Vogl 45, 7 3.
818
Hiea fahr i auf Pest,
und von Pest auf Triest;
den Menschern ists recht,
wenn man recht eini stößt.
[583] M 72
Literatur: Rasplwerk 83, 7, 2.
819
Du herzenschöns Schatzerll
geh, drah di not uml
Du möchst mirn abreißen,
was that i mit n Trumm?
[117] M 10
820
Hausknecht I so gib nur Acht,
daß a not 1 weit aufikracht;
daß d in mein Tangiieug
kua Scharterl machst
[653] M 85
Literatur: Erot. Volksl 39, 4. Strophe eines
Danglliedes (XVI).
820,4: kua Scharterl = keine (kleine) Scharte.
Nachtrag 1078—1079.
8a 1
Da is oana kema(n)
mit recht an frischn,
dea(r) hat a da Wia(r)tin
ia(r) Bu(d)lhau(b)m zrissn.
St. Veit i. M.
821, 1: kema(n) = gekommen.
821, 3: a da == der; 4: Bu(d)lhau(b)m =
Scham.
822
Ba da Giglwitzn, ba da Gaglwitzn
han i mar a Hau(b)m ka(u)ft und han ma
s Zipfl zrisen,
schneie(d) ma 8 wögga dös TrummI
hätt i koan Zipfl nimma(r), wa(r) ma
z dumm.
Landl
823
S Diandl is zon Krama(r) gla(u)ffn,
sie muaß an Buam a Zipfö(l)hau(b)m
ka(u)ffn,
wei(l)n allwei(l) friast an Kopf,
den arma(n) Tropf.
U.-Braunau
823, 2: Zipfö(l)hau(b)m = Scham (Zipfel =
männl. Glied; Haube = Schani); vgl. EroU
VolksL
i3i, 48, und unsere Nr. 822.
824—825
8s4
A(u)f und a(u)f na(ch) da Traun
geht da kalt Wind,
ba man Diandl woaß ig s schan,
sie hätt s gea(r)n gschwind.
Taiskirchen. Kimpling
Literatur: Volksmund 3, i5; Rasplwerk 21, 3;
(dieselbe 1. Zeile Rasplwerk 21, 9). —
167

Mit anderer Oertiichkeit: Süß 336, Anthro-
poph.
a, 8o\ io5; Schidrowilz 200, 3:
Liebleitner Nr. 6.
8a4*:
1: A(u)f und a(u)f na(ch)n Inn.
3: zo man Diandl muaß i gehn.
U.-Braunau
82/1 b, 1: drenta da l)oana(ti).
La udl
82 l\ c:
1: Vo(n) da boarischn Seitn,
2: da kimmi ....
St. Georgen a. F.
8»4d: A(u)f und a(u)f, an Achta(r) drauf,
geht da . . .
Don nershach wähl
8a 5
Sie liätts gca(r)n gschwind, gern gschwind,
i hau gea(r)n taun, gea(r)n taun,
was ma gea(r)n tuat, gea(r)n tual,
kimmt oan leicht aun.
Donnersbachwald
826
1 <andlerisch tanzen
und krainerisch pflanzen
und steyerisch schiebn,
daß die Haar davon fliegn.
[424] M 45
Literatur: Sehr verwandte Anlage mit gleicher
4. Zeile = Kryptadia 4, 121, 207 (4, »i3,
167); ähnlich, aber nicht erotisch Hörmann
289, 4a; Süß 518; vgl. folgende Num-
mern 827, 828.
826, 1: Landlerisch = wie im „Land!"
(Oberösterreich).
826,  4: Eine übliche Redensart für besonders
leidenschaftlichen Geschlechtsakt, so in
Wien (Anthropoph. 2, S. i3), Berlin (An-
thropoph.
2, S. 21) und sonst.
827
Linserisch geigen
und wienerisch tanzen
und gratzerisch schiebn,
daß die Haar davon fliegn.
[6 7 4J M 90
827,  1: Linserisch = linzerisch (Stadt Linz).
838
In Ba(u)ni han i beutlt,
daß s in Gipfl hat bogn,
s Mensch han i ghamma(r)t,
da band d Hoafr) davonflogn.
Taiskirchen
829
Zipa(r)te, zopa(r)te,
hab amal stü(U),
wannst allöwei(l) zopplst,
afHia(b) ma(r) koan Hü(ll)!
St. Martin a. d. E.
Literatur: Vgl. unsere Nr. ioi3.
829, 3: zopplst = zappelst.
83o
Das Häusl ist nieder,
das Bettstadl ist hoch,
I stoß olliweil an
mit mein Arsch untern Dach.
Archiv 1110, Nr. 84.
tf.So: Eine äußerst „dezente" Andeutung den
Aktes.
*83i
Wannst amal buda(r)n wü(ll)st,
huda(r)n ma(r) gschwind,
daß s Bluat und s Materi
bo da(r) Fud au(ß)arinnt.          Ranshofen
831, 3 u. 4: Vgl. Nr. 8o4.
83a
Die richtigen Diandlcn.
dös sein die kloan,
dö wickln si(ch) goar a so
umar um oan.                               Tirol (H)
Literatur: Stieler, S. ai4; ähnliche Schluß-
zeilen Greinz-Kapferer II, 129, 1; Anthro-
poph.
3, 81, 84; Hörmann 90, 17; Haupt-
werk
39, 8; Schidrowitz 198, 4-
83a: Die Kleinen werden meist bevorzugt, vgl.
Süß 4a7, 862, 864, 873; Werte *34, 5;
Pog.-Herrm. 1, 3a, 33, 43; Quellen und
Forschung,
45, 3o; Hörmann 63, 20 j 64i
3i, 23; Gundlach 781, 793.
833
Und gestern habns pudert,
habns Nudl not braucht;
habn d Mistgabi gnomm,
habn d Haar vonand taucht.
[3o4] M 18
Literatur: In 1. Person: Futilitat. 1, S. z44»
i36.
168

834
I hau ujnal ghamina~rH
iu Tau(b)nkobl o(b)m t
da hon imad Scham
mi(t)n Mistkräul vonand(er)zogn.
Taiskirchen
Literatur: Aehnliche Eingangszeilen Queri,
Kraftbayr., ia8, 5; zur Anlage vgl. Erot.
Volksl.
ia5, ii5.
835
Wenn8t a Kropfati willst liebn,
mußt a Höferl einschiebe
die Kropfati wird toll,
und dein Höferl wird voll.
[4og] M 38
835, 4: Womit wohl auf außerordentlich
starke Sekretbildung angespielt ist.
836
Und in Ausseertal
sein dö Böttstadln schmal,
83 9
Zehnmalhunda(r)ttausnd,
lusti(g) is a Mausn,
lusti(g) is 8 Zipf6(l)ziagn.
daß ma(r) kloanö Kinda(r)kriagn.
Ranshofen
84o
Habts enk zsamm, habts enk zsamm,
heint is 8 koan Sund,
i hau in Kaien(d)a(r) gschaut,
steht a kloans Kind. St. Martin a. d. E.
Literatur: Erot. Volksl. iÖ2, a4i; Rasplwerk
5i, 7; Schidroivitz ao3, 7; Schärdinger
Heimat
1910, i3o, 7.
8'iO, 1: habts enk zsamm = haltet euch [eng]
zusammen!
muaß mi gleim zuachi lögn,
daß i nit ahi fall.                          Tirol dl)
Literatur: Volksmund 3, 96, mit Literatur
S. i44; dazu: Art und Unart 43, 1; Kryp-
tadia
4. 106, i34; Rasplwerk 64, b, 7.
836 a:
1: Zwischn Innsbruck und Hall.
3: muaßt di . . . .
',: daß i nit außi fall.           Tirol (H)
83n, 3: gleim = nahe.
83 7
Man Vada(r), dar altö Dattl,
dea rewl(ll)t no(ch);
aba(r) lang hat a n gant,
aba(r) guat macht a(r)s do(ch).
St. Veit i. M.
8.H7, 1: Dattl == gebrechlicher Mensch.
«37, 2: rewä(ll)t =•■= rcbellt.
837, 3: hat a n'gant = hat er ihn (näml. sein
Glied [durch Zufuhr von Atzung]) stark
gemacht; ganten vorn Füttern der kleinen
Vögel sonst gesagt.
Nachtrag 1080.
Literatur: Dieselben Eingangszeilen Werlc
110, 5; Pog.-Hcrrm. 1, i383; Meier 37,
2ü3; Neckheim 170, r*; vgl. Pog.-Hcrrm. 1,
i384; Dunger, Nr. 1082 (verwandt, nicht
erotisch); vgl. überhaupt dazu unsere
Nr. 46.
84a
Diandl, hab dia s längst seh an gsagt,
laß miar an Fried,
sunst kriagn mar an kloan lfansjöa(r)gl.
was tuan ma damit?
Tirol (11)
Literatur: Die Schlußzeilen im Kerne gleich
Werte io3, 2; Schidrowitz ao3, 1.
8t\2, 2: Fried = Friede.
c. Zeugung, Schwangerschaft, Verhütung der Empfängnis (Nr. 838—940)
838                                                                      84i
Auf der Albn geht kua Wind,                            Diandl, du kloans,
der feuern hat, macht kua Kind;                           kriagst a(r) amal oans,
der uan hat, macht a Kind,                                  wann da Stoßgeia(r) kimmt,
auf der Ebn geht a Wind.                                   nachn(r) macht a dar s gschwind.
[628] M 81                                                                                                             Tirol (H)
169

843
Dianei f sei gscheid,
hob am Schlittlan koan Freud,
sist foscht geich ön an,
aft hoaßts, salbe(r) host da 8 tan!
St. Johann l T. (H)
843,   a: Schlittlan = Schlittenfahren, hier
beischlafen (vgl. Süß 48a); 843, 3 = sonst
fährst du jäh an (d. h. hier: wirst du
schwanger).
Nachtrag 1081.
844
Boi(l)d i schau an Kalen(d)a(r),
gibts mar an Hea(r)schzei an Brenna(r),
schaut mi 8 Diandl strax an
und sagt: „Bua, was hast tan?"
St Johann i. T. (H)
844,  3: Brenna(r) = Brenner, Stich,
844» 3: itrax = strenge.
845
S Mensch hat sich gtraut,
hat an Rubsam anbaut;
wie der Rubsam hat gruant,
da hat s Mensch immer gwuant.
[ao3] M i»
845: Zur Sache: anhauen = schwängern,
Queri, Kraftbayr., S. 64.
845,  2: Rubsam = Rübensamen.
845, 3: gruant = gegrünt.
846
Ueba(r)füah(r)n, üba(r)füah(r)n,
schreit dö kloan Fischa(r)dia(r)nl
Mit den(m) Scheiß-üba(r)füah(r)n
is 8 a so woa(rd)n.
Kimpling. — St Georgen a. F.
Literatur: Unsere Schlußzeilen als Eingang,
sonst noch deutlicher Kryptadia 4» iog,
i45; verwandte Schlußzeilen Kryptadia 4,
98, 91; Futilit. 1, S. 122, 19 (andere 4*
Zeile).
864 t:
Hopsaisa, üba(r)füah(r)n,
fingt
Dö muaß mein Schatza(r)l wea(rd)n,
Dö hält i gea(r)n.             Kitzbühl (II.)
846 b:
2: . . . dö sehen ...
3: bei den(m) Scheiß-einifoah(r)n . . .
Donnersbachwald
847
Und seit is bei dia bin glögn,
han i koan Gsund,
du hast mar an Magga(r) gö(b)m,
saggrischa(r) Hund!
Tirol (H)
Literatur: Im Wesen verwandt Kryptadia 4.
124, 335.
847, 3: koan Gsund = keine Gesundheit.
847, 3: Magga(r) = Stoß.
848~85o
848
„Halt di na zuba(r),
halt di a(u)fftf bössa(r)! M
Daß di not schneidst
mit mein Taschnmössa(r)!
Kimpling
848: Zum Bild: Aehnliche Warnung Birlinger
i54, 93; Pog.-Herrm. 1, 843; Ztschr. /.
ö. V,4, 395, a; vgl. 897, 398.
849
„Wannst di a schneidst
mit mein Taschnmössa(r),
in twoaravia(r)zg Wocha(n)
wia(r)d s wieda(r) bössa(r)."
Kimpling
Literatur: Anthropophyteia 3, 80, 68.
849 a
Und wannst di a schneidst
in mein Taschnmössa(r),
bis in neun Monat
wia(r)ds wieda(r) bössa(r).
Donnersbachwald
85o
Zwoaravia(r)zg Wocha(n)
sand dreivia(r)tl Joah(r)
und aft kimmt da Bua füara
mit dö a(u)fkraustn Hoa(r).
Kimpling
85o, 4: a(u)fkraust t=s gekraust«
85i
Drah di na zuba(r),
du sauba(r)s Leutl,
und schau, daß d di not schneidst
in mein Taschnfeitl!
Donnersbachwald

Literatur: Mit anderer a. Zeile Kryptadia 4,
1*7, 339.
85ia:
1: Halt di . , .
3: und daß d . , .
St. Martin a. d. E.
85a
Lig not so glatt zucher,
lig thoni besser,
du möchst mi wohl stechen
mitn Federmesser.
[a66] M 16
Literatur: Warnung ähnlich Erot. Volksl. 137,
174» vgl. Pog*-Herrm. i 1 , 1070.
85a, 1: zucher «* herzu, Gegensatz zu
85*, 1: thoni «s weg.
853
Hast alliweil gsagt
und es schadet mir nit;
itzt habn wir an Fratzen,
wu mach ma damit?
[169] M 11
Var. 853 a
Saget allwei(l), du tuest nix,
du tuest nix in Bett,
jetzt hast an kloan Tuastnix.
was tuast jatzt damit?
Molb
Literatur: Dasselbe: Werte i36, 3; verwandt:
Süß 7W; Pog.-Herrm* 1, 1896; Hör mann
i35, 66; Birlinger 86, i33; Anthropoph. 2,
74, a3 (1); Kryptadia l\, io4, iai.
854
Heunt dö Nacht bin i bon Goggl glögn,
va(r)ieich ma Gott dö Sund!
Wann da Goggl schwanga(r) wu(r)scht,
was tat i mit n Kind?
St. Johann i. T. (H)
854, 1: Goggl « geistig minderwertiges Mäd-
chen.
855
Daß s in Wald finster is,
dös machan d Ba(u)m,
daß mein Diandl schwangar is,
dös gla(u)b i ka(u)m.
Taiskirchen. -— St, Georgen a. F.
Literatur: Vottumund 3, so (mit nicht ero-
tischer
3. Zeile), mit Literatur S. i&i; über
den häufigen Eingang vgl. Meyer, Essays x,
S. 356 ff.
856
Dös söchauer Buabma!
mit enkern grün Anger;
habts uan Jungfrau ghabt,
ist die selbi schon schwanger.
[5oa] M 58
85 7 -858
85 7
D Menscha(r) vo(n) Egga(r)ding,
vo(n) dö hea(r)t ma(n) allwei(l) rö(d)n,
daß s ganzö Nacht
ba dö Buama(n) tan liegn.
Kimpling. — Schmolln
857,  i: Egga(r)ding = Eggerding in Oberöst.
858
Ganz Nacht ba dö Buama(n) liegn,
dös Ding wa(r) ra(r),
muaßt oanö schwanga(r) wea(rd)n,
wanns ganz lrii(l)za(r) wa(r).
Kimpling. — Schmolln
Literatur (857—858): Erot. Volksl. 122,
100 (1 u. 2) (aus Laufen bei Ischl).
858,  3: hä(l)za(r) = hölzern.
85 9
Wann d Mü(U)na(r)buam tanzn,
wea(rd) n d Fensta(r) staubi(g),
und wann s d Menscha(r) hoamweisn,
wea(rd)n s schwanga(r), gla(u)b i. —
Arnberg
859a, 3: .... d Diandln . . .
St. Georgen a. F.
Literatur: Erot. VolIcsL i5i, »36 (1: Bein
landlerisch tanzn); Rasphuerk 63, b, 1;
Werte 5i, 3 (melbi für $chwanga[r)).
860
Und va(n) Riad bis a(u)f Su(b)m
sand dö Menscha(r) saudumm,
wia(r)d an iadö glei(öh) schwangar
a(u)f an oanzögn Sprung.
Polling
860, 1: Riad, Su(b)m = Ried, Suben, Stadt
und Dorf im oböst. Innviertel.
171

Sonst gibt das Weib dem Manne schuld,
wenn zu leicht Schwängerung eintritt; vgl.
Queri, Kraftbayr., S. 64 (wenn ein Weib
jährlich sein Rind hat, sagt man vom
Mann, <>r brauche bloß die Hose über die
Bettstatt hängen, „na hot sie s schon").
861
Wanns allö Leut sagen,
So sag is halt a:
Die Köchinn ist schwang«.
Das Kuchelmensch a.
[698] M io:*
Literatur: Anthropoph. 3, 177, LIX, 5; üir-
linger
i5o, 7~; verwandt Anthropoph. 3,
193, 17~; Rasplwerk 20, 9; aus Teilen un-
seres Vierzeilers u. Nachtrag 1082 setzt sich
zusammen Rotier A, 8, 1. Nachtrag 108*.
Nachtrag 1081.
802 -803
862
Juhel gehn ma zum Moizale;
juhe! habn wir not weit;
Juhel wer ma bald dorten seyn,
Juhe! habn ma not weit!
[668] M 88
863
Juhe! s Moizerl ist schwanga worn,
Juhe! s Moizerl ist dick;
Juhe! wer wird denn Ovatter seyn?
Juhel i weiter nit.
[669] M 88
863, 3: Gvatter = Gevatter, Pate.
864-865
864
Vada(r), wann gibst ma denn s Hoamatl,
Muada(r), wann laßt ma s denn schrei (b)m?
S Diandl waxt a(u)f zwia(r)a Groamatl,
lödi(g) mag s a nimma(r) blei(b)m.
Landl
Literatur: Hör mann i84, 1; Greinz-Kapferer
II, 4i, 1; Pog.-Herrm. 1, 174$ (vgl.
Var.); Werte 248, 4; Meier 45, 246; Kohl,
Tir. Lied, I, 278, 166, 1; 120 Tir. Lied.
78, 2; Queri, Erotik, S. 36; Hörmann,
Volksleben, S. 4i2; Werte, S. 459 („sGroa-
matlied"), klingt in Str. 1 u. 2 an; Lexer,
Sp. i83; Deutsche Heimat 6, S. 16, Nr.
3io; verwandt Dunger Nr. 698.
865
Vada(r), wann gibst ma denn s Hoamatl,
Vada(r), wann gibst ma denn s Guat?
s Diandl waxt a(u)f zwia(r)a Groamatl,
allöwei(l) dicka(r) wea(rd)n duats. Landl
Literatur: Werte, S. 459 („sGroamatlied"),
Str. 2; Fuchs-Kieslinger, S. i5 („sGroa-
matlied"), Str. 2; vgl. Jungbauer, Biblio-
graphie, S. 3a i, Nr. 2i4i.
866
Alta(r) Kuahhalta(r).
hast allöwei(l) Glück,
da Mölkstuahl is brochn
und d Brentlarin dick. St. Martin a. d. E.
866,   3: Mälkstnahl~ Melkstuhl; vgl. S. 70.
867
Diendl, laß di geigen,
gelt, Diendl, thut dir wohl?
es kost dich ja kuan Kreuzer,
dein Bäucherl wird dir voll.
[3 9 5] M 3o
Literatur: Anthropoph, 3, 177, LIX, 8; Brot.
VolhsL
i42, 202.
867,  1: geigen =-- beschlafen.
868
Mein Schatz ist recht sauber,
von Fuß auf schön schmal;
itzt leg i mi drauf,
daß auch breit wird a Mahl.
[166] M 11
868,  4: daß = daß sie.
869
Ey, du verfluchter Schusterbua!
Dich soll der Teufel holnl
Hast mir an Seitenfleck aufigsetzt,
daß mir der Bauch ist gschwolln.
[696] M 101
870
Bei dir bin i glegn
In Sunda Gwandl,
Hirz glangt nima uma
Mein Fierda Bandl.
Archiv 1110, Nr. 70.
870, 2: Sunda = Sonntag; 3: hirz = jetzt
(hiazt); 4: Fierda = Fürtuch.
172

871
Wann i dös sakrische Diandl not hätt,
Da lagat i längst schau dahoam in mein Bött.
da tat mi das Hea(i')zklopfn not a so plagn
und sie brauchat koan weitaras Schnüa(r)-
lcibl tragn.
Schmolln
Literatur: Pog.-Herrm. 1, 11 /t 3 (2) vom
Dirndl gesprochen.
871, 2: lagat = läge.
873
Daß i va(r)heirat bin,
hats ba mia(r) gfaih(l)t,
mein Wei(b) wia(r)d da Kidl z eng
und mia(r) d Hosn zweit.
St. Veit i. M.
872a
Hiatzt tian i halt gheirat
und hiatzt bin i s a Mann
und hiatzt kennan ma s d Leut
a da Hosn schan an.
St. Martin a. d. Enns
Literatur: Rasplwerk 88, 3; Reiterer, Gsangel,
4, 2? vgl. iur Sache Dünger Nr. 7~7.
872 b:
Seit i va(r)heiral hin.
bin i a Mann
und da . . .
Obersteier
872 aa (6 Zeiler):
Ia denn not schad um mi(ch),
daß i(ch) voheirat bin,
daß i(ch) a Weiba(r)l han
und bin a Mann . . .
(5 u. 6 wies 3 u. 4 oben).
Mölln
8 7 3
S Heiratn, a Heiratn,
dös ia nix nutz,
hintn wia(r)d da(r) Kidl z lang,
voa(r)n wia(r)d öa z kua(r)z.
Lavanttai
873: Zum Bild: Sehr häufig so Werle 282,
7; Pog.-Herrm, 1, i4o6f; Schönstein 73 f;
Neckheim 27, 2; Art und Unart 5g t 1 f;
Vogl 63, 4if.
874—875
8 7 4
S Diandl hat ma d Liab a(u)fgsagt
dräust a(u)f da Stiagn,
i soi(H) mar um a Gvadriu behaut!
und um a Wiagn.
St. Georgen a. F.
874 a:
•«: hinta(r) da . . .
3: i soi(ll) iahr um a Höfang schaugn.
St. Johann i. T. (H.)
Literatur: Werle i~7> *•
874 a, 3: Höfang = Hebamme.
874 aa:
Mein Schatz . . .
mittn a(u)f da . . .
Tirol (H.) •
Literatur: Die eine Eingangszeile oder beide
gleich (Schluß anders): Pog.-Herrm. 1,
1681—1685; 1675; Ztschr. f. ö. V. i5,
i3o, 4i; Hörmann 157, 63—65; 168,
23; 169, ab; Süß 327. 35a; Art und Un-
art
43, 2; Oe.-u. M. t Ob.-Oest. § S. 181.
8 7 5
I soi(ll) mar uma Gvadrin schaun
und um a Wiagn,
iatzt woaß i bon Teuf5(1)
koan Höfang not z kriagn.
St. Georgen a. F. Mettmacb
876
Hiatzt han i amal gjodlt
wohl üba(r) dö Alm,
hiatzt han i schan wieda(r)
dö Höbamm zon zahln.
Afritz — Donnersbachwald
Literatur: Pog.-Herrm* 1, i4io (1); Neck-
heim,
S. 43, 33, 3 (unten); Rasplwerk 85,
b, 10; Werle 191, 2; Hörmann 252, 34;
Deutsche Heimat 5, S. 172, Nr. 2i3; Fu-
tilitat. i, S. i53, 188 (umegschaut für
gjodlt).
877
D Höfang is zahlt
und da Hea(rr) Pfoarra a
und hiatzt schreit halt da zweitö Fratz
a schan wieda(r).
Donnersbachwald (1890)
Literatur: Dem Sinne nach nahe verwandt
Pog.-Herrm. 1, i4io (2); Rasplwerk 85,
b, xi.

8 7 8
S Diandl hat Nussn in Sack,
sie hat mi lassn greifen,
s Diandl hat an Buam in Bauch,
i han ihn ghöa(r)t pfeifen.
Tirol (H)
Literatur: Etwas anderes, aber nächst ver-
wandt Kryptadia t\, 93, 68.
879
I han a Paar Nußn in Sack,
han sie schon griffen,
S Mensch hat an Buabn im Bauch,
er hat schon pfiffen.
[435] M 48
879 a:
S Diandl hat Nuss . . .
i han s . . . .
sie hat an kloan Buam . . .
U,-Braunau. — Molin
Literatur: Anthropoph. 3, 194» 180; Raspl-
werk 98, 8.
880
S Diandl hat Zwilling kriagt,
hat 80 frei gschamt,
und hiatzt hat iah(r) schan wieda(r)
von Goasbock was tra(u)mt.
Tirol (H)
880, a: frei = fast.
881
Zu dia bin i gangn
bei Rögn und Wind,
su dia geah 1 nimma(r),
du hast a kloans Kind.
Patznaun (H)
Literatur: Wunderhom, S. 693 (Tanzreime),
3; Zttchr. f. ö. V. 4, 22, 6; Simrock,
S. 343 (5); Dunger Nr. 376; mit 2 oder 3
gleichen Zeilen und anderem Schluß: Meier
32, 173 (4- Zeile, nach dem Reimwort zu
schließen, nicht zutreffend); Birlinger i46,
52; Meier i4, 67; Queri, Kraftbayr., n3,
3; Schönslein 112—n3; Meier 5, i5;
Ztschr. f. d. V. i5, i32, 81 (3); Kobell
19, 7» 3; Erk-Böhme II, 464, Nr. 662
(4), (3); Gundlach 6i5; Neckheim 137, 1;
Erk-Böhme II, 626, Nr. 818, b (5); Deut-
sche Heimat
6, S. 28, Nr. 364; Volksmund
1, S. 82 (4); vgl. unsere Nummern 4 96,
934.
882
Bin weit vo(n) int a(u)ffa,
a Lö(b)zö(l)ta(r)gsö(ll),
han vü(l) Kinda(r) schan gmacht,
bin no(ch) nit a da Hö(ll).
St. Martin a. d. E.
Literatur: Verwandt EroL Volksl. io5, 4.
883
Frau Wia(r)tin, was schuldi(g),
was kimmt denn a(u)f oan?
I)ö Menscha(r), dö Kin(d)a(r) hamd,
dö gangand gea(r)n hoaml
Taiskirchen
883: Spott auf Mädchen, die Mütter sind.
884-885
884
Wie i geh übern Platz,
schreyn mi die Leut an;
Diendl, hast ghört, und
wer hat dirs denn gthan?
[56o] M 70
885
Wo fragts denn? wo fragte denn?
a Fleischer hate than;
i frag nichts darnach,
denn er wird ja mein Mann.
[56i] M 70
886
Diandl, sei gscheit,
mach dan Buaba(r)l a Freud,
ea kann di ja heiratn,
wann dar epps feih(l)t!                  Polling
886, 2: dan = deinem.
887
Man Vada(r) hat gsagt
und d Muada(r) sagt s a(uch),
wann ön Diandl epps gschiacht,
muaßt 5s heiratn a(uch).
Landl
887 a, 3: wannst s Diandl wü(ll)st lia(b)m.
St. Martin a. d. E.
Literatur: Werte i3o, 6; Halberstadt 32, 5;
Pog.-Herrm* i, 85o; Ztschr. f. ö. V. 4t
295, 11; 6, 198, 65; Deutsche Heimat 5,
167, Nr. xo8; dieselben Eingangszeilen
Dunger Nr. 697.
174

888
Das Dienerl ist schwanga,
wer hat ihrs denn thon?
Der Fuhrmann mit der Stanga
ist grennt a wenk an.
[677] M 7a
Literatur: Dieselbe Frage Pog.-Herrnu 1, 1398.
889
Das Dienerl ist schwanger;
wer hat ihrs denn than?
Zwey ungschmalzni Eyer,
a Wür8terl daran.
[116] Mio
Literatur: Anthropoph. 3, 177» LIX, 10 (un-
gsalxne Nockerln, a Nudl . . ."); Kryptadia
4, 81, 4 („abgschmahne Nockerl, a
Nudl").
890—891
890
Das Diendl ist schwanger,
wer hat ihrs denn than?
Ein alter Dragoner,
hats Nudl voran.
[5 9 3] M 7 3
891
Mein Schataerl ist schwanga;
wer hat ihrs denn thon?
Derselbi Dragoner,
hies reit er davon.
[5 9 4] M 7 3
892
Staubiger Müllna,
Wos host du denn dan?
Als Dirntl is schwanger,
Hieri geht er davon.
Archiv 1110, Nr. 2 5
893
S Diandl is schwanga(r)
ban Füa(r)tabandl;
wea(r) hat eahms denn tan?
dös kloan Mü(U)na(r)mandl.
Taiskirchen
8g3a, 1: . . . staubö(g).
U.-Braunau
894
Diandl, sa gscheida(r)
und Hab na koan Schneids (r),
an Tischla(r) muaßt lia(b)m,
dea macht da s Kind samt da Wiagnl
Landl — Kimpling — Taiskirchen
Literatur: Verwandt mit den «u Nr. 896 an-
geführten Belegen; Vogl 1, 3; Fortführung
mit Schmied: Fuiilitat. 1, S. i43, ia5.
894: Zur Sache: Schneider aber als Schatz an*
empfohlen, weil er das Kitterl weiter ma-
chen kann, Queri, Erotik, 64; dasselbe auch
aus Mölln; vgl. unsere Nr. 365.
SgS
Dia(r)ndl, mi muaßt liu(b)m,
i bin a Zimma(r)mann,
i kunnt dar a Häusa(r)l macha(n),
mit an Schupfa(r)l dran.
U.-Braunau
Literatur: Pog.-Herrm. 1, 341 (1); Köhler
298, 6 (1); Queri, Erotik, 87, 4; Neck-
heim
4i» 5 u. a (unten); Dunger Nr. 170
(1); Nr. 172.
896
I kunnt dar a Wiaga(r)l macha(n)
und a Kinda(r)l drein,
Diandl mi muaßt lia(b)m,
dös tat di gfreun.
U.-Braunau
Literatur: Köhler 298, 6 (2); in den Ein-
gangszeilen verwandt, Queri, Erotik, 37, 4;
Pog.-Herrm. 1, 341, 3; Neckheim 4i f 5 (a)
u. 3 (unten); Dunger Nr. 170 (3); Sim~
rock,
S. 342 (5); ähnlich vom Tischler
Pog.-Herrm.
1, 170; Anthropoph. 9, 454,
13; Tobler, Schw. Lieder I, 313, Nr. 33;
Schidrowitz 13, 5; Anthropoph. 3, 73, i4;
Süß 76; Ztschr. d. V. /. V. 4, 198; Dunger
Nr. i5s; ähnlich vom Maurer, Ztschr. f.
ö. V, 4» *8, 13; vgl. iu allen unsere
Nr. 894.
897
Mein Vadar is a Tischla(r),
sein Tochta(r) bin i,
mein Vada(r) macht d Wiagn,
dös anda(re) bsoa(r)g i. •—          Schmolln
Literatur: Anthropoph. 2, 73, 10 (N.-Oe.); 2,
77, 47 (Mähren); Schidrowitz 202, 13
(vom Buben selbst gesungen, der Tischler
ist); ähnl. Umschreibung Art u. Unart 39.
2; Dunger Nr. 1169.
175

8 9 8
Han Nachln beim Kirschner
a Pelzl angfrimmt:
aft macht mir der Spitzbua
slattn Pelzl a Kind.
[6/»5] M 83
898,   1: nachln = gestern. — 898, a: «w-
gfrimt = angeschafft, bestellt.
«99
Der Schneider, der Dieb,
der hats Diendl verführt;
hats ghaut und hats gstochen,
hiez ligts in sechs Wochen.
[699] M io3
899,  f\\ = Hegt im Wochenbett.
900
S Diandl hat an Schneida(r) gliabt
gwiß üba(r) drei Joah(r)
und hiatzt hat 8 an kloan Goasbock kriagt
mit ritö(n) Hoa(rn).
Mettmach
900a:
a: dreivia(r)U Joah(r),
3: Hiatit ....
St. Georgen a. I\
900 b, a: schan üba(r) . . .
Taiskirchen
900 c:
a: volli drei . . .
3: und zun Schluß hats an Goasbock kriagt.
Mölln
901
Da Pfoarra(r) z St. Veicht
hat 66 Köchin eingweicht,
in da Thomaawocha(n)
hat a s sali(g) gsprocha(n).
Kimpling
Literatur: Quellen u. Forschung. 7, 4*> 19
(„vorig Wocha"); dieselben Eingangszeilen:
Futilitat, 1, S. i34, 83.
901a, 4: . . . heili(g) ....
Üiersbacb
Literatur: Werte 343, 18; Kryptadia 4, *3o,
a58.
901b:
a: . . . auigweicht.
4: . . . heili(g) . . .
Aichach
902
Mein Schatz ist a Back,
ist Dreiviertlstund weck;
er hat s Dampf 1 eingrührt,
han 8 Dreyviertljahr gspürrt.
[635] M 8a
Literatur: Süß 98; mit anderer a. Zeile: Poy.-
Herrm.
1, 160 (Variante); Anthvopoph. 3,
196, aa6; Nachweis durch a Zeilen Rei-
terer,
Paradies, S. 57.
9o3
Mein Schatz is a Backa(r),
a Spitzlbacha(r),
und ea kriagt iatzt an Preis
als Dampflmacha(r).
Tirol (H)
Literatur: Werte 93, 5; 650 Sehn. 44» 19;
Deutsche Heimat 6, S. ao, Nr. a54; ent-
sprechende Eingangszeilen Süß i85; Werte
93, 4.
903,   a: N&her liegt: Stritzlbacha(r).
9<>4
Bäcka(r) und Frötta(r)
gibts gnua(g) a(u)ff da Wä(l)t,
oft kimmt a kloans Kind
statt(r) an Wöckn a(u)f d Wä(l)t.
Tirol (Hl
904,   1: Fröttar = langsamer Mensch.
904, 4- Wöggn = Wecken.
905
A(u)f d Schei(b)m hab i gschossn,
da ßölla(r) hat kracht
und neun Manat spätta(r)
ha(b)m smas Böst dahea(r) bracht.
Aufritz
Literatur: Erot VolksL ia4, 10; Neckheim
30, 4 (unten); 650 Sehn. 5o5; Rasplvoerk
85, b, 8; Vog.-Herrm. 1 *, n56.
(jo5, 3: Beim Scheibenschießen pflegte, wenn
das Schwarze getroffen war, ein Pöller-
schuß abgefeuert zu werden.
9 oti
Unta(r) da(r) Brück, oba(r) da(r) Brück
hat da(r) Baua(r) d Bäurin druckt,
er hat glacht, sie hat glacht,
ha(b)m an kloan Michal gmacht.
St. Veit i. M.

Literatur: Anthropoph. a, 7a, a; Kryptadia
4, i3o, a56 (Pfarrer und Köchin); die-
selben Eingangszeilen mit Jud und Jüdin
im Heanzischen Kinderrehn, Ztschr. /. ö.
V., Supplem. Band zu VI, S. 11, Nr. i46
(vgl. 147); dieselbe 1. Zeile Anthropoph.
a, 75, 33; zu Zeile 4 vgl. unsere Nr. 092,
3, 4 und Nr. 65i, 3.
907
Der Vater sagt immer
das Lieben war Sund;
woher hätt denn d Mutta
ihr schwarzaugets Kind?
[179] M ia
908
Der Pfarrer sagt allzeit:
die Lieb ist a Sund;
hiez liebt der Narr selber,
hat d Köchin a Kind.
[691] M 171
Literatur: Anthropoph. 3, 192, 159; abge-
schwächt Tobler, Schw. Lieder I, ai6, 33;
verwandt, sehr abgeschwächt, Meier, S. ~9,
269.
9<>9
Dort obn aufn Riegerl
geht immer a Wind;
dort tanzt der Herr Pfarrer,
die Köchin und s Kind.
[610] M 17a
909: Vgl. die Anlage unserer Nr. io35 mit
Verweisen.
909, 12 Riegerl = Hügel.
910
So leg di schön zuher '
und hab mi fein gern;
damit unsri Kinder
schön schwarzauget werdn.
[66] M 7
910a:
1: Leg di nur zuher.
3: und damit.....
03 7 ] M i5.
Literatur; Kryptadia 4, 86, 3a; Erat Volksl.
i46, aiö; Pog.-Herrm. 1, ia8a, u. Va-
riante; Quellen u. Forschung. 7, 35, L, 4;
Ztschr. f. ö. V. 4, 22, a.
9"
In Innvia(r)tl draußn
wea(rd)n sehen Kinda(r) gmacht,
wei(l)s ön Menscha(r)n oan Ding is,
is s Tag oda(r) Nacht.
St. Veit i. M.
Literatur: D.d.Volkslied 10, i54 (Innviertel).
911: Innviertl t eines der 4 Viertel Oberösterr.
912
So log di nur zucher,
schwarzaugäta Bua;
vvennst du mir Eins machest,
i lachet dazua.
[167] M 11
Literatur: Kryptadia 4» 9$, 75; 4, 120, ao4
(andere 3. Zeile); dieselben Eingangszeilen
Werle 19a, 7; verwandte Aufforderung
Erot. Volksl. 119, 8a.
9i3
Alli liebi Nacht schlaft
der Vater bey der Mutter;
Eyl laßtn doch nur schlafen,
wir kriegn an jungen Bruder.
[38 9 ] M 29
Schauls nur her dal schauts nur her da!
ligt der Vater auf der Mueda;
Laßtn drobn liegn, laßtn drobn liegn,
krieg nia wieda an kluan Bruada.
[684] M 93
9 i4: Vgl. Nr. gi5.
gi5
Hiatzt liegn s an Heu drin,
da Vadar und d Muada(r),
lass ma s liegn, so lang 8 eahn woih(l)
tuat,
kriagn ma wiedar an Bruada(r).
U.-Braunau
916
Wann i mein Diandl
in Tanzn bötracht,
da gfreut mi dea Vada(r),
dea dö Oa(r)bat hat gmacht.
Kimpling
IS Kraus*: IX. Beiwerk», Stad. d. Anthropophytei»

916 a:
1: Und i han heunt ....
3:.....dca Mann.
Taiskirchen
Literatur: Jungbauer, S. i/|5 (2 Strophen)
mit Verweis auf Süß 3i5; Werte 46, 3;
Pog.-Herrm. x, 6o; dazu noch: Weinhold
20, a, i; Schmölzer 6, 3; Art u. Unart
37, 3; Rasplwerk 53, b, 7; Futilitat. 1,
S. 129, 55 (1) mit Literatur.
9'7
Wia ini mein Yada(r)
ba da Muada(r) hat gmacht,
bin i a(u)f n Bau(ch) gsössn,
han kuda(r)t und glacht.
St. Veit i. M.
917, 4: kuda(r)t == gekichert.
I bin da(r)säl(b) Mich],
han nia koan Guat taun
und bin mana(r) Muadar
in Bau(ch) drin davaun.
Taiskirchen
9*9
Wennst a(u)ffasteign wü(ll)st,
inueßt di eina lögn a,
wennst mi u(n)glücklö(ch) machst,
muefit ma a aushaltn a!
Tirol (H)
919, h: ma $ — mir es (niiml. das Kind).
920—921
990
Und a Deandl hat gsagt,
log di eina au mia,
aba(r) wenn ma was gschiacht f
mueßt ma guet stehn dafüa(r)!
Tirol (H)
Literatur: Pog.-Herrm. 1, 1285; Halberstadt
3i, 1; Art u. Unart 4a, 4-
911
Und i log mi schau eini,
i sthe da schan guet,
aba(r) füa(r) dassäl(b) nit,
wu ananda(r)na(r) tuet.
Tirol (H)
Literatur: Pog.-Herrm* i, 1286; Halberstadt
3i, j.
922
In Gottsnam, was atöll i an,
s Kind in Bau(ch) rüah(r)t so schau,
heiliga(r) Florian, —
i han s not tan.
St. Martin a. d. I*].
Literatur: Dieselben Schlußzeilen: Antluo-
poph.
2, 91, i35; Schidrowitz aoi, 8;
Rasplwerk 85, b, 12.
923
Is schon wieda(r) a Liadl gsunga(n),
is schan wiedar a Tanz aus,
is schan wiedar a Diandl schwanga(r),
geht s schan wiedar ön Buam aus.
Schmollu
Literatur: Verwandte Eingangszeilen Raspl-
werk 99, a, 7; derselbe Gedanke in den
Schlußzeilen Futilitat. 1, S. 128, 54.
Z Sai(l)zbua(r)g is s Glocknspü(l),
z Linz is dö Dult
und wann d Menscha(r) schwanga(r)
wea(rd)n,
ha(b)m dö Buam d Schuld.
Kimpling
Literatur: Quellen u. Forschung. 7, 44t ai;
Schlußzeilen als Eingangszeilen Erotisch.
Volksl. i4o, 192; zu den Eingangszeilen
vgl. unsere Nr. 491.
924, 2: Dult = Jahrmarkt.
925
Daß dö Buam d Schuld ha(b)m aolin,
dös kann not sein,
wo ma(n) koan Häusl spei(l)t,
geht koan Vogl not ein.
Kimpling
925a
Daß da Bua d Schuld hat,
kann unmigli(ch) not sein,
wann koan Häusl not gspei(l)t wua(r)t,
gang koan Vogl not ein.
St. Georgen a. F.
Literatur: Rasplwerk 83, 1.
9~5: Zur Sache: Andere, verwandte Begrün-
dung der Ablehnung Süß 720.

9*6
S Diandi is schwanga(r) woa(rd)n,
woaß not vo(n) wen(m) —
ban Nachba(r)n ha(b)m s an Goasbock,
hiatzt schiabt sie s a(u)f den.
Pongau
Wennst mein Schatz willst seyn:
mußt di rechtschaffen haltn;
wennst an großen Bauch kriegst,
mußtn selber bhalten.
[374] M 17
9*8
Dös naxt han i beicht,
daß i a schwanga(r)s Mensch han,
hat da Beichtvada(r) gsagt:
„Laugn di wöck, wann s sein kann!"
U.-Braunau
928,  4: laugn di wöck = leugne dich weg.
939
S Diandi is schwangar,
i bin dazua ganga(n),
ös is ma not schia(ch),
sie is not schwanga(r) vo(n) mia.
St. Georgen a. F.
929,   3: scbia(ch) = angst.
93o
Hochwüa(r)den Hea(rr) Pfoarra(r),
va(r)zeih ma mein Sund,
wann s Diandi schwangar is,
schenk i da s Kind.
Kimpling
93i
S Diandi is schwanga(r),
liegt a not vü(l) dran,
wia(r)d s an Oachkatzl, la(u)ft s a(u)f d
Ba(u)m a(u)ffö,
wia(r)ds a Kran, fliagts davan.
PoUing
Literatur: Erot. VolksL i4i, 193 (Bachstelze
für Krähe) mit Verweis auf Schachert
89, 3.
g3a
Oan Vogl macht kuan Summa(r),
zwoa Jungfraun kuan Kind,
zwoa Liabi, boi(l)d s gscheid denkn,
a no nit so gschwind.
St. Johann i. T. (H)
Literatur: Pog.-Herrm, 1, 1375 (Var.); Art
u. Unart
34, 2.
Ueberaus beliebte 1. Zeile, besonders mit
Schwalbe statt Vogel.
933
Kea(r)schnblüah is schneeweiß,
das Menscha(r)lia(b)m braucht an Fleiß,
lu8ti(g) wa(r)s woih(l),
abar a(u)fpassn brtuchts toi(11).
St. Johann i. T. (H)
Literatur: Süß 788; Werle 149, 4.
933, 4: toi(ll) a toll, gründlich.
934
Zu dir bin, i gangen,
in Regn und in Wind,
und bey dir ban i gschlafen,
hast gleiwohl kua Kind.
[iai] M 10
Literatur: Pog.-Herrm. 1, i373; Quellen u.
Forschung.
7, 35, L, 5; zum Eingang vgl.
unsere Nr. 881.
9 35
Zon Gä(l)d ha(b)m mar ön Teufö(l),
zon Menscha(r)n vü(l) Glück,
hiatzt kinna(n) ma dassä(l)bö,
wia(r)d uns koans meah(r) z dick.
Taiskirchen
936
A Stückerl Brot
und an Mederitat,
das gib i mein Diendl
daß s Lieben not schad.
[33a] M 20
Literatur: Saß 256 (Branntwein statt Brot).
936, 3: Mederitat (bei Süß, neben Nr. a56
auch noch im Fensterspruch, S. 161, er-
wähnt) = Mithridat, electuarium Mithri-
datis, ein Universalmittel der alten Medizin,
datis; vgl. auch Höfler, Volksmedizin und
Aberglaube 96 (sedum acre).

9~7
Neun Seidl Wein
gib i man Diandl ein
und a Fleda(r)mausbluat,
daß iah(r) s Mausn nix dual.
U.-Braunau
Literatur: Schidrowitz 199, 4; Futilitat. 1,
S. i35, 89.
c>38
Heiratn tua(r) i not,
i han s schan betracht,
geh liaba(r) zo dö Menschar
und gib a weng acht.
Taiskirchen. Kimpling
Literatur: Wcrle 10a, 3.
938, 4: nämlich, um sie nicht zu schwängern.
939
Schmid Micherll Schmid Micherl!
locks Fahrl zum Bärn,
und thua nur brav wispeln,
daß scheckati wem.
[568] M 7a
939, 3: Fahrl = Schwein, das belegt werden
soll. — 939, 6 = daß die Jungen scheckig
werden.
9~o
Die Söchauer Buabma
seyn all in uar Acht;
es hats uan Sau gfahrlt
und a ua Bär gmacht.
[5oo] M 58
9/40, 2: im uar Acht = in einer Acht, vom
selben Schlag. — 9/I0, 3: gfahrlt == ge-
worfen.
d. Störungen und Hemmungen des Verkehres.
(Unvermögen, Mißgeschick, Launen u. a., Nr. 941—1032)
9/41
Wo hast denn dein Betterl
so hoch aufi gmacht?
es steigt dir kua Bua ja not
hin bey der Nacht.
[4o3] M 33
Literatur: Werte 20$, h; Quellen u.Forschuny.
7, 39, LIH, 1 (Fensterl für Betterl).
94*
S Diandl wü(ll) Jungfrau sein,
i bin sein Bua,
sie hat ja leicht Jungfrau sein,
wann i iah(r) nix tua.
Taiskirchen (an die Wand des Aufganges
tum Kirchenchor geschrieben [1910]).
g4aa, 1: S Diandl is a Jungfrau . . .
Taiskirchen, St. Martin a. d. £.
Literatur: Pog.-Herrm, 1, xo4; Art u. Unart
38, 1; Kohl, Tir. Lied. I, 3a8, Nr. ai6, 1;
Süß 738.
943
A Pfeifa(r)l voi(ll) Tabak
is ma neuumai(1) liaba(r)
als an Diandl sein Hopsassa
unta(r)n Füa(r)da.
Taiskirchen
Literatur: Erot. VolksL i4o, 189; Rasplwerk
33, b, 9; die erste Zeile zu einer entgegen-
gesetzten Beteuerung verwendet Spaun,
S. 27, 3.
944
Und a Pfeifa(r)l voi(U) raucha(n)
is ma neunmal (1) liaba(r)
zwia(r) an Menscha(r)n eahn Krempl-
wea(r)k
inta(r)n Füa(r)da.
St. Georgen a. F.
y44, 3: Kremplwerk == wertloses Zeug.
945
s Diendl ist sauber,
vom Fuß auf schön grad; —
es ist nur glei seh ad,
daß der Bua kua Schneid hat.
[34o] M ia 1
945, 4: = daß d. B. sich nicht daran wagt.
946
Und daß i dich gar not mag,
das sag i not;
zu dir in dein Bett hinein
leg i mi not.
[33] M 6
180

Literatur; Meier 5a, 291; Kahler 317 (101);
Pog.-Hcrrm. 1, 466 (m. milderem Schluß);
im Munde des Dirndls: Pog.-Hcrrm. 1,
1278; Ztschr. /. ö. V. 4, 19, Nr. 16; Dun-
ger Nr. 722 (1).
947—948
Gehorsamer Diener!
gehorsamer Knecht 1
und wollen s mich lieben;
so lieben 8 mich recht.
[181] M 12
948
Seyn andere braver
und besser als i:
gehorsamster Dienert
ich bin nicht für Sie!
[182] M 12
9*9
Du Dienerl, du steifs!
und du muanst und i greifs?
i greiff dirs not an,
wennst mi zahln thäst davon.
[48a] M 5 7
Literatur: Krypatadia 4, 89, /|6.
949> 4: davon = dafür.
95o
Es is schan söx Wocha(r) aus,
schreit ma koan Bua,
i scheiß a(u)f mein Kidlschlitz,
i mach ma n zua!
St. Veit i. M.
95o, b: ma n s=z mir ihn.
951
Allwei(l) schön Wetta(r)!
Kimmt no(ch) nia koan Bua!
Und hiatzt mach i mein Kidlschlitz
a wieda(r) sua.
St. Martin a. d. E.
95a
s Vögerl im Wald,
das schlaft immer alluan;
wenn i kuan Schatz krieg,
muß ichs a aso thuan.
[338] M 121
Literatur: Verwandte Anlage, Schluß ziemlich
gleich Volksmund 3, 2/41, mit Literatur
S. i5i.
9 53
S Diandl hat gsagt, s Diandl hat gsagt,
hiatzt kimmt da Summa (r),
heint is s nix, heint is s nix,
tua fein not brumma(n)!
Landl
Literatur: Vgl. unsere Nr. 355.
9 54
fabö amal bist mein Schatz,
iabö amal leckst mi ön Asch,
iabö amal woaßt ös schan,
daß s not sein kann.
Mettmach
Literatur: Andere Schlußzeilen Birlinger \f\§,
68; Erot. VolksL 115, 58.
954 a, 1, 2, 3: Oft amal ....
St. Georgen a. F.
9 55
Gickatö, gackatö,
s Mensch hat a nackatö,
zwögn a poa(r) Vüa(r)hang, Bua,
kannst not dazua.
U.-Braunau
9?6
Bist gösta(r)n ea(r)scht dagwöst,
kimmst heunt schan wieda(r),
muaßt ja not so oft kemma(n),
sunst wia(r)st ma zwieda(r)!
Taiskirchen
Literatur: Volksmund 3, 32, mit Literatur
S. i42; dazu noch: Rasplwerk 86, 1;
Ztschr, f. ö. V. i5, 188, 33 (aus Gößl);
Album 449, 5 (Schlußzeilen elwas anders);
D. d. VolksL 12, 107.
9 5 7
S Diandl hat gsagt, s Diandl hat gsagt,
hiatzt kimmt da Hör(b)ast,
woi(U)t gea(r)n dein Diandl sein,
wannst not so vü(l) begehratst.
Landl
Literatur: Schidrowitz 178, 6 (Schlußzeilen
anders).
181

958
Geh du, Bua, von mir weck,
di mag i gar nit,
hast lodeni Hosen,
du wetzt mi damit.
[537] M i4i
958, 3: lodeni Hosen == Lodenhosen.
959
(Er:)
„Heint bin i mehr do
mit mein Hommarschlittl!"
(Sie:)
,,Wa(r) ma liabar a Oi(l)mgsträußt
wo3 Oachantknittl."
St. Johann i. T. (H)
959, a: Homma(r)schlittl = Ilammcrschlitt-
chen, hier Geschlechlsglied. — 959, 3:
Oi(l)mg$träußt = Buschen Ahnstrauch-
bluten. — 959, 4: = als [ein] Eichen-
knüttl [niml. sein Glied].
960
Steig aher! steig aber!
bist eh schon lang drobn;
du möchst mirs sonst zreißen,
ist eh schon weit zklobn.
[i83] M 13
961
Echiea, Rüah(r)löffl,
greif ma not hea(r), Stoff!,
rüah(r) ma mein Bau(ch) not au,
dea(r) geht di nix an!
U.-Braunau
963-963
963
Mein Vater hat gsagt:
i solls Dienerl lieb habn;
die Mutter schreit nachi:
holts fest um den Kragn.
[94] M 8                                    Diersbach
96a a:
«:.... d Menscha(r) . . .
3: und mein Muada(r) hat gsa#t,
4: i soi(U) s nehma(n) hau Kra»n.
Diersbach
Literatur: Pog.-Herrm. 1, 8/19; Werk f>7,
1; Gundlach 97/i; Seidl 63, 76 (1); Erot.
Vollcsl. i3o, i43 (1); Hasphvrrk 73, 3 (1).
9 63
Und hiatzt han ig s halt gnumma(n)
und han s nieda(r) gschmissn,
und da hat mi dös Luadar
a d Haxn bissn.
Diersbach
Literatur: Erot. Volksl. i3o, i/»3 (2); Raspl-
werk
73, 3 (ü).
Lig not so glatt zucher,
du Buttermandl!
du möchst mir wohl schaden
mitn ummerbandl(n).
[367] M 16
965
Ei ja, dös tat i not,
inta(r)n Bött lag i not,
wa(r) denn dös a(r) a Liegn
inta(r)n Bött drinl
Landl
Literatur: Mautner 374, 11; Rasplwerk 86, 3;
Schidrowitz 197, 3; Werk 8a, 3 (anderer
Schluß); vgl. Andrian i83 (3).
j)66
Unsa(r) Hea(rr) Pfarra(r)
tuat Weri(g) spinna(n)
und hiatzt gad eahm sein Köchin
koan Weri(g) nimma(r).
Taiskirchen
Literatur: Volksmund 3, 196, verwiesen auf
Süß 80a; dazu Rieder Sonntagsblatt 1913
(i4. XL); Art u. Unart 66, 196.
966, 2: Weri(g) = Werg. — 966, 3: gad =
gibt.
967
Und a nigl-nagl neus Böttstadl
und a nigl-nagl neus Bött
und a nigl-nagl neus Diandl —
aba(r) nieda(r)nagln dea(r)fst as not.
St. Georgen a. F.
Literatur: Teilweise mit anderer (auch nicht
erotischer) Schlußzeile: Meier 3i, 16/4;
64, 356; Hörmann 189, 16; Kohl, Tir.
Lieder I, 349, a 35, 3; Hauptwerk 102,
a, 5; Süß ai4; Wunderhorn, S. 6g3;
Gundlach 545; Grasberger, S. 78 (3);
Kommersbuch 437, 83; Tobler, S. 33,
182

Nr. 35; Ztschr. f. ö. V. 19, a53, 1 ci8;
Schidrowitz 196 (3); verwandt, anderer
Schluß: Vogl 92, 55; andere 1. Zeile:
Futilitat. 1, S. i5i, 176.
967 a, 1, 2. 3: Han a . . .
Rimpling
9G7I*:
1:.....Hau»!,
4: . . . dea(r)f is not.
St. Veit i. M.
967 bb, 4: Aba(r) zum Niedi(r)nagln is s not.
Tirol (H.)
968
Sie ligt schon, sie schlaft schon,
sie redt mehr kua Worl;
sie muß auf mi harb seyn,
sie laßt mir kuan Ort.
[336] M 30
Literatur: Werle aio (6).
96?
I bin da Stoanhaua(r)bua
und hau a(u)fn Stoan,
soi(U)s Diandl hoamweisn
und sie laßt eahm nix toan.
Taiskirchen
9 6 9 t:
1: 1 bin a Stoanhaua(r).
4: und bin nu schia(r) z kloan.
Diersbach
97°
S Diendl ist winzig kluan,
laßt sich nichts thuan, nichts thuan;
s kann seyn wies will, wies will,
halt holt not still.
[3)3] M 33
Literatur: Aehnliche Eingangszeilen Anthro-
pophyt.
3, 191, i3g; Scidl 63, 7'i (1),
Zeile 1 n. 3 = 1 \i. :j von unserem.
97 1
S Diandl hat a Zida(r)n,
dö Zida(r)n wa(r) ra(r),
sie laßt mi not zida(r)n,
wanns wieda(r)wö(U) wa(r).
St. Veit i. M.
971, a: wa(r) ra(r) •-— wäre rar.
Literatur: Futilitat. 1. S. r29, 58.
9f 2
Beim Kopf und beim Füssen,
da fangt sich d Lieb an;
bey der Mitt wars am besten,
da darf ina not dran.
[i58] M 11
Literatur: Art und Unart 3i, 4; Dunger
Nr. 771; im Wesen dieselben Schlußzeilen
Meier 61, 3/»o.
973
S Diandl hat a Zwieschleifn,
laßt eahm s not angreift»,
moant, es wa(r) Sund,
wann s da Bua a d Hent nimmt.
Taiskirchen
Literatur: Dasselbe: (mit SpühlreUchpn)
Rasplwerk,
S. 99 (9).
974
Da Schmied hat ön Hamma(r)
und d Schmiedin ön Stü(l),
da Schmied kann not hamma(r)n,
wann d Schmiedin not wü(ll).
Taiskirchen — Diersbach —
St. Georgen a. F.
Literatur: Die beiden Teile umgekehrt zuge-
teilt: Queri, Erotik, 39, 1.
974: Zum Bilde: Schlägel und Stiel, Rotter
A 1/1, 1; das Bild der 1. Zeile Erat. Volktl.
129, i4i.
97 5
Unsar alts Häuslwei(b)
hat a Pistoi(l)n
und sie laßt mi nit schiaßn,
da Teufö(l) soi(H) s hoi(l)n. Tirol (H)
Literatur: Erat. VolksL, S. nß, Nr.    (5•».
(sehr nahe verwandt, auf das Dirndl  ge-
münzt) ; Fntililat. 1. S. t.K), !o4;   vgl.
unsere Nr. 976.
97 6
Unser Alti hat a kalt»,
a rauchi Pistolln;
sie laßt mirs not schaun,
wenns der Teufel tat hollu.
[ai4] M i54
Literatur: Aehnliche 1. Zeile Pog.-Hemn.
2, 206.
976, 2: rauchi Pislolln = rauhe Pistole
(-■■ Scham).
183

976a
Mein Altö hat a kaltö,
hat a rauchö Pistoi(ll)n,
sie haut damit uma,
daß d Hoa(r) daran floign.
Mölln
977
Zwischn meinar und deinar
is a weitö Gassn,
Diandl, wannst du not wü(ll)st,
kannst ös bleibn lassn.
Diersbach
Literatur: Vgl. Literatur bei Marriage, S. 3s 2
zu Nr. 22a; überall weniger stark erotisch,
da in Zeile 3 für du: mich steht. Vgl. noch
Pog.-Herrm. I, 4 18; I, 16/12; Gundlach
Nr. 637; Schönstein Nr. 20; Hörmann,
S. 78, Nr. 04; ähnl. 2 Eingangszeilen:
Hörmann, S. i5o, Nr. 44; Dunger Nr. /|5o;
Deutsche Heimat 6; S. 28, Nr. 363; Vogl
16, 61.
Nachtrag io83.
978
I bin a Jungs Büa(r)schl,
vo(n) Neuwä(l)t zu Haus,
und wegn oan Madl
springt ma koan Hosnknopf aus.
St. Veit i. M.
Literatur: Schärdinger Heimat 1910, S. i32,
Nr. 5 (auf die Kopfingerburschen ge-
münzt).
978, 3: oan = einem (Zahlwort), [wegen
beim Dativ.].
979
S Wetta(r)l is klor,
is guat gehn, wa(r) schan wohr,
bold da Schatz kuan Liab hot,
is an Schlof krotn schod.
St. Johann i. T. (H)
979» 4: krotn = entbehren.
980
Wea nia koan Bia(r) not trinkt,
Dea kriagt nia an Rausch,
wea nia koan Diandl Habt,
dea kennt si zweng aus.
Schmolln
Literatur: Im Wesen dasselbe: Pog.-Herrm.
I, 1266; Schidrowitz, S. 198, 5; Raspl-
werk, S. 47» a, a.
981
Dea d Mandl und d Weibl
not kennt vonananda(r),
a sö(l)chana(r) Bua
soi(ll) not Vögl fanga(n).
Taiskirchen
Literatur: Werte 237, a; ftasplwerk 63, b,
6; Schärdinger Heimat 1910, i3a, 1; yer-
wandt: D. d. Volkslied 10, i5a.
981a:
So a Bua, dea geht a schan
ins Vöglfanga(n)
und kennt d Mandi und d Weibl
no nit vonanda(r).
Tirol (H)
98a
Seyds all meini Brüder,
seyds all meini Gspann;
wer not gut tangein kann,
kann not gut mahn.
[65o] M 85
Literatur: Dieselben Schlußzeilen Süß Nr. 35;
als 1. Teil: Werle 5o, 1; Pog.-Herrm. 1,
1060.
982, 2: Gspann = Genossen.
9 83
S Diandl is ha(r)b a(u)f mi
und i han iah(r) nix taun,
sie hätt mar a Oa(r)bat gschafft,
dö i not kaun.
Landl — Taiskirchen
Literatur: Verwandt, aber bejahend Schidro-
witz,
S. 199, 8; ebenso Mautner 389, 5;
dieselben Schlußzeilen Anthropoph. S, 191,
137; Zeile 1 u. 2 beliebter Eingang, siehe
Volksmund 3, S. 147, Literatur zu Nr. i33.
984
Sollt schon a Mayrknecht seyn;
kann noch kuan Zaun zsamm zäun,
tangein kann i a not recht,
daß s a Schneid hätt.
[649] M 85
Literatur: Ztschr. d. V. f. V. 6, S. 3 3 5, Nr. 2
(Steiermark); in der a. Person: Werle,
S. 359, Nr. 3o; Reiterer, Waldbauernblut,
S. 36; vgl. noch Pog.-Herrm. II, Nr. 238.
984, 1: Mayrknecht = erster Knecht.
im

9»5
Jatzt sollt i gehn Bea(r)glan steign
und bin no so kloan —
und sollt jatzt a Diandl lia(b)m
und woaß nit, wia toan.
Tirol (H)
Literatur: Im Wesen ähnlich: Fromann f\,
S. 5a0, 2 (Kärnten).
985, 1: gehn = nun.
986
S Diandl is winzi(g) kloan,
sitzt a(u)fn Denglstoan,
dengln kann s a not recht,
daß s a Schneid hätt.
Diersbach — Spitzenberg
Literatur: Dieselben 2 Eingangszeilen oft,
siehe Literatur bei Jungbauer, S. i43; dazu
Anthropoph. 3, S. 19A, Nr. 189; Greinz-
Kapferer
II, S. 19, 3; Rasphuerk, S. 99.
10; verwandt Reiter er, Gsangl, S. 5 (2);
vgl. auch zu Nr. 98/i.
987
A(u)ffi a(u)ffs Bött
und zon alman anghöbt,
geh wog, kloana(r) Bua,
hat a größa(r) z toan gnua(g)!
Taiskirchen
Literatur: Dieselben 2 Schlußzeilen Kryp-
tadia 4, S. io/|, Nr. 12/».
987 a-
S Diandl ön Bött
hat zon jamma(r)n anghöbt:
„Geh nia wog, . . .
St. Georgen a. F.
988
Geah wök, du kloana(r) Bua,
geah wök, du kloana(r) Bua,
geah wök vo(n) mein Fensta(r)
as hat a groaßa(r) z tian gnua(g).
Patznaun (H)
Literatur: Werte, S. 358, Nr. 29.
989 .
S Diandl hätt gmoant,
i war eahm vü(l) z kloan
und i kunnt eahm sein Schubladl
not a(u)f und zua toan.
Polling
989, 3, 4: Vgl. unsere Nr. /|o3.
99°
S Diandl hat gsagt:
„Wo bemüah i denn di?
du traust da ja eh not
da a{u)ffar a(u)f mi!"
St. Veit i. M.
990: Zur Sache: Vgl. einen ähnlichen Trau-
mich nicht Süß Nr. 43/1; Andrian, S. 180,
a, 2.
991
Ba mein Diandl iah(r)n Fensta(r)
gehts kloan vo(r)draht zua,
is oft a Stund ohnö Schneid
gstondn a Bua.
St. Martin a. d. Enns (um 1890).
Literatur: Rotter A 10, 2; Greinz-Kapfcrer
II, S. 60 (2); Pog.-Hcmn. I, n85 (Var.);
Nr. a83; sehr ähnlich Werte, S. 215, 7;
Süß 270; 2/19; 600 Schnaderhüpfel
dieselben 2 Eingangszeilen Rotter A 7, 3;
Ztschr. f. ö. V. 21-22, S. 162, Nr. /|5 (1);
ähnliche 2 Schlußzeilen Süß C60.
9 ? 2
Singst oi(l!)wci(i) vo(n) da Schneid,
bist a Norr, a müada(r),
bißl a Schneid
bot jo gor an iada(r)!
St. Johann i. T. (H)
Literatur: Greinz-Kapfercr II, S. 29 (2); die-
selbe 2. und f\. Zeile Süß Nr. 7/18.
993
Iabö amol wa(r) ma schia(r),
i mecht a weng liegn ba dia,
glei(ch) fallt s mar ein,
i mecht Geistlicha(r) sein.
Arnberg
Literatur: Im Munde des Mädchens, entspre-
chend Klosterfrau statt Geistlicher: Reite-
rer,
Altsteirisches, S. 3i; Pog.-Herrm. 1,
7; in der Anlage verwandt, inhaltlich völlig
anders Werte 5g, 2.
994
An Diandl iah(r) Büxn
war a zun frischn
und sie mag halt koan rechtn
Ladstock dawischn.
Donnersbachwald (1890).
99/$, 2: frischn = auffrischen.
185

99 ö
Dö boarischn Simpln
ha(b)md Schwanz als wia Gimpin,
Beutln wia d Bock,
zan stutzln sand s Drück.
U.-Braunau
996
Dreyerley Brustfleck
und a roths Bandl;
mein Büberl ist gschnitten
sonst wars ja a Mandl.
[34i] M 21
997
Bein Diandl sein Fensta(r)
is da Fuchs vo(r)handn,
wiar i n schiaßn hltt wolln,
is da Hahn not gstandn.
Taiskirchen
/um Bilde vom Hahn, der nicht steht, vgl.
Lied vom Rebhendl Greinz-Kapferer, Tir.
Lieder II, S. ia3ff; Erot. Vollcsi, S. 2 t
(VI), Str. 5, i~4; Krypladia 4, i»8, ~» 7 f.
998
Trauri(g) is s do(ch),
wann ma(n) a(u)f dö Pia(r)sch geht,
wann a sauba(r)s Wü(l)d kummt
und da(r) Hahn an nit steht.
Tirol (H)
Literatur: Pog.-Herrm. 2, 262; Werk 32t>
(3); Anthropoph. 5, S. i52 (3. Sir.); vgl.
dazu das Lied von den 3 Jägern, Qneri,
Erotik, S. 53 (1).
999
Da Seppa(r)l hat Zida(r)n gschlagn,
da Seppa(r)l is schlafat wa(r)n,
da Seppa(r)l wia(r)ft Zida(r)n wöck
und geht a s Bött.
Taiskirchen
1000- 1001
1000
s Juli schrcyt a »m Stall:
Hansl! mi a a Mahll
weilst so gut tangein kannst:
tangl uns all.
[654] M 85
Literatur: Im Wesen dieselben 2 Eingangs-
zeilen: Anthropoph. 3, S. 176; (4- Zeile:
dangist mas halt!) sonst gleich Erotisch.
Volksl,
S. 38 f, XVI (2) [DangUfaf./.
1001
Tangelt hon i eh schon z viel;
wackelt der Tanglstiel,
hiez halt wegn meinetwegn,
tangl wer will.
[655] M 85
Literatur: Dieselbe Spitze und dieselbe Schlutt-
zeile, aber dem Alter die Schuld gegeben
Meier 3a, 172.
1002
S Mensch hat an Branntweinrausch,
und der Boa iwen,
und im Heimgehn habns tangein wolln:
kunnt kuans mehr stehn.
[220] M i5
Literatur: Werk. S. 54 (6), (Murtal); mit
tanzen für langein, Quellen und For-
schung.
7, S. 4o, LVHL Nr. 1; S. 48,
Nr. 4; Seidl 55, /jo; deutlicher Quellen
und Forschung,
wie oben, Nr. 2 mit an-
derer Schlußzeile.
ioo3
Das Pfeifl is brochen,
spricht nimer lulu
und das bübl is gwandert
komt aufs Jahr wieder her.
Archiv 1110, Nr. 90.
Literatur: Ztschr. d. V. f. V. 5, S. 282, Nr. 5i
(3); Pog.-Herrm. 1, q33.
100 4
An Pforra(r) vo St. Zö
mog da Huhn nimma(r) stöhn,
die Köchin fuxwui(l)d,
daß da Huhn nimma(r) spui(l)t.
St. Johann i. T. (H)
ioi>4, 4: spui(l)t ~= spielt.
IOOÖ
Mein Ur&hn(d)l und mein Urahndl
band zwoa stoanaitö Leut
und ea bringt den (iickl-Gockl
nimmar einö a d Steig.
Polling
ioo5, 4: Steig, näml. Hühnersteige, bildlich.
186

ioo6
Mein lieber Herr! Herr!
i bitt di so sehr:
0 schick mir dö alti
Rumpumpel not mehr.
[S91] M i 7 3
1007
O heiiger Antonil
laß s Kinderl not falln;
du kannst dir keins machen,
du raüßest es zahln.
[7x3] M in
Literatur: Die a Schlußzeilen mit anderer
Spitze Birlingcr 119, Nr. «99; Ztschr. d.
V. /. V. 4, S. 199 (Tirol); dieselben Ein-
gangszeilen FutililaL 1, S. i43, i33.
1007, 1: lieber die Holle des hl. Anton von
Padua vgl. Ztschr. d. V. /. V. 4, 199.
1008
S Diandl hat gheiracht
in Behma(r)wald ein,
an bucklatn Schneida(r),
dea kann iah(r) zweng ein.
Taiskirchen
Literatur: Queri, Erotik, S. t\t\ (2).
1009
S Diandl hat a Zipfö(l)pritschn
und a krumps Lo(ch),
da Bua bringt n not einö,
hiatit schütt ar a so.
U.-ßraunau
1010 — 1011
1010
Mein Vada(r) hat gsagl,
i soi(ll) bössa(r) hausn,
i soi(ll) d Katzn va(r)ka(u)fn,
soi(U) sälba(r) mausn.
Diersbach — St. Georgen a. F. — Tais-
kirchen — St. Martin a. d. E. — Mölln
1010 a, 3: .... s KaUa(r)l . . .
Arnbcrg
Literatur: Volksmund 3, 118 mit Literatur,
S. i46; dazu noch Kryptadia (\, 118, 195;
Greinz-Kapferer, Tir. Lieder II, S. 58;
Art und Unart 5o, 118; Ztschr. /. ö\ V. if>,
i3i, 6a; Deutsche Heimat 5, S. 167, Nr.
110; D. d. Volkslied 12, 86; i3, 128.
IOII
Und so geh(n) i an Acka(r)
und so gehn i an Roan,
i kann a d Löcha(r) not ein,
so sand ma vü(l) z kloan.
St. Georgen a. F.
Literatur: Volksmund S, 73 (ohne Literatur);
Pog.-Hcrrm. a, i64; Süß Nr. 38a; D. d.
Volkslied i3, ia8.
1011, a: Roan =s Rain.
1011a:
Hiatzt han i s probia(r)t,
bin außö am Roan,
ös hat ma not tan,
san d Löcha(r) weit z kloan.
St Martin a. d. F.
Nachtrag 108/i, io85.
iül'2
Hea(r)ziga(r) Schatz,
in mein Rött is koan Platz,
in mein Bött hast koan Ruah,
schlaft ananda(r)na(r) Rua.
St. Georgen a. F.
Literatur: Pog.-llerrm. 1, 122a; im Wesen
dasselbe Süß Nr. 100; dieselbe Anlage,
nicht erotisch, Volksmund 3, Nr. 217 u.
Literatur.
1012 a:
1: Mein liaba(r) . . .
2 :.....hast.....
Tirol (H.)
ioi3 ioi/i
ioi3
Zippl nö(, zappl not!
hab nur schön still;
wannst alliweil zappelst,
so habn wir kua Hüll.
[196J M 10, 167
Literatur: Volksmund 3, Nr. ai/i; als Kinder-
reim (aus Aussee) Ztschr. d. V '. /. I'. ;1,
. S. 278, Nr. 18. Vgl. unsere Nr. 829.
lOlll
Zippeist und zappelst,
bey mir haltst not still;
wenn der rechti Bua kimmt,
kann er thuan, was er will.
['97l M i3
187

joi5- ioi(>
ioiö
Die Kuh ist schon gmolken,
die Milch ist schon gsiegn;
geh her, mein liebs Schatzerll
bey dir ists gut liegn.
[8a] M 8
1016
Bey dir wars gut liegen;
doch dir ists not z traun 1
Dein Herr ist a Schelm,
er geht alli Nacht schaun.
[83] M 8
1017
S Foah(r)n a(u)fn Wassa(r)
ig gfäah(r)lö(g) ban Wind,
s Schlafn ban Diandl,
wann da Bau(r) dahea(r)kimmt.
Taiskirchen — Diersbach
1017a, 4: wann d Frau . . .
St. Georgen a. F.
Literatur: Volksmund 3, i35 mit Literatur,
S. 1A7.
1018
Da Baua(r) und da Hund
ha(b)m ma s Mensch not va(r)gunnt,
han s schan ghabt ba da Pfoad,
ha(b)md ma s wiedar a(b)gjoat.
Arnberg — Kimpling
«
Literatur: Queri, Kraflbayr., 117, C; Mautner
337 # 6; dieselben Eingangszeilen Zlschr.
f. ö. V. 4, 295, 6 (Steiermark); ähnlich
Seidl 55, 3g.
1018, 2: va(r)gunnt = vergönnt.
1018, l\: a(b)gjoat = abgejagt.
1019
Da Bauar und da Hund
und da Gemeindeschreiba(r),
dö ha(b)m ma s Mensch not va(r)gunnt,
dö drei Hunga(r)leida(r).
Arnberg — ■ Taiskirchen
1019a, 1: Da Mötzga(r) ....
Diersbach
Literatur: Weile 215, 8; Kohl, Tir. Lied 1,
344, 23a, 2.
toaö
S Diandl an Locha(r),
s Böttstadl an Krocha(r),
da Baua(r) an Schroa:
„Ma(r)schia(r)ts enk außö, ös zwoal"
St. Johann i. T. (H)
Literatur: Fromann 4. 81, 7 (ebendaher).
1020, 1: Lochafr) = einen Lacher.
1021
Geh wök vo(n) mein Fensta(r)l,
geh wo kvo(n) mein Bött,
denn mein Vata(r), dea leidt ma
koan Gaßlbuam nötl
Tirol (H)
Literatur: Volksmund 3, 58, mit Verweis auf
Werk 215, 1; dieselben Eingangszeilen
Meier 64, 367.
1021 a:
3: I han a leichts Gwissu,
4: bin glei(ch) übarrödt.
Tirol (H.)
Literatur: Werle 2i5, 3; Süß Nr. 84; 600
Sehn.,
S. 10, 35; Neckheim 52, 3; Bir-
linger
i55, io3; Hörmann 223, 73; Hör-
mann,
Volksleben, S. 344; Tirol, AlpenL,
S. 56; Schönstein 82; Pog.-Herrm. 1, 1219;
Deutsche Heimat 5, S. 170, Nr. 173.
102a
Z naxt bin i amal ganga(n)
zu da Pfoarralisl,
da is glei(ch) da Pfoarra(r) kemma(n)
mit sein Oxnzwisl.
Schmolln
Literatur: Queri, Erotik, S. 53 (Potpourri);
Birlinger 86, i3i; 650 Sehn, 127, 31;
Dünger Nr. 371 (mit anderer Schlußzeile);
vgl. zu Situation und Ausdruck Leoprech-
ting, S. 269; Schidrowitz, S. 162, Nr. 7
(im Lied).
1022, 4: Oxnzwisl = uervus bovinus, IIöfter
ioa3
I bin a Rekrut,
a Rekrut a junga(r),
von Diandl san Bött
ha(b)m s mi außa(r)gnumma(n).
Arnberg
Literatur: Süß 379; Anthropoph. 2, 100,
XXXVII, 2; Schidrowitz, S. 80 (7); Raspl-

werk, S. io3, u, 3 (Fenster statt Bett);
im Sinne ähnlich, 2 andere Eingangszeilen
IneWan, S. 181, a; Z). d. Volkslied 12, /lg;
vgl. allgemein zur Sache Sö/J, S. 136,
Nr. 16.
ioa4—ioaC
ioa4
Sagt der Petcrl zu der Everl:
mein Strumpf hat a Loch;
Sagt die Everl zum Peterl:
I flick dirn heunt noch.
[aiB] M i4
Literatur: Mit anderen Namen Süß, S. i/j,
Nr. 56; Erk-Böhmc II, S. 761, Nr. 999
(„Peter und Eberle") [Strophe 1 führt
mit beliebtem Eingang die beiden Menuett
tanzend ein], Strophe 2. Die dort noch fol-
genden 3 Strophen stimmen mit unseren
folgenden nicht überein.
ioa5
Sagt die Everl zum Peterl:
I hau ja kuan Zwirn;
Sagt der Peterl zu der Everl:
du wirst schon uan kriegn.
[216] M i4
1026
Sagt der Peterl zu der Everl:
Du hast mirn not gflickt,
Sagt die Everl zum Peterl:
Es hat sich not gschickt.
[217] M i4
1027
Der Lipp und sein Wei,
die steign aufi aufs Heu
und falln aber auf d Grern
und hebn all zwey an z rehrn.
[85] M 8
1027, 3: Grern = Gred [Unger-Khull 3o5].
1028
Und da Wia(r)tin z St. Thoma,
dea hat sie s va(r)schneibt,
hiatzt kann da Wia(r)t passn,
bis s in Schnee wögga treibt.
Arnberg
Literatur: Dieser Vierzeiler zeigt ßestandteile
von Queri, Bauern-Erotik, S. i3o, Nr. 6
und 7 (Schmied).
1028 a:
1: .... a da Reib.
3: kann da Wia(r)t nimma(r) drein.
U.-Bra«nau
1028 b:
1: da Wia(r)tin ba da llosn,
3: kann da Wia(r)t ai(ll)wei(l) low . . .
U.-Braunau
Literatur: Zu dieser Lesart: Brot. Volkslieder,
S. u8, Nr. 78.
1028 c:
1: In Wia(r)t ba da Kosn,
2: den .....
3: dea(r)f nimma(r) losn . . .
Kimpling
1028 d:
1: Da Wia(r)tin ba da Kosn,
3: kann da Wia(r)t nimmt)r losn,
Taiskirchen
Nachtrag 1086.
1029—io3o
1029
D Wia(r)tin z Foa(r)chtnau
is a sakrischö Frau,
hiatzt waxt iahr a Schnittla(r)pstock
drunt a(u)f da — Wies.
io3o
Und da(r) Wia(r)t, dea(r) muaß n aus-
gra(b)m
so groß als ar is,
und hiatzt kann a nimma(r) umi,
wei(l) dö Brück zsammgfalln is.
Taiskirchen
io3o, /»: = er hat die Potenz verloren.
io3i
Dös naxt bin i ganga(n)
zo da Hoißbaua(r)ndia(r)n,
han s Fensta(r) va(r)feih(l)t,
han zon Goasbock eingschrian.
St. Georgen a. F.
Literatur: Volksmund 3, 186 mit Literatur,
S. 149; dazu noch: Ztschr. /. ö, V. 4, 295,
i4; 6, 199, 84; i5, 128, 5 (Bukowina);
i5, 186, 5 (Nachweis für Gößl); Braunauer
Heimatkunde
3, 70, i4; ähnlich: Hörmann
233, 103; 650 Sehn. 23, 3; John E. f
S. üi5, Nr. 48.
189

io32
Gösta(r)n a(u)f d Nacht
han i lacha(n) müassn,
han i gmoant, i han s Diandl
und han • - d Katz ban Füassu.
Neukirchen — St. Georgen a. I\
Literatur: Volksmund 3, 61 mit Literatur,
S. i43; dazu Erot. Volksl. i5o, ü35;
Ztschr. f. ö. V. i5, 128, 4 (Ileuuznlarul);
i5, i86, 4 (Nachweis f. Gößl); 19, 347, 33
(Iglau); Rasplwerh 98, 5.
io3aa:
Heunt Nacht hats mir träumt
(i han lachen müssen:)
han glaubt, hab mein Schatzerl,
hab nur d Katz beim Füssen.
[95] M 8
Buam statt Schatzerl. Tirol (H)
VI. Unnatürliches.
(Nr. 1033-1035.)
io3S
Da Pfoarra(r) vo(n) Kematn
störkt sanö Hematn
mit dem eigenen Samen.
In Ewigkeit. Amen. •
Aschach
Literatur: Dieselbe Reimbindung (3 u. 4) bei
Stoll, S. 777 (Zotenlied auf protcstant.
Muckertum); nicht erotisch bei Uhl, Wini-
liod, S. 171 (tum Monatsbild Oktober im
Augsburger Kalender i4o5); ähnliche Bin-
dung Zlschr. rf. V. f. V. 7, S. 149 (Säe-
mannsgebet aus Anhalt).
io33, 1: Kematen = Ort in Oberösterreicb.
io33, a: Hematn = Hemden.
io34
Dt o(b)m a(u)fn Bea(r)ga(r)l,
da sitzt a Kadett,
hat sHosntüa(r)l offn
und puttt s Klarinett                       Aufritz
Literatur: Statt Klarinett Bajonett: Anthro-
poph.
a, 73 # 5 (Niederöst.); 3, 78, 54
(Mihien); 5. i5i (Niederöst.).
io35
Doa(r)t o(b)m a(u)fn Bea(r)ga(r)l #
da steht a Kapi(ll)n,
da vöglt a Saupfaf f
a larö Puti(U)n.
Literatur: Dieser Vierzeiler hat eine überaus
große Verwandtschaft in der Literatur,
teils ebenfalls erotisch, teils nicht erotisch;
erotische vgl. Anthropoph. a, S. 74» 17;
3, S. 78, Nr. 5a (6); Kryptadia 4, 139,
a53; nicht erotische: Eric-Böhme 2, Nr.
io56; Wolfram, S. 384, Nr. 37; Birlinger
126, 338; Ztschr. f. ö. V. a, S. a65 (3);
Ztschr. d. V. /. V. 6, S. 394. 5 (Killder-
reim); Werle 106 (5); Hörmann 366,
92; Meier, S. 4 f «6; S. 10a, ai6; S. 137,
338; Pog.-Herrm. a, ag5; Jungbauer,
S. i4o; Volksmund 3, 396; Dunger Nr.
ia44; Meier, S. a4, ia6; Toblcr, S. 3i,
IV, 7; Strack, S. 81; Vogl 35, 35; vgl. Zu-
sammenstellung bei Meyer. Essays 1, S.
354 f.
Nachtrag 1087.
io36 (nach 57)
D Blunzn is schwoa(r)z
und d Wua(r)scht is ganz braun,
d Feign is a Teich,
umadum mit an Zaun.
io36, 1: Blunzn = Blutwurst.
Nachtrag.
Molin
1037 (nach io3)
Da Ox is am Ba(u)m gstiegn
mit oana Fuah(r) Klee
und da Bäurin hat s d Katz afrea(r)t,
still ruht der See.
Mölln
1037, 3: Katz =» vulva.
190

io38 (nach t3i)
Unsa(r) Hea(rr) Kapellan,
das is a gweichta(r) Mann,
inta(r)n Kidl hat ar an Prügl
und an Knopf dran.
Moliu
io3y
Mein Schatz is a Maura(r),
hat a Kä(ll)n und an Hamma(r)
und an Weißwedlstü(l)
hat ar a an langa(n).
Mölln
io39» 3: Weißwedetstü(l) = Stiel des Tünch-
wedels.
io4o (nach i38)
I bin da Bua vo(n) Rappa(r)swinkl,
hau oan wia(r) a Drischlschwingl,
sie hat oane vvia a Saupfann,
Bruada(r), dös war a Zeug szaimn.
Molin
Mkratur: Vgl. Fenstersprüche Nr. 4, S. Ca f.;
Futihtat S. 170, HI.
io4i (nach 168)
Mein Yata(r) hat gsagt,
i bin a großa Wibl,
und han sunst koane Hoa(r),
grad bau Oa(r)sch an Schübl.
Molin
10~1, 2: Wibl = Wildling.
io4a (nach 196)
Mein Diandl hoaßt Kla(r)l,
intan Bett hat s a Ladl,
wann si s Bacha(r)ln ankimmt,
daß ins Ladl einrinnt.
Mölln
io4a, 1: Klarl « Kl&rchen.
io43 (nach 239)
Wann dö Altö an Kahmstrudl macht,
so brunzt 8 amal dran,
da kriagt a scheue Ramin
und brennt si net an.
Molin
Literatur: Von Krapfen: Futilitat. 1, S. i44,
187; Kryptadia 4t Nr. 170.
io44 (nach 3a4)
Gschissn is not ginaln
und da Dreck is koan Sal(b)ni,
wann gschissn gmaln wa(r),
wa(r )da Dreck a Sal(b)m a.
Mölln
io45 (nach 329)
Ha la he Binawissn,
da(r) N. hat a d Hosn gschissn,
He la lo ha—a—a—
und a d Pfoad a.
Buchkirchen (Machlaß Baumgarten)
it>46 (nach a3i)
Mein Vada hat gsagt,
i soi(ll) Stiefl wixn,
han unrecht va(r)standn,
han einögschissn.
Molin
1047 ( lia °h 2 3i)
Dar Aehnl hat gacka(r)t,
d Ahnl hat geggt,
dar Aehnl hat gschissn
und d Ahnl hat gschmeckt.
Mölln — Buchkirchen (Nachlaß Baum-
garten)
io48 (nach 259)
Oen Nachba(r)n sein Kuah
hat a Kleba(r)n bau Lo(ch)
und d Hundshanim(r)-Buam
sand nettar a so.
Buchkirchen (Nachlaß Baumgarten)
io48, 3: Klebarn = Kotstücke.
1049 (nach 266)
Hiatzt woaß i nimma(r) nix,
oans woa ßi no(ch),
an swiegwarmtn Hafa(r) dreck
a(u)fi a(u)fs Lo(ch).
Molin
1060 (nach 271)
Wanns sehen is, is s trucka(n),
wanns regnt, is s ganz naß,
wann mein Diandl ön Schuasta(r) hat,
wia(r)d s all mal ganz blaß.
Mölln
191

io5i (nach 27a)
Mein Vata(r) hat Oxn,
mein Muatta(r) hat Küah,
mein Schwesta(r) tuat allwei(l)
und i dea(r)fat nia.
Molin
ioöa (nach 273)
S Katza(r)l sitzt am Schama(r)],
tuat Mäusa(r)l passn,
und 8 Kuchlmensch, dear Ramini,
wüll in Hausknecht fassn.
Mölln
io5a, 3: Ramml = geiles Mädchen.
to53— io54 (nach 287)
D Menscha(r) vo(n) Zipfözi(ll)
sand aUwei(l) kreuifidi(l),
machen den Buaman a(u)f,
andar Tag echlafna dra(u)f,
Sunnta(g), wann s a d Kir(ch)a(n) gehn
und so umananda(r) stehn,
reifin s dö Mlular a(u)f,
dös is a Graus.
Molin
io53, 1: Zipfözä(ll) = Sippachzell in Ober-
österreich.
io55 (nach 287)
S Mensch vo(n) da Uznoa(ch),
dö Hangt um allaloa,
bald blangt 8 es um Kraut und Hua(b)m,
bald um an Buam.
Mölln
io55, 1: Utnoa(ch) = Uzenaich in Oberöster-
reich,
io55, »: blangt = gelüstet.
1056   (nach 287)
D Mollna(r) Madin,
dö sitin a(u)fn Stoan,
so woa(r)ten a(u)f d Buam
wia da Hund a(u)f dö Boan.
Mölln
1057   (nach 3o5)
S Diandl hoaßt Züli,
feie wa(r) ma s gea(r)n willi(g),
sie gab ma s mit a,
wanns zun A(b)schraubn wa(r).
Molin
io58 (nach 3o5)
1 hab amal a Mensch ghabt
hab s drei Tag bein Bea(r)n ghabt,
han s hoam gloat, hat s grea(r)t,
aft hats glei(ch) wieda(r) bea(r)t
Mölln
io58, 2: Bear = Bär, Eber; hier überhaupt
für Mann.
io58, 3: gloat = geleitet; grea(r)t « geweint.
io58, 4** bea(r)n = nach dem Blren ver-
langen.
io5g (nach 310)
I han amal a Mensch ghabt,
dö woa(r) net zwida(r),
wann s oana(r) guat vöglt,
gibts eahms wieda(r).
Mölln
1060   (nach 34 1)
l
han amal beicht,
grat 8 Yögln not leicht,
sagt da Pforarra(r) za mia(r):
mir gehts grad als wia dia(r).
Molin
1061   (nach 345)
S Diandl in jungan Joah(r)n
hat a schon vü(l) dafoah(r)n,
ausgstandn a sdhon vü(l)
unta(r) da Hü(ll).
Mölln
1062  (nach 436)
Bin oha vo(n) Ischl,
han an Sdhwoaf wia(r) a Trischi
und Ho(d)n wia(r) a Rua(b)m,
Diandl, magst a so an Buam?
Mölln
Literatur: Ist eigentlich ein Fensterspruch,
wird aber auch in dieser Form als Vier«
zeiler gesungen. Als Fensterspruch in Fu-
tilitat. 1, S. 169, II.
io63 (nach 464)
Bin amal kemma(n),
is Pfingstanacht gwö(s)n,
aft is schon an andana(r)
Bua ba iah(r) glögn.
Mölln
192

io64 (nach 465)
Mein Diandl hoaßt Resi,
dö hat goar a besi
und vo(r) lauta(r) Bes sein
laßt « an iadn Buam ein.
Mölln
io65 (nach 476)
------------x Pettnba(ch)
sand Hau(b)ma da Braut ch),
wann s Mensch koanö hat,
af t laicht eahms san Frau.
Mölln
xo65, a: Haube == auch weibl. Glied.
1066   (nach 5i5)
Mölln is a große Pfoa(rr),
hat dreihunda(r)t Sää(l)n,
do(ch) dea(r)f koan Bua zun Menscha(r)n
gehn,
da geht da Dechant säl(b)m.
Mölln
1067   ( nach 563 )
S Mensch vo(n) Sankt Thoma
laßt m s anglanga,
sie moant, dös is guat.
wann ma s anglanga tuat.
Molin
1068   (nach 574)
Steig am Ba(u)m a(u)fi, krach an Ast aba
mit da Heugabi, daß s klingt,
schene Menscha(r) kennan Wunda(r)
wia(r)ka,
daß oana Hosntüa(r)! a(u)fspringt.
Molin
Literatur: Vgl. Nr. 774, 775.
106g (nach 698)
Dös next han i mein Diandl
a(u)f an Kea(r)schba(u)m dro(b)m tan,
und hiatzt schaun mi alle Leut
füar an Freikünstlar an.
Molin
1070 (nach 6o3)
I han amal Zwöschpn brockt,
san guat gwesen,
bin i nu weitar a(u)figs!iegn,
is s bössa(r) gwesen.
Molin
J071 (nach 65i)
Da Pfoarra(r) vo(n) Epping
hat das Gsetz außag«(b)m,
a Mensch und an Eggn
Koi(ll) ma net üba(r)n Huck legn.
Mölln
1072  (nach 73a)
Mein Schatz is a Back,
hat n zweit cinögstöckt
und um zwoa ba da Nacht
hat ea(r)n ea(r)st außabracht.
Mölln
1073   (nach 710)
Da Traunstoan is gspitzal,
is s Mensch übrigstiegn,
da is iah(r) dö Ilalbate
in Spitz hängabliebn.
Molin
Literatur: Siehe Nr. 710.
1074  (nach 740)
s Sudan is guat,
wanns sagatzn tuat,
wann d Nudl recht steht,
daß da Gaz außi geht.
Molin
Literatur: Anthropoph. 3, S. kj5, Nr. 199
(Literatur); Futilitat. 1, S. i56, 202.
1074, a: sagatzn = zischen.
1074, 4- Gaz = Schleim.
1075   (nach 748)
In Linz a(u)f da Brack
liegn d Menschar am Ruck
und da wia(r)d eahn da kaisa(r)li(ch)
Adlar a(u)fdruckt.
Molin
1076   (nach 749)
Schenkt da da Himml
zwoa muntare Schimml,
a Madl mit achtzehn Joah(r)n,
kannst reitn und foah(r)n.
Mölln
1077   (nach 792)
D Fud is volla(r) Fetzn,
da Schwanz volla(r) Hoa(r),
wia(r)d denn das Vögln
goa(r) nimma(r) goa(r)?
Mölln
18 Kraus 8: IX. Beiwerk z. Stud. d. AathropophyteU
193

1078—1079
1078 (nach 820)
I han amal gacka(r)t
a da(r) Menscha(r)kamma(r),
da is ma da Grindl
z tiaf einiganga(n). .....
Mölln
1079  (nach 820)
Wann i nu amal ackar
a da Menscha(r)kamma(r),
da muaß i man Grindl
a weng seichta(r) spanna(n).
Molin
1078, 3: Grindl == Pflugstange.
Literatur: Anthropoph. 3, 300, Nr. 280.
1080   (nach 837)
Mein liabö Apollona,
hab dein Oa(r)sch dauna,
steig a(u)f, a(u)fn Stoan,
laß da(r)s hint einö toan!                  Molin
1081   (nach 843)
Diandl, trau net, Diandl, trau net,
aft kriaget koan großn Bau(ch) net,
a Bröckl Fleisch und a Trümml
Wua(r)scht
19 kleba(r) füa(r)n Dua(r)scht.
Mölln
1081, 4: kleba(r)n = knapp.
1082   (nach 861)
D Frau Wia(r)tin is schwanga(r),
da Wia(r)t, dear is dick,
dö K&(U)narin a da Hoffnung,
dd Leut ha(b)m a GlQck.
Mölln
io83 (nach 977)
Diandl, dein trutzi(g) sein
wia(r)d da vo(r) geihn,
wannst mi du voa(r)n net laßt,
renn i n hint ei».
1084 (nach 1011)
A zunda(r)rota(r) Apfl
und a waxgä(l)bö Bia(r)n,
iatzt mag i man Schwoaf
vo(n) da Fud nimma(r) kriagn.
Mölln
Mölln
io85 (nach 1011)
A(u)f da Linza(r)bruckn liegt a Mensch
am Ruckn,
laßt iah(r)n einödruckn bis a(u)fs Boan,
muaß ma s Liacht aniündn, daß mar
einöfindn,
denn iah(r) Loch is vü(l) z kloan.
Mölln
108G (nach 1028)
S Diandl wa(r) goa(r) net fad,
wann s net so stinka(n) tat»
i muaß 8 mit iah(r) hint probia(r)n,
ganz üwa(r) hia(r)n.
Molin
1086, 4: üwa(r) hia(r)n = entgegengesetzt.
1087 (nach io35)
Da Traunstoan is gspitzat,
bein Bo(d)m ia a rund
und da vögln iwoa Pf äff n
an Flfiachhacka(r)hund.
Mölln
194

Zu .Mr. 672, 677, 678
ijTi/miUiifi~ ~
6
Zu Nr. 94, 348, 946
fr frttj ja~j p~
Zu Nr. 383, 604
Zu Nr. 79, 110, 196, 381, 385, 645, 910
■ jfof Uli* ' M~ tyjJi~F $*I H J| - f3rJpjy iOj.Jl/>A>
ff» it/i/U/~r~f.rfgyq
3
Zu Nr. 176, 207, 661. 690
8
Zu Nr. 496, 680, 962, 1015, 1016, 1027, 1032
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~~H~ Mfi~Fmr. auvlJuhfc~
4
Zu Nr. 103
Zu Nr. 200, 201, 202
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P~M~MTHf
 
Zu Nr. 44, 135, 539, 567
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Zu Nr. 172, 429, 430, 431, 610, 676, 819
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195

11
Zu Nr. 38, 105, 166, 184, 435, 438, 476, 517, 556,
574, 730, 853, 868, 912, 972
fc*代te£
12
Zu Nr. 62, 273, 388, 407, 592, 675, 791, 807,
907, 947, 948, 960
i3
Zu Nr. 352, 377, 378, 379, 384, 389, 391, 401,
809, 84$, 1013, 1014
14
Zu Nr. 433, 446, 1024, 1025, 1026
~ r \mntu>]imjijj~si
jmH)iyjj|i-~
i5
Zu Nr. IM, 3*7, 453, $80, 910, 1002
i n.W'iiy
16
Zu Nr, 216, 241, 439, 852, 964
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Zu Nr. 220, 249, 413, 927
18
Zu Nr. 391 •, 400, 833
'9
Zu Nr. 1, 36«
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ZujNr, 292, 404, 806, 936, 968, 970
31
Zu Nr. 257, 420, 996
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22
Zu Nr. 142
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196

Zu Nr. 139
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Zu Nr. 913
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Zu Nr. 571
35
Zu Nr. 450, 451
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Zu Nr. 813
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Zu Nr. 264
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Zu Nr. 447 •
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Zu Nr. 17, 867
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Zu Nr. 140
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ZujNr. 740
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33
Zu Nr. 941
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Zu Nr. 468
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35
Zu Nr. 443
41 Zu Nr. 265, 266
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Zu Nr. 419
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Zu Nr. 39
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38
Zu Nr. 835
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39
Zu Nr. 593
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4o
Zu Nr. 594
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4a Zu Nr. 210
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43 Zu Nr. 44?
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44 Zu Nr. 452
45 Zu Nr. 826
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46 Zu Nr. 4, 211, 754
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Zu Nr. 879
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Zu Nr. 69, 70
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Zu Nr. 71»
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Zu Nr. 157
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Zu Nr. 810
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Zu Nr. 405
55
Zu Nr. 561
56
Zu Nr. 188, 212, 218
 
57
Zu Nr. 74, 181, 488, 489. 490, 919
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Zu Nr. 116, 164, 16S, 318, 526, 86."), 910
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Zu Nr. 230, 231
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Zu Nr. 756
6 7
Zu Nr. 223
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Zu Nr. 225a
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Zu Nr. 516, 733
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Zu~Nr. 884, 885
 

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Zu Nr. 371
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Zu Nr. 746, 818, 888, 939
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Zu Nr. 890, 891
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Zu Nr. 752
74
Zu Nr. 755
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Zu Nr. 319, 561
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Zu Nr. 237, 776
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Zu Nr. 238
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Zu Nr. 565
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Zu Nr. 780
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Zu Nr. S20, 982, 984, 1000, 1001
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Zu Nr. 634
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Zu Nr. 566
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Zu Nr. 862, 863
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Zu Nr. 485
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Zu Nr. 31, 256
 
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Zu Nr. 71, 505, 572, 574, 687, 782
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Zu Nr. 46, 60, $23, 470, 473, 538
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Zu Nr. 89, 90, 532, 612, 662
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Zu Nr. 117, 563, 667, 673, 751
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Zu Nr. 153
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Zu Nr. 168, 509, 787, 788
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Zu Nr. 214
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Zu Nr. 285
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Zu Nr. 295
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Zu Nr. 467, 639
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Zu Nr. 474, 732, 779
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Zu Nr. 534
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14 Kraus6: IX.Beiwerk z. Stud. d. Aiithropophyteia

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Zu Nr. 552
Zu Nr. 601, 602
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Zu Nr. 1013
171
Zu Nr. 908
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Zu Nr. 909
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174
Zu Nr. 792
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212

I. Fundstellen
Oberösterreich (allgemein): 3o; 559.
Innviertel (allgemein): i~6; 455.
Mühlviertel (allgemein): 547-
Traunviertel (allgemein): 666; 793.
Altheim: 35—37; 160b.
Arnberg: 199a; 3ao; 35oa; 35ia; 38o;
597; 6i5; 660a; 690; 778; 859; 993;
1010a; 1018; 1019; loaS; 1028.
Aechach a. d. D.: 59a; 64; 108b; i4i;
187; 306; 33a; 35ob; 3/»i: 34s; 709a;
796; 901b; io33.
Braunaa a. L, Umgebungsdörfer: i5; 45;
55; 69; 76; 81 a; 830; 96; 99; 102;
ia3; 198; 182; i83a; 187a; 189
bis ig3; 199; 307a; 308; 309; 219;
335; 34i—343; 346; 35o; s5i; 260;
268; 368b; 398; 399; 3o3a; 320a;
3a5a; 336a; 337; 33o— 333; 333a;
344; 36a; 366; 370; 375; 3g9;4o2a;
4io; 4»i; 455a; 493; 497a; 5oi;
536; 546; 557; 570; 076; 588; 623;
63o--63a; 637; 65oa; 660a; 692;
704; 706; 737; 750; 763; 774; 784;
786; 786a; 789; 795; 801; 812; 816;
833; 8a4a; 879; 898a; 8g5; 896;
916; 938; 937; 955; 961; 995; 1009;
1038a; 1038b.
Buchkirchen: io45; 1047; io48.
Dierabich: 3; 9; 107; iii~-n3; 120;
a33; 971; 390; 3aoa; 35o; 35sa;
»744b; 386; 89a; 393; 471; 484;
499; 5oo; 5o3; 5o4a; 5i5; 533 a;
523a; 554; 6a4; 636; 6s6; 637; 684;
©Qia; 963; 963a; 963; 969a; 97A;
977; 986; 1010; 1017; 10x9a.
Gaflani: 749.
der Vierzeiler.
Gramastetteu: 562.
Kimpling (bei Neumarkt): 8; 3a; 59; 76;
76a; 8i; 83; 88; 96a; 98; 101; 13a;
~ i33; 381; 398; 3o3; 3o5; 807; 309;
33o; 3si; 3s6; 339b; 333; 34o; 349;
356; 394; 4o4a; 446; 455; 483;
484a; 497a; 533; 54s; 546a; 558;
607a; 609; 6i5a; 617; 618; 6a3;
64i; 660a; 703a; 708; 735; 736;
747; 75oa; 769a; 809; 811; 8s4;
846; 848; 849; 85o; 857; 858; 894;
901; 916; 934; 935; 930; 938; 967a;
1018; 1038c.
Kobernausen: 120 b.
Landl (hier der unmittelbar am rechten
Pramufer sich hinziehende Strich): 21;
32; 108a; 177; 3io; 32i; 32ia;
35ib; 353; 354; 354a; 355; 4na;
5 7 8; 635; 644; 647; 65i; 679a;
765—768; 765a; 793; 823; 824b;
864; 865; 887; 8g4; 9~3; 957; 9~5;
Linz: 123; 175; 226; 5i8; 675; 689;
617.
Mattighofen: 12.
Mettmach: 19; 76; 76a; i45; i55; 169;
196a; 2o3; a84; $76; 5o6; 507a;
533—524; 648; 655; 777; 876; 900;
954.
Mölln (b. Steyr): ia; i4; 4oa; 55a;
65aa; 80a; 85a; 89aa; 93a; 117a;
182a; i4ia; i45a; 300a; 206; 335a;
35oa; 274b; ~80aa; 3o3b; 3o5;326;
34o; 347a; 363a; 4o4ab; 417a;
417b; 437a; 455; 455b; 557a;
635c; 709b; 716c; 811; 8i4a; 8ifia;
IX

873 aa; 878a; 900c; io36— io44;
io46; 1047; 1049—1087.
Neukirchen a. Wald: io3a.
Polling: 109; 186; 269; 4o4a; 4i5;
484b; 569; 697; 621; 65ia; 662a;
860; 886; 931; 989; ioo5.
Pram: 428.
Ranshofen (b. Braunau): 194; 635 b;
706; 739a; 740a; 773; 808; 8i5;
83i; 83g.
St. Georgen a. Fillmannsbach: 5; 10; 22 a;
4oa; 83a; 108; i45; 160a; 228;
229; 3o4; 3ioa; 333; 35i; 395—398;
479; 482; 507; 5xi; 519; 52i; 578a;
633; 723; 811; 8a4c; 846; 855;
869a; 874; 875; 900a; 925a; 929;
944; 954*; 967; 974; 9 8 7 a * IOXO ;
1011; 1012; 1017a; io3i; io3a.
St. Peter a. Wimberg: 390.
St. Veit i. Mühlkreis: 29; 4oa; 72; 83 b;
87; 9 2 » 9 3 ' 9 6a * II5 » i65a; 170;
171; 187; 207b; 222; 234; 239; 244;
277; 3o8; 347; 369; 382; 4i6; 4i8;
436; 437; 477» 48o; 498; 570a; 769;
777a; 811a; 821; 837; 872; 906;
911; 917; 950; 967b; 971; 978; 990.
Schlrding a. Inn: 286.
Schmolln (Maria—): 7; 169; i85; 263;
329a; 392a; 46o; 583; 857; 858;
871; 897; 923; 980; 1022.
Taiskirchen i. Innkreis: 9; 10; 11; 21;
22a; 23; 33; 55a; 65; 76; 76a; 78;
83; 88; 89a; q5; 97; 100; 108; io8d;
112—n4; 120a; 125; 129; i32;
i38;149; 174; 180; 180a; 187; 217;
221; 228; 236; 253; 255; 262; 274;
274a; 275; 278—280; 280a; 287;
293; 3o2; 3n; 3ia; 3i4; 32o; 325;
326; 329; 336; 343; 345; 35o; 352 a;
353a; 354; 354a; 355; 365; 374a;
402; 4n; 412; 4~7; 422; 423; 426;
429a; 43ia; 434; 434a; 454; 466;
475; 486; 491; 493; 494; 497; 5o4;
5o6a; 5i4; 52i; 529; 53o; 535; 543;
548; 552a; 555a; 555ab; 673; 676;
611; 622; 624—627; 635a; 638;
642—644; 65o; 652; 655a; 657;
660; 679; 681; 682; 686; 689; 691;
695; 700; 702; 712; 713; 716; 720;
728; 729; 756; 766a; 768; 764; 781;
783; 8o4; 809a; 811; 8i4; 817; 824;
828; 834; 855; 883;8g3; 8g4; 900b;
916a; 918; 935; 938; 942; 94*a;
943; 966; 966; 969; 973; 974; 981;
983; 987; 997; 999; 1008; 1010;
1017; 1019; io28d; 1029; io3o.
Taufkirchen a. d. Pram: 235; 653.
Vichtenstein: 80; 814-
Steiermark (allgemein): 114*
Obersteier (allgemein): 59; i34; 137:
46o; 590; 872 b.
Steiermärkisches Landesarchiv aus:
a)  Handschrift 660: 245; 427; 549; 7 2~-
b)   Handschrift 871: 716 a.
c)  Handschrift 1110: 3; 126; 281a; 3i3;
335; 372; 373; 4o3; 457; 459a; 472;
52o; 544a; 584; 687; 616; 64o; 656;
83o; 870; 892; ioo3.
d)  Handschrift: Nationallieder, ges. v. Ga-
briel Platzl, Gehilfslehrer an der Schule
in Söchau, Oststeiermark. Schubfach f.
Musikalien 12 a.
1; 4; 7; 28; 3i; 34; 37—41; 44; 46;
47; 49; 53; 56; 60—62; 69—71; 73;
74; 79; 84; 86; 89—91; 94; 101a;
io3~106; 110; 116—119; 127; i3i;
i35; i36; 139; i4o; 142; i44; i5o;
i5i; i53; 157; 160; 161; i63—166;
166a—168; 172; 173; 176; 181;
i83; i84; 188; 195; 196; 200—202;
207; .210—212; ai4; 216; 218;
220; 223; 224; 23o; 23i; 237; 238;
240; 242 a; 247—249; 254; 2 56 bis
258; 264—267; 273; 281b; 285; 291;
292; 295—297; 3i5; 3i8; 319; 322
b. 324; 328; 339; 348; 352; 368; 3 7 i;
377—379; 38i; 383—385; 387 bis
389; 391; 391a; 4oo; 4oi; 4o4; 4o5;
407—409; 4i3; 419; 420; 425;
429—43i; 433; 435; 438; 439; 443;
444; 447; 447 a—453; 467—470;
473; 474; 476; 478; 485; 488—490;
214

hg6; 5o5; 5o8—5io; 5i6; 617;
517a; 5a5—528; 53i; 53a; 534; 537
bis 539; 54i; 545; 55a; 556; 56i;
563—568; 671; 572; 574; 579—581;
592—595; 599—602; 6o4; 608; 610;
612—6i4; 619; 620; 629; 634; 636;
639; 645; 646; 649; 661; 662; 667;
668; 670; 671—678; 680; 687; 688;
«9°» 6 97» 6 9 8 ; l ol '> 7 J 7—7 I 9* 7 a5 J
730—734; 739; 740; 742—744; 746;
748; 751—755; 756b; 759; 761; 772;
77 6 ; 779* 7 8 °; 7 8a 5 7 8 7* 7 88 ; 79 1 ;
79 8 ; 799» 8o6 5 807; 809; 810; 8i3;
818—820; 826; 827; 833; 835; 888;
845; 85a; 853; 856; 86i~863; 867
bis 869; 879; 884; 8 85; 888—891;
898; 899; 902; 907—910; 910a;
912—914; 927; 934; 936; 939—941;
945—949; 982; 9 58 >* 9 6 °; 9 6a ' 9 6 4;
968; 97°; 97 a » 97 6 5 9 8 *; 9 8 4; 996;
1000—1002; 1006; 1007; ioi3 bis
1016; 1024—1027; io32a.
Admont: 512.
Dannerabachwald: 36a; 57; 65a; 77; 96;
ia4; 178; 182a; i84a; 197; 207b;
259; 3a5b; 334; 36i; 363; 387a;
394; 4o6; 519; 54o; 553; 555; 574a;
577; 598; 696; 699; 709; 710; 714;
7i5; 741; 800; 8i4b; 824d; 8a5;
846b; 849a; 85i; 876; 877; 994.
Knittelfcld: a5oa; 264 a.
Lungitz (Oststeiermark): 628.
Pettau (jetzt in Jugoslawien): n4«
St Martin a. d, Enns: 6; 36; 54; 63;
iai; i52a; 2o5; 2i5; 25a; 268a;
3oi; 326; 338; 344a;346; 374; 375;
458; 459; 495; 5o3; 5i3; 585; 586;
665; 694; 770; 775; 790; 8o3; 829;
84o; 85ia; 866; 872a; 882; 887a;
922; 942a; 951; 991; 1010; 1011a.
St. Peter i. Sulmtal: 16.
Trieben: 357.
Weißenbach b. Liezen: 162; a83; 683.
Weißkirchen (Liederbuch): 739; 740.
Salzburg, Land (allgemein): i3; 20/»; 213.
Lungau (allgemein): 20; 716b.
Pongau (allgemein): 926.
Hüttau: 198.
Tirol (allgemein): 18; 24a; 35; 46 a;
48; 5o—5a; 58; 66; 68; 108c; i3o;
i43; 147; i54; i56; i58; 227; 227a;
261; 272; 276; 293; 3o6; 3i6; 317;
325b; 326; 337; 358—36o; 376a;
4i4; 4a4; 432; 44o—44a; 445a; 465;
475a; 48i; 487; 544; 582; 591; 6o5
bis 607; 654; 669; 679b; 686; 7o3;
721; 745; 757; 760; 762; 786; 793;
802; 832; 836; 836a; 8.41; 84a; 847;
874aa; 878; 880; 9o3; 904; 919 bis
921; 967bb; 97a; 981a; g85; 998;
1012a; 1021; 1021a; io3aa.
Unterinntal (allgemein): 456; 693; 764a.
Kastelrut: 445.
Kitzbühel: 846a.
Münster: 42; 43; 358a; 359a.
Patznaun: 85; 179; 696; 737; 738; 794;
881; 988.
St. Johann: 24; 67; i48; 162; 288;
289; 3oo; 364; 367; 46i; 56o; 6o3;
633; 658a; 65g; 685; 722; 797; 8o5;
843; 844; 854; 8 7 4a; 932; 933; 959;
979» 99 2 ; IO °4; 1020.
Sterling: 55o; 55i; 771.
Tillwich (Pustertal): 463.
Kärnten (allgemein): 171a; 464; 658;
663 a.
Gurktal (allgemein): 282; 462.
Lavanttal (allgemein): 873.
Afritz: 167a; 270; 498a; 876; go5;
io34; io35.
Vülach: 663; 664; 707; 711.
Zammelsberg: '387 a.
Bayern:
Reichenhall (Umgebung): 72/1.
Böhmen:
Spitzenberg (i. Böhmerwald): 5/47; 986.
215

IL Körperteile betreffende Bezeichnungen.
1. Brust.
Brust: 3i; hoch auf der —: 37.
brustat (ein —): 4o.
Duttl: i3; 16; 17; 28; 3a; 36; 38; 3g;
4i; 44; 167; 181; 38a; 399; 496;
54o; 549; 55a; 55g; 56i; 973.
dtittlat (ein —): 4o.
Duttn (Kuah --): 36a.
Fahrumi: 4a; 43.
Holz bei der Wand: 276.
Milchzeug: 3o.
2. Andere Körperleile.
Achsel: 168.
Bauch: 16; 17; 28—3o; 33; 35; 36; 5a;
53; 60; 6a; 64; 66; 187; 187a; a3a
(—weh); 384; 399—401; 469; 5i6;
619; 746; 774; 869; 877; 917; 918;
93a; 927; 961.
bauchat (kraus —): 67.
Bäucherl: 5o; 66; 867.
Buckel: 89; 90; bucklig: 696.
Fuß, Füße: 56; i63; 270; 3i4; 317;
386; 38 7 ; 3go; 419; 437; 438; 45o;
45i; 706; 787; 868; 97a; io3a; siehe
Haxen!
Gesicht: 171; 173; 734.
Hak: 388.
Hand: 218; a36; 366; 388; 3g3; 973.
Haxen: 4i5; 417; 4a 1.
Herz: 166; 167; 167a; 46a; 545.
Herzerl: 43g; 44o; 461; 844-
Knie: 19; 5o; 96; 177; 181; 211; Knie-
scheiben: a85.
Kopf: 58; 170; 171a; 97a.
Kropf: a3; kröpfat: a4; a6; kropfig:
835.
Maul: 61; io54-
Nabel: 60; 68; 88; Nabelwurze: 116.
Nase (asweibl. Glied): 6a 1.
Schädel: 167.
Schweif (beim Schildhahn): 458; 45ga.
Waden: 3i; 4»; i5aa; 438.
Wange: 33.
Zähne: 177; 3i4; 069.
3. Anus, podex.
Arsch: i3; 29; 3o; 92; i35; i&3—i45
147—149; i5a; i54—i56; 169
163—167; 169—173; 196; 337; a43
a44; a53; 447; 545; 558 J 7 53 ; 8t6
83o; g54; io4i; 1080.
Arscherl: i46.
Fahr-umi: 28.
Lehmgrübl: i5.
Loch: 92; i5o; i5i; i53; i58; 160;
i63; 168; 174; 175; 224; 238; 23g;
a54; 257; a5g; 982; io48; io4g.
4. Männliches Glied und Umgebung.
Alte, der (sc. Vogel): 617.
Arbeitszeug: 359.
Blaßl (Boß, Bind oder Hund mit weißem
Stirnfleck): 575.
Blunzen (Leberwurst und —): 7 gg.
Bohrerl: 73o; siehe auch Nager, Windling.
Bonapartl: 636.
Brunzzeug (auch weibl. Glied mit inbe-
griffen): 816.
Brücke, zusammengefallene: io3o.
Butterzeug: 455.
Dengelstiel: 1001.
Dengelzeug: 743.
Draht, dicker: 233.
Drischl (i. Vergleich): 1062.
Drischlschwingl (i. Vergleich): io4o.
Eichel (— und Schellen): 573.
Eichenknüttel: g5g.
Eier, siehe Würstel.
ein, einen: na; 3o3; 65g; 838; 8a 1;
einen frischen: 756; — kurzen: 116;
—   kleinwinzigen: n4; u/ja; n5;
—   krummen: 577; — rauhen: i*34.
er, ihn, n: aao; a3g; 3o3; 3i8; 571;
6ag; 63o; 634; 720; 739; 819; 837;
1009; 107a; io83; io85.
216

Federmesser: 85a.
Fiedelbogen: 708.
Fitziginggarl: 344 »•
Fleckl, schwarzes: 620.
Frack: 91; i3<).
Gabel, siehe Messer.
Gockarl: 615.
Grindl:* 1078; 1079.
Hahn: 454; 997; 998; 1004.
Hacke: 139; i3o.
Hammer (mit Stiel): 974; — und Kelle:
1039.
Hammerschlittl: 959.
Hammerstiel: 361.
Herierl, wo die Liebe herausrinnt: 10 5;
106.
HiasI, boarischer: 574a.
flolzschuhe (und Strümpfe): 573.
Hut: 90; 612; 822.
Janker: i35 (roter); i36 (blauer).
keinen (haben): 838.
Kelle, siehe Hammer I
Klachel: i3i (und ein Paar Schellen):
137; 437.
Klarinett: 711; io34.
Knopf, siehe Prügel!
Ladstock: 994.
Leberwurst: 799.
Limonenbaum: 436.
Maschine (auch weibl. Glied mit inbe-
griffen): 8x6.
Messer (und Gabel): 45a; siehe auch Fe-
der-, Taschenmesser, Taschenveitl.
Nagel: 78; 747.
Nage (» Nelken)stock, der auf zwei Füßen
steht: 317.
Nager: 129; vgl. BohrerL
Nudel: io4; 4io; 833; 890; 1074; -~
drucker: ao5; Sau —: 121.
Ochsen, siehe Pflug.
Ochsenhörndl: 6a3.
Pflug (Ochsen und —): i3a.
Pistole: 572.
Pomeranzenstock: 435.
(Prinz Johann: 449)
Prügel und Knopf: io38.
Prügerl: 576; 628.
Pulverhörndl: 128.
Uadlbock: 6:*2; 626; 627.
Raunienbart: 118.
(? Ruder: 721.)
Säbel, bairischer: 574.
Scher (= Maulwurf): 802.
Schlägel: 36o.
Schubkarren: 6.
Schwan—erwirt: 4a 2 (Vexierwort).
Schwanz: 108; 108a; i4i; 3o8; 537;
8i4; 8i4b; 996; 1077.
Schwanzerl: 1.
Schweif: 107; 447; 447a; 63i; 790;
799; 1062; io84.            •
Schweiferl: 800.
Siehst-mich-nicht: 285.
Spitz: i38.
Stange: 888.
Stangerl: 109.
Stock („Sieckar"): in: 4»3 (Vexierwort').
Stoppel: 63a.
Stoßgeier: 84 1.
Strumpf: 1024; vgl. Holzschuhe.
Stutzen: 120; 739a; 759.
Stutzerl: i4o.
Taschenmesser: 397; 3g8; 848: 849;
85 ib.
Taschenveitl: 851.
Trumin, spannlanges: 379.
Trümmerl: 734.
Vogel: 926; siehe auch: Alte.
Weckenzipfl: 307.
Weiß wedelstiel: inlUj.
Wetzstein: 3o6.
Windung: i3o; 36o.
Würstel (und Eier): 889.
Zapf erl: 117.
Zeug (zus. mit weibl.): io4o.
Zipfel: i4; 119; i33; 63 7 ; 788; 8>:>.
Zipf erl: 117.
Ziziweschparl: 3 4 4-
5. Hoden.
Beutel: 12 3 [ Mahl ] -Beutel; 12 4; i 3 2 a;
142; 2i3; 342; 8i5; 995; siehe
Schrolbeutell
Beutelkasten: 778.
Birnen, zwei •— zwischen zwei Tannen-
bäumen: 446; 705.
217

Eier, zwei —: 889.
Hacke: 129; i3o.
Haue: i3o.
Hoden: i33; 1062.
Um (n: sc. Hodensack): 12 5.
Nüsse: ein Paar — im Sack: fla5; 878.
Ochsen (ein Paar): i32.
Schellen, ein Paar: i3i; — uncf Eichel:
5 7 3.
schneiden (= entmannen): 125—127;
99 6 -
Schrotbeutel: 122; 128.
6. Das weibliche Glied, seine Teile
und seine Umgebung.
A-B-C, Dm: 706.
Bobo, Der: 187; 773.
böse, siehe eine!
Bründel, das: 70.
Brunnen: "$7; 616; 617.
Brunierl: 99«
Brunixeug (das männliche Glied mit in-
begriffen): 816.
Büchse: 328; 357; 555; 99~; siehe auch:
Holter-, Pfeffer-, Schnupf labakbüchse!
Bürste: 16.
Büscherl: 566.
Butterhenne (rauhe): 136.
Denglzeug: 820.
Ding: 46; 49; 69; 91; 5ao.
Dingerl: 28; 443.
eine: 618; 623. — eine böse: io64-
eine große, siehe Tasche I; eine groß-
michtige: 79; — kalte: 2 2 4; — kleine,
siehe Tasche! eine lederne, siehe Tasche!
eine nackte: 59; 86; i34; 955.
eines (sc. Loch): 46.
eine, wo der Wind herausgeht: 3o3.
es, s: 72; 74; 84; 89; 90; 329; 4i4;
4i8; 478; 949; 960; 1028; 1057;
1059; 1067.
Feige: io36.
Fleck, brauner: 53; 619; schwarzer: 52;
620.
Fleckerl, nasses: 5i.
Fleisch, geselchtes: 12.
Fotz: 53; 61.
Fotze: 92; 375.
Fotzkübel: 36 1\.
Fuchs: 997.
Fud: 3i; 32; 96; 97 (Hunds —); i4i;
740; 8o4; 8i4; 8i4b; 83i; 607
(Hunds —); 542 (~- neid); 1077;
io84.
Fudahenn: 454-
Fudlappen: 80.
Fuß, wo der — dick ist: 4So; 451.
Füße: 437 (Vexierspiel, aufgebaut auf Ein-
gangssilbe Fü—).
Gaul, rauher: 61.
Geige: 708—710.
Graben, siehe Mühle!
Grillenhäusl: 102.
Haare (Scham—): Verschiedene Aus-
drücke dafür: i5; 16; 28;" 3i; 55;
58; 59; 61; 64—69; 87; 88; 100;
118; i4i; 453; 558; 568; 714;
826—828; 833.
halbe die: 1073.
Haube: 822; io65.
Häusl (= Schlaghäusl): 925.
Heinzlbank: 3i4; 356; 544; 545.
Heiratskontrakt: 139.
Herd: 615.
Hollerbüchse: 636.
Hopsassa: 10; 83a; 943.
Hufnageltasche: 78.
Hühnersteige: 37/4; 875.
kalte, siehe eine!
Kapelle: 426; 532; 533.
Katze: 1037.
Katzerl: 800; 801.
Katzl (schwarzes): 60; siehe Mutzerl.
keine: 93; 94; 95.
Kohlmeise: 62; 63.
krausbauchig: 67.
Kremplwerk (unterm Fürtuch): 944.
Krippl, das: 416.
Laden, der nicht gehobelt wurde: 11.
Latorie, die: 555b.
Lehmgrube: 596.
Loch: 45; 81; 82; 85; 101 — io3; i/jo;
142; 176; 320; 33i; 409; 568; 628;
63i; 632; 7i5; 741; 789; 796; 799;
1009; 1011; io85.
Lückerl: 730.
218

Lückl: 4oo.
Maschine (männL Glied mit inbegriffen):
816.
Maus: 75.
Mitte, bei der —: 972.
Moos (»Haar b. d. Scham): 67; 616;
617.
Mühle (im Graben): 73.
Mühlerl: 54i.
Muscherl, rauhes: 39g.
Mutzerl: 575; siehe Katzl.
Nase: 6a 1. [370: „nasenbluten zwischen
den Füßen."]
Orakel: 39.
Paris, wo der Haar («Flachs) gestanden
ist: 393.
Petersilie (= Schamhaar): 5 5.
Pfefferbüchse: 635; 635 b.
Pfeiferl: 730; ioo3.
Pfifferling: 5ao.
Pipe: 36a.
Pistole, rauhe: 975; 976.
Prinzessin: ai8.
Pritsche: 815; siehe auch Zip fei
Pritscherl: 36.
Pudel: 100.
Pudelhaube: 83; 8a 1.
Pumpel: 188.
Pumperl: 17; 444.
rauh, am Bauch: 63.
Rauhe, das: 4oo; — unterm Bauch: 66.
Raunzenbart, zwischen den Füßen: 56.
Rausch: i38.
Reiterl (=Sieb): 738.
Rührkübel: 363; 363a.
Rumpeltürl: 98.
Rumpumpel (als Schimpf): 188.
Runkunkel (als Schimpf): 189.
Saiten (der Zither): 714.
Scham: 834-
Schifferl: 721.
Schipperl (beim Loch): 568.
Schlitz: 207.
Schnalle (in der Mitte): 76.
Schneck(e): 45a.
Schnitt: 137 (vgl. Riß zu i38).
Schnittlauchstock (= Schamhaar): 5 4 ;
1039.
Schnupftabakbüchse: 71.
Schnurrbartl (unterm Nabel): 88.
Schögar: 189.
Schöpfer! (= Schamhaar): 69; vgl.
Schipperl.
Schoß: 6a2.
Schubladl: 989.
Schubkarren: 626; 627.
Schumpel (als Schimpf): 33a.
Schwalbennest: 390.
Senslein: 744-
Spanne, eine — unterm Bauch: 33; ~-~
-------Nabel: 60; 68; 83.
Spanreispe: 973 a.
Spinnrädchen: 555a; 719.
Stadt: 756; 756 b.
Steige, die: 1005; siehe HühnersteigeI
Stiel (Gegenstück zu Hammer): 97/1.
Streif (über den Bauch): 6a.
Strümpfe: i35; 365.
Stutzen (== Haare): 8 7.
Tasche, große, kleine, lederne: 77.
Tascherl: 162.
Teich: 616; io36.
Tinte, schwarze: 566.
Trommel: 711.
Vogel: 447; 447 a.
Vogelnest: 617; 791.
was, Noch —: 48; 382.
Wasserwieserl: i5; siehe Wiese, Wieserl.
Welt, neue: 391.
Wichs: 71.
Wiese: 1029 (Vexierspiel).
Wieserl: 70; !\n; siehe auch Wasser !
Würsche, siehe Bürste!
Zigeunerin, schwarze: 3g4; 3g6.
Zipfelhaube: 823, siehe Haube!
Zipfelpritsche: 631; 1009; siehe Pritsche!
Zither: 971; — mit Saiten: 714.
(Ziziweschperl: 2 60.)
Zwieschleife: 973.
219

III. Funktionell und Zusammenhänge.
1. Flatus corporis.
Feista: 2 2 3.
Fist („Biß'): 222.
krachen: 237; 238.
Kreista (Hosen—): 2 2 3.
scheißen: 813 (sonst = cacare).
Schoaß: 222; 224; 202.
tun, einen —: 262.
2. cacare.
Adlfaß: 33o.
Batzen: 24o.
brockat (brockig): 2 5<j.
Dreck: 225; 226; a5o; 261; 260; 263;
548; 995; io44; Hafer — : 1049;
Hühner —: i65; 266; Kuh — : 261;
264; Sau —: 262; Scheiß —: 298.
dreckig: 179; 246.
Haufe: 2 55.
Hose, voll: 228.
Klebern: 10 48.
krachen: 2 3o.
Mist (laterne): 33o.
Plunder: 2 31.
Ruhr, rote: 2 33.
Scheiß (Ausdruck der Verachtung): 846:
846 b.
scheißen: 226; 229; 232; 234; ~36;
239—267; 298; 33o; 950; io44;
io45; io46; 1047.
Scheißhäusl: 268; —kacher: 269.
schießen: 227.
schmeißen: 214; a35; 2 58.
Schmeißhäusl: 267.
stinken: 180; 257.
Wurst: 2 4i.
3. Menses.
Nasenbluten zwischen den Füßen: 270.
rot steht im Kalender: 805; 806.
roter Vorhang: 807.
Schuster, den — haben: 8o4; io5o.
Schusterdraht spinnen: ro3; 271.
schustern: i3g.
4. Pissen.
bacherin: 206; 1042.
brunzen: 199a; ao4; 207a; 208; 209;
212; 2i3; 2i4; 216—219; 799; io43.
Bettbrunzer: 221.
lulu: 215.
seichen („soachen"): 199; 200; 2o3; 210;
Soacher: 2 o 5; Gsoacha ttiegel (
„tögl"): 198.
stinken: 1086.
wischerin: 196; 207; 220.
Zudlschaffl: 197.
zulln: 2x5.
5. Geschlechtsverkehr.
ackern in der Menscherkammer: 1078;
1079.
Aderlassen (und eingeben): 732.
ängstlich werden, beim Beichtengeheu:
684.
Arbeit geben (dem Buben): 358; 359;
—  können: 983; — schaffen: 983;
— schaffen und tun: 643; Arbeitshaus
machen aus der Lehmgrube: 596.
backen, Nudel-: 741.
bandeln, um—: 964.
bauen, an —, Rübensamen: 8 /| 5.
begehren, viel —: 957.
beichten, vom 6. Gebot: 685; —gehen
bei den Buben: 611; --bei den Men-
schern : 610.
beten, Buße — : 585.
Bettgewand zusammentreten: 587.
bleiben, im Heustadel: 653.
bohren, ein Lückerl: 730.
Branntwein bekommen: 431.
Brauch der Schmiede bei Nacht: 746.
brechen, die Hühnersteige: 613; 614.
bringen, das Heu hinein —: 597; 598.
Br unngräberei: 129.
Büchse, siehe frischen, spannen!
buchstabieren (lassen, den Buben): 706.
buckelkraxen (die Henne —): 694.
buckeln (die Henne —): 750.
Buße, siehe beten!
220

buttern (budern): 274a; 453; 455; 789a;
75o; 777a; 80/4; 808; 8i5; 83i; 833;
1074.
Butter rühren: 751.
decken, zu—, das Dirndl: 649.
dengeln („tangein"): 280a; 298; 74»:
743; 983; 984; 986; 1000; 1001;
1003.
drinnen sein: 63o.
drücken: 906; ihn hinein—: io85; den
kaiserlichen Adler auf —: 1075.
dürfen, dran— bei der Mitte: 972.
es, s: 379 (— soll geschehen); 3o3;3a4
(—•wagen); 446; 811; 8a4; 8a5; 687;
853; 953; 954. Siehe auch geben!
essen, eine seltsame Speise: 600.
exerzieren: 75a; Feuer —: 753; 754.
fahren: Sil; 749; hinein: 846b;
—  mit dem Ochsenhörndl: 6a3; -
mit dem Radibock: 6aa; — im Schiffe:
721.
fahren und reiten: 1076.
fallen, her — : 688; nieder : 686; um
—  ins Bett: 348.
fangen, Mäuserl —: 800; Vögel: 793,*
794; 981; Zeisel —: 798.
finden, einen Fluß: 739.
Fleischhackerei: 46o.
Fleißig sein: 394.
flicken, den Fotzkübel: 364; — das Loch
im Strumpf: ioa4; 1036; — die Men-
scher: 726; — die Mutter: 736.
Floh, siehe jammernl
frischen (—auffrischen), die Büchse: 994.
fuchsen: 798.
führen [vom Fuhrmann]: 311; über -
(übers Wasser): 846; ver —: 484a.
füttern: 35a
geben, ein— (sc* die Medizin): 73a;
den Bonapartl bei der Hollerbüchse
hinein: 636; es — auf der Ofenbank:
477; — die Suppe: 35a;------auf dem
Zinnteller: 478; — den Wein ins Bett:
601. Siehe Ruhe!
gehen: es geht dahin: 4oa; - zum Dirndl:
9; i85; 396; 397; 939; — zu den
Menschern: 496; 5n; 548; 639; g38;
1066. Siehe Vogel!
geigen; 867.
gern haben: ai; (910),
geschehen, siehe est
glatzkopfig machen, das Hendl: 6g3.
gleich, es ist — um!: 355.
gnacken, hinein: 786.
gnocken, hinauf —: 654; 655.
graben, ein Grüberl aus— : 584; der Maul-
wurf —: 8oa. '
größer, sie wird —: 618.
grudeln; 770.
haben, ihn drinnen -■•: 6~9; 63o; — das
Mensch: 53 5; 681.
halten, sich zusammen ---: 84o; siehe
Primiz, Schürzerl, still!
halsen: 391; 434; 53i; 668; 817.
hammerin: 745.
hammern: 374; 838; 834; 974
Harfenschlagen: 716 a.
hauen (und stechen): 899.
heben, an— (—anfangen): 666.
helfen: 439; mit —: 43o.
Heu, siehe bringen!
heuen, hin und her— in der Nacht: 735;
7 36.
hin so und her so: 272.
hocken, auf — : 276.
hüpfen, auf das Dirndl: 361.
Hufnägel, siehe stoßen!
jammern, Floh in der Mitte --: 65o;
65oa.
jodeln: 876.
Jungfernschaft, für die — einen Zwanziger
einlösen: 53o; — aus dem Fürtuch
trennen: 609.
Kapelle, siehe opfern!
Karten, siehe spielen!
kaufen, eine Haube —: 822.
Kegel, siehe Scheiben!
kehren, zu —: 351; 35iab.
Keien (= werfen), nieder und auf-
lassen: 633.
kitten, Den Rührkübel —: 363.
Kniescheiben, siehe schieben!
kommen, ins Menscherbett: 586; — auf
d Nacht: 354; 355; Speise kommt ins
Bett: 602; zusammen—: 337.
221

können, hinein —: 1008; drein —: 1028 a;
siehe Arbeitl
krachen, Bettstatt kracht: 4o4; 671; —
lassen 427.
Kracher der Bettstatt: 1020.
kraxeln: 219; 781—788.
kriegen, eine (= Mädchen) ~: 683.
kugeln, hinauf— auf den Bauch: 384-
kurieren, Das Feber —: 6o5
lassen: 276; io83; etwas —: 44i; Ader
—: 732; auf - (niederkeicn u. ):
633; hinein —: 109; 448; io64; zum
Liegerstattl —: 538; probieren —: 446;
706; 1086; übersteigen —: 438.
laufen, Sturm —: 765.
Lauffeuer machen: 762.
lachen, nicht — und nicht schmutzen:
65i.
lehnen, sich an—: 604-
legen, sich — zu: 353; 644; 647;------
dazu: 642; 645; — — drauf: 646;
868; — das Mensch über den Rücken:
1071.
Leist, siehe treiben I
lieben: 273; 339; 677; 887a; 936; 947;
Buben —: 722; Menscher —: 295;
835; 933.
liegen: auf: 914;-------der Höhe: 661;
—, bei: 24; 53g; 656—659; 662 bis
665; 809; 847; 854; 857; 858; 870;
gg3; io63; — im Heu: 465; 916.
losen: 1028 c; 1028 d.
machen, es —: 592; 837; eine Freude
— dem Buben: 886; siehe: Arbeitshaus,
glatzkopfig, Lauffeuer, weiterl

mähen, das Wieeerl —: 597.
mahlen: 541.
mal, das z. —, a. — usw.: 579; 58o.
manteln («mangeln?): 194.
mausen: 801; 809a; 839; 937; 1010.
Mluserl, siehe fangen!
mögen» an —: 115; siehe trick-Jrackl
mudln: 771.
murxen: 789.
Musik: 707.
müssen, hinein—*: 63z; 632.
Nägel, siehe ichlagen!
nageln: 280; an--: 748; nieder—-: 816;
967; nigl —: 8i6a.
nähen, mit dickem Draht: 3i5.
naschen, beim Dirndl: 549-
naß, Das Zipfl ist —: 637.
nisten: 791; 807.
Nudel, siehe backen I
Nüsse schenken, dem Dirndl — bei der
Nacht: 42 5.
opfern, bei der Kapelle: 426.
panganieren: 760.
pemparln: 778.
plettern: 389.
präsentieren: 762; 753.
praxn: 784; 786.
Primiz halten: 660.
pritschen: 769.
probieren: 281; 446; 484; 484b; 704;
705; 1086.
pumpern: 777.
Quartett, siehe spielen!
rasten, zur rechten Zeit —: 652.
rebellen: 532; 533; 837.
reiben, auf dem braunen Fleck: 6z9; —
zwei schwarze Flecken aufeinander: 620.
reißen, auf — das Wieserl: 4zz; 4*a.
reiten, siehe fahren!
reitern: 788.
rennen, an— mit der Stange: 888; ihn
hineinrennen: io83. Siehe stoßenI
richten, die Sense —: 744-
Ruhe, keine — geben: 648.
rühren, sich —: 698; siehe Buttert
rumpeln: 33o; 536.
Salbe, eine — brauchen: 283.
schaffen, siehe Arbeit!
Scheiben, Kegel —: 7Z8— 720.
Scher (= Maulwurf), siehe graben!
schieben: 34; 779; 780; 817; 826; 827;
den Fiedelbogen in die Geige —: 708;
Kniescheiben —: 285.
schießen: 118; 762; in die Festung —:
755; einen Fuchs —: 997; eine Geiß
—: 760; Kitteltauben —: 768; in den
Leib —: 759; mit der Pistole —: 976;
auf die Scheibe: 9öS; eine Schnepfe
—: 761; in die Stadt: 766; 756b.
222

schlafen, bei: i83; 669; 070—673;
674; 678; 679; 8i3; gi3; 934; 1017;
in einem Bett —: 675; sich ver— :
676.
schläfrig sein (von der gestrigen Nacht):
8o3.
schlagen, be —: 3i3; Harfe —: 716a;
die Nägel ein—: 747; Zither — : 714
bis 716; 999.
schleichen, Der Fuchs — ein: 616.
adhliefen» Der Alte — aus und ein: 617.
schlittlen: 843.
schneiden, die Feder — (und eintunken):
731; sich —: 790; sich — am Taschen-
veitl: 85i; — — am Taschenmesser:
397; 898; 848; 849; 85ib.
schnudeln: 556.
schoppen, das Brfindl —: 70.
schwansen: 776.
schubladln: 4o3; das SchubladI auf und
su tun: 989.
Schuldigkeit, seine — tun: 591.
schustern: 727.
schwansen: 776.
sehen, die neue Welt —: 391.
•ein, der Ganser ist auf der Gans: 692.
Sense, siehe richtenl
setzen, ein Bäumchen ein—: 584.
singen, die Vögel — hören: 767.
sitzen, der Geißbock sitzt auf der Geiß:
691.
spannen, die Büchse —: 357.
Spaß, der („Gspoas' 4 ): 277.
Speise, die beste —: öoa; eine seltsame
—: 600.
spielen, der Hahn spielt: 1004; Karlen
— • 573; Quartett —: 711; Zither —:
97*-
spinnen: 966.
springen: 763; 764 (vom Stier); hinauf
—  aufs Dirndl: 775.
Sprung, Der —: 860.
stampern: 77a.
stangeln: 703.
stecken: ihn hinein—: 107a.
stechen: 89p; in den Bauch —: 774; mit
dem Federmesser: 85 a; auf— und
hinein—: 734.
stehen, jedem Buben auf — : 497; aus —
viel unter der Hüll: 1061.
stecken, Messer und Gabel hinein —:
45a; das Prügerl ins Loch —: 6a8.
steigen, die Dirndln an—: 64o; auf die
Weiber —: 641; her— mit dem
Trumm: 379; hinauf—: 376; 378;
641; 1070; hinüber— über den Fuß:
346; über — : 438; über die Geige —:
709; 710.
still halten, sich —: 307; 970.
Ätolpern (und fallen) über das 6. Gebot:
689.
stoßen, an —mit dem Arsch am Dach:
83o; hinein — : 818; Hufnägel hinein
—: 33a; die Nase zer—: 6a 1; Hahn
und Henne zusammen —: 3 31.
stupfen, zu —: 444-
Sturm laufen: 7öS.
stutzein: 995.
Sünde, es ist —: 585.
sündigen: 68a.
süß sein im Bett: 673.
tändeln, eines —: 432.
tangein, siehe dengeln!
tanzen, bei der Nacht: ögö.
tauchen, den Bettboden durch —: 608;
hinab—, hinauf — : 7a3; hinein — :
i34; siehe auch tunken!
tragen, es trägt sich was zu: 583.
trappeln: 788.
trauen, sich hinauf —: 990.
treiben, das Mensch über den Leist —:
738.
trennen, siehe Jungfernschaft!
treten, siehe Beltgewand!
trick-track (mögen): 413.
trommeln: 713.
tun: 34a; 519; 635a; 696; 699; 700;
702; 987; 988; io5i; 1069; 1080;
Arbeit —: 643; seine Arbeit —: ag5;
es —: 281a; 3a5b; 4o8; 6g5; 697;
701; 8a5; etwas —: 309; 3a5; 689;
811; 942; 969; 970; etwas hinein —
in die Pfefferbüchse: 635 a; Salz-------
-----------: 635; den Gefallen —: 5a6;
herab— („die Zwetschken' 1 ): 3a5a;
3a6; ihn hinein und heraus —: 634;
223

schön— dem Buben: 38o; , was der
Pfarrer nicht kann: 590; —, was er
will: ioi4; siehe Schubladl, Schuldig-
keit.!)
x ) zu tun vgl. Quell u. Forschg. z.
deutsch. Volkskunde VIII, Lied Nr. 38
(Gaelle) „Ueber das Wort thun und
dessen Mißgebrauch".
tunken, Die Feder ein — (= tauchen): 731.
verlieren, Haube und Hut —: 612.
versprechen, alles —: 388.
venwicken, die Füße der Heinzelbank - :
3i4<
Vogel, geht ins (Schlag-) Hiusl: 996.
Vögel fangen: 79a; 79/i; 981; siehe auch
stufe*/
vögeln: i3aa; 347; 79a; 795; 796;
[io35 eine Bouteille — = onanieren];
1069; 1060; 1077; 1087.
wackeln, siehe wigln!
wagen, es -: 3oa; 3a 4-
weihen, die Köchin aus —: 901b; die
Köchin ein—: 901.
weiter machen, die Strümpfe: 365; das
Dingerl: 443,
Welt, siehe sehen l
wetzen, auf dem Bobo: 773.
wigln und wagln: 606; 607; 607 a.
willig sein: 1057.
wollen: 4a8; 977.
zäunen, das Wieserl ein—: 4na; zu - :
4n; 4".
Zeisel fangen: 793a.
zerrennen, die Heinzelbank: 356. .
zidarn: 971.
zidarnschlogn: 71 /♦; 715.
ziehen, Zipfel —: 839.
zittern, unter der Hülle zittert was: 593.
zögern: 739.
IV* Ortschaften, örtlichkeiten, Landstriche, Völker,
Flüsse und Berge
die in den Vierzeilern genannt werden.
Epping: 1071.
Forchtenau: 1029.
Franzose: 237;'4x3; 755.
Fraunstein: 635.
Frohnleiten: 668.
Aich: ao5.
Almleiten(hütte): 363.
Ampflwang: 33.
Au: 55.
Aussee: 696; Ausseertal: 836.
Baching: 329 b.
Bayern, bayrisch: 8a4a; 995.
Bocking: 339.
Böhmer wald: 1008.
Böhmin: 3a.
Breiteiried (== „Kied"): a53.
Brettstein: 549«
Burgund(er): 3i.
Deantn =■ Dienten, Gemeinde im Land Salz-
burg: i3; ao4; ai3.
Domkogl: 780.
Donau: 107; 286.
Eferding: 63.
Eggerding: 857.
England: 393.
Enzenkirchen: 700.
Gaspoltshofen: 34 a.
Geißkogel(hütte): 364.
„Gengen": 108.
Glöcklberg: 23g.
Graz: 62: 173; A78 (— „auf derLend"):
827.
Grimming: 3oi.
Grinzing: 114; Grinzingen: n4a.
Habermühl: 709.
Hall: 836a.
Hellmonsödt: 56a.
Hicketsedt: 174.
Hollerberg: 477.
Hundsham: 10 48.
(Indien): janischer Hahn =■ Indian: 69.
Inn: a5i.
224

Innsbruck: 836a.
Innviertel: 911; Innviertler: 3 1\ 5.
Ischl: 1062.
Keniaten: io33.
Klotzenberg; 512.
Kobernauseft: iaob; 160 b.
Konetan tinopel: 63a.
Kopfing: 339 b.
Krain(erisch): 74; 836.
Kroate (Krawat): 327; 757.
Kühalm: 657.
Landler, —isch: a55; 826.
Laufen: 987.
Lina: 199; 206; 491 (Schullerberg); 492;
5o6; 5aa; 5a4; 660; 751; 934; 1075;
io85; linserisch: 827.
Linaergasse: 33a.
Lorensengraben: 715.
Mauthausen: 809.
Mölln: io56; 1066.
Möncheberg (in der Stadt Salzburg): 728.
Mooebauerngraben: 737.
Nassau: 796.
Natternbach: 5o4.
Neukirchen: 658a.
Neuwelt: 978.
Obdach: 3.
(Oberland: 108.)
Obersteier: io4*
Paris: 393.
Passau: 199a; 5o6; 796.
Pest: 53o; 818.
Pettenbach: 106 5.
Pinzgauerin: 2 4-
Preßburg: 3i5.
Rainermühle: 709.
Rapperswinkel: 10/40.
Reichenhall: 387.
Ried (i. I.): 860; vgl. Breitenried.
Salzburg: 387; 491; 728; 934; —erlandl:
780.
St. Florian: 809.
St. Gund: 170.
St. Hans (=St. Johann): 108b.
St. Martin: 160; 3oi.
St. Sixt: 589.
St. Thomas: 1028; 1067.
St. Veit: 590; 901.
St. Zö: ioo4.
Schloßberg (i. Graz): 755.
Silberegg: 663; 664.
Sippachsell („ZipföielT): 1053.
Söchau: 116; 5a6; 599; 856; 9/10; sö-
dusch: 181; 2is; 3i8; 58i.
Steg: s63.
Steiermark: steirisch: 7/I; x 14; 171a;
836; siehe Obersteier.
Stein (b. Auseee)*: 696.
Steinboden: 331.
Steyeregg: 339.
Suben: 860.
Talleiten: 6a4; 6a5.
Tirol: 586; —ermadl: 345.
Traun (Fluß): 434; 8a4-
Traunstein (Berg): 1073; 1087.
Triest: 818.
Ungar 1: 767; Ungarl: 638.
(Unterland: i58.)
CJzenaich: io55.
Wellsdorf == Wollsdorf, Bez. Gleisdorf,
Steiermark: 485.
Wien: i44 (Leopoldstadt); 3i5; 4o3
(Leopoldstadt); 487; 491; 5o6; 522a;
5s5 (Leopoldstadt); 529; 660; wiene-
risch: 596; 827.
Wienerstadt: 271; 720.
Wießlegg: 171.
Wiesenberg: 120a.
Wiesing: 653.
Wipfing: 263.
Wolfsegg: 34i.
Zigeuner: 394; Zigeunerich: 178; Zigeu-
nerin: 394; 396; Zigeunerleut: 311.
Zipfözell = Sippachzell.
16 Kraust: IX. Beiwerk ■. S tu d.d. int hropopbyteia

V. Beruf und Stand.
Bäcker: 108a; 90a; 90a; 9/40; 107:1;
dirndl 307; -lippl 535.
Bader: 2 45; 73a.
Bäurin: 463; 70/»; 769; 8i3; 906;
1037.
Bauer: 81; 82; i58; 171a; 225; 2~2;
298; 445; 463; 5oo; 5o2; 548; 678;
578; 70/I; 769; 906; 1017; 1018;
1019; 1020; io3i (Hois— als Haus-
name) ; vgl. Viertlbauer.
Bauernbub: 680.
Bauerntöchter: 792.
ßaumann: 638.
Bettelmann: 760.
Bettelweib: 750; 784.
Binder: 90; 3o4.
Bischof (von Passau): 796.
Brentlerin (= Sennin): 866; vgl. auch
Sennin.
Brunngräber: 729; Brunngräberei: 129.
Bub (= kleiner Knecht): 638; vgl. Küh-
bub, Stallbub.

Dechant: 1066.
Diener (als Grußformel): 947; 948.
Dirn (=Magd): 28; 84; 87; ya; x4o;
i4a; 195; 233; 24a (Hacklbauern—•);
261 (Kuh-); 463; 483 (Jager ):
5oo; 5oi; 537; 704; 718; 739; 740;
773; 846 (Fischer—); io3i (Hoisf
bauern —); vgl. noch Mensch.
Dirn, große (= erste Magd): 208; 209;
621; 638.
Dirn, kleine (== jüngste Magd): 208; 209;
638.
Dragoner: 890; 891.
Drechsler: 47; 98.
Einsiedler (zu Frohnleiten): 068.
Fiaker: 3n; vgl. auch Führer.
Fischer (als Hausname): 846.
Fleischer: 733; 885; vgl. auch Fleisch-
hacker
u. Metzger.
Fleisdmacker: 167; i83 (— hund); '460;
469; 5i6; vgl. auch Fleischer.
Fleischhackerknecht: 518; 704.
Führer («= Fuhrmann): 749; vgl. Fuhr-
mann
und Fiaker.
Fuhrmann: 888; vgl. auch Führer.
Geiger: i64-
Geistlicher: 993.
Gemeindeschreiber: 1019; vgl. auch
Schreiber.
Glaser: t\2\.
Hackenschmied: 3i3; vgl. Schmied.
Häuslmensch (= Tochter eines Kleinhäus-
lers): 792.
lläuslweib: 3a 1; 533; 975.
Hausknecht: 80; 273; 820; io5a; vgl.
Knecht.
Hebamme: 874a; 875; 876; 877.
Holzknecht: 654; vgl. noch Knecht.
Hure: 486; 487; 49i» 49i
Husar: 661.
Jäger: 118; 122; ia4; 483.
Kadett: io34.
Kaiser: 8; 445.
Kaplan: 565; 589; 590; io38.
Kapuziner: 238; 785.
Kellnerin: 3o; 33; 80; 83; 88; i44; a36;
281; 3ig; 343; 4ai; 4ai; 48j; 4»3;
564; 635; 706; 801; to8a.
Kellnermensch (~=Kellntrin): 6*9.
Knecht: 119; i4o; i4a; 170; aty; 176;
463; 476; 718; 739a; 773; — ab
Gruß: 947; vgl. noch: Fi e tach ha c k it r
—. Haus-, Hol*—, Mairknecht
Köchin: i83; a38; 4ai; 49ÄJ 565; 58g;
71a; 741; 798; 861; 901; 908; 909;
966; ioo4.
Koch: 741.
Krämer: 8a3.
Kühbub: 657; 777.
Kucherl (»junge Küchenmagd): 704*
Kuchlmensch (= Kucherl): 71a; 861;
io5a.
Kuhhalter: 866.
Kupferschmied: 361.
Kürschner: 47; 898.
Lebzeltergeselle: 88a.
Leyrer (= Spielmann): 16 4.
Mairknecht (= erster Knecht, Baumann):
984; siehe Baumann u. Knecht.
Maler: 47.
226

Maurer: 5o8; io3g.
Mensch (=Magd): 119; 161; ai4-
Metzger: in; 588; 6ai: 1019a; —siehe
noch Fleischer,
Müller: ia3; -~bub: 778; 85g; — maiidl:
8 9 3.
Nagelschmiedgeselle: 479.
Papst: 490.
Pater: 585; 663; 664.
Pfaff: io35 (Sau-); 1087.
Pfannenflicker: ai.
Pfarrer: 108; n4; 1217; 160; 161; 170;
196; 337; 34i—343; 5oo; 565; 589;
590; 638; 658; 658a; 71a; 776; 793;
19*1 79 8 ' 8 77; 9 01 »' 9 o8 i 9°9; 9 3 °;
966; 1004; ioaa; io33; io35a;
1060; 1071.
Prinz: 449'
Prinaessin: 218.
Reiter: 443; 444.
Rekrut: 102 3.
Sauschneider: ia6; 137.
Schinder (« Abdecker): 354a; - - bra 11:
495.
Schlosser: 97.
Schmied: 97; 745; 746; 939; 974;
buben: 747; ~ tochter: 78; vgl. noch
Hackenschmied, Nagehchmied.
Adam: 728.
Agatha: 417b.
Agnes: 174.
Alois (u. Lois): 417 b.
Andreas (Andre): 417-
Anna: 35; Nandl: 177; Nanni: 56(5.
Annamaria: Annamiarl: 98; a43; 3»oa;
536; 81 a; Annamiedl: 34.
Anton: Antoni: 407; Antonius, hl.: 1007;
Toni: 89; 157; 38a; /t 19.
Apollona: 1080.
Barbara: Waberl: 1 17.
Bonapartl: 636.
Dorothea: Dorothe: 416; 417.
Elisabeth: Liserl: 4«i; 098; Lisi: 1022.
Schmiedin: 974.
Schneider: 97; i63; i64; 365; 479; 543;
894; 899; 900; 1008.
Schreiber: 731; 3a8; vgl. Gemeinde-
schreiber.
Schullehrer: 732.
Schuster: 61; 97; io3; i64; aa3; 3i5;
479; 724—726; 869; —bub: 728.
Schwaigerin: a83; 6/19; vgl. Sennin.
Sennbub: 364-
Sennin: i48; 179; 657; vgl. Hrentlerin,
Schwaiger in.
Soldat: 333; 756; vgl. Dragoner, Husar,
Rekrut.
Stallbub: 704.
Steinhauer: 969.
Tischler: 894; 897.
Trommelschläger: 164.
Viertlbauer (= Bauer mit */* Hufe): 107.
Vikar: 127.
Weber: i64; 779; — klachl: 47/1.
Wildschütz: 138.
Wirt: 55; 80; 120a; 171; 199; 269;
4aa; 1028; io3o; 1082.
Wirtin: 33; 55; 83b; 477; «35; 821;
883; 1028; 1029; 1082.
Zimmermann: 895.
Eva: 718; Everl: 69; 96 (Zwetschken-
fud—•); 417 a; 1024 1026.
Fahr-in-Arsch: 173.
Florian, hl.: 922.
Franzcrl: 671.
Georg, siehe Jury.
Grete: Baumsteigergredl: 167: Erdäpfel-
gredl: i55.
Hans: Hanserl: 566; Hansl: 1000.
Hans Georg: Hansjörgel: 842.
Harraxdudl: 100.
Heinerich: 178.
Hiesl, sietie Matthias!
Jakob: Jaggl: 167; Heuschober —: 156;
Holzäpfel —: 409; Holzhacker : \5-;.
Johann, Prinz: 449-
VL Personennamen.
16*
227

Joseph: Sepperl: 64u 669; 999; Wirts
—: 329.
Julianne: Julie: 1000.
Jury (= Georg): 561.
Katharina: Katherl: 4()5; 645.
Klarl (= Klara): 1042.
Lena, siehe Magdalena!
Lenz, siehe Lorenz!
Lipp, siehe Philipp!
Lorenz: Lenz: 4o; 700.
Lutzel: i4o.
Magdalena: Lena: 262; 615.
Maria: Marie: 561; Miarl: 174; 554;
Mitzerl: 419; Moidele: 445; Moizale:
862; 863.
Marianne: Mariandl: 44a*
Matthias: Mathias: 666; Hiesl: 157.
Miarl, siehe Maria!
Michael: Michl: 559; 645; 918; Micherl:
906; 939.
Mitzerl, siehe Maria!
VII. Kleidungsstücke
Bandl: 996; siehe auch Fürtuch!
Brustfleck: 996.
Frack: 108b; io8d; 139; 712; siehe
auch Spatzenfrack!
Fürfleck: 108 a.
Fürtuch: 564; — bandl: 98; 774; 870;
8 9 3.
Gewand: 546; 570.
Gewänder: 74.
G(e)wandl: 98; siehe auch Sonntag—!
Gikt: 80.
Haube: 612; siehe auch Pudelhaube,
Sehlafhaube!
Hemd: 108; 2i4; 299; 371; 448; siehe
auch Pfoadl
Heradl: 465.
Holzschuhe: 511; 573.
Hose: 223; 44o; 44i; 486; 872; 872 a;
958.
Hosenbram: 436.
Hosenknopf: 435; 987.
Hosenschlitz: 194.
Hosenschnalle: 98.
Moidale, siehe Maria!
Moizale, siehe Maria!
Muck: 4x7a.
Nandl, siehe Anna!
Nikolaus: Niggl: i56 (Holzäpfel—).
Patrizius: Patritzel: 388.
Peter: Peterl: 1024—1026.
Philipp: Lipp: 4o; 1027; Lippl: 262;
307 (Bäcker—); 4i6.
Resi: io64.
Sandl, siehe Susanne!
Sepperl, siehe Joseph!
Stephan: Steffi: 961.
Taunderlaun: 173.
f rheres: 407.
Thomas: 418.
Toni, siehe Anton!
Ursula: Uarsch: 241.
Waberl, siehe Barbara!
Widlwum: i53.
Zilli: 1057.
und ihre Bestandteile.
Hosentürl: 20; 219; 570; io34; 1068.
Hoserl: 65.
Hut: n4; n4a; i44 (»Zum grÖnen
—"); 198; 199; 612; 701.
Janker: i35; i36.
Kittel: 86; 99; 121; i46; 182; 2Ö2;
253; 299; 4i6; 4i8; 4ai; 447;
447a; 453; 562; 768 (—tauben);
872; 8 7 3; io38; (Kleid des Geisft-
liehen).
Kittelschlitz: 76; 498; 960; 961.
Kitterl: 417a; 417b; 433; 443; 445; 446;
488; 597; 704; 716; 809; 809a.
Pelzkappe: 80.
Pfoad (=Hemd): i43; 182; 200; 262;
3oo; 3oi; 369; 370; 433; 447»;
589; 810; 1018; io45.
Pfoaderl: 203; 449*
Pudelhaube: 83; siehe auch Haube!
Hock: 108 c.
Scheikeltasche: 109.
Schlafhaube: 264; vgl. Haube!
Schnalle: 76.

Schnupftuch: 581.
Schuh: 336; 373; 726; 798 („beim gol-
denen —").
Schürzerl: 629.
Sonntagg(e)wandl: 870.
Spatzenfrack: 876.
Spenserschüeße: 98.
Spitzen: i43.
Affe (ab Schimpf): 191.
Bachstelze: i65; i65a.
Bär (= Saubär): 4; 93g; 940; io58;
siehe auch Saubär!
Baumhackl (»Specht): 46.
Bock (=Geißbock): 34u 543; 56a; 786;
gg5; (= Gemsbock): 466; siehe auch
Geißbock, Gemsbock!
Butterhenne: Siehe Henne!
Eichkätzchen: 774; 931.
~erkel: 939; siehe auch Sau!
Filzlaus: 193; 19 4.
Fisch: 58a.
Fledermaus(blut): 987.
Floh: 2; 57; 182—-186; 192; 369; 370;
4i5; 574,* 65o; 65oa.
Fuchs: 1; 34o; 5g3; 616; 797; 997.
Füchsin: 1; 34o.
Gans: 4a3 (Gasthausname); 692.
Gänserich: 692.
Gaul: 61.
G*iß: 68; 97 (—reiter); i63; 34i; 543;
691; io32; (= Gemse): 760.
Geißbock: 120; 327; 691; 880; 900;
926; io3i; siehe auch Bock!
Gemse: 54a; 563; 760; Gamsgebirge:
667; siehe auch Bock!
Gimpel: 995.
Gockel («Hahn): 615; 854; siehe auch
Hahn!
Grille: 102; io3; 162; 374«.
Hahn: 3; 69; 196a; 454; 693; 812;
997; sieh« auch Gockel, Schildhahn!
Hase: 5g3; 637.
Henne: 3; i36 (Butter—); 454; 6i5;
693; 812; siehe auch Huhn!
Stiefel: io4; 725; io46.
Strumpf: i35; 212; 2i3; 365; 102/1.
Strumpfsöckel: 336.
Tasche: 77; i65.
Tascherl: 200—202.
Unterrock: 532.
Unterstock (= Unterteil des Hemdes): 581.
Heusdirecke: 101; 102; 192.
Hirsch: 563.
Huhn: i65; 260; 266; 6i3; 6x4; siehe
audh Henne!
Hummel: 85.
Hund: 107; in; 125; 174; i83; 255;
1018; 1019; io56; Fleischhacker —:
1087; a~ s Schimpf: 97; 749; 847; vgl.
Zauk!
Hundert: i3o.
Kalb: 5; 588 (Kälberstall); 7 33; 7 63.
Katze: 192; a83; 1010; io32; io32a.
Katzerl: 60; 800; 801; io52; siehe auch
Mutzerl!
Kittltaube, siehe Taube.
Kohlmeise: 62; 63.
Krähe: 981.
Kröte: 685.
Kuckuck: 38; 249; 292; 420; 617.
Kuh: 5; 175; 179; 371; 763; ioi5;
io48; io5i; Kühalm: 667; Kühbub:
657; 777; Kuhstall: 579; 58o.
Lamperl: 432.
Laus: 2; i84a; 187; 187a; 188; 192.
Lockvogel: 63.
Maus: 45; 75.
Mausert: 800; io52.
Moosschnepfe: 1 o 1 a.
Mutzerl (= Kätzchen): 575.
Ochse: 5; 81; i32; 180; 1087; io5i;
—nz wiesei: 1022.
Otter: i58.
Roß: 8; 528; 656; —stall: 58o.
Rösserl: 5o5.
Sau: 29; 33; 96; 178; 187; 187a; 2i5;
243; 262; 5i8; 811a; 940; io35;
VIII. Tierwelt.
229

bar: 127: vgl. Bär, Züchterl! gran-
tig; 275.
Schaf: 5a3.
Schikihahn: 458; 778.
Schimmel: 1076.
Schnecke: 45a.
Schnepfe: 761; vg!. Moosschnepjel
Schwalbe(nnest): 3go.
Stier: 5; 81; 76$; 764.
Stoßgeier: 841.
Taube: 6; 7; 768 (Kitt! ).
Tauber: 37; 5g4.
Täuber!: 474; 510.
Täubin: 87; 3oo; 594.
Tier: 188; 189.
Vogel: 459a; 767; 925; 93a; vgl Lock-
vogel! Vogelnest: O17.
Vögerl: 952,
Wanzen: 674a.
Wild: 998.
Zauk (= Hündin): 496«
Züchterl (—Sau): 4*
IX* Pflanzenwelt
Apfel: 410; 4a4; 673; io84; (Holz)-
äpfel(dirndl): 15 5.
Apfelbaum: 535.
Baum: 9; 99; 190; 3a6; 673; 774; 775;
828; 93i; 1037; 1068.
Birnen: a33; 4~4; 446; 7öS; io84;
Butzen --: :u>; (Hirsch)birn(koch): 409.
Blumen: 655.
Brein: 366; 54*.
Buchsbaum: 543; 608; 720.
Mibe: 543.
lirdapfel: dirndl i55; — gretl: 155.
Felberslock (= Weide): a 2 6.
Fichte: 610; 611.
Haber: 541; (— mühle) 709 a.
Hag: 766.
Hagebuche: 676.
Heu: 22 (—boden); i56 ( schober-
jaggi); 219; 58o: 597; 598; 67a; 9i5;
1027.
Hollerstaude: 16a; 228; 374a.
Hol« (=Wald): 190; 192.
Holzäpfel, siehe Jakob, Nikolam.
Kirschbaum: 1069.
Kirschen: 56; 270; —blute: 19; $33,
Klee: 1037.
Kleie: 266; 335 ( M K)ei«*r*ib«r M ).
Kraut: io55.
Kren: 571.
Moos: 57; 616; 617.
Nagelstock: 317.
Nüsse: 425; 8i4b; 878; 878t; 879.
Petersilie: 54.
Hosen; 196.
Rüben; 445; io55; 106a.
Safran: 260.
Schnittlauchstock: 54.
Stauden: 678-
Stroh: 784.
Tannenbaum: 61; 4»o; 446; 7<>5.
Wald: 7 65; 855.
Weichselbaum: 101 a; weichselbraun: 3g.
Weizenkörndl: 6a3.
Wicken: 3a2.
Wiese: 597; ioag.
Wieserl: 9; i4; 70; 4n«
Zwetschken: 96 (— t ut-Everl); 3*8; 814;
1070.                                                 7
Zwiebel: 571.
230

DAS FRANKFURTER GASSENKIND.
Reime, Lieder und Redensarten aus Kindermund in Frankfurt a. M.
Gesammelt von W. A 1 d e r h e i d e n.
i. Die Frankfurter heißen: Dippeschisser,
Spinatschisser.
3. Kleine Kinder: Hosenschisser, Wie-
genpisser.
3, Kosenamen: Schisser, Schisserchcn,
klaaner Schisser.
t\ Das dicke Kind: Es bat Kopp und
Arsch zusammen.
5.  Dicker,
Scheiß Klicker.
6.  Kleener,
Scheiß Leerer (Leder).
Schmaler,
Scheiß Taler,
Daß de dem Schuster sein Leder zahle
kannst.
7.  Dicke Backen: Arschbackengesicht.
Gesicht wie ein geplatzter Arsch.
8.  Flecken auf der Nase: Der Gickel hat
ihm üff die Nas gcschisse.
9.  Scheitel: Läusallee, Poposcheitel.
1 o. Der Stotterer: Seh — scho — scho —
schon 'neigetrete l
Un — da — hatte — er uff den
Amboß geschisse.
11.  Für mti Firlefanz behängte Kinder:
Owwe beglisse,
Unna beschisse.
12.  Dos furchtsame Kind: Schmer, Angst-
•chisser.
Machste schon in die Hose?
Er hat die Hose voll
Heinrich, lass die Hos enunner!
i3. Das altkluge Kind: Klugschisser.
j [\. Die Schüler   der   höheren Schulen:
Hochschisser;    die   der Mittelschulen:
Mittelschisser;    die   der Volksschulen:
Vollschisser.
1 5. Der Lehrer: Arschglatzer, Arschhauer,
Arschgucker.
16.  Das dumme Kind: Dummbeutel;
Schwuler, Schwuder (Homosexueller),
steifer Bock.
17.  Wenn einer dummes Zeug spricht:
Du bist in den Mistpuddel gefallen;
du hast'n Floh (Forz) gefrühstückt.
j8. Wenn ein Bub die Kappe nicht ab-
nimmt:
Gelt, deine Einwohner frieren
wohl?
19.  Das vergeßliche Kind: Mach dir 'n
Knoten in 'n Schwanz!
20.  Spielverderber: Trockner Bruder; mor-
scher, schwuler Kadett (s. unter „Das
dumme Kind" Nr. 16); Schwuttbub;
Trockner; Warmer; Schwuler.
211. Scheit- und Schimpfworte: Aas; frech
Aas; Bangert, Bankert; Dreckaas;
Dreckfrat«, Dreckkatherinchen; Gasse-
strolch; Gauner; dreikantiger Klöß-
kopp; dreckiger Knatel; Läuszippel;
Läusart; Louisbruder; Säuhund; Säu-
butz; Saudeiwel; Schinnaas; Schwein-
hund; Dreckdeibel; Dreckfink; Dreck-
hammel; Dreckbiest; Drecklümmel;
Dreckkaste, Dreckschwein; Drecksack;
Drecksau; Dreckspatt; Drecklappe-
gans; goldig Drecktchipp; Dreckwutz;
231

Ferkel, Hampelwatz; Saubub; Säuert;
Sauferkelche; Saubutz; Schweinchen,
Schweinematz; Schweinepriester; Wüte,
Wutzi; Wutzchen; Wutzfink.
aa. Schmutzige Ohren: Du hast en Klosett-
chen; deinen Dreck kann man mit der
Mistgabel herausschöppen.
a3. Beim Zusehen einer schmutzigen Ar-
beit;
Dreckmätzchen; Dreckpeter;
Dreckspätzchen; Schweinchen; Schne-
bele; Schmutzfink; Wutzchen; pfui
Deibel, da könnt mer ja grad kotze.
a 4- Das großsprecherische Kind: Schuler,
Schwuder, Trockner.
2 5. Der Angeber: morscher Bruder. Geh
harn, Trockner!
a6. Das altkluge Kind: Du hörst die Flöhe
husten.
27.  Das unordentliche Kind: Schlappsack;
Schlapparsch.
28.  Das stolze Kind: Stolzforz.
39. Wenn eins zornig ist: Du hast Kopp
und Arsch noch beeinander.
3o. Wenn eines etwas falsch macht:
Du hast en Äff am Morgen gefrüh-
stückt.
Du hast en Floh gefrühstückt.
Du hast en Forz gefrühstückt.
Du hast e Mick zum Mittagesse ge-
frühstückt
3i. Wenn eines die Hand im Sack hat:
Du Sackkrabbeier. Die Laus fressen dir
wohl die Nägel ab.
32.  Gute Nacht wünschen:
Gute Nacht, angenehme Huh
Und Flohbeißen dazu.
(Antwort: Dito mit Wanzen.)
33.  Schlafe wohl,
las recht viel Kohl
Und mach's Bett nicht voll.
34.  Heute Nacht schlafen wir auf Stroh,
Da sticht uns keine Feder und beißt
uns kein Floh.
35.    Wenn das Kind sich gähnend streckt:
Ach, was hat man eine Last, bis man
Großvater (Großmutter) wird.
36.  Kinder, die    das Bett beschmutzen:
Bettsaachcr,   Bettschisser. Haste dich
scho widder  nass (voll) gemacht, du
Schisser?
37.    Was gibVs zu essen? Hundekoteletts;
Rattenschwänze mit Katzenzungen;
Gänsedreck mit eingemachten Regen-
würmern; en Dippe voll Wanzen;
Froschsalat; Mückensalat und Käfer-
braten ; Flohsuppe.
38.  Was hast du mir mitgebracht? Nichts,
der Bäcker hatte in den Ofen gemacht
(in den Ofen geschissen).
3(). Wo hast du das gekauft? Beim Bäcker
Leckforz (Leckarsch) in der Papagei-
gassc (berüchtigte Straße).
4o Was ist denn los? Der Floh wäscht
seiner Großmutter die Hos! Da is e
Kuh uffgefloge un bot e Fori gelasse!
l\\. Was ist denn da passiert? Ein Floh
ist übers Bett (über die gelbe Brück)
marschiert I Der Floh hat gefacht, das
Bett hat gekracht!
42.  Treue Freunde sind ein Kopp und ein
Arsch.
43.  Ordnung muß sein — der Arsch ge-
hört in die Hose!
44* Geschenktes:
Einem geschenkten Gaul (Barsch)
Sieht man nicht ins Maul (in'n Arsch).
Heilmittel:
45.  Billewillewit, mein Finger blut'tl
Steck 'en in'n Arsch, dann wird er gutl
Wundsegen:
46.  Heile, heile, Katzendreck,
Morgen ist alles wieder weg!
47.  Heile, heile, Gänsedreck,
Morgen ist alles wieder weg!
Albumspruch:
48.  Daß du mich liebst, das weiß ich,
Auf deine Liebe schei... nt der Mond.
232

4g» Namen für das Bett: Flohkiste, Floh-
lade, Wanzenfalle.
5o Wenn das Kind müde ist: Die Schlaf-
Uuscher beisse dich.
5i. Befehl „Zu Belli": Marsch, ins Rat-
tennest! Leg dich in den Wan*enbol-
tich!
Wiegenliedchen:
5a. Haija, bobeija,
Im Sommer gehl der Mai aa.
Wenn andre Kinder spielen gehn,
Muß ich an der Wiege stehn,
Muß singen hei ja bobeija,
Schlaf ein, du kleiner Schreier,
Schlaf ein, schlaf ein, schlaf eint
Es macht die Wiege ticktack,
Schlat ein, du kleiner Drecksack!
Schlaf ein, schlaf ein, schlaf ein!
Namen.
Adam
53. Adam, komm herunter
In die Kaffeeplantasch;
Da ist ein Männchen,
Das kribbelt arn Arsch.
Adolf
5/|. Adolf, komm herunter
Ins Kaffeebaiar,
Dt sits e klaa Mädche,
Das kratzt sich am Haar.
Amalie
55.  Die Male, die Male,
Die läßt sich's gut bezahle.
56.  Male ist ein Trampeltier,
Male ist nicht hier;
Male sitzt im Kollerloch
Und spielt sich am Klavier.
*~*k ~ +± X^~M^~iuJLjj% A~f% ~.
tt. < l J N)|f'l¥-m , 'fl J 'l-*»
57.  Amalie, komm herunter
In die Kaffeeplantasch,
Da sitzt ein alter Neger
Und krazt sich am A . . malie, komm
herunter . . .
Anna
58.  Anna, bibanna, hat Bobbestrimpf an,
Verrisse, verschisse,
Kaan Fetze mehr dran.*)
/In (on
59.  Anton,
Mach doch aan Toni
Dorothea (Singweise: O Tannenbauni)
60.  0 Doroihee, o Dorothee,
0, wenn ich so ein Rindvieh seh!
Dann denk ich an mein Dorothee,
O, wenn ich ihre Beinchen seh.
Elisabeth
61.  Lisabeth, tu die Teller weg,
Ich muß mich übergebe.
62.  Guten Abend, Lisabeth,
Sag mir, wo dein Bettlad' steht?
Hinterm Ofen, hinterm Eck,
Wo der Beck sein Arsch 'rausstreckt.
63.  Lisi, streck's Fissi
Zum Fenster hinaus,
Komme die Buwe (Judde, Kinner)
Un lache dich aus.
64.  Lieschen,
Streck dein Füßchen,
Lass' dein Fötzchen pumpe,
Wickel's in die Lumpe,
Trag's in die Juddegass,
Sag, es war e Butterfaß.
65.  Die Lisabeth, die Lisabeth,
Die ist ein böses Weib,
Sie nimmt des Nachbars Bibbelchen
Und steckt's in ihren Leib,
Und was kommt wieder 'raus ge-
schwind?
Ein schönes kleines Kind.**)
*) Auf alle Namen anwendbar.
**) Vgl. Anthropophyteia VI, /ioo.
233

Franz
66. Franz, Franz, Franz,
Pack die Kuh am Schwanz;
Pack sie nich zu korz,
Sonst läßt se der en Forz.
Grete
67.  Gretche, mei Mädche,
Wo ist der Papa?
Drüben im Stübchen
Und küßt (fickt) die Mama.
68.  Gretche, mei Mädchen, wo biste?
Sitze am Fester und huste,
Fange die Maus, fange die Maus,
Bürste mir meine Miesekatz aus.
Hans
69.  Hans,
Mit dem korze Schwanz.
70.  Hans — Schwanz.
71.  Hans
Mit'm Schwanz,
Kimmt die Treppe runtergerannt.
72.  Hans,
Rauch an der Kuh ihr'm Schwanz.
73.  Hans,
Pack die Kuh am Schwanz,
Pack sie net zu korz,
Da läßt se auch kaanen Forz.
7/1. Hans, mein Sohn, wag machst du da?
Vater, ich poussiere.
Hans, mein Sohn, das kannst du nicht!
Vater, ich probiere!
Meinst du, weil ich bucklig bin,
Hätt' ich kein Geschick (Kurasch)
dazu?
Wenn du mir's nicht glauben willst,
Dann leckst du mich in'n Arsch.
Heinrich
75.  Heinerle, was machst du da?
Ich poussier die Großmama!
Heinerle, das derfst du nicht,
Großmama, die leid't es nicht
(Großmama ist kitzelig).
(Großmama ist zu alt für dich.)
Helene
76.  Fräulein Lenchen heißt jetzt Hase,
Dicke Backe, scheppe Hacke, krumme
Nase,
In jedem Strumpf hat sie ein Loch,
(Dann hat sie auch ein kleines Loch),
Aber reizend ist sie doch.
Und wie reizend ist das doch.)
 
~if~?f£w
fei tutEijqirra
t****tft*fT v h~t /~ yU4mm ~"hi ~/*A*w
öf^^~l
Henriette
77.  Henriette lag im Bette,
Hat sich selber krank gemacht
Kam der Doktor an das Bette —
Pfui, was stinkt die Henriette.
Karl
78.  Karlemann hat Hosen an,
Fünfundzwanzig Knöpfer dran,
Einen hat er abgerissen
Und sich dabei in die Hos geschissen.
•PJ~*,H~*&*~-
79.  Karl der Kleine,
Hat verschissne Beine,
Karl der Große,
Hat verschissne Hose.
80.  Ach, Karlchen, du hast ja zu viel Gas
im Ballon,
Gas im Ballon, da platzt ja dein
Fasson!
I jaa&ggB
tj C~Ari+fn t zxpr~Ut*. l f t tii.tuu,A
tyHlUMJfr l
~Ujt~A~ijj~»
234

Kathinka
Bu Kathinka
Kann stinka.
8a. Kathinka,
Die Katze stinke aa.
Lotte
83. Ach, Gottche,
Sprach's Lottche:
Siwwe Kinner un kaan Mann!
Die Kinner hawwe Lauscher,
Un für die Lauscher hab ich kaan
Kamm.
Peter
8*. Peter,
Wo steht er?
Im Stall.
Was tut er?
Gibt dem Gaul sei Futter.
Was tut er noch?
Putit dem Gaul sein Loch.
Sebi
85.  Un die Sebi,
Hat e Sebiche zwische die Knie.
Walter
86.  Walter,
Wenn er'n Forz läßt, dann knallt er.
Berufe.
Maier
87.  Maler und Lackierer,
Beschisscr und ßeschmierer.
Schneider
88.  Wenn der Schneider reiten will
Und hat kein Pferd,
So setzt er sich auf n Ziegenbock
Und reit't verkehrt.
89.  Und wenn der Schneider reiten will
Und hat kein'n Gaul,
So setzt er sich auf n Ziegenbock
Und nimmt den Schwanz ins Maul.
90.  Schneider, Schneider, meck, meck,
meck,
Flick mir mal mei Hose,
Hinne e Läppchc, vorne e Lappche,
Sonst gibt's up de Blosse.
Wünsche.
91.  Ein Seehund lag am Meeresstrand,
Wusch sich die Schnauz' (den Arsch)
mit Dünensand.
0, möchte doch dein Herz so rein,
Wie dieses Seehunds Schnauze (Arsch-
loch) sein!
93. Leck mich im Arsch und bleib mein
Freund,
Bis die Sonn' ins Arschloch scheint!*)
Speisen.
93. Jedes Bönchen
Hat sein Tönchen;
Jedes Erbschen
Hat sein Ferzchen.
94 Jede Lins
Bezahlt ihren Zins;
Jede Bohn
Gibt ihren Ton.
g5. Kartoffelbrei und Sauerkraut
Essen die Franzosen,
Und wenn sie genug gegessen haben,
Dann machen se in die Hosen.
96.  Sauerkraut und Schweinefleisch
Essen die Studenten,
Und wenn sie genug gegessen haben,
Dann machen sie wie die Enten.
(Wie machen's denn die Entchen?
Sie wackeln mit dem Schwänzchen.)
97.  Wenn etwas hingefallen oder zerbro-
chen ist, sagt man:
„Ea war dir in die
Hand geschisset"
98.  Abweisend sagt man: „Geh heim und
mach deiner Mutter in diePann (scheiß
deiner Mutter ins N&hkörbche)!"
*) Vgl. Anthropophyteia VI, 4oi.
235

99- ßfl* Wörtchen wenn: Wenn der Hund
nit geschisse hätt', dann hätte er Geld
krieht!
ioo. Jud, mach (scheiß) in die Dutt,
Machst (Scheißt) noch emol nei,
Geht se kaputt!
101.  Fünf Minuten wird geschissen,
Wer länger scheißt, wird 'nausge-
schmissen 1
102.  Ich und du,
Wir kaufen uns 'ne Kuh,
Was die Kuh in'n Keller scheißt,
Das kriegst du!
ioo. Mutter, komm nunner,
Des Kind muß kacken,
Hat schon dreimal Brei gemacht.
Bring e Lftmpche,
Bring e Läppche,
Put* dem Kind es Aerschche ab!
10/4 Die Gewerbeschul ist aus,
Die Buwe komme 'naus,
Sie raache Zigarett,
Und mache dann ins Bett.
io5. 1, 2, 3, 4» 5, % 7,
In der Landstraß' Nummer sieben,
Wackelt ein Haus,
Zappelt die Maus,
Guckt der Floh zum Fenster 'naus.
In der Landstraß Nummer acht,
Hat ein Schwein ins Bett gemacht.
106.   1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
In der Schnurgasa Nummer sieben,
In der Schnurgass Nummer acht,
Hat ein Kind ins Bett gemacht.
107.  Beim üblen Geruch, wenn eines sich
ungebührlich aufführt, sagt man:
Du Stinkbock, Stänker, Stinknas, Wulz
(Schwein), Schwefler.
108.  Du bist ein ganz gewöhnlicher Kuropücr.
109.  Du hast gebumst (gesungen, geferzt,
geschwefelt), einen Bums (Forz, Ferz)
gelassen. Du mistest deinen Stall. Du
hast Limburger Käs gegessen. Das hat
aaner aan ohne Biljett fahrn lassen!
Zwischen zwei'Bergen hat ein Bär ge-
brummt.
Guten Appetit zum Essen!
11 o. Hier auf dieser Bank
Ist ein schrecklicher Gestank.
Wer's zuerst geroche,
Aus dem is's gekroche.
in. Auf dem Klavier
Steht ein Glas Bier;
Wer davon trinkt,
Der stinkt.
112.   1, 2, 3, 4,
Auf dem Klavier,
Da steht ein Glas Bier,
Wer davon trinkt,
Der davon stinkt.
113.   Als ich achtzehnhundertsiebiig
Bin nach Frankreich hin marschiert,
Hat Napoljum
Mit Petroljum
Seine Stiefel eingeschmiert
Und die ganze Kompagnie
Sitzt am Rhein und macht Pipi
(Steht am Zaun und macht Pipi),
Und der Hauptmann steht dabei
Und besieht die Schweinerei,
Und der Kutscher auf dem Bock
Schiss vor Lachen in den Rock,
Und die Dame in dem Wagen
Könnt das Stinken nicht vertragen,
Und das Möpschen auf dem Schoß,
Ließ vor Schrecken einen los.
Und die Kuh da in dem Stall,
Ließ vor Lachen einen Knall.
Und der Hund, der neben lief,
Lachte sich das Arschloch schief.. .*)
 
**i *W w^^~*~/i~v
 
UC^~\lmyJ^~jS~4%*~U~ fKJLC **~ffK*
EBE
 
*) Vgl. Anthropophyteia VI, 4oo.
236

114.  Stille Nacht, heilige Nacht,
Bettchen kracht,
Dippche stinkt,
Christkindche kimmt.
115.  Wenn ich am Fenster steh
Und fang mir meine Flöh,
Da fand ich eben
Mit langen Beinen.
Den schlug ich mausetot
Und schmiert ihn auf das Brot,
Das schmeckt gerade
Wie Mamelade (Schokolade).
Die Namen der fünf Finger.
116.  Läusknicker,
Dippelcher,
Bringemann,
Goldringerche,
Klanfingerche.
117.  Zum Triatriarumpel,
Zum Triarumpelbein
Im schönen Zirkus Althof,
Da ist's so wunderschön,
Da kann man für zwei Pfennig«
Die schöne Anna sehn.
Sie ratet auf Kamelen,
Da beifit sie'n kleiner Floh,
Da nimmt sie einen Reitstock
Und klopft auf sein'n Popo.
118. Der Daumen spricht, der dicke:
„Ich will euch was erzählen
Von der Mama Mehlen,
Von der Mama Mumpenmütsen,
Hat 'nen Floh im Hemde sitzen!"
119. Blaue Luft, Blumenduft,
Unser Mops (unsre Mies) hat Flöh;
Immerzu, ohne Ruh,
Hipp'n se in die Höh.
 
u~&uk, uü~jty,fy«i>Yf«tt<y;
 
+*fr*jtf+i*ifl.
120.  Bimbam, das Jahr ist um,
Aepfel werden grün.
Mädchen sind schön,
Burschen sind stolz,
Die Fahn im Holz.
Da tanzt die Laus,
Da pfeift die Maus,
Da hippt der Floh zum Fenster 'naus.
121.  Mädche sitzt am Fenster und wichst
seine Schuh,
Da kommt ein Bäckerborsch und sieht
ihr zu.
Mädchen, woll'n wir heirate und haben
noch kein Haus,
So setzen wir uns ins Abeeloch und
gucken oben 'raus.
A^~iut^~JCä~ tyVA
? iu~/ ~ UtJiq ttßffrfZ . **~\i*w~
----------------------~-----»■- » - » .. X -----«------ » •'—-* - I -■                   U
1 aL
ii'2. Weißt du noch von vor'ges Jahr,
Wie die Katz im Abee war?
i:>3. Adam, wo bist du?
Im Abee, lauf Schlittschuh!
237

iti t\. Die Frau, die sucht im Abeeloch
Und ruft: „Wo bist du?"
Da ruft der Knabe: „Im Abeeloch
Und guck die Würstcher zu,
Und fang die Iluschisch mit dazu!"
ia5. i, 2, 3, fh 5, 6, 7,
Wo ist denn mein Schatz geblieben?
In Stettin, in Berlin,
Wo die schönen Mädchen blühn.
Mädchen tragen Rosenkränze,
Buben tragen lange Schwänze,
Mädchen schlafen in seid'nen Bettchen,
Buben schlafen im Abeeckchen.
126.  Leise, leise,
Ganz seine Weise,
Hüpft der Floh
Ohne Sprungbrett
lieber die Matraze, Matraze, Matraze.
127.  Leise, leise tanzt der Floh
(das Flöhchen)
Ohne Balamierstang über den Popo
(das Popöchen).
iiS»'m i nn,ie i
Jtyiw L-p. lufA+ILj m 4if*Ulu+*
 
198. Munter und froh
Höpft der Floh
Ohne Sprungbrett über den Popo.
129. Eine kleine Dickmadam
Reiste mit der Eisenbahn,
Eisenbahn kracht,
Dickmadam lacht,
Lachte, bis der Schutzmann kam,
Der sie mit zur Wache nahm.
Abends kam ihr Mann nach Haus,
Klopfte ihr den Popo aus.
i3o. Meine Mutter
Schmiert die Butter,
Schmiert sie nicht so korz,
Bann läßt sie auch kein'n Forz.
131. Adam und Eva
Ritten auf dem Sofa.
Sofa kracht,
Adam lacht,
Eva schrie:
Kikeriki.
i3a. 1, 2,
Der Lehrer schreibt;
3, 4,
Der Lehrer spielt Klavier;
5, 6,
Der Lehrer macht einen Klecks;
7» 8,
Der Lehrer lacht,
9» 10,
Der Lehrer läßt einen gehn.
i33. i, a, 3, 4»
Wer klopft an meiner Tür?
Ein kleiner Unteroffizier.
Was will er?
Messer und Gabel.
Was noch?
Einen Tritt vors Loch.
i3/|. Ene, dene, dorz,
Der Teufel läßt n Forz,
Er läßt noch ein Vi dazu,
Und den kriegst dul
i35. Ene, dene, dorz,
Der Teufel läßt 'n Forz,
Er läßt 'n in die Hose,
Stinki's wie Aprikose,
Er läßt 'n in die Luft,
Du bist 'n Schuft.
i36. Ene, dene, dotz,
Der Teufel läßt 'n — Drachen steigen,
Die Kordel war zu kotz.
Da mußt er wieder heim sich geigen.
137.  Ene, dene, dötzchen,
Der Teufel läßt n Fötzchen.
Er läßt f n auf 'n Kuchen,
Und du mußt suchen.
138.  Wie dreckig ist es anzusehen,
1, 2, 3,
Wenn unser N. N. einen läßt gehn,
1. a, 3,
Ei, eil
238

139- Ritz am Bibbel
Und Wurst am Schnibel
Und die Male läßt n Forz,
Das knallt: Wir sind die Sänger
Und sterben für den Gesang.
i4o. Auf dem Berge Sinai,
Wohnt der Schneider Kikeriki,
Seine Frau, die alte Lerche,
Geht des Sonntags in die Kerche,
Hockt sich auf die letzte Bank,
Uftt n Fori, drei Meter lang.
Kimmt der Pfarrer angesprungen
Und sagt: „Sie haben falsch gesun-
gen! 44
(Kommt der Mefiner [Diener] ange-
sprungen:
„Frau, Sie haben falsch gesungen!")
i£i. Meine Frau, die alte Lerch,
Liftt e Priesche in der Kerch,
Kimmt der Mefiner angesprunge:
„Mensch, Sie haben falsch gesunge!"
i4a. Mieiekatie tarne,
Schlage mit dem Schwänze,
Ticktack tu den kleinen Ferzchen,
Sind bald hier, bald dort.
Brauchen keine Noten, brauchen kein
Klavier,
Brauchen nur Papier.
i4& Ich denke doch,
Die nichste Woch
Vergeht die Poch
An ihrem Locht
Adje, Frau Koch!
z44* Widewidewit, mein Mann ist krank;
Widewidewit, was fehlt ihm denn?
Widewidewit, den Doktor holen,
Widewidewit, das Loch versohlen!
i45. Komm, Karline, mit die dicke Been,
Ach, was bist du dazwischen scheen!
i46. In der großen Fischergass,
Da wohnt der Bäcker Hild;
Er streckt den Arsch zum Fenster hinaus
Und sagt, es war sein Schild.
(Und sagt, es war sei* Brill.)*)
•) Vgl. Anthropophyteia VI, 4oo.
1/17. In der kleben Fischergass,
Da wohnt der Bäcker Hild;
Der steckt sein'n Arsch zum Fenster
'naus
Und sagt, es war sein Schild;
Da kommt e Frau gelaafe
Und will de Weck sich kaafe,
da streckt er'n widder 'nein
Und sagt, der war sein!*)
i/j&. Vorne in der Ecke,
Da wohnt der Bäcker Weck;
Er streckt seinen Hinnern zum Fenster
hinaus,
Da mein'n die Leute, es war ein Weck.
Da kommen die Leut gelaafen,
Und wollen die Weck sich kaafen,
Da streckt er'n widder 'nein
Und sagt: „Der Weck ist mein!"
1/19. Auf einer Eiche,
Da saß 'ne Leiche,
Die spielte Geige,
War kreuzfidel.
 
 
£**.,&*•, S&C,
 
** ------ t.' s C ' V. £ *i -----V' l « JJ M ---------3TT-
 
9 j,'~ k ~M**bJLL.
 
*) Vor ungefähr 4o bis 5o Jahren wohnte
in der großen Fischergasse in Frankfurt ein
Bäcker namens Hild, der die Mädchen, die des
Morgens die Brötchen für ihre Herrschaften
bei ihm holten, oft allzu zärtlich behandelte.
Die Nachbarschaft bemerkte das und stellte
Beobachtungen an. Der Bäcker aber merkte
das wiederum seinerseits und wurde ärgerlich.
Als er eines Morgens wieder jemanden auf
dem Beobachtungsposten am gegenüberliegen-
den Fenster sah, ließ er rasch seine Hose
herunter und streckte so seinen Allerwer-
testen zum Fenster hinaus. Diese Begeben-
heit wurde bald überall in den Straßen in obi-
gen Reimen besungen, die in den mannig-
faltigsten Abwechslungen bekannt wurden.
239

i5o. Auf einer Latte,
Da saß 'ne Ratte,
Die mußt mol kacke,
War kreuzfidel.
151. Auf einem Berge
Da steht eine Kuh
Und klappt das Arschloch
Auf und tu.
Und hinter ihr, da steht ein Schwein
Und guckt ihr in das Arschloch hinein.
i5a. Wer weiß, ob wir uns widersehu,
Die Welt ist kugelrund;
Sah ein Knab ein Madchen stehn,
Der Arsch wog hundert Pfund.
(Mit zweihundertachtzig Pfund.)
Sie hat ein Köpfchen wie ein Faß,
Dazu ein großes Maul,
Das glich wohl so von ungefähr
Einem alten Schiminelgaul.
153. Die Fröscherchen, die Fröscherchen,
Das ist ein lustig Chor,
Sie han an ihrem Aerschelche,
Kan Schwänze und kann Hoor.
154- Die Fröschelcher, die Fröschelcher,
Das ist e lustig Ghörche,
Sie han an ihrem Aerschelche,
Kan Schwänze und kaan Horche.
i55. Gestern Abend um achte
Kam der Storch und brachte
Meiner Mutter einen Sohn
Und der Bengel lachte schon.
Legt sie ihn ins Kisse,
Fängt er an zu pisse;
Legt sie ihn ins Kanapee,
Dt streckt er gleich den Arsch in die
Höh.
i56. Da kommt die alte Kugelmand,
Ihr Hund pißt fünf Minuten lang.*)
i 57 Morgens um sechs,
Da spricht die Hex:
„Ich hab e Rippelrappelche ins Bett
gemacht 1"
*) Vgl. Anlhropophyleia VI, 4oo.
Da kimmt der Vatter,
Der nimmt e Schlappe,
Und hächt sie uff die linke Backe,
Und da sagt sie: „Au, mei linke Back!
158. Möchte gerne wisse,
Wie die Kntche (Gänsche, Hinkel)
pisse.
Ueberm Wasser tun se's net.
Un unnerm Wasser sieht inan's net.
169. Auf dem Berg von Sinai
Macht 'ne Frau 'ne Rutschpartie,
Kriegt en Splitter zwischen de Baan,
Daß se schreit: Ach, Gott, erbarm!
160.  Hinterm Ofen liegt 'n Kissen,
Hat der Vater ins Bett geschissen;
Hinterm Ofen liegt 'n Messer,
Der Vater ist en Menschenfresser.
Grabspruch
161.  Wenn ich gestorben bin,
Begrabt mich auf den Friedhof hin
Und schreibt auf meines Grabes Stein:
Hier ruht August, das besoffne
Schwein!
Und schreibet auf des Grabes Rand:
Das Schwein hab* ich auch gekannt!
1Ö2. Särche will der Datscher backe,
Schullemachei machum,
Moritz soll der Knoblauch kacke,
Schullemachei machum,
Mach iner nur kein Hokuspokus,
Sonst gibt's Mackes auf den Tokus,
Schullemacheimacheissassa, schulte-
macheimachum.
i63. Mein liebes Fräulein Klaus,
Wo hawwe se denn ihr Kackhaus?
Gehn se rechts herum,
Gehn se links herum,
In der Mitte gerade aus,
Da finden sie das Kackhaus.
16/4. 1, 2, 3, 4, 5 bis 20,
Die Franzosen zogen nach Danzig.
Danzig fing an zu brennen,
Da mußten die Franzosen rennen.
Ohne Strumpf, ohne Schuh,
Reisten sie nach Frankreich zu.
240

In Frankreich ist ein böses Schwein,
Biß dem Hauptmann in das Bein.
Der Hauptmann schrie: „Oweh, oweh,
Was beißen mich die Flöh 1
Wenn sie mich noch weiter beißen,
Muß ich in die Hose scheißen 1
i65. Schenne, schenne (schänden) tut
nicht weh,
Gibt ka gelbe (blaue) Flecke;
Wer mich emol schenne duht,
Der mag mich hinne lecke.
(Wer mich vorne schenne duht,
Mag mich hinne lecke.)
Schöne Gegend
166.  In der Kindergass ist's schön
(oder irgendeine Gasse Frankfurts),
Wo die Weiber klatschen gehn,
Wo die Minner sich versaufen
Und die Kinder barfuß laufen
Und die Flöhe exersieren,
Wo die Lluse kommandieren,
Wo die Wanten
Mit die Lansen
In die Schilderhäuser stehen,
Wo der Kutscher auf dem Bock
Scheißt vor Lachen in den Rock,
Und die Damen in dem Wagen
Konnten das Stinken nicht vertragen,
Und die Kuh in dem Stall,
Ließ vor Lachen einen Knall.
167.  In der Blckergass
Steht e Puddelfaß,
Guckt e Frau 'raus,
Die heißt Gret,
Hat en Lockenkopp
Und e Llusesopp,
Und e Rotinas wie ein' Trompet'.
168.  Es hat ein Mann ein'n Esel,
Den Esel juckt en Floh;
Dt nahm er Schupp und Besen
Und putst ihm den Popo.
169.  Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in den dritten Stock,
Da muß er mal so nötig scheißen,
Direkt dem Schutzmann auf den Kopp.
(Nach der bekannten Volkslied weise.)
170.  Eisebeise, Männer, Satz,
Hoselatz und doch kein Spatz.
171.  Wenn ich am Fenster seh
Und meinen Spatz beseh,
Da muß ich herzlich weinen
Ueber diesen kleinen.
Ach Gott bewahre,
Er hat schon Haare;
Di ropp ich alle aus
Und mach 'nen Pinsel draus.
Den trag ich zum Frisör,
Der gibt mir nichts dafür,
Trag ihn zum Ficke,
Die läßt mich dreimal dricke!
172.  Ich hab mich ergeben
Von hier bis an die Wand,
Mein Bruder stand daneben,
Das Piddiche in der Hand.
173.  Prinz Eugen, der edle Bitter,
Spielte gern mit seine Klicker,
Doch der Doktor hat's verboten,
Nachts zu spielen mit den Knoten,
Und dann stand er gleich dabei
Und besah die Schweinerei.*)
17/1. Er steht mir net, er steht mir net,
Der Kragen an mein'm Hemd,
Er steht mir net, er steht mir net,
Der .... Himmelsakrament.
175.  Mädche, wenn du heiratst,
Na heirat nur kaan Jud;
Denn wenn du den sei Zippel (Kafun-
kel, Kummer, Schlabbohrn, Peder,
Arschloch) siehst,
(Denn wenn du mit dem ins Bettche
steigst)
Na lachste dich kaput.
176.  Radetzki, Badetzki,
Das ist en böser Mann,
Der schneidt 'n Leut den Bibbel
(Bimbel) ab
Und brät *n in der Pfann.*)
(Worte, die dem bekannten Marsch
untergelegt werden.)
*) Vgl. Anthropophyteia VI, t\oi.
*) Vgl. Anthropophyteia VI, /joi.
16 Kranss: IX Beiwerk i. Stad. d. Anthropophyteia

177.  J )er Manu mit dein Pinsel ahne
Haar
Ist «las nicht wunderbar?
178.  Sag, Engel, bet,
Was haste fir e Bled?
Du hast ja scho mit draassig Jahr,
E Bimbel ohne Haar.
179.  Hörig, hörig, hörig ist die Katz.
Wenn die Katz nicht hörig war,
Fing sie keine Mäuse mehr,
Hörig, hörig, hörig ist die Kate.
189. Ritz am Baan, Ritz am Baan,
Morje fangt de Fastnacht aan.
»              r_-L. A-*l* A-~L* MA*UL
H'hi'H~M
AH r ' "Mr.LflrEEFi
180. Kauf dir ne Flasche Bayrum
Und schmier's ums Ei 'rum,
Da wachsen dir die Haare
In einem Jahre
Zehn Zentimeter lang.
AS-|l 1 1 r fl r p
VijqgL'
181. Die Letzt ist mir lieb,
Dein Vater ist ein Dieb.
Deine Mutter ist 'ne Gans,
Mit Hoor am lange Schwanz.
arii|f| i |r.MI/ ~F
i83. Ritz am Bein, Ritz am Bein,
Morje soll die Hochzeit sein.
184. Ritz am Bein, Ritz am Bein,
Morgen gehn mer nach Königstein.
i85. Ritz am Baan, Ritz am Baan,
Krieh mer bald das Mädel draan.
i8fi Mädel, Mädel, danz mit mir,
Ich hab 'ne bunte Schürze;
Ich hab noch eine drunter,
Die ist noch viel bunter.
187. Nimm mich mit, nimm mich mit
Nach Marien tal,
Hinterm Laternenpfahl,
Wo wir gestern warn.
%
 
£*****» t**+**yf<*dC t j~a*, w f*/~*- ***** .
188.  Nimm mich mit, nimm mich mit
In dein Kämmerlein,
Da sind wir ganz allein,
So ganz allein.
189.  Nimmst mich nicht mit,
Kriegst 'en Tritt,
Fliegst du ins Kanal,
Ist mir ganz egal.
190.  D«ti schönsten Garten in der Stadt
Hat Salomons Helene,
Weil hintep sie das Mistbeet hat
Und vorne die Fontaine.
191.  Pipichen Jiat ein Röckchen an,
Das geht bis an die Knie,
Und wenn sie einen Luftsprung macht,
Dann sieht man ihre Piesch.
242

192. Wenn eine Frau sich ausrieht,
Wie das wohl aussieht 1
Zuerst entfernt die Schöne
Die Haare und die Zähne,
Die Busen und die Hüften
Hingt sie aus zum Lüften,
Dann steigt die holde Nette
In ihrem Glanz ins Bette . . .
(Unvollständig.)
ig3. Im Zirkus Sarasani
Da ist es wunderschön,
Dt kann man für drei Pfennig
Die Riesendame sehn.
Sie hafcwei dicke Baue
Und eine dicke Brust,
Und swischen den beiden Beinen,
Da hingt die Kokosnuß.
(Da ist es eine Lust)
19/i. Ich weiß einen schönen Witzl
Die Mädchen haben eine Ritz,
Die Buben haben einen Hampelmann,
Da hingen sich die Mädchen dran.
(Da spielen gern die Mädchen mit.)
196. Schwesterchen bleib sitzen,
Ruh YOr allen Dingen,
Halt dein Püppchen (Männchen) fest
im Arm,
Soll das Bild (Kind) gelingen.
196.  Die Tuttuttutt,
Die Tuttuttutt,
Es geht nichts über 'ne Bauemfutt.
toll •±f>fJf%' '*•% £vv«.+~A-t& ,
197.  Frankfurter Mädchen
Kommen und kommen,
Suchen ein feines Liebchen
So süß wie Philipinchen,
So süß wie Apfelsinchen,
Hurra, wie hat ans gezogen
In ihr Philipinchen.
198.  Wir gehn zur Fräulein Rutsch,
Wenn se fahrn will, hat "sc kaan
Kutsch,
Wenn ae reiten will, hat se kaan Pferd,
Wenn fte kochen will, hat se kaan Herd,
Wenn se backe will, hat se kaan Pann,
Wenn se ficke will hat se kaan Mann.
199.  Von was kommt das?
Dem Hemd ist naß!
Das kommt von der Lieb' allein;
Wir sind von heißem Blut
Und haben eine freche Schnut —
Einmal von hinten, einmal von vorn,
Das machen wir stundenlang.
200.  Mariechen fiel vom Dache
Und brach sich das Genick;
Da kam der dumme August
Und nahm's Mariechen mit;
„Mariechen, du süße Viehdien,
Du hast so was,
Das macht mir Spaß!"
201.  Lieschen, komm runner,
Die Sonn geht bald unner,
Wir wollen's noch einmal probiern.
Du setzt dich ins Eckelche,
Und zeigst mir dein Schneckelche.
Das ist ja so wunderschön!
202.  Es war in Schöneberg
Im Monat Mai;
So manche kleine Magd
War auch dabei.
Sie knöpft die Hosen auf,
Sprang auf den Tisch hinauf
Und schrie aus lauter Kehl:
„Wer hockelt mich?' 4
ao3. Im schönen China,
Da sitzt die Lina
Auf einer Bank,
Ja stundenlang.
Da kam der Hans,
Dem juckt sein Schwanz.
Da sprach die Lina:
„Mein' Futt und der Urwald sind
prima!"
16*
243

Da sprach der Hans:
„O Lina, lass mich für zwei Mark
vieriig l"
Da warf er sie auf die Bank
Und sie fickten stundenlang.
a o4- Der Hans und die Lina,
Die saßen in China
Auf einer schönen Bank,
Zwei Stunden lang.
Da sprach der Hans:
„Mir steht der Schwanz!
Bitte, bitte, lass mich
Fünf Minuten ohne Gaslicht,
Spiele mit mir
Und ich mit dir!"
Und die Lina,
Die hatt' «ine prima,
Und sie fickten stundenlang
Auf der schönen Bank. 41 )
2o5. Und wenn das der Petrus wüßte,
Daß der Mann die Dame küßte
Und dann auch noch vieles mehr,
Didirid, didididirid . . .
 
ip m >ir*p*»t»Zf* l Xf, vV
'T 4.. .. M? A~...'.M.\ . 'Ml/ *t . .
4w~- KAmi*fyt,JifJt~tU*j»ij+
I
VlCtlf IL
~L~*JC«* • • • •
ao6. Ein Schichter (?) stolziert
Auf em Maskenball 'rum
Und er probiert's
Mit der Eva nicht dumm.
So macht er bei ihr
Als Esel sein Glück.
0 du glückliches Tier,
0 du saudummes Duseltier!
207. Ein alter Mann wollt' sterben,
Er war sein Leben müd;
Er hat sich auf die Schienen
Der Kleinbahn hingelegt.
♦) Vgl. Anthropophyteia VI, /ioi.
Die Kleinbahn hat Verspätung
'ne ganze Viertelstund,
Und schon nach zehn Minuten,
Da war der Mann gesund.
Holladieh, holladioh,
Ein jeder liebt sein Weib
Zum schönen Zeitvertreib.
ao8. Schaut einmal den Hampelmann,
Wie der hampeln, strampeln kann!
Alle Damen und die Herrn,
Alle hampeln, strampeln gern,
Und der Leierkastenmann,
Legt 'ne neue Walze an
Und die kleine Pimpadeh
Streckt die Beine in die Höh.
t üiL-LLLLUJ
*
 
 
fr M1 11 u fTiH jli
»09. Heut ist Kerb,
Morje ist Kerb
Bis de Mittwoch Abend
Wenn ich zu der Lisbeth komm,
Sag ich: „Guten Abend!
Guten Abend, Lisabeth,
Sag mir, wo dein Bettlad steht!
Hinterm Ofen, hinterm Bett,
Uffgedeckt, zugedeckt,
Guten Abend, Lisabeth!' 1
210. Heut ist Kerb,
Morgen ist Kerb
Und die genz Woche.
Da gibt es nichts als Sauerkraut
Und abgenagte Knochen.
Wenn ich zu mein'm Schätzchen geh,
Sag ich: „Guten Abend,
Guten Abend, Amegret,
Ich weiß nicht, wo mein Bettchen steht,
Hinterm Ofen, hinterm Eck,
Bei der schön'n Lisabeth!"
244

an. Wenn ich hamkomm vom Bier,
Kr&tscht die Ale mit mir:
„Aler Rumpclkaste,
Aler Bummelkaste,
Wärsie hamgekomme,
Hätt'st es Maul gehalte,
Darf sie schlafe bei mir!"
fr'fti f rl I I l | I ~~
V»_J f-t~~ .«,**£,««.*
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—J-yfa, Ik~yM*~, **«• fc t »n « rt U~ >» f
*~> ~. 7 ,fc, ..... ~Sk~rfUl~
~ h l ,1 j >
ai2. Jedes Huhn legt ein Ei,
Manchmal zwei, manchmal drei;
Doch der Hahn, der böse Wicht,
Hat (legt) zwei Eier und gibt sie nicht.
2i 3. Das Huhn, das Huhn,
Das hat gar viel zu tun;
Der Halm, der Hahn,
Der hat es (hat's ihm) schon getan.
214* Futt, Arsch, Bibbel,
Das sind die drei Artikel
*» i5. Des Morgens um vier,
Kreischt mei Mutter ganz laut:
„Unser Kate hat heute Morgen
Vier Junge bekommen!
Wir kriegen nicht mal eins
Und so e Biest gleich vierl
0 du glückliches Tierl"
2i 6. Die kleine Hanna wird von den Eltern
gefragt, wie es in der Religionsstunde
wir. Da sagt die Hanna: „Wir haben
von Adam und Eva gesprochen. Eva
hat von dem Baum des Lebens ge-
gessen. Da haben sie so Leibweh ge-
gekriegt, daß sie sich Feigenblätter vor
den Leib gebunden haben."
SchnadcrhüpfL
217. Da oben aufm Feldberg,*)
Da steht ein Offizier,
Der haut den Gemeinen
Das Hinterquartier.
U
}\\\\ui\\im m
218.  Da oben aufm Feldberg,
Da steht ein Schandarm,
Der hat einen Klimbimbel
(Schlambambel)
So lang wie mein Arm.
219.  Da oben aufm Feldberg,
Wo die Aeppelcher net blühn,
Da scheiße zwiei Hinkelcher,
Daß die Eier fortfliegn.
220.  Da oben aufm Feldberg,
Da steht ein Kroat,
Er kann nicht herunner,
Weil er die Hosen voll hat.
221.  Da oben aufm Feldberg,
Da ist ein Weg links,
Da sitze zwei Judde,
Pfui Deubel, was stinkt's.
222.  Da oben aufm Feldberg
(oben im Walde),
Der erste Weg links,
Da sitzt eine Frau,
Pfui Teufel, was stinkt's.
22 a. Da oben aufm Feldberg,
Am ersten Weg links,
Da scheißen drei Bauern,
Pfui Deubel, was stinkt's.
224. Da oben aufm Feldberg,
Da sitzt ein Chines,
Der nimmt sich swei Backstein
Und reibt sich den Dfttz.
*) Der höchste Berg im Taunus, in der
Nähe von Frankfurt; beliebter Ausflugsort
245

2 2 5. Da oben aufm Feldberg,
Da steht ein Chines,
Der hat einen Backstein
Und reibt sich die Klöss.
226.  Da oben aufm Feldberg,
Da steht ein Mann,
Der hat zwei Backstein
Und reibt sich die Stang.
227.  Da oben aufm Feldberg,
Da steht ein alt Haus,
Da gucken zwei Weiber
Mit'm Arschloch heraus.
228.  Da oben aufm Feldberg,
Da ist ein groß Haus,
Da streckt eine Frau
Ihr schwarz Arschloch hei aus.
22 g. Da oben aufm Feldberg,
Da steht 'ne Fabrik,
Da werden die Madeher
Elektrisch gefickt.
230.  Da oben aufm Feldberg,
Da steht ein Rekrut,
Hat's Mädchen im Arm
Und die Hand au der Futt.
231.  Da oben aufm Feldberg,
Da steht e dicke Muck,
Die bot nichts zu tun
Drum reibt se sich die Futt.
232.  Da oben aufm Feldberg,
Da sitzt e dicke Muck,
Den einen Arm an der Seite,
Den annern in der Futt.           .
233.  Da oben auf m Feldberg,
Da steht ein Soldat,
Der fercht sich vom Schieße,
Macht Gummertisalat.
2 34. Da oben aufm Feldberg,
Da sitzt ein Hund,
Der nimmt seinen Bibbel
Und steckt 'en in n Mund.
2 35. Da oben aufm Feldberg,
Da steht ein alter Gaul,
Der steckt seinen Bibbel
Recht weit in das Maul.                      >
246
2 36. Da zwischen zwei Bergen,
Da brummet ein Bär.
Wo kommt denn auf einmal
Ein solcher Stank her?
237.  Und scheinet die Sonue
Im Sommer so heiß,
Da sitzet der Wandrer
Am Wege und scheißt.
238.  Der ltzig und die Memme,
Die geh« zusamme schwemme;
Der ltzig tut der Memme,
Die Memme ausschwemme.
239.  Der ltzig kommt geritte
Mit semer ale Kuh,
Der Schwanz is abgeschniüe,
's Loch geht auf un zu.
'j[\o. Ein Mann kam hergeritte
Auf einer alen Kuh.
Die Kuh, die hat geschissc,
Sie macht ihr Arschloch auf un zu.
2/41. Morje komme Soldate,
Sin lauter Offiziern,
Der Hauptmann hat in die Hos ge-
macht
Und ruft: „Papier, Papier!"
24a. Die Sebi von der Alm
is in 'n Scheißdreck gefallen . . .
2~3. Ach Mutter, koch mir Brei,
Ich hab die Scheißerei,
Ich hab die ganze Nacht,
Nichts als gemacht, gemacht.
2 44* Der Latscha und der Fröhling,
Das warn zwei schöne Leut;
Der Latscha hat geschissen,
Der Fröhling hat geklaut.
2 45. Die Frankfurter Mädels,
Hawwe Schlapp auf die Schuh,
Spricht die ein' zu der annre;
„Hab' 'ne schön're, als du!"
246. Aan Glas Bier, zwa Glas Bier,
Das dritte bringt Kurasch,
Und wer mers net glauwe will,
Der leck mich in n Arsch.

a 4?- Aan Glas Bier, zwa Glas Bier,
Beim dritten gibt's Kurasch,
Und wenn die Katz net stumpe will,
Da tret ich sie in 'n Arsch.
3~8. Ach, raei neuer Hut, der weiße,
Is gefallen in die Scheiße,
Nun wird er abgeputzt
Und dann wieder benutzt.
2/iy. Mein neuer Hut, der weiße,
Is gefalle in die
Sch~ eint die Sonne auf das Dach,
Macht die kleinen Vögclcher wach.
a5o. Ach, mein scheener Hut, der weiße,
Fiel aus unvorsichtiger Weise
In o Haufe — seh~ ad nix,
Puti mer'n widder ab.
*5i. Mei Frau hat e Kind kricht,
Mer weiß net, von wem;
Im Stall steht e Gasbock -
Vielleicht ist 's von dem.
y
3 5a. Die Sin, die sin dreckig,
Und die Sau, die sind fett;
Und 's allerbeste Mädel,
Liegt daheim in mein'm Bett.
2
3 53. Rot ist die Liebe
Und grfin ist das Gras,
Und wer mich nicht lieb hat,
Der leck mich in 'n Arsch.
a 5 4. Auf einer grünen Wiese,
Da sitzt ein schepper Jud,
Der sagt iu seiner Liese:
„Ach, zeig mir dein Futtl"                            ' 2
a 55. Auf der grünen Wiese,
Da sitzt ein Mann und scheißt,
Da kam die dumme Liese
Und nimmt 'n Stein und schmeißt.
2.56. „Ach, hörst du uff zu schmeißen,
Ich kann ja sonst nicht scheißen!"
Sie schmeißt aber doch,
Direkt dem Mann ins Loch.
257.  Ein Bauer kam nach Hause,
Spät abends in der Nacht;
Da hat er, statt's die Haustür,
Den Schweinstall aufgemacht.
258.  Er denkte, er lag im Bette
Bei seiner lieben Frau,
Dabei lag er im Schweinstall
Und knutscht 'ne alte Sau.
:*5y. Und alles, was von Hamburg kimmt,
Das muß gestempelt sein,
Und was noch net gestempelt is,
Das Stempel ich mit mein'm.
2Ö0. Da kam 'ne junge Frau zu mir,
Die wollt gestempelt sein,
Und als sie meinen Stempel sah,
Da fing sie an zu Schrein.
261.  Der Pfarrer von Wichsen,
Hinterlassen hat er nixen,
Als e hochschwangre Köchin
Un e hölzern Kruzifixen.
262.  Der Pfarrer von Würzburg,
Dem gehen alle Fürz durch,
Das kommt, weil in der Jugendzeit,
Das Arschloch ward ihm ausgeweicht.
2 6 3. Die Aepfel sind sauer,
Die Birnen sind süß,
Und wenn du in dei Stiefel scheißt,
So stinke dei Fuß.
26/i. Wenn du mal scheiße mußt,
Da scheiß auf ein'n Karrn,
Wie wird sich der Scheißdreck freun,
Wenn er wird gefahm.
265.  In Frankfurt am Maan,
Da gibt's beschissne Baan,
Und beschissene Baan,
Gibt's in Frankfurt am Maan.
266.  Da oben aufm Acker,
Da saßen drei Kacker,
Die hatten kein Papier,
Und wspielten am Klavier.
247

267.  Da oben aufm Acker,
Da saßen drei Kacker,
Die nahmen die Finger
Und schmierten sich die Dinger.
268.  Da oben auf der AJm
Is e Scheißdreck runnergefalln,
Der Jäger mit'm Gewohr,
Der schießt *n hin und her.
269.  Der Maurer mit'm Hammer,
Schießt *n Dreck ausenanner,
Der Schreiner mit'm Hobel,
Der putzt'n fein und nobel.
270.  Hoste nich den Fritz gesehn
Mit dem dicken Bauch?
Hinge hingt die Worschtmaschin',
Vorne hängt der Schlauch.
271.  Mei Vater ist Dachdecker
Und Dachdecker bin i,
Er steigt auf die Dächer,
Auf die Mldel steig i.
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272.  Mei Vater is e Dachdecker,
Un Dachdecker bin i;
Mei Vater deckt die Dacher
Und die Mädel deck i.
273.  Mei Vater is e Doktor,
Un Doktor bin i,
Mei Vater mächt Mädcher,
Un Madchen mach auch i.
274.  Mei Vater is Maler,
Un Maler bin i,
Mei Vater macht Bilder,
Mei Hemd bemal i.
275.  Mei Vater is Maler
Un Maler bin i,
Mei Vater bemalt die Leinwand
Und die Hernde bemal i.
276.  Mei Vater is Schreiner
Un Schreiner bin i;
Mei Vater mecht die Abtritt,
Un was enei kommt, mach i.
277.  Mei Vater is Töpfer,
Un Töpfer bin i.
Mei Vater mecht die Dippchw
Un was enei kommt, mach i.
278.  Mein Vater is Wichser
Un Wichser bin i,
Mei Vater wichst die Stiefel
Un die Midcher wichs i.
27 g. Mei Schwester spielt Zither
Mei Bruder Klarinett,
Mei Vater spielt auf der Mutter,
Des gibt e Quartett.
280.  Der Adam und die Eva,
Die gingen übern Bach;
Die Eva wollt geritten (gevögelt, ge-
hockelt) sein,
Der Adam war zu schwach.
281.  Der Hansel und die Gretel,
Die gingen über Feld;
Die Gretel wollt gehockelt sein,
Der Hansel hat kein Geld.
282.  Abraham und Isaak,
Streckten sich in einen Sack;
Abraham ließ einen Schiß,
Daß der ganze Sack zerriß.
Klapphornverse.
2 83. Zwei Knaben wandien durch das Korn,
Der aane hinne, der annre vorn;
Der aane sollte nit hinne gehn;
Denn hinne war die Luft net scheen.
384. Zwei Knaben steigen auf 'nen Turm,
Der eine macht einen Bande wurm;
Der annre froh und munter,
Der klettert dran herunter.
248

a 85. Zwei Damen fuhren im Kupee,
Die eine klagt über Leibesweh;
Da sprach die annere: „Weißte,
Auf der nächsten Station, da scheißte!''
286.  Zwei Schiffer schifften auf dem Meer,
Da sprach der eine: „Ich kann nicht
mehr!"
Der tweite aber, sein Begleiter,
Der schiffte immer ruhig weiter!"
Kriegsreim.
287.  Hindenburg, Hindenburg,
Haut den Russen den Hintern durch.
Schershafte Zwiesprachen.
388.  Ich ging einmal in den Wald (Laden).
Ich auch!
Da kauft ich mir einen Käs.
Ich auch!
Der Kls hat goitank«
Ich auch!
389.  Ich ging in den Wald.
Ich auch!
Da stand ein Haus.
Ich auch!
Dt ging ich hinein.
Ich auch!
Da war eine Frau.
Ich auch!
Die machte Kise.
Ich auch!
Die stanken.
Ich auch!
390.  Ich ging einmal in den Wald
Ich auch!
Da bekam ich Hunger.
Ich auch!
Da sah ich ein Wirtshaus.
Iqh auch!
Da ging ich hinein.
Ich auch!
Ich ließ mir einen Kise geben.
Ich auch!
Der Kftse stank!
Ich auch!
391. Ich ging einmal spazieren.
Ich auch!
Da kam ich an einen Baum.
Ich auch!
Den hab ich umgehackt.
Ich auch!
Ich machte einen Säutrog daraus.
Ich auch!
Daraus fmßen sieben Schweine.
Ich auch!
393. Ich ging einmal auf den Boden.
Ich auch!
Da fiel ich durch ein Loch.
Ich auch!
Ich fiel auf eine Kuh.
Ich auch!
Die Kuh machte vor Angst einen Schiß.
Ich auch!
Kettenreim.
393. Ich ging emol yors Tor,
Da war der Riegel vor;
Vor war der Riegel,
Die Gans hat e Knichel;
E Knichel hat en Gans;
Es KÄppche hat der Miller;
Der Popo wird gedrillert;
Die Kuh hat ein Euter,
Euter hat die Kuh,
Aus Leder macht man Schuh;
Schuh macht man aus Letter,
Die Gans hat e Feder;
E Feder hat die Gans,
Der Fuchs hat einen Schwans.
Umdrehungen.
394« Im Hintergrunde einer Pappelgmppe
Saß ein wohlgenährter Zeichenlehrer
Und malte die Schattenrisse
Seiner seligen Frau,
Welche auf einem Rosenhügel saß
Und an einem Filetschfirichen arbeitete.
Im Grinderhunde einer Grappelpuppe
Saß ein wohlgenährter Leichenzehrer
Und malte die Rattenschisse
Seiner fröhlichen Sau,
Welche auf einem Hosenriegel saß
Und an einem Schiletfürschen arbeitete.
249

Geschichten.
375. Es war einmal ein Mann,
Der setzt sich in die Pann,
Die Pann, die war so haaß,
Da verbrannt er sich den Arsch.
296.  Es war einmal ein alter Bauer,
Der ging über eine Brücke.
Da mußte er ein Geschäft verrichten.
Er setzte sich auf die Brücke;
Da ging es: blatsch, blatsch, blatsch!
Da kam ein Floß daher,
Darauf rief ein Mann:
Was ist denn da oben los?
Da rief es oben: „Sind Sie nur ruhig,
Gleich kommt noch der Frachtbrief 1"
297.  Eh war einmal ein Mann,
Der hieß Bimbam.
Dicke Bunibes ließ er,
Einen auf den Tisch,
Der war frisch;
Einen auf den Schrank,
Der war krank;
Einen auf das Bett,
Der war feit;
Einen zum Fenster hinaus,
'Da war der ganae Gestank 'raus.
398.  Es war einmal ein Mann,
Der hieß Bimbam;
Bimbam hieß er,
Fünfundzwanzig Fürze ließ er,
Da fiel er einmal vom Dach
Und brach dabei das Genick;
Da kam die Rettungswach
Und nahm den Stinker mit.
399.  Es wor emol c Mann,
Der hat en passen Schwamm;
Der Schwamm wor ihm zu naß,
Da ging er uff die Gass;
, Die Gass wor ihm zu kalt,
Da ging er in den Wald;
Der Wald wor ihm zu grien (grün)
Da ging er nach Berlin;
Berlin wor ihm zu groß,
Da ward er ein Franzos (Da macht
er in die Hos)
Die Hos war ihm zu korz,
Da macht er einen Forz;
Da ging er wieder heim
Zu seiner Frau Elise;
Die kocht ihm ein Gemiese (Gemüse)
Da mußt er dreimol niese:
Hatzi, hatzi, hatzi!
3oo. Es war einmal ein Mann,
Der hieß Bimbam;
Bimbam hieß er,
Sieben Förze Heß er:
Einen uff'n Tisch,
Der war frisch;
Einen uff'n Bett,
Der ist fett;
Einen uff'n Kanapee,
Der streckt den Hinnern in d' Höh;
Einen uff'n Schrank,
Der ist krank;
Einen uff'n Kommod,
Der ist tot;
Einen uff'n Familientisch,
Der is'n ltzig;
Einer zum Fenster -raus,
Da ist der ganze Gestank drauf.
3oi. Ich ging einmal auf ri-ra-reisen,
Da mußt ich einmal schi-schä-
Scheiben setzt der Glaser ein,
Die müssen gut gesch-Iiffen sein;
Da setzt ich mich auf einen gri-gra-
großen Klotz
Und ließ einen gri-gra-großen
Vogel flog zum Fenster 'naus;
Ich dacht, es war 'ne Fledermaus.
3o2. Ich war einmal auf dem Schiller-
platz,
Da platzte mir mein Hosenlatz;
Da kam eine schöne Dam' daher,
Die fragte, was darinnen war,
Ich ging mit ihr ins Kaffeehaus,
Und zog mich dann ganz nackig aus
Und machte dreimal fick-fick-fick,
Da war der ganze Bauch schon dick,
Und nach vierundzwanzig Wochen,
Kam der kleine Batz gekrochen.
250

3o3. Warum hat denn nur der Seppel
So e Kneppel uff seini Keppel?
Und die Marie, uff dem Backel
Warum hat se so e Zackel?
Und die Liese an die Fieße
Hat sie nur den dicken Wulls?
Alles, weil der dumme Seppel
In der Nacht gestrenzt die Aeppel,
Didilidüidapurap.
Und der Seppel krieht en Rappel
In der Nacht auf eben Appel
Und steig auf den Appelbaum.
Dabei trifft der Schwerenöter
Seine Marie und den Peter
In den Armen.
Ei, was wollt ihr, rief der Seppel,
Und die beiden riefen: Aeppel!
Didilidilidapump.
Äof\. Januar, Februar, März, April,
l>a kann mer ficke, wie mer will
Mai, Juni, Juli, August,
Da krieht die Frau ne ganz dicke Brust;
September, Oktober, November, De-
zember,
Da kommt schon der kleine Holländer.
3o5. Ich fuhr mal in der Straßenbahn
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Da traf ich ein schön Mädchen an
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Ich ging mit ihr in 'n Wald hinaus
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Ich legte sie wohl in den Klee
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Ich küßte sie wohl auf den Mund
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Ich nahm sie wohl in meinen Arm
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Ich drückte sie wohl an mein Herz
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Ich faßte sie wohl an die Brust
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Ich hob das Kleidchen in die Höh
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Ich kitzelte sie an dem Bauch
Für fünfundzwanzig Pfennig usw.
006. Einst fuhr ich mal nach Portugal
Für fünfundsiebzig Pfennig;
Da sah ich eine Mädchen schar
Für fünfundeiebzig Pfennig;
Da sucht ich mir die schönste aus
Für fünfundsiehzig Pfennig;
Und ging mit ihr ins Kaffeehaus
Für fünfundsiebzig Pfennig;
Ich kauft ihr eine Tasse Tee
Für fünfundsiebzig Pfennig usw.
307.  Ich fuhr mal in der Eisenbahn
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Da traf ich eine Dame an
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Die nahm ich abends mit nach Haus
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Und hat mit ihr 'nen schönen Strauß
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Ich legt sie auf das Kanapee
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Und hob die Rötfk ihr in die Höh
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Ich holte meinen Schorsch heraus
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Ich steckt ihn in die Fledermaus
Für fünfundzwanzig Pfennig;
Nun war die schöne Geschichte aus
Für fündundzwanzig Pfennig,
Und nach fünfundzwanzig Wochen,
Kam der kleine ßalsch herausge-
krochen.
308.  Der Lehrer in der Schule
Erzählt den Kindern was:
Zum Laufen warn die Füße,
Zum Riechen war die Nas.
251

Da rief der kleine Itzig:
Bei mir da ist es mies;
Bei mir da lauft die Nase
Und stinken tun die Fuß.
309.  Der Lehrer in der Schule
Erzählt den Kindern was:
Daß Adam aus der Ripp
Dei Eva hat gemacht.
Da rief der kleine Itzig:
O weh, o weh, o weh,
Ich glaub, ich krieg ne Eva,
Mei Rippe tut schon wehl
310.  Wenn ich aus der Kneipe geh,
Duht mir doch mei Zeh so weh,
Duht mir mei Zeh so weh,
Wenn ich au» der Kneipe geh.
3n. Wenn ich aus der Kneipe geh,
Duht mir mein Fuß ao weh;
Und <kr Fuß, weil er muß
Und die Zeh
Duht eo weh.
312. Wenn ich aus der Kneipe geh,
Duht mir mei Wade weh;
Und die Wade
Schreite Parade,
Und der Fuß
Weil er muß,
Und die Zeh
Duht ao weh.
3i3. Wenn ich aus der Kneipe geh,
Duht mir mein Knie eo weh;
Und die Knie
Wie noch nie,
Und die Wade
Schreite Parade,
Und der Fuß
Weil er muß,
Und die Zeh
Duht so weh.
3i4* Wenn ich aus der Kneipe geh
Duht mir mei Maus so weh,
Und die Maus
Hat e Haus,
Und die Knie
Wie noch nie»
Und die Wade
Schreite Parade,
Und der Fuß
Weil er muß,
Und die Zeh
Duht so weh.
3i 5. Wenn ich aus der Kneipe geh,
Duht mir mei Bauch so weh;
Und der Bauch
Wie ein Schlauch,
Und die Maus
Hat e Haus,
Und die Knie
Wie noch nie,
Und die Wade
Schreite Parade,
Und der Fuß
Weil er muß,
Und die Zeh
Duht so weh.
316.  Wenn ich aus der Kneipe geh
Duht mir mei Brust so weh;
Und die Brust
Voller Lust,
Und der Bauch
Wie ein Schlauch,
Und die Maus
Hat e Haus,
Und die Knie
Wie noch nie,
Und die Wade
Schreite Parade,
Und der Fuß
Weil er muß,
Und die Zeh
Duht ao weh.....usw. usw.
317.  Mutter, Mutter, was ist das,
In meinem Bauche rappelt was?
Kind, das kann ich dir nicht sagen,
Du mußt mal den Vater fragen.
318.  Vater, Vater, was ist das,
In meinem Bauche rappelt was?
Kind, das kann ich dir nicht sagen,
Du mußt mal den Onkel fragen.
252

319. Onkel, Onkel, was ist das,
In meinem Bauche rappelt was?
Kind, das kann ich dir nicht sagen,
Du mußt mal die Tante fragen.
3ao. Tante, Tante, was ist das,
In meinem Bauche rappelt was?
Kind, das kann ich dir nicht sagen,
Du mußt mal den Doktor fragen.
3a i. Doktor, Doktor, was ist das,
In meinem Bauche rappelt was?
Kind, das tann ich dir wohl sagen,
Du mußt nach dem Manna fragen,
Der in dar Nacht ist aufgewacht
Hat sich in dein Bett gemacht,
Hat das Hemdlein aufgehoben
Und den Bimfael eingeschoben.
Und nach vierundiwaniig Wochen
Kommt der Batt herausgekrochen.
322. Oben auf der rauhen Alm, juchheidi,
juchheida,
Was machen da die Schuster all? Juch-
heidi, heida,
Will der Mann das Leder wasche,
Muß die Frau ins Dippe saache,
Juchheidi, juchheida,
Schnaps ist gut für die Cholera.
3 a 3. Oben auf der rauhen Alm,
Was machen da die Schreiner all?
Fresaan Span und scheißen Bretter,
Hei, das geht wies Donnerwetter . . .
3a 4. Oben auf der rauhen Alm,
Was machen da die GArtner all?
Nehmen 's Dippe, scheißen 'nein,
Sagen, 's war en Kaktus drein . . .
3 a 5. Oben auf der rauhen Alm,
Was machen da die Schneider all?
Hier ein Fetzdien, da ein Fetzchen,
Gibt schon wieder 'n HosenÜttzchen
(UnterrOckchen)
3 a 6. Oben auf der rauhen Alm,
Was machen da die Metzger all?
Schweineblasen, uffgeblasen, einge-
schisse,
Zugebunne, druffgepisst und fortge-
schmisse . . .
327. Oben auf der rauhen Alm
Was machen da die Kellner all?
Da ein Tröpfchen, da ein Tröpfchen,
Gibt schon wieder ein ganzes Schöpp-
chen . ♦
3a8. Oben auf der rauhen Alm
Was machen da die Händler all?
Fresse Schlacken, scheißen Kohlen,
Ei, das soll der Teufel holen.
Zur Vogelhochzeit.
339. Der Elefant, das Ungetier,
Das braucht 'nen Zentner Klosett-
papier (Arschpapier).
 
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330.  Der Elefant, das kluge Tier,
Das putzt sein'n Arsch mit Glaspapier.
331.  Der Kiebitz, der Kiebitz,
Scheißt von der Kirchturmspitz.
33a. Der Kiebitz, der Kiebitz,
Der vögelt auf der Kirchturmspitz.
333.  Die Mücke, die Mücke,
Die scheißt dem Pfarrer ins Genicke.
334.  Der Uhu, Uhu (der Marabu, der
Marabu)
Der macht das Arschloch auf und zu.
335.  Der Marabu, der Marabu,
Der macht sein Loch wohl auf und zu.
336.  Die Eule, die Eule,
Die hat am Arsch 'ne Beule.
337.  Die Merkatze, die Merkatze,
Die tut am Loch sich arg kratze.
338.  Zwei Spatzen, zwei Spatzen,
Tun sich am Hintern kratzen.
253

339.  Der Auerhahn, der Auerhahn,
Der rief: „Nun laßt mich auch mal
dranl"
340.  Ganz oben auf der Kirchturmspitz,
Da onaniert ein Stiegelitz.
341.  Zwei Störche, zwei Störche,
Die vögeln eine Lerche.
Fragen.
3/»a. Was ist denn los*?
Der Floh wischt seiner (Großmutter die
HoaI
343. Wo ist dar Vater?
Im Hemd und guckt mit dem Kopf
(Arsch) heraus.
344* Ei, was ist passiert?
Ein Floh ist übers Itett marschiert.
345.  Wo warst du?
Beim Onkel Firt in der Ritzegass.
Beim Bäcker Pimpel in Her Kinnergass.
346.  Wo kommst du her?
Von der Goldfedergass (berüchtigte
Gasse).
347.  Wo hast du das gekauft?
Beim ßftcker Leckfratz in der Papagei-
gassi (berüchtigte Straße).
348.  Kannst du rasch laafe?
Ja.
Dann trag mal eben den Forz (den man
gerade gehen läßt) in die Appedek
(Apotheke).
349.  Weißt du noch, wie voriges Jahr
Wie die Kati im Abee war?
Weißt du's noch von gestern
Bei die beiden Schwestern?
350.  Frankfurt ist e scheene Stadt,
Mainz is e Dreckloch!
Was is e Dreckloch? (so fragt man
Mädchen)
Antwort: Meins is es DrecklochI
Rätsel.
35i. Es hängt an der Wand und hat den
Arsch verbrannt.
(Pfanne.)
35a. Was gibt zwei Handkäse und ein Jud
zusammen?
(Drei Stinker.)
353.  Welches ist der Unterschied von einer
Flasche und einer Frau?
(Die Flasche wird erst gefüllt und dann
gestöpselt; die Frau wird erst ge-
stöpselt und dann gefüllt.)
354.  Welches ist der Unterschied von
einem Mädchen und einer Schelle?
(Das Mädchen rappelt unten und die
Schelle oben.)
355.  Welches ist der Unterschied zwischen
einer Frau und einem Zeppelin?
(Wenn der Zeppelin platzt, gibt es
Tote, wenn die Frau platzt, gibt es
Lebendige.)
356.  Welches ist der Unterschied zwischen
einer Köchin und einem Küchenherd?
(Der Küchenherd hat ein Aschenloch
und die Köchin hat ein Arschloch.)
357.  Welches ist der Unterschied zwischen
einer gekochten Pflaume und einem
Schutzmann?
(Die gekochte Pflaume sorgt für or-
dentliche Oeffnung und der Schutz-
mann für öffentliche Ordnung.)
358.  Welches ist der Unterschied zwischen
einem Hunde und einem Buchdrucker?
(Der Buchdrucker setzt erst und dann
druckt er, der Hund drückt erst und
dann setzt er.)
359.  Wer hatte den größten Arsch (Hin-
tern)?
(Joseph; denn sein Herr setzte ihn über
ganz Aegyptenland.)
3fio. Es hat vier Buchstaben, fängt mit
„Po" an und braucht viel Papier. Was
ist das?
(Poet.)
254

361. Es hat vier Buchstaben und ist die
Verlängerung des Rückens. Was ist
das?
(Hals.)
36 2. Man zeichnet ein Viereck und darin
einen langen und einen kurzen Strich
und sagt: „Der lange Strich ist die
Kuh; rings herum das Viereck ist eine
hohe Mauer ohne Tür.' 4
Frage: Wie kommt die Kuh aus dem
Stalle? 44
Das Kind fragt: „Was ist der kleine
Strich? 44
Das ist Kuhscheifie.
363. Das is e Baam mit Miß!
Das is e Haafe Schiß!
Das is e Mal die Kreuz und die Quer!
x
Und der Haafe is größer als derl
*
a
Redensarten zum Versprechen.
(Schnell und wiederholt hintereinander zu
sprechen.)

364.  Hirsch heißt der Mann.
365.  Hirsch heißt der Mann am Hirscheck.
366.  Kleine Kinder können keine Kerne
knacken.
367.  Kein klein Kind kann keinen kleinen
Kirschkern knacken.
368.  Bruder, du sollst leben
Soviel Tag und soviel Jahr
Wie der Fuchs am Schwanz hat Haar.
3(W). Das ist der Schleit,
Ein Schleißenscheit,
Kin wohlgeschlissner Schleißenscheit;
Don schickt euch die Frau Legen
Aus Begen (Segen aus Fegen)
Und läßt euch dabei sagen,
Daß ihr Mann der Schleißenscheiter,
Sitzt hinter dem Ofen und schleißt.
Das Frankfurter Gassenkind.
Nachträge.
370.
Woißt du was.»
Dein« Ritz ist naß!
S 7 I.
Weißt du was?
Dein Hemd ist naß. (Dein Unterrock isl
naß.)
37a.
Wie heißt der Bürgermeister von Wesel?
Esel.
Wie heißt seine Frau?
Sau.
Wie heißen seine Kinder?
Rinder.
3 7 3.
Heim Kratzen oder Jucken: Haste Flöh?
Haste Uns? Dich beißt's wohl? Laß se
sitze, was se fresse, bezahl ich!
37/i.
Wenn eins in der Nase bohrt: Steck en net
nei bis an 'n Arsch!
255

3 7 5.
Wenn eim vergeßlich ist: Wenn dir de
Hinnere (Arsch) net angewachse war,
dehtste den aach noch vergesse.
Gelle, deinen Hinnern (Arsch) vergißt de
nich?
3 7 6.
Der Vielesser: Der muß sich noch en zwaaten
Hinnern (Arsch) schneiden (machen)
lassen; der eine kann net alles scheiße,
was der frißt 1
3 77 .
Wenn ein kleiner Junge rauclxt: Bindet ihm
die Hose ml
3 7 8.
Hans, Harnt,
Raach de Kuh am Schwanz!
379-
Da» kleine Kind: Bis de groß bist, schaasst
noch mancher Vogel, der heute noch kaan
Arsch hat
38o.
Wenn ich am Fenster sieh.
Wenn ich am Fenster steh,
Duht mir der Hak so weh.
Un mei Hals wie ein Pfund Schmalz.
Und die Brust voller Lust!
38i.
Wenn ich am Fenster steh,
Duht mir mei Kopp so weh.
Und der Kopp mit dem Zopp,
Und der Hak wie ein Pfund Schmalz,
Und die Brust voller Lust!
In der Schule
h *,
Der Lehrer schreibt;
m.
Der Lehrer spielt Klavier;
5, 6,
Der Lehrer macht ein'n Klex;
7>8>
Der Lehrer lacht;
9> IO >
Der Lehrer läßt ein'n gehn
Vierzeiler.
383.
Mei Schwester, die hat en Nager geheirot,
Hei, Nager geheirat.
Mei Schwester, die hat e Kind krieht,
Hei, schwarzweiß karriert — heijuh!
384.
Mein Vater ist Schlosser,
Der Sohn, der bin ich;
Mei Vater macht Schlösser,
Und einbrechen tu ich.
385.
Mei Vater U Pfarrer,
Der Sohn, der bin i;
Mei Vater liebt die Sünder,
Die Marta lieb i.
386.
Mei Vater k im Zuchthaus,
Mei Mutter is im Loch;
Mei Schwester is gefangen
Und mich kriegen se noch.
387.
Mei Vater k 'n Strenzer,
Mei Mutter strenzt mit,
Und wenn i erst groß bin,
Na strenzen mir zu dritt.
388.
Mei Vatter k es Spitzbub,
Mei Mutter hat gestohle,
Mei Schwester sitzt im Zuchthaus
Und mich wem se bald hole.*
389.
Mei Vater k es Spitzbub,
Mei Mutter spitzt mit,
Und wenn ich emol älter bin,
Da spitze mer zu dritt.
Zum Schnellsprechen.
3 9 o.
Und hinten im hintersten Hintergrund,
Da stand der Vater der Kunigund
Und schlug ihr da den Buckel wund
Bis in den hintersten Hinforgrund.
256

Predigt.
3gi.
Liebe Gemeinde zu Schweinsberg,
Steht auf oder bleibt sitzen!
Wir lesen im Buche der Heugabel,
Sechs Zinken und fünfundzwanzig Gama-
schenknöpfe,
Wo da steht geschrieben:
In frühester Jugend verübte ich meine
tollste Kühnheit.
Mit eiskaltem Wasser brannte ich den Kin-
dern die Augen aus
Und mit einem stumpfen Reibeisen schnitt
ich ihnen die Finger ab.
Nach vollendeter Tat verhaftete mich der
Besenstiel.
Dieser brachte mich in das Oberlandesge-
richt Einbruch.
Hier bekam ich vierzehn Tage Halt, danach
frei. —
Laßt uns beten!
Müde bin ich, geh zur Ruh,
Decke mich mit Pferdedreck zu.
Kommt der Feind und will mich haschen,
Muß er in den Pferdedreck balschen.
Amen I
Nun empfangt den Segen des Herrn:
Der Hutmacher behüte euch,
Der Schirminacher beschirme euch,
Und der Dachdecker lasse sein Dach leuch-
ten über euch!
Wir singen das Lied Nummer 3oo:
Großer Klotz, wir hobeln dich.
Halleluja!
Schöne Gegend.
39*.
In Offebach, da is es schee,
Wo die Kinner barfuß geh,
Wo die Weiwer danse geh,
Un die Wanze die Trepp 'nauf geh.
3 9 3.
In der Bäckergass Nummer zehn,
Wo die Weiber klatschen gehn
Und die Männer sich versaufen
Und die Buben barfuß laufen
Und die Flöhe kommandieren
Und die Wanzen exerzieren,
Und die Wanze mit de Lanze
In der Stubb herummarschieren (übers Bett
marschieren).
(Müssen Schildwach stehn.)
394.
In de Markthall is es schee,
Wo bei Rose Handkees steh;
Wo die feine Dam' im Glanz
Strenzt dem Bauer eine Gans,
Wo sich Sachsehäuser Weib
Schnurrbart dreht zum Zeitvertreib.
395.
In der Klappergass Nummer zehn,
Wo die Weiber klatschen gehn,
Wo die Männer Aeppelwci saufe
Und die Kinner barfuß laufe,
Wo die Flöhe exerzieren
Wo die Wanze mit de Lanze
Iwwern Speck marschieren.
(Wo die Flöhe exerzieren,
Wo die Läuse kommandieren,
Und die Wanze mit de Lanze
Uff die Schildwach stehn.)
396.
Wer stand vor die Tür?
Ein Offizier.
Was will er haben?
Masser und Gabel.
Und was noch?
Einen Tritt vors Loch.
3 9 7-
Schneider, Schneider, meck, meck, meck,
Immer mit dem Speck, Speck, Speck,
Schneider, Schneider, meck, meck, meck,
Geht in den Keller und frißt den Dreck.
398.
Wenn der Schneider 'n Pfennig weiß,
Hupft er 'ruin als wie e Geiß,
Hupft er 'nauf in 'n Ewwerboden,
Hupft er runner in '11 Unnerboden,
1 lupft er nei in 'n Katzendreck,
Meint, es war lauter Speck.
17 Krause: IX. Beiwerk z. Stud. d. Anthropophytei*
257

Bringt er 'n «einer Mutter haain,
l>ie ineinte, es war lauter Rahm;
Kocht se cm en Kaffee draus,
Trinken alle zweie draus.
399-
Backe, backe, Kuchen,
Den Bäcker kannst du suchen,
Der hat geschoben die ganze Nacht
Und hat den Schieber kaputt gemacht
Und vollgemacht den Ofen.
Amalie:
4oo.
Die Mole, die Mole,
Die frißt 'en Zentner Kohle
Läßt sich 's auch gut besohle.
4oi.
Male, Male sitit in ihrem Maleloch,
Male sitit im Kellerloch,
Male fährt im Luftballon,
Male spielt Klavier,
Male fährt im Zeppelin,
Iat bald wieder hier.
Male fährt im Luftballon,
Male fährt gern Schis,
Male hat 'n Loch im Kopp,
Male ißt gern Käs,
Male, Male, keimst de denn mei Male noch?
Elisabeth:
4o3.
Lisabettchcn
Sitzt im Bettchen,
Hat sich selber naß gemacht.
Kommt der Doktor an das Bett hen:
„Pfui, wie stinkst du, Lisabettchen!
Trinke schnell ein Gläschen Wein,
Morgen muß es besser sein!"
Grete:
Auf dem Berge steht ein Wirtshaus,
Guckt e Frau raus, heißt Grel,
Hat e Holderbusch, hat e Schlaf»pgu*vh,
Hat e Nos wie e Trompet.
4o5.
In der Alte Gass steht e Butterfaß,
Guckt e Frau raus, heißt Gret,
Hat en Strubbelkopp, het e LSpschmaul,
Hat e Nos wie e Trompet.
Hedwig:
/»öS.
Ach Hedwig, ach Hedwig,
Was du verlangst, das geht nich.
Helene:
407.
Nur vom viele Schubkarrn faluii,
Is die Lene bucklig worn.
Paula:
4o8.
Die Paula von der Bockenheimer Bombora-
fabrik,
Die hat den Beutel gern mit e Pimperl
dran.
409.
Ich fuhr mal in der Eisenbahn
Ich fuhr mal in der Eisenhahn für fünf-
undsiebzig Pfennig
Da traf ich eine Schar Mädchen an für
fünfundsiebzig Pfennig.
Ich suchte mir die schönste aus für fünf-
undsiebzig Pfennig
Und ging mit ihr ins Kaffeehaus für fünf-
undsiebzig Pfennig.
Ich esetzte sie aufs Kanapee für fünfund-
siebzig P förmig                          1
Und hob ihr 's Kleidchen in die Höh für
fünfundsiebzig Pfennig
loh feiog ihr dann das Höschen aus für fünf-
undsiebzig Pfennig
Da schaut ein kleines Ding heraus für
fünfundsiebzig Pfennig
Ich steckte ihr mein Ding hinein für fünf-
undsiebzig Pfennig
Und vögelte das Mägdelein für fünfund-
vsiebzig Pfennig.
410.
Katze und Kater
Unsre Katz hat Junge,
Sieben an der Zahl,
258

Vier davon sind Hunde,
Das ist ganz fatal.
Doch der Kater spricht:
Ich geh' vors Gericht,
Hunde von der Katze,
Die ernihr ich nicht!
Blaue Luft
Blaue Luft, Kteeduft,
Unsre Katx hat Flöh',
Immercu, ohne Ruh,
Hüpft sie in die Höh 9 .
4u.
Heiaea, wie die Wespen braten,
In der Pfann voll Speck,
Wenn sie mir nicht gut geraten
Werf ich sie in 'n Dreck.
4i3.              Maiflötenreim,
Saft, Saft, Seire,
Hund scheißt Kreire,
Hund scheißt Edelatet,
Der Vater tappt ihn a dabei
Und schmeißt ihn übers Ofenloch -
„He, Vatar, er aappelt noch!"
4i4.
Der deutsche Seesoldat in China.
Ein deutscher Seesoldate,
In China interniert,
Mit 'ner reitenden Chinesin
Hat er da 'rutnpussiert.
Chinesin wurde Mutter,
Und das war der Witz:
Das eine Auge war kugelrund,
Das andre war e Schlitz.
4i5.
Schieberreim
0 schieb, so lang du schieben kannst,
0 schieb, so lang du schieben magst,
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du am Loche hockst und klagst.
(Freilich, grad nach Freiligrath.)
4i6.                      Rätsel
Ich will auf dich,
Ich will in dich,
Ich will dich bunibunellen,
Daß dir der Leib wird schwellen.
(Brotteig,)
4i>
Kinderspiel
1. In meinem Stübchen,
Da geht ein Wind, Wind, Wind,
In meinem Stübchen,
Da geht ein Wind.
tef~iAtf~ub**>.
2.  Ich fahre Eisenbahn
Mit meinem in, m, ra;
Ich fahre Eisenbahn
Mit meinem Kind.
3.  Ich geh* vors Kaiserschloß
Und tu ein m, in, m;
Und geh' vors Kaiserschloß
Und tu vors Tor.
4.  Ich trink ein Schöppchen Bier
Und tu ein m, in, m;
Ich trink ein Schöppchen Bier
Und tu ein'n Schnaps.
5.  Ich eß ein Stückchen Brot,
Und tu ein m, m, m;
Ich eß ein Stückchen Brot
Und tu ein'n Weck.
6.  Vor zwanzig Jahren
Da waren m, in, m;
Vor zwanzig Jahren,
Da waren wir jung.
7.  Vor fünfzig Jahren ... (reich).
8.  Vor siebzig Jahren . . . (arm).
9.  Vor achtzig Jahren . . . (alt).
10.  Vor neunzig Jahren . . . (krank).
11.  Vor hundert Jahren . . . (tot).
Ausführung: 1.) Die Kinder stehen in
zwei Reihen einander gegenüber, singen und
machen dabei folgende Bewegungen: Im
Takte des Liedes schlagen sie an die Seite
der Beine, klatschen in die Hände und
darauf in die des gegenüberstehenden Mit-
spielers. Bei m, m, m, wird auf der Stelle
im Kreise rasch gedreht.
2.) Die Kinder stehen im Kreise und
schlagen mit den Händen nach der Seite
gegeneinander.
n*
259

STUDENTEN-SCHNICKSCHNACKLIEDER.
Herausgegeben von Dr. P h i 1 e m o n.
Vorwort.
Dieses kleine „Album" entstammt Stu-
dentenkreisen einer mitteldeutschen Univer-
sität. Das Original des Bildchens, um das
diese ganze Schriftstellern sich gerankt
hat, ist überraschend flott gezeichnet und
wirklich ansprechend aquarelliert. Ein rich-
tiges Vexierbild übrigens, indem es, in wei-
terem Abstände betrachtet, eine Katze oder
einen Vogel täuschend imitiert. Die „ge-
lehrten" Auslassungen der Herren „Kom-
militonen" entbehren nicht eines gewissen
Witzes, namentlich wirkt das pedantische,
gespreizte Latein öfters grotesk. Die „Poe-
sien" dagegen sind recht gering, sie wir-
ken auf jeden besseren Geschmack nicisl
abstoßend durch ihre Gesuchtheit, auch
tritt das nur Lüsterne übel hervor und
nähert die Machwerke stark dem rein „Vor-
nographischen". Auch stehen die Heime-
reien mit ihren erotischen Hilden» und
Kunstausdrücken durchaus im Hanne des
Konventionellen, ein „Dichter" ahmt dem
andern nach und individuelle Züge finden
sich wenig.
Friedrich S. Krauss hat dio Frage, ob
die mehr bewußt-erotische Poesie und Prosa
der höher gebildeten Stande auch zur
Folklore gehöre und also wert sei, in den
Anthropophyteien „gesammelt" zu werden,
mit guten Gründen bejaht. Zum „Volk"
gehören wir alle und wenn eine so eigen-
tümlich 4 ausgeprägte Gruppe von Volksge-
nossen wie die Studenten sich erotisch-
literarisch so betätigt, wie es ihr Jugend-
kraft und Jugendfantasie, Laune, Bildung
und Humor eingeben, so ist das als Aus-
druck noch erhaltener Natur- und Urwüch-
sigkeit eher zu begrüßen, als mit sauer-
süßen Moralinfloskeln abzulehnen oder zu
verdammen. Jedenfalls hat die vorliegende
literarische Betätigung (an sich, ästhetisch
beurteilt, höchst zweifelhaften Wertes) nie-
mandem geschadet, weder den Verferti-
gern noch den Lesern, offenkundig aber
beiden viel Spaß gemacht, sonst hätte es
nicht so Zusätze, Erweiterungen und Va-
rianten geregnet. Ich sage, die vorüberge-
hende Beschäftigung mit diesem anreizen-
den erotischen Thema hat niemandem mo-
ralisch geschadet. Es ist so wie mit der
Zote auf der Bierbank; sie erhöht durch
ihre« meist grotesken Witz, durch die Ka-
rikatur ihres Gewandes die Freude am au-
genblicklichen Lebens behagen, und wenn es
mit Recht heißt: „Brüder, laßt uns lustig
sein, weil der Frühling währet!", so ist der
Ausbruch der sinnlichen Heiterkeit bei der
Jugend ein Gut, um das sie das Alter nur
beneiden kann. Die mächtige Erotik, die
nach den Naturgesetzen die Jugend erfüllt
und teilweise beherrscht, macht sich nicht
nur in den Ueberschwänglichkeiten der
Wortherstimmungen und -gedanken einer-
seits, in verstiegenen Sigipeleien („Pous-
sieren" aller Art) andererseits Luft, sondern
auch gelegentlich in derbster Wortbetäti-
gung („Schweinigeln"). Ob nämlich die
eigentliche Betätigung der Erotik (der Ge-
schlechtsverkehr) sich seitens der Studen-
ten auf kleineren und Mittel-Universitäten
(in den Großstädten ist das anders) so häu-
fig realisiert, wie man oft behaupten hört,
möchte ich nach meinen Beobachtungen
bezweifeln. Gewiß führt der „Suff" oft
260

genug, namentlich den leicht Alkoholisier-
ten» zu Heines bekanntem „Weibsbild, das
in Göttingen (wie in allen kleineren Uni-
versitätsstädten) sein horizontales Hand-
werk treibf'.Auch wird durchaus nicht im-
mer die Tugend der einheimischen Dienst-
mädchen dadurch wirksam geschützt, daß
es mit polizeilicher Genehmigung und zu
polizeilicher Genugtuung solcher Personen
in allen diesen akademischen Nestern einige
gibt, „die (um wiederum mit Heine m
reden) alle Sünden der fremden Gäste in
sich aufnehmen". Im Gegenteil, der „Bal-
ken" als in jeder Beziehung dienstbereites
weibliches Faktotum des Studenten ist auch
ein Typus dieser Städtchen, iu denen das
Lieschen und das Bettchen, das Kathrin-
chen und die Lina vielfach als Freiwild
studentischen Geschlechtshungers gelten.
Aber trotz alledem: der Geldpunkt, die
Schwierigkeiten aller Art, die namentlich
in der schärferen Beobachtung im kleineren
Kreise liegen, Bedenklichkeiten vielfacher
Natur, vor allem auch vor Erkrankung, ge-
wiß auch Anständigkeit und Gewissenhaf-
tigkeit, endlich wirkliches, stetigeres Ar-
beiten („Ochsen" in den Seminarien, aufs
Examen usw.) lassen diese kleinstädtischen
Studenten im allgemeinen geschlechtlich
Kommilitonen!
Der liebenswürdige und Euch wie mir
wohlbefreundete, kunstbeflissene Studiosus
V., pictor intimus („peintre des intimites"),
hat als Tier-Potter in spe diese reizende
Aquarellzeichnung in mein Album gestiftet.
Seht die gefällige Eirundung des Ganzen,
die zarten Linien und kühnen Ornamente,
die dunklen, gleichsam bewaldeten Räu-
der, die im Inneren das Eirund harmonisch
wiederholen, die wulstigen, rötlichen inner-
ste« Ränder, die zum drittcnmale dieselben
Konturen andeuten, das seltsam aufstre-
bende Gebilde in der unteren Eckfalte, die
auslaufende Spirale und das oben aufgc-
viel solider leben, als man glaubt. Dafür
aber tritt, gleichsam als Surrogat, eine ge-
wisse Entlastung vor dem erotischen Druck
durch mündliche und (wie man aus vor-
liegender Publikation sieht) auch schriftli-
che sexuelle Renommage ausgiebig ein.
Dieses Renommieren mit geschlechtlichen
Kenntnissen, Abenteuern und Erfolgen
wirkt meines Erachtens vielfach wie eine
Art Sicherheitsventil gegen Ueberhitzung,
wobei es unzutreffend und töricht wäre,
über „Gedankenonanisten" sich zu entrü-
sten; denn dies wäre ja wohl nur die rich-
tige Bezeichnung für jene beklagenswerten
Schwächlinge, die nichts anderes zu betrei-
ben und zu bedenken haben als ihre Se-
xualität.
Von der eben gekennzeichneten, an sich
nicht abstoßenden, weil humoristischen se-
xuellen Renommage liegt im Folgenden
eine Probe vor, seicht und geringwertig
an sich, aber trotz allem Schablonenhaften
nicht uncharakteristisch. Man muß diese
opuscula so nehmen, wie sie offenbar die
Verfasser gemeint haben, als nugae, die
„mit wenig Witz und viel Hehagen" (denn
die Masse der Studenten gehört eben auch
zu den ,.Philistern') ausgesponnen wor-
den sind.
setzte Kreisrund mit seinen sonderbaren
Verzierungen.
Der Schalk hat nicht erklären mögen,
was er mit seiner an sich entzückenden
Skizze eigentlich darstellen wollte, welches
Wesen aus Pflanzen-, Tier- oder Menschen-
reich? Welchen Geschlechtes? Leblos oder
lebendig? Alles offene Fragen.
Kommt herbei, befreundete, mit Fantasie
und Urteil begabte Kommilitonen aller Fa-
kultäten und verschiedenster Temperamente.
Zeigt Eure in geringerem oder in höherem
Maße gewonnene Lebens- und Wclterfah-
nmg, zeigt, daß Ihr eine „Reifeprüfung"
bestanden, zeigt Euren Witz und erklärt
chacim a son gofit
261

Was ist das?
x.
Das Wundertierlein.
Dieses Wundertierchen
Eignet meinem Schatz.
Halb ist es ein Vogel,
Halb ist's eine Katz.
Wie soll ich nun behandeln
Das Tierchen zart und fein?
Ich denk', am besten vögel'
Ich's flügge Kätzelein.
2.
Dieses ist kein Vogel,
Dieses ist kein Kätzchen.
Zwilchen ihren Beinen
Wohnt's bei meinem Schätzchen.
Ist's auch keine Katie,
Wichst ihm doch das Fellchen
Sammetweich und üppig
Am l>ewußten Stellchen.
Und ist es auch kein Kätzlein,
Hab ich das Fellchen doch
Gar oft mit meinem Finger
Gastreichelt rings um's Loch.
Ist es auch kein Vogel,
Sprießt doch sein Gefieder
Um's bewußte Stellchen
Flaumig auf und nieder.
Und ist es auch kein Vöglein,
Hab ich das Stellchen doch
Gar oft mit strammen Stößen,
Gevögelt tief ins Loch.
Gastreichelt und gevögelt
Will dieses Tierchen sein;
Es ist gar lustbedürftig,
Ist es auch zart und klein.
3.
Ein sicherer Weg zur Lösung des Rätseh.
Drehe das Bild um, decke den Kopf
(unten) und das Schwänzchen (oben) zu!
Wenn dann, o Jfüngling, Dein Thermometer
zu steigen beginnt, ich meine, wenn sich
dann der bekannte Hausschlüssel unten in
Deiner Hosentasche, vulgo Zebedäus, regt,
kurz gevsagt, wenn das bei Dir erfolgt,
was Boccaccio die Aufstellung des Flei-
sches nennt, — dann hat der Künstler das
darstellen wollen, was Deine Fantasie ver-
mutet: Du müßtest denn ein so keuscher
Josef und ein so unschuldiges Lämmlein
sein, daß Du von einer quabbeligen Mäd-
chenbunse noch nie was gehört und ge-
ahnt, geschweige denn eine durch Okular-
inspektion kennen gelernt hättest 1 So na-
turwahr ist übrigens für den Kenner die
Futt dargestellt, daß es einem geradezu in
den Fingern zuckt, die Spitze des „Wollust-
knöpfchens" vorsichtig zu betupfen, ob
der elektrische Strom noch funktioniert.
Ein moderner Zeuxis, unser Künstler!
4.
Das obgemelte (gemeldete? gemalte?)
Tierlein
Ist, kurz gesagt, das Vötzchcn,
Das unten an dem Bauche
Schwillt haarig meinem Schätzchen.
Wenn nun an meinem Bauche
Der Schwanz mir mächtig steht
Und bei der üppigen Votze
Um süßen Einlaß fleht,
Dann tut die schöne Votze,
Den Schwanz mit Lust empfangen
Und stillt mit ihm gemeinsam
Ihr lüsternes Verlangen.
5.
's is ka Katz,
's is ka Spatz,
's is ka Fisch:
's is e gar seltsam Gemisch!
Wenn ich's beguck,
Hin und her ruck:
Was gewett? (gewettet) ich seh
Unsere Lische sei Portemonnä.
Awer 's is uf! (auf)
Mädche, geb (gib) obacht,
Daß der (dir) net a Dieb
Enin macht (sich hineinbegibt).
262

Dei him der allemal (Die haben dir immer)
'N geschickte Finger
(Anspielung aufs membrum)
Um enin zu fahrn
In so mollige Dinger.
6.
„Wa$ sagt die Experimentalwissenschaft?
Hoc animal esse miro quodam modo mix-
tum compositum, ne dicam monstrum,
ex tvi et feli apparet. Annon utrique bestiae
est corpus longulum, mollissimum, tactu
tucundissimum? Ne tangamus igitur sive
pellem sive pennas nisi digito lenissimo,
ut ex tactu et gaudio officiamus bestiolam
et ipei gaudio afficiamur, leviter stringen-
tes, caute prementes.
7-
Der Mediziner (Anatom).
Vulvam mulieris maturae verissimam esse
credo, labüs turgkfis et maioribus et mino-
ribus düataatibus sive efflorescentibus,
quasi hiantibus, clitoride voluptuose erecta,
pube in marginibus oris et in monte Ve-
nereo luxuriöse virente, — cum cetera, ut
capitulum rotundum cum auriculis duabus
et barbae trinis crinibus atque mentula
criapata tantum ornamenta quaedam esse
videaatur ad speciem bestiolae sive avis
sive felis magis excitandam, nisi forte putas
mentula bestiolae significari cum ludibrio
pictorio („Malerscheri") mentulam illam,
quae vulvam sectari solel.
8.
Der Philosoph.
Hegel hat ein „Loch im Hemd der Jung-
frau Maria" (Mutter Gottes) definiert als
,,partiellen Defekt des unmittelbaren An-
und Umsichhabens der Kausalität des abso-
luten Seins".
Das hier definiere ich als „partiellen De-
fekt des unmittelbarsten An- und Umsich-
habens der Kausalität des relativen Seins",
d. h. cavtim in cute hominis feminini ge-
neris:
Philologus ctassicus
sive grammaticus etymologisans.
cavum = Loch; foramen = Oeffnung;
hiatus — Schlitz; rima = Ritze; fissura
= Spalt; lacuna = Lücke; fovea = Grube;
fenestra = Fenster; aditus = Zugang;
ostium = Mündung,
quod erat demonstrandum.
10.
Der Neuphilologe.
Eh bien! Quel joli petit animal I Est-ce-
que-c'est un moineau?
Moi, j'appellc~chat un chat et Rollin
un fripon. Voilä un joli petit coj£ n'est-ce
pas?
[ Ah, look there! What a little nice bird!
VVhat a pretty beautiful cat! I would I
could take him for my private shape. But
I fear, that's sold by private contract from
our painter."]
Una fica splendissimal Dove e il cazzo
per cacciarla?
ii.
Der Jurist.
Est res („das Ding"), quae neque datur
dono nequc accipitur, si quidem est propria
severae illius puellae, quae vocatur „höhere
Tochter"; quae quasi prostituitur ad com-
munem usuni, si quidem est propria hilaris
illius puellae, quae sludentice vocatur ..Bal-
ken".
12.
Kätzchen, Kätzchen, lust'ger Sehn eck!
Miezchen, Miezchen, böser Scheck!
Warum drehst du meinen Blicken
Zu nur immer deinen Rücken?
Warum hältst du dein Gesicht,
Wo aus wulst'gen, bärt'gen Lippen
Schelmisch vor das Zünglein sticht,
Abgewendet, du Xanthippen?
Jüngling, Jüngling, Dummerjahn!
Dümmling, Dümmling, blöder Hahn!
Warum tust du mit genauen
Blicken, dieses Bild nicht schauen?
263

Sieb, dir halt ich mein Gesicht,
Wo aus wulst'gon, bärt'gen Lippe»
Schelmisch vor das Zünglein sticht,
Zugewendet: kannst mich — ficken!
i3.
Der Kunstkenner,
bezw. ein „Kenner".
Der Künstler hat mit Recht den soge-
nannten „fruchtbaren Moment" Lessings zu
seiner Darstellung gewählt.
Dieser Moment gewährt zunächst den
Rückblick in die unmittelbare Vergangen-
heit, in der alles ruhig und friedlich, um
bildlich zu sprechen, die Blume geschlos-
sen war, und dann zugleich den Ausblick
in die nächste Zukunft, wo alles zuckend,
quellend, feucht, weißlich glänzend sein
wird. Also unsere Fantasie wird mächtig
erregt, sie sieht im Geiste eine spannende
Aktion sich entwickeln, indem sie einen
interessanten Moment dieser Entwicklung
vor sich schaut und richtig deutet, und
diese kräftige Erektion unseres Organismus
ist zweifellos der Endzweck unseres, wie
jedes wahren Kunstwerks. Wir sind lei-
denschaftlich gespannt auf die weitere
Entwicklung. Aber wir müssen uns doch
auch darüber klar werden, woher sie
stammt.
Ich löse das Rätsel so:
Was noch niemand, so scheint es, be-
achtet hat, das Slänglcin, worauf das Kätz-
lein? Vöglein?, es umkrallend, sitzt, ist
die wahre Ursache der sichtbaren 'Erre-
gung des Kätzchens, das eben „gevögelt"
zu werden wünscht. Dieses Stänglein ist ein
veritabler Godemiche (gaude mihi ~ Wohl-
täter, Freudenbringer), ein Olisbos, der bis
jetzt in Tätigkeit war und symbolisch als
Grundlage der ganzen Handlung (und dos
ganzen Vergnügens) dient. Habe ich nicht
recht mit meiner Deutung der Situation?
schalkhafter Künstler!
i4.
Der Entrüstete.
Pfuil Die Absicht des verehrten Künst-
lers so ins Obszöne zu deuten! Es ist und
bleibt wirklich das, was die Franzosen tin
chat nennen, wenngleich nach der Meinung
selbiger spaßhafter Franzosen auch entre
les cuisses de chaeune fill« et femme im
joli pelit chat zu Mause ist.
i5.
Der Vorsichtige.
Wem soll man nun glauben? Ist es ein
wirkliches oder symbolisches Kätzchen? Ich
*neine so: Bleibt das „Ding" unverändert,
so wie es eben ist, dann ist es eine wirk-
liche Katze. Treten aber gewisse Verände-
rungen ein, dann ist es eine — symbolische
Katze. Wird nämlich „der springende
Punkt" wieder kleiner und unscheinbar,
dann war es ein penis femininus erectus,
auf Deutsch der Kitzler; schließen sich
die verschiedenen Längskonturen allmäh-
lich wieder zusammen, so daß eine mehr
geschlossene Schlangenlinie entsteht aus
dem jetzt klaffenden Spalt zweier Paral-
lelen, so waren es labia turgida genitalis
feminini — und das Ganze ist dann eine
Futt. Also abwarten!
16.
Poeta.
Das Auge sieht den Himmel offen,
Es schwelgt das Herz in Seligkeit.
Mein ganzes Sehnen, all mein Hoffen
Geht nach dem Himmel allezeit.
Das Auge sieht den Himmel offen,
Es schwelgt das Herz in Seligkeit.
0 daß er ewig offen bliebe,
Der schöne Himmel meiner Liebe!
17-
Poeta rudior.
Das Auge sieht den Himmel offen,
Es schwelgt das Herz in Seligkeit:
Und unten an der Hosenpforte
Rumort mir's, macht sich kampfbereit.
18.
Poeta rudissimus.
Das Auge sieht die Votzc offen,
Ihr Duft die Nase mir umweht:
Die Hand entknöpft die Hosenpforte,
Und kampfbereit der Schwanz mir steht.
264

Er will sich an dem Kleinen reihen,
Der dieser Votie keck entquillt;
Er will sich in die Spalte keilen,
Die ihre Lippen geil enthüllt.
Er will mit tiefen, f eur'gen Stößen
Hinunter in die Votze fahren,
Auf daß die Lippen dieser Mösen
Mit ihren braunen, krausen Haaren,
Die rings die Höhle üppig säumen,
Vom Naß des Samens weißlich schäumen.
Der Theologe.
Ego vero, nisi einsmodi imaginem olim
in pago meo domestico apud Catharinam
nostram ancillam rusticam forte conspex-
issem, cum, ut pira carperet, in arborem
horti nostri ascendens mihi infra stanti
sub stolis brevissimis (alias „Stompröcken 1 ')
interque femora varicata penitus talem spe-
ciem praebuisset, vel feiern vel passerem
esse opinarer. Sed cum res ita se habeant,
ut modo exposui, credo diabolum misisse
tentationem; iam iam sentio tentiginem.
JIO.
Neuerer Symboliker.
Sonnelt
Ü, wer sitzt da, glanzlos, einsam? trauert
Melancholisch auf dem Stab im Bilde?
Braunes Fellchen, weich geflaumt und
milde,
Ihm das runde Leibchen heiß umschauert.
O, was trägt es auf dem Utickcnschilde?
Ist es nicht die Lust, auf die es lauert,
Die es in dem Eirund, wohl ummauert
Von den Wülsten, birgt, ein froh Gefilde?
Ach, gestatten Sic nur, daß ich drücke
Diesen festgedrungnen, derben — Stock
Ins Oval der stark erregten Lücke,
Der, als Stab ja überflüssig ganz,
Drauf es sitzt, viel lieber kräftig — stoße
in die — Mitte: dann bekommt es Glanz!
31.
Der Mathematiker.
Est orbis longulus, quem gcomelria vo-
cant „Ellipse". Ein Brennpunkt (übrigens
zu tief gezeichnet) ist kräftig entwickelt,
mamülae feminae haud ita dissimilis.
3 2.
Der Botaniker.
Est planta notissima ut apud homines
feminini generis semper inventa, ita raro
oculis lucique exposita: crescens in valle
redueta intcr coli es rotundos, humida, fieae
simillima.
23.
Ein- anderer.
Mir scheint es vielmehr eine jener un-
heimlichen feischfressenden Blüten zu
sein, calyces carnivori, die mit ihrem be-
täubenden Duft und ihrem entzückenden
Farbenglanz das ,,Tierchen" an sich, in
sich locken, es dann, wenn es eingetaucht
ist, mit ihren üppigen Nymphäen (petala)
umschließen und ihm alle Kraft aus-
saugen.
»4.
Der Mineralog.
Ein offenbar aus einem vulkanischen
Ausbruch stammendes, versteinertes Ge-
bilde (vielleicht eine sogenannte Lavabom-
be), das in seinem Innern noch deutlich
die Erregung der brodelnden Eruption er-
kennen läßt, gleichsam ein erstarrtes Pro-
dukt der heißen Höllenglut! Man beachte
die längliche Protuberanz, die von unten
her zuckend einschließt.
25.
Spützchen, Spätzchen, lust'ger Spatz!
Vöglein, Vöglein, böser Matz!
Warum drehst du meinen Blicken
Zu nur immer deinen Rücken?
Warum ist des Schnabels Spalt,
Der sich, klaffend in der Regel,
Wie ein länglich Pförtlein malt,
Abgewendet, böser Flegel?
Jüngling, Jüngling, Dummerjihn!
Dümmling, Dümmling, blöder Hahn!
Sieh, dir halt ich meinen Spalt,
Der, sich sperrend in der Regel,
Wie ein feurig Pförtchen strahlt,
Zugewendet: komm und vögell
265

Oder:
»Sieh doch ineinen dunkeln Spalt
Zwischen zwei geblähten Segeln,
Wie er feurig widerstrahlt,
Zugewendet dir: komm und vögerni
(vögel ihn).
26.
Kätzchen, Vöglein, seid Ihr müde.*
Seid Ihr matt und sehr erschlafft?
Willst Du nicht die Luft durchsegeln?
Stets nur auf dem Stänglein sitzen?
Willst Üu nicht die Maus erschleichen?
Bist Du traurig, liebes Kätzchen?
Fehlt Euch denn die Freude ganz?
Was zeigt Ihr denn immer nur
Mir den allerwertsten Rücken?
Jüngling, komm mit Deinem Gliede,
Wohl gesteift in voller Pracht,
Um mich lüstern abzuvögein,
Um in mich hineinzuflitzen,
Um mir kräftig-sanft zu streichen
Dicke Lippen meines Fötzchen
Mit dem strammen Männeschwanz!
Denn ich ieig r Dir immer nur
Ganz Yon vorne was zum Ficken.
Von den Tierchen keine Spur,
Nur 'ne Futt kannst Du erblicken.
27.
Der Epigrammatiker.
Willst Du, Forscher, erkunden, was dieses
Gemilde wohl darstellt,
Treibe nicht Zoologie: greif Deinen
Mädchen mal dran!
Denn dieses seltsame Wesen gehöret
nimmer ins Tierreich:
Sondern der weibliche Mensch trägt es
verborgen im Schoß.
Was Du in dunkeler Nacht so oft befingert,
befühlt hast,
Siehe, die keck-dreiste Kunst stellt es dem
Blicke nun dar.
Solltest Du aber nicht glauben, was ich so
interpretiere:
Bitte Dein Schätzlein doch, daß sie Dir
zeige ihr — Loch!
38.
Das Stubenmädchen
(als  ihr das Bild vor Augen kam).
Beim  ersten Anblick (auflachend): Wie
nett!
Kurz  drauf (errötend): Abscheulich!
29.
Der Künstler (aufklärend).
Die nette, dunkle Höhle
Hab ich so oft besucht.
Das Bildchen meiner Wonne
Hab zu skizzieren versucht.
Neugierig wirst du fragen,
Wie ich das angepackt.
In sonderbarer Stellung
Stand mir mein Mädchen Akt.
Ich hatte eines Tages
In Kleidern sie gefickt,
Noch lag auf meinem Bette
Vom Vögeln sie entzückt.
Nun wollte sie verdecken
Schon wieder ihre Braune,
Da fuhr mir durch die Sinne
'Ne sonderbare Laune.
Das Mädel mußte bücken
Sich auf des Bettes Rand,
Hemd hob ich auf und Böcke
Flink mit gewandter Hand.
Da klaffte zwischen beiden
Rundbacken des Popo
Die dunkle Wonnclinie,
Ganz wie gemalt, soso!
Nun spreizte sie gefällig
Auch ihre weißen Beine,
Da schien in vollem Lichte
Die braungelocktc Kleine.
Den Kopf hält sie geduldig
Nach vorn hinab gebeugt,
Damit das Hinterviertel
Mir seine Reize zeigt.
Mit blankem Arsche gleichsam
Springt sie mir ins Gesicht,
Das Zwischenstück umspielet
Das helle Sonnenlicht.
266

Und wie der Glanz des Lichtes
Den dunklen Spalt pmstrahlt,
Fährt mir's durch meine Sinne:
Ei, der verdient gemalt
Zu sein und rasch skizzieret!
Denn so was sieht man nicht
An jedem Tage, was?
Zumal im freien Licht.
Schon greif ich zu dem Pinsel
— Ich meine aber nicht
Den unteren, ich meine
Den richt'gen Zeichenstift.
Ich rufe: „Liebes Mädel,
Halt doch mal möglichst still
'N kleines Augenblickchen:
Wirst merken, was ich will."
Da dringt die üppige Spalte
Sich meinem Auge vor,
Die Haare flattern lustig,
Das Pünktchen schießt empor.
Schnell greif ich tu dem Stifte
Und seichne, was ich schau.
Es ist '»e schOne Sache
Um n tadellosen Bau.
Was zwischen diesen Schenkeln
In wulst'gen Lippen klafft,
Das ist es, was mein Bleistift
Schnell auf dem Blatt erschafft.
Nun ist das Mädel müde.
Der hochbeglückte Maler
Zieht selbst den Vorhang nieder
Und schenkt ihr einen Taler.
In lebhafter Erinnerung
Wird dann das Bild getönt,
Mit Lust und Liebe nachher
In jeder Art verschönt.
Und weil mein Hers in Wonne
Bei dieser Zeichnung schlägt,
Die treu die Züge in sich
Des Originales trägt,
Und weil es voller Freuden
Des Modells denkt und strahlt:
So hab ich's Bildchen dankbar
Phantastisch ausgemalt.
Ich hab ein Katsenköpfchen,
Ein Schwänzchen zugetuscht.
Das wundervolle Möschen
Bleibt Mittelpunkt der Lust.
So oft mit meinem Schätzchen
Ich nur zusammenkam,
Stets war das Wundertierchen
Gar zutraulich und zahm.
Es ließ sich gerne streicheln,
Das liebe süße Ding,
Es ließ sich gerne vögeln,
Es gab und es empfing.
— Das können wir bezeugen
Der Freuden sondergleichen.
Dieweil sein Konterfei
Des Freundes Album schmückt
Und dort die Phantasei
Der Jünglinge entzückt,
Die, witterend den Braten,
Die Wahrheit halb erraten.
So, dies ist ein Gedichte
Von unsres Tiers Geschichte.
Das Tierlein lebe hoch,
Das heißt, des Mädels Loch!
267

AUS BONNER STUDENTENKREISEN.
Mitgeteilt von F. J. W. M.
Das Mädchen ist ein Ding,
das auch ein Ding besitzt,
und ohne dieses Ding
der ganzen Welt nichts nützt.
Und wird zu diesem Ding
ein andres Diug gebracht,
dann kommt aus diesem Ding
ein Ding, das wieder Dinger macht.
Es lebt der Eisbär in Sibirien,
in Afrika, da lebt das Gnu,
es lebt der Säufer in Delirien,
in meinem Herzen lebst nur du!
Es pißt der Hund wohl auf drei Beinen,
auf allen Vieren pißt die Kuh,
es pißt der Säugling in die Leinen,
in meinem Herzen bist nur du!
Die „Vogelhochzeit*. 1 )
i.
Ein Vogel wollte Hochzeit machen,
wohl in dem grünen Walde.
Fidirulala, fidirulala, fidirulalalala!
Vers 2.—10. a. a. O.
ii.
Das Finkelein, das Finkeleiu, das führt das
Paar zur Kammer hinein.
12.
Der Uhu, der Uhu, de/ macht die Fenster-
läden zu.
i3.
Die Fledermaus, die Fledermaus, die zieht
der Braut die Strümpfe aus.
*) Ergänzung zu „Zupfgeigenhansl",
hrsg. v. Hans Breuer, Verlag Friedrich
Hofmeister, Leipzig, 19 r t.
i4.
Der Wiedehopf, der Wiedehopf, der macht
der Braut die Höschen upf.
i5.
Die Krähe, die Krähe, die sagt: lieh, was
ich sehe!
16.
Das Schnepfelein, das Schnepfelein, das
bringt der Braut das Töpfelein.
I7 '
Der Marabu, der Marabu spricht: Kinder,
laßt mich auch 'mal zu!
18.
Die Schwalbe, die Schwalbe, die bringt die
graue Salbe.
'?'
Die Eidergans, die Eidergans, die reibt ihm
ein den steifen Schwanz.
20.
Der Kranich, der Kranich setzt dreimal an
und ka-hannicht!
MI.
Der Albatros, der Albatros, der macht der
Braut den ersten Stoß,
aa.
Die Elster, die Elster, die fragt: Na, wie
gefällt's der?
a3.
Frau Kratzefuß, Frau Kratzefuß gibt allen
einen Abschiedskuß.
24.
Der Hennig krähet: „Gute Nacht!" Nun
wird die Kammer zugemacht.
(Von Wanderern aus Bonn zur Zupfgeige
gesungen.)
F. J. W. M.
268
86

LEBERREIME AUS ALTER UND NEUER ZEIT.
Von Otto Stückrath.
In der erotischen Volksdichtung Volks-
dichtung im weitesten Sinne genommen
spielt die Parodie eine außerordentlich
wichtige Rolle. Ein an sich harmloses
Lied, ein an sich harmloser Reim wird
durch Umstellung, durch Hinzuftigung
von Kehrreimen oder durch Travestierung
erotisch umgedeutet. Ich darf nur erinnern
an Schillers „Handschuh 4 \ der erotisch pa-
rodiert, seine Urform beibehält, aber ein-
gerahmt ist von einer Reihe stets wieder-
kehrander Kehrreime:
Vor seinem Löwengarten
Zum Zeitvertreib
Das Kampfspiel su erwarten
Am Unterleib,
Saß König Frans
/um Zeitvertreib
Und um ihn die Großen der Krone
Am Unterleib,
Und rings auf hohem Balkone
Zum Zeitvertreib,
Die Damen in schönem Krans
Am Unterleib.
Und wie er winkt mit dem Finger
Zum Zeitvertreib,
Auftut sich der weite Zwinger
Am Unterleib;
Und hinein mit bedächtigem Schritt
Zum Zeitvertreib,
Ein Löwe tritt
Am Unterleib,
Und sieht sich stumm
Zum Zeitvertreib
Rings um
Am Unterleib;
Mit langem Gähnen
Zum Zeitvertreib,
Und schüttelt die Mähnen
Am Unterleib,
Und streckt die Glieder
Zum Zeitvertreib
Und legt sich nieder
Am Unterleib u. s. f.
(Dillenburg 190/j, in Scnüiiaristcnkrciscn
beliebt.)
So wird und wurde in einem beliebten
Gesellschaftsspiel, das unter dem Namen
„Leberreime machen" bekannt ist, die
erotische Parodie reichlich benutzt, um das
Spiel für die Mitwirkenden unterhaltsamer
zu gestalten. Endlich aber, in unserer Zeit,
lösen sich die ursprünglichen Leberreime
ganz und gar von dem Spiele los und sind
selbständige Gebilde, die lediglich erotische
oder skatologische Zwecke verfolgen. Wie
die Reime ä la Klapphorn, die im Volks-
munde gang und gäbe, fast nur erotischer
Natur, allerdings mit einer ziemlichen Do-
sis gewollten oder ungewollten Humors aus-
gestattet sind, so sind auch die erotischen
Leberreime, wenn auch derb erotisch, doch
vielfach recht witzig erdacht. Sie finden
sich a) als Abortinschriften ziemlich sel-
ten, dienen — und das ist wohl ihr Haupt-
zweck — b) zur Unterhaltung im Männer-
zirkel der niederen Schichten mit städti-
scher Bevölkerung, c) haben ihren Weg in
den Kindermund gefunden. Die Zahl der
von mir gesammelten erotischen Leberreime
ist gering; ich möchte aber hiermit zu
weitcrem Sammeln anregen. Hier die von
mir gesammelten Stücke.
269

I.
Die Leber ist von einem Hecht
Und nicht von einem Geier;
Wenn ich mich bei mein Mädchen leg,
Spielt sie mir an die (!) Eier.
Biebrich a. Rh. (Kindermund).
2.
Die Leber ist von einem Hecht
Und nicht von einer Kuh;
Wenn ich meine Frau mal vöglcn möcht,
Macht tie die Futtklapp zu.
Wiesbaden (Arbeiterschenke).
3.
Die Leber ist von einem Hecht
Und nicht von einer Meise;
Wenn ich mein Weibchen bürsten tu,
Sing sie das Kyrie leise.
Wiesbaden (Abortinschrift).
4.
Die Leber ist von einem Hecht
Und nicht von einem Trudhahn,
Wenn du ein Mädchen vöglen willst,
So pack es an der Kutt an.
Biebrich a. Rh. (Arbeiterschenke).
5.
Die Leber ist von einem Hecht
Und nicht vom Papagei;
Wenn einer gut geschnitten ist,
So hat er auch kein Ei.
Var.:
Wenn einer nicht mehr vöglen kann,
So braucht er auch kein Ei.
Biebrich a. Rh. (Arbeiterschenke).
6.
Die Leber ist von einem Hecht
Und nicht von einer Maus;
Steif tu ich ihn ins Futtloch nein,
Und weich fällt er heraus.
Dotsheim (Arbeiterschenke).
7-
Die Leber ist von einem Hecht
Und nicht von einem Schwein;
Den Schwanz heraus und abgeprotzt
Tns kleine Löchelein.
Biebrich a. Rh. (Kindermund).
8.
Die Leber ist von einem Hess' (Hessen)
Und nicht von einem Preußen;
Der Hesse ist ein braver Mann
Und tut den Praiß' bescheißen.
Mainz (Schifferkneipe).
9-
Die Leber ist von einer Gans
Und nicht von einem Huhn;
Wenn man genug gevögelt hat,
So muß man einmal ruhn.
Mainz (Abortinschrift).
io.
Die Leber ist von einem Hecht
Und nicht von einem Schaf;
Die N. N. ist eine große Hur,
Die leckt als noch im Schlaf.
Mainz (Abortinschrift).
ii.
Die Leber ist von einem Hecht
Und nicht vom Zeppelin;
Wenn ich ein'n wie ein Luftschiff hätt\
Ich brächt en nit enin (hinein).
Frankfurt (Apfelweinkneipe),
12.
Die Leber ist von einer Katz
Und nicht von einer Gans;
Wenn ich genug gevögelt hab,
So leckt sie (!) mir den Schwanz.
Frankfurt (Abortinschrift).
Aus alter Zeit gebe ich nach einem inter-
essanten Büchlein von Joh. Sommer noch
eine Anzahl erotischer Leberreime, die deut-
lich zeigen, daß diese Art Dichtkunst schon
früh Verehrer gefunden hat. Der Titel des
Büchleins lautet: EPATOLOGIA HIERO/
GLIPHIGA RYTHMICA/New vnd hiebe-/
uor niemals außgegange-/nes Formular./
Auff Hochzeiten / Gastereyen / vnd ehr-/
liehen Malzeiten die Leber zu reimen / auß
der / Natur / art etc. etc. X durch Hul-
richum Therandrum. Magdeburg i6o5.
i. (3.) _
Die Leber ist von einem Hasn,
Ich sehe einen Meder grasn
270

Auff einer frembden Wiesen klein,
Zwischen der Frawn schneeweisse Bein,
Die hat die äugen jmmer offn
Sah/ ob jhr Mann komme geloft'u.
[ ». (8)
Die Leber ist von einem Hasen,
Ein Megdlcin wolt mr Ader lassen,
Das jhr das Fieber solt vergahn.
Ich ricth jhr zu der Median,
Als sie die schlagen lie / sur stund
Verging jhrs Fieber / wurd gesund.
3. (ii.)
Die Leber ist von einem Hasen,
Wenn ich nur köndte gar wol grasen,
Wolt ich viel angenehmer sein
Bey meinem Jungen Frewelein.
Graft ich gleich offt/ so wcchst doch fort
Das graft wider am selben ort
i(«7-)
Die Leber ist von einem Fuchs,
Manch vnd Nonnen seind eines Tuchs,
Sie spielen beyde Fuchs zu loch
Bleiben doch keusche Leute noch.
Wer wil jhn solche bößlich verkehrn,
Sie thuns/ das sie den Ordn vermehrn.
. 5 (a, : )
Die Leber ist vom listigen Fuehß
Der Tauber sagt sur Täubin Kuchs
Ein Hase sucht ein Häßlein Jung
Der Knecht thut sur Magd einen sprung
Der Kater sucht die Katze sein
Die Mauß find sich zum Mäuselein.
6. (aa.)
Die Leber ist von einem Fuchs
Wer offt geneust deß Hurentuchs
Der kriegt Frantzösisch Müntz zu lohn
Muß tragen auch den spott vnd höhn
Denn wie ein Fuchß stinckt wie ein Aaii
Also ein Hurer gleicher maß.
7- (29.)
Die Leber ist von einem Fuchs
Ich achte keiner Schrifft noch Buchs
Denn allein zwey: Vier Königs Buch
Vnd vnter meiner Frawe Schortztuch
Im ersten leß ich bey der Bierkann
Im andern bey Nacht/ wenn ich kann.
8.   (3o.j
Die Leber ist von einem Fuchs
Wer gneust zu viel deß Hurentuchs
Wad hat etwa sich kranck gesprungu
Der fresse offtmals Fuchslungn
Vnd wer vom Reisen schreyet och
Nehm vom Pulmonc Vulpis Loch.
9.   (3 3; )
Die Leber ist von einem Fuchs
Ich achte keines Peltzs noch tuchs
Viel sagen / die Füchspeltz sein wann
Ich nehm dafür mein Weib in arm
Die hat mehr wärm in jhrem haar
Als all Füchspeltz/ sag ich fürwar.
10.    (/,,.)
Die Leber ist vom Hirschlein schnell
Gott gebe/ das der Bauch aufschwell
Meiner Frawen/ wie sie gern hett
Sie lest mir sonst kein ruh im Bett
Denn wie ein Hirsch ist in Brunstzeit
Also mein Weib stets an mir leit.
11. (46.)
Die Leber ist vom Hirschlein Jung
Wenn mancher thut ein liebesprung
Schämpt er sich / vnd packt sich dauon
Fürchtet/ er Kriege spot zu lohn
Gleich wie der Hirsch nach der Brunstzeit
In der Gruben Verborgenheit.
11.    (%)
Die Leber ist von eim Hirschlein
Sehr freundlich ist mein Liebelein
Züchtig/ holdselig wie ein Reh
Lacht mich an/ wo ich geh vnd steh
Ach möcht ich bald das Hirschlein schicssn
Vnd jhrer Lieb völlig geniessn.
12. (5 9 .)
Die Leber ist von einem Beer
Wenn ein Megdlein mit Venus speer
Von einicm Jäger ist gestochen
Bleibt sie verborgen etlich Wochen
Gleich wie der trächtig Beer schlefft ein
Pflegt ein Zeitlang vnsichtbar sein.
i3. (66.)
Die Leber ist von einem Beer
Wenn ich ein Beerenstecher wehr
271

Hell Vrsulam vnter dem Spieß
So wolt ich jhn treffen gewiß
Ich vvolt durchstechen/ wenn er auch
Am Rauch noch eines wehr so rauch,
i/i. ( 7< 5.)
Die Leber ist von einer Kuh
Die Venus Kinder han kein ruh
Wie die Kuh lauffen in Hundslagen
Wenn sie die Bremen stechn vnd plagen
Also wenns Lieblein wird gestochen
Mit Liebspfeil/ so leuffts alle wochen.
i5. (96.)
Die Leber ist von einem Schaff
Mir kam ein Schäfflein vor im Schlaff
Mit iweyen Beinen/ lang er Woll
Vnd fordert von mir Venus zoll
Ich schämte mich/ thet äugleiu zu
Wer sie war/ ich nicht sagen thu.
16. (98.)
Die Leber ist von einem Schaff
Gupido mein Bettschäfflein traff.
Daß es gefehrlich würd verwundt
Wünscht einen Artzt zu aller stund
Ich wils mit Venussalbe schmieren
Hoff die Kranckheit soll sich verlieren.
17.    (101.)
Die Leber ist von einem Schaff
Wenn ich offtmals alleine schlaff
Trewmt mir/ es kom ein Schaff lein her
Bitt/ das ich jhr die Woll abscher
Wenn ich erwach/ vom Bett auffsteh
Kein Schaff noch Woll ich für mir seh.
18.   (103.)
Die Leber ist von eim Schäfflein
Wenn ich möchte ein Hirte sein
Wolt ich die allerschönsten Leinmer
Treiben in meine Schlaffkammer
Ein Kleeblat solt sein jhre Speiß
Wolt sie schliessn in mein ärmlein weiß.
19.    (111.)
Die Leber ist von einem Bock
Zu dir kein geiles Megdlein lock
Kömpt sie einmal in deinen Garttn
So wird sie seiner vbel warttn
Denn wenn der Bock ein Gärtner wird
Verderbt ers Garttens nütz vnd zierd.
20. (122.)
Die Leber ist von eim Böcklein
Die Buler sind jetzt gar gemein
Denn wie der Bock ist geiler art
Vnd fleißig auff die Ziegen wart
Also junge leut lefften gern
Von jihren Bulen sind sie nicht fern
21. (l2Ö.)
Die Leber ist von einer Ziegen
Ach wenn ich auch köndt kriegen
Ein Megdlein das möcht stille liegen
Ich wolt sie warlich nicht betriegen
Wolt mich fein an jhr seite schmiegen
Vnd mit dem Bauch zusammen biegen.
22. (126.)
Die Leber ist von einer Ziegn
Mein Weib wil gar nicht stille liegn
Kehrt sich offt an mich/ reibt den Bauch
Als ob sie flöh hett in dem Strauch
Muß offt blasen ins Jägerhorn
Daß die flöh springen hindn vnd forn.
_ 2 3. (137.)
Die Leber ist von einer Ziegn
Ein Bulo thut jhr viel betriegn
Heut ist sie hier/ morgen ist sie dar
Lest allenthalben jhre haar
Gleich wie ein Zicg nicht bleibt im Stall
Sondern leufft umbher vberall.
24.   (i3i.)
Die Leber ist von einer Ziegn
Hut dich für den / so im graß liegn
Sic machn mit jhrem Leibe stoltz
Daß du liegst in Frantzosen holtz
Denn was die Zieg bebeist vnd nagt
Ist gif füg/ wie man dauon sagt.
25.    (l32.)
Die Leber ist von einem Schwein
Von Säwart ist mein Bulen fein
Die Saw lest sich kratzen am Bauch
Mein Bul deßgleichn / do sie ist rauch
Vnd legt sich gar fein auff den Rücken
Ivan sich trefflich fein darein schicken.
26.   (i33.)
Die Leber ist von einer Saw
Hast ein Jung Weib / dieselbe kraw
272

Vnd borst sie wol mit Adams quast
Daß du ein gut wort von jhr hast
Thustu es nicht/ liegst wie ein Rang
So gruntzt sie all dein lebenlang.
a 7 . (i36.)
Die Leber ist von einem Schwein
Mein Weib kan nichts denn vnnütz sein
Siti ich gleich auff dem Venus Thaw
So gruntzt sie dennoch wie ein Saw
1 hu ich sie gleich am Hauch fein kratzen
Schlegt sie mich doch mit jhren Tatzen.
28. (141.)
Die Leber ist von einem Schwein
Wenn mein Bul ein fercklein möchl sein
Vnd ich der Schlichter / vnd solt sie slechn
Wie meint jhr/ das ich mich wolt rechn
Sie ist zahm/ vnd zum stich nicht wild
Dürfft keinen Jungen / der sie hielt.
39. (x44.)
Diese Leber ist von keim Lawn
Ich wolt einmal vnser Magd klawn
Da fast sie mich zwischen die Bein
Vnd ließ sich klawn hurtig fein
Vnd gfiel jhr das so trefflich wol
Das ich bald wider kommen sol.
3o. (147.)
Dio Leber ist von keinem Law
Keinem Mitbuler rath ich traw
Wie der Lew auch im schlaffen wacht
Also hab du lehr fleissig acht
Das nich ein ander stech den Becrn
Den du gestochen hettest gern.
3i. (160.)
Die Leber ist nicht vom Elephant
Ich bin durchwandert mannich Land
Vnd habe keine Leut gefundn
Die da nicht hetten Venus wundn
Hab auch erfahrn/ das kein Artzny
Besser/ als Frawenhaare sey.
3a. (16a.)
Die Leber ist nicht vom Elephant
Der Knecht im Hew zur Magd sich fand
Vnd gab jhr eine gute huschn
Das sie es nicht kundte verguschn
Der Bauch schwall auff / sie kriegt ein Kind
Wir weiß wo sie den Vater find.
33. (i63.)
Die Lebr ist nicht vom Elephant
Ein Megdlein zum Wasser sich fand
Nackend vnd bloß / vnd sah von vndn
Durch« Wassers glantz ein tiefste wundn
0 achrey sie/ hett ich ein Baibier
Der doch die Wund verbindn mir.
34. (186.)
Die Leber ist von keinem Luchs
Wenn ich wer listig wie ein Fucha
Wolt ich vnter der Magd hembde kriechen
Wenn sie im Bett thet schlaffend liegen
Wolt mich versleckn in jhr Fuchs loch
Was gills wo sie würd schreyen Och.
35. (ufi.)
Die Leber ist vom Wolffen nicht
Ein Bulcr auch im finstern sieht v
Gleich wie der Wolff im finstern maust
Also ein Bulcr bey nacht laust
Was er am tag hat außgespürl
Heß nachts in seine Kammer führt.
3(5. (icj4.)
Die Leber ist nicht \oin Wollte grim
Jungfraw ein Hündleiu zu dir nim
Daß dich der Wolff nicht möchte raubn
Von deinen zarten Beinlein klaubu
Ich wil gar gern dein Hündlein sein
Nim mich nur zu dir ins Bett nein.
3 7 .   (iy5.)
Die Leber ist von keinem Wolf fei»
Ein Magd hat mir auß noth geholffen
Do ich deß Nachts hatt Colicam
Mit jhrer wärm sie mirs benahm
Vergelt jhrs Gott der guten Magd
Geh jhr ein Mann / der jhr behagt.
38.   (ij,C.)
Die Lebr ist nicht vom Wolffen geil
Hut euch jhr Gselln vorm Narrenseil
Denn wie der Wolff am Schwantz hat gifft
Dadurch die liebe wird gestifft
So han die Megdlein vntern Schurtzn
Den gifft/ damit sie manchen stürtzn.
II Kransf: IX. Beiwerk z. Stud. «I. Anthropophytcia.

3ij. (204.)
Die Lehr ist von einem Bibr
Biberzeit macht den Mann viel liebr
Wenn er sie of ft gebraucht zur lust
Vnd «einer Frawen willen büst
Sie ist 4©r fremd anfengerin
Vneinigkeit Vereinigrin.
4o. (206.)
Die Leber ist von einem Biber
Der Bibergeil ist Weibern liebr
Als wenn man jhnen sagt vom Betn
Viel lieber lassen sie sich tretn
Vnd spielen dick dack/ auß vnd ein
Das gfellt den Jungen Weiberlein.
4i. (208.)
Die Leber ist von keinem Pferd
Kein schmückern Gaul weiß ich auff Erd
Darauff ich lust su reuten hett
Vnd jhn zustellen in mein Bett
Denn einen/ heist Hyppolita
Wolt Gott/ er were jtzund du.
4*.'.(«».)
Die Leber ist von keinem Pferd
Ich weiß ein Megdlein ist mir werd
Dia Hett gerne ein Reuter Knabn
Der im Thurnier könd sanffte trabu
Dem Reuter wolt sie lohnen wol
Das es jhm nicht gerewen sol.
43.   (214.)
Die Leber ist von keinem Pferd
Kein wilder Thier ist auff der Erd
Als Venus Töchter/ die vom Fcwr
Der liebe brennen vngehewr
Man reutet sich wol drüber lahm
Eh solche Wilden werden zahm.
44.   (222.)
Die Leber ist von keinem Hund
Mein Lieblein hat ein roten Mund
Wolt Gott ich solt als ein Hündleiu
Bey nacht im Bett jhr Wechter sein
Wachen wolt ich trowlich bey jhr
Kein frembder solt einschleichen mir.
45.   (a3a.)
Die Leber ist von keinem Hund
Mein Megdlein hat zitzen rund
Wie lieblich Paradiß äpfflein
Darauff solt sehr gut schwimmen sein
Wenn man der Veneri zu ehr
Wolt fahren vbers liebe Meer.
40. (a33.)
Die Leber ist von keiner Katz
Mein Kammerkat* fengt jhre Ratz
Meist theils im finstern bey der Nacht
Gleich wie mein Kätzlein schleicht fein
. sacht
Bey finster Nacht/ in Scheun/ vnd Stalin
Vnd thut die Ratz vnd Mäußlein felln.
47- 030.)
Die Leber ist von.keiner Mauß
Ich sah newlich ein seltzam strauß
Die Katze war vber der Mauß
Im grind macht sich lustig die Lauß
Der Knecht lag auff der Magd im Hauß
Was wil wol endlich werden druß.
48. (241.)
Die Leber ist von einem Hun
Das lest sich offtmals treten thun
Legt viel Eyer/ auß Jung außheckt:
Also wenn sich die Fraw außstreckt
Lest sich hacken jhren Haußhan
Als denn sie Kinder zeugen kan.
4<> (»48).
Die Leber ist von einem Hun
Was solt man doch den Megdlein thuu?
Wenns kakelt/ thut auff vnd abtretn
Solt sie wol gern wolln sein getretn?
Reuchstu das/ hast den Schnuppen nich/
den Megdlein freylich das gebricht.
5o. (2 56.)
Die Leber ist von einem Hun
Wie werd ich jhm doch jmmer thun
Mein Vater wil mir gebn ein Weib
Weiß nicht/ wie ichs doch mit jhr treib
Doch tröst ich mich/ sie wirds michs
letam/
Auff welche Seit ich mich sol kehrn.
5i. (2G2.)
Die Leber ist von einem Hun
Gut Gewürtz muß man an Hüner thun
Sollen sie anders lieblich schmeckn
Also wer Jungfraw fleisch wil leckn
Der muß Beutelgwürtz bey sich tragn
Sonst wird sein lieb jhr nicht behagn.
274

5a. (aö3a.)
Die Leber vom Hun ist gar gcel
Jungfraw wie seht jhr doch so scheel?
Lst der vielleicht nicht her gebetn
Der euch künfftig gedenckt zu tretn
Oder seht jhr sonsten so sawr
Das ich nur bin ein grober Bawr.
53. (a63b.)
Die Leber ist fein braun gebratn
Die Megd seind hewer wol gerain
Wenn ich doch eine köndte kriegn
Die bey mir möchte freundlich liegn
Ich wolt sie nehmen in den Arm
Sie solt bey mir wol werden wann.
5,4. (i 7 Ä)
Die Leber ist von einem Hau
Vnverschamt ist gar mancher Mann
Gleich wie der Hau sein Hüner tritt
Öffentlich vnd schewet sich nit
Also pflegt mancher geiler Manu
Sein Herta mit geberden zeigen an.
55.   (33i.)
Die Leber ist von einem (Jänßleiu
Mein Bule wil gern bey mir sein
Wie die Ganß vmb den Gauner fleugt
Also mein Lieb mir auch nach kreucht
Weiß nicht/ was das bedeuten sol
Ob sie sich treten lassen wol.
56.   (345.)
Die Leber ist von einem Schwan
Orpheus der gute Music Mann
Ist in ein Schwan verwandelt worden
Ich aber wünscht mir Flöhens Orden
Denn wenn ich wer ein Flöhlein klein
Kroch ich den Megdlein zwischen die Bein.
5 7 .   (36i.)
Die Leber ist von einem Pfawn
Mein Megdlein möcht ich gern schwan
Wenn es im bad wer nackend/ bloß
Obs auch schön wer in jhrer Schoß
Obs auch hett runde Brüstelein
Da zwischen möcht gut liegen seiu.
58. (3(ji.)
Die Lebr ist von der Nachtigal
Es ist kein lieblicher Thon noch schall
Denn wenn die zarten Jungfrcwlein
Singen mit jhren stimlein rein
Wenn ich ein solch Nachtigal hett
Wolt ich sie legen in mein Bett.
6.9- (W.-)
Die Leber ist von eim Habicht
Im Vcnusberg versteig dich nicht
Der Habicht besucht sein Frcwlein
Wenn dreissig lag verlauf fen sein
Also brauch Venus Tränck/ vnd Bad
Messig/ auff daß es dir nit schad.
60.   (419.)
Die Leber ist von keiner Kreyn
Dieselben reiten gern auf? Säwn
Also was hüpffet bey der nacht
Sich gern an garstig Säwe macht
Wie ein alt Sprichwort ist: Schlim schlem
Inquirit sibi similem.
61.  (4a8.)
Die Leber ist von eim Sperling
Der ist «war klein vnd sehr gering
Noch kan er treten sein Gemahl
In einer Stunden siebenmahl
Drumb liegt nichts dran / ob einer klein
Ein grossen schwantz hats klein Füchslein.
62.  (43o.)
Die Leber ist von eim Sperling
Ein Jungfraw zu klagen anfieng
Ach wie elend sind wir Megdlein
Die wir im Bett liegen allein
Ein Sperling hat es traun viel baß
Der wird getrelln ohn vnterlaß.
63.   (44a)
Die Leber ist von der Fledermauß
Zu nacht die Buler fliegen auß
Wie d' Fledermauß bey tag inliegn
Des Abends in dem dunckeln fliegn
Also bey tag die Bulr im Sauß
Bey Abend fliegn zur Jungfraw Hauß.
18* Kr»ms:IX. Beiwerk». Stad.d. AitbroyophytpU
275

MINNELIEDER AUS WESTFALEN.
Mitgeteilt von Erich Schnabel.
i.
Mädchen, hcirat mich, ich bin ein Bäcker,
Back Dir Brötchen, fein und lecker,
Mach Dir Kinder, zart und klein,
Mädchen, heirat mich, dann bin ich Dein!
a.
Ich lieg im Bett und schwitze,
Mein Manu ist eisigkalt,
Zum Lieben hat er keine Hitze,
Zum Lieben ist er zu all.
3.
Dag haben die Mädchen so gerne,
Hinein bis an die Därme,
Dazu noch einen Kuß,
Das ist ein Hochgenuß.
4.
Oh, welch Malheur,
Meine Unschuld, die hab ich nicht mehr,
Die hab ich verschenkt,
Meinem Schatz an den Pimpel gehenkt.
oder:
Was mich ganz fürchterlich kränkt.
5.
Anna, ich hab dich gern,
Du bist mein Stern,
Denn du bleibst mir nicht fern,
Weil du ficken tust gern.
Westfälisches Herrenabend-Lied .
Vorsänger:
Ein Kardinal, der darf sich nicht
vermählen,
Doch eine Wirtschafterin darf er sich
wählen,
Die ihm den Haushalt führt nach aller
Kunst und Regeln -—
Und ab und zu darf er sie auch mal —
Chor, einfallend:
Pst, was geht das uns an,
Das geht uns gar nichts an,
Das ist uns ganz egal,
Wir bleiben neutral.
Vorsänger:
Mine Dame kleidet sich in Samet und Seide
Und trägt im Haar ein goldene« Geschmeide
lud hinten trägt sie eine lange Schleppe
Und nebenbei ist sie ne —
Chor, einfallend:
Pst. usw.
Vorsänger:
Km Herr Baron schickt seine Frau auf
Reisen,
Um seine Liebe ihr zu beweisen»
Und nach drei Monat kommt sie dann
nach Hause
Und ist gefüllt mit einem dicken —
Chor, einfallend:
Pst, usw.
Kölnische Liedchen.
i.
Loss uns jett vun Kacke singe,
Kacke es en ardig Dinge,
Kacke, dat mäht grosse Nuth,
Wer nit kacke kann, jeht tut.
2.
Künnt ich doch,
Wie wöll ich doch,
En enem dunklen Höttche,
Da höf ich dir die Rockelche op
Und schlög dich op di Föttche.
276

3.
Et ia mer so bussei,
Kl is mer so schlech,
Ich möch ens jaen driesen
Und kann noch nit rech.
/|.
Leew Moder, mi Liew,
Sibbn Kinder, un als widder slil' 1 )
Un noch kene Mann zu hann,
Der ei gehürig 2 ) kann.
5.
Un endlich kom dae Löchtemann 1 ),
1>8 Mäsch*) dat Lech nit vertrage kann,
Da Mösch, da ging ihm höppe,
Da Här, dl wor da Daler quitt,
Ae kunnt se nit mi floppe. 9 )
6.
Dat es ne Moderflecke (Muttermal),
Warn nit sehn well, kann mich em Arsche
lecke.
7-
Ahle Gräfe* un Entepuhl*),
Lührgass*) mach de Thöre zu.
8.
Leck mich em Arsch un dries dich voll
Dann Käs de zusam ne Pöttche voll.
9-
Ein armes Weib, das bucklig ist,
Das fickt man von der Seite,
Und wenn der Buckel Kinder kriegt,
Dann lachen alle Leute.
io.
Leew Moder, sei doch nur nit bange,
Denn es hat noch immer jot jejange
Un es hfit mer auch nit wih jedon.
i)   steif = schwanger.
2 )   gehörig = legetim.
*)   Laternenanzünder.
2 )   Sperling = Straßendirne.
a )   coire.
*)   Bordellstraßen.
Schrecklich ist's den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch das Schrecklichste der Schrecken,
Das ist den Kupferschmied im Arsche
zu lecken,
Denn er hat Grünspan dran.
oder:
Das ist den Bäckergesellen im Arsche zu
lecken.
Denn er hat Knödeln dran.
Fräulein Marie,
Schfagebaut war sie,
Solotlnzerin im Ballett,
Doch zu Hause im Kabinett
Busen von Flanell
Und das ganze Untergestell
War von Schisdi, Schasdi,
Gummi elasti, lasti, lasti kumm.
Et kome drei Soldätche,
Die drissen en de Böse,
Himmel sa kr alot,
Dat Pulver es nixnotz.
Wenn man bedenkt,
Wie er so hängt
Und wie er zunimmt,
Wenn man ihn in die Hand nimmt,
Und wie er sich reckt,
Wenn man ihn hineinsteckt,
Und wie er aussieht,
Wenn man ihn rauszieht.
Vgl. Anthropophyteia VIII, Seite 467:
„Ergänzungen.'
Ihr Mädchen laßt Euch ficken,
Das Ficken ist gesund,
Die Memmen werden dicker,
per Bauch wird kugelrund.
„Gott sei Dank'* sät de Frau Frank,
Un do schmess se de Kammerpott wider
de Wand,
Dat gof nen Gestank,
Alle Lück em Hus woten krank,
Usser de Frau Frank,
Gott sei Dank.
277

Als im Jahre 1870 ich nach Frankreich
bin marschiert,
Hat die (kiate, die Bewußte, mir ne Butter-
brot geschmiert.
Und sie steckt mir eine Knackwurst unter
heißen Tränen ein,
Sprach: „Mein Heber Junge, so gedenke
denn auch mein."
Und die ganze Kompanie
Stand am Rhein und macht pipi,
Und der Hauptmann stand dabei
Und besah die Schweinerei.
Und der Kutscher auf dem Bock,
Schiss vor Lachen in den Rock,
Und die Damen in dem Wagen
Konnten das Stinken nicht vertragen.
Und der Wächter — ungelogen —
Schiss vom Turm im großen Rogen,
Mitten in die Kompanie
Und bespritzt sie mit Pipi.
Alle fingen an zu schrein:
Der da ist das größte Schwein.
Vgl. Anthropophyteia VI, Seite 4oo: Ero-
tische Kinderreime aus Groß-Frankfurt
278

MINNEUEÜER KURLANDISCHER STÄDTER.
Mitgeteilt tob Edgar Spinkler.
Die Kuh.
i.
Durch den Wald ging Hans und Liese
Ihrem Heimatdörfchea au.
An dar Hand hieK Hana die Lie»,
An dar andern an 'sam Strick die Kuh.
Dlmmruag harracfcie schon im Walde,
Da dar Abc*d bald begann.
Und es fing die kleine Lieee
Langsam eich in fürchten an.
„Hans", sprach sie, ~es wird schon dunkel,
Sieh, der Sonne Licht erlischt.
Hana» du wirst mir doch macht tuen?"
„Nee", sprach er, „ich tu Dir aiacht."
a.
In dem Wald wurd's immer dunkler,
Und der Liese wurde schwül;
Ihre Angst wurd' immer größer,
Denn die Liebe hatte viel Gefühl.
Und sie drückte dichter
Sich an ihren Hans heran.
Der ging ruhig, unbeweglich,
Liese fing zu weinen an.
„Hans", sprach sie, „ich weiß gewiß jetzt,
Ja, ihr fühl's, Du tust mir was."
Doch er sprach: „Sei ohne Sorgen,
's ist ja heute viel zu naß."
3.
Nacht war jetzt hereingebrochen,
Liese war vor Angst halb tot.
„Hans, jetzt wirst Du mir was tuen;
Ach, was fange ich nur an, o Gott!"
Hans, der wird jetzt ernstlich böse:
„Sei doch endlich einmal stillt
Denn ich kann Dir doch nichts tuen,
Wenn ich wirklich sowas will.
Weil ich, wiU ich Dich umfassen,
Doch die Kuh nicht halten kann."
„Aber Hans", sprach Liese schüchtern,
„Hans, dann binde sie doch an."
De tcheene deitoche Einigkeit.
Ein Personenwagen 3. Klasse Hüft von
Dresden nach Preußen und von da aus
durch Bayern nach Württemberg und wie-
der zurück nach Sachsen. Im Abort be-
findet sich der bahnamtliche Vermerk:
„Dia Benutzung des Klosetts ist nur fünf
Minuten gestattet."
Dies gab einem Preußen Anlaß zu fol-
gendem Verschen:
„Wer hier mal was verrichten will,
Der möge sich nur sputen,
Dia Bahnverwaltung läßt ihn nur,
Zum Kacken fünf Minuten."
Ein Bayer schrieb darunter:
„Der Mann, der dies geschrieben hat,
Der ist gewiß aus Preißen,
Der wer net viel zu fressen hat,
Hat a net viel zu scheißen."
Ein Schwab verstieg sich darauf zu fol-
gendem Erguß:
„Wo aber dos geschriwwe hat,
Dös is gewiß ä Bayer,
VVer-n ganze Tag bloß fresse tut,
Kann scheiße wie 8 Reiher."
Endlich dichtete ein Sachse folgendes
zum Schluß:
„Seht da de deitsche Eenigkeit,
Hier tut se sick beweisen:
Dem eenen gönn'n se's Fressen nich,
Dem andern nich mal's Scheißen."
279

Der Tauch er!
Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp,
zu tauchen in dieses Scheißhaus hinab?
ist keiner da, der's wagt von Euch allen?
Meine Uhr ist mir in die Scheiße gefallen,
Fünf Gulden zahl ich, so wahr ich Leh-
mann heiße,
wer mir meine Uhr holt aus dieser Scheiße!
Und all die Männer und die Frauen
voll Grausen in den Abgrund schauen,
da kommt der Hausknecht, ein verwegener
Mann,
und sieht voll Erstaunen die Scheißgrub
•ich an,
schon wirft er Rock und Weste hinweg,
hoch im Bogen spritzt der Dreck.
Armer Mann, hört man die Frauen klagen,
mußt um fünf Gulden Dein Leben wagen,
der ist gewiß vartchwunden im Dreck,
der ist für ewige Zeiten hinweg.
Doch siehe, was rudert mit emsigem Fleiße
und teilt mit kräftigem Arme die Scheiße,
der Hausknecht ist's und in der Linken,
sieht man die Uhr des Hausherrn blinken.
Hausherr, sprach er, da unten gibt's
Trümmer,
da hinunter geh ich nimmer,
erst war es flüssig und sehr zart,
dann wurd' es mosig, schließlich hart,
und wo es am schönsten war und dick,
da ruht ich für einen Augenblick.
Und als ich war am emsigen Suchen,
da, ich möchte mir fast fluchen,
da schiß mir einer zu meinem Glück,
grad in die... Fresse und nicht ins Genick.
Der Hausherr sprach, die Uhr hast Du
gefunden,
doch die Kette liegt noch unten,
und tauchst Du noch einmal in die Scheiße
hinein,
ao sind fünf weitere Gulden Dein.
Da sagte der Hausknecht ganz barsch:
Lecken Sie mich am Arsch!
Die eheliche Pflicht,
Als einst ein alter Herr ein junges Mädchen
freite,
und ihm sein schwacher Leib nichts gutes
prophezeite,
sprach er zu ihr: „Mein Kind, sie wird
sich ja bequemen
und meine Ehepflicht quartalweis von mir
nehmen."
Ihr Widerfragen war, da sie sich kaum
bedacht:
„Wieviel Quartale, sprecht, gibt's denn in
einer Nacht?
Potiphan Weib.
Heuer sind die Weiber klüger
als einst Potiphar sein Weib:
greifen selten nach dem Kleide,
greifen lieber nach dem Leib.
Leichenpredigt
Ach, der Tod nahm in der Blüte
ein junges Mädchen süß,
das gewiß aus Lieb und Güte
sich von jedem vögeln ließ.
liier liegt sie starr gleich einem Klotze,
still und leblos auf der Bahr',
ungespritzt mit ihrer Votze,
die des Schwanzes Lust einst war.
Drum, ihr Männer, widmet Kränze
für das vielgefickte Weib,
da sie Tausende von Schwänze
hat verschluckt zum Zeitvertreib.
Buhe sanft, du vielgefickte,
oft warst du vom Vögeln matt;
ruhe sanft, du vielgefickte,
endlich hast du's Vögeln satt. Amen.
Fall Neu mann— Wärmer.
Vorsitzender: Angeklagter, die Luise Neu-
mann will von Ihnen ein Kind haben.
Angeld.: Muß es denn gleich sein?
Vors.: Unterlassen Sie diese Redensarten!
Wie heißen Sie?
Angekl.: Anton Wärmer.
280

Vor«.: Was sind Sie?
Angeld.: Suspensorium.
Vors.: Unierlassen Sie die faulen Witze!
Ich frage Sie, was Sie sindl
Angeld.: Ick wollte mir mal feiner aus-
drücken, ick bin nämlich Sacktniger.
Vors.: Bekennen Sie sich der Vaterschaft
schuldig?
Angekl.: Jawoll.
Vors.: Wie ist es denn mit dem Bezahlen.*
Angekl.: Da will ick nichts für haben,
det tat ick aus Liebe.
Vors.: Haben Sie sie allein gebraucht?
Angekl.: Nein, auch ihre Schwester.
Vors.: Das will ich nicht wissen. Krzählcn
Sie, wie Sie dazu kamen.
Angekl.: Ick kam mal hin und habe die
Luise an dem Arsch gepackt.
Vors.: Bedienen Sie sich anstandigerer
Ausdrücke! Arsch heißt das nicht, es heißt
Hintern. Erzählen Sie weiter.
Angekl.: Dann kam ick wieder mal hin
und habe sie an die Pumpe gefaßt und
sie faßte mich an die Nieren und sagte, ick
hätte einen echten. Daraufsagte ick: mach
mal deine Beine breit, wir wollen mal
frühstücken. Darauf sagte sie: Na, denn
man los!
Vors.: Bedienen Sie sich noch einmal
solcher Ausdrücke, dann lasse ich Sie drei
Tage einsperren. Erzählen Sie weiter.
Ang.: Dann kam ick wieder mal hin und
habe sie an die V-V-Votze . . . Herr Rich-
ter, bevor Sie mich drei Tage einsperren,
wie heißt „Votze" in der Gerichtssprache?
Vor«.: Sie sind ein Saukerl, zum dritten-
mal stehen Sie wegen Alimente vor Ge-
richt. Nehmen Sie doch lieber eine Frau!
Angekl.: Die habe ick schon gehabt, aber
da kam der Mann nach Hause und da habe
ick die herrlichste Senge bekommen . . .
Dvr Pfannenflicker.
Bin aus der Stadt der Pfannenflicker,
hab immer frohen Mut,
und wenn es was zu flicken gibt,
dann flick ich alles gut.
Der Pfannenflicker macht sich nichts draus,
er flickt die Pfannen von Haus zu Haus.
Da kam er vor des Klempners Haus,
Mamsell die schaut heraus:
,,0 Pfannenflicker komm herein,
hier wird schon was zu flicken sein.*'
Der Pfannenflicker macht sich nichts draus,
er flickt die Pfannen von Haus zu Haus.
Da gab sie ihm ein Pfänneleiu,
besetzt mit weichem Moos,
darinnen war ein Lochelein
wie eine Nuß so groß.
() Pfannenflicker, nimm dich in Acht,
daß du das Loch nicht größer machst.
lind als er damit fertig war,
die Pfanne war geflickt,
da hat sie ihm ein Silberstück
wohl in die Hand gedrückt.
Der Pfannenflicker schwenkt sein'n Hut:
,,Adc, Mamsell, der Flick war gut! 4 '
liursehenlied.
O idte Burschenherrlichkeit,
wo bist du nur geblieben?
nie kehrst du wieder, goldne Zeit,
wo wir noch konnten schieben.
Der Pulversack der ist jetzt leer
und auch der Hahn der steht nicht mehr,
O jerum, jerun». jerum,
uns wird ums Herz so schwer 'rum!
Sah früher man ein Mägdelein
mit rosenroten Wangen,
so brauchte man nicht spröde sein,
könnt' stillen sein Verlangen
und schon nach ziemlich kurzer Zeit,
da schwelgte man in Seligkeit.
O jerum usw.
Doch heut sieht man mit trübem Sinn
nur noch die Jugend tollen,
bei uns steht nichts mehr davon drin,
wenn wir auch gerne wollen,
denn uns passiert nicht das Malheur,
wir machen keine Kinder Ttehr.
O jerum usw.
281

I nd dennoch ist es manchmal gut,
daß wir nichts können machen,
so manchem jungen, tollen Blut
passieren schöne Sachen:
die Jugend kriegt den Tripper oft
und auch den Schanker unverhofft.
0 jerum usw.
Extrablatt.
10 Uhr nachm.
Als sich gestern nachmittags das Vergnü-
gungsluft'- Elsa von See aus dem Exer-
zierplatz näherte, kam ihm der Militärluft-
kreuzer Karl entgegen. Da beide Luft-
schiffe abgeblendet waren und sich in der
Dunkelheil nicht erkannten, auch War-
nungasignale nicht mehr gegeben werden
kannten, stieß der M. L. K. Karl mit seiner
Spitze der Elsa mitten in die Ballonhülle,
so daß das Gas bei dem Vergn.-L. Elsa
vollständig entwich. Beide mußten landen
und der M. L. K. Karl kam quer über das
V.-L. Elsa zu liegen. Das Hinterteil des
M. L. K. Karl hob und senkte sich. Das
Sausen der Propeller hörte sich wie ein
Stöhnen an. Der Zustand erreichte seinen
Höhepunkt, als das Benzin des JVI. L. K.
Karl sich quer über die Elsa ergoß. Dadurch
schrumpfte die Ballonhülle der Elsa ganz
zusammen.
10 Uhr vormittags.
Als man heute vormittags die Unfallstelle
in Augenschein nahm, stellte es sich heraus,
daß die Spitze des Karl vollstnädig ver-
brannt war und Elsa einen großen Riß
bekommen hatte. Da das Aluminium gänz-
lich unbrauchbar geworden war, mußten
beide Luftschiffe abgetakelt werden.
l\ Uhr nachmittags.
Ein Ingenieur hat eine große Erfindung
gemacht. Damit bei derartigen Fällen das
Auslaufen des Benzins verhindert wird und
ein Verbrennen unmöglich ist, will er eine
Gummihülle an der Spitze des Ballons be-
festigen, die sich bei Zusammenstößen über
den ganzen Ballon streift und somit auch
ein Auslaufen des Benzins verhindert.
Stoßseufzer einer jungen Dame.
Was für schlechte Worte braucht
heuzutage doch Ihr Herrn
für das Ding, in das Ihr taucht
alle. Euren Schwanz so gernl
Ach, Ihr nennt es Votze, Mose,
Schnecke, Pumpe, Pflaume, Loch,
Kitinte, Kulte, Vögelritte,
Büchse, Schrulle, Muschel noch.
Viele andre schlechte Namen
könnt' ich sagen, doch genug.
Wie dagegen sind die Damen
doch voll Anstand ohne Trug!
Sprechen niemals: Piephahn, Pinsel,
Nille, Schwanz, Schnips, Pfeife, Stift,
Dicker, Struller, Schwengel, Rübe,
Automat fürs Jungfernstift.
Nein, wir nennen diesen Bengel:
Lebensquell und Freudenspender,
Herz- und Nierenumumwender.
Und so dürfen wir wohl bitten,
daß jetzt unser liebes Ding,
das von Euch so gern gelitten,
bessre Namen nun empfing«
Heißt es: aufgeblähte Roee,
Nadelbüchse, Freudental,
Venusberg, auch wohl Spieldose, —
Namen gibt es sonder Zahl.
Und um eins noch muß ich flehen,
bittend dies mein Mündchen spricht:
sollte mal der Schwanz Euch stehen,
pimpert unterm Taler nicht 1
Das beste Mittel, einen schlappen Schwanz
wieder zu versteifen ist — eine Zementein-
spritzung.
Der Spaziergang.
War einet ein Mfidchen mit lieblichen
Wangen
in einem Bad spazieren gegangen;
die Rückkehrstundc war längst schon dahin,
doch nach Hause zu gehn kam ihr nicht in
den Sinn.
Vergeblich die Mutter nach der Tochter
ausschaut,
soweit es der Himmel, die Gegend erlaubt.
282

Doch als der Tag sich zu neigen beginnt,
kommt Fraulein Luise ganz fröhlich
gestimmt,
die Haare zerzaust, die Röcke gehoben,
die Titten heran«, da» Korsett verschoben.
Sie schaut von oben bis unten sich an,
blieb dabei stehen und spielte sich dran ...
Die Mutter sprach: „Was muß ich erleben?
Rist du denn trunken vom Safte der
RebenPl"
„Nein", sprach sie, ,>das laß ich wohl
bleiben,
ich kann mir auch anders die Zeit
vertreiben!
Denn mit der Votze, das mußt du
verstehen,
was mit mir ist drinnen im Walde
geschehen.
Dort kam er gelaufen in Eile und Freuden,
herzte und küßt' mich — das mocht' ich
wohl' leiden.
Drauf legten wir uns nieder in« grüne
Gras —
nun, Mutter, kommt erst der richtige Spaß!
Bei ihm, da hatte ich gleich gesehn,
daß am Bauche er hatte ein Männlein *»tehn,
oben am Kopfe war es rot,
bewegte sich — schien doch wie tot.
Als wir eine Weile uns so unterhielten,
am Leibe und Busen uns flüchtig befühlten,
da merkte ich plötzlich ein Kitzeln und
Brennen,
als wollte die Votze vom Leibe mir rennen.
Nicht hielt ich's mehr aus, doch könnt'
ich vor Lachen
den Mann nicht mehr darauf aufmerksam
machen.
Und bald darauf lag er mir zwischen t\m
Beinen,
er findet die Yotze und zeigt ihr den
Kleinen.
Derselbe fuhr nun heraus und herein,
und schöner kann's wahrlich im Himmel
nicht sein!
Nachdem er den Bauch und die Votz mir
bespritzt,
kam er heraus, ganz müd und erhitzt.
Ich erbarmte mich seiner und legte ihn fein
in meine Titten hinein.
Nach einer Weile erhob er sich wieder
und kam gleich von neuem m Feuer und
Fieber.
Kr drehte mich um und wußte von hinten
den richtigen Weg in die Votze zu finden.
Ks war grad von hinten mir,
als bekam ich ein Klistier."
Da sprach die Mutter mit trübem Blick:
„Du bist nicht wert des Himmels Glück!
War ich es gewesen, ich wüßt es zu fassen:
noch dreimal hält ich mich ficken lassen."
Heut, in dieser schweren Zeit,
wo's kein Fett gibt weit und breit,
wo die Butter und die Eier
sind so ungeheuer teuer,
wo der Sack und auch die Nille
hängen in der Hose stille, —
ja, in diesen schweren Nöten
gehn die Klöten auch noch flöten!
Nimm zusammen alle Kraft
und vergeude keinen Saft.
Meide darum jedes Weib,
schone lieber deinen Leih,
zähme deine wilden Lüste,
schaue nicht auf stramme Brüste;
locken sie dich mit den Rücken,
ruf: „Vorbei ist's mit dem Ficken!"
Hufe aus vor jeder Vose:
,,Ich scheiß auf deine Pinkeldose!"
Denn von Marmelade
wird kein Piephahn grade.
Aber wenn der Krieg vergeht,
und Piephähnchen wieder steht,
wenn das Möschen und die Titte
laden ein zu scharfem Hitte,
dann, ihr Männer, seid zur Hand,
fickt fürs deutsche Vaterland!
Kriegsartikel
für ein zu errichtendes Damenkorps.
r. Das Damenkorps wird errichtet, weil
es dem Generalstab Dienste leistet, die kein
Mann zu leisten fähig ist
•?. Jede Dame muß das t6. Jahr erreicht,
darf aber das 3o. nicht überschritten haben.
2m

3. Jede Dame muß mit einer nicht zu
großen und auch nicht zu kleinen Büchse
vergehen sein, die allen Ansprüchen ge-
nügt und nur von vorn zu laden ist.
!\. Nach dem Gefecht muß die Büchse
wieder in reinlichen und brauchbaren Zu-
stand gesetzt werden.
5. Jede Dame, die einen Schuß länger als
!\ Wochen in der Büchse behält, muß zur
Strafe 9 Monate mit Gepäck gehen.
t). In der Kegel hat sich die Dame auf
die Defensive zu beschränken.
7.   Bei eintretenden besonderen Verhält-
nissen, die einen Waffenstillstand wün-
schenswert erscheinen hissen, ist die rote
Fahne auszuhängen, die vom Feinde respek-
tiert wird.
8.  Bei Ueberfillen hat die Dame solange
standzuhalten, bis der Feind sich vollstän-
dig übergeben hat oder sich mit einer
Schlappe zurückzieht.
9.   Es muß immer das Bestreben einer
Dame sein, den Feind möglichst matt zu
machen und zu schwächen.
10.  Da der Feind waldige Gegenden liebt,
so ist seine Vorhut möglichst ins Dickicht
zu locken und er so zum Eintritt seiner
ganzen Macht zu verleiten und vollständig
einzuschließen.
Parole: Vollständige Vernichtung aus-
stehenden Ileeret
GesundheitS'Schutzlied.
MeJ.: Es steht ein! Wirtshaus an der Lahn.
Ks steht manch Haus in Polenland,
mit Namen „Freudenhaus" benannt,
dort kann man kosen, scherzen,
doch hinterher verwandeln sich
die Freuden oft in Schmerzen.
Dort wohnen viele Mägdelein,
und manch Soldat geht froh hinein,
i ob Musketier, ob Schipper,
hinein geht er gesund und stramm,
'raus kommt er mit 'nem Tripper.
0 Musketier, ob bleibe keusch
und halt dich fern vom Weiberfleisch;
doch kannst du nicht verzichten,
so mußt du mit dem UcberziehV
das IJebeswerk verrichten.
Platzt bei dem Akt der Liebelei
der Uebcrzieher mal entzwei,
so schreite schnell zur Waschung,
sonst gibt es in 8 Tagen drauf
„ne böse Ueberraschung".
Desinfizier das Glied recht fein
und wasche dich vor allem rein
und merke dir die Lehre:
spritz Protargol-Schutztropfen gleich
in deines Gliedes Röhre.
Der Sanitäts-Sergeant schenkt dir
Schutztropfen und ein'n Ueberzieh'r, -
das ist doch sehr gediegen :
es trägt der Staat die Kosten hier
und du hast das Vergnügen.
Warst du bei einem Mädchen hier,
so merk genau die Nummer dir,
denn hier in Russisch-Polen
kann man bei dem Vergnügen sich
noch dies und jenes holen.
Wenn aus der Röhre Eiter fließt,
wenn du am Glieds Ausschlaf siehst,
lauf schnell tum Arst, du Kranker*}
bei Ausfluß hast ein'n Tripper du,
bei Ausschlag — einen Schanker.
0 Kamerad, 0 Musketier,
merk diese Warnung gründlich dir,
kein guter Rat ist besser,
als diese gold'ne Regel hier,
verfaßt vom alten Lesser.
Ion der Waterkant.
Irgendwo an der ostfriesischen Grenze
lebt Jürn Supnäs. Er gehört noch zu den
alten Germanen, nicht allein, weil er sich
gern 'nen Lüttjen ankümmelt, sondern auch
in Anbetracht seiner Grundsätze bezüglich
Ehe und Kirche. Lebt er doch mit seiner
Himke in einer sogenannten wilden Ehe
und die Kirche hat er seit seiner Schul-
entlassung noch nicht wieder betreten. Al-
lerdings scheint es eine Josefsehe zu sein,
denn Kinder haben die beiden Sünder nicht.
Jürns Haupterwerb besteht darin, daß er
284

sich einen Hauer hält und mit diesem die
Bauern der Umgegend je nach Bedürfnis
besucht. Oft müssen Jüm und sein Schwei-
ueerzeuger stundenlang laufen, bis sie an
den Ort ihrer Bestimmung gelangen, wo der
Hauer seine segensreiche Tätigkeit tu voll-
bringen hat. Es sieht rührend aus, wenn die
beiden Schweinigel so einträchtiglich dahin-
trotten. Kommen sie aber in die Gegend
von X-da, so muß der Eber den Heimweg
allein zurücklegen, denn Jürn besucht dann
regelmäßig »eine alte Freundin, die dicke
Wirtin Rike, und gibt sein Geld für den-
selben Zweck aus, wofür es ihm sein Eber
verdient.
Nun traf es sich aber, daß der Seelen-
hirte von der lästerlichen Schweinerei hörte.
Er beschloß in seines Herzens frommer
Einfalt, unsern Jürn vor der Hölle und
ihren scheußlichen Qualen zu retten und
besuchte den alten Sünder. Jürn war gerade
dabei« seinen Vierfüßler von den bekannten
kleinen schwarzen Tierchen zu reinigen,
als Hochwürdeo kam. Als sie einiges über
das Wetter gesprochen hatten, hielt der
Lämmerhirt Jürn alle seine Sünden und
Laster vor und forderte ihn schließlich auf,
einen besseren Lebenswandel zu führen und
sich von seiner Himke zu trennen. Erst war
Jürn sehr binaut, 'dann aber lächelte er
diabolisch und sprach schmunzelnd: „Dat
will ick nich mehr als gern dohn, Herr
Pastohr, man bloßt unner de Bedingung,
dat Sie Ehr Köksch ook lopen laten."
Als Jürn wieder aufsah, war der Pastor
verschwunden und hat ihn von da an in
Ruhe gelassen.
Die Frau von Reckenstein.
Es fuhr die Frau von Steck-ihn-rein —
äh, Reckenstein — in ihrer scheißgelben
Reisemfise — äh, weißgelben Reisechaise
— über Land. Der Kutscher, dessen Spiel-
hahnfeder an den Hoden ruhte — äh, an
dem roten Hute — lustig im Winde flat-
terte, knallte laut mit der Peitsche, damit
weichlichermöse — äh, möglicherweise —
seine mieße Sau's — äh, süße Maus — es
höre. Vorbei an der Grabbelpuppe — äh,
Pappelgruppe ging die Fahrt. Man sah
einen Bettler an den Hoden bocken — äh,
an dem Boden hocken; die gnädige Frau
von Steck-ihn-'rcin — äh, Reckenstein —
warf ihm ein Stückmarkfickchen — äh,
Fünfmarckstückchen --• zu. „Dem Hammel
sein Ding ■— äh, dem Himmel sei Dank
--", rief er, und weiter rollte die Kale-
sche nach dem Kirchdorf X-lebcn zu.
Dort stand der alte Pforzaffe — äh,
Ortspfaffe—, der immer auf den Bimmel
haute — äh, Himmel baute. Gerade als tnan
den Rattenschiß — äh, Schattenriß — von
Dingsda, dem Reiseziel, am Horizonte sah,
traf man noch den Affen Nedolf — äh,
Neffen Adolf . Man lud ihn ein, mit-
zufahren. Als er in die Kutsche kletterte,
sah er zu seinem Erstaunen, daß sich der
Kutscher ein Loch in den Sack gefressen
hatte - - äh, ein Loch in den Frack gesessen
hatte. Flugs wurde es vernäht und bald
war man in Dingsda angekommen. In ei-
nem Aufschnittgeschäft verkauften scheiß-
gewürzte — äh, weißgeschürzte Laden-
mädchen die Wurst weibchenscheiße —
äh, scheibchenweise ■- ; auch gab es da
schöne Bettficldinge - äh, Fettbücklinge.
In einem Juweliergeschäft frug Frau von
Steck-ihn-'rein — äh, Reckenstein -—, ob
sie mal ein Kerl pissen sehen könnte — äh,
Perlkissen sehen könnte. ,,Aber gewiß, gnä-
dige Frau, können Sie mal in'n Keller
pissen — äh, Pcrlkissen sehen." „Was ko-
stet so ein Kellerpissen — äh, Perlkissen?"
,,0", sagte die Verkäuferin, „das kostet
/lO Schillinge, aber für Sie, gnädige Frau,
scheiß ich Drillinge — äh, dreißig Schillin-
ge." Als sie nach einer Brille frug, meinte
der Optiker: „Was haben gnädige Frau
für einen Brummer auf der Nille äh,
Nummer auf der Brille?"
Als alles erledigt war, fuhr man hoch-
befriedigt heim.
Wenn ich ein Mädchen wüßt',
das mir Champagner pißt, —
dann möcht' ich Nachttopf sein.
285

Was ist Haß!
Hast du eine ühansouettc
vollgepuinpt mit Sekt im Bette,
und das Luder scheißt dir was, -
das ist Haß.
Was ist paradox?
Wenn ein Apfeisinoiimädchen unter ei-
nem Birnbaum ihre Pflaume mit einer
Banane veräppelt.
Was ist noch paradox?
Wenn eine graue Schwester am Grün-
donnerstag einen Boten hat.
Was ist International?
Wenn ein Kusse eine Japanerin in ita-
lienischer Nacht bei französischem Sekt,
hinter spanischer Wand, in einem engli-
schen Bett, auf chinesischem Boden unter
deutscher Flagge vögelt, sich dabei die tür-
kische Musik holt und ein amerikanischer
Amt ihm Schweizerpillen verschreibt.
Liebe ist die größte Gottheit,
Liebe ist die Religion,
Ihr erbaute einen Tempel
Schon der König Salomou.
Und die Frauen sind die Priester,
Und die Eh' ist der Altar,
Und wir Minner sind die Ochsen,
Die man bringt als Opfer dar.
Was ist Liebe? Was ist Treue?
Wenn ein Mädel voller Huld
Das Ding, aus dem sie täglich strullt,
Stellt unentgeltlich zum Betriebe.
Das ist Liebe!
Doch wird das Ding im Lauf der Zeit
Durch täglichen Gebrauch zu weit,
Und du suchst dir keine neue,
Das ist Treue!
Als mir mein holdes Mägdelein
Der Liebe Folge eingesteht,
Da hab ich meinen Hosenlatz
Verflucht und zugenäht.
Doch als die Grete hat geflennt,
Da hab ich 'n wieder aufgetrennt.
Der Urlauber!
Als iyi5 ein Landsturmmann
soeben kommt bei Muttern an,
Und sie sich so recht geherzt und geküßt
Und der Hund vor Freuden in die Stuben
gepißt,
Da sagte er, Frau, weißte was,
Vor allen Dingen tue erst das,
Seife von oben bis unten mich ab
Und bringe die Läuse mir alle in Trab,
Die ich in Rußland mir auferlesen
Und die seit Wochen mein Elend gewesen.
Darauf der Mann in Adamsgewand
Dann schnell in einen Kübel sprang,
Die Frau holte schnell warm Wasser herbei
Lud seift von oben bis unten ihn ein.
Doch wie sie ihn zwischen die Beine fährt,
Die Flinte sich nach oben kehrt.
Da lacht sie über das ganze Gesicht,
Drückt ihn mal feste an und spricht:
\a, weeste Karl, dat freut mir doch,
Der olle Bengel kennt mir noch.
Das Jungfern ABC.
Nur zwei Buchstaben hat das Jungfern -
ABC,
Der erste heißt G, der andre heißt W.
Wenn man sie küssen will, so spricht das
Mündchen G.,
Wenn man sie stechen will, so schreit dal
Dingchen W.
i.
Denke Dir, mein Liebchen,
ich hab eine Pflaume gesehn,
die war so app'titlich,
so reizend anzusehu,
doch als ich sie wollt fassen,
da war sie mattschig sehr,
drum hab ich es gelassen
und komme zu Dir her.
Denn wie bei Dir
so kernig und so schön
war noch nie eine Pflaume
auf dieser Welt gesehn.
2.
Bei eleu Franzosen
ist jetzt ein großes Geschrei,
286

 
clie rasseln mit dem Säbel,
und haben Schiß dabei.
Von vorne tun sie wichtig»
doch schaut man hinten hin,
ne, det Geschäft ist richtig,
da stecken Ketel drin,
Denn wie bei uns
so kernig und so grob,
wo wir mal hinhaun,
da wackelt gleich der Kopp.
3.
In Paria hatt'n sie mal
die Mona Lisa geklaut
und drob war grotter Jammer
in allen Buttern laut
Für fünf Million' ein Bildnis,
daa ist ein bißchen grob,
ich geh iu meiner Lisa,
die faßt mir an den Kopp.
Und dann, wie süß,
steckt sie ihn bei sich riii,
das kostet nicht nen Sechser
und • ist Musiks drin.
4.                     !
Sultan Abdul Hamid
löst sehen Harem jetzt auf
und alle seine Frauen,
die stehen tum Verkauf,
er hat auch sehn Eunuchen,
mit an die Luft gesetzt,
die soll'n jetst Stellung suchen,
was machen die nur jetzt?
Wer setzt den sehn
nun neue Eier ein,
nichts hebt sich
und nichts senkt sich,
ne, det ist zu gemein!
Trinkspruchl
Wer ein Mädel ganz nackt fickt
und ihr dann treu ins Arschloch blickt,
wer eine ganze Hurenrotte
mit steifem Schwanz im Stehen fickt,
wer vögelt, daß die Stulle schwitzt
und aus dem Arsch die Scheiße spritzt,
daß die Kiabusterbecren rasseln
und die Eier aiieinanderprasseln,
daß die Gebärmutter sich windet und bäumt,
und die Votze Schaum Und Meerschaum
schäumt,
wer vögelt, daß das Arschloch kracht,
dem sei ein volles Glas gebracht !1
Der Krötenfangl
Ein Jüngling sieht ein Mädchen stehn
und ladet ein sie mitzugehn,
und wie sie nun im Grase sitzen
und schier vor lauter Unschuld schwitzen,
kommt eine Kröte sprungbereit
und hüpft dem Mädchen unters Kleid.
Sie schreit vor Schreck, der Kavalier
sucht schleunigst uuYerwettt das Tier.
Er findet's nicht, sieht manches, was ihm
fremd
und kommt dann schließlich auch ans
Hemd,
er find't ein Loch, denkt gleich in seinem
Sinn,
da sitzt die Kröte sicher drin.
Doch wie auch seine Finger wühlen,
die Kröte ist noch nicht zu fühlen.
Die Maid glaubt fest sowohl wie er,
daß dieses Tier da drinnen war.
Da ruft sie aus in höchster Not,
mit Wasser machen wir sie tot,
doch auf der ganzen weiten Fläche
gibt's weder Flüsse noch und Bäche.
Jedoch trotz seiner Unschuld hat
der Jüngling schon 'nen guten Hat,
er will ihr in die Pflaume pissen,
vor Freude tut ihn's Mädel küssen.
Das eine doch ist nur gediegen,
der Jüngling kann kein Wasser kriegen
und wieder ruft in höchster Not
sie aus, so stoß mit deinem Ding sie tot.
Er läßt sich das nicht zweimal sagen
und stößt das Ding ihr fast zum Magen.
Zwar ist der Krötenfang nicht schicklich,
doch fühlt das Mädel sich sehr glücklich,
man sieht's an ihren frohen Blicken,
wie wohl ihr tut das erste Ficken.
Am nächsten Sonntag voller Freud,
trifft unser junge Mann die Maid,
sie flüstert leis' mit roten Wangen,
heute Abend Krötenfangenll
287

I.
Jcii habe eint 1 kleine Uraul, ein wunder-
hübsciies Kind,
die schwärmt für alles, was modern, wie
alle Mädels sind.
Von ihrem Vater hat geerbt sie einen
Aeroplan,
ein kleines allerliebstes Ding, ich habe Spaß
daran.
Weil ich mal bei ihr zw Besuch, Mama ist
nicht zu Haus,
da ruf ich voller Seligkeil, entzückt die
Worte aus:
Paula, ach lass mich mal auf Deinen
Aeroplan,
ich habe Spaß daran, wenn mau so
fahren kann,
Paula, ich steig« ja bei Dir so gerne rauf,
Paula, ach las« mich doch mal rauf.
2.
Wenn ich den Aeroplan besteig, ist sie aus
Rand und Band,
und deshalb kam ihr Apparat auch oftmals
schon in Brand,
doch ist bei solcher tollen Fahrt mir
niemals was passiert,
ich habe stets mit Vaseline die Achse gut
geschmiert.
Ach, Paul, steig ab, du machst kaputt mir
ja den Aeroplan,
so ruft dann voll Entsetzen sie,
doch ich sing immer dann:
Paule, ach lata mich mal usw.
3.
Nun sind schon längst verheiratet wir und
alt ist ihr Motor,
nur ab und zu holt sie ihn mal aus dem
Versteck hervor,
das Steuer kann nicht führen ich, undicht
ist das Ventil,
so oft ich midi auch immer müh, ich
komm niemals ans Ziel.
Gelingt es mir nun doch einmal, dann bin
ich hoch entzückt,
dann wird es gleich nochmal riskiert und
ruf wie verrückt:
Paula, ach läse mich mal usw.
Wenns abends um acht ist,
die Arbeit vollbracht ist,
da zieht man recht schneidig sich an.
Der Schnurrbart, fest steht er,
der Piephahn noch vielmehr,
man ist doch ein kräftiger Mann.
Ein Goldstück versenkt man,
die Schritte, die lenkt man
zum Bahnhof und fährt nach Grünau,
man geht gleich aufs Game
und sieht dort beim Tanze
wohl eine recht reizende Frau.
Dann beim schneidigen Walzertakt
jedes Mädel es packt,
wenn sie man so voller Eleganz
fliegt mit mir dahin flott im Tanz
und der süße» der kleine Fratz
nimmt bei mir dann gleich Platz,
in wen'gen Sekunden
hat mau gefunden
einen herzigen Schatz.
a.
Beim Tanze ist Pause,
he, Kellner, ne Brause
fürs Fräuleiu, für mich ein Glas Bier,
und während die Lippen
den Wonnetrank nippen,
da rückt sie schon näher zu mir,
schon kann voll Entzücken
ihr Händchen ich drücken,
und ziehe ans Herz sie mir,
sie rückt noch ein Ende
und jetzt meine Hände
betasten ihr kleines Klavier.
Oh welch süße, welch selige Lust,
das durchbebet die Brust,
ihr Klavier ist so rund und so nett,
nicht zu dick und auch nicht zu fett
und ihr Busen, der ist apart,
ziemlich fest und doch zart,
und dann hat die Kleine
so mollige Beine,
ein Paar Waden recht hart.
3.
lis dauert picht lange,
da hebt sich die Stange
und stößt fast die Hosen entzwei,
288

die Kleine sieht regen
ihn eich und bewegen
und ee wird ihr ganz anders dabei,
sie kann's kaum erwarten,
daß wir in den Garten
und dann in den Wald protneniern,
sind wir dann im Dunkeln!
geht's los mit dem schunkeln,
daß beide wir Haare verliern.
Denn jetzt stoße ich kräftig zu.
'rin und 'raus stets im Nu,
weiTs ihr so famos gefällt,
immer kräftig dagegen hält,
drei, vier Nummern, die rammle ich,
mehr gelingen mir nicht,
sie haucht, lieber Junge,
ach, nimm doch die Zunge,
nee, mein Kindchen, ist nichts.
4-
Nach Hause wir gehen,
ab war nichts geschehen,
doch sieht sehr vermötalt sie aus,
Coup6 zweiter Klasse
ich grad noch erfasse
und bringe sie zärtlich nach Haus,
zu Haus angekommen,
wird Abschied genommen,
doch während ich öffne das Tor,
hebt schnell sie Röcke,
zieht mich in die Ecke
und holt meinen Kleinen schnell vor.
Und dann wird nochmals losgelegt,
daß es man so fegt,
isie gerät so in Raserei,
reißt mir fast meinen Sack entzwei,
(endlich ziehe ich heimwärts dann,
kaum ich krauchen noch kann,
doch morgen um Neune,
da treff ich die Kleine
und fang gleich wieder an!
Des morgens, wenn Frau Kunze pisst,
Herr Kunze ihr die Punze küßt,
Doch sie wird da sehr böse meist,
Wenn er sie in die Mose beißt,
Die junge Frau, ganz pudelnackt,
Den Hausfreund an der Nudel packt.
Roberts Abschied.
Noch einmal, teurer Robert, eh' wir
scheiden,
möclit ich von dir gevögelt sein;
du weißt, ich mag's von hinten leiden,
drum steck ihn nur recht tief hinein, —
und sollt* mir einer bei entfahren,
so nimm es als Entzücken an:
ich fick', ich schwör's bei meinen Haaren,
am liebsten, wenn ich forzen kann.
Je mehr der Druck ums Arschloch knallt,
je weiter öffnet sich der Spalt.
Nur du kannst mir die Votze füllen,
du dringst zum Eierstock hinein,
umsonst versuchten's hundert Nillen, —
für dieses Loch sind sie zu klein.
Dein Schwanz wie ein Kanonenrohr,
der drängt sich bis zur Mutter vor.
Dein Sack, ein voller Feldtornister,
begrenzt von schönem schwarzen Haar,
bedeckt die Votze ganz und gar.
So fick mich, daß die Votze pfeift,
von kalten Bauern überläuft,
lass deinen Nillkopf rein auslaufen,
und sollt' die Votze drin ersaufen!...
Diesen Schwanz soll ich nun missen,
der mir so oft entgegenschwoll,
vor Schmerz möcht' ich ins Hemde pissen
und scheißen alle Röcke voll.
So nimm denn dieses Haar zum Pfände,
daß du die Else nicht vergißt,
ich schnitt es weg vom Votzenrande
und hab es öfters mal bepißt.
Nimm auch noch diesen braunen Klunker,
vom letzten Roten aufbewahrt,
ich schnitt vom Votzenrand ihn 'runter,
der, wie du weißt, so schwarz behaart.
Zum Andenken sollt' er dir prangen,
drum ließ ich ihn bis heute hangen.
Lebensweisheit in der Hose.
Ein draller Furz fuhr mit Getose
durch Un\pr- und durch Oberhose,
kobolzt ein paar mal in der Luft —
und war verpufft.
Ein sanftgeschmeid'ges Fürzelein
schlich leise flötend hinterdrein,
19 K ran88: IX. Beiwerk z. Stud. <l. Antkropophyteia
289

durchschwängertc zugleich die Luft
und — stank verflucht.
„Schaut", sprach es drauf mit edler Freud,
„euch mangelt die Bescheidenheit;
gehört ist aller Inhalt nichts,
an innerem Werte euch gebricht's,
uns leitet edler Schaffenstrieb
und dieses gilt uns als Prinzip:
Groß-Schnäuzigkeit ist nichts. Hingegen
in «tiller Arbeit emsiges Regen/'
Der Karmeliter.
War einst ein Karmeliter
der Pater Gabriel,
versprach der Anna Dunzinger
ein' nagelneue Saal*.
Ha ha ha ha!
Versprach der Anna Duniinger
ein' nagelneue Seel'.
Die Anna war ein Mädel,
noch jung und wunderschön
und tat zum ersten Male
ine Kloster beichten gehn.
Ha ha ha ha . . .
„Ei", sprach er, yjiebes Anncrl,
komm doch zu mir herein,
hier in dem dunkeln Kammerl
kannst beichten ganz allein."
Ha ha ha ha . . .
Nahm sie in seinen Beichtstuhl,
setzt sie auf seinen Schoß,
da dacht die Anna Dunzinger:
das Beichten geht famos!
Ha ha ha ha . . .
Und er erzählt dem Annern
vom Berge Sinai,
und greift ihr an die Wadcln,
hinauf bis an die Knie.
Ha ha ha ha . . .
Nicht nur auf Haupt und Glieder
ruht die geweihte Hand,
er senkt sie langsam nieder
bis ins gelobte Land!
Ha ha ha ha . . .
„Ei", spricht er, „liebes Annerl,
greif in die Kutten, Maus,
und hol mir meinen Priesterstab,
den Segen Gottes 'raus.
Ha ha ha ha . . .
Bald schwanden ihr die Sinne,
wie leblos sank sie hin,
da hat's 'nen kleinen Knacks gegeben —
die neue Seel' war drin!
Ha ha ha ha . . .
Am Ende ihres Lebens
ging Anna in 'nen Puff,
jedoch es war vergebens —
es kroch kein Mann mehr 'ruff!
Ha ha ha ha ... .
Drum all' ihr kleinen Mädchen,
wollt ihr 'ne neue Seel',
so geht iura Karmeliter,
zum Pater Gabriel I
Ha ha ha ha . . .
Cottin und Virginie.
Unter des Faulbaums Blüten,
dort in des Gärtchens Grund,
flocht Collin und Virginie
Blaublümelein zum Bund
und etwas andres noch,
ich kann es nur nicht sagen,
und etwas andres auch,
man darf mich nicht nach fragen.
Der Schäfer leichten Sinnes,
sagt ihr bei heitrem Spiel:
„Mein Kind, in Ihrem Alter,
hat man doch schon Gefühl
und etwas andres auch
Drauf warf er sie ins Grüne
in seinem losen Sinn
und öffnet ihr das Mieder
und kniff sie in das Kinn
und etwas andres auch . . .
Die Schäferin im Zorne,
mit Müh' sich ihm entwand
und rief in strengem Tone:
„Nimm fort doch deine Hand
und etwas andres noch ....
Der Pfarrer aus dem Dörfchen
ward grade das gewahr
290

und fühlt troti seines Alters,
sich sträuben seine Haar
und etwas andres auch . . .
Man sagt, daß von den Küssen
— ich finde es absurd —
Virginiens kleines Mündchen
ein wenig weiter wurd'
und etwas andres auch . . .
Pupsballade.
Der Pups xerflllt in hunderttausend
Teilchen,
ein Augenblick — und er ist schnell
eotfloh'n; —
er duftet sflfter als ein Veilchen
und tönet sanfter als ein Flötenton.
Aus inn'rer Kraft wird er hervorgeblasen,
ein Summen und ein Brummen entsteht
in eurem Ohr;
und hört ihr dies, so öffnet eure Nasen,
denn wie'n Gedanke steigt er schnell
empor.
Einst träumte ich in meines Liebchens
Armen,
es duftete balsamisches Gewürz . . .
Doch ach! der Himmel möge sich erbarmen,
ich schreckte ihr Gemüt durch einen Fürz.
Und ach! War dies ein schändliches
Vergehen?
Ich sprach ja nur die Sprache der Natur 1
Die kann ein Bettler und ein Fürst
verstehen,
warum mißfiel's der holden Schönen
nur?!
Pups' ich allein? pupst nicht die ganze
Welt?
Es pupst der Bettler und der stolze Konig,
ja, der Minister pupst und auch der
Kriegesheld.
Läßt nicht der Bauer seine Fürze knallen?
Furzt nicht der Löwe und das edle Roß?
Es pupsen ja die kleinen Nachtigallen —
und denken Sie, vor meinem Hintern hängt
ein Schloß?
Das Ladenmädel.
Sie war in der Leipziger Straße
in einem Modesalon,
ein Sprühteufel keck und voller Rasse.
Sie hatte Chic und Fagon.
Und eines Tages hat er sie entdeckt,
der Zufall ließ ihn sie finden;
sie stand zwischen Seiden und Spitzen
versteckt
am letzten Lager ganz hinten.
—   Erst kamen die Blusen, die Kleider
und dann die Jupons voller Plu,
darauf die Dessous und so weiter,
und dann, und dann —- kam sie!
Er kaufte pro forma ein Bändchen
und dann, damit's keiner nur seh,
drückt er ihr ein'n Zettel ins Händchen:
„Heut* Abend zehn Uhr S6paree."
ER wartete dann zur bestimmten Zeit
im lauschigen Eckchen alleine,
der Sekt stand im Kübel längst schon
bereit, —
zum Teufel, wo bleibt denn die Kleine?!
—  Da rauscht es wie schleppende Kleider,
da rauschen Jupons voller Plu,
da knistern Dessous und so weiter,
und dann, und dann — kam sie!
Der Diener serviert', dann verschwand er
und ließ die beiden allein.
Erst küßt ihr Händchen galant er,
sie sprach: „Aber, bitte ach nein!"
Die Stimmung war köstlich und wunderbar,
der Sekt schäumt', sie lachten fröhlich,
und bei der dritten Flasche war
er glücklich, sie war selig.
—  "Erst kamen die Blusen, die Kleider,
und dann die Jupons voller Plu,
darauf die Dessous und so weiter
und dann, und dann — kam sie!
Der Bart des heiligen Hubertus.
i.
Es ward einst zwei Mönchlein befohlen,
ja —fohlen,
sie sollten aus Welschland holen, ja, holen,
[ :des heiligen Huberti Bart,
der war zu Rom, ja Rom verwahrt.:]
291

2.
Sie kriegten auch etzliche Gelder, ja, Gelder,
und zogen durch Flur und Felder, ja,
Felder.
f:Sie soffen und hurten die ganze Nacht,
bis daß der Wechsel durchgebracht.:]
3.
Da kamen sie an eine Brücken, ja, Brücken,
und sahen da auf zwei Krücken, ja,
Krücken,
[:ein steinuraltes Mütterlein,
das wollte gern gehobelt sein.:]
Sie schnitten den Zippel ihr ab—ab, ja,
ab—ab,
und band« ihn an einen Stab—Stab» ja,
Stab—Stab,
[ rund schwuren, es sei Huberti Bart,
den man zu Rom, ja, Rom, verwahrt.:]
5.
Zu Köln sie täten einreiten, ja, —reiten,
da täten die Glocken leuten, ja, leuten,
f:0 Christenheit, sei wohlvergnügt,
dieweil der Bart nach Harung riecht.:]
6.
Der Abbas, der rümpfte die Nase, ja, Nase,
„Das kenn' ich an meiner Frau Base, ja,
Base,
| :der Geruch ist mir wohlbekannt —
t?r stammt nicht her aus heil'gem Land!*': |
Der arme Sünder
von C harrt isso.

Zu Grüneberg in der längsten Nacht,
zu nächtiger Geisterstunde
erbrauset mit Schneegestöber der Sturm,
die Eule heulet am alten Turm
und ängstlich winseln die Hunde.
Im unteren Dorf, in des Schulzen Haus,
vermehret ein Traum noch das Grausen,
die Frau schreit auf: „Mein Kind, mein
Kind!
Auf, Vater, auf I zum Förster geschwind,
nach unserem Sohne zu schauen!'
„Was soll dem Burschen geschehen sein?
Verscheuche mit Beten die Träume!
Zum Förster ist's weit, der Pfad ist ver-
schneit, —
schlaf ein, schlaf ein, es ist Schlafenszeit,
es sind ja Träume nur Schäume."
„Unsägliches muß ihm geschehen sein.
0 Vater, bedenke das Ende!
Er saß im Bette zitternd und bleich
und rang einem armen Sünder gleich
verzweiflungsvoll die Hände/'
Dem Vater grauset bei solchem Wort,
da will er den Weg doch wegen.
Er kleidet sich an, er eilt hinaus
durch Nacht und Sturm nach dem Jäger-
haus,
nach seinem Sohne tu fragen.
Die Nacht tat tchaurif and finster und
vor Angst ist das tisci ihm beklommen,
am alten Turme, da heult ee und pfeift,
ihn hflhnt der Wind, der den Wild
durchstreift,
als heult er: „zu spät gekommen!"...
Kaum atmend erreicht er des Försters Haus
und beginnt an Tür und Fenster su
schlagen:
„Mach auf, du Förster, und sage mir bald,
ist hier mein Jürgen oder im Wald,
was hat sich zugetragen? 1 '
Er macht ihm auf, er läßt ihn herein,
es will ihn seltsam bedünken:
„Dein Jürgen lebt, ist gesund und rot,
hat gestern noch sein Abendbrot
gegessen für zwei und getrunken."
— „Ich will ihn sehen, ich muß ihn
sehn!"
Den Förster rührt der Jammer,
er Trepp* hinauf mit dem Alten steigt
und öffnet die Tür, die dort sich zeigt,
und sieht hinein in die Kammer.
lind was sie sehen — es sträubt sich ihr
Haar,
vor Entsetzen sie stehen versteinert:
es sitzt im Bette zitternd und bleich
und ringt einem armen Sünder gleich
verzweifelt die Hände und weinet . . .
„Was ist geschehen?"
„Hinweg! Hinweg!"
292

„Sag an, was hast du begangen?"
— „Ich kann es nicht sagen!"
„Sag es uns nur!
Wir schwören dir einen heiligen Schwur,
da aollst Vergebung erlangen.' 1
-~ „Waa ihr doch zudringlich seid!
Und wollt und müßt ihr ea wissen —
ich habe, ich weiß nicht wie ea kam,
ich hab — da überkommt mich die
Scham —
ich habe in* Hemde gesehissen . . ."
Der Mummelgreis.
Von Wilhelm Bu$ch.

Buach hatte einmal irgendwo den Aus-
druck „Mummelgreis 44 gebraucht Dorpa-
ter Studenten richteten daraufhin an Busch
einen Brief mit der Anfrage, was ein Mum-
melgreis sei und erhielten von ihm folgende
Antwort:
Junge Freunde au belehren,
will ich hiermit kurx erklären,
was es sei ein Mummelgreis.
Höret also, was ich weiß.
Mümmelgreiee, grau und kalt.
sind von 60 Jahren alt,
stets von dämlichstem Verstände,
wohnen meist auf plattem Lande,
waschen niemals sich mit Seife,
rauchen atets aus schmutz'ger Pfeife,
wechseln nie ihr Unterzeug,
gehen Sonn- und Alltags gleich.
Oftmals werden sie betroffen
mit der Hosenklappe offen.
Tragen alle schlechte Hüte,
schnupfen Tabak aus der Tüte,
riechen oft nach grünem Kohl,
sind — im allgemeinen wohl.
Stets befleckt sind Rock und Hosen
von dem Fett genoss'ner Saucen,
pchmutz'ge Nägel haben sie,
Zähne bürsten sie sich nie.
Immer einzeln, nie in Herden,
können sie getroffen werden,
sitzen oft auf Bänken kauernd,
auf die nächste Mahlzeit lauernd,
essen viel und fett'ge Speisen,
schnalzend ekelhafterweisen,
schnarchen viel mit offnem Rachen,
schnaufen oftmals, wenn sie wachen,
reden viel im Schwabbeltone,
leben meist vom Schwiegersohne.
So könnt 1 ich noch manches nennen,
dran der Mummelgreis zu kennen,
doch es wird au weit mich führen
und auch schließlich ennuyieren.
Drum will ich zum Schluß nur geben
einen Zug aus seinem Leben,
der in ganz besondrer Weise
eigen ist dem Mummelgreise:
Seine Frau ist längst gestorben,
die Geschlechtskraft ist verdorben,
und zum Wässern lediglich
dient sein Zappeldilderich.
Nimmt er ihn hierzu heraus,
geht sein Strahl nicht gradeaus,
auch nicht hoch in kühnem Rogen
strömen seine Wasserwogen,
sondern träge, halb im Schlafe,
mit dem Ton der Aeolsharfe,
in der stinkend faulsten Ruhe
wässert er sich auf die Schuhe.
Das ist ein Charakterzug
und ein Merkmal ohne Trug,
dran man zu erkennen weiß
stets den echten Mummelgreis.
Ein Kapitel über die Reinlichkeit.
Von Wilhelm Busch.
Um die Reinlichkeit zu fördern,
ist vor allem zu erörtern,
wie, wozu, womit und wann
man sich reinlich putzen kann.
Denn seit seinen Kinderjahren
hat ein jeder es erfahren,
daß man nach dem Stuhlgang mehr
picht so rein ist wie vorher.
Tut man sich vom Sitz erheben,
bleibt doch meistens etwas kleben.
Dieses schleunigst zu entfernen,
muß der Mensch von Jugend lernen.
Bauern nehmen sich hierbei
meistens einen Büschel Heu;
ist ein solches nicht in Nähe,
nimmt man Stroh -- doch das tut wehe.
29H

Und geht einer .über Land,
nünmt er wohl auch Gras zur Hand.
Doch wenn Nesseln sind dazwischen,
darf man sich damit nicht wischen,
denn kaum hat man aufgeschaut,
brennen schmerzlich auf der Haut
kleine Bläschen, weißlich-gelbe,
in dem Loch und um dasselbe.
Mit der Zeit und mit den Ländern
tun sich die Methoden ändern:
so zum Beispiel die Azteken
reiben sich an einem Stecken,
während andre Kannibalen
sich mit diesem Stoff bemalen,
und die wilden Adaheiter
ihn gar fressen, und so weiter.
Bei uns — wan und wo man will,
das Papier hält immer still.
Doch nicht zu groß, auch nicht zu klein,
fest und haltbar muß es sein;
gar zu dünnes reißt gar leicht»
daß der Zweck nicht wird erreicht
und man fährt mit seinem Finger
frisch hinein in seinen Dünger.
Fährt man einfach aufwärts nur,
zieht sieb rechts und links die Spur,
und beim bloßen Abwärtsfahren
bildet sich ein Spitz von Haaren; —
durcheinander auf und ab,
das allein hilft gründlich ab.
Dieses man sich merken muß,
und ich ruf Euch zu zum Schluß:
„Männer, Weiber, Greise, Kindef,
haltet reinlich Eure Hintern!"
294

DAS MINNELIED LÜSTIGER STADTER.
Die Wirtin an der Lahn. Einführung von Kraus», Erhebungen von Edgar
Spinkler, Dr. Joaef Hoichek, Dr. Philemon, F. J. W. M. Dr. S. Schrenck,
Karl Schwalbach und Heschel Bernstein.
Dasu »ehe man nach die von Ertl-Böhme
im Deutschen Liederhort (Leipaig 1893,
U, 8. 653, Nr. 858) vermerkte Weise de»
Liedcbens von der Wirtin an der Lahn. Mit
unwesentlichen örtUdi und mundartlich be-
einflußten Aeoderungen blieb sie »ich seit
Ungar als einem Jahrhundert, soweit ab
es uat Aufieichnungeu lehr«), gleich bei
allen Deutschen, wo immer sie in der Welt
fröhlichen Sinnes beim Weine und Bier
die ihnen von Muckern aufgezwungene Sitt-
lichkeitsheuchelei abstreifen, um sich über
sie lustig su machen. Diese Liedchen sind
unstreitig mn dichterisches Gemeingut des
höher gebildeten deutschen Städters, eine
Zusammenfassung seines Wissens von den
geschlechtlichen Vorgingen und Uebungen
und ich sage es mit Nachdruck, ein kräfti-
ges Zeugnis für seinen Willen zu lieben
und su leben. Sie unterstreichen sein helles
Vergnügen an den Genüssen der Ge-
schlechtslustbefriedigung und decken seinen
übermütigen Spaß auf, den er für jene bereit
halt, die Aber die Schnur hauen. Die lober-
schnappten gibt er dem strafenden Ge-
lächter aller preis. So seltsam es dem Un-
kundigen auf den ersten Blick hin auch
erscheinen mag, so muß man gerade die-
sen Liedchen nachsagen, daß sie eine sitt-
lich reinigende Wirkung ausüben. Im Win-
tersemester des Jahres 1878-79 war ich
Leibfuchs eines im achtzehnten Semester
bemoosten Hauptes der Burschenschaft
Germania. Unsere Kneip- und Paukbude
befand sich in einem Gasthause im VI. Be-
zirke in der Paniglgasse. Jede Nacht von
Mittwoch auf Donnerstag war der Pflege
germanischen studentischen Geistes, den
man in Doppellitergläsern verzapfte und
reichlich mit Gesang feierte, stimmungs-
voll geweiht. Bei diesen Gelegenheiten
machte ich zum erstenmal die nähere Be-
kanntschaft der Frau Wirtin an der Lahn
und ihres Kundenkreises. Burschenschafter
waren nur Söhne sehr reicher Eltern, denn
die Kosten waren beträchtlich, doch ich
konnte trotz meiner Mittellosigkeit mittun,
weil mir mein Alter, auf dessen Pfeife,
Rapier und Bernhardiner ich gewissenhaft
acht hatte, zugetan war und mich ganz frei-
hielt. Ich aß regelmäßig drei sehr fette
Kalbsbraten mit Erdäpfelsalat, den ich bis
zum Tellerrand mit Oel übergoß, so daß
mir die zwölf Humpen Bier, die ich bis
drei Uhr morgens hinter meine Binde
schüttete, kaum einen leichten Schwips ver-
ursachten und ich meinen alten Burschen
sicher heimgeleiten konnte. Die übrigen
lagen entweder unterm Tisch oder ließen
sich in Fiakern heimverfrachten. Niemals
kam es bei oder nach unseren Unterhaltun-
gen zu geschlechtlichen Seitensprüngen.
Im selben Semester war ich auch Mitglied
des chrowotischen Studenteuvereines Vele-
bit, der sich von Samstag auf Sonntag bald
da, bald dort versammelte, aber man dul-
dete uns nirgends auf die Dauer, weil un-
sere Unterhaltungen gewöhnlich mit einer
wüsten Rauferei abschlössen, wobei die
Bier- und Weingläser, Teller und Fenster-
scheiben, weil sie nicht aus Gußstahl waren,
selten ganz blieben. Auch die chrowotischen
295

Kaineraden würzten ihre Abende mit pa-
triotischen und erotischen Liedern, auch
mit mimischen Darstellungen des Ge-
schlechtsverkehrs, aber nach dem fast un-
vermeidlichen llinauswurf aus dem Gast-
haus erscholl jeweilig der Ruf: Ajmo braco
sad u kurvaru! (Gehen wir, Brüder, nun-
mehr ins Hurenhaus!). Ich drückte mich
jedesmal und blieb schließlich ganz aus.
Im serbischen Studenten verein Zora, bei
dem ich einigemal als Gast erschien,
stimmte man abwechselnd bäuerliche Rei~
genliedchen an, wie man sie in meiner
Sammlung wiederfinden wird, nur fühlte
ich mich unter den Serben unbehaglich,
weil sie in ihre Gesellschaft auch Mädchen
von der Straße einführten, vor denen mir
graute. Im Verein der christlichen russi-
schen Studenten behagte es mir gar nicht.
Sie sangen keine Lieder, waren gar sehr
mäßig und redeten nur von Bakunin und
der Notwendigkeit, den Zaren und seinen
Anhang zu beseitigen. Der Verein russisch-
jüdischer Studenten, lauter Mediziner und
angehende Geburtshelferinnen, \ ersammelte
sich aliabendlich um einen riesigen Samo-
war in einer äußerst dürftigen Zweizimmer-
behausung einer Winkelgasse im IX. Be-
zirke. Man trank ungezuckerten Tee und
lernte. In der kommunistischen Vereinigung
gab es keinen Gesang und von Erotik war
nichts zu merken. Ab und zu fluchte einer
dem Fonja, d. h. dem Zaren, und die Ver-
wünschungen waren echt slavisch derbero-
tischer Art. Ich erwähne dies nebenher nur
darum, weil mich seither die Zeitgeschichte
lehrte, daß die Zusammenkünfte der deut-
schen Burschenschafter, welche die gericht-
lich als unzüchtig gebrandmarkten Liedchen
von der Lahnwirtin sangen, für den Welt-
frieden vollkommen ungefährlich waren.
Die gesungene Erotik lenkt eben den Sinn
von der Politik sehr stark ab.
Im IV. Band unserer Beiwerke behandeln
Dr. Hellmut und Dr. Alengo (Dr.
Alfred Gotendorf) von S. 210—237 unter
Verwertung der ihnen von mir zur Verfü-
gung gestellten Stoffe 334 Liedchen von
der Lahnwirtin und ich im Nachwort „Von
des Deutschen Sittlichkeit", S. 3i9~-33a.
Was wir dort nur Geschichte des Liedes
beigebracht haben, halten wir noch immer
aufrecht Unser Volk hat sich auch dieser
Gattimg seines Dichtergeistes nicht im min-
desten zu schämen, dagegen um so mehr
jener schrecklichen Gestalten, die sich
Deutsche nennen und dabei mit Gift, Galle
und Haß deutsches Volkstum begeifern.
Im nachfolgenden bringe ich weitere i3/j
Liedchen bei und ihre Zahl wäre unbedingt
stattlicher geworden, hätte die Berliner In-
quisition Heintzmann — Kiesel--
L i 1 i a nicht über meine Korrespondenz die
Briefsperre verhängt und alle Briefe an
mich abgefangen und sich angeeignet. In-
folge dieser Verfügung ist zwar der Welt-
krieg nicht vermieden, jedoch die Sittlich-
keit des deutschen Volkes gerettet worden.
In einzelnen Stücken merkte ich an, sie
seien Varianten zu anderen bereits in Hei 1-
m u t s und A1 e n g 0 s Abhandlung ab-
gedruckten. Einige wenige sind wirkliche
Varianten, die anderen aber nur durch das
Schlagwort und die ersten xwei Zeilen.
Entgegen sonstigen Liedern sind die Wir-
tingstanzeln weitaus mehr flüssig und freier
Umdichtung ausgesetzt. Mit den neuen tech-
nischen Erfindungen nehmen sie auch neue
Schlagwörter in sich auf und verwerten sie
launig.
Ließe ein Gewächsforscher oder Bota-
niker aus seinem Lehrbuche das Gänse-
blümchen, den Spitzwegerich, den Klee
usw. aus, weil dies doch allgemein be-
kannte, ganz gemeine, niedrige Gewächse
seien, die man als Unkraut betrachten und
von der Gesellschaft der vornehmen, edlen»
wohlduftenden oder hochgewachsenen
Pflanzen fernzuhalten habe, so fiele er der
Lächerlichkeit anheim. Von mir dagegen,
vom Volksforscher, verlangen gewiese Leute
gebieterisch ein solches Vorgehen. Im Jahre
1887 reichte ich beim Senate der k. k. Uni-
versität in Wien um Gewährung der venia
legendi ein und legte siebzehn Arbeiten vor.
Man prüfte den casus fast ein Jahr lang
296

und die philosophische Fakultät lehnt«
mich einstimmig ab, weil Altweibarge-
achichten und Bettlerlieder (d. h. Guslaren-
lieder) nicht iut Wissenschaft gehören.
Ueberdies hätte ich meine Charakterlosig-
keit schon damit erwiesen, weil ich es mit
der Würde eines Vir illustrissimus der
Wiener Universität vereinbar gefunden, mit
Zigeunern herumsustreichen. Man beriet
sogar im Schöße der Universität, oh
man mir nicht nachträglich den Titel
eines doctor philosophiae absprechen solle.
Jene Gelehrten, durchwegs Mitglieder der
Wiener und anderer Akademien der Wis-
senschaften, sind vergessen und verschol-
len, als ob sie niemals dagewesen wären,
denn ihrer Werke gedenkt man in der Li-
teratur gar nicht mehr, aber mein Verleger
drängt mich zur Vorbereitung \onNeuauf-
lagen gerade jener siebzehn Schriften, weil
die Nachfrage darnach ständig sei.
Wegen meiner damals so scharf vcrurleil-
• ten Charakterlosigkeit erwählte mich die
Gypsy Lore Society in Liverpool im Jahre
if)33 zu ihrem korrespondierenden Mit-
glieds Gerade während ich dies schreibe,
trifft ein Brief E. Wittichs, eines schrift-
stellernden Zigeuners aus Gannstadt, bei mir
ein. Es war und ist mir unerfindlich, war-
um ich als freier Mann nicht nach meinem
Belieben mit alten Weibern, Guslaren und
Zigeunern verkehren dürfen sollte?! Ihrer
Armut halber? Ich selber bin auch kein
mit Geld und Fahrnissen reich gesegneter
Mann und frette mich mühselig mit der
Feder durchs Leben durch. Dank der Tor-
heit der halbvergangenen Führer unseres
Volkes ist das gesamte deutsche Land klüg-
lich verarmt und könnte vor dem Richter-
stuhle der Vertreter der exakten Wissen-
schaft nimmer bestehen.
Eigentlich steht es nicht anders mit der
Folklore. Als ein bedächtiger Sammler
durfte ich mir niemals irgendwelche Acußc-
rung des Volkstums entgehen lassen, gleich-
giltig, ob sie schönheitsdurstigen Seelen
zusagen oder mißfallen. Die Erotik kam
mir überall unter und darum merkte ich
sie vor allem für mich vor. Die Lahnwirtin-
zeilen bilden freilich den geringsten Teil
meiner Sammlungen, doch ihre Veröffentli-
chung schuf mir das größte Ungemach und
Leid, denn sie trug mir eine gerichtliche
Entehrung und die Beraubung meines ehr-
lich erworbenen Vermögens ein. Zum
Ueberfluß habe ich es im Urteil Li-
lias schriftlich bezeugt, ich sei der Fäl-
scher und Erfinder dieser Lieder.
Der britische Seefahrer Henry Hudson
(i55o—1611) nahm sich aus Verzweif-
lung das Leben, weil die englischen Geo-
graphen dazumal seine Entdeckungen für
frechen Schwindel erklärten. Es gibt aber
einen Hudsonriver, eine Hudsonbai und
Hudsongesellschaft, die seinen Namen in
Ehren verewigen. Ich entleibe mich keines-                 .
wegs, weil man die erotische Folklore ver-                 I
ächtlich Kraussica benennt. Es ist ja ~ZT~* • *4"
möglich, daß auch diese Bezeichnung ein-           LpCNVAt~A...
mal zu Ehren kommt. In meiner Gegen-
wart beschwor es der Berliner Afterfolklo-
rist Prof. Dr. Johannes Bolte als Sach-
verstandiger und Zeuge mit besonderem
Eide, ich sei ein Fälscher. Worin meine
Fälschungen bestünden und wie sie zustande
gekommen seien, ist vorläufig noch sein
Geheimnis. Er und Geheimrat Prof. Dr.
Hoethe, der gleichfalls seine Aussage
beeidete, gaben an, ich hätte mir Grimms
Deutsche Hausmärchen zum Vorbild ge-
nommen, um die zwei Bände der unter
den Beiwerken zum Studium der Anthro-
prophyteia erschienenen ukrainischen Folk-
lore zu verfassen. Entscheidender und deut-
licher drückte sich der G.-R. Prof. Dr. Fe-
lix von Luschan als Sachverständiger
nach Eidablegung aus. Er als Vorsitzender
der Berliner Gesellschaft für Anthropo-
logie und Urgeschichte gab vollends den
Ausschlag. L i 1 i a, der Präsident des Inqui-
sitionstribunals, hatte vor sich den II. Band
der Anthropophyteia aufgeschlagen, wies
auf die Lahnwirtingstanzeln hin, beugte
sich über den Gerichtstisch vor und richtete
in demütiger Unterwürfigkeit an Prof.
Luschan die Frage: „Herr Geheimrat,
297

was sagen Sie zu diesen Sachen? Von einer
Verlesung nehmen wir Abstand, da Sie sie
schon früher gelesen haben?" — Lu-
schan war mit zwei Sätzen an deu Tisch
herangetreten. Er streckte die rechte Hand
in die Luft, die linke nach unten und
kreischte wie ein Besessener: ,,So eine
Schweinerei ist mir noch nie untergekom-
men. Ich weiß davon nichts. Das ist eine
Erfindung von Krausst" Dabei warf er
mir Blicke voll ingrimmigsten Hasses und
toller Wut zu und Lilia tat desgleichen.
Boltes ohnehin häßliche, mit Doppel-
brillen versehene Visage verzog sich dabei
zu einer höhnischen, abscheulichen Gri-
masse.
Ich hielt es für unrätlich, darauf zu er-
widern, zumal mir Lilia ohnedies jedes-
mal das Wort abschnitt und es darauf ab-
gesehen hatte, mich zu reizen, damit er
über mich eine Strafe wegen Ungebühr
verhängen könne. Auf den Leim ging ich
ihm nicht.
Das Auftreten K o e t h e s, Boltes,
Kümmels, derzweiDieis, Luschans,
Neuhauss und einiger verworfener Po-
lizeischurken ist einem höchst straf-
baren Mordversuche gegen einen untadel-
haft ehrenwerten Mann gleichzusetzen. Daß
es zum Ueberfluß ein unerhört ruchloser
Schimpf gegen das gesamte deutsche Volk
und eine Aufreizung aller anderen Völker
zum Haß gegen uns Deutsche ist, ergab
sich aus Lilias zwei verhängnisvollen
Urteilen, die einer Weltbrandstiftung gleich-
kommen. Solang als diese Ausbrüche eines
kranken Gehirnes nicht von Staats wegen
öffentlich verbrannt sind, hat in Wahrheit
ein Deutscher weder im Mutterlande und
noch weniger im Auslände eine Daseins-
berechtigung.
Roethes und Boltes Schwachsinn
leuchtet für einen Psychiater aus ihren
jämmerlichen Schriftwerken hervor, ihr
Irrsinn wird aber auch jedem Laien, der
bei gesundem Verstände ist, aus ihrer unter
Eiden in den von der Berliner Inquisition
gegen mich durchgeführten zwei Zauber-
prozessen unbezweifelbar klar. Auch L u -
schan war ein Irrsinniger, und zwar einer
von der bösen Art. Noch als Student der
Medizin veröffentlichte er im Jahre 1873
in den Mitteilungen der Wiener anthropolo-
gischen Gesellschaft einen Aufsatz über
seine Entdeckung zweier „neandertalolder
Magyarenschädel", ein unwiderlegliches
Zeugnis eines kranken Gehirnes. Bald dar-
auf leistete er sich ebenda einen lausbübi-
schen Ausfall gegen den Anthropologen
Prof. Woldf ich, der ihm dafür an der-
selben Stelle förmlich den Kopf löcherte.
Zwei Jahre lang ließ sich Luschan, der
s'ch damals die Silbe „von" noch nicht bei-
gelegt hatte, in der Gesellschaft nicht buk-
ken, nachher drängelte und schlängelte er
sich wieder heran und im Jahre 188/j
scherwenzelte er um mich herum» um midi
zu seinem Lobverkünder zu angeln. Ich
wich ihm und seinen Lockungen aus, weil
er mir widerwärtig war. Er spielte in jenen
Tagen des Aufschwungs deutscher Juden-
fresserei oder des Antisemitismus, wie sie
das Geschäft neumodisch benannten, den
Vorurteilslosen, der auch mit Juden Um-
gang pflegt. Solche Kerle konnten mir im-
mer gestohlen werden. Späterhin legte er
sich die Bolle des Judenbeschützers zurecht
und verlangte dafür bloß als Gegenleistung,
daß man in den von Juden herausgegebenen
ragblättern seinen Ruhm als eines großen
Mannes verkünde. So wuchs er sich zum
anthropologischen Rassentheoretiker aus
und schrieb sich mit bemerkenswerter
Gewandtheit in einen gediegenen Rassen-
schwefel hinein, darin das verschollene
Volk der Hettiter am meisten herhalten
mußte. Bei allen wissenschaftlichen Wett-
essen war er stets obenan der Deckel auf
jedem brodelnden Kochtopf. So jagte er
als ein anthropologischer Globetrottel von
Land zu Land und schrieb darauf los, was
ihm sein irrender Geist einflüsterte. Auf
meiner unablässigen Suche nach Entspre-
chungen zu den südslavischen Volksüber-
lieferimgen meiner Sammlungen nahm ich
bisher über fünftausend Schriftwerke der
298

Weltliteratur durch. Aus Bo 11e8, Roe-
thes, Kümmels, der zwei Di eis, Lu-
schans und Neuhaus s* Schreibübun-
gen gewann ich keinen einzigen Beleg, Hch,
der ich'« nicht verschmähe, selbst aus alten
Dorfkalendem zu schöpfen, wenn sie mir
irgendeine für mich und meine Leser be-
achtenswerte Tatsache des Volkslebens dar-
bieten.
Irgendwie gereift oder herausgefordert
habe ich die genannten Eidhelfer des Groß-
inquisitors Lilia niemals. Und doch hat
ihre greuliche Wut einen sicheren Grund,
der in ihrer Geschlechtlichkeit ruht. Sie
hassen den Stoff, den die Anthropophyteia
aufdecken, weil er sie und ihre geheimge-
haltenen geschlechtlichen Unzulänglichkei-
ten bloßlegt und nur darum wollen sie
ihn vertilgen und mit ihm auch mich und
meine Mitarbeiter. In Luschans Fall ist
dies besonders offensichtlich. Er führte im
Jahre 1886 die bildhübsche, bezaubernd
liebreizende Tochter des damaligen Mu-
seumintendanten Hochslätter heim, aber er
war unvermögend, sie zur Frau, zur Mut-
ter zu machen. Durch seine Schuld war
ihr das höchste Glück des Weibes, der Kin-
dersegen, versagt. Vergebens schleifte er sie
auf seinen ruhelosen Weltstreifungen her-
um, um ihr einen Ersatz dafür zu gewäh-
ren. Kreischte er vor dem L i 1 i a tribunal:
„Ich weiß davon nichts!" so heißt das zu
deutsch: „Ich bin impotent! Ich kann
nichts von dem, was das Lahnwirtinlied
preist! Darum weg damit, weg mit
Krauss, der es vorbringt!"
Bei meinen Forschungen frage ich nicht
nach Slaven, Deutschen, Romanen oder
anderen Völkern, nicht nach Juden, Chri-
sten, Moslimen oder Heiden, weder nach
Sieger- noch nach unterjochten Völkern,
weil alle diese Unterscheidungen im Ge-
sichtskreis der Urtriebforschungen etwa so
wie im Weltluftverkehr verschwinden. An
und für sich jedoch sind die Lahnwirtin-
gestanzeln sowie die nachfolgenden Proben
verwandter Dichtungen als Aeußerungen des
menschlichen Urtriebs wichtige Urkunden
und als Vergleichungszeugnisse den etwas
anders und noch altertümlicher gearteten
südslavischen Reigenliedern anzureihen.
Daß ich dies beizeiten erkannt und diese
l leberlieferungen zum Ausbau einer von
alle Schlacken reinen Anthropologie ge-
rettet habe, des wissen mir bereits mehrere
Hunderte mir gleichgesinnter, geistig ge-
sunder Forscher in der weiten Welt auf-
richtige« Dank. Eben darum lastet die
Kulturschande der über mich vom Berliner
Liliainquisitionstribunal verhängten Aber-
kennung der bürgerlichen Ehre nicht auf
mir. sondern nur auf der Inquisition und
deren Schergen. Darüber wollte ich mich
erst aussprechen, bevor ich meinen Freun-
den eine neue Folge deutscher Lahnwirtin-
liedchen zum weiteren Studium vorlege.
Wegen meiner vorgerückten Jahre muß
ich mich damit bescheiden, meine Samm-
lungen der Forschung zugänglich zu ma-
chen, die eigentliche Verwertung der auf-
gespeicherten Stoffe bleibt jüngeren Kräf-
ten anheimgegeben. Mögen sich die Verfol-
ger in ihrem Uebermute immerzu brüsten,
es sei ihnen zum mindesten gelungen, mich
um meine ehrlich erworbene Habe zu brin-
gen, so daß ich dürftig und kümmerlich
mein Leben als alternder Mann friste, mei-
ne Leser, die zwar auch keine reichen Leute
sind, haben mich noch nicht verhungern
lassen und ich bin nach wie vor arbeits-
froh und heiteren Gemütes verblieben. Da
sich das Raubrichtergelichter auch eines
schweren Verbrechens gegen das Völker-
recht schuldig machte, trotzdem ich und
die Mehrzahl meiner in Mitleidenschaft
gezogenen Mitarbeiter als Ausländer der
reichsdcutschen, preußischen und sächsi-
schen Hermandad für unser Tun und Las-
sen nicht im allergeringsten verantwortlich
sind, trug man das Verbrechen der Genann
ten im Ausland zu Unrecht in das Schuld-
buch des gesamten deutschen "Volkes ein.
Die zwei Berliner L i 1 i a Zauberprozesse
bildeten, so seltsam es auch klingen mag,
den Auftakt zum Völkerkrieg gegen das
deutsche Volk. Es war der Krieg gegen die
299

Weltverseuchung durch den Liliasmus, Kie-
seliasmus, Heintzmanniasmus, Bolteasmus,
Roetheasmus, Lusclianiasmus. Die Frage
bleibt offen: Muß denn wirklich am Lilia-
wesen das deutsche Volk verwesen?!
Krau ss.
Frau Wirtin hat auch einen Bruder,
das war ein ganz verkommenes Luder,
tags lag er auf dem Miste
und pumpte jeden Fremden an,
der dahin kam und pisste.
Var., Beiwerk Nr. 76.
Wirtin verst.
(Aus Kurland.}
1.
Es steht ein Wirtshaus an der Lahn,
da halten alle Fuhrleut' an;
Frau Wirtin sitzt am Ofen,
die Gäste um den Tisch herum,
und alle sind besoffen.
Bei Erk-Böhme 1893, I, S. 053, JVhlt
die 5. Zeile.
Frau Wirtin hat auch einen Manu.
der hatte, was man haben kann:
Bubonen, Tripper, Schanker,
dazu die ärgste Syphilis
und aus dem Maule stank er.
3.
Frau Wirtin hat auch ein'n Gemahl,
der trug den Schwanz im Futteral;
da fing sie an zu schelten,
doch er sagt nur: „Halt du das Maul,
ich kann ihn mir erkälten."
Variante zu Beiwerk IV, S. a3a, Nr. 2*]5\
4.
Frau Wirtins teurer Eh'gemahl,
der schwärmte für ein selt'nes Mahl;
aß kalten Arsch mit Birnen!
Doch gab es mal Klabusterhcer'n,
dann tat er sich erzürnen 1
5.
Frau Wirtin hat auch ein'n Gemahl,
das Luder hurte, stank und stahl;
tags lag er auf dem Miste
und furzte jeden Fremden an,
der dahin kam und pisste!
oder:
Frau Wirtin hat auch eine Schwester,
die trank des Abends alle Rester,
und war sie dann besoffen,
dann stand ihr ganzes Heiligtum
für :so Pfennig offen.
Var., Beiwerk Nr. 70.
8.
Frau Wirtin hat auch einen Sohn,
der tat's mit i4 Jahreil schon,
doch tat er's stets von hinten,
weil er in seinem Unverstand,
das Loch nicht konnte finden.
Var. Nr. 107.
9 '
Frau Wirtins Sohn, ein alter Esel,
raucht für sein Leben gern f nen Knösel,
und seine Tabakmischung
bestand aus Kutteahaar und Schlamm!
Ihm war das 'ne Erfrischung 1
10.
Frau Wirtin hat noch einen Sohn,
das war der Itzig Lewy Kohn,
er war von uns're Leute
und machte nach zwei Wochen schon
im Mutterleibe*pleite.
11.
Frau Wirtin hat noch einen Sohn,
der hat 'nen Schwanz, man gloobt es kooml
Er konnte gar nicht laufen,
er schlug damit die Aepfel ab
und tat sie dann verkaufen.
12.
Frau Wirtin hat noch einen Sohn,
der kriegt die letzte Oelung schon,
und mitten im Effekte
zog er den Pastor übern Tisch,
arschfickte und verreckte.
300

x3.
Frau Wims Sohn mit Namen Franz,
der hatte einen Ringelschwanz;
das Ding war wie 'ne Bretzel,
und wie er damit ficken könnt,
das ist und bleibt ein Rätsel.
iÄ.
Frau Wirtins Tochter, die Marie,
das war ein ganz perverses Vieh,
sie sprach ganz froh und heiter,
ab ich bei der zehnten Nummer war:
„Ach, bitte, ruhig weiterI"
i5.
Frau Wirtin» Tochter, die ich deckte,
und die sehr gern am Piephahn schleckte,
sprach xu dem Kellner Franke,
bei dem der Kiae solldick stand,
„ach, bitte, nein, ich danke".
16.
Frau Wirtin hatte auch ein Kind,
das war wie alle Kinder sind,
es knachte einst Pipichen,
und steckt den Finger ins Arschloch rein
und sagt: „Mamachen, riechen!"
Var. 120.
I7 '
Frau Wirtin hatte noch ein Kind,
das hatte einen krummen Pint;
sie bog ihn wieder grade,
doch als er grade grade war,
da brach er ab — wie schade!
18.
Frau Wirtin trug auch einstmals froh
im Leib 'nen Zwillingsembryo;
sprach einer: „Achtung! Bücken!
Jetzt kommt ein Strahl, lieb Brüderlein,
die Alten sind beim Ficken."
19-
Frau Wirtin auch mal scheintot war,
als sie ihr elftes Kind gebar!
Ihr Gatte tat sie wecken,
indem er ihr mit großer Schneid
den Schwans ins Maul tat stecken!
20*
Frau Wirtins Mutter war ein Schwein,
ihr schrieb man auf den Leichenstein:
„Vom allzuvielen Lutschen
bekam sie Nasen-Syphilis
und mußt zu Grabe rutschen."
21.
Frau Wirtin hat 'ne Schwiegermutter,
die schlug aus kalten Bauern Butter;
und tat am Pfund was fehlen,
so mußt' der alte Großpapa
sich auch noch ein'n abquälen.
22.
Frau Wirtin hatt' 'nen Großpapa,
der sitzt im Garten und macht Aa,
und was er da tut schaffen,
da macht sie Wiener Würstel draus —
ist das nicht unterm Affen?!
Var. 66.
23.
Frau Wirtin hat auch eine Tante,
die größte Hure, die ich kannte,
Offiziere und Studenten,
die zahlten 5o Pfennige
und waren Abonnenten.
24.
Frau Wirtin hat noch eine Tante,
die jeden Schwanz im Dorfe kannte;
die roch erst an dem Samen,
besann sich einen Augenblick,
dann nannte sie den Namen.
Var. 87.
2 5.
Frau Wirtin hat auch eine Nichte,
die alle Jahr 2 Kinder kriegte,
und /ragt man, wie sie's machte,
so sah sie nur den Pfarrer an -
und dieses Aas, das lachte.
26.
Frau Wirtin hatte noch 'ne Nichte,
die macht es stets nur mit dem Lichte,
sie hat so lang' gerieben,
bis von dem ganzen Kirchenlicht,
der Docht nur noch geblieben.
301

2 7 .
Frau Wirtin hat noch eine Nichte,
die macht's auch immer mit dem Lichte,
und kam sie in Ekstase,
so schob sie auch den Leuchter nach,
der war von grünem Glase.
28.
Frau Wirtin hat noch eine Nichte,
die macht es niemals mit dem Lichte,
denn wollte sie mal wichsen,
so war ein Licht ihr viel zu dünn,
sie nahm Kakaobüchsen.
Var. zu den Nichten ra6, 137, 128,
129, i3o, i3i—i35.
Frau Wirtin« Nichte Kunigunde,
die vögelte nur mit dem Munde,
zu klein war ihre Votze,
drum lebt sie in beständ'ger Angst,
daß sie mal Kinder kotze.
Var. 3 5o.
3o.
Frau Wirtin« Nichte, die Brigitt,
beim vögeln nicht das Forzen litt,
selbst könnt 1 sie's nicht verkneifen,
doch klang es bei ihr einzig schön,
sie hatt' im Arsch 'ne Pfeifen.
3i.
Frau Wirtin hat auch ein' Cousin,
dem war ein jedes Loch zu eng,
da fand er auf der Straßen
ein abgelegtes Pferdekurnmt,
das paßte ein'germaßen.
Var. i3o— i3i.
3a.
Frau Wirtins Neffe war aus IJaden,
sein Schwanz war immer scharf geladen,
er macht sich an die Tante,
drückt sanft sie auf ihr Ehebett
und fickt sie auf der Kante!
33.
Frau Wirtin hatt' auch ein* Neveu,
der hat 'nen Schwanz wie'n Billardqueu,
er könnt' damit nicht laufen,
er schlug damit die Aepfel ab
und tat sie dann verkaufen.
3i
Frau Wirtin hatt* auch ein' Lakai,
der hatte nur ein einzig Ei,
das andre ging ihm flöten,
bei einer Massenvögelei,
da wurd' es ihm »ertreten.
Var. i5.
35.
Frau Wirtin hatt' auch einen Knecht,
und was er tat, das war ihr recht,
und lag sie in der Wochen,
so mußt' er ihr die Nachgeburt,
in sau'rer Sauce kochen«
36.
Frau Wirtin hatt' noch einen Knecht,
dem stand der Schwant stets wagerecht,
er klettert auf die Beeme,
und haut damit die Aeste ab,
ist das nicht hundsgemeene?
37 \ .
Frau Wirtin hatt' auch eine Magd,
die hat ein Loch — Gott sei's geklagt! —
wenn sie der Knecht wollt stemmen,
so stopft er beide Faust' hinein
und mußt' auch dann noch klemmen.
38.
Frau Wirtin hatt' noch eine Magd,
die hat noch niemals „nein" gesagt,
da kam der Klempner Hanke,
der hatte Grünspan an dem Schwanz,
da sagt sie: „Nein, ich danke."
39.
Frau Wirtin hat noch eine Magd,
die ward im Vögeln hoch betagt,
sie sagt' auf hundert Meter,
mit unfehlbarer Sicherheit:
„Dem hängt er und dem steht er."
4o.
Frau Wirtin hat noch eine Magd,
die hat es immer ausgesagt,
daß Kartenspiel und Kegeln
nicht halb so viel Vergnügen macht
wie einmal tüchtig vögeln.
Var. a3.
302

4i.
Frau Wirtin* Kellnerin aus der Schweiz,
su Ficken hat 'nen selt'nen Reif,
sie hat 'na große Schote,
und war man grade reingerutscht,
quitschquatsch kam schon der Rote.
4i.
Frau Wirtin hat auch einen Koch,
wenn ich dran denk, mich schauderte noch.
Er nahm vom Schwans den Kls,
dasu auch etwas Mösenschleim,
und nannt' es Mayonnaise.
Var. i55.
43.
Frau Wirtin hat ein'n Leutenant,
der war als Renommist bekanut,
einst tat er renommieren,
er lief um einen runden Tisch
und könnt sich pftdrastiercn.
Var. 3s8.
44.
Frau Wirtin hat auch 'nen Kapitän,
der konnte gans verteufelt sehn,
der sah auf tausend Knoten,
mit absoluter Sicherheit,
das Aas, das hat 'nen Roten.
45.
Frau Wirtin hat auch eben Lehrer,
der benutst den Schwans als
Briefbeschwerer,
tat sich ein Sturm erheben,
legt er sur größeren Sicherheit,
die Eier noch daneben.
Var. a36.
46.
Frau Wirtin hat 'nen Referendar,
bei dem der Schwans vierkantig war.
Doch Liebe macht erfinderisch,
er kaufte eine Feile sich
und feilte ihn sylinderisch.
Frau Wirtin hat ein'n Rechtsanwalt,
der rieb die Bauern warm und kalt,
er setst sich an den Flügel,
spielt mit dem Schwans ein Kirchenlied,
verdient das Aas nicht Prügel?
Var. 227.
48.
Frau Wirtin hat 'nen Burschenschaftler,
der hatte ein Geschwür am After,
das tit er taglich pinseln
mit schwars-rot-goldner Jodtinktur
und dabei kläglich winseln.
Var. 221.
49.
Frau Wirtin hat ein'n Accoucheur,
dem wiederfuhr ein groß Malheur,
er wollt' sie einst entbinden
und fiel dabei ins Loch hinein
und war nicht mehr su finden.
Var. 327.
5o.
Man holt ein'n zweiten Accoucheur,
dem wiederfuhr dasselb' Malheur,
der Unverstand, der rächt sich,
jetzt sitzen sie zu zweien drin
und spielen Sechsundsechzig.
5i.
Man holt den dritten Accoucheur,
auch dem passierte dies Malheur,
das war der Dr. Taube,
jetzt sitzen sie zu dreien drin
und spielen Whist mit Schraube.
52.
Frau Wirtin hat auch ein'n Pastor,
der trug den Schwanz im Trauerflor,
er könnt es nicht vergessen,
daß ihm die böse Syphilis,
die Eichel abgefressen.
Var. 32 4.
53.
Frau Wirtin hat ein'n Maschinist,
der wurde dadurch Onanist,
daß er stets auf und nieder
die Kolbenstange gleiten sah,
das fuhr ihm in die Glieder.
Var. 333.
303

54.
Frau Wirtin hat ein'n Telefonist,
der selten mal zu Hause ist,
und wollte sie mal gerne,
steckt jsie den Draht ins Loch hinein
und vögelt aus der Ferne.
Var. 368 (Telegrafist).
55.
Frau Wirtin hat ein'n Musikant,
der war bekannt im ganzen Land,
bei jedem Hoch zeitsfeste,
4a furite er die Tanzmusik
sum Gaudium der Gäste.
56.
War auch ein Kupferschmied der Frans,
der hatte Grünspan an dem Schwanx,
und wollt er ihr eins stiften,
so wickelt er ein Handtuch drum,
um sie nicht su vergiften.
Var. a66.
5 7 .
Frau Wirtin hat auch einen Maler,
das war ein gaaaar — idealer,
und tat er sie aal pinseln,
dann hört' man in der Nachbarschaft
die Samentierchen winseln.
58.
Frau Wirtin hat auch einen Mohr,
der wichste durch das Abzugsrohr
von einer Badewanne
und zog du jeder Mose vor
was hältst du von dem Manne?
59.
Frau Wirtin hat auch ein'n Chine»',
der vögelt sie von hinten stets,
und fühlt er sich im Himmel,
dann kneift sie ihre Mose zu
und scheißt ihm auf den Bimmel.
60.
Frau Wirtin hat noch ein'n Chiues',
der fickt sie stet, nur ins Gesäß,
sprach sie zu ihm im Zorne:
„Du ostasiatischer Schweinehund,
kannst Du denn nicht von vorne?"
Var. 264.
61.
Frau Wirtin hat auch eine Kuh,
der ging die Votze nicht mehr zu,
bis daß man einst «ltdeckte»
daß stets der kleine Benjamin,
die Aepfel drin versteckte.
6a.
Frau Wirtin hatte auch ein Schwein,
das nahm sie in die Gaststub' rein,
das roch an allen Punzen,
und wo es eine Jungfer fand,
da fing es an su grunzen.
Var. 175.
63.
Frau Wirtin hat auch einen Mop«,
der fraß nur Königsberger Klops,
er roch an jeder MSse,
und wo er eine Jungfer fand,
du ward er ernstlich böse.
Var. i85.
64.
Frau Wirtin hat auch einen Hund,
ich tu' es hiermit jedem kund.
Er roch auf hundert Meter,
mit unfehlbarer Sicherheit,
dem hängt er und dem steht er.
65.
Auch eine Ziege, die war da,
die vögelte der Großpapa,
hei, wie das Tierchen meckerte,
als sich der alte Großpapa,
den neuen Frack bekleckerte.
66.
Frau Wirtin auch ein Lama hat,
mit diesem Tier, da macht sie Staat,
es leckt ihr aus die Votze,
dann sucht es sich ein Opfer aus
und spritzt es mit dem Rotze.
67-
Frau Wirtin hat auch einen Affen,
der macht ihr greulich viel zu schaffen,
von vorne mit dem Pinten,
und mit dem langen Ringelschwanz,
da fickt er sie von hinten.
Var. 199.
304

68.
Frau Wirtin hat aus Uruguay
einen Affen und einen Papagei,
iwei Tierlein voller Spasses,
der Affe wichst sich einen ab,
der Papagei, der fraß es.
Var 319.
69.
Frau Wirtin hat einen Papagei,
der trieb ihr Kunweil mancherlei.
Doch daß er mit dem Schnabel
Klabusterbeern vom Arsch gepickt,
daa halt' ich für ne Fabel
Var. 302,
70.
Frau Wirtin hat auch einen Star,
der ein possierlich Tierchen war,
er kroch ihr in die Mose
und steckt den Kopf iura Arschloch raus
und pfiff die Marsdlaise.
Var. ao4 und 205.
71.
Frau Wirtin hat auch eine Laus,
die stand vor'm Loche Schilderhaus
und durfte immer rühren,
nur wenn der rote König kam,
dann mußt' sie präsentieren.
Var. 117.
7»-
Frau Wirtin hat auch einen Floh,
der kroch ihr immer um'n Popo,
doch tat er Wind verspüren,
so ging das raffinierte Tier
im nahen Wald spaneren.
7 s.
Frau Wirtin hat noch einen Floh,
der kroch auch immer um'n Popo,
und kam er an die Spalte,
so freuten alle Filslftus' sich,
besonders eine alte.
74.
Frau Wirtin hat noch einen Floh,
der kroch auch immer um'n Popo,
als sie mal wurd' geritten,
da sprang er auf den Schwans hinauf,
und wurd* vom Haar zerschnitten.
Var. 20 4» 209.
75.
Auch einen Bandwurm hatte sie,
das war ein ganz verflixtes Vieh,
denn stieg sie auf den Lokus,
so kroch er aus dem Arschloch raus
und machte Hokuspokus.
Var. 206.
7«-.....
Frau Wirtin hat 'ne Klitoris,
d't hing ihr runter, wenn sie schiß,
drei Meter in den Trichter;
und wenn es dann die Ratten sah'n,
huh, machten die Gesichter.
77-
Frau Wirtin hat auch eine Hos',
das war ein Ding ganz tadellos,
nach Pisse und nach Kacke,
nach Tripper, Schanker, Syphilis
stank diese Scheißbaracke.
78.
Frau Wirtin hatte auch ein Bett
und fand es ganz besonders nett,
wenn sie sich schlafen legte,
daß nach der Reihe jeder Gast
ihr noch den Schornstein fegte.
79-
Frau Wirtin hat auch einen Stein,
den nahm sie stets ins Bett hinein
und legt ihn, wollt sie ficken,
— was alles doch die Wollust macht —
dem Vogler auf den Röcken.
80.
Frau Wirtin hat auch einen Schrank,
sieben Meter breit, sieben Meter lang,
drin bewahrte sie die Rüben,
womit sie in der Jugendzeit
die Onanie betrieben.
to Kraufi: IX. Beiwerk b. 8tud. d.Antbropopfaytti».
305

8i.
Frau Wirtin hat auch ein Klistier,
und damit spritzt sie stets das Hier,
und wer es dann tat saufen,
der kotzte ganz gottsjämmerlich
und mußt' noch lange schnaufen.
Var. 5a.
82.
Frau Wirtin hat ein Telefon,
da klingelt heut' der kleine Colin,
sagt zu Frau Wirtin kecke,
daß er von heute Abend an
für Entgelt Vota« lecke.
83.
Frau Wirtin hat «in Wirtshauaschild
mit ihres Ahahemi Antlitz mild,
den Künstler mal man lobe»,
die Nase malte er als Kot,
das Augeapaar ab Hoden.
84.
Frau Wirtin hat auch eben Kahn,
mit diätem fuhr sie auf der Lahn,
sie legt sich auf den Rücken
und klappt die Mftee auf und zu
und fing damit die Mücken.
85.
Frau Wirtin hat auch einen Traum,
die ganze Weh voll Phiselschauni,
es wichsten 20 Knechte
wohl eine Badewanne voll,
was sie erheblich schwichtc.
Var. 54.
86.
Frau Wirtin hatte noch ein'n Traum,
es lief ein Mann um einen Baum,
doch wollt' es ihm nicht glucken,
trotz der rapidsten Schnelligkeit,
sich selbst in'n Arsch zu ficken.
8? \ .
Frau Wirtin hatt' noch einen Traum,
sie tr&umt', sie läge unter'm Baum,
dran hingen alle Bimmel,
die sie schon einmal drin gehabt,
puh, war das ein Gewimmel.
88.
Auch ich war einmal an der Lahn
und sah mir die Geschichte an,
was mußt ich da erblicken,
das ist ja alles gar nicht wahr,
da* Aas läßt sich nicht ficken.
Mitgeteilt von Edgar Spinkler.
(Aus Deutscli-ftordböhmen.)
89.
Die Wirtin hat auch eine Katz,
die leckt ihr aus die ganze Fatz.
Sie tat sich drin verstecken,
schaut mit dem Kopf zur Fotz heraus
und tat den Arsch ihr lecken.
Die Wirtin hatt' auch einen Stier,
das war ein wunderbares Tier,
dem hielt sie viel zu gute
und alle Tage ging sie hin
und kitzelt ihm die Rute.
9»-
Die Wirtin hatt' ein Töchterlein,
die war tum Vögeln noch zu klein.
Wollt' sie sich amüsieren,
Nahm sie 'ne Unschlittkerze her
und tat sich onanieren.
Die Wirtin hatt' auch einen Ohm,
der hatt' im Arsch ein Garcinom,
das tat ihn sehr genieren,
Besondere wenn er scheißen tat
und auch beim Busserieren.
93.
Die Wirtin hatt' ne Tochter auch,
die hatte Titten bis zum Bauch
und ging sie auf den Locus,
so schlug sie eine hinten 'rum
und wischte sich den Focus.
. 94.
Die Wirtin hatt' noch einen Ohm,
dein rann der Tripper wie ein Strom.
Hatt' Syphilis und Schanker,
Die Pauken hatt' er obendrein
und wenn er fickt, so stank er.
306

9 5.
0*6 Wirtin batt' ne Filzeslaus,
die hat am Arsch ein Schilderhaus,
sie tat sich gar nicht rühren,
und wenn der rote König kam,
da tat sie präsentieren.
9<-
Die Wirtin hatt' 'nen Accoucheur,
dem passierte mal ein groß' Malheur,
Als er sie tat entbinden,
da fiel er in ihr Loch hinein
und war nicht mehr su finden.
Var. 325.
97-
Die Wirtin hatt' noch 'nen Accoucheur,
dem passierte jüngst dasselbe Malheur.
Ja, Unachtsamkeit, die rieht sich!
Jetzt sitsen beide in dem Loch
und spielen sechsundsechsig.
98.
Die Wirtin hat noch 'nen Accoucheur,
der liebte sauere Speisen sehr.
Als sie kam in die Wochen,
da nahm er ihre Nachgeburt
und tat sie sauer kochen.
99;
Die Wirtin hatt' 'nen Kupferschmied,
der hatte Grünspan um sein Glied,
und wenn er sie tat stiften,
so band er sich 'nen Fetten drum,
um sie nicht su vergiften.
Var. a65 n. Nr. 56.
ioo.
Die Wirtin hatt' auch einen Hund,
der hatt* 'nen Beutel wie ein Pfund.
Er leckte ihr die Titten
und als ich einstens dasu kam,
da hatt' er sie geritten.
101.
Die Wirtin hatt' auch einen Affen,
der onaniert wie alle Pfaffen
und was er produzieret,
das ward alsdann als Aalgelee
tum Nachtisch aufservieret.
103.
Die Wirtin hatt' auch einen Pudel,
der hatt* 'ne gans vertrackte Nudel,
sie stand ihm wie ein Bretzel
und wie er damit hintsen kunnt,
das ist und bleibt ein Rfttsel.
Wallern i. B., Dr. Jo$ef Hoschek.
(Aus Gießen)
io3.
Die Wirtin hat auch eine Bonne,
die tat es nur mit dem Goodorae;
doch einmal* ließ sie's gelten,
da kriegt sie 'n Kind mit'n Regenrock,
ist das nicht ziemlich selten?
Var. 36.
io4.
Die Wirtin hat auch eben Hirt,
in dem hat sie sich schwer geirrt.
Er blies zwar die Schalmeien,
doch mit „des Knaben Wunderhorn"
könnt er sie nicht erfreuen.
Var. a56.
io5.
Die Wirtin hat 'nen Pharmazcut'n,
der könnt mit beiden Eiern läut'n;
und ging er 'mal zum Bocken,
da tönt es durch die stille Nacht
wie ferne Osterglocken.
106.
IHe Wirtin hat auch ein Sofa,
doch tat sie es wohl niemals da;
jedoch die Tochter Röschen
erlaubte sich des Nachmittags
dort ab und zu ein Stößchen.
Var. i53.
107.
Die Wirtin hat ein Bandelvieh,
das amüsiert sie spät und früh,
denn ging sie 'mal zum Locus,
so kroch er aus dem Arschloch Vau»
und machte Hokuspokus.
Var. 206.
Mitgeteilt von P. Philemon.
10*
307

(Aus Bonn)
108.
Frau Wirtin hat auch einen Hund,
dem war der Schwanz schon lauge wund,
und war geformt wie eine Bretasel,
und wie das Vieh noch vögeln könnt',
ist mir bis heut* ein Ratsei.
109.
Frau Wirtin hat auch einen Floh,
der saß ihr immer am Popo,
und ging sie einmal scheißen,
dann funte sie so fürchterlich,
daß er sich fest mußt' beißen.
HO.
Auch einen Bandwurm hatte sie,
das war du kreuifideles Vieh,
denn ging sie auf dkm Lokus»
steckt er den Kopf tum Arschloch 'raus
und trieb da Hokuspokus.
Var. 306.
in.
Frau Wirtin hatt' auch einen Traum,
da lief ein Mann um einen Baum,
dem wollte es nicht glücken,
trots rasendster Geschwindigkeit,
sich in den Arsch tu ficken.
HJ.
Frau Wirtin hatte auch 'ne Nicht',
die onanierte mit 'nem Licht,
und geriet sie in Ekstase,
dann schob sie auch den Leuchter 'nein
und noch dasu 'ne Vase.
Var. 127.
n3.
Frau Wirtin hat auch ein Klavier,
das machte ihr recht viel PUsir,
denn tat sie einmal klimpern,
so ließ sie sich im Walsertakt
von hinten im Sitaen pimpern.
114*
Auch eine Ziege war noch da,
die vögelte der Großpapa:
Ei, wie das Tierchen meckerte,
wenn sich der gute, alte Mann
den ganzen Rock bekleckerte.
Mitgeteilt von F. J. W. M.
(Aus Elberfeld)
115.
Frau Wirtin hatt' auch einen Hahn,
der konnte, was nicht jeder kann,
er vögelt' zwanzig Hennen,
und lief dann auf dem Hof herum,
das würde ich nicht können.
>ar. 190.
116.
Frau Wirtin hatt' auch eine Nichte,
die machte sich'* stets mit 'nem Lichte,
geriet sie in Ekstase,
so schob sie noch den Leuchter 'rein,
der war aus blauem Glase.
Var. 127.
117-
Frau Wirtin hatt' auch eine Muhme,
die duftete wie eine Blume,
sie roch als wie ein Veilchen,
und wenn man sie gevögelt hat,
so schob sie noch ein Weilchen.
Var. 98.
118.
Frau Wirtin hatt' auch ein'n Kaplan,
den ließ sie nur von hinten 'ran;
wenn er sich glaubt' im Himmel,
so klappte sie die Votse su
und schiss ihm auf den Pimmel.
Var. a3i.
119.
Frau Wirtin hatt' auch einen Schmied, 1 )
der hatte Grünspan an dem Glied,
und wenn er wollte stiften,
so band er sich 'nen Lappen drum,
um niemand zu vergiften.
Var. 266.
120.
Frau Wirtin hatt' auch 'ne Mamsell, 2 )
die war von Augen furchtbar hell,
sie sah auf tausend Meter
mit unfehlbarer Sicherheit:
Dem steht er nicht, dem steht er.
Var. 61.—63.
308

121.
Frau Wirtin halt' auch eine Magd,
die hatt'a aus Angst noch nicht gewagt;
mit Finger, Licht und Rübe
Befriedigt sie ihr geiles Loch,
verdient solch Aas nicht Hiebe? —
Var. 27.
122.
Frau Wirtin hatt' auch einen Arsch,
im Jahre einundsiebzig warsch —
sie knöpft' sich ab die Hosen,
und lud sich dann Kartoffeln ein
und schoß auf die Franiosen.
\ar. 4i*
123.
Frau Wirtin hatt' auch einen Hund,»)
der war am Arsche furchtbar wund,
weil er, was er nicht tollte,
in einer lauen Frühlingsnacht
'nen Prellstein vögeln wollte.
Var. 182.
124.
Frau Wirtin hatt' auch einen Schrank,
drei Meter hoch, vier Meter lang,
drin lagen all die Rüben,
da sie in ihrer Jugendzeit,
mit Onanie getrieben.
Mitgeteilt von Dr. S. Schrenck.
(Aus Leipzig)
12 5.
Frau Wirtin hatt' auch einen Kahn,
darinnen fuhr sie auf der Lahn.
Sie legt sich auf den Rücken,
und klappt die Mose auf und zu
und fing auf die Art Mücken!
126.
Frau Wirtin hatt* auch 'nen komtnis,
der war ein großes Wichs-Genie,
er rupfte, rieb und rollte,
und schlug noch mit dem Hammer drauf,
wenn es nicht kommen wollte.
\ar. 262.
ia7 '
Frau Wirtin hatt' auch 'nen Neveu,
dem taten sehr die Klöteii weh,
weil er sie heftig klemmte,
Als er durch einen Gartenzaun
des Nachbars Gattin stemmte.
Var. 3o4.
128.
Frau Wirtin hatt' nen schweren Stein,
den nahm sie mit ins Bett hinein
und legt ihn dann beim Ficken,
(Was doch die Liebe nicht ersinnt!),
dem Gatten auf den Rücken!
129.
Frau Wirtin hatt' auch einen Neffen,
der könnt das richt'ge Loch nie treffen,
drum kauft er sich ne Brille,
die setzte er, statt auf die Nas,
sich unten auf die Nille!
\ar. i36.
i3o.
Frau Wirtin hatt' auch eine Nicht',
die war auf's Vögeln sehr erpicht.
Offiziere und Studenten,
die zahlten jährlich sieben Mark,
dann war'n sie Abonnenten!
i3i.
Auch eine Ziege, die war da,
die vögelte der Großpapa.
Als sie fing an zu meckern,
tat sie dem alten, braven Mann
den ganzen Schwanz bekleckern.
= oben Nr. 11/i.
i3a.
Der Wirtin Mann« Quecksilber fraß,
weil er die Syphilis besaß,
die wollte er vertreiben,
Drum, wenn ein Pup ans Fenster lief,
Da wurden's Spiegelscheiben!
Mitgeteilt von Csarl Schwalbach.
133—i 34.
Zu der Abhandlung über das Lied „Es
stand ein Wirtshaus an der Lahn" sind uns
noch zwei Ergänzungen zugekommen.
309

i. Zu der Strophe „Frau Wirtin hat auch
eine Nichte' 4 , Die letzte Zeile dieser Strophe
ist in mehreren Varianten im Umlauf! und
zwar „aus rotem (blauen, bunten usw.)
Glase". Im Anschluß an diese Varianten
wird nun folgender Witz erzählt: Man habe
eine internationale Konferenz zur Richtig-
stellung des Textes einberufen, zu welcher
erschienen:
aus Preußen: der Konsistorialrat Ständer,
aus Rußland: der Großfürst Popofick,
au» England: Lady Weitfutt und Viscount
of Wichsinsbett,
aus Italien: Marchese Onanini,
aus der Schweiz: Herr Tägli Vögli,
aus den nordischen Staaten: Baron von
Tripperström,
aus Spanien: der Grande Laßmirranda denn
Sewillja,
aus Amerika: der Häuptling der Händ-
wichs-Indianer, usw.
2. Im Rheinlande wird noch eine weitere
Strophe, die in der zitierten Abhandlung
nicht aufgeführt ist — und zwar im jüdi-
schen Argot — gesungen:
Frau Wirtin hat auch 'neu Rabbiner,
der war ein wahrer Gottesdiener,
Er chaumelte (Var.; vögelte) am Join
Kipper,
una wenn der Rosch Haschana kam,
so hatte er stets nen Tripper.
3/0

KI~PPHORN-VERSE.
Mitteilungen von Krauss, Edgar Spinkler, P. M, J. EU Dr. Schrenck
und Hans Frcimark.
In den Sechxigcrjahren des vorigen Jahr-
hunderts veröffentlichte der mir sonst un-
bekannte Humorist Klapphorn in den
Münchener fliegenden Blättern nach älte-
ren volkstümlichen Vorbildern, die tur Gat-
tung der Lahnwirüngestanxeln gehören,
eine Reihe Vierseiler, die überall sur Nach-
ahmung reisten. So gelangte Klapp-
horns Name su einer Beliebtheit in
feuchtfröhlichen Gesellschaften des deut-
schen Städtervolkes. Zur Erläuterung führe
ich hier bloß fünf Vierzeiler an, zwei aus
Wien und drei aus Elberfeld:
(Au» Wien)
i.
Zwei Knaben lagen in dem Stroh.
Von dem einen sah man den nackten l > o[>o,
Vom anderen die nackten Knie,
Der andere, der hieß Marie.
a.
Zwei Mädchen, beide wunderhold,
Die gingen in den Garten;
Die eine wurde gleich gefickt,
Die andre mußte warten.
(F. S. K.)
(Au» Elberfeld)
3.
Zwei Mädchen gingen d«rch' die Wüste,
Von weitem sie ein Neger grüßte;
Die eine fand ein Straußenei,
Die andre bei dem Neger — zwei.
/;.
Zwei Mädchen spielten sich am Ding,
Die eine langsam, die andre flink;
Da sprach die Langsame su der Flinken:
Riech mal, wie meine Finger stinken.
5.
Zwei Mädchen lagen an der Brust,
Und tranken dort nach Herzenslust;
Da sprach die eine: „Prost, Mietze,
Ich komm' Dir 'ne halbe Pietzc!" —
Mitgeteilt von Dr. Schrenck.
311

SCHÜTTELREIME.
Mitteilungen von Krauss und Dr. Schrenck.
Wenn mich meine Kenntnis der deutschen
Dichte und Dichtkunst nicht irreführt, so
muß man keinen Geringeren als Friedrich
Rückert, den Meister deutscher Reim-
schmied- und Uebersetzungskunst, als den
wahren Urheber oder doch mit als eben
der Urheber des Schüttelreimes ansprechen;
denn seine von Lebensklugheit und Geist
übersprudelnde Weisheit des Brahmanen
ist voll des gekünstelten Wortgebimmels,
de* Geistreicheins dem Reim und dem
Wohlklang zu Gefallen. Der billige Witz,
durch Umstellung der Bestandteile eines
zusammengesetzten Wortes eine Lachwir-
kung zu erzielen, lebt sich am muntersten
auf dem Gebiete des Geschlechtslebens aus.
Ich kenne lustige Menschen, die sich sozu-
sagen berufsmäßig ein Vergnügen daraus
machen, mit solchen Zwei- und Vierzeilern
Tisch- oder Reisegenossen zu unterhalten
und sie dichten gerne immer neue Schlager.
So manche bürgern sich ein und erreichen
sprichwörtliche Verbreitung und Beliebt-
heit. Zu diesen zählen nachfolgende Proben
aus verschiedenen Orten, wobei ich einige
Zweizeiler absichtlich als Varianten wie-
derhole. Der enge Raum zweier Zeilen er-
laubt keine größeren Abänderungen.
i.
Aus der Kammer einer Chonte
Kam ein Chammer, der nicht konnte.
2.
Ich trinke meinen Scher ry meist
Des Morgens, wenn die Mary scheißt.
3.
Die Mädchen klimpern an dem Penis,
Wenn er zum Pimpern noch zu kleen is.
4.
Was beißt'n mir in de Bimmel, Krätche?
Es is dir doch geen Himmel breedche.
(Sächsisch.)
Mitgeteilt von Haue Frftmor/Ir-Bcrlin.
5.
Die Mädchen unter ihren Decken lachten
Und gar nicht mehr ans Lecken dachten.
6.
Kaum auf der Stirn lieh ihr das erste
Löckchen rankte,
Als man schon voller Lust ihr unters
Röckchen langte.
7-
Einst war er ein so zarter JQngling,
Jetzt ist er ein bejahrter ZAngling.
8.
Stoßgebet einer Jungfrau
Hier lieg ich nun im Himmelbett,
Wenn ich nur einen Bimmel hätt'l
Mitgeteilt von A. B. in Berlin.
9-
Erst lernt' ich sie als Perle kennen,
Jetzt geht sie mit de Kerle pennen.
10.
Erst scherzt er mit dem dreisten Lieschen,
Jetzt schmerzen ihm die Leistendrüschen.
ii.
Einst wohnte sie im Säulenbau,
Jetzt ist sie eine Beulensau.
12.
Einst träumte sie im Himmelbett:
Wenn mein Mann doch so *n Bimmel hätt'l
Aus Berlin. Mitgeteilt von Edgar Spinkler.
312

i3.
In der Kammer saß die Chonte
Mit dem Chammer, der nicht konnte.
Aus Gießen. P. M.
In den modernen Sittendramen,
Kriegt oft die Frau vom Dritten Samen.
i5.
Im Alter keine Pille nutzt,
Wenn jung man viel die Nille putzt.
16.
Ich kann nur klimpern mit meinem Penis,
Weil er zum Pimpern viel au Ideen is.
I7 '
Die Mädchen werden böse meist,
Wenn man sie in die Mose beißt.
18.
Erst spielt er mit dem dreisten Lieschen,
Dann schmerzten ihn die Leistendrüschen.
*9-
Die junge Frau, fast pudelnackt,
Den Hausfreund bei der Nudel packt
Und seufzt in ihrem Himmelbette:
„Ach, wenn mein Mann den Bimmel
hätte!'
Aus der Bayerischen Pfalz. /. //. in W.
313

MINNELIEDER DEUTSCHER SEEFAHRER.
Einleitung von Krauss, Mitteilungen von Dr. Paul Müller und
Direktor Dr. W.
Oft bekommt man die Behauptung iu
lesen, deutsche Schiffe seien durchwegs
Pflegestatten lasterhaften Urningtums. Ir-
gendeinen Beweis hiefür fand ich noch nir-
gendwo vor. Es spricht gegen die Schauer-
iiiäi vor allem die Tatsache, daß es in deut-
schen Hafenstädten nicht anders als in je-
nen anderer Völker nahe den Landungsatel-
len sahireiche Freudenhäuser gibt, wo die
Seefahrer ihre Ersparnisse und nicht selten
auch ihre Gesundheit verlieren. Uebrigens
fahren auch leichtlebige Frauen su Schiff
mit, so dai unsere Seefahrer wohl schwer-
lich aus Geschlechtsnot den etwaigen Lok-
kungen schlimmer Puppenjungen tu er-
liegen brauchen. Bei der gegenwärtig
durchschnittlich kurzen Dauer der See-
fahrten verbleibt der Seefahrer noch immer
eine Landratte. Er nimmt seine fröhlichen,
zu Lande erlernten Lieder mit sich aufs
Schiff mit und erfreut sich ihrer um so
mehr, als er auf offener See ungleich un-
boengter als auf dem Festlande seiner lu-
stigen Stimmung freien Lauf lassen darf,
ähnlich wie die Soldaten in den Kasernen
und auf Uebungamlrschen. Die Einsender
bezeichnen nachfolgende Lieder ausdrück-
lich als Seemannslieder, doch deren Inhalt
verrat keinerlei Besiehung zum Wasser und
zur Meerfahrt. Im Gegenteil sind es bloß
Erinnerungen an erlebte oder erzählte Fest-
landerlebnisse. Irgendwelche urnische Lie-
der der Seefahrer sind mir unbekannt.
Zweimal war ich als Sachverständiger vor
dem Weltkriege ins k. k. Landesgericht für
Strafsachen in Wien berufen, ein Gutachten
abzugeben über jüngere Matrosen, Deut-
sche und Slaven, die sich gleichgeschlecht-
lich su befriedigen pflegten und dabei von
Kameraden ertappt worden waren. Die
Bürschlein gaben sich als echte Urninge.
Einer von ihnen benahm rieh wie eine
Straßendime und fing während dar Ver-
handlung mit mir in speanteln an. Da die
Angeklagten eigentlich nichts Böses tum
Schaden anderer angestellt hatten, ließ der
Richter alle frei ausgehen.
Krauss.
Aus dem Hamburger Hafen.
Mein ganzer Reichtum ist mein Glied.
i.
Ich kam nachts in ein stilles Häuschen»
Zu stillen meiner Liebe Glut,
Und sieh', ein zartes, liebes Mäuschen
Gar bald in meinem Arme ruht.
Da fleht sie mit erhob'nen ll&nden:
„Was schenkst Du, eh' die Liebe flieht?"
Ich sprach: „Mein Kind, Du kannst mich
schänden,
Mein ganzer Reichtum ist mein Glied!"
2.
Die Gräfin Ida hat Millionen;
Sie reicht die kleine weiße Hand
Mitsamt den Schätzen aller Zonen
Zum ew'gen Bund dem Leutenant.
Kr hat nicht Gold-, nicht Silberminen,
Doch will ins Bett sie und ist müd',
Dann spricht er: „Gräfin, Euch zu dienen!
Mein ganzer Reichtum ist mein Glied!"
3.
August der Starke war ein König,
Der einst beherrscht' den Sachsenthron;
314

Solch* Landesväter gab es wenig:
Die Söhne waren Legion!
Er war Regent im weiten Polen,
Viel Schätze barg wohl sein Gebiet,
Doch August sagt es unverhohlen:
„Mein ganzer Reichtum ist mein Glied! 4
4.
Es folgt die schöne Anna-Liese,
Dem Fürsten auf sein stolzes Schloß,
Sie macht es ihm zum Paradiese
Als wonnetrunk'ner Bettgenoss'.
Sie ist vern Glanz und Pracht umgeben,
Und wenn er sanft ans Herz sie zieht,
Dann flüstert sie mit Wonnebeben:
„Mein ganzer Reichtum ist Dein Glied!'
5.
Als einst der kleine Karl im Bette
Voll Unschuld auf ein Rätsel stieß,
Lief in die Küche er zur Jette:
„O, Jette, sag' mir, was ist dies?"
Die Jette spricht d'rauf mit Ergötzen:
„Geh schlafen, Liebling, Du bist müd!
Dies Kleinod lernst Du einst noch schätzen,
Dein ganzer Reichtum ist Dein Glied!'
Mitgeteilt von Dr. Paul Müller.
Vene und Lieder, gehört auf einem deut-
schen Dampfer in Gutujeff (St. Peters-
burg) 1913.
(Mies
ohne irgendeine Korrektur.)
i. Einleitung zu einer Grabrede.
Es war an einem Lenze.
Die Sonne sank blutig herab,
Da trugen vier schwarz behaarte Schwänze
Eine verrottete Mose zu Grab.
Der Sarg war mit kalten Bauern lackiert
Und mit Schwänzen eingraviert,
Und mit Fotzen ausstaffiert.
3. Aus dem warmen Klubzimmer, Melo-
die: Unser Kaiser liebt die Blumen.
Herr von Datteln — liebt das Natteln
Aber Weiber liebt er nicht;
Auf ein Weib herumzuspateln
Hält er für ganz fürchterlich.
Was soll ich auch Geld ausgeben?
Weiber bleiben vom Halse mir,
Tu lieber in die Kammer schweben,
Spiel dort heimlich siebzehnvier.
3. Der Scherenschleifer.
Ja, ich bin der Scherenschleifer von Paris,
Ladaschin — ladaschin — ladaschin
ladabumm.
Ich schleifte die Scheren, die Messer und
die Gabeln.
Ladaschin usw.
Ja, in Hamburg, da hab* ich auch
geschliffen,
Ja, da haben mich die Mädel in den
Schleif trog geschmissen,
Ladaschin usw.
Ja, das Schleiftrog-scheißen will ich euch
vertreiben,
Ich werde euch die Haare von der
Fotzefotze schneiden,
Ladaschin usw.
Ja, in Barmbak, dar geit dat lustig her,
Ladaschin usw.
Ja, da smiert sick de Durus de Fotze mit
Teer,
Ladaschin usw.
Ja, das Fotzen teeren will ich euch
vertreiben,
Ich will euch die Haare von der Fotzefotze
schneiden,
Ladaschin usw.
5.
Scheißt Brüder, scheißt, daß alle Wände
krachen,
Scheißt der Welt ins Angesicht!
Freunde wollen wir uns nennen,
Bis der Kater Junge kriegt,
Albumvers von Karl Meyer.
k '
Wecken auf See im Matrosenlogis,
Unsern Stürmann, denn sin Klotsack
Hohiho -
Is so grot wie uns Marsfall block
Hohiho
Un sin Swanz wie'n Seeseilspier —
Heise, reise aus'm Quartier.
315

6.
Bei der Alten in die Kammer,
Hei der Jungen in das Bett!
Bei der Alten wird man mager,
Bei der Jungen wird man fett.
7 (unvollständig).
Heet du dat Hamborger Fischwief nich
sehn?
Sing falleri hurra—
De harr'n furchbar Geschirr mang deBeen
Sing usw.
Un willst du dat Hamborger Fischwief mal
ficken,
Sing usw.
So moß du mitbringen een bannigen dicken
Sing usw.
Du moß em umwickeln mit VVarg und
mit Flicken,
Sing usw.
Un laschen em denn mit Swefelstickein,
Sing usw.
Dat Hamborger Fischwief dat is nu old,
Sing usw.
De Kutt vull Kliester, dat Marslock vull
Schit.
Sing falleri hurra!
Aus Bremen. Mitgeteilt von Dir. Dr. W.
316

Wichtige Werke
der Kultur- und Sittengeschichte
Wulffen, Sexualspiegel von Kunst und Verbrechen. 450 Seiten mit 100 Licht
drucktafeln. Lex, 8 § . Ganzleinen Mk. 30.—, Halbieder Mk. 38.—, Ganz-
leder Mk, 50.—.
Eine tiefgründige und jeden Literaturfreund ungemein interessierende Fofflttnneg nach de» litte
Unraellen kiastlerischer Intuitionen! Ein wundervolles Bildmaterial unterstützt dtn fast d fch t ei l ach en
Text, dar oft in gehobener Sprache die tieferen Motire der Weltliteratur zeigt; afarertravte Dichtung
gewinnt neue, eigenartige — ich möchte faitt tagen — aktuelle Geeichter. Dee Buch verdient größte
Beachtung.                                                 Hein» Ueftnann in der „Rheiuiach-Westfaliecheu Zeitung".
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Band 1: Geschlechtsleben und Erotik in der menschlichen Gesellschaft der
Gegenwart Band II: Die käufliche Liebe bei den Kulturvölkern. Jeder
Band 4oo Seiten mk 350 teils farbigen Tafeln und Bildern, Lex. 8°, Ganz-
leinen je Mk. 38.—, Halbleder Mk. 45.—, Ganzleder Mk, 55.—.
Das Buch Im keinetwega Mol eine Augenweide, et itt vielmehr eine Quellt reichater Belehrung.
Schon der Ton, in dem dal Werk geschrieben ist, berührt durch aeine ruhige Objektivität höchst
angenehm: die schwere Au%abe, streng wissenschaftlich uud dabei doch allgemeinYerstfndlich zu
schreiben, acheint mir in der gründlichen, tiefschürfenden Darstellung des Verfassers auf das glück-
lichste gelöst au sein.                                                                                         Prof. Dr. Hans Licht.
Herbert Lewandowski, Das Sexualproblem in der modernen Literatur
und Kunst. 380 Seiten mit 250 teils farbig. Bildern, Lex. 8°, Leinen Mk. 30.—,
Halbleder Mk. 38.—, Ganzleder Mk. 50.—.
Mit dieser lichtbringenden Forscherleistung erschließt Dr. Herbert Lewandowski Gelehrten und Laien
einen Weitblick in das kulturelle Werden der Weit. Gerade dem Sexualproblem diese mit erlesenem
Geschmack und fein gewählter Bebilderung erschöpfende Ucbersicht zu schaffen, war ein guter Vor-
satz, der mir bis ins Einzelne gelungen scheint.
Prof. Dr. Herbert Hirschberg im „Geistigen Arbeiter".
Johannes Scherr 9 Weib I Dame I Dirne. 350 Seiten mit 100 teils handkolorierten
Tafeln in Lichtdruck, Lex, 8 # , Leinen Mk. 35.—, Halbfranz Mk. 45.—.
Ein Buch der Tatsachen und Belege für den Einfluß des schönen Geschlechts auf Bildung und Ent-
wicklung der Kultur. In seiner frischen Anschaulichkeit und der Vertiefung der Gedankengänge
wirkt das Buch wie gestern geschrieben.                                                                             Karl Rauch.
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Fertigstellung dnffe* ihre« Buekkandler zu.
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Liebes-Wercke, ao geschehen im Closter
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ges-Licht gelogen und ins Tcutsche
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Frucht-wüntscfcenden Gesellschaft. Colin,
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lieiiien. (Statt 150.—).................... G.-Mk. 96.—
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modernen Kultursprachen.
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